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"Frohes Schaffen - Ein Film zur Senkung der Arbeitsmoral"

Schöner Leben Göttingen lädt euch ein zum gemeinsamen Filmschauen und anschließender Diskussion "Frohes Schaffen - Ein Film zur Senkung der Arbeitsmoral" 20:15 Uhr Arbeit und Leben, Lange Geismarstraße 72-73, Seminarraum 6 - 9 Eintritt kostet nix, gerne Knabberkram und Getränke mitbringen.

"Konstantin Faigles essayistisch-satirische Doku-Fiktion zeigt: Der moderne aufgeklärte Mensch ist nicht frei von Irrglauben und geistigem Zwang. Er hat längst einen anderen Gott erwählt: Die Arbeit. Arbeit ist eine Sucht, ein Fetisch, ein Mantra, das uns tagtäglich umgibt. Sie ist zugleich Sicherheit, Selbstbestätigung und Existenzberechtigung. In Zeiten von Wirtschaftskrise und rasantem Arbeitsplatzabbau hinterfragt FROHES SCHAFFEN diesen „heiligen“ Lebenssinn der Arbeit. Eine wunderbar ketzerische, filmische Reflektion – unterhaltsam, humorvoll und zugleich tiefgründig. Ein Film von Konstantin Faigle Deutschland 2012, 98 Minuten" Quelle

Wir beschäftigen uns hin und wieder mit dem Thema "(Erwerbs-)Arbeit". Diese ist für viele - auch für uns - ein ziemlich raumgreifender Lebensbereich, der in der Regel hierarchisch und wenig selbstbestimmt organisiert ist. Der Film "Frohes Schaffen" setzt für uns eine Reihe zwanglos fort: Einserseits haben wir uns zu diesem Thema mit Frigga Haugs "Vier-in-einem-Perspektive" beschäftigt, andererseits auch Filme gezeigt, z.B. "inge m und die summe der sekunden" von Marcus Janke und "Work Hard, Play Hard" von Carmen Losmann. Wir sind gespannt, ob uns mit dem Film die Senkung unserer Arbeitsmoral gelingt. http://www.hupefilm.de/dokumentarfilm/hupe_dokumentarfilm.php

 

"Recycling & Sharing – Dinge in Energiekreisläufen – studentische Kurzfilme"

Veranstaltung von Studierenden der Kulturanthropologie der Uni Göttingen 21.5.14 Lumière

Das Thema Klimawandel, aus kulturanthropologischer Perspektive, bietet den Rahmen. Recycling und Sharing sind zweifelsohne Teil der Debatte. Die filmischen Umsetzungen zeigen den Umgang mit Energiekreisläufen. Der Konsum und die Verwertung der Produkte um uns herum stellen einige Fragen bezüglich unseres Alltags: Recyclen wir (un)bewusst und wie lösen wir Wertstoffe ein? Woher kommen diese Wertstoffe? Sind wir die Spitze der Wegwerfgesellschaft? Ist es ein Verteilungsproblem , dass nicht jedeR gleich auf die Produktionsmittel zugreifen kann. Wo teilen wir unsere Ressourcen miteinanderen? Erwächst ein solidarischer Gedanke aus der Möglichkeit umzuverteilen?
Diese globalen Themen werden in den letzten Jahren auch auf regionaler Ebene verstärkt diskutiert.

Die Kurzfilme, entstanden aus Stopmotion, reportagenartigen Sequenzen, Animation & Fotos, Audiostrecken und Einigem an Footagematerial. Wir haben uns ausgetestet...

Die Veranstalter_innen wünschen sich Beiträge und Austausch im Anschluss an die Filmvorführungen. Gern dürfen sich auch Initiativen (bspw. Foodsharing, Upcycling, Konsumkritischer Stadtrundgang...) zu diesen Themen vorstellen.Über zahlreiches Erscheinen würden wir uns freuen und laden Interessierte, UmweltaktivistInnen und Filmschaffender zum Austausch der regionalen Menschen der audio-visuellen Kunst. Auch für möglicherweise weitere Kurzfilmabende im Programmkino…

(1) Energie - 1min
(2) Dose ist Dose? - 2min
(3) Personal Recycling Journey - 8min
(4) Current - 2min

(5) Zu verschenken - 6min
(6) Foodsharing - 14min
(7) Dichotomie - 2min
(8) Geteilte Ding-Geschichten - 7min

Göttingen 2013/2014 8 Kurzfilme von verschiedenen Studierenden http://www.kaee.uni-goettingen.de/cva/

 

FIlmbesprechung: Elysium

Der Realitätsbezug zur Jetzt-Zeit einzelner Szenen hat es in sich: so stockt einem der Atem wenn die Verteidigungsministerin des Elysiums Raumschiffe mit illegalen EinwanderInnen einfach abschießen läßt – die Nähe zum Versinkenlassen von Flüchtlings-Booten auf dem Weg von Afrika nach Europa ist offensichtlich. Und dann noch der Satz: die Entkommenen sofort Abschieben!

Wer die Praxis der Einhaltung von Sicherheitsvorschriften in Industriebetrieben kennt, sieht den Film auch nicht als Science Fiction wenn der Max als Arbeiter an einer übermannshohen Maschine sch zur Beseitigung einer Störung in den ungeschützten Innenraum der Maschine zwängen muß weil ihm angedroht wird dass er sonst entlassen würde. Prompt springt die Maschine an, er wird eingesperrt und radioaktiv verseucht. Solche Zwangslagen kennt man z.B. von LKW-Fahrern, die bereit sein müssen mit abgefahrenen Reifen und viel zu schnell zu fahren oder ihren Job verlieren. Oder Arbeiter in Hochregallagern die ihr Arbeitspensum nur schaffen, wenn sie die Sicherheitsbestimmungen umgehen müssen "beide Hände an den Kontrollhebel – damit keine Hand im Regal ist, wenn das Gerät durch die Regale fährt". Dann wird ein Heben mit einem Gummiring festgestellt und das Regal angefahren.

Geradezu Klassenhass anstachelnd ist die Szene in der ein durch beste Lebensbedingungen Privilegierter, der Direktor einer Roboterfabrik einen Abteilungsleiter von der stinkenen Erde anherrscht – sprechen sie mich nicht so an, dass ich ihren Atem abbekomme und über den radioaktiv verseuchten Max auf der Bahre spricht er wie von Abfall und meint, man solle ihn schnell wegschaffen, damit er das Laken nicht verschmutzt.

Von 100 – 115 Millionen $ Produktionskosten ist die Rede. Wenn man den Abspann anschaut wird klar warum – da werden mehr als 1000 MitarbeiterInnen bei dem Film aufgeführt.

Exkurs: Wieso sprechen die "Bösen" in Hollywoodfilmen immer Französisch? Bei Matrix der Typ, der den Schlüsselmacher eingesperrt hat, in Krieg der Sterne die Verschwörergruppe aus dem Kreis der Regierungen, bei James Bond "Quantum Trost" der Aufkäufer von Wasserreservoirs usw. Manchmal gibt es auch solch böse Bemerkungen wie "diesen Franzosen hätte man bei seiner Geburt mit einem Baquette erschlagen sollen." Dass die USA die transatlantische Verbindung mit Europa stärken wollen und ihnen dabei in der Vergangenheit die paneuropäische Linie Frankreichs mit eigener Force de Frappe im Weg war, kann doch kein Grund sein, den Filmen solche Fiesheiten abzuverlangen. Und in Elysium spricht Jodie Foster in ihrer Rolle als wirklich widerliche Böse eben auch Französisch.

Die körperlichen Grenzen des Hauptdarstellers in der Rolle des Max werden schlicht ignoriert. Nach einem Schwertstich in den Bauch und mit einer radioaktiven Verstrahlung mit 5 Tagen Restüberlebenszeit vollbringt der Held allein aufgrund eines umgeschnallten Gestänges die tollsten Nahkampfszenen. Da verschwamm die Grenze zwischen Film und Computerspiel .. mit "mehreren Leben".

Es gibt Filmkritiken zu Elysium, die den Film deshalb als rassistisch bezeichnen, weil er die unterdrückte Hispanische Bevölkerung als die Guten und die privilegierten Weißen als die Bösen darstellt (Sic!)

 

Filmreihe "ÜberMacht" 22.4.-29.4.09 Lumière

Stichworte: Gentechnik, Psychiatrie/Psychopharmaka, Polizeistaat, Magersucht, Diktatur, Frauen/Pakistan, Streik und Traum. / Gesellschafter-Projekt der "Aktion Mensch".

6.4.09 / VeranstalterInnentext: "Das Filmfestival ÜberMacht, das von Januar bis Herbst 2009 durch 120 deutsche Städte tourt, macht im April mit sieben Filmen Station in Göttingen. Die Filme regen zum Nachdenken an über die Macht, ihre Kontrolle, über nötige und unnötige Regeln und die besten Wege zu mehr Selbstbestimmung. Rund 30 bundesweite und mehr als 1.000 regionale Verbände und Organisationen der Zivilgesellschaft sind beteiligt, die in den 120 Städten Publikumsdiskussionen und Filmgespräche zu jeder Vorführung organisieren. Damit will das Festival die Vernetzung zivilgesellschaftlicher Initiativen fördern und ehrenamtliches Engagement stärken.Das Festival wurde organisiert von der Berliner Gruppe EYZ 3 im Rahmen des Gesellschafter-Projekts der "Aktion Mensch". In Göttingen zeigen wir sieben der Filme in Zusammenarbeit mit dem EPIZ (Entwicklungspolitisches Informationszentrum) und vielen lokalen Initiativen im LUMIERE. Nach allen Veranstaltungen gibt es Gespräche mit Gästen und Infostände von Göttinger Initiativen. Zu dem vollständigen Programm des Festivals gibt es ein Booklet. Alle im Booklet aufgeführten Filme können von Schulen gebucht werden, die Schulvorstellungen können auch über den Festivaltermin hinaus stattfinden."

Monsanto mit Gift und Genen

Le Monde selon Monsanto, F 2007, Regie: Marie-Monique Robin, 109 Min., DF
Mittwoch, 22. April 2009, 19:30 Uhr, Gesprächspartner/innen: Stephanie Töwe, Gentechnikexpertin von Greenpeace Deutschland, Hamburg Eberhard Prunzel-Ulrich, Regionalsprecher der Bio-Bauern im Landkreis Göttingen
Genetisch veränderte Lebensmittel sind sicher. Das sagen die Hersteller-Firmen. Marie-Monique Robins brillante Recherche über den Biotechnologie-Konzern Monsanto untersucht, wie die "wissenschaftlichen Beweise" für diese Behauptung zu Stande kommen. Sie findet heraus, dass Gen-Manipulierer auch Forschungsergebnisse manipulieren. Gegenstimmen bringt Monsanto systematisch zum Verstummen. Robins Film enthüllt die Einflussnahme des Konzerns auf Politik und Kontrollbehörden bei seinem weltumspannenden Griff nach der Macht über unser Essen.

Ihr Name ist Sabine

Elle s'appelle Sabine, F 2007, Regie: Sandrine Bonnaire, 85 Min., DF und OmU
Donnerstag, 23. April 2009, 20:00 Uhr
Gesprächspartnerin: Karin Beck, Leiterin des Autismus-Therapiezentrums, Göttingen
Sabine und Sandrine Bonnaire sind Schwestern. Sabine ist Autistin. Sandrine dagegen gehört zu den großen Stars am Kinohimmel. Ihre erste Arbeit als Regisseurin hat sie ganz ihrer Schwester gewidmet. Ihr Film erzählt, wie das ursprünglich quirlige Mädchen in eine emotionale Krise stürzt und in die Psychiatrie eingewiesen wird. Sabine wird massiv mit Psychopharmaka behandelt - fünf Jahre lang. Danach sind ihre kreativen Fähigkeiten und persönliche Ausdruckskraft nahezu zerstört. Heute lebt sie in einer Wohngruppe in der französischen Provinz, die mit Hilfe ihrer Schwester aufgebaut wurde. Hier lernt Sabine neu leben.

Strange Culture / Fremdkulturen

Strange Culture, USA 2007, Regie: Lynn Hershman Leeson, 75 Min., OmU
Freitag, 24. April 2009, 20:00 Uhr
Gesprächspartner: Ricardo Cristof Remmert-Fontes, Sprecher des Aktionsbündnisses Freiheit statt Angst, Berlin
Steve Kurtz ist Performance-Künstler, seine Arbeit dreht sich um das Thema Biotechnologie. Seine Arbeitsmittel -harmlose Bakterienkulturen- erregen in der Terrorfurcht nach dem 11. September die Aufmerksamkeit des FBI. Agenten in Schutzanzügen durchsuchen seine Wohnung. Der Vorwurf: Bioterrorismus. Unvermittelt sieht sich Kurtz von einem übermächtigen Staat bedroht, der offenbar um jeden Preis eine Verurteilung erzielen will. Ihm drohen 20 Jahre Haft für den Besitz von Bakterien, die jeder frei über das Internet bestellen kann. Dieser Film ist Teil einer internationalen Aktion, mit der sich bekannte Künstler wie Tila Swinton und die Residents mit Kurtz solidarisieren.

Die dünnen Mädchen

D 2008, Regie: Maria Theresa Camoglio, 94 Min.
Samstag, 25. April 2009, 20:00 Uhr
Gesprächspartnerin: Ursula Koch, Mitarbeiterin der Therapeutischen Frauenberatung e.V., Göttingen
Die dünnen Mädchen, das sind acht junge Frauen zwischen 18 und 29 Jahren, die seit langem an Essstörungen leiden und versuchen, diese zu bekämpfen. Sie haben gehungert bis zur Selbstauflösung und können nicht einfach damit aufhören. Diagnose: Magersucht. Die Krankheit frisst sich in ihr Leben - bis zur vollständigen Machtübernahme. Maria Theresa Camoglios Film dokumentiert, wie die jungen Frauen wieder eine Beziehung zu ihrem Körper aufbauen, um damit auch die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen.

Für Gott, Zar und Vaterland

Durakovo: Le village des fous, D/F 2007, Regie : Nino Kirtadze, 92 Min., DF
Montag, 27. April 2009, 20:00 Uhr
Gesprächspartner: Stefan Melle, Deutsch-Russischer Austausch e.V., Berlin
Mikhail Morozov hat beste Beziehungen zum russischen Geheimdienst, dem Militär, der orthodoxen Kirche und der Partei Wladimir Putins. Und er besitzt in der Nähe von Moskau das Dorf Durakovo. Hier herrscht der Hausherr nach feudalen Gepflogenheiten. Morozov hat keine Mitarbeiter, er hat freiwillige Leibeigene. Aus ganz Russland kommen Männer und Frauen, um von der Last der Mündigkeit befreit und Untertanen zu werden. Demokratie bedeutet hier Chaos und ist ein Schimpfwort. So krass der Einzelfall ist, so typisch ist er für die Stimmungslage im gegenwärtigen Russland. Eine Reise in ein Land, das zuweilen den Eindruck erweckt, auf dem Weg zurück ins 19. Jahrhundert zu sein.

Die Schuld eine Frau zu sein

Shame, Pakistan/USA 2006, Regie: Mohammed Naqvi, 95 min., DF
Dienstag, 28. April 2009, 20:00 Uhr
Gesprächspartnerin: Sigrid Krieg, amnesty international, Ko-Gruppe Pakistan, Hannover
Die Geschichte einer Selbstbefreiung, die um die Welt ging. Als Wiedergutmachung für ein angebliches Vergehen ihres Bruders wird die Pakistanerin Mukhtar Mai von den Männern eines Nachbarclans vergewaltigt - die Strafe eines archaischen Machtsystems. Doch die junge Frau weigert sich, die ihr zugedachte Rolle zu akzeptieren und sich aus Scham selbst zu töten, wie es üblich ist. Mit Hartnäckigkeit und gegen viele Widerstände bringt sie die Täter vor Gericht. Mit der Entschädigungszahlung baut sie in ihrem Heimatdorf die erste Schule für Mädchen und junge Frauen auf, denn Mukhtar Mai ist überzeugt: Bildung ist für die Frauen der beste Schutz gegen Unterdrückung und das, was ihr geschehen ist.

Streik(t)Raum

(G)rève géneral(e), F 2007, Regie : Matthieu Chatellier und Daniela de Felice, 97 Min., OmU
Mittwoch, 29. April 2009, 20:00 Uhr
Gesprächspartner/innen: Kalle Kunkel, Organizer bei ver.di, Mitbegründer des Bündnisses gegen Bildungsklau und des Basisdemokratischen Bündnisses und ein/e Vertreter/in der Basisgruppe International
Wenn Frankreich gegen die Zumutungen der Mächtigen rebelliert, zeigt sich, dass dort die Macht tatsächlich beim Volk liegt. Als die französische Regierung Anfang 2006 ein Gesetz durchsetzen will, mit dem Berufseinsteiger zwei Jahre lang fristlos entlassen werden können, proben die Studenten den Aufstand und besetzen die Universitäten. Die Filmemacher nehmen an den Streikvorbereitungen teil, an Diskussionen, Versammlungen, Kaffeepausen, an Barrikadenbau und Brötchenschmieren. Die streikenden Studenten lernen etwas, das im universitären Leben selten vorkommt: Trotz widerstreitender Ansichten gemeinsame Entscheidungen zu finden, mit Macht umzugehen und Macht auszuüben.

 

Moebius

Moebius Argentinien 1996, 88 Min., OmU Regie: Gustavo Mosquera R., Studentenkollektiv **/ Im U-Bahnnetz von Buenos Aires ist ein Zug mit 30 Passagieren verschwunden. Weichen und Lichtsignale springen jetzt auf rätselhafte Weise um. Ein junger Mathematiker wird mit der Untersuchung beauftragt und trägt Karten und Daten zusammen. Sein unheimlicher Verdacht: die U-Bahn könnte in eine "Moebius-Schleife" geraten und in eine andere Zeit- und Raumdimension übergesprungen sein.

Der Filmtitel bezieht sich auf eine Entdeckung Göttinger Mathematiker und Physiker Johann Benedikt Listing Jahr 1858 und dem Leipziger Mathematiker und Astronomen August Ferdinand Möbius entdeckt. "Mathematisch gesehen ist das Möbiusband eine nicht-orientierbare Mannigfaltigkeit." Angesiedelt ist dieses Möbiusband in der mathematischen Topologie - der Mathematik der Flächen.

Man schneide einen Papierstreifen zb. 30 cm x 4 cm zurecht halte die beiden Enden und drehe ein Ende um 180 Grad. Danach klebst du die beiden Enden zusammen, so dass eine verdrehte Schleife entsteht. Es ist dann eine Fläche die unter einigen Gesichtspunkten nur aus EINER Seite besteht, obwohl sie räumlich ist. Es ist eine Fläche bei der es kein gewöhnliches "Hinten", keine Rückseite gibt. Wenn man nur einen Punkt auf der Fläche betrachtet dann hat der ganz klar eine Rückseite aber man erreicht diese Rückseite ihn indem man immer geradeaus auf der Vorderseite entlang fährt. Ausserdem hat diese Fläche auch nur eine Kantenseite - denn wenn man die Kante entlang fährt und sie dabei einfärbt, ohne abzusetzen hat man am Ende die gesamte Kantenstrecke eingefärbt.

Moebiusschleife Skulptur im Garten der Galerie Ahlers

Inzwischen ist die Skulptur an die Universität verkauft worden und liegt vor der Sternwarte in der Geismar Landstr. (wo sich die Gärtner ärgern, weil sie darunter nur schwer Gras mähen können)

Der Film ist die grandiose Abschlußarbeit von Absolventen der Filmhochschule in Bounes Aires. Aufgrund eines glücklichen Zufalls stand das Tunnelsystem ein Tag zum Filmen zur Verfügung. Und das komplexe Tunnelsystem wurde in der Geschichte zur Grundlage für ein Ereignis gewählt, das nur mit der Möbiusschleife erklärt werden konnte: Ein Zug war einfach verschwunden, hatte sich aufgelöst, war in einer anderen Dimension. Ein junger Topologe findet die Ursache heraus.
Der Film zeigt, wie mit ruhiger Kamera sehr eindrucksvolle, gehaltvolle Bilder produziert werden können und wie das differenzierte Drehbuch Spannung hält.
Der Film ist in spanischer Sprache und mit englischen Untertiteln. Die Verleihrechte in Deutschland liegen bei einem Göttinger Filmverleih, dessen Inhaber Wilfried Arnold auch Geschäftsführer des Lumiére ist.

Der Film wurde unter der Bedingung der Militärdiktatur gedreht "steht doch die U-Bahn auch als Sinnbild für die vielen verschwundenen Dissidenten im Argentinien der 70-er Jahre. Philosophische Spekulation und bilderstarke Visionen verbinden sich zu einem hypnotisierenden Filmexperiment, das weltweit auf den verschiedensten Filmfestivals gefeiert wurde, und das, obwohl der Film von der Abschlußklasse der Universidad del Cine unter der Leitung von Gustavo Mosquera R mit einem Budget von nur $ 250.000 gedreht wurde."

** COLECTIVO DEL CINE, GUSTAVO MOSQUERA R Director: Alumnos de la Universidad del Cine, bajo la dirección general de Gustavo Mosquera R. Productor: Universidad del Cine Pasaje José María Giuffra 330 (1064) Buenos Aires, Tel. (54-1) 300 15 81, Fax (54-1) 782 04 73 Guión: Colectivo del Cine, del relato del científico norteamericano A. J.

Filme des Institut für Kulturanthropologie/ Europäische Ethnologie der Universität Göttingen

Lebensentwürfe - Filmversuche /Die Zweite

(Text: Institut für Kulturanthropologie / Pm) Auch wenn die am 21. Januar präsentierten Filme manchmal in der Ausführung noch nicht ganz perfekt sind, so verraten sie doch alle bereits eine eigene Handschrift. Daneben zeigen sie, wie anschaulich und spannend sich eine kulturwissenschaftliche Fragestellung mit dem Medium Film vermitteln lässt. Die Filme des Curriculums Visuelle Anthropologie, Kurs 2004/2006, im Einzelnen:

Früh übt sich…
(23 min.) Von Esther Heckmann und Dajana Zehler
Die Theorien der feinen Unterschiede sowie des kulturellen Kapitals des französischen Soziologen Pierre Bourdieu bilden den Ausgangspunkt dieses Films. Der Film geht am Beispiel der "Musikalischen Früherziehung" der Frage nach, wie Lebensstil und Wertvorstellungen der Eltern auf Kinder übertragen werden.

Bleierne Zeit (18min.) von Jörg Sanders und Jelana Vajen
In den Wirren des Bürgerkriegs migriert die Familie Saado im Jahr 1985 aus dem Libanon und lebt seither in Deutschland. 2005 wird der Vater abgeschoben, den restlichen Familienmitgliedern droht nun das gleiche Schicksal. Für einen kurzen Moment taucht der Film ein in den Alltag von drei der sieben Kinder. Staatsverordnetes Nichtstun aufgrund der fehlenden Arbeitserlaubnis und ihre stets präsente Angst vor der Abschiebung prägen ihr Leben im Status der Duldung. Nicht nur in der Hitze der Sommertage durchleben sie eine Bleierne Zeit.

Agenten für ein "schwieriges Klientel". Straßensozialarbeit in Göttingen(18 min.) Von Lisa Frebel, Sabine Helms und Felix Pfeiffer,
Der Film "Agenten für ein schwieriges Klientel" gibt Einblicke in den Arbeitsalltag zweier Göttinger Sozialarbeiter. Tag für Tag kümmern sie sich um wohnungslose, bedürftige, sozial
schwache oder süchtige Menschen. So sind sie etwa Vermittler zwischen Klienten und Behörden und darüber hinaus wichtige persönliche Ansprechpartner für die Betroffenen

.Paintball Zone: Ready to play?(18min.) Von Martin Giesler und Nora Ludl
Thema: Das in Deutschland nicht offiziell als Sportart anerkannte Paintball. Als Kernfrage geht der Film dabei der Problematik des Kriegsspielvorwurfs nach, die regelmäßig an die um gesellschaftliche Akzeptanz bemühten Protagonisten herangetragen wird. Der Zuschauer begleitet die Protagonisten und landet schließlich mit ihnen auf dem Spielfeld – Showdown!

Zweck: Gemeinschaft(19min.) Von Turan Lackschewitz, Ute Neumann und Anne Wessner
In der "Lebens(t)raum Gemeinschaft Jahnishausen" versuchen 35 Menschen verschiedener Generationen, ihre Vorstellungen von einer alternativen Lebensweise zu realisieren. Inwieweit identifizieren sich die einzelnen Mitglieder mit der Gemeinschaft? Wie leben sie ihre Individualität?

"Und trotzdem irgendwie anders!" – Deutsch-afrikanische Geschichten (23min.) Von Christian Köhler, Robin Krempkow und Arnika Peselmann
Hawa und Johanna sind zwei junge Frauen, die tagsüber studieren, abends kellnern und am Wochenende für ihre Freunde kochen – ein normales Studentenleben in Göttingen und trotzdem irgendwie anders: Die beiden sind Deutschafrikanerinnen. Anhand von Alltagsgeschichten will der Film das Lebensgefühl der jungen Frauen vermitteln und zeigen, dass kulturelle Hybridität hier nicht mit innerer Zerrissenheit und Identitätsdilemma gleichzusetzen ist, sondern als Bereicherung empfunden wird.

Glitterhouse(25 min.) Von Neele Behler
Beverungen an der Weser, 7000 Einwohner. Unten fließt der Fluss, links und rechts Industrieanlagen. Dazwischen eine kleine Villa, in der es rockt. Das Indie-Label Glitterhouse Records verkauft von der westfälischen Provinz aus Tonträger mit vor allem amerikanischer und skandinavischer Musik. Die Gründer dieses Labels nennen diesen Ort ihre Heimat, die, die aus beruflichen Gründen hierher gekommen sind, haben eine Hassliebe zu einer Stadt entwickelt, deren kleinstädtisches Milieu ihnen fremd bleibt. Im "Glitterhouse" verschwimmen die Grenzen zwischen Freizeit und Arbeit, zwischen Freunden und Kollegen, vor allem wenn einmal im Jahr das Orange Blossom Special Festival stattfindet und der Garten und das Haus zum Treffpunkt für internationale Musiker und Fans des Labels wird...

 

 

Filmkritik von einem Leser zugesandt

The Terminal  - Den Schrecken der "Illegalität" hollywoodisiert
Man wünscht Steven Spielberg mal ein paar Monate Leben in Illegalität auf einem Flughafen damit der etwas von der Realität kennenlernt, die er mit dem Film "The Terminal" rosarot schönredet.

The Terminal USA 2004-128 Minuten Regie: Steven Spielberg Kamera: Janusz Kaminski Drehbuch: Andrew Niccol, Sacha Gervasl, Jeff Nathanson SchauspielerInnen: Tom Hanks, Catherine Zeta-Jones, Stanley-Tucci, Chi McBride

Der amerikanische Regisseur Steven Spielberg hat die ungewöhnliche Lebensgeschichte von Sir Alfred Mehrani verfilmt. Diesen Mann gibt es wirklich und er wegen ungültiger Papiere seit 16 Jahren (!) auf dem Flughafen Paris quasi "freilaufend gefangen".
Im Film "The Terminal" landet ein Mann (gespielt von Tom Hanks) ohne gültiger Papier auf dem New-Yorker Flughafen. Der Mann findet aber schnell Freunde, verbringt einen erholsamen , entspannten Alltag und findet sogar fast die Frau seines Lebens. Tom Hanks (Sir Alfred) ist allem Anschein nach fasziniert von der Idee, als Illegalisierter auf einem Transitflughafen zu leben. Ihm schwebt vor, den ganzen Tag Kaffee zu trinken und Zigaretten zu rauchen. Es scheint eine wundervolle Welt zu sein, geradezu eine echte Marktücke für den Tourismus - suggeriert der Film.

Die wahre Geschichte von Sir Alfred Mehran Karimi Nasseri ist eine andere:
Er war als Waise aufgewachsen, seine Mutter war bei der Geburt gestorben, von seinem Vater wußte er nichts. Als er im Alter von 32 Jahren 1977 davon erfuhr, dass einen britischen Offizier als Vater hatte, beschloß Mehran ihn ausfindig zu machen und die britische Staatsbürgerschaft zu erhalten. Er reiste legal mit britischem Visum nach London aber der Vater war inzwischen schon verstorben, damit war der Weg einer formalen Anerkennung seiner Vaterschaft juristisch für immer verschlossen.
Nach einem Jahr lief sein Visum ab, Mehran war ohne Geld, ohne Aufenthaltserlaubnis, ohne Bekannte und ohne Nachweis seiner britischen Abstammung in London. Die Behörden wollten ihn abschieben aber kurz vorher reiste Mehran aus - allerdings nicht in den Iran, sondern nach Westdeutschland. Dort beantragte er politisches Asyl, doch das Asylgesuch wurde abgelehnt. Mehran versuchte es danach in Belgien, dann in Luxemburg und wieder in Belgien. Damals gab es noch kein Schengener Abkommen, das ihm verboten hätte, Asylanträge in mehreren Mitgliedsländern der EU zu stellen.
Schließlich wurde ihm das vorübergehende Aufenthaltsrecht als Flüchtling in Brüssel zuerkannt. Dort konnte Mehran sich einige Jahre lang über Wasser halten. Doch er träumte weiterhin von einem britischen Pass. Deshalb bestieg er am 28. August 1988 ein Flugzeug nach Paris, wo er eine Stunde Aufenthalt vor seinem Weiterflug nach London hatte. Ab dassnahm das Verhängnis seinen Lauf. Unserem Protagonisten kam der Pass abhanden. Von den Briten am selben Tag zurück nach Paris-Roissy geschickt, findet sich der Ausweis- und damit offiziell "Identitätslose" im Flughafengefängnis wieder. Drei Monate lang saß er dort ein. Selbst die Wächter finden die Situation absurd und nehmen "Alfred", wie sie ihn taufen, regelmäßig mit nach draußen an die frische Luft, obwohl das verboten ist. Am Ende lassen sie ihn gänzlich unbeaufsichtigt in der internationalen Transitzone. Nach draußen zu gehen, bleibt Mehran/Alfred verboten. Vier Jahre verstreichen, dann erfährt er, dass das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR nunmehr endlich eine Kopie seiner in Belgien ausgehändigten Dokumente als Asylantragsteller angefertigt hat. Jetzt genügt es also - so die frohe Botschaft, die Alfred verkündet wird -, dass er bei den Behörden in Brüssel vorstellig wird, um erneut die Originaldokumente zu erhalten. Gut und schön, aber es bleibt eine kleine Frage offen: Wie kann eine Person ohne gültiges Ausweispapier, die auch nicht formell für staatenlos erklärt worden ist, von Paris nach Brüssel reisen?

Im Film sieht man den karrieregeilen Oberpolizisten des New Yorker Flughafens, Frank Dixon, mit der Frage beschäftigt: "Warum sucht er nicht nach den Lücken im System? Warum nutzt er nicht die Lücken, um rauszukommen? Alle tun das!" Zunächst von dem Standpunkt "Hauptsache, ich werde das Problem los" ausgehend, versucht Dixon, dem vorübergehend staatenlos gewordenen Nagorski (Sir Alfred) zu helfen, will ihn dazu animieren, einfach "Illegaler" in New York City zu werden. In Wirklichkeit würden sich die Verantwortlichen des Migrations- und Überwachungsregimes wohl kaum über ein einzelnes Individuum so sehr den Kopf zerbrechen. Dennoch stimmt es, dass das System eine doppelte Wirkung erzielt und mutmaßlich auch intendiert: Einerseits  Repression, Bestrafung und Abwehr von Flüchtlingen. Andererseits aber produziert und provoziert es die "Illegalisierung" von Asylsuchenden und in deren Folge unter anderem die Hinnahme besonders übler Arbeitsverhältnisse.
Während "Terminal" letztlich ein "happy-End" für seinene Zuschauer/Innen hinterläßt , sitzt Sir Alfred im wahren Leben noch immer auf seiner roten Bank im pariser Flughafen und schaut zu, wie ununterbrochen die Menschen ankommen und abfliegen. Der Platz, auf dem er nun 16 Jahre verbracht hat, ist für den mittlerweile durch Traumatisierung einem Zuhause geworden.

Es mag sein dass nach einiger Zeit, vielleicht auch in Anbetracht des Spielbergs-Films und einer anstehenden Biographieveröffentlichung,   ihm die französischen Behörde einen neuen Pass ausstellen, aber es bleibt das Schicksal von Tausenden Flüchtlingen und Illegalen ohne gültige Paß in europäischen und westlichen Grenzen ohne jegliche Zukunft und Sicherheit. Einschränkung der Reise und Bewegungsfreiheit und Lagerpolitik sowie der Tod von tausenden Flüchtlingen an der Grenzen sind direktes Resultat der Grenzüberwachung der westlichen Migrationsregime. Sir Alfred ist ein Beispiel von Tausenden Fällen..  Solche menschliche Tragödien haben in Hollywood nichts zu suchen.

Grenze auf für alle, Bleiberecht für alle, Gleiche Recht für alle

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11. September 1973 Militärputsch in Chile -
11.9.03 im T-Keller, Geismar Landstr. 19
Ab 18.30 Uhr Costa Gavras Film "Missing", der die Ermordung zweier US-Bürger während der Putsches und die Mitwirkung des US-Geheimdienstes CIA an diesen Morden sowie am Umsturz zum Thema hat. Zeugen und Aktenfunde haben inzwischen eindrucksvoll den Anspruch des Films bestätigt, auf einer wahren Geschichte zu basieren.
("Viva MIR - Movimento Izqierda Revolutionario")

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Mi, 10.09., 19.30 Uhr: Bilder vom Widerstand: Brasilien

"Grito das aguas - Schrei des Wassers" Brasilien 2003, 26 Minuten, OmU (Paula Maether, El toro por las astas) Bericht vom Weltwasserforum in Sao Paulo. Zu sehen sind weiterhin Bilder von den z.T. militanten Auseinandersetzungen der unterschiedlichen Organisationen, wie z.B. der Fischer, der Indígenas und der BewohnerInnen von gefährlich verschmutzten Zonen gegen die Privatisierung des Wassers in Brasilien.

"Bien o mal" - gut oder schlecht. Über die Repression gegen die Landlosenbewegung MST in Brasilien" Brasilien 2000, 27 Minuten, OmU (Produccion colectiva Sindicato de docentes) Während einer Demonstration von ungefähr 1.000 Landarbeitern aus verschiedenen Regionen Brasiliens in Curitiba wurden hunderte von Demonstranten durch den Polizeieinsatz verletzt. Dabei starb Antonio Tavares. Der Film zeigt die Notwendigkeit einer Agrarreform in Brasilien, die weiterhin durch die Landlosenbewegung MST gefordert wird.
Die Dokumentarfilmerin Paula Maether von der Gruppe "El toro por las astas" ist anwesend und steht für die anschließende Diskussion zur Verfügung. Veranstalter: Institut für angewandte Kulturforschung e.V., attac Regionalgruppe Göttingen, Entwicklungspolitisches Forum
Ort: Foyer Internationaler Begegnung, Burgstr. 51 (1. Stock), Göttingen
Übersetzung: Christoph Sündermann

Filme vom Widerstand: Argentinien
9.9.03 / Foyer Internationaler Begegnung, Burgstr. 51

"Nuestra Lucha - Bericht über die Kämpfe der Arbeiter in den besetzen Fabriken in Argentinien" Argentinien 2003, 45 Minuten, OmU, von grupo de boedo films
Wenn von 300 besetzten Fabriken in Argentinien die Rede ist, dann ist "Besetzt" relativ zu sehen. Besser gesagt handelt es sich um Fabriken, die irgendwie am Laufen gehalten werden und zwar in den verschiedensten Formen der Abmachungen zwischen Arbeitern, Unternehmern und Staat. Allerdings sind interessante Kooperationen zwischen selbstverwalteten Betrieben und Universitäten insbesondere technischen Fakultäten zustande gekommen wie z.B. bei einer Waschmaschinen-Fabrik, die ein neues sparsameres, konkurenzfähiges Produkt entwickelt hat.
Darüberhinaus waren die emotiionalen Botschaften des Films beeindruckend. Reden, die bei Protestversammlungen gehalten wurden zeugten davon, wie sehr die Leute mit dem Rücken zur Wand stehen. Und andererseits dann die Dokumentaraufnahmen vom brutalen Vorgehen der Polizei wie sie mit Gummigeschossen auf die Menschen zielt, teilweise sogar scharf schießt.
Übersetzung: Christoph Sündermann (attac Braunschweig), Veranstalter: Institut für angewandte Kulturforschung e.V., attac Regionalgruppe Göttingen, Entwicklungspolitisches Forum

"Argentinazo" Dokumentation über den argentinischen Volksaufstand im Dezember 2001  von El toro por las astas Argentinien 2001, 35 Minuten, OmU. Die Dokumentarfilmerin Paula Maether (siehe Bild rechts) von der Gruppe "El toro por las astas" war anwesend und stand für die anschließende Diskussion zur Verfügung.
Das Elend der Schuldenzahlungen:
Mehr als 60 % der Bevölkerung (22,3 Millionen Menschen) haben weniger als 2 Dollar täglich, 40% der Gesamtbevölkerung sogar mit weniger als 1 Dollar täglich.
Die Hälfte der Beschäftigten, 8 Millionen Personen verdienen weniger als 400 pesos, d.h. ungefähr 130 Dollar monatlich. Für eine Familie, d.h. ein Ehepaar mit 2 Kindern ergibt das ca 1.10 Dollar täglich pro Person.
Es gibt 1,9 Millionen Arbeitslose welche mit 150 Pesos, d.h. 50 Dollar im Monat eine Familie ernähren müssen. Ca. 7 Millionen Familienmitglieder sind betroffen. Für eine Familie bedeutet das etwa von 40 Cent pro Person und Tag. (Infos zusammengetragen von Christopf Sündermann)
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Paula Maether von der Gruppe "El toro por las astas" - September 2003 in Göttingen

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"Holiday Camp" Film gegen Flüchtlingslager in Australien

Montag, 16.9.2002, 20 Uhr DGB-Haus, Obere Masch 10
Die FilmemacherInnen der "drive-by-shooting/ tallstoreez productionz" zeigen ihren Film "Holiday Camp" über das Lager Woomera in der australischen Wüste, in dem 500 Asylsuchende gegen ihre Einsperrung kämpfen. Im Anschluss an den Film wollen sie über die aktuelle Situation in Australien berichten und über Abschiebeknäste und sog. Ausreiselager ("Projekt X") in Deutschland diskutieren.
Der Film: Woomera, ein ehemaliger Militärstützpunkt in direkter Nähe zum Atombombentestgebiet, mitten im australischen Outback, 200 km bis zur nächsten Siedlung, 60 °C im Schatten. Eingesperrt hinter Stacheldraht, warten hier 500 Flüchtlinge teilweise seit Jahren auf ihre Anerkennung als Asylsuchende. In Australien werden Flüchtlinge ohne Papiere sofort auf unbegrenzte Zeit inhaftiert, während über ihren Asylantrag entschieden wird. Ostern 2002 - nach monatelangen Kämpfen, Hungerstreiks und Aufständen gelingt 53 inhaftierten Flüchtlingen der Ausbruch aus dem detention center, nachdem hunderte aufgebrachter AustralierInnen Zäune niedergerissen hatten, um zu den Inhaftierten zu gelangen. Über tausend Menschen hatten sich auf den Weg nach Woomera gemacht, um vor Ort gegen die australische Einwanderungspolitik zu protestieren. Die unglaublichen Bilder des Ausbruchs stehen im Mittelpunkt dieser 45 minütigen Doku, die auf unüblichen Wegen dieses Genres wandelt.
Die FilmemacherInnen: drive-by-shooting/ tallstoreez productionz sind ein australisch / deutsches Filmkollektiv, gegründet im Februar 2002 in Adelaide. Mit diesem Film wollen sie den internationalen Umgang mit Migration und Abschottung thematisieren und der in den westlichen Staaten kontinuierliche wachsenden "border panic" kreativ und unterhaltsam entgegenfilmen. Die filmische Arbeit profitiert von ihren unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und Erfahrungen - dbs besteht aus einer Frau und zwei Männern (tallstoreez@yahoo.de).
Veranstaltet vom Antirassismusplenum Göttingen mit Unterstützung der dgb-jugend

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Acht Frauen

7.8.02 / Wer sie noch nicht gesehen hat , hat tatsächlich was verpasst! Denn die acht Frauen in Francois Ozons Krimikomödie sind ein unschlagbares Ensemble.
Der Inhalt des Films ist schnell skizziert: Im Frankreich der 50er Jahre will man in einer eingeschneiten Villa als Großfamilie ein harmonisches Weihnachtsfest feiern.Als jedoch das Familienoberhaupt (der einzige Mann im Film) mit einem Messer im Rücken gefunden wird, ist die Idylle jäh dahin . Eine der Acht muß es gewesen sein.
Im Stile eines Agatha Christi Krimis beginnt nun ein Szenario, in dem alle Filmdiven die Möglichkeit haben zu zeigen, was in Ihnen steckt. Frauen im mittleren Alter wird freuen, dass die reiferen Frauen dabei auch die reifere Leistung zeigen. Catherine Deneuve als mondäne Luxuslady (ein bißchen als Marilyn Monroe Verschnitt herausgeputzt) gibt mit ihren 60 Jahren im Film eine passable Mitvierzigerin ab, die hinter bürgerlicher Fassade mehr als nur ein einziges Laster versteckt. Isabelle Huppert ist als hysterische, leicht durchgeknallte Jungfer unübertroffen und die Tanz- und Gesangseinlage von Fanny Ardant im roten Kleid hat mehr erotischen Charme als mancher Stripp. Herrlich auch Danielle Darrieux als Omi, die gern zu tief ins Glas schaut, und eh schon eine Leiche im Keller hat.
Einzig die Musicaleinlagen wirken, auch wenn sie als solche zum Teil wirklich gut sind, eher deplaziert und befremdlich. Catherine Deneuve gesteht freimütig in einem Interview:,,Ich kann gar nicht singen." Sie scheint aber die Hoffnung nicht aufzugeben. ,,Ich muß mich weiterentwickeln. Ich werde schließlich alt." Na denn.
Dagegen verzeiht man gern, dass die Personen typisiert und klischeehaft überzeichnet sind, denn der schwarze Humor ist witzig und intelligent und der Spannungsbogen bis zum Schluß erhalten. Das intrigante Achtett hat den Mann mit dem Messer im Rücken in mehr als einer Hinsicht auf dem Gewissen. Die Waffen der Frauen sind halt vielfältig. Wer sie kennenlernen will, sollte diesen phantasievoll übersteigerten Krimispaß nicht verpassen. (Korrespond. / A.W.)

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"Good bye Lenin"
(J.A.S /Juni 03 / Kurzbericht  unseres jüngsten Redaktionsmitgliedes ) Es ist als würde man in eine Welt voller Lügen geführt., inszeniert von Alex, dessen Mutter einen Ohnmachtsanfall erleidet, als er in der ehemaligen DDR für Freiheit demonstriert und die ihn sieht. Dach dem schweren Koma, das die stets politisch engagierte emphatische Frau erlitt, möchte er sie aber nicht schon damit konfrontieren, dass man bereits im Westen lebt bzw. West und Ost vereint sind und erfindet Geschichten über Geschichten. Diese lassen sie glaube, alles wäre beim alten. Sogar die alten DDR-Gurkengläser werden verwendet und es werden nur DDR-Sender gezeigt. Die arme Mutter wird nach allen Regeln der Kunst hinters Licht geführt, um einen Schock zu vermeiden. Eine politische Komödie, die kein Auge trocken läßt.

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The Matrix - Bibelstunde für Cyberpunks

Die Welt nach 2100 liegt in Schutt und Asche. Künstliche Intelligenz (die unexakte und mißverständliche Übersetzung von artificial Intelligence) steuert Maschinen und Welten. Menschliche Körper werden vom Baby an in Nährlösungen gezüchtet, wegen ihrer biologischen Elektrizität, die die Maschinen ihnen wie von einer Batterie abzapfen. Das Gehirn dieser halbtoten Menschen wird an die künstliche Phantasiewelt der Computerprogramme angeschlossen. Sie leben in einer alten Cyberwelt, geschaffen aus Programmen wie ein Computerspiel und es kommt ihnen vor wie die reale Welt. Eine Gruppe von Befreiern reist mit ihrem Raumschiff "Nebukadnezar" durch die reale Welt, loggt sich gelegentlich in den Cyberspace ein, um im Cyberspace gegen die Avatare der KI-Programme zu kämpfen: die Agenten - Cyberfiguren wie Lara Croft, sind nicht als künstliche Menschen erkennbar, denn alles ist künstlich.
Anscheinend ist es vielen nicht aufgefallen: Matrix stellt mehrfach biblische Inhalte in Analogien dar. Ein Filmkritiker meint sogar ".... unübersehbar mit religiöser Symbolik angereichert, welche z.B. in "Matrix" inzwischen zur Genüge nachgewiesen worden ist". Offensichtlich sind die Parallelen zur Bibel, wenn von "dem Erlöser" gesprochen wird, der die Menschheit befreit. Oder besser, der den Verblendeten im wahrsten Sinne des Wortes die Augen öffnet. Dass die letzten wirklichen Menschen außerhalb der Maschinenherrschaft tief in der Erde in einer Stadt namens Zion leben – der heilige Stadt, das ist auch noch ziemlich offensichtlich. Noch wichtiger und beeindruckender ist die Analogie zu den Wundern, die der Erlöser so vollführt: Auch Jesus ging über Wasser – so wie "Neo" der Hauptdarsteller, der Erlöser im Film die simulierten Naturgesetze in der Cyberwelt außerkraft setzt. Auch er kann plötzlich fliegen, kann Kugeln ausweichen, kann so schnell reagieren wie kein pysischer Körper es könnte. Ein Kind verbiegt einen Löffel und erklärt, wie das geht: es sieht eben keinen Löffel, sondern das, was der Löffel wirklich ist.
Und womit erreicht er all dies? Durch  GLAUBEN !  Im Cyberspace befreit man durch Glauben  seinen Geist von den Zwängen der Naturgesetze . In Matrix kann "Glaube" Geschosse aus Pistolen in ihrem Flug verlangsamen und sogar die Zeit anhalten. Wer nicht sieht und doch glaubt..... – Man fragt nicht, man weiß einfach. Morpheus weiß einfach dass Neo der Erlöser ist. Und schließlich: der Erlöser ist sogar gestorben weil er sich für einen anderen Menschen eingesetzt hat, weil er ihn erlösen wollte. Er war klinisch tot – doch die Liebe von Trinity erweckte ihn wieder zum Leben. Wurde nicht Jesus gekreuzigt, hat der Heiland den Tod erlitten für die Menschen und ist danach wieder auferstanden? Hatte uns Jesus etwa damals in einer Cyberworld besucht und konnte nur deshalb über Wasser laufen, weil er mit seinem in die Cyberworld eingeklinkten Gehirn die Gesetze der programmierten Welt außer Kraft setzen konnte? Sein Jünger Petrus wollte das ja nachmachen, bekam aber Zweifel und versank im Wasser – so wie Neo, der beim ersten Sprung über Hochhäuser auf dem Asphalt landete, weil er nicht hemmungslos glaubte. Morpheus hatte ihm noch gesagt: "Befreie deinen Geist!" und "Hör auf zu denken!" Ja, ja, der Film war das Gegenteil von der Botschaft des wissenschaftlichen Rationalismus. Erfolg ist nur noch garantiert, wenn man den eigenen Glauben absolut setzt, die Naturgesetze ignoriert. Wenn dann einer kommt und fragt: "Hast du deinen Gott schon mal gesehen, von dem du redest – dasskann man doch nur noch lachen und sagen: geh mal in Matrix !
Morpheus weiß ja auch ohne jede Begründung: es gibt den Erlöser! Und er sucht ihn so wie ihn die heiligen drei Könige gesucht haben. Zufällig ist Morpheus auch noch von dunkler Hautfarbe wie zumindest einer der drei heiligen Könige. Und genauso wie den heiligen drei Königen die Ankunft des Königs der Juden durch Propheten geweissagt wurde, so hatte Morpheus von einem Orakel erfahren, dass der Erlöser kommen wird.
Ach ja und Judas gibt es auch noch – den Jünger, der Jesus verraten hat für ein paar Silberlinge. Er will lieber in der schönen Cyberwelt virtuelle Steaks essen als in der realen Welt irgendeinen ekelhaften Brei. Ein Filmkritiker, stellvertretend für viele andere – hat einen Bezug zum Konstruktivismus hergestellt, der einem die Haare zu Berge stehen läßt. So sagt er:" ja wenn die wirkliche Realität so beschissen ist wie in dem Film gezeigt – und die Cyperwelt der Träume so schön sein kann – ja warum muß man denn dassüberhaupt aus der Cyberwelt aussteigen?" So kann wohl nur jemand denken, der aus beruflichen Gründen immer in der künstlichen Welt des Kinos sitzt und gleichzeitig ein beschissenes Leben führt.
"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit." Der Film wirft die Aufklärung über den Haufen: denn so will es Matrix verkünden: man befreit sich aus der Unmündigkeit nicht, wie die Aufklärung propagierte durch Rationalität, sondern durch irrationalen, esoterischen religiösen Glauben. Dass diese Botschaft ausgerechnet in der Umgebung der Computer- und Cyberspacebegeisterung gedeiht ist nichts neues. Esoterik und Metaphysik sind unter Computerleuten eh weit verbreitet. Also mit Schwung durch die höchste Form der Rationalität - der Auflösung in Programme - hin zur Irrationalität - zur Beliebigkeit des Glaubens.
Regie: Gebrüder Andy und Larry Wachowski, sie begeisterten die Filmwelt auch schon mit ihrem rabenschwarzen Lesben-Thriller "Bound". "Matrix" ist ihr zweiter Film, für den sie bereits 60 Mio Dollar verpulvern durften. Der Film spielte in den USA bisher 160 Mio Dollar ein. Schauspieler: Hauptdarsteller Neo (Keanu Reeves) bekannt von 1994 in dem Film Speed Morpheus (Lawrence Fishburne), Trinity Carrie-Anne Moss), Cypher (Joe Pantoliano)

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Der Rasenmähermann

Am Anfang stehen Beziehungsprobleme, die der Cyberspace-Forscher mit seiner Lebensgefährtin bekommt, weil er dauernd nur mit seiner Arbeit beschäftigt ist. Selbst seine Entspannung sucht er im Cyberspace und murmelt die Befehle "Fliegen...Schweben....Fallen" bis die Freundin kommt, den Stecker rauszieht und echot "Fliegen, Schweben, Fallen, was denn noch - vielleicht demnächst auch Ficken?" Die Frau, die ein gemeinsames Leben in der Wirklichkeit wünscht, sie will einen Ausflug in die Stadt, schlägt ihm vor: "Warum gibts Du diese Arbeit nicht einfach auf?" Nach einem kurzen Streit folgt die Trennung - danach ist die Frau von Drehbuch und Mann vergessen und der Mann wendet sich der Arbeit zu. Der Cyberspace-Forscher glaubt, dass mit seinem interaktiven Cyberspace, kombiniert mit Medikamenten, neue Gehirnleistungen aktiviert werden können, was auf niedriger Stufe z.B. Intelligenzsteigerung bedeuten kann. Nachdem ein "intelligent gewordener" Schimpanse bei seinem Foschungsprojekt durchgedreht ist und einen Wachmann erschossen hat, will er es nun ohne Rüstungsgelder mit seinen privaten Mitteln weiterversuchen. Einen jungen Mann, den alle für debil halten und der sein Brot mit Rasenmähen verdient - der Rasenmähermann - sucht er als neue Versuchsperson aus und lockt ihn mit Cyberspace-Spielen. Später injieziert er ihm manipulierende Stoffe und setzt Programme mit hirnmanipulierender Wirkung ein. Der Rasenmähermann zieht sich anders an, spricht anders, wird zum Liebhaber einer reichen jungen Frau und allseits zum hellwachen Menschen, der sich nicht länger verarschen läßt. Dann gehts aber weiter und er kann plötzlich Gedanken von andern wahrnehmen, kann Psychokinese betreiben und in die Gedanken anderer eindringen. Die theoretische Brücke: Cyberspace und Neuro-Stimulationen legen verschüttet gegangene Fähigkeiten des Menschen aus mystischen Zeiten wieder frei. dass eine Rückwirkung auf zerebrale Vorgänge existiert, ist ja einleuchtend, aber dass daraus die Fähigkeit entstehen kann, die erste Realität selbst zum Cyberspace zu machen ist ziemlich absurd. Der Rasenmähermann jedoch kann reale Menschen in cyberspace-Figuren umwandeln und auflösen. Die Körper verwandeln sich in einen Haufen hüpfender Kugeln, der Kugelhaufen fliegt auseinander und der Mensch ist aufgelöst. Schließlich löst er sich selbst auf, sein Geist verläßt den Körper, der erschlafft zurückbleibt und fährt in den Supercomputer, der mit Rüstungsgeldern für diese Forschungen bezahlt wurde. Von diesem Computer aus will er mit seinem Geist in alle Netze der Welt und dann wieder in die unterschiedlichen Rechnerzentren. Der Forscher will das verhindern indem er die Datenleitungen software-mäßig von seinem Heimterminal aus sperrt und danach das ganze Forschungszentrum in die Lust sprengt, aber der Rasenmähermann findet vorher einen Daten-Ausgang. Als Zeichen dafür, dass er es geschafft hat, steuert er die Telefon-Vermittlungscomputer so, dass überall zur gleichen Zeit die Telefonapparate der ganzen Welt klingeln. Die Wahrheit ist folgende: die filmischen Abbildungen realer Menschen sind mit digitaler Bildvrarbeitung genauso manipulierbar wie die comuteranimierten Bilder selbst, sodass im Film tatsächlich kein Unterschied mehr besteht zwischen Cyberspace- und Filmrealität. Wenn in einem Medium zur Darstellung künstlicher Realitäten, nämlich dem Film, der Unterschied zwischen erster Realität und Cyberspace thematisiert wird, bewegt sich beides im Kontinuum künstlicher Realität, dies wurde nicht reflektiert, sondern als Chance für weitere Effekthaschereien benutzt, dies ist dem Film vorzuwerfen. Allerdings muß man zu Gute halten, dass ähnliche Phantasien, also die Übertragung der Persönlichkeit in den Computer, z.B. auch von Prof. Moravec auf dem Cultec-Kongress in NRW vor ernsthaften WissenschaftlerInnen geäußert wurden.

 

Wim Wenders  "Am Ende der Gewalt"

Der Film lief ende Juli  im Lumière und man durfte gespannt sein, wie Wim Wenders Hollywood verarbeitet hat. Eine der ersten Szenen waren typische Wim Wenders-Bilder plus High-Tech-Stilleben. Ein Swimmingpool, dahinter das Meer und am Swimmingpool ein Mann im Schatten eines Baumes, in einem Hightech-Sitzmoebel. Neuester Laptop, Videoconferencing eingeschaltet, kabellos online, zwei Handies und ...noch ein Haustelefon. Seine Frau ruft ihn aus dem Haus an um ihm zu sagen, dass sie sich nun von ihm trennt: "Jeder will doch ein bisschen geliebt werden, und einen haben, dem es nicht egal ist, wie es ganz tief innen in einem aussieht." Die Frau, ein bekannteres Hollywoodgesicht, paßt irgendwie nicht in diesen Film, mit ihren gekünstelten Bewegungen, entrueckt nach oben gucken und Haar nach hinten - so als haette sie versucht, ein Klischee europaeischer Sentimentalitaet zu spielen.
Tja, und dann die Actionszenen die Wim dassreingesetzt hat, die sind ein Vortasten nach, ein Herumprobieren mit dem Hollywood-Stil auf eine Art und Weise, wie man mit dem Zeh die Wassertemperatur im Bad prüft. Inmitten eines grosszuegigen Umgangs mit der Zeit, die das glatte Gegenteil des Hollywood-Filmschnittes darstellt, naemlich schlicht und einfach ruhigere und laengere Einstellungen, das reicht, um garantiert kein Hollywood-Produkt zu werden.
Wim Wenders geht nach Hollywood und dreht einen Film in dem u.a. die Produktion eines Filmes dargestellt wird. Und, welch eine Ironie, es werden Szenen in einer Kulisse gedreht, die dem Bild von Edward Hopper "Street of lost Dreams" nachgebildet ist und dessen Kopie mit den Figuren Marilyn Monroe, Humphrey Bogart, James Dean usw. wohl noch bekannter ist. Karge Bar, rote Barhocker, gelangweiltes Herumhaengen von Personen mit "lost dreams".
Sicher, es werden auch ein paar Leute in dem Film erschossen, das bleibt eingeflochtene Serienkultur, nichts weiter - so als ssagte jemand: ja an dieser Stelle wird dann in einem Hollywoodfilm meistens jemand erschossen.
Der Film-Produzent im Film muss aussteigen aus dem Geschäft, muss flüchten. Ausgerechnet bei ehemaligen Bediensteten wird er aufgenommen als Freund: "Du mußt uns nicht lieben, es reicht, wenn wir Deine Freunde sind." Und dann erkennt er, dass er ein anderes Leben führen will, verschenkt seinen Besitz an seine Frau.
Nun das ist allerding etwas zu einfach und sentimental: allein der Wechsel aus der Welt der Reichen in die Niederungen der Armut bringt nicht das Glueck weil es ein Ausstieg aus Kaelte, Luege und Konkurrenzgewalt bedeutet, das ist Illussion. Aber Träume sind wertvoll, wenn sie etwas Gutes träumen.
Tja und als der Regisseur, der den Film im Film dreht sagt: "Was mach ich eigentlich hier, warum bin ich nicht in Europa geblieben", wer hat dann noch Zweifel, dass Wim Wenders wieder nach Europa zurückkommt?
AM.ENDE.DER.GEW@LT (kein Link, das @ kommt halt nur in der Schreibweise des Filmtitels so vor) 1997, 120 Minuten, Musik: Ry Cooder, Schauspieler u.a.: Bill Pullmann, Andie McDowell, Gabriel Byrne

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film- und diskussion: "das verordnete geschlecht"

mittwoch, den 20.03.2002 ab 20 uhr im kino lumière mit oliver tolmein und elisabeth müller veranstaltet vom autonomen frauenlesben referat
Für Ärzte ist Intersexualität eine Krankheit, die sie behandeln wollen. Die Betroffenen werden durch die Eingriffe aber nicht geheilt, sondern von frühester Kindheit an traumatisiert. Denn Zwitter sind nicht und fühlen sich nicht krank - sie fordern Anerkennung. Eines von 2000 Kindern wird ohne eindeutige Geschlechtsmerkmale geboren. In den westlichen Industriegesellschaften ist die Existenz von Zwittern aber ein Tabu: Dass es nur zwei Geschlechter gibt, Männer und Frauen, ist eine der grundlegenden gesellschaftlichen Normen, die nicht in Frage gestellt wird. Im Gegenteil: Auch heute werden schwerwiegende und irreversible chirurgische Eingriffe an den  Genitalien von Kleinkindern vorgenommen, um sie einem der beiden Geschlechter anzupassen.
In „Das verordnete Geschlecht“ geht es um die Geschichte von Zwittern - aber auch um die weiterreichende gesellschaftliche Bedeutung, die es hat, dass die Gesellschaft nur die Existenz von zwei Geschlechtern anerkennen will. Michel Reiter, der zum Mädchen gemacht wurde, und Elisabeth Müller, die genetisch, aber nicht hormonell, ein Mann ist, erzählen welchen Preis sie dafür zahlen mussten, dass die Vorstellung der Gesellschaft von Normalität  erhalten bleiben. Weil ihre Eltern und die Ärzte nicht offen mit ihnen darüber sprachen, dass sie Zwitter sind, lebten sie jahrelang mit dem traumatisierenden  Gefühl, irgendwas an ihnen sei schrecklich falsch. Wie andere Zwitter musste  Michel Reiter schwere chirurgische Eingriffe erdulden, um dem Geschlecht zu entsprechen, das ihm verordnet worden war.  Heute leben Elisabeth Müller und Michel Reiter offen als Zwitter. Michel Reiter hat ein Gerichtsverfahren angestrengt, um zu erreichen, dass auch amtlich anerkannt wird, dass es nicht nur zwei Geschlechter gibt. Ihm kommt es dabei nicht so sehr auf die Eintragung in seinen Pass ein. Wenn Zwitter als Zwitter anerkannt werden, so hofft er, werden auch die verstümmelnden geschlechtszuweisenden Operationen nicht mehr stattfinden dürfen. Der Film kontrastiert diese beiden Geschichten mit den Erzählungen von Juristen, Eltern und Ärzten, die meinen, dass es für intersexuelle Kinder das beste sei, frühzeitig operiert zu werden, weil sie sonst als Außenseiter aufwachsen würden. „Das verordnete Geschlecht“ ist ein Dokumentarfilm über Geschlechter- und Körperpolitik. Er zeigt wie gewalttätig sich der Zwang normal zu sein und die Logik des „Ist es nicht das Eine, muss es das Andere sein“ auswirken kann. Der Film plädiert dafür, dass in der Gesellschaft nicht Normalität und das Denken in einfachen Alternativen die Leitlinie ist,   sondern Unterschiedlichkeit anerkannt und Gleichbehandlung sichergestellt wird.

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Sorben im Film: zwischen Tradition und Moderne
Themenabend zur sorbischen Kultur im Osten Deutschlands

7.5.2004, 18.00-23.00 Uhr, IWF, Nonnestieg 72, GöttingenSeit rund 1400 Jahren leben slawische Stämme zwischen Neiße und Saale. Allen "Germanisierungsversuchen" zum Trotz konnten die Sorben ihre sprachliche und kulturelle Identität weitgehend bewahren. In der Region um Bautzen und Kamenz, aber auch um Hoyerswerda und Schleife sowie in verschiedenen Kirchspielen der Niederlausitz rund um Cottbus kann man heute noch älteren Frauen begegnen, die täglich ihre Tracht tragen. Etwa eintausend Kreuze, Betsäulen und kleine Kapellen an Wegen und Straßen gehören zum Landschaftsbild. Einen einleitenden Vortrag hielt  Dr. Elka Tschernokoshewa vom Sorbischen Institut Bautzen zum Thema "Die Geschichte der Sorben"

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Der Film "Struga- Bilder einer Landschaft"von Konrad Herrmann zeigt den herben Reiz der mittellausitzischen Landschaft und den Wandel der Menschen und der Natur durch den technischen Fortschritt.
Der Film "Sich sorbisch trauen" des Göttinger Ethnologen Dr. Edmund Ballhaus stellt die Strategien der Sorben vor, wie sie ihre traditionelle Kultur und Lebensweise zu erhalten versuchen. Um die Identitätsfindung sorbischer Jugendlicher geht es in dem Film "Sorbe sein - Sorbe bleiben" von Sibylle Roderer, die Lehrbeauftrage an der Universität Mainz ist. Ein Highlight für alle Kinobegeisterten dürfte der Film "Der Fremde Vogel" aus dem Jahre 1912 sein. Die Hauptrolle spielt der Stummfilmstar Asta Nilesen unter der Regie von Urban Gad. Der Ort der Handlung ist der Spreewald. Asta Nielsen spielt die Rolle der mondänen May (der fremde Vogel), die sich in den Spreewälder Paul verliebt, der ihretwegen seine Verlobte verlässt. Ungewöhnlich für die damalige sind der Wechsel stimmungsvoller Landschaftsbilder mit Spielszenen.