Innenstadtaktion
"Die Stadt gehört niemandem - No Control"
> Aktion
Saubere Stadt 2003
> Gestörte Werbeaktion für Saubere
Stadt 2003
> Wilde Plakate 23.6.03
> Obdachlose: Die Stadt gehört allen (1998/99)
10.10.03 ,
Um 16 Uhr fand am Marktplatz ein Aktionstag statt, bei dem sich ein Innenstadt-Aktionsbündnis
(Schoener Leben, Antifa, Gruppe Gegenstrom, PDS und andere) gegen
die Umstrukturierung der Innenstadt nach den Erfordernissen des Einzelhandels
und der "kapitalistischen Städtekonkurrenz" äußerten. Vielfach
wurde Bezug auf das Projekt "Saubere Stadt" genommen.
In der "Sauberen Stadt", so wurde von der Stadtverwaltung angekündigt,
sollen weggeworfene Zigarettenkippen als Ordnungswidrigkeit geahndet werden.
Allerdings wird deutlich daß dabei auch versucht wird, die Innenstadt
zu einer Ansammlung strahlend sauberer EinkäuferInnen umzugestalten, in
der die Folgen von Arbeitslosigkeit, Sozialabbau,
Armut und Obdachlosigkeit nicht mehr sichtbar werden.
Wer sich arm und krank und auch noch schlecht angezogen in die Innenstadt
traut und dort ohne Kaufkraft "herumlungert", dem soll "das
Leben etwas inkommoder gestaltet werden" (O-Ton des Oberbürgermeisters
Danielowski). "Wer sich das Kännchen Kaffee in der City nicht leisten
kann, soll auch gar nicht erst die Fußgängerzone betreten. Wer die Klamotten
aus den Boutiquen und Kaufhäusern nicht bezahlen kann oder sich nicht
wenigstens zu jeder zweiten Saison neu einkleidet, darf sich auch nicht
in der Nähe dieser Geschäfte aufhalten .." (Flugblattzitat)
In den Aktionen am Markt kam auch die Unzufriedenheit über die Vielzahl
von Kampagnen zum Ausdruck, die eine "lebendige Innenstadt"
nach Maßgabe des Einzelhandels organisieren wollen: ProCity, Stadtmarketing
und Hochglanzbroschüren - als "lebendiges Innenstadtgeschäft".
"Wer zu viel Spaß hat, wer es wirklich auf die Reihe; kriegt, ein
geiles Leben zu führen, ohne der Norm gerecht zu werden, ist da schon
verdächtig und soll aus der Öffentlichkeit eliminiert werden." (Flublattzitat)
Mit Dokumentation von Presseausschnitten wurde an einem Stand auch das
Thema Video-Kameras im öffentlichen Raum und Sicherheitsfanatismus informiert. Ironie des Schiksals,
die den Leuten aber bewußt war: Die ganze Aktion war übrigens auch permanent
über die Kameras auf dem Karstadtgebäude im Internet
zu beobachten. Eine Postkarte zeigte zwei Graffitis neben einander "Sauber
solls werden" und "Teurer wirds werden".
Ein altes Foto zeigte, dass es früher sogar mal Bänke in der Weender Straße
gegeben hat - alles weg - nicht sitzen, sondern kaufen soll man.
In der Mitte des Marktdurchgangs lag ein langer schwarzer Stoff-Streifen
auf dem geschrieben stand "der schmale Grat der Normalität".
Eine Gruppe Kammermusikerinnen trug in Trauerkleidung den Sarg "lebendige
Innenstadt" herum, packten dann ihre Instrumente aus und spielten
Stücke aus der "Kunst der Fuge" von J.S.Bach.
Später kamen noch AktivistInnen mit Essen und Tellern auf einem Handwagen
an die Stände, belieferten die AktionistInnen unter den drei schwarzen
Baldachin-Zelten. Die Musikanlage dröhnte.... und ein älterer Mann am
Infostand meinte "ja also ich finde das nicht richtig, wenn die im
Bus ihre Schuhe auf die Sitze stellen, wenn man sich dann hinsetzt wird
man dreckig." - Aechz bei dem war wieder mal die ganze Aktion umsonst
gewesen !!
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