Kritikaktion 2003 Mit
einer öffentlichen Unterhaltungsveranstaltung am 22.3.03 wollte die Stadverwaltung
an der Jacobikirche Werbung für die saubere Stadt machen. Die Nörgelbuff-Haus-Band
diesmal mit Sänger Sascha Mönich von Soulcakes und der Moderator vom Stadtradio
spulten ein von bedrückenden Kriegsmeldungen unbelastetes Programm für die Stadt
ab - nicht mal mit einer Zwischenbemerkung auf die besondere Situation eingehend.
Aber dann als Rechtsdezernent Meyer gerade zum zweiten Mal eine Werberede für
die saubere Stadt halten wollte, kam eine als Putzfrauen gekleidete Gruppe auf
die Bühne und brachte sowohl das allgegenwärtige Thema der Irakbombardierung als
auch die Kritik an der Säuberungsaktion ein. Bild
rechts: Als willige Helfer flankierend ausgestellte Große und Kleine mit Besen |  offizielle Helferleins
... | Zu
obiger Darstellung erreichte uns folgende Mail von Michael Schrader
Hallo liebe Goest redaktion, es ist echt
eine bereicherung über das netz mehr über göttingen zu erfahren als in anderen
kanälen und blättern steht. Vielen dank dafür. die berichte finde ich grundsätzlich
gut geschrieben haben aber immer wieder den hang zur arroganz und beleidigung
von anderen menschen und meinungen wie aktuell zum beispiel bei den bildern zur
putzaktion, diese als willige helferlein, sozusagen ohne eigene meinung, stimmvieh
usw. zu bezeichnen find ich ziemlich daneben und um ein neues wort zu kreieren:
ziemlich rumsfeld. zufälligerweise kenne ich die auf dem bild und ihr würdet euch
wundern...Na denn weiter viel spaß auch mit provokátionen, bitte etwas gehaltvoller
als auf kriegsministerniveau. >>
Wie die Redaktion zu Rumsfeld steht / d. Red. |
 | Der
Moderator des Stadtradios versuchte sein gerade begonnenes Frage- und Antwortspiel
mit Meyer zur städtischen Säuberung fortzusetzen. Die Erinnerung an den Krieg
bezeichnete er als "sagen wir mal Show-Einlage" |
 Meldung des Stadtradios
auf dessen Webseite am 24.3.: "Zu kleineren Störungen
kam es am Samstag, als Friedensaktivisten die Veranstaltung nutzten, um sich gegen
den Krieg im Irak zu wenden." (Hervorhebung goest!) | Schnelles
Reaktionsvermögen zeigten die Frauen, als 2 Leute zwecks Comedy auf die Bühne
kamen, einer davon anfing Gitarre zu spielen und fragte etwas hämisch "und
jetzt? fehlen Euch die Worte?" Nein! nun übernahmen die Frauen die Melodie
und skandierten ihren Protest passend zur Meldodie - 1:0 für die Frauen. |
Flugblatt der "Putzkolonne"
"Liebe Mitbürger und liebe Mitbürgerinnen,
sehr geehrte Besucher und Besucherinnen Göttingens "Göttingen
soll sauber werden" - das ist ein zentrales Anliegen unserer Politiker/innen'
und der Stadtverwaltung. Dieses Ansinnen finden wir sehr erstrebenswert. Wir möchten
daher die Sauberkeits- und Ordnungsoffensive mit allen unseren Kräften unterstützen.
Zonen der Unordnung dürfen nirgends geduldet werden. Was unser Außenminister Fischer
schon für die ganze Welt konstatierte, muss doch erst recht innerhalb Deutschlands
gelten. Wenn die BRD sich anschickt in der Welt Ordnung zu schaffen, können wir
nicht zulassen, dass die eigenen Städte in Müll und Chaos versinken. Erklären
wir deshalb nicht nur anderen Regierungen den Krieg, sondern der eigenen Gesellschaft!
Sorgen wir hier wie dort für Ordnung und Kontrolle. Keiner soll sich mehr unbeobachtet
fühlen können, denn nur wer nicht kontrolliert wird, wirft seinen Müll einfach
auf die Straße. Es reicht eben nicht mehr Papierkörbe aufzustellen. Wie die Stadtverwaltung
ganz richtig erkannt hat gibt es zu viele Uneinsichtige. Daher wird folgerichtig
eine Müllpolizei diesen Unbelehrbaren eine gelbe Karte zeigen. Bei wiederholtem
Verstoß gibt es die rote Karte und ein Verwarngeld bis zu 50 Euro.
Wir können nur hoffen, dass die Stadt in naher Zukunft auch mehr Überwachungskameras
in der Stadt anbringen wird. Auch die Müllpolizei kann ihre Augen nicht überall
haben. Überwachungskameras bieten darüber hinaus die Möglichkeit, endlich auch
ein einkaufsgerechtes Verhalten in der Stadt durchsetzen zu können. Schließlich
ist die Innenstadt eine Konsummeile und nicht dafür gedacht rum zu stehen oder
zu sitzen oder gar zu demonstrieren und dadurch den Fußgängerverkehr zwischen
den Geschäften zu behindern. Das trübt alles nur die Einkaufsfreude. Bis es soweit
ist sind wir alle aufgefordert, mitzuhelfen. Die ,,Putzkolonne -Wir helfen mit"
will genau diese Unterstützung leisten. | |