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Literarisches Zentrum

Düstere Straße 20 ,
Tel.: 4956823
info@lit-zentrum-goe.de
>> Literarisches Zentrum

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Die Räumlichkeiten
Das Programm
Das Team
Vorstand und Finanzen
Leitung: Dr. Anja Johannsen

Veranstaltungsberichte auf dieser Seite:

Carolin Emcke 2016

Rainer Mortiz und Ina Hartwig
Felicitas Hoppe 2012
Literaturverteiler

Steuerung des Buchmarktes
Kommentar: Buch als Ware
Patrick Bahners 2011
Iris Hanika "Das Eigentliche"
gazelle - Frauenzeitschrift
Ulli Lust: graphic novel
Herta Müller 2009

Veranstaltungsberichte
auf gesonderten goest-Seiten

> Merle Kröger Lesung "Grenzfall" 2013
> Doku-Film "Revision" 2013
> J. Vogl "Gespenst des Kapitals" 2012
> Rosemarie Tietze / Tolstoi
> Nino Haratischwili , Roman "Juja"
> Martin Kohan
> Gerhard Paul: Kriegsbilder-Bilderkrieg
> Dominik Graf / Neuenfels (Film)
> De Lillos "Körperzeit"
> Lesung von Özdamar
> Poesie: Les Murray
> Dota / Knarf Rellöm
> Adam Zagajewski / Lyrik
> Kapielski
> Walser abgesagt
> Uday Prakash, Indien
> Sommerfest des Lit.Zentrums 2011
> Hauke Hückstedt (ehemaliger Leiter)

Das Literarische Zentrum Göttingen e.V. wurde im Frühjahr 2000 gegründet. Das Zentrum widmet sich nicht ausschließlich der Literatur, sondern auch allen anverwandten Kulturbereichen wie dem Film, der Musik, der Kunst. Die Besucherzahlen haben sich bei durchschnittlich 80 zahlenden Gästen stabilisiert.

 

Die Räumlichkeiten

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Links Blick in den Veranstaltungsraum, rechts: Lounge für ausgiebige Gespräche in kleinen Runden. Das LZ vermietet die  Veranstaltungsräume incl. Beschallungs- und Aufzeichnungstechnik (MC, DAT, VHS) sowie Monitoring für DVD-, CD-ROM-, VHS-Einspielungen.

Während der Pause eines Veranstaltungsabends

Das Literarische Zentrum Göttingen - das "begehbare Fuilleton" als Modell

( Modell als Abschiedsgeschenk für den damaligen Leiter Hauke Hückstedt)

 


Einfluß des Wallsteinverlags im Literarischen Zentrum
am Beispiel des Jahres 2016

Da uns der Einfluß eines einzelnen Göttinger Verlages, des Wallstein Verlags, auf Personal und Programm aufgefallen ist, haben wir einige Stellen bei Personal- und Programmvorstellung entsprechend rot markiert

Das aktuelle Team des Literarischen Zentrums August 2016

Leitung (sitzend): Madita Oeming Stellvertretende Geschäftsführung (Stv. für Anja Johannsen / Mutterschaftsurlaub), Jennifer Sprodowsky (Von 2013 bis Mai 2016 arbeitete sie in der Presse- und Veranstaltungsabteilung des Göttinger Wallstein Verlags). Zuständig für die Programmgestaltung des Literarischen Zentrums und die Leitung des Projekts »Literatur macht Schule«.
Volontärinnen und Volontär (stehend): Jonas Knostmann, Jasmin Büttner , Cosima Mattner , Urte Schröder,

»Literarisches Zentrum Göttingen e.V.« 1. Stellvertretender Vorsitzender: Thedel v. Wallmoden (Verleger, Wallstein Verlag)

Programm 2016/17

16.9.16 Literarisches Zentrum 20 Uhr Frank Günther Shakespeares Sprachwunderwelten In der Reihe »neu_übersetzt«

23.9.16 ) Amavi Wild, Literarisches Zentrum 20 Uhr Birgitta Assheuer, Marika Gejrot, Bardo Henning und Hans-Werner Meyer »Und Liebe wagt, was irgend Liebe kann« - Ausverkauft

27.9.16 Literarisches Zentrum 20 Uhr Teju Cole Always Returning 1975 in den USA geboren, in Nigeria aufgewachsen und als Jugendlicher in die USA zurückgekehrt,

28.9.16 Literarisches Zentrum 20 Uhr Flix »Münchhausen. Die Wahrheit übers Lügen«

29.9.16 Literarisches Zentrum 20 Uhr Tilman Rammstedt »Morgen mehr« - Das Social-Reading-Experiment Die digitale Revolution verändert die Literatur –

17.10.16 Literarisches Zentrum 20 Uhr Karen Köhler und Lot Vekemans Dit is wat we delen / Dies ist, was wir teilen Wallsteinverlag

1.11.16 Ron Segal »Jeder Tag wie heute« 09:40 Uhr Geschwister-Scholl-Gesamtschule Göttingen (KGS), TK € 4/8, In seinem Debütroman Jeder Tag wie heute / Wallsteinverlag 2014) setzt sich der israelische Autor Ron Segal mit der Erinnerungskultur auseinander.

4.11.16 Alfred-Hessel-Saal Literarisches Zentrum 20 Uhr Carolin Emcke und Durs Grünbein Gegen den Hass!

8.11.16 Literarisches Zentrum 19 Uhr Deborah Feldman »Unorthodox«

16.11.16 Literarisches Zentrum 20 Uhr Jörg Armbruster »Willkommen im gelobten Land?« Jahrelang hat er als Krisenberichterstatter im Nahen und Mittleren Osten sein Leben riskiert;

22.11.16 ... Altes Rathaus, Literarisches Zentrum 20 Uhr Eugen Ruge Zurück in die Zukunft

24.11.16 Mathias Énard »Boussole« / »Kompass« Krieg, Terror, Fundamentalismus

1.12.16 LKalin Terzijski »Wahnsinn« Sein autobiografisches Erstlingswerk Alkohol

6.12.16 Margarete Stokowski »Untenrum frei« »Wir können untenrum nicht frei sein, wenn wir obenrum nicht frei sind«

12.1.17 Frank Kelleter The Stars Look Very Different Today In der Reihe »Liederabend« Man nennt ihn das »Chamäleon des Pop« (Lesung, Musik)

Zuletzt stellte er in Göttingen seinen mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnenten Roman Koala vor. Nun kommt er erneut in die Stadt seines Verlages (Wallstein) zu den öffentlichkeitswirksamen

»Lichtenberg-Poetikvorlesung« Aula am Wilhelmsplatz,

18.1.17 20 Uhr / Lukas Bärfuss 1. »Das Material«
19.1.17 20 Uhr / Lukas Bärfuss 2. »Die Komposition«
Eintritt frei (Poetikvorlesung) Eintritt frei

27.1.17 20 Uhr Max Czollek, Björn Kuhligk und Ulrike Almut Sandig Gerade jetzt, beim Dichten! »Gestern Kommunist – morgen Kommunist, aber doch nicht jetzt, beim Dichten?!« Bei Peter Rühmkorf, einst poetischer spokesman der SPD, ist das Verhältnis der Dichtung zur Politik klar. Ohne Fragezeichen .

 

Programmüberblick Literarisches Zentrums 1.3.16 - 25.6.16
>>
das ausführliche Programm auf der Seite des Literarischen Zentrums

Der Literaturherbst macht im Frühling für ein Wochenende (am 15.-17.4.16 ) zusammen mit dem Literarischen Zentrum Programm.
Das gesamte Programm enthält Detering und Jan Wagner, Kermani, Thea Dorn, Heinz Bude, Douwe Draaisma, Guntram Vesper, Claudia Roth, Leila Chammaa und Boualem Sansal und andere.
Zwei Veranstaltungen im Programm haben, wie die Vergangenheit zeigte, ein gewisses Konfliktpotential. 24.2.16

1.3.16 Altes Rathaus Literarisches Zentrum 20 Uhr Heinrich Detering und Jan Wagner Die Poesie der Dinge Wer Jan Wagners Regentonnenvariationen (Hanser 2014) liest, folgt dem Blick des Autors durch Landschaften oder Gärten und findet erstaunlich viele Gedichte über Gegenstände und Tiere, die eine eigene Welt eröffnen. VVK € 7/9 AK € 8/10

4.3.16 Literarisches Zentrum 20:00 Uhr Elisabeth Herrmann Anwalt Vernau unter Verdacht Ein ungeklärter Todesfall, eine schöne junge Frau aus Tel Aviv auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater – und plötzlich steht Anwalt Vernau unter Mordverdacht.VVK € 7/9 AK € 8/10

5.4.16 Literarisches Zentrum (Wegen großer Nachfrage ins Alte Rathaus verlegt) 19:00 Uhr Jakob Augstein (Siehe hierzu Anmerkung zum Konfliktpotetial in Göttingen) und David Graeber »Bürokratie. Die Utopie der Regeln« Als eine »Befreiung« hat seinerzeit Schirrmacher Graebers Buch Schulden gefeiert, mit dem sich der US-amerikanische Occupy-Vordenker und -Aktivist auch hierzulande bekannt gemacht hat. Mitten in der Finanzkrise löste der Anthropologe den Schulden-Begriff aus der Zange der vermeintlich alles erklärenden Ökonomie und gab ihm seine existentielle Bandbreite zurück. Diesen umfassenden, scharfen Blick wirft Graeber nun auf ein allerorten Qual säendes Phänomen: die Bürokratie (Klett-Cotta 2016)! Ob es um den Wechsel des Telefonanbieters, einen Asylantrag oder die Vollmacht für das Konto der kranken Eltern geht – wir wissen um die Lebensfeindlichkeit der Bürokratie, halten aber daran fest, an ihre Effizienz zu glauben.Über seine Fundamentalkritik an der heillosen Allianz zwischen Kapitalismus und Bürokratie diskutiert Graeber mit Jakob Augstein.Die Lesung findet auf Deutsch, das Gespräch auf Englisch statt.(Diskussionsveranstaltung) VVK € 7/9 AK € 8/10

11.4.16 Literarisches Zentrum 20:00 Uhr Jens Andersen und Ulrich Sonnenberg »Astrid Lindgren - ihr Leben« In ihren Bullerbü-Büchern und anderen Geschichten ließ Astrid Lindgren – so ein gerne bemühter Topos – ihre eigene glückliche Kindheit in Småland wieder aufleben. VVK € 7/9 AK € 8/10

15.-17.4.16 Der Programmbeitrag des Literaturherbstes »Der Herbst im Frühling«

15.4.16 Paulinerkirche Literarisches Zentrum 19:00 Uhr Douwe Draaisma Vom Träumen und Vergessen »Der Herbst im Frühling« - 25 Jahre Literaturherbst Vergessen ist besser als sein Ruf – das betont der Wissenschaftler und Bestsellerautor Douwe Draaisma. Im Buch des Vergessens widmete er sich ganz den Fragen um diesen Bereich der Gehirnforschung: Wie (Lesung, Literatur), Göttingen VVK € 10/12 AK € 12/14

15.4.16 Altes Rathaus, Literarisches Zentrum 21:00 Uhr Navid Kermani »Ungläubiges Staunen« »Der Herbst im Frühling« - 25 Jahre Literaturherbst »Teile der Gesellschaft halten einen schon für bekloppt, wenn man die Ansicht vertritt, dass der menschliche Verstand nicht das Maß aller Dinge ist«, sagt Navid Kermani nach seiner höchst couragierten ... (Lesung, Literatur) Göttingen

16.4.16 Altes Rathaus, verlegt auf den 10. Mai

Heinz Bude Die Macht der Stimmungen »Der Herbst im Frühling«- 25 Jahre Literaturherbst Heinz Bude, (Lesung, Literatur) Altes Rathaus, Rathaushalle, Göttingen VVK € 11/13 AK € 13/15

10.5.16 -um 20 Uhr, spricht der Soziologe Heinz Bude im Alten Rathaus Nachdem die ursprüngliche Lesung im Rahmen des Festivalwochenendes "Herbst im Frühling" wegen Krankheit leider kurzfristig abgesagt werden musste, gibt es jetzt einen Nachholtermin für den Abend mit Heinz Bude und Andres Busch: Alle, die bereits ein Ticket haben, können mit selbigem einfach zum neuen Termin kommen. Die Tickets behalten ihre Gültigkeit. Wer ein Ticket hat, aber zum neuen Termin leider nicht kann, hat bis zum 02.05. die Möglichkeit, sich das Geld kostenfrei zurück erstatten zu lassen - und zwar jeweils dort, wo die Tickets gekauft wurden. Heinz Bude nimmt gesellschaftliche Phänomene scharf in den Blick. Seine Erkenntnisse sind nicht immer angenehm: Im zuletzt erschienenen Gesellschaft der Angst attestierte er uns, eine Gesellschaft der runtergeschluckten Wut zu sein. Es herrsche eine gefährliche Stimmung der Verbitterung. Wie aber entstehen solche kollektiven Stimmungen? Welche Macht haben sie, welche Gefahren bergen sie? Bude analysiert in seinem neuen Buch Das Gefühl der Welt (Hanser 2016) unsere heutige Gesellschaft aufs Genaueste und spricht mit Andreas Busch (Ordentliches Mitglied der Göttinger Akademie) darüber, warum Stimmungen so fatal sein können - ein hochaktuelles Thema also! Der Abend findet in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen statt.

16.4.16 Altes Rathaus, Literarisches Zentrum 21:00 Uhr Martin Walser (Siehe hierzu Anmerkung zum Konfliktpotetial in Göttingen) Der letzte Tango »Der Herbst im Frühling« - 25 Jahre Literaturherbst Klingt traurig, ist es aber nicht! Ein sterbender Mann (Rowohlt 2016) ist eigentlich eine Geschichte von Verrat, Absturz und dem Wunsch zu sterben. Altes Rathaus, Rathaushalle, Göttingen VVK € 13/15 AK € 15/17 Nachtrag: Martin Walser wird gemeinsam mit Thekla Chabbi lesen, die an seinem Buch mitgeschrieben hat und als Co-Autorin auftritt. Das Gespräch wird Anke Detken vom Deutschen Seminar der Uni Göttingen führen.

17.4.16 Deutsches Theater, Literarisches Zentrum 11:15 Uhr Dörte Hansen Altes Land und neue Ufer »Der Herbst im Frühling« - 25 Jahre Literaturherbst Dörte Hansen ist mit ihrem Debütroman Altes Land (Knaus 2015) die überraschende Bestsellerkönigin des Jahres 2015. Hunderttausende Leserinnen und Leser begeistern sich für ihre geschickt verwobenen Geschichten, die sowohl in (Lesung, Literatur) VVK € 13/15 AK € 15/17

17.4.16 Deutsches Theater, Literarisches Zentrum 17:00 Uhr Thea Dorn Teufelspakt »Der Herbst im Frühling« - 25 Jahre Literaturherbst Man kennt sie als gleichermaßen scharfsinnige wie charmante TV-Moderatorin von Literatur im Foyer, als preisgekrönte Krimiautorin sowie als streitbare und umstrittene Essayistin. Thea Dorn wartet mit immer neuen Überraschungen auf (Lesung, Literatur) Deutsches Theater, Göttingen VVK € 13/15 AK € 15/17

17.4.16 Deutsches Theater, Literarisches Zentrum 19:00 Uhr Jens Kirschneck und Philipp Köster 11 Freunde »Der Herbst im Frühling« - 25 Jahre Literaturherbst Spätestens seit dem Jahr 2000 gibt es sie ganz öffentlich: Hornbrillenträger, die sich für Fußball interessieren. Sie tummeln sich in der Redaktion des Fußball-Indie-Magazins 11 Freunde und sorgen dort für (Lesung, Literatur) Deutsches Theater, Göttingen VVK € 13/15 AK € 15/17

25.4.16 Literarisches Zentrum 20:00 Uhr Guntram Vesper »Frohburg« (In dieser Stadt besuchte er 1947-55 die Schule) »Irgendwo im Land gibt es den Ort, die Straße, das Haus, wir haben dort die Kindheit verbracht, wir kommen schwer davon los«, schreibt Guntram Vesper. VVK € 7/9 AK € 8/10

28.4.16 Literarisches Zentrum 20:00 Uhr Heinz Helle, Ronja von Rönne und Thomas von Steinaecker The Walking Dead Das Literarische Zentrum macht seiner düsteren Adresse alle Ehre und lädt ein zu einem Abend der jungen, finsteren Kultur. Die Autor/inn/en Ronja von Rönne, Thomas von Steinaecker und ..VVK € 7/9 AK € 8/10

3.5.16 Literarisches Zentrum 20:00 Uhr Claudia Roth »Macht kaputt, was euch kaputt macht« In der Reihe »Liederabend« Jede Zeit braucht einen Soundtrack! Als Ton Steine Scherben sich 1970 gründeten, war ihre erste Single Macht kaputt, was euch kaputt macht wohl programmatisch für die Jahre nach der Studentenrevolte. (Gespräch) VVK € 9/11 AK € 10/12

19.5.16 Literarisches Zentrum 20:00 Uhr Philipp Albers und Cornelius Reiber »Mimikry - Das Spiel des Lesens« In der Reihe »Hausbesuch« Das Literarische Zentrum lädt zum Hausbesuch: Mit Mimikry – Das Spiel des Lesens (Blumenbar 2016) im Gepäck kommen Philipp Albers und Cornelius Reiber nach Göttingen, um gemeinsam mit dem Publikum zu ... [Philipp Albers und Cornelius Reiber ] (Spieleabend) Privatwohnung VVK € 12/14

28.5.16 Albanikirche 19:00 Uhr Tilmann Lahme »Die Manns - Geschichte einer Familie« »Man wird später Bücher über uns – nicht nur über einzelne von uns – schreiben«, notiert Klaus Mann, zweites der sechs Kinder von Katia und Thomas Mann, 1936 VVK € 9/11 AK € 10/12

1.6.16 Literarisches Zentrum 20:00 Uhr Leila Chammaa und Boualem Sansal »2084. Das Ende der Welt« Kaum eine Debatte bestimmte die Nachrichten in jüngster Vergangenheit so sehr wie der Diskurs um den Fundamentalismus. In Boualem Sansals dystopischem Roman 2084. Das Ende der Welt (Merlin 2016) wird (Gespräch) VVK € 7/9 AK € 8/10

25.6.16 Literarisches Zentrum 12:00 Uhr Poetree - Poesie unter Bäumen Lyrikfestival »Sprachkunst entfaltet eine ungeahnte Kraft«, schrieb das Göttinger Tageblatt letztes Jahr über Göttingens erstes Lyrikfestival. Diesen Sommer geht das Poetree in die zweite Runde und will weiter mit Poesie begeistern. (Fest) Cheltenhampark, TK € 3 «

Veranstaltungen mit Martin Walser und Jakob Augstein
2013 und 2003 waren Ziel von Verhinderungsversuchen.

24.2.16 / Die Veranstaltung am 5.4.16 mit Jakob Augstein lässt an eine Kampagne 2013 erinnern in der gegen den Auftritt von Augstein beim Literaturherbst vorgangen wurde. Der Journalist Henryk Broder hatte Augstein als "little Streicher" bezeichnet und mit Verweis auf Broder hat das Wiesenthal-Center Augstein auf eine Liste der Antisemiten gesetzt. Micha Brumlik meinte dazu: „Ich verstehe, was die sich dabei gedacht haben, jemanden wie Jakob Augstein auf so eine Liste zu heben“, Dahinter so Brumlik stehe die Absicht, auch linksliberale Kritiker der israelischen Regierungs- und Siedlungspolitik als Antisemiten zu bezeichnen.>>TAZ

Auch die am 16.4.16 geplante Veranstaltung mit Martin Walser hat eine ähnliche Vorgeschichte und erinnert an einen noch weiter zurückliegenden Konflikt 2003 als das literarische Zentrum schon einmal Walser eingeladen hatte. In einem Schreiben an das Literarische Zentrum schrieben die Kritiker*innen damals "Wir fordern Sie auf, die Veranstaltung mit Martin Walser abzusagen." (Siehe >Bericht dazu). Schließlich teilte das Literarische Zentrum in einer öffentlichen Erklärung mit: "Nach einem ausführlichen Gespräch mit Martin Walser teilt uns dieser heute mit: "Ich habe keine Lust, mit Parolen brüllenden Leuten in einen akustischen Wettbewerb zu treten. Nach allem, was ich aus Göttingen gehört habe, ist mit einem ruhigen, ungestörten Gespräch nicht zu rechnen. Also überlasse ich die Szene den Schreiern" Zur Einschätzung der Hauptakteure möglicher Proteste >...mehr Infos

 

Carolin Emcke, Lichtenberg-Poetikvorlesung "Wider die Gewalt" /
Teil 1, 21.1.16

21.1.16 / Carolin Emcke "berichtete unter anderem aus dem Kosovo, aus Afghanistan und Pakistan oder aus dem Irak; als Reporterin schrieb sie über Israel, den Libanon, Ägypten, Kolumbien und Rumänien." (Ankündigungstext) Sie war auch im Gaza-Streifen nach dem israelischen Bombardement. In Haiti nach dem verheerenden Erdbeben war sie ein Jahr lang und hat "beobachtet, was den Hoffenden widerfuhr". (Bericht). In solchen Kriegs- und Krisengebieten arbeitete sie journalistisch vergleichbar einer Operation am offenen Herzen der Welt. In diesen Situationen war die Gegenwart so instensiv mit Eindrücken jenseits aller Normalität auf die Beobachterin eingestürzt, nimmt ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch und es ist kaum Platz für Reflexion. Sie wird konfrontiert mit Unsicherheiten, Bedrohnungen und Grausamkeiten. Es gelingt nicht immer kognitiv zu erfassen was überhaupt passiert. In diesen Situationen will sie wenigstens schauen, zuhören, dokumentieren.

Wenn jemand den grausamen Tod naher Verwandter oder Freunde miterlebt hat, selbst Todesnähe erfahren hat, verwundet, gefoltert, vergewaltigt, verstümmelt wurde, dann befindet er sich in einem Zustand des unmittelbaren chaotischen Leides. Carolin Emcke lässt sich empathisch auf diese Menschen ein, macht sie zum Mittelpunkt. Die Menschen wollen dass ich darüber schreibe, sagt sie. Das Reden , das Erzählen sei wichtig, dann fangen sie an, wieder Mensch zu werden, wieder zum Subjekt zu werden. (Schwer zu beantwortende Frage einer Traumatherapeutin aus dem Publikum blieb, wie sie verhindern könne, dass die befragten Gewaltopfer beim Erinnern der Schrecken eine "Retraumatisierung" erleiden)

Was im Vortrag beeindruckte, das war die Beharrlichkeit in der Emcke sich später mit ihren Gedanken und Gefühlen aus diesem Feld der Unmittelbarkeit herausbewegt. Dabei aber die intensive empathische Einlassung nicht verlässt und gleichzeitig die intellektuelle Verarbeitung, die Reflexion unter Bezügen auf Moral und Gewissen entwickelt; den einmal eingehakten Zusammenhang mit der Situation auf dem Wege der Reflexion nicht in Richtung distanzierter Abstraktion verlässt. Angedockt zu bleiben und zu reflektieren, diesen Prozess so schien es, wollte Emke mit all seinen Schwierigkeiten darstellen. Die Erkenntnis sich von der Illussion scheinbarer Objektivität verabschieden zu müssen mündete in die Praxis die "Ich-Perspektive" in ihrem Schreiben zu betonen, damit die Relativität und Subjektivität zuzugeben. Dazu gehört der Mut, sich auch verwundbarer zu machen.


Carolin Emcke am 21.1.16 in der Göttinger Aula am Wilhelmsplatz

Über Dinge zu reden die einem selbst emotional nahe gehen, das ist nicht einfach für eine Rednerin in der voll besetzten aristokratisch-barocken Aula am Wilhelmsplatz. So suchte Carolin Emcke anfangs im gesamten Saal bis zur Galerie oben einen Platz auf dem ihre Blicke Halt fänden. Doch im Laufe der Rede schien sie eine immer intensivere Nähe zwischen Publikum und ihr herzustellen. Wenn sie von erlebten Schrecken und Foltermethoden erzählte (den Kopf nach hinten gelegt halten und schlucken - machen Sie das mal) hörte das Publikum wie gebannt zu und es entstand eine spürbare Verbindung zwischen Referentin und Publikum, die Carolin Emcke auch zunehmend lockerer machte: "Können Sie noch?" fragte, - ich habe ihr Wasser, sie haben nichts – da bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Am Ende als aus dem Publikum Fragen gestellt werden sollten, sagte sie "ich gehe jetzt auch mal von diesem seltsamen Altar hier runter" (dem erhobenen Redepult). / (G. Schäfer )

Ankündigungstext der Universität
Poetikvorlesung: "Wie lässt sich das beschreiben, was als unbeschreiblich gilt?"
Die Publizistin und Reporterin Carolin Emcke hält im Januar 2016 die Lichtenberg-Poetikvorlesungen an der Universität Göttingen. Sie ist auf Einladung des Seminars für Deutsche Philologie der Universität und des Literarischen Zentrums Göttingen am 20. und 21. Januar zu Gast in der Aula am Wilhelmsplatz. Carolin Emcke, die unter anderem für den Spiegel und die Zeit aus zahlreichen Krisen- und Kriegsgebieten berichtete, wird in Göttingen zwei öffentliche Vorträge zum Thema "Wider die Gewalt" halten. Darüber hinaus nimmt die mehrfach ausgezeichnete Journalistin und Buchautorin an einer Diskussion mit Studierenden teil. Die Poetikvorlesung wird von der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck, der Stiftung Niedersachsen und dem Wallstein Verlag gefördert. Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.
In den Vorträgen beschäftigt Carolin Emcke sich mit den schwierigen Bedingungen der Kriegs- und Krisenreportage unter der Frage "Wie lässt sich das beschreiben, was als unbeschreiblich gilt?". So müssten unabhängige Medien in der Beschreibung von Gewalt darauf achten, dass sie die Wirkungsmacht der Gewalt durch die Darstellung nicht weiter erhöhen. Außerdem fragt sie nach den psychischen, sozialen und moralischen Grenzen ihrer Arbeit und thematisiert die literarische Dimension des Dokumentarischen. (...)

 

Rainer Mortiz und Ina Hartwig

goest/ g.schäfer 27.8.15 /
Der Leiter des Literaturhauses Hamburg ist aus beruflichen Gründen mit der Frage Qualität und Erfolg von Büchern wohl vertraut. Möglicherweise hat ihn der Erfolg des Buches "Feuchtgebiete" und Sado-Maso-Phantasien in "Fifty Shades of Grey" auf die Idee gebracht ebenfalls ein Buch zu diesem Themenbereich zu schreiben. Die Marktgängigkeit von jenen wird sein Buch aber wohl nicht erreichen, denn er sammelte nur besonders absurde, schlechte und lustige Darstellungen sexueller Aktivitäten in der Literatur. Bei Lesungen zu seinem Buch und Interviews bringt er immer wieder folgendes Beispiel: Die Formulierung "und sie rissen sich die Kleider vom Leib" sei zwar totaler Quatsch, weil sich Kleidung gar nicht so einfach runterzureissen ist, außerdem wären die teuren Klamotten doch dann auch kaputt - aber die Formulierung sei nicht auszurotten. Im Gespräch mit sat3 Moderatorin Tina Mendelsohn, meinte diese noch zur Einleitung, es sei ja eigentlich ein peinliches Thema und sie rede normalerweise nicht über Sex. Und dann erzählt Moritz locker von einem Text in dem ein Autor von einer 20 cm langen Klitoris geschrieben habe. Das Publikum ist recht still gewesen, Moritz und Mendelsohn einigen sich dann schnell darauf, dass diese Beschreibung ja schon anatomisch absurd wäre. >>Videoaufzeichnung des Gespräches.

Die Umgebung sollte zum Thema der jetzigen Veranstaltung passen meinten die Veranstalterinnen des Literarischen Zentrums. Mit der Reihe "Hausbesuch" waren sie früher in privaten Wohnungen gewesen, haben aber nun zu öffentlichen Einrichtungen gewechselt. Für diese Veranstaltung wählten sie nun die antike Gipsabdrucksammlung im archäologischen Institut. Aber bei Laokoon, der Venus usw. ist kein sexueller Akt dargestellt, sondern nur Nacktheit, immerhin eine Annäherung an das Körperliche. Von Nacktheit zu Sex ist es oft nicht weit, und es passt auch indirekt zur kritisierten Formulierung "sie rissen sich die Kleider vom Leib"

Die lange Zeit tabuisierten Themen literarisch zu umschreiben, eine literarische nicht-alberne oder nicht-verklemmte Sprache zu finden, scheint auch heute noch den wenigsten Autor_innen zu gelingen. Nicht nur Männer scheitern laut Moritz dabei, sondern auch Frauen wie er meint und er verweist ausgerechnet als Beispiel auf Verena Steffen, die mit ihrem Buch "Häutungen" eine Ikone der frühen Frauenbewegung war. Jelineks Sexbeschreibungen nimmt er hingegen ernst – bei ihr sei in der Beschreibung des Sexuellen die Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse enthalten.

Gesprächspartnerin für Rainer Mortiz wird im Literarischen Zentrum Ina Hartwig sein. Sie ist mit dem Thema auf wissenschaftliche Weise vertraut. Sie hat 1998 ein Buch mit dem Titel "Sexuelle Poetik. Proust, Musil, Genet, Jelinek." veröffentlicht. (Wobei Musil im "Mann ohne Eigenschaften" Sexuelles lediglich in gekonnten Andeutungen sprachlich umkreist, nie und nimmer aber die Worte Klitoris oder Penis geschrieben haben würde)
Ina Hartwigs Positionen werde u.a. folgendermaßen beschrieben: Der neuen Tugend- und Verbotskultur, sei es die Bildpolitik betreffend, sei es die Normierung von Lebensformen, steht sie äußerst skeptisch gegenüber. Auf der Basis einer sozialdemokratischen Grundüberzeugung beharrt Hartwig auf der radikalen Freiheit künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten. >>Zitatquelle
An anderer Stelle auf perlentaucher.de wird von ihr gesagt, sie argumentiere gegen einen "sittlichen Rigorismus, der zwischen Kinderpornographie und legalen Abbildungen nackter Kinder nicht mehr unterscheiden will. Die Tendenz geht dahin, Unterschiede zu planieren und jedes Nacktbild von Kindern zu illegalisieren." Sie wird also zum Umgang mit dem Thema Sex in der Literatur einiges beizutragen haben

Das Verdienst Moritzens ist es, den Blick auf den unzulänglichen literarischen Umgang mit der Sexualität gelenkt zu haben und literarische Qualität auch für diesen Bereich einzufordern, in dem viele Autorinnen und Autoren eher drüberhuschen oder dilettieren. Diesem Ziel würde allerdings auch dienen, wenn man gute Beispiele erwähnt oder Kriterien für einen guten literarischen Umgang mit dem Thema Sex diskutiert.

7.9.15 Montag 20 Uhr »Wer hat den schlechtesten Sex
Die Briten waren uns wieder einmal voraus; seit 1993 verleiht die Literary Review alljährlich den Bad Sex in Fiction Award. Jetzt zieht Rainer Moritz nach. Ina Hartwig und Rainer Moritz sprechen i n der Reihe »Hausbesuch« über Moritz' Buch »Wer hat den schlechtesten Sex

in der Gipsabgusssammlung, Nikolausberger Weg 15, Parthenonsaal, VVK € 7/9 AK € 8/10


Rainer Moritz 2011 im Litzentrum

 

Nora Gomringer - Monster Poems 1.7.14

Nora Gomringer wurde mehrfach als Lyrikerin und Slammerin ausgezeichnet, unter anderen mit dem Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache und dem Kulturpreis Deutsche Sprache. Seit 2010 leitet sie das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia. Die Lyrikerin und Slammerin Nora Gomringer präsentierte im Literarischen Zentrum ihren Lyrikband Monster Poems . "In Monster Poems werden Bild, Sprache und Ton ineinander gewoben, um einen erfrischend witzigen Blick auf das Unheimliche zu werfen. Gomringer versammelt nicht nur die allseits bekannten Monster der Popkultur wie Godzilla und Hitchcocks Psycho, sondern auch menschliche Züge und Triebe, die leicht ins Monströse kippen. Dabei entpuppen die Ungeheuer sich nicht selten als menschlich, während die Menschen den »Monstern« immer ähnlicher werden"..(
Aus der Ankündigung des Lit.Zentrums)

Kurzrezension (Nicole Paschek)
Nora Gomringer's "Monster Poems" erzählt in modernen Gedichten von all den unterschiedlichen Monstern: die in uns selbst, in unserem Kopf, im Keller der Anderen, auf norwegischen Inseln und in unserer Gesellschaft. Nicht immer sind die Monster klar beschrieben und teilweise erschließt sich erst bei mehrmaligem Lesen um was es eigentlich geht. Jedoch liest man auch immer wieder nicht das was man denkt so klar geschrieben zu sehen, denn mit Neologismen und überraschenden Wortkombinationen wird man in diesem Gedichtband immer wieder überrascht. Wobei manche Anspielungen und Vergleiche auf Filme am jungen Leser vorbei gehen, gibt es immer wieder Kleinigkeiten wie einen Sternenkrieg, eine überdimensional große Echse sowie ihr haariger in der Größe verwandter Affenfeind, welche den Gedichten etwas Märchenhaftes und doch Zeitnahes verleihen. Passend dazu illustrierte Reimar Limmer jedes einzelne Gedicht mit Collagen, bestehend aus Bildern aus alter Zeit, neu und kunstvoll zusammengestellt.

 

Felicitas Hoppe

Felicitas Hoppe hat die "Biographie" einer Person vorgelegt, die "Hoppe" heisst, deren Fakten nicht mit der von Felicitas Hoppe übereinstimmen aber dennoch ihrer eigenen sehr nahe kommt ... wie geht das?

20.4.12 / Hoppe meinte: "Die Methode funktioniert nur, wenn man ehrlich ist" - das muß ausgerechnet sie sagen, deren Lieblingsfigur angeblich Pinoccio ist. Sie "lügt" was das Zeug hält in ihrer "Autobiographie", wo auch "Hoppe" draufsteht, aber wo nicht Hoppe im streng formalen Sinn drin ist.
Sie habe, so sagt sie, festgestellt, dass die gewünschte Biografie am Ende nicht besser sei als die reale, obwohl man beim Fantasieren ja alle gewünschten Richtungen einschlagen könne. Aber im Erzählstrom ergebe sich dann einiges unkontrolliert und am Ende sei es dann doch nicht besser.
Manchmal übertreibt Hoppe in ihrem Buch "Hoppe" die verdrehten Darstellungen - was von GermanistInnen als Fabulierkunst bezeichnet wird. (GermanistInnen gibt es an diesem Abend reichlich im LitZentrum) So fantasiert sie sich in ihrer Fantasie-Biografie als Einzelkind, während sie real mehrere Geschwister hat. Das fantasierte Einzelkind fantasiert nun aber wiederum selbst, mehrere Geschwister zu haben. Kein Wunder, wenn der Moderator Steffen Martus (ebenfalls aus Berlin wie Hoppe - im Literarischen Zentrum treffen sich öfter Berliner/innen, die sich in Berlin noch nie getroffen haben - so war es auch bei Janet Boatin und Joseph Vogl - die saßen täglich auch noch in einem Gebäude). ...also kein Wunder, wenn Martus meinte, das Buch sei irgendwie verwirrend. Es war, so Hoppe in ihrer Antwort darauf, jedoch keinesfalls Absicht, irgendjemanden zu verwirren.

Steffen Martus und Felicitas Hoppe im Literarischen Zentrum

Hoppe liest aus:

Felicitas Hoppe, Hoppe, Roman Hardcover Preis 19,99 € , Fischerverlag

Und dann verwirrte der Moderator Steffen Martus - Gemanistikprofessor - mit seinen Interpretationen das Publikum, sprach von den "Röhrensystemen verschiedener Motive" des Buches und griff ein Motiv heraus: den Rucksack. Im Buch erklärt die Fantasie-Hoppe einem Dirigenten, dass sie den Rucksack beim Dirigieren nicht ablegen könne , "sie brauche den Rucksack als Gegengewicht, da sie sonst von der Musik "weggetragen" werde." Tatsächlich ist Hoppe, wie Hoppe in "Hoppe", immer mit einem Rucksack unterwegs; auch im Literarischen Zentrum ist sie mit einem Rucksack angekommen, hatte ihn aber nicht mit aufs Podium geschleppt, sondern in einem anderen Raum abgelegt, weil sie befürchtete, die Leute glaubten dann, das Buch sei autobiografisch. Man kann sich zeitweise nicht dem Eindruck entziehen, dass sie sich ein wenig lustig macht über ihre ZuhörerInnen. Als es um die Interpretation einer Textpassage geht sagt sie: "Ich habe ja das Buch selbst geschrieben" und deshalb wisse sie was Hoppe da meint.

Nun wandelt sich die Eulenspiegelin plötzlich in eine Philosophin. Als die Fantasie in die Ecke der Unwahrheit zu geraten schien, meinte sie: Die Fantasie speise sich doch letztlich aus der Wirklichkeit! Und auch im Falle des Rucksackes würden zwar unglaubliche Dinge erzählt, aber "die Requisiten der Wirklichkeit sind unschlagbar". Und überhaupt: Wünsche seien von existentiellem Ernst!

Angeblich, so heisst es, wurde Felicitas Hoppe 1960 in Hameln geboren - ich allerdings glaube ihr nichts mehr. Aber jedenfalls hat sie den Hamelner Rattenfänger-Erzählern einen ordentlichen Bären aufgebunden und erzählt eine Rattenfängergeschichte, bei der die Entführung der Kinder sich nicht als Unglück versteht, sondern die Kinder seien in ein anderes Land entführt worden, wo sie sich nicht so gelangweilt hätten wie in Hameln.

Und dann ein weiteres Motiv in des Moderators "Röhrensystem": das Motiv Eishockey. D spielt der Eishockey-Spieler Wayne Gretzky eine Rolle. Den gibt anscheinend wirklich, jedenfalls lassen sich etliche Internetseiten und Fotos von ihm finden. Hoppe sagt (war es jetzt die reale oder die fantasierte?), sie habe sich in ein Kinderbild von diesem Hockeyspieler verliebt und die reale Hoppe habe dann gegoogelt und herausgefunden, dass sie ungefähr in einem passenden Alter zu diesem Spieler ist, so dass sie sich real hätte verlieben können und es deshalb in der Geschichte gut gepasst hätte.


Felicitas Hoppe 20. April 2012, Literarisches Zentrum

Hoppe lässt sich hemmungslos von der Fantasie davontragen. (Während der Lesung notierte ich despektierlich "Assoziationen wie bekifft") . Sie wandert auf einem schmalen Grat, der sie von der wirklichen Welt trennt. Die Verbindung besteht darin, dass ehrliche Wünsche von einem realen Menschn (nämlich Hoppe - real) in der realen Welt der Ausgangspunkt für die Fantasie sind. Sie scheint von der Frage getrieben, wo man wohl landet, wenn man sich völlig der Fantasie hingibt. Sie gibt auf eine gezielte Frage des Moderators zu, auch eine "hemmungslose Romantikerin" zu sein.

Dabei ist sie der Meinung, durch die "hemmungslose Fantasie" käme man der Wahrheit eher auf die Schliche. So wie die Wahl der Maske beim Karneval oft etwas über die Person der Verkleideten verrät. Gerade durch die Verkleidung würde sichtbar, was sonst verborgen geblieben wäre. Der Anschein sei dabei zwar faktisch falsch, treffe aber genau. Auch ihr Buch funktioniere wie das Prinzip Karneval. Und so meint sie, mit ihrer fantasierten Biografie sei sie sich als Person auf wahrhaftigere Weise näher gekommen, als je mit einer faktischen Beschreibung möglich gewesen wäre. Ja sogar das Schreiben in Ich-Form, wäre ihr noch zu nahe gewesen, die Fantasie hätte die Distanz benötigt.

 

Rainer Merkel
22. Oktober 2013, Literarisches Zentrum, 19 Uhr

Im November 2013 wird der Erich-Fried-Preis, einer der höchst dotiertesten österreichischen Literaturpreise an den Autor Rainer Merkel vergeben. Dadurch dass der Autor bereits vor einem halben Jahr ins Programm des Literarischen Zentrums aufgenommen wurde, kann er nun einen Monat vor der Preisverleihung in Göttingen am 22. Oktober 19 Uhr zum Gespräch im Zentrum präsentiert werden.
Rainer Merkel lebt als freier Schriftsteller in Berlin und Dublin. Er wurde in September mit dem Erich-Fried-Preis ausgezeichnet für seinen "literarischen Mut und sein Engagement", so die Jurorin Kathrin Röggla, ausgezeichnet. Rainer Merkel wird selbst aus seinem Roman lesen und anschließend ein Gespräch mit Anne-Bitt Gerecke führen.

Ankündigungstext Lit.zentrum
Er liest aus seinem neusten Roman "Bo" - eine rasante afrikanische Road-Novel. In dem vielbesprochenen Jugendbuch "Bo" präsentiert Rainer Merkel eine Coming-of-Age-Geschichte über die Freundschaft und das Erwachsenwerden - aber auch über die Begegnung mit der afrikanischen Kultur und internationalen Entwicklungshilfeorganisationen. Eine Umgebung, die dem Autor bestens vertraut ist: Merkel hat als ausgebildeter Psychologe selbst ein Jahr lang in Liberia gearbeitet.In dem Roman geht es um einen Jungen, der plötzlich im bürgerkriegsgeschüttelten Liberia auf sich allein gestellt ist. Denn sein Vater holt ihn nicht wie verabredet am Flughafen ab. Also beginnt für Benjamin ein Abenteuer durch das westafrikanische Land - eine rauschende, rätselhafte Reise, ohne Pass, ohne Gepäck, aber mit neuen Freunden. Zum Beispiel Brilliant, 14 Jahre alt, wohlstandsverwöhnt, mit sadistischen Allüren. Und vor allem der Titelheld des Romans, Bo, ein blinder Junge, hellsichtig, empfindsam, und ausgestattet mit magischen Fähigkeiten.

 

Steuerung des Buchmarktes mit dem Hauptziel Geldverdienen?

20.1.12 / Die Buchhandelsketten von Thalia, Bertelsmann (Weltbild) Hugendubel, verdrängen die klassischen kleineren Buchläden (siehe >goest-Artikel zur Situation in Göttingen). Das Literarische Zentrum beschäftigt sich am 26. Januar mit diesem Thema darüberhinaus auch mit der Frage welche Bücher in diesem Prozess noch Chancen haben, auf den Markt zu kommen. Die Mystifizierung, dass die völlige Unterwerfung der Buchproduktion und -distribution unter Kapitalgewinninteressen mit der "ordnenden Hand" des Marktes zu legitimieren sein könnte wird am 3. Februar dann hoffentlich mit Joseph Vogl bei der Diskussion seines Buches "Gespenst des Kapitals" entzaubert, wenn er den Glaube an den Markt als pure Ideologie erschüttert.

Angelika Barth, Michael Buchmann und Christian Rößner Literaturverteiler. Orte, Medien, Akteure im literarischen Leben. No. 3: Der Buchmarkt

26. Januar 2012 Donnerstag 20:00 Uhr (Diskussionsveranstaltung) Literarisches Zentrum, Göttingen VVK € 5/7 AK € 6/8

"Wer entscheidet eigentlich darüber, welche Bücher stapelweise in den Buchhandlungen ausliegen und welche es nur - wenn überhaupt - ins hinterste Regal schaffen? Wieso ist das Sortiment in den Läden während der letzten Jahre so massiv geschrumpft? Was hat sich währenddessen in den Verlagen verändert? Bei Bertelsmann wird mittlerweile angeblich von der »Todeszone« gesprochen, wenn der Gewinn unter 10% liegt. Sind die Umwälzungen tatsächlich so massiv, dass wir uns um die Überlebenschancen der Literatur sorgen müssen? Oder reden so nur die Nostalgiker und Schwarzseher? Auf unserem Podium diskutiert die Key Account Managerin des Suhrkamp Verlags, Angelika Barth, mit dem Literaturbetriebs- und Buchhandelsspezialisten Michael Buchmann, und dem Unternehmensberater Christian Rößner, der lange Jahre Führungskraft bei Thalia war. Es moderiert der Literaturwissenschaftler und gelernte Buchhändler Matthias Beilein."

 

Patrick Bahners Streitschrift "Die Panikmacher"

Eindrücke von der Veranstaltung goest, 11.10.11 /
Das anvisierte Themenfeld hätte für eine "Diskussionsveranstaltung" ein Minenfeld dargestellt, wenn das Spektrum der dazu existierenden Meinungen vertreten gewesen wäre. Die Phalanx der Islambekämpfer, verbale Krieger wie Henryk M. Broder und Panikmacher wie Sarrazin waren an diesem Abend nur die gedachten und wenig angsprochene Kontrahenten. Gefolgsleute der Islambekämpfer machten sich in der Veranstaltung nicht bemerkbar. Wären sie dagewesen, wäre dennoch nur schwerlich die angekündigte "Diskussionsveranstaltung" zustandegekommen. Diskussion wurde gleich auf "Fragen" verengt: "Im Anschluß können Sie Fragen an Herrn Bahner stellen" so die Moderatorin, und bei einem Wortbeitrag aus dem Publikum: "Dürfen wir jetzt ihre Frage hören?".

Mit Bahners sprach Monitor-Redakteurin Isabel Schayani.

Isabel Schayani (deutsch / iranische Staatsangehörigkeit) hatte 2009 einen aufrüttelnden Kommentar im ARD-Fernsehen zur Lage im Iran ( >>youtube-video) gesprochen.

Aber das Interessanteste am Abend war nicht die Islamdebatte inhaltlich. Interessant war es, die Methode Patrick Bahners zu erleben. Er ist seit 10 Jahren Chef des FAZ-Feuilletons. Und es gab folgenden Wiedererkennungseffekt: der Feuilletonchef spricht so gedrechselt wie es mehrfach in den Artikeln der FAZ zu finden ist. Die Moderatorin bereitete das Publikum auf den Sprachstil Bahners vor mit den Worten: "Seine Worte sind nicht "eindampfbar" wie das z.B. für Berichterstattungen im Fernsehen notwendig sei. Ja - er differenziert, beschreibt genau, argumentiert genau ... aber verliert sich gelegentlich derart in feine und noch feinere Bestimmungen, die er in den x-ten Nebensatz einschieben muß, so dass am Ende schwerfällt den Blick auf die zentrale Aussage des Satzes gerichtet zu halten. Einmal hat er tatsächlich 5 Nebensätze eingebaut. Also ganz FAZ-Stil.


Patrick Bahners am 10.10.11 im Literarischen Zentrum

Das extreme Differenzierungsbemühen Bahners ist wirklich erlebenswert. So nimmt er die Texte der deutschtürkischen Sozialwissenschaftlerin Necla Kelek auf interessante Weise auseinander ("Die fremde Braut"). Sie berufe sich auf Empirie aber es handele sich dabei um typische Mischung von Fakten und autobiografischer Positionsbestimmung. Die Islamkritik bediene sich des Narrativs und diese "Erzählende Momente erzeugen Wirksamkeit". Nun demonstriert Bahners die Stärke der minutiösen Differenzierung indem er die Erzählungen Keleks streng logisch auf den Prüfstand stellt und aufzeigt, wo es einfach nicht stimmen kann was da erzählt wird.

Anfangs hatte er das anschauliche Beispiel des Kopftuchverbots dargestellt. Die um das Kopftuchverbot herum brodelnden Meinungen und Erwägungen analysiert er unter der Überschrift "Hermeneutik des Verdachts". Und auch hier wieder die minutiöse Analyse kleiner und kleinster Aspekte bzw. häufig übersehener Aspekte. Dies führt dazu, dass er eine Sache höchst genau unter die Lupe nimmt und es dadurch gelingt das nicht argumentativ begründete als Ideologie und "wahnhaften Zug der Kopftuchdebatte" zu entlarven. Die GegnerInnen Bahners haben auf diesem Feld der hochdifferenzierten Argumentation im Kleinen wenig Chance gegen ihn und machen ihm auf einem ganz anderen Feld Vorwürfe: Er würde den großen Rahmen nicht sehen in dem das stattfände. Er vergäße al-Qaida, die Selbstmordattentäter, Hassprediger und Frauenunterdrückung. Bahners aber beharrt darauf, dass er die Sachverhalte anhand "unserer Werte" im Kleinen beharrlich durchdekliniert. Ein Beispiel: Wenn moniert werde, dass ein schweigend getragenes Kopftuch Kinder in einen inneren Widerspruch brächte, was sei dann mit jenen Kindern, deren Mutter zuhause ein Kopftuch trage, Frauen der gleichen Glaubensrichtung aber in der Schule als Lehrerin keines tragen dürften? Die radikale Verfolgung der Werte im Kleinen zeigt hier auf entlarvende Weise die Widersprüche dieser Kinder auf. Bahner nimmt also die Werte in der Kindererziehung ernster, universeller ernst.

Ankündigungstext des Literarischen Zentrums: Patrick Bahners Streitschrift Die Panikmacher. Die deutsche Angst vor dem Islam ist das Gegengewicht zur inzwischen fast salonfähigen sarrazinschen Untergangspolemik. (Diskussionsveranstaltung). In seinem »Meisterwerk der Aufklärung« (SZ) prüft er unaufgeregt und sachlich die Argumente der sogenannten Islamkritiker. Er rückt Statistiken und Zahlen ins richtige Licht und durchbricht ein geschlossenes Denksystem, das sich vor allem aus Vorurteilen speist. Dabei handelt es sich keineswegs um eine Verharmlosung des islamischen Fundamentalismus, wohl aber um eine Anklage des Generalverdachts gegenüber Muslimen. (Veranstaltung am 10.10.11)

Randnotiz
zur Ankündigung der Veranstaltung im Göttinger Pocketmagazin "pony".
Das Veranstaltungsmagazin verzichtet auf eine Abbildung von Bahners und stellt stattdessen die Moderatorin Schayani bildlich exklusiv in den Vordergrund. Im Ankündungstext verbreitet das Magazin stattdessen die dümmliche Einlassung Sarrazins, der "Bahners für einen Ghostwriter-Job bei Ministerpräsident Erdogan vorgeschlagen" habe. Sollten die antideutschen Einflüsse in der pony-Redaktion nun dazu führen, dass Sympathie für Sarrazin entwickelt wird?

 


Veranstaltungsbericht: / Juli 2011
Literaturverteiler. Orte, Medien, Akteure im literarischen Leben

Ankündigungstext Literarisches Zentrum: Gerhard Kaiser, Klaus Modick und Rainer Moritz Die Lesebühne 4. Juli 2011 Montag 20:00 Uhr (Diskussionsveranstaltung) In den letzten Jahrzehnten haben Literaturveranstaltungen enorm an Bedeutung gewonnen: für Autoren, für Verlage – und nicht zuletzt für den Leser. Höchste Zeit also nachzufragen, was diese ›Eventisierung‹ mit der Literatur anstellt. Lesen wir anders, wenn wir den Autor haben lesen und reden hören? Schreibt man anders, wenn die Lesereise bereits im Kalender steht? Und braucht das Buch im ökonomischen Zeitalter vielleicht einfach die flankierende Personality-Show? Es debattieren Leute, die sich auskennen:

(rechts) Rainer Moritz, Leiter des Literaturhauses Hamburg, hat den Vorsitz des Netzwerks der Literaturhäuser inne, (mitte) Klaus Modick ist u.a. Autor der Betriebssatire Bestseller (Eichborn 2006) und (links) Gerhard Kaiser ausgewiesener Spezialist in Sachen »Autorinszenierungen«. Die Podiumsdiskussion moderiert der Literaturwissenschaftler Thomas Wegmann (Berlin).

Eventisierung - Inszenierung oder einfacher: Das Buch als Ware / G. Schäfer

8.7.11 / 9.7.11 / Die Ankündigung war also noch mit kritischen Fragen bestückt wie "Braucht das Buch im ökonomischen Zeitalter etwa immer eine flankierende Personality-Show?" Dann aber zog sich die Rechtfertigung der Inszenierung von Literatur schlängelnd durch die Veranstaltung. Gerhard Kaiser von der Göttinger Uni bemühte ein Zitat Schillers zu den "Räubern" (es handelte sich wohl um die "Vorrede" zu "Die Räuber") die er als Beleg für die selbstverständlich immer schon existierende Inszenierung von Literatur anführte, "Literatur war schon immer Eventisierung". Und Rainer Moritz, Leiter des Hamburger Literaturhauses stellte in den Raum: jede Lesung auch die schlichte "Wasserglas-Lesung" sei "automatisch ein Event". Was in der Ankündigungsfrage an Kritik mitschwang wurde von Kaiser vorsorglich abgeblockt mit der Bemerkung: dass es sich bei der Ablehung des Event-Rummels um einen "bildungsbürgerlichen Beißreflex" handele, "so als ob Dinge zusammengebracht würden, die nicht zusammengehören", so als ob ein "Kulturgut entweiht" würde. Und Rainer Moritz fasste es in die Worte, "die Gralshüter" würden zu früh wertkonservativ. Die Vorstellung, dass nur das reine Versenken in den Text und das Sich-Ergreifen-Lassen der richtige Umgang mit Literatur sei, den es zu schützen gelte, wurde in Frage gestellt. Moritz meinte in diesem Zusammenhang, auch eine herkömmliche Lesung könne ja "dröge" sein. In Frankreich sei man übrigens erstaunt über das deutsche Publikum, wo sich die Leute bei Lesungen so lange das alles still anhörten.

(rechts) Literaturwissenschaftler Thomas Wegmann (Berlin) moderierte die Diskussion

Damit hätten sich die Vertreter des Literaturbetriebs und deren wissenschaftliche Begleiter in der Veranstaltung erst einmal Luft verschafft vor allzu zudringlicher Kritik. Nun konnte man mit einigen Anekdoten auch ein wenig kritisch werden. Von Moritz wurde dann zugegeben, dass es sich bei den Inszenierungen durch die Verlage schon um eine Art "Karneval" handele, der veranstaltet werden müsse, damit die Sponsorengelder kommen.
Klaus Modick berichtet von einer Lesung bei der die Autoren sich in Bäume setzen sollten während der Lesung - er habe sich da allerdings verweigert. Generell bestünde bei der "Eventisierung", so Modick, die Gefahr, dass nicht mehr der Text im Vordergrund stehe, sondern das Drumherum und "damit nehme ich der Literatur das, was sie von den andern Medien unterscheidet." Bei den Events und das wäre die Forderung, müsse die Literatur im Vordergrund bleiben. Dennoch: Der Autor wird bei der Lesung zum Schauspieler mit körperlicher Präsenz. Dies kann bereichernd wirken, wenn ein Autor z.B. sehr gut vorlesen kann oder eine positive persönliche Ausstrahlung besitzt. Es kann aber auch einfach nur peinlich werden. Modick: "Es gibt Autoren die sich verweigern Lesungen durchzuführen und es gibt jene, die es nicht nötig haben." Aber wenn der Autor/die Autorin sich als Person in die Öffentlichkeit begibt und das Schauspiel der Lesung durchführt, dann müssten sie auch das Interesse des Publikums an ihrer Person erdulden und Fragen nach Persönlichem akzeptieren.

Längst geht es um mehr als besonders ausgefuchste Lesungen. Die als Event gestalteten Lesungen reichten nicht mehr aus, auch das "Lesen an ungewöhnlichen Orten" nicht. Vielmehr, so wurde durch verschiedene Bemerkung deutlich, könne immer häufiger eine umfassende Vermarktungsstrategie festgestellt werden. Da werden Buchthemen, Veröffentlichungstermine, Lesereisen und Events detailliert geplant. Zu alledem gäbe es die Einrichtung der "Medienpartnerschaft". Die exklusive Zusammenarbeit mit einem Medium führe zum Ende der Literaturkritik - es gäbe in der Zeitung des Medienpartners keine schlechte Presse mehr, alles was bei dem gemeinsamen Event passiert würde positiv dargestellt. Der Aufwand für umfassende Vermarktungsstrategien wird natürlich nicht für alle AutorInnen betrieben. Vielmehr, so Moritz werde in dieser Hinsicht die Kluft zwischen armen und reichen Autoren immer größer. Das Mittelfeld habe Auflagen von 8.000-10.000, AutorInnen im unteren Bereich kämen nur auf ca. 3.000er Auflagen.
Als Beispiele für Vermarktungsstrategien wurden angesprochen: "Feuchtgebiete" von Charlotte Roche und Harry Potter. "Der Tod des Märchenprinzen" sei von der Literaturkritik lange ignoriert worden, gleichzeitig stand es lange auf der Spiegel-Bestsellerliste und begann von daaus seinen weiteren Aufstieg.

Die vorübergehend einsetzenden kritischen Töne im Podiumsgespräch wurden bald wieder gedämpft. Es kam der Einwand, dass dies alles keine neuen Methoden seien. Schließlich habe es die Werbelawine und Werbetricks auch schon bei der Einführung des Buches "Vom Winde verweht" gegeben. Und die Einführung des Buches "Die Brücke von Remagen" wäre vom Ullstein-Verlag ähnlich wie die Potter-Vermarktung durchgeführt worden. Klaus Modick verwies nebenbei darauf hin, dass früher schon in RoRoRo Bändchen Seiten im laufenden Text eingebunden waren, die Werbung für Pfandbriefe und Obligationen oder ähnliches enthielten.

Auch wenn alles schon dagewesen sein soll: die Hamburger fanden sich nicht mit einer Inszenierung von Literatur durch einen Atomkonzern ab. Die "Vattenfall Lesetage" in Hamburg, jährlich bis zu angeblich 12.000 BesucherInnen (2010) an. Vattenfall sponsert diese Lesetage, aber seit 3 Jahren regt sich Widerstand. Es wurde eine Gegenveranstaltung aufgezogen aus Protest gegen das schmutzige Kerngeschäft von Vattenfall. Dieser Einbruch einer anderen gesellschaftlichen Realität in den Literaturbetrieb wurde im Gespräch kurz erwähnt aber leider nicht weiter verfolgt. Vielmehr kam später noch mal der zaghafte Hinweis "Es würde viele Veranstaltungen nicht geben, wenn z.B. E-On nicht sponsern würde."
Kaum hatte man also kritische Ansatzpunkte benannt, wurden sie sofort wieder als "immer schon dagewesen" aus der Schußlinie genommen. Schließendlich fiel am Podium noch die Bemerkung: früher habe es ja auch schon die Finanzierung von Schriftstellern durch den königlichen Hof gegeben. Dergestalt abgesichert gegen fundamentale Kritik kam es dann trotzdem zu einigen Bemerkungen, die einer kritischen Sichtweise förderlich sein konnten. Moritz meinte, aus Werbegründen würde die Öffentlichkeit schon mal mit dem Titel auf eine völlig falsche Fährte geschickt, die nicht wirklich mit dem jeweiligen Buch etwas zu tun habe und nur zu Verkaufszwecken konstruiert worden sei. Z.B. in dem Buch mit dem Titel "Die Mätresse des Bischofs" käme weder ein Bischof noch eine Mätresse vor. Moderator Thomas Wegmann brachte dann die Formulierung ein, es handele sich bei den Werbemaßnahmen oft um eine Art "Geschmacksverstärker" die nichts mit dem Inhalt des Buches zu tun hätten. Damit wären wir dann bei den Begriffen "Etikettenschwindel" und "mentaler Kapitalismus" angekommen, die jedoch keine große Wirkung im Gespräch hatten.

Kommentar:
Von wegen "mentaler Kapitalismus" - Wenn schon dieser Begriff noch erlaubt ist: Während der gesamten Podiumsdiskussion hätte ein kleiner Exkurs in die politische Ökonomie des Buchhandels gut getan. Von wegen "Das hat es doch schon immer alles gegeben, das ist doch nichts neues mit dieser Art der Vermarktung": die Kapitalinteressen hatten ehemals als einziges Ziel vielleicht die möglichst hohe Auflage und/oder die rechtzeitige Fertigstellung, ließen den Autoren ansonsten in Ruhe schreiben (das wäre die "formelle Subsumtion" unter das Kapital). Aus dem Analyseinstrumentarium von Marx kennen wir die Produktion des "relativen Mehrwerts" und die "reelle Subsumtion" der Arbeit, der Arbeitsmittel, der Produktivkräfte unter das Kapital. Das heisst, die Interessen, mit dem Kram Geld zu machen, durchdringen und prägen die innere Struktur aller am Produktionsprozess beteiligten Faktoren. Das Buch wird schon in seiner Entstehung, in seinem Inhalt, dem Zeitpunkt der Fertigstellung, der Schreibweise, gemeinsam mit der Persönlichkeit der Autorin so durchkonstruiert, und zwar nicht nach Maßgabe künstlerischer, literarischer Prinzipien sondern nach Kapitalverwertungsinteresse. In der reellen Subsumtion wird alles analytisch zerteilt und funktionell im Sinne des Geldmachens neu zusammengesetzt.
Aber, und das ist die andere Seite der Warenanalyse: der ganze Zirkus muß einen Nutzen für diejenigen haben, die am Ende Geld für die Bücher hinlegen. Entweder ist das dann die Qualität des Buches, die LeserInnen überzeugt oder es ist allein das Versprechen, die Illusion, der Etikettenschwindel der drumherum gemacht wird und alle glauben macht, da würde etwas ganz außerordentliches geboten. Letztlich wäre es in diesem Sinne praktisch, wenn sich die Verlage auch noch die LeserInnen und KäuferInnen und nicht nur ihren Betrieb und die AutorInnen stromliniengerecht auf ihre Verlagsinteressen zurechtkonstruieren könnten. Eventisierung und Inszenierung sind ein solcher Versuch. Gelänger er, dann wäre das die reelle Subsumtion auch des Lesers unter das Verlagskapital. Aber die Proteste gegen die Vattenfall-Lesetage lassen hoffen; die Angst der Literatur-Werker vor Sponsorenverlust nicht.

zwei Links:
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Zur entspannten Erheiterung: Loriot "Lesung" Kraweng, Kraweng
-- Ulrich Greiner Der Betrieb tanzt Über Literatur und Öffentlichkeit Vortrag 1998

 

"Das Eigentliche" / Iris Hanika (Autorin, Berlin)
Do. 9.9.10, 20 Uhr, "Das Eigentliche" / Droschl Verlag Graz 2010

Der Erinnerungsschrecken des Mitarbeiters Frambach im Institut für Vergangenheitsbewirtschaftung nutzte sich mit der Zeit ab. Irgendwann mußte er nicht mehr an Birkenau denken wenn er Birken sah, nicht mehr an Deportation denken, wenn er Zug fährt. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Wenn er z.B. den PC bootet und die Programmsymbole erscheinen auf dem Bildschirm, dann denkt er daran, dass Programme Befehle (fast) immer widerspruchslos ausführen und dies verschafft ihm die Assoziation "ohne Befehlsnotstand" . Die Sekretärin wiederum erscheint Frambach mal recht neutral als Empfangs-Bhudda mit blonden Haaren aber ein andermal plötzlich wie "die Bestie von Buchenwald". Die Gegenwart ist also durchdrungen vom Schrecken der Geschichte. Dieser Schrecken muß abgearbeitet werden durch das Leben über Generationen, "bis ins 7. Glied". Die offizielle "Vergangenheitsbewirtschaftung" versucht den Menschen die Verarbeitung abzunehmen, sie zu ritualisieren und zu formalisieren. Doch das nutzt sich ab, die öffentlich immer wiederkehrende Beteuerung der Betroffenheit zermürbt eben diese bis die Menschen nicht mehr hören mögen was an offizieller Vergangenheitsbewirtschaftung abgeleiert wird. .


Iris Hanika am 9.9.10 im Literarischen Zentrum

Mit Ausflügen in fulminante Beschreibungen des aktuellen Lebens ihrer Protagonisten koppelt die Autorin sich scheinbar ab von der Erinnerung an die Vergangenheit. Aber nur um dann in den Nischen des Alltags, in den Poren des alltäglichen Lebens plötzlich an etwas anzudocken, was doch wieder und in unerwarteter Weise auf die Vergangenheit hinweist. So kämpft in diesem Buch das Leben der Gegenwart mit der Erinnerung, arbeitet die Vergangenheit ab und zerbröselt gleichzeitig entschieden das überflüssige Schwelgen in falschen weil hohlen, ritualisierten Vergangenheitsbewirtschaftungsformen.

Wer beschreiben will, was in den Poren des Alltags an Vergangenheit sitzt, muß den Alltag genau beschreiben. Die Beschreibungen in Iris Hanikas Roman haben streckenweise hohe expressive Kraft. Sei es die Beschreibung eines Menschen der seine laute Art wie ein "Kettenkarusell" kreisen lässt: "Marschner trug seine gute Laune wie ein Kettenkarussell mit sich herum, er war die Säule in der Mitte, ..." . Oder die atemberaubende Beschreibung der weiblichen Hauptfigur: "Graziela sah aus wie von Picasso gemalt, wie eines von Picassos Porträts von Dora Maar. (...) von die einzelnen Elemente ihres Gesichts waren so angeordnet, dass man sich keine Meinung darüber bilden konnte, denn sie standen in keinem unmittelbar einleuchtenden Verhältnis zueinander." Diese Beschreibung endet mit folgender Steigerung: "Immer wieder sagte er Graziela, der Besitzerin und Bewohnerin dieses Körpers, wie ausnehmend gut er ihr gefalle, und weil Graziela zuvor noch nie jemanden getroffen hatte , der sich ausschließlich beglückt über ihren Körper geäußert hätte, hatte sie ihn ihm sofort zur Verfügung gestellt, das heißt, ihm seine zeitlich wie sachlich uneingeschränkte Benutzung gestattet."
An anderer Stelle beschreibt Hanika in nie gelesener Weise, wie sich Herr Frambach - die Hauptfigur - sein morgendlich aufgesetzte Büro-Begrüßungs-Lächeln nach Abschluß der Begrüßung "aus dem Gesicht schüttelt" und wie das Lächeln dann auf den Boden fällt, um dort bei all den schon auf dem Boden liegenden Lächeln der vorherigen Tage zu landen. Die Putzfrau kann sie nur zur Seite schieben aber nicht beseitigen, "dazu fehlt ihr das Instrument".
Um blitzartig auftauchenden Vergangenheits-Erinnerungen herum toben die detaillierten Beschreibungen scheinbarer Nebensächlichkeiten, gleichwohl mit hoher literarische Qualität. Dankbarerweise verfüge ich z.B. nun über einen Begriff für einen alltäglichen Gegenstand: einen elektrischen Wasserkocher setzt man auf sein "elektrifiziertes Unterteil" - bisher habe ich dieses Teil immer nur begriffslos angestarrt. Und wenn ich zukünftig einen Geldautomaten benutze, dann wird mir noch häufig ihre Beschreibung vom Umtausch des "Materiellem" in "Immaterielles" beim Geldkarten-Aufladen einfallen. (Beim Geldautomaten geht es ja zwar andersherum - aber trotzdem). Und auch ein Auftritt von Angela Merkel im Fernsehen wird bei einem Blick auf deren Patschhändchen nicht mehr ohne Erinnerung an Iris Hanikas Beschreibung Merkelscher Gestik auskommen "Sie sprach immer mit aneinandergelegten Fingerspitzen, die, kaum hatten sie sich einmal voneinander gelöst, sofort wieder auf einander zuflitzten und sich, als seien sie mit Gummibändern miteinander verbunden, punktgenau wieder trafen..." (S. 65) Wer hätte gedacht, dass ich bei der Lektüre eines Buches über Vergangenheitsbewältigung mehrmals laut auflachen muß!

Die Betonung all dieser Passagen soll zeigen, dass das Buch kein Schuld zelebrierendes Depressivwerk ist (der Melancholie und der "De Acedia" hingegen werden einige Seiten gewidmet), sondern dass das Leben beschrieben wird, so wie es weitergeht und wie dennoch die Geschichte darin verarbeitet werden muß. Und sie sollten auf die literarische Qualität hinweisen, die sich unter dem schweren Deckmantel des Themas entfaltet.
In einige Passagen scheint die Autorin voll abzuheben, so wild und kraftvoll überschreitet sie Stilgrenzen und schleudert wildgewordene Sätze um sich. Möglicherweise beherrscht sie eine Psychotechnik mit der man sämtliche Hemmungen beiseite schieben kann und Worte unmittelbar aus der Seele sprudeln lässt, was anderen Menschen nur unter Zuhilfenahme von Drogen gelingt.

Es liegt viel Ernst in diesem Buch. Nicht nur das Grundthema ist ein ernstes. In diesem neuen Buch von IrisHanika sind auch ihre vorhergehenden Bücher mit anwesend. Lacanische Psychoanalyse: Das Ich bildet sich erst in der Spiegelung, Beziehungen - Liebe - Freundschaft , Single und Einsamkeit, all das spielt erkennbar in den Roman hinein. Wenn sich Ernst und Grenzüberschreitung verbinden, dann lässt die Radikalität mit der sie Stil und Worte wählt an einigen Stellen den Atem stocken.
Z.B. bei der Lektüre auf S. 56: "Von ganzem Herzen danken wir unsen lieben Freunden, lieben JÜDISCHEN Freunden, unseren lieben ermordeten JÜDISCHEN Freunden, die wir leider nicht persönlich kennenlernen durften, weil sie vorher schon ermordet und im Feuer verbrannt, unseren lieben lieben JÜDISCHEN toten Freunden dafür, die wirklich froh wirklich sein können, dass sie tot schon tot schon sind, weil wir sie ansonsten glatt zu Tode lieben würden wir sie!" (es handelt sich NICHT um Tippfehler - das steht alles so im Text mit den Verdoppelungen)
Der Atem stockt einem schon auf den ersten Seiten bei der Stelle wo zu lesen steht: "Jedem Lied wohnt ein Auschwitz inne, jedem Baume, jedem Strauch, .." "und jedem deutschen Menschen auch. Fiderallalla , fideralllalla, fiderallla lala la." Lässt sich Fiderallalla mit Ausschwitz zusammenfügen? Und das liest die Autorin auch noch im Literarischen Zentrum laut vor. Ja, meinte sie dazu, sie habe sich schon gefragt ob das wohl O.K. sein könne und sich dann entschieden es zu schreiben.

(Unwesentlich herumkrittelnd sei noch ergänzt, dass dann, wenn "Entlassung" gemeint ist nicht "outsourcing" , sondern "outplacement" die passende Vokabel ist. Desweiteren ist es unlogisch , wenn Frambach stets zwanghaft Worte vermeidet, deren Buchstabenanzahl nicht durch 3 teilbar ist, aber ausgerechnet ein Password wählt, das nur 5 Buchstaben hat. 5 ist sogar die Zahl, die er am meisten hasst. Aber ... wie gesagt unwesentlich..)

 

"gazelle" - multi-ethnische deutsche Frauenzeitschrift


Sineb El Masrar

12.11.10 / "Gazelle" ist der Titel einer Zeitschrift, die 2006 gegründet wurde.
"Gazelle" will als multikulturelles Frauenmagazin vor allem Frauen mit "Migrationshintergrund" eine Plattform bieten und gleichzeitig eine Frauenzeitschrift für alle sein.

Herausgeberin ist Sineb El Masrar.

Die Zeitschrift erscheint als Printmedium zweimal im Jahr und ist bislang vor allem in Bahnhofs- und Flughafenbuchhandlungen zu finden. Als >> Gazelle-Online ist eine Internetfassung zu finden. Statt eines migrationsbezogenen Namens wurde der eher neutrale Name "Gazelle" gewählt. Gelegentlich weist die Herausgeberin darauf hin, Gazellen seien elegant aber gleichzeitig zäh und überlebten auch unter den schwierigen Bedingungen von Grassteppen und Wüsten.

Herausgeberin Sineb El Masrar ist 1981 geboren als Tochter marokkanischer Eltern. Sie ist in vorwiegend nicht-migrantischer Umgebung aufgewachsen und wurde, wie sie erzählt, erst im Alter von 21 Jahren mit der Frage Migration konfrontiert.

Sineb El Masrar Im Gespräch mit Luise Rist im Literarischen Zentrum 11.11.10

Luise Rist ist Autorin, Dramaturgin, Regisseurin. 1999-2007 hat sie als Dramaturgin am Deutschen Theater in Göttingen gearbeitet. Danach war sie eine der beiden Gründerinnen des boat-people-projektes, das Theaterstücke zum Thema "Flucht" entwickelt. Nach "Lampedusa" (2009) und "Keinsternhotel" (2010) ist als nächstes ein Stück geplant, das 2011 in Kinshasa realisiert wird.


Luise Rist


Sineb El Masrar

 

Mehrfach kreiste das Gespräch um die Wahrnehmung, dass die Zeitschrift einerseits multiethnisch sei, andererseits das Migrantische zugunsten der Darstellung eines völlig normalen Nebeneinanders nicht zu sehr im Vordergrund stehen solle. Gazelle sei eben ein "deutsches Frauenmagazin" wie andere Frauenzeitschriften auch, "deutsch-deutsche Frauen", "türkisch-deutsche" usw. treten hier wie selbstverständlich nebeneinander in Erscheinung, so wie sie auch nebeneinander im selben Land leben.
Mehrfach arbeitete sich die Sprache an Differenzierungen des Adjektives "deutsch" ab. Immerhin gebrauchte Sineb El Masrar nicht mehr das problematische Wort "bio-deutsch", das noch im Interview mit Willemsen vorkam, sondern "deutsch-deutsch" und z.B. "türkisch-deutsch". (Die Wortkombination "türkisch-deutsch" hatte während der Fussballweltmeisterschaft bereits ein Symbol in Form von zwei entsprechenden Fähnchen nebeneinander gefunden).
Rist sinngemäß: Gazelle ist wie ein ganz normales Frauenmagazin gemacht - aber da sei dann noch etwas Zusätzliches. Rist betonte mehrfach, dass dieses Zusätzliche der verschiedenen Ethniken eher "beiläufig" einflösse, der Migrationshintergrund erscheine immer eher beiläufig.

Sineb El Masrar gab mehrfach Beispiele dafür, dass sie auf jene Frauen zielt, deren Migrationshintergrund durch den Wandel über die Generationen hinweg langsam verblasse, die aber dennoch Elemente davon mit sich tragen. Wie ändert sich die Gewichtung des Migrationshintergrundes über viele Generationen hinweg? Der einzige Unterschied zwischen den Frauen ist oft nur noch, dass irgendwann die Eltern mal aus einem anderen Land nach Deutschland gekommen seien. Wenn solche Frauen z.B. in ihr Migrationshintergrundsland fahren, dann fahren sie ins Ausland und nicht mehr in die Heimat. Insofern sind es deutsche Frauen mit eben etwas "Zusätzlichem".
Wichtig ist Sineb El Masrar das Rauskommen aus den Stereotypen. Immer wenn von Frauen mit Migrationshintergrund die Rede ist, geht es um Dramen und Tragödien, und jede/r denkt an den Film "Nicht ohne meine Tochter". Es tauchen sofort Entführungen, Zwangsheiraten wenn nicht gar der Ehrenmord in den Gedanken auf. Die Lindenstraße hatte immerhin die MigrantInnen in den Normalalltag überführt. Es habe den "asiatischen Nachbarn", die griechische Familie usw. gegeben. Auch bei der Soap "Gute Zeiten Schlechte Zeiten" gibt es inzwischen die "Deutsch-Türkin", ohne dass das Stereotyp "türkische Putzfrau" bemüht wird. Die Stereotypen gäbe es natürlich auch, aber die Mehrheit wird immer mehr wie alle anderen "deutsch-deutschen".
Wie sich das im Bereich der Religionsunterschiede durchsetzt beschreibt sie im Buch "Muslim Girls" und bekennt gleichzeitig: "Ich bin gläubige Muslima" "Das gibt mir sehr viel Inspiration".

Gazelle - Zeitschrift für die fast voll integrierte Migrantinnen?

Bei der Programmankündigung durch das Literarische Zentrum hieß es: "Gazelle ist ein eigenfinanziertes und unabhängiges Frauenmagazin,(...) Gazelle ist das erste und einzige multikulturelle Frauenmagazin in Deutschland. Gazelle beschäftigt sich mit spezifischen Problemen, Bedürfnissen und Interessen der in der Bundesrepublik lebenden Migrantinnen und deutschen Bürgerinnen und bietet somit eine einzigartige Plattform zum Austausch. Gazelle fördert daher das interkulturelle Verständnis auf Augenhöhe"

Im >> Interview mit Roger Willemsen für DieZeit sagte Sineb El Masrar "Ich wollte eine Zeitschrift machen für biodeutsche Frauen und solche mit Migrationshintergrund" und die Sache mit dem Hintergrund relativiert sie "Ja, man wacht nicht morgens auf und fühlt sich als Afghanin, nur weil die Eltern da geboren sind. Setzen Sie eine Ukrainerin, eine Marokkanerin, eine Deutsche hinter eine Wand, fragen Sie sie, was sie vom Leben wollen. Sie werden sie nicht unterscheiden können." Dass die Gazelle eine normale Frauenzeitschrit sein soll, belegt sie mit der Bemerkung: "Oh ja, wir haben auch die Rubrik »Mode und Schönheit«. Zu einem Frauenmagazin gehört das dazu. Auch eine intelligente Frau will die Farben der Saison kennen." und "Manchmal testen wir auch Anti-Cellulite-Cremes. Frauengewebe eben. Davon kann Aisha genauso ein Lied singen wie Helga."

In den Artikeln und dem angeschlossenen Blog und Forum finden sich nach kurzer Recherche folgende Beispiele:
- deutsch-irische Nachwuchsfotografin,
- jordanische Studentin, die als Eskortdame arbeitet,
- Shanghaier Architekt, der sich der Meditation verschrieben hat
- Naila Khan, Tochter eines indischen Journalisten und einer deutschen Flamencotänzerin, selbst internationale Künstlerin in der Spate Indien- and Bellydancestyle,
- Komi E. wurde im Togo geboren wo er bis 2003 lebte. Hier besaß er ein Textilgeschäft und war als Einzelhändler tätig.

Die Anzeigenvermarktungsfima von Gazelle-Online stellt das Projekt folgendermaßen vor:
"Wetter-Media vermarktet die Werbeflächen des multikulturellen Frauenportales Gazelle-Online. Gazelle-Online ist das Portal für kosmopolitische Frauen. In Gazelle-Online finden Sie Beiträge über Frauen, Kulturvielfalt, Integration, Perspektiven, Familie & Partnerschaft, Mode & Schönheit, Film, Musik und Literatur. Internationale Autoren und hochwertige Bilder machen Gazelle-Online zu einem informativen und gleichzeitig unterhaltenden Frauenportal. Gazelle-Online-Leserinnen sind gebildete und überdurchschnittlich gut verdienende Frauen. Es sind Leserinnen für die ein "Kulturelles Miteinander" und "soziale Verantwortung" hohe Werte darstellen."

In der Gazelle-Online wirbt die Agentur "Maam" , die von sich selbst schreibt:
"ma’am communications wurde 2008 von Mana Alia Mohammed gegründet einer gebürtigen Berlinerin mit deutsch-somalischen Wurzeln "ma’am communications bietet ein breites Spektrum an Serviceleistungen in den Bereichen PR und Promotion mit den Schwerpunkten Musik, urbane Kultur und Lifestyle. Mit einem Gespür für kulturelle Trends und Entwicklungen finden wir gemeinsam mit unseren Kunden passende Kommunikationsstrategien, ....

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Hinweis: Vergleiche zur Behandlung des Migrationsthemas das >>Gespräch mit Emine Sevgi Özdamar 2003 im Literarischen Zentrum

 

Ulli Lust / Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens / Sept 2010

Mi. 15.9.10, 20 Uhr,
Das Literarische Zentrum schreibt in seiner Ankündigung: "Schamlos und rücksichtslos aufrichtig sind sie, die Zeichnungen von Ulli Lust. Diese Geschichte, die auch ihre eigene ist, kratzt in den Augen. Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens (Avant 2009) bricht Tabus in Sprache und Bild. In Revoluzzer-Rot warnt das Cover vor seinem Inhalt. Das schwarz-grüne Roadmovie erzählt von den Gratwanderungen der 17-jährigen Punkette Ulli und ihrer Freundin Anfang der 80er Jahre. Kein Geld, eine Unterhose zum Wechseln und so viel Abenteuerlust, dass sie platzen könnten, überqueren sie die Grenze nach Italien. Sie wollten der Enge des österreichischen Spießer-Muffs entkommen und geraten unter notgeile Machos. da zwingt die Erfahrung von Gewalt die Handlung in die Bilder. Die Wut brennt auf der Haut, der Mensch wird zum Wolf und Ulli verliert die Kontur. – Die Wände des Zentrums werden zur Projektionsfläche für eine Graphic Novel, über die der Literaturwissenschaftler Daniel Stein mit der gebürtigen Wienerin spricht. Ihre Bildkolumnen und Minireportagen Fashionvictims, Trendverächter kann man am Tag darauf in einer Veranstaltung von »Literatur macht Schule« entdecken." VVK € 5,50/3,50 AK € 6,50/4,50


Ulli Lust am 8.6.10 im Kabale

Infos über Buch und Autorin nach einer Veranstaltung im Kabale
goest / Das 464 Seiten starke Buch "Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens" besteht aus einer Bildergeschichte, aus Comics mit Sprech-Blasen oder -Rechtecken. Die Geschichte ist die "autobiografische" Erzählung einer Italienreise zweier junger Mädchen - Ulli Lust und ihrer Freundin. Vorrangig ist für Uli Lust der Ausdruck mit Zeichnungen. Der Text spielt nur die zweite Geige. Mit den Zeichnungen eröffnet sich eine Möglichkeit über die realitätsorientierte Abbildung hinaus die subjektiven Empfindungen des Erlebten darzustellen, so wie es Worte nicht können. Beeindruckend z.B. die Verarbeitung der gierenden unverschämten Blicke der Männer auf die beiden Mädchen. Aus den Augen kommen die Blicke in Form von Armen und Händen die nach den Mädchen greifen.


(C) Ulli Lust / Bildausschnitte aus dem Buch "Der letzte Tag vom Rest deines Lebens" - Sie erzählt, von Zudringlichkeiten der Männer bei einer Italienreise.

Veranstaltung 2010 im Café Kabale: Die aus dem Buch ausgewählten Sequenzen, die Uli Lust über Beamer auf die Leinwand projizierte zeigen unbefangen auch Darstellungen sexueller Handlungen. Ungeniert auch die Texte, die Uli Lust laut vorliest und die "Ficken", "Vögeln", "Möse" erwähnen, wie sie in der Realität eben vorkommen und auch "Puff" und "Fut" usw. . Durch all die Unbefangenheit in der Attitüde des anarchistischen Punkmädchens hindurch zeigt die Bildergeschichte, wie sich bei ihr die Erkenntnis entwickelt, das es so bekloppt wie es meist läuft wohl doch nicht das Wahre ist. Und durch die Illusion vermeintlicher Freiheit in der Zeit der sexuellen Befreiung schimmert immer mehr die Erkenntnis durch, es sei wichtig "Nein" zu sagen, wenn frau nicht will. Das Nein-Sagen ausgerechnet als allein reisende junge Frau auf Sizilien lernen zu wollen, ist natürlich eine besonders harte Nummer. Im Kontrast dazu stellt sie ihre mitreisende Gefährtin als "nicht die hellste" dar, die dauernd ficken will und die auch noch meint das sei Befreiung. Dereb zeitweise mitreisender Freund meint hingegen: "die begreift nicht, dass sie nur als Fickmaschine ausgebeutet wird".
Die härtesten Passagen des Buches wurden während der Lesung nicht präsentiert. Auf die Frage aus dem Publikum, warum, antwortete Ulli L.: manche autobiografischen Sachen könne sie zwar in ihrer Kammer zuhause zeichnen aber nicht bei einer Lesung zeigen und auch noch kommentieren - das mache ein schlechtes Gefühl. (gemeint ist eine Vergewaltigung während der Reise) . Die "Transformation schrecklicher Erlebnisse in Literatur" entwickelt jedoch eine eigene Kraft. Es führt dazu, dass sie ausgerechnet die Dinge über die sie lange geschwiegen hat unbedingt erzählen will.
Damit verfolgt Ulli Lust eine Linie, die auch in der Trauma- bzw. Opfertherapie eingesetzt wird. Durch das Herausholen aus dem Schweigen, dem Darüber-Sprechen-Schreiben-Zeichnen erhebt sich das Opfer über die Tat und windet sich damit aus der Erniedrigung.

Auch wenn nur eine Auswahl von Sequenzen präsentiert wurde, so stellte sich in der Wahrnehmung doch ein Eindruck davon her, wie eine Comicerzählung über 450 Seiten auf literarischem Niveau stattfinden kann. Zwar legt Ulli L. nach eigenem Bekunden keinen gezielten Wert auf "schöne" Darstellungen, aber sie konnte es wohl nicht verhindern, dass die Darstellung der Spanischen Treppe von Rom und auch einige Landschaftszeichnungen durchaus ästhetischen Reiz hatten. Und zwischendurch tauchen Zeichnungen auf, die nicht ohne Humor sind, oft auch witzig durch den Kontrast zum Text: "ich will nicht wandern ich will nach Italien", dazu das Bild der Mädchen wie sie durch ein Pflanzenfeld in der Steiermark irren. Oder ganz am Anfang rein zeichnerisch am Rande verändert eine kleine Nippesfigur eines Schweines auf dem Sideboard eines Puffs völlig realitäts-fern ihre Haltung. Die Frau hat Humor.
Irgendwie kontrastierte der brachial anarchistisch punkige Grundton von Ulli Lust mit dem Erscheinungsbild des augenscheinlich braven akademischen sehr jungen Publikums bei der Präsentation der Geschichte.


Das Bemühen, zu fotografieren, ohne mit dem Blitz zu stören fordert seinen Tribut in der Schärfe

Zusatzinfos
"Ulli Lust wurde 1967 in Wien geboren, studierte an der Kunsthochschule Berlin Weißensee. Sie zeichnete u.a. für Le monde diplomatique, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Arte-TV Magazin, Jungle World, Die Zeit, Strapazin, Historisches Museum Wien, Bauhaus Dessau, Klett-Verlag, Rohwolt, Universal-Edition. ..."
Und gerade hat sie beim Comicsalong in Erlangen den Publikumspreis gewonnen, nachdem die Fach-Jury bei der Preisverleihung das Werk nicht gewürdigt hatte. Und immerhin druckt der Avant-Verlag bereits die 3. Auflage des Buches

>> Illustration des Buches als Video-Clip
>> Zum Stellenwert des Buches von Ulli L. in der Comicszene
>> Buchbesprechung in der FAZ
>> http://www.ullilust.de/
>> Graphic Novel (Wikipedia)

 

Nobelpreisträgerin Herta Müller im Literarischen Zentrum

15.10.09 Das Literarische Zentrum, das im März 2009 eine Lesung mit Herta Müller für den 21.01.2010 verabredet und im Juni 2009 bekannt gemacht hat, verlegt die Lesung mit Herta Müller (Berlin) an einen Ort, der es ermöglicht, der nunmehr sehr großen Zuschauernachfrage gerecht zu werden. Also findet die Veranstaltung nicht in den Räumen des Literarischen Zentrums, sondern in der Lokhalle Göttingen statt.
Zwischen 1945 und 1950 wurden rumäniendeutsche Männer und Frauen im Alter zwischen 17 und 45 Jahren von den Sowjets zum »Wiederaufbau« in Arbeitslager verschleppt. Zu den Verschleppten zählte auch der damals neunzehnjährige, vor drei Jahren verstorbene Büchner-Preisträger Oskar Pastior. Ebenfalls von den Deportationen überschattet wurde die Lebensgeschichte der in Siebenbürgen geborenen Schriftstellerin Herta Müller (>Herztier<, >Der König verneigt sich und tötet<), deren Mutter Zwangsarbeit leisten musste. Im Jahr 2004 begaben sich Müller und Pastior gemeinsam zu den historischen Stätten in die heutige Ukraine, um dem Vergangenen nachzuspüren. Auf Grundlage dieser Reise, Gesprächen mit Pastior und anderen Zeitzeugen entstand der Roman >Atemschaukel< (C.Hanser). Eine Rekonstruktion kraft der Fiktion und Poesie. Scharfkantige Erinnerungsbruchstücke, Sichtpartikel, Verdichtung von Erlebtem, Neudefinition und Namengebung, innerhalb derer Überlebtes nachhallt. Der Literaturkritiker Michael Braun (Heidelberg) tritt mit Herta Müller auf dem Grat zwischen Vergangenheit und Gegenwart ins Gespräch. Herta Müller wird sechs Wochen zuvor, am 10. Dezember, der Nobelpreis für Literatur 2009 überreicht. Sie ist nach Nelly Sachs und Elfriede Jelinek erst die dritte deutschsprachige in Stockholm geehrte Autorin.

 

Auszug aus dem handschriftlichen Manuskript von Uwe Tellkamps "Der Turm"

14.10.08 / Bei dem Treffen Junger Magazine, die das Literarische Zentrum im Juli 2008 organisiert hatte war u.a. auch die Zeitschrift "Edit" aus Leipzig vertreten. In ihrer damals aktuellen Nummer 43/44 hatten sie einen Auszug aus dem Manuskript "Der Turm" von Uwe Tellkamp veröffentlicht. da zu diesem Zeitpunkt von den Herausgebern des "Edit" bereits mit Hochachtung auf das Werk hingewiesen wurde haben wir ein Foto vom "Blick-hinein-werfen" gemacht. 3 Monate später nun hat Uwe Tellkamp für dieses Buch die spektakulärste Auszeichnung, nämlich den Deutschen Buchpreis des Börsenvereins erhalten.


Redakteurin und Redakteur der Zeitschrift "edit" / Leipzig


Handschriftliches vom Preisträger des Deutschen Buchpreises Uwe Tellkamp in "edit"

 

Fr 4.7.2008, Treffen Junger Magazine Literarisches Zentrum 20 Uhr -

Lesenacht mit Uljana Wolf, Thomas Pletzinger und Thomas von Steinaecker. Die »Testöffentlichkeiten« der Magazine haben ihnen geholfen, sich zu verorten und zu entwickeln. Sie lesen aktuelle Texte und unterhalten sich über die Funktionen dieser vielfältigen Probebühnen, die ersten Schritte auf dem literarischen Parkett und die Arbeit am nächsten Buch.

Moderation: Florian Kessler (Berlin) VVK € 5,50/3,50 AK € 6,50/4,50


Im Innenhof des Börnerviertels präsentierten sich "Junge Magazine"

Sa 5.7.2008, Uhr Treffen der Jungen Magazine, Börner-Viertel 11-18 Uhr Präsentationsmesse
Die Zeitschriften des TJM präsentieren sich im Börner Viertel zwischen Barfüßer- und Roter Straße unter freiem Himmel. Hier können alle Magazine durchblättert und erworben werden. Hier kommen Sie mit den Machern und Autoren ins Gespräch. Außerdem gibt es um 14 Uhr eine Mittagslesung der Jungen Magazine. Eintritt frei

Sa 5.7.2008, Treffen Junger Magazine , ab 21 Uhr Sommerschlussfest
Mit von der Partie die Punklegende Peter Hein, der mit "Fehlfarben" (Es geht voran) bekannt wurde; er hat Letztere wieder ins Leben gerufen und spielt heute mit ihnen im Zentrum. Außerdem liest Hein aus "Geht so", einer Sammlung flanierender Wegbeschreibungen eines wütenden Punkpoeten. Die Schauspieler Martin Maecker (JT) und Nikolaus Kühn (DT) lesen Absagen an Stellenanzeiger. Ausserdem dann Musik und Tanz mit DJ Erika Künstler. VVK € 12,50/8,50 AK € 13,50/9,50

 

 

Beispiel der Programmvorstellungen


Leiterin Anja Johannsen bei der Präsentation des Programms 2014/15

 


Präsentation des Halbjahresprogramms 2014/15 im Lit.Zentrum mit Medienvertreter_innen


Bücher von Autorinnen und Autoren, im Programm des 2.ten Halbjahres 2010


März - Juli 2011


Vorstellung des Programms im Literarischen Zentrum 2011

Illustration im Buch "Rosi und der Urgroßvater",
während der Vorstellung des Programms 2013 im Literarischen Zentrum

 

litzentrum01.JPG (27983 Byte)

Während eines Pressegesprächs zur Programm-Vorstellung damals noch mit dem ehemaligen Leiter Hauke Hückstedt, der jetzt das Literaturhaus in Frankfurt/Main leitet

 

Leiterin Dr. Anja Johannsen (rechts) und die Volontäre / innen des LitZentrum-Teams stellen regelmäßig das jeweils neue Programm den Medien vor.

Hier eine Aufnahme nach dem Ende des Pressegesprächs am 7.2.12 bei dem das neue Programm vorgestellt worden war.

 

Leitung seit 2010: Dr. Anja Johannsen

Ohne große Einführungsrituale und ohne viel Aufhebens, vielmehr leise und fast unmerklich hat Anja Johannsen zum 1. Mai 2010 ihre Arbeit im Literarischen Zentrum begonnen

16.7.10 / Nach intensiven Gesprächen mit sieben von zehn Bewerbern hat der Vorstand des "Literarisches Zentrum Göttingen e.V." Frau Dr. Anja K. Johannsen als Nachfolgerin für Hauke Hückstädt gewählt. Frau Dr. Johannsen ist 1974 geboren, wurde 2007 mit einer Arbeit über den möglichen Nutzen der Raumtheorie für literarische Analysen promoviert. Sie hat für in- und ausländische Verlage übersetzt und lektoriert, unterrichtet seit 2004 an Universitäten in Berlin / Paderborn und arbeitet seit 2007 frei und vertretungsweise für das Literaturhaus Zürich. .


Dr. Anja Johannsen
15.7.2010 im Literarischen Zentrum

In ihren bisherigen Vorträgen und in ihrer Uniarbeit kommt zum Ausdruck, dass sie die "Produktions-, Distributions- und Rezeptionsbedingungen" für Literatur zu reflektieren versucht und "literarisches Handeln als soziales Handeln in institutionalisierten Rollen" versteht. Dies lässt vermuten, dass sie beim Betrieb eines Literaturhauses kritisch das Verhältnis zu eingefahrenen Mechanismen des Verlagsmarketings, der Verbreitung und Popularisierung von Literatur im Auge behält.
Von >>NDRKultur wird sie zitiert mit den Worten "Das Motto des Hauses hier, die Metropole im Kopf will ich gerne weitertragen. (...) Ich finde es macht so einen großen Unterschied nicht, wo man jetzt ist. Die letzten 10 Jahre hier haben ja gezeigt, dass man wirklich nicht in Berlin, Frankfurt oder sonst wo sein muss, um tolles und eben kein kommerzielles Programm zu machen."
Bei der ersten Pogrammvorstellung gegenüber den Medien am 15.7.10 setzte Johannsen einige interessante Akzente. Dazu zählt das geplante Gespräch mit der Herausgeberin der Zeitschrift "Gazelle". "Gazelle ist ein eigenfinanziertes und unabhängiges Frauenmagazin,(...) Gazelle ist das erste und einzige multikulturelle Frauenmagazin in Deutschland. Eine weitere Verdeutlichung des Akzentes fand sich in der Formulierung Johannsens: "Literarisches mit sozialpolitischen Fragen verbinden". Nach der Veranstaltung gebeten, hierzu ein Beispiel zu geben, antwortete Johannsen, z.B. die Finanzkrise und deren literarische Verarbeitung wären gegenwärtig naheliegend.

 

MitarbeiterInnen im Team - im Wandel der Jahre (bis 2004-2010)


Nadya Hartmann, Andreas Bülhoff, Anna Lena Markus, Anna Mamar

Die Leiterin Dr. Anja Johannsen zusammen mit 3 Volontärinnen und einem Volontär am 15.7.10 bei der Vorstellung des neuen Programms

 

 


Das Team des Literarischen Zentrums 2009

 

Das Team im zweiten Halbjahr 2008/2009

v.l.n.r.: Söhnke Grothusen, Katharina Knüppel, Nina Kullrich, Janina Wallbaum, Hauke Hückstädt


Das Team 2007

Tina Nolde, Catharina Koller, Hauke Hückstädt, Josephine Kujau, Aleksandra Laski

Das Team 2006

oben, von links nach rechts: Torsten Kellner, Erik Westermann, Hauke Hückstädt

Unten: Alia Navarro de la Paz, Wiebke Herrmann, Henrike Rohloff

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Das Team 2004

Jean-Michel Berg, Lara Deneke, Sylvia Göthel, Ralph Winter zusammen, hinten rechts: Leiter Hauke Hückstädt.

 

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Literarisches Zentrum - Programm Herbst/Winter 2003
literarisches_zentrum04.JPG (18441 Byte) Bild: Geschäfts- und Programmleiter Hauke Hückstädt bei der Vorstellung des Programmes September bis Dezember 2003

literarisches_zentrum06.JPG (25797 Byte)
Eine besondere Einrichtung: 4 Volontäre für Literaturmanagement von der Uni.  Am Ende eines einjährigen Volontariats steht bspw. die eigenständige Konzeption, Durchführung und ggf. Moderation einer Abendveranstaltung. Hier das Team der Volontärinnen nach der Presseinformation am 5.9.03 - Volontäre für Literatur-Management der Uni Göttingen: Katrin Blumenkamp, Eva Eichberger, Sylvia Göthel, Ralph Winter

Programmankündigungstexte des Literarischen Zentrums
(teilweise gekürzt und umgestellt):

26.09.03 20 Uhr
Meteorologische Befunde Hans Joachim Schädlich (Autor, Berlin) im Gespräch mit Wend Kässens Leiter der NDR-Literaturredaktion
Romane Ostwestberlin (1987), Schott (1992) und Trivialroman (1998) . Neuer Roman: Anders. Zwei Meteorologen, die es dort gibt, sammeln Geschichten von Menschen oder Geschichten über Menschen . Und zwar von solchen oder über solche, die »anders« sind oder »anders« geworden sind. Eintritt: € 5/3 , NDR Kultur in Göttingen auf UKW 96,8

3.10.03, 20 Uhr
Brecht-Pendlerin Emine Sevgi Özdamar (Autorin/Schauspielerin, Berlin) im Gespräch mit Jens Meyer (Lit. Salon/Hannover)
Istanbul, Berlin. Emine Sevgi Özdamar verlässt die Türkei, um das Theater Brechts zu lernen. Lebt in Westberlin, hat ein Visum für Ostberlin. Verlässt jeden Tag die Rotwein- und Zigarettenseligkeit der Kommune mit der Wanne, in der sie nie allein badet und dem Frühstückstisch, an dem alle am liebsten nackt sitzen. Fährt mit der S-Bahn zur Grenze. Tauscht Westgeld gegen Ostgeld. Taucht ein in die Ostberliner Volksbühnen-Boheme. Sie arbeitet mit Besson, Langhoff, Castorf, Heiner Müller. Eine Brecht-Pendlerin. Über diese Zeit – Mitte der 70er unter der Glocke Berlin – schreibt Özdamar, wie schon zuvor in Die Brücke vom Goldenen Horn (1998) und Der Hof im Spiegel (2001) nun auch in Seltsame Sterne starren zur Erde. Poetisch montiert sie Tagebucheinträge, Skizzen, Probenbeobachtungen, Schlagzeilen zu einem Berlin-Roman, der mit staunenden Augen auf die Zeit zwischen Schleyer-Entführung und Biermann-Ausbürgerung zurückblickt. Jens Meyer (Hannover), Journalist, Theatergänger und Mitbegründer des Literarischen Salons, spricht mit Özdamar über ihr Leben in den zwei Berlins, über ihr Schreiben, die Schauspielerei und darüber, dass sie in deutschen Filmen wie HAPPY BIRTHDAY, TÜRKE immer wieder die kopftuchtragende »Türkenmutti« spielt. Eintritt: € 5/3 Link: www.volksbuehne-berlin.de

7.10.03 20 Uhr
Erklärt die Welt: Sextourismus Joachim Lottmann (Autor, HH/Berlin)
Mit Mai, Juni, Juli (1987) hat er die "Pop-Literatur" begründet. Er ist ein manischer Schreiber – 150 Romanmanuskripte. Nach jahrelangem Vergriffensein ist Mai, Juni, Juli nun wieder erschienen. Ein ausgebrannter, in Depressionen feststeckender Schriftsteller schleicht darin durch das sommerliche Köln, immer auf der Suche nach dem Roman, der ihn zu einem Großen macht. Joachim Lottmann wird Episoden aus seinem Buch lesen und anschließend »Sextourismus« erklären. Ein Komplex, den er durch die Arbeit an seinem künftigen Erzählband Hulebeck auf Deutsch genauer betrachtet hat. In Zusammenarbeit mit dem Literarischen Salon Hannover Eintritt: € 5/3 Link: www.literarischer-salon.uni-hannover.de

11.Oktober 2003, 20 Uhr
Martin Walser (Autor, Nußdorf)
Moritz von Uslar, Autor und Dramatiker in Berlin, interviewt Martin Walser im Rahmen seiner Interviewrubrik »100 Fragen« (SZ-Magazin), die u.a. Mick Jagger und Hillary Clinton beantwortet haben. Eine Koproduktion mit dem SZ-Magazin. Eintritt: € 12/8

Martin Walsers hat am 11. Oktober 1998, also auf den Tag genau 5 Jahre vor der Veranstaltung, eine Rede anlässlich des an ihn vergebenen Friedenspreises des Deutschen Buchhandels  in Frankfurt gehalten. In bezug auf die Frage, wie heute mit der Erinnerung an den deutschen Faschismus, bzw. der Schuld  umgegangen werden solle hat er dabei fragewürdige Äußerungen gemacht, in denen er "als Angehöriger der intellektuellen Elite der Bundesrepublik indirekt die Deutschen zum Vergessen ermunterte" (Ursual Apitzsch). Seitens des Veranstalters will man die Publikumsrunde beschränken auf die Plätzezahl im literarischen Zentrum, und begründet dies damitt, daß die spezielle Form des SZ-Interviews Disziplin seitens des Publikums verlange; vermutlich haben aber auch Bedenken eine Rolle gespielt, die Veranstaltung könnte aus anderen Gründen im Ablauf gefährdet werden. Die folgenden Links zeigen einen kleinen Ausschnitt aus dem Spektrum der Kritik. / Red. goest
>
Ursula Aptizsch
> Martin Krzywdzinski Politikwissenschaft FU Berlin
> Indymediabericht Lesung mit Walser Oktober 2002

23.10.03, 20 Uhr
Starkstrominkarnationen Les Murray (Autor, Bunyah/Australien) im Gespräch mit Verlagslektor, Lyriker und Essayist Henning Ziebritzki (Tübingen)
Murrays Gedichte haben Titel wie Folklore oder Der Traum, für immer Shorts zu tragen. Sie sprechen von Hochzeitsnächten, Stromschlägen, Dichtung und Religion oder dem Glück in Bermuda-Shorts. Sie erzählen dabei immer seine Herkunft mit: Auf einer Milchfarm drei Autostunden nördlich von Sydney aufgewachsen und heute dort wieder lebend, bezeichnet sich Murray als »Kopfbauer«. Als vor drei Jahren die Biografie A Life in Progress erschien, waren in den ersten drei Tagen knapp viertausend Exemplare verkauft. Er gilt seit Jahrzehnten als der bedeutendste Autor Australiens. Und nicht wenige halten ihn nach Derek Walcott und Seamus Heaney für einen der kommenden Nobelpreisträger. Sein Gedicht Die Zukunft aus dem Band Ein ganz gewöhnlicher Regenbogen sagt uns aber: »Es gibt nichts über sie./... Sogar der Mann, den wir als Ausguck an einen Baum genagelt haben,/ hat wenig darüber gesagt; er sagte uns, das Böse sei im Anmarsch.« Eintritt: € 5/3 Link: www.lesmurray.org 

31.10.03, 20Uhr
steadycam oder das Glück Kino zu lesen , Milan Pavlovic (Chefredakteur steadycam, München) im Gespräch mit Mathias Mertens (Publizist, Berlin)
Filmzeitschrift steadycam, auch international mit Elogen bedacht, wird seit 1982 von Milan Pavlovic herausgegeben. Gelesen, verehrt und mit Liebeserklärungen überhäuft wird sie von Studenten, Professoren, Schauspielern, Regisseuren, Kritikern – eigentlich allen, die süchtig sind nach Zelluloid oder dem, was davon haften bleibt. Warum? Vielleicht weil die Autoren – u.a. Frida Grafe, Michael Althen, Tom Tykwer, Dominik Graf – mit dezidierter Leidenschaft Kino schreiben. Wie geht es dem deutschen Kino? Humorbeschwerden? Verursacht Mainstream Blähungen? Und wo schlägt das Herz eines Zeitschriftenmachers wie Pavlovic?  Eventuell ist bei der Veranstaltung auch steadycam-Abonnent Tom Tykwer (WINTERSCHLÄFER, LOLA RENNT, HEAVEN) da, der gerne kommen möchte, wenn er drehfrei hat. Dass dabei Filmschnipsel nicht fehlen dürfen, ist mal klar. Eintritt: € 5/3 Link: www.bbl-steadycam.de

Mo. 03.11.03 20 Uhr
In Sachen: Jenseits, Gunter Hampel (Jazzmusiker, Gö) Heidi Köpp (Ägyptologin/Sängerin, Gö) Werner Wallert (Lehrer, Gö)
Der Göttinger Jazzmusiker Gunter Hampel stand am 11. September 2001 neben den Twin Towers in New York. Für das Göttinger Tageblatt sandte er kurz nach dem Anschlag beeindruckende Augenzeugenberichte. Der Lehrer Werner Wallert befand sich im Jahr 2000 gemeinsam mit seiner Ehefrau und einem seiner Söhne über Monate hinweg in der Hand von Rebellen auf den Philippinen. Heidi Köpp schließlich, die viele Menschen als stimmgewaltige Sängerin kennen, gräbt als Ägyptologin nach Fundstücken aus dem Reich der Pharaonen, die ihre Körper nach dem Tod konservieren ließen. Mit ihnen spricht Tageblatt-Redakteur Peter Krüger-Lenz über ihre Vorstellung von allem, was Jenseits ist.
Eintritt: € 5/3

Mi. 05.11.03 20 Uhr
She got a kiss from the Duke Ilse Storb (Jazzmusikerin/-professorin em., Essen)  im Gespräch mit Literaturredakteur Joachim Scholl (Deutschlandfunk, Berlin).
»Swinging Ilse« Europas einzige Jazzprofessorin, Bundesverdienstkreuz-Trägerin und weltmusikalisches Energiebündel kommt zum Warm-up des diesjährigen Göttinger Jazzfestivals. Stationen eines zunächst der klassischen Musik gewidmeten Lebens: Studium u.a. an der Sorbonne, Promotion über die Harmonik Debussys, Musikpädagogik. Dann, am 70. Geburtstag von Duke Ellington, ihr entscheidendes Jazzerlebnis. Zuvor vertraut mit Bach, Beethoven und Brahms, beginnt von da an der Spagat zwischen Klassik und Jazz. Es folgen: Die Gründung des Duisburger Jazzlabors und eine Habilitation über Dave Brubeck. Heute ist sie Chefin mehrerer Big Bands, darunter Ilse and her Satchmos, eine Combo in klassischer New-Orleans-Besetzung. Zum Jazz kommt die Weltmusik mit ihren skurrilen Instrumental-Besetzungen.  Und wo Ilse Storb auf ein Klavier trifft, können Sie sich auf einiges gefasst machen (im LZ steht eins bereit) Eintritt: € 7/5 Link: www.jazzfestival-goettingen.de

Di. 18.11.03 20 Uhr
Postkarte für Nofretete  Joachim Sartorius (Autor, Berlin) Volker Sielaff (Autor, Dresden) im Gespräch mit dem Publizisten Michael Braun (Heidelberg)
Nichts vereint sie. Nicht der Jahrgang, sie sind eine Generation auseinander, nicht die Herkunft. Der eine ist vom Geburtsort Tunis über New York, Istanbul, Nicosia und München schließlich in Berlin angekommen und dort Leiter der Berliner Festspiele, nachdem er lange Jahre Generalsekretär des Goethe-Instituts war. Der andere ist ein Kind der DDR. Sartorius dichtet aus der Erfahrung in der »Orient-Sektion« und im Wissen der »griechischen Abteilung«. Sielaff schreibt Gedichte, melancholisch präzise, hemmungslos intim und kein Stück privat. Ich habe die Nacht ist der fünfte Gedichtband von Sartorius. Sielaffs Band Postkarte für Nofretete ist das vielleicht überfälligste Lyrik-Debüt seit Jahren. Sie haben nichts gemein. Und doch gibt es Nähen und Parallelen aus Gegensätzen, die  aufleuchten. Eintritt: € 5/3 Link: Ein moderner Klassiker: Atlas der neuen Poesie, hrsg. v. Joachim Sartorius

So. 23.11.03 19:30 Uhr Veranstaltung findet diesmal im Cinemaxx statt About being Schmidt Louis Begley (Autor/Anwalt, New York) im Gespräch mit Joachim Otte
Wachsender Wohlstand und schwindende Potenz: Reiche alternde Männer, die ihr ereignisarmes Leben durch tabulose Affären mit überirdisch sinnlichen, mindestens zwanzig Jahre jüngeren Frauen auffrischen. Zum bekanntesten dieses Kreises, dank Jack Nicholson in ABOUT SCHMIDT, avancierte der pedantische, larmoyante Frührentner Albert Schmidt. In Begleys neuestem Roman Schiffbruch ist es der unzufriedene Bestsellerautor John North, der sich in Paris auf eine düster gefährliche amour fou mit einer schönen Französin einlässt und »Schiffbruch« erleidet. Trivial. Doch Begley führt an Stellen, an denen der exquisite Boden der weißen Oberschicht nachgibt. Begley, Anwalt einer renommierten New Yorker Kanzlei, wird aus seinem neuen Roman lesen und mit dem Literaturkritiker Joachim Otte (Hannover) in deutscher Sprache über noble Feriendomizile auf Long Island, in Paris und Venedig und über kultiviertes Leben im Durchschnitt sprechen.
In Kooperation mit dem Cinemaxx Göttingen
Eintritt: € 12/8 (für Schüler & Studenten) Kartenreservierung unter 01805 – 24 63 62 99 tägl. 9 – 22 Uhr (0,12 €/Min.)  Begleitend zeigt das Cinemaxx um 15:00 h und 17:30 h "About Schmidt" (OmU)

Sa. 29.11.03 20 Uhr
Gertrud Kolmar – Das lyrische Werk Martina Gedeck (Schauspielerin, Berlin) Regina Nörtemann (Literaturwiss., Berlin)
Sie nannte sich immer »die Einsame«, »die Fremde«. Andere nannten sie die größte deutsche Lyrikerin jüdischer Herkunft. Gertrud Kolmar (1894-1943): eine deutsche Jüdin, Außenseiterin des Jahrhunderts. Omnipräsent in ihrer Lyrik ist das Ausstreiten der jüdischen und weiblichen Identität. Kolmars Schaffen und Leben bricht 1943 in Auschwitz ab. Was sie hinterlässt ist ein weitgehend unerkanntes Werk aus Gedichten, Briefen und ihrem Roman Die jüdische Mutter. Regina Nörtemann stellt das von ihr in drei Bänden herausgegebene Lyrische Werk Kolmars vor. Die Gedichte liest die zweifache Grimme-Preisträgerin Martina Gedeck (bekannt aus ROSSINI), die in Filmen wie DEINE BESTEN JAHRE (1999) und BELLA MARTHA (2002) luzide wie angedunkelte Frauenporträts verkörpert hat. Einleitung: Thedel von Wallmoden (Verleger, Göttingen) In Zusammenarbeit mit dem Wallstein Verlag Eintritt: € 7/5

Fr. 04.12.03 20 Uhr
Der menschliche Makel
Jürgen Gidion (Literaturwissenschaftler, Gö)
Phillip Roth gestaltet in seinem Bestseller Der menschliche Makel (2000) den Kampf eines Menschen, der der »größte Pionier des Ich« sein wollte. Das »reine Ich« gegen die »Tyrannei des Wir«: so kennzeichnet der Autor die Frontlinie. Das Amerika der Clinton-Ära wird in seinen einengenden Zwängen kritisch vorgestellt. Bedenkt man dieses Buch und die anderen Bände von Roths »Amerikanischer Trilogie«, so wird deutlich, dass die amerikanische Gesellschaft ihre schärfsten Analytiker und Kritiker selbst hervorgebracht hat. Das Buch will aber mehr sein als eine soziologische Studie über die USA von heute. Es präsentiert Schicksale, stellt Fragen von bleibender Aktualität: Wie kann ich mich selbst bestimmen, behaupten, entwerfen? Und was ist der Preis dafür? Welches sind die wirklichen Hindernisse und Gegner? – Jürgen Gidions Interpretation fragt: Worin sieht der Autor den »menschlichen Makel«? Der Anglist Terence Schofield liest Kernstellen aus dem amerikanischen Original. Das Gespräch moderiert Hauke Hückstädt. Eintritt: € 7/5

Mi. 10. – Do. 11.12.03 20 Uhr
"Die komische Empfindung"  Wilhelm Genazino (Autor, Heidelberg)
»Zuweilen fällt Lesern und Kritikern auf, dass es in meinen Büchern auch komische Momente gibt. Sie treten sozusagen verhüllt auf, so dass sie nicht immer sofort und nicht von allen bemerkt werden können. Die versteckte Art gehört zum Kern der komischen Empfindung; sie »tritt« nicht vor einem Publikum »auf«, sondern sie gehört einem Einzelnen, der seine Vorliebe für burleske Zuspitzungen solitär auskostet. Denn der komisch Empfindsame weiß, das Komische ist kein Witz, keine Satire und kein Humor; mit seinen Erträgen lässt sich nicht ohne weiteres (oft überhaupt nicht) ein Publikum unterhalten. Der komische Augenblick verbleibt als individueller Gewinn bei seinem Entdecker. Ich werde versuchen, die Eigentümlichkeiten des Komischen darzustellen.«
Paulinerkirche (Einlass ab 19:00 h) Eintritt: frei , Wilhelm Genazino: Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman, C. Hanser, München 2003

 


Vorstand und Finanzen
Vorstand: Vorsitzender: Thedel von Wallmoden (Verlagsleiter Wallstein-Verlag, Göttingen) Heinz Ludwig Arnold (Publizist, Göttingen) Hilmar Beck (Leitung Kulturamt-Göttingen) Geschäfts- und Programmleitung Hauke Hückstädt (Autor/Kritiker)
Finanzen: Im Haushaltsjahr 2003 benötigt das Literarische Zentrum einen Gesamtetat in Höhe von € 106.000. Eingeworben sind derzeit € 85.600, das Defizit beträgt somit aktuell € 20.400. Feste Mittelzusagen gab es in folgender Höhe bislang von: Land Niedersachsen: (von beantragten € 56.553) € 39.000 Stadt Göttingen: € 25.600 Landschaftsverband Südniedersachsen: € 7.500 Sparkasse Göttingen: € 3.000 Eigenmittel: € 10.500 (Eintritt, Vermietung, Fördermitglieder etc.) Das Geld der Fördermitglieder hilft das jährliche Defizit an Drittmitteln von ca. 25.000 Euro zu verringern,

Im Sommerprogramm 2003 war gelaufen:
Start war am Mittwoch, den 23.04.03, dem Welttag des Buches, mit einem Abend, der ganz dem russischen Dichter und Nobelpreisträger Joseph Brodsky gewidmet war.
Das weitere Programm legte einen großen Schwerpunkt auf die deutsche Belletristik (mit Sibylle Lewitscharoff, Karen Duve und der Trägerin des diesjährigen Deutschen Bücherpreises Zsuzsa Bánk). Aber auch die europäische Literatur war mit einem ihrer herausragendsten Vertreter A.F.Th. van der Heijden im Zentrum vertreten, als Elmar Krekeler, Redaktion Die Welt, in der Zentrums-Reihe „xy findet ..." den niederländischen Chronisten vorstellte.
Ulla Lachauer dokumentiert in ihren Büchern und Filmen die Schicksale deutscher Aussiedler in Russland. Ein Themenabend war der Sesamstraße gewidmet, unserer heimlichen Erzieherin, ihrem Werdegang in den letzten 30 Jahren sowie der Arbeit in der Sesamstraßen-Redaktion.
Ausklang des Programms war im Juli mit ein Sommerfest im Nikolausberger Freibad, organisiert in Kooperation mit der Diskothek electroosho. Zu Gast die Autorin und taz-Kolumnistin Jenni Zylka, sowie die Erfinder des melancholischen Schnorchelsounds Universal González – der deutschen Chansonrettung. Außerdem las der González-Schlagwerker Jacques Palminger. Dazu Braten, Badekleid und Cocktails.