2006 Klinikum: Neues vom Streik
19.5.06 / Neue
Verhandlungen - der Streik geht weiter !
Kritik an der Mißachtung des nicht-ärztlichen Personals : WIR
ALLE sorgen für Gesundheit
Am 18.5.zogen rund
800 Beschäftigte aus Universitätsklinik und Universität bei strömenden
Regen unter dem Motto: „Wir Alle sorgen für Gesundheit! Wir alle streiken“
von der Universitätsklinik zur Johanniskirche. Viele kamen in ihrer typischen
Berufskleidung oder hatten Schilder mit ihrer Tätigkeits- oder Berufsbezeichnung
mitgeführt.
Auf der Kreuzung Auditorium legten die Demonstranten eine 18-Minütige
„Denkpause“ ein. Sie soll die Öffentlichkeit nochmals aufmerksam machen
auf die völlig sachfremde Verniedlichung von TdL Verhandlungsführer Möllring.
Die Abschlusskundgebung an der Johanniskirche wurde zur Beruferevue. Unter
der Moderation von Erdmute Bach-Reinert und Frank Körber wurden stellvertretend
für über 100 im Klinikum benötigten Berufe 7 exemplarisch in ihrer Bedeutung
für die Patientenversorgung vorgestellt. Egal, ob als Beschäftigte in
der Küche die geeignete Verpflegung sicherstellen, die Wäscherei die nötige
Wäsche bis zum OP- Tuch bereitstellt, im Labor die Untersuchungen durchgeführt
werden die ärztliche Entscheidung erst möglich macht, Hauswirtschaftsdienst
für die zwingend notwendige Hygiene sorgt, in der Pflege rund um die Uhr
Menschen für Menschen bereit stehen, die Physiotherapie dafür sorgt, dass
das steife Bein wieder beweglich wird oder ob die Betriebstechnik alles
bis hin zum Aufzug alles am laufen hält, allen vorgestellten Berufen galt
in den Notdienstverhandlungen die volle Aufmerksamkeit. Zur Patientenversorgung
sind sie unverzichtbar. Entsprechend groß die Zahl der Notdienstverpflichteten.
Horst Roth, stellv. Ver.di Geschäftsführer sagte zum aktuellen Sachstand:
Das es am Donnerstag nach 10 Wochen Streik zu einem weiteren Verhandlungstermin
in Berlin gekommen ist, verdanken wir mit der nicht erlahmten Streikbereitschaft
der heute anwesenden Streikenden. Der Streik wird auch während der jetzt
laufenden Verhandlungen fortgesetzt.
Demo am 18.5.06 - Verdi
zeigt, wie lange 18 Minuten sein können und blockiert die Kreuzung
am Auditorium für 18 Minuten.
17.5.06 / Möllring hört nur streikenden Ärzten zu - den
andern Streikenden nicht
Rund 600 Streikende
aller Berufsgruppen im Universitätsklinikum Göttingen nahmen am Vormittag
mit Buh-Rufen die Absage von Finanzminister Möllring und Stratmann zur
Kenntnis, sich in dieser Streikversammlung allen Beschäftigten zu stellen.
Horst Roth, stellv. Ver.di Geschäftsführer:” Mit dieser Absage betreibt
Herr Möllring ganz bewusst die Spaltung der Beschäftigtengruppen im Rahmen
des seit 14 Wochen dauernden Streiks. Am Montag konnten sie spontan die
Ärzte besuchen, die gleiche Spontaneität für alle anderen Beschäftigten
wollen sie nicht zeigen.“ In der Podiumsdiskussion mit Klinikumsvorstand
Prof. Frömmel und ver.di Landesfachbereichsleiter Lüddecke betonten beide,
das es nicht im jeweiligen Interesse liegt, die unterschiedlichen Berufsgruppen
im Krankenhaus untereinander zu spalten. Jeder leistet an seiner Stelle
einen notwendigen Beitrag zum Betrieb dieses Krankenhauses.
Joachim Lüddecke betonte, dass es nur durch den Druck von 14 Wochen Streik
zu dem Verhandlungstermin am 18. und 19. Mai zwischen TdL und ver.di gekommen
ist. Um 14 Uhr erhielt der Präsident der Universität Göttingen zu Beginn
der Senatssitzung Besuch von ca. 200 Streikenden aus Universität und Universitätsklinik.
Die Unibeschäftigten warten seit mehr als 4 Wochen auf Antwort auf ihren
offenen Brief. Präsident v.Figura erklärte hierzu den Versammelten: Grundsätzlich
antworte er nicht auf offene Briefe, aber die Streikenden hätten seine
Solidarität, wenn es darum geht, dass der Streik zügig zu einem Ergebnis
führt, das von beiden Seiten mit getragen werden kann.
Für 18.5. kündigt ver.di eine Demonstration unter dem Motto:“ Wir
ALLE sorgen für Gesundheit“ ab 10:30 Uhr vom Universitätsklinikum (Westeingang)
an. Mit 18 Gedenkminuten für einen Tarifabschluss auf der Kreuzung Auditorium
wird es zur Abschlusskundgebung bei der Johanniskirche gehen. Dort sind
Informationen über die vielfältigen Berufe geplant, die zum Betrieb eines
Krankenhauses nötig sind. (Pressemitteilung Ver.di )
Verhandlungsblockierer
Möllring in Göttingen
22.4.06
Am
22.4.06 besuchte Arbeitgeber-Verhandlungsführer Finanzminsiter Mölliring
den ASC 1846 e.V in dessen.Clubhaus, in der Danziger Straße anlässlich
des 160 jährigen ASC-Bestehens (Was hat ein Finanzminister bei so
etwas zu tun?). Dort wurde er von Streikenden aus den Landeskrankenhäusern,
Straßenwärtern, Unibeschäftigten und Klinikskräften
mit deren Protest konfrontiert: Er solle neben dem Besuch von Festakten
bei Vereinsjubiläen seine wichtige Arbeitgeberaufgabe als Verhandlungsführer
der Länder nicht vernachlässigen Im Zentrum des Protestes stand
das Argument "Wir denken, dass gute öffentliche Dienstleistungen
und gute Arbeitsbedingungen untrennbar zusammen gehören."
und die Forderung Machen Sie Schluss mit dem Profilierungsgehabe
auf Kosten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und legen Sie ein verhandlungsfähiges
Angebot auf den Tisch. Stellvertretender Verdi-Geschäftsführer
Horst Roth wörtlich: "Denken sie täglich 18 Minuten über
unsere Argumente nach, dann ist ein Streik überflüssig. Fangen
sie gleich Heute damit an".Bisher hat Möllring kein Angebot
vorgelegt.
Offene Mitgliederversammlung in der Uni
22.4.06
Eine "offene Mitgliederversammlung", das ist anscheinend eine
Verdi-Mitgliederversammlung die auch für Nichtmitglieder offen ist
hat eine einen offenen Brief an das Präsidium, die Mitglieder des
Stiftungsrates und Senats der Universität verfasst und Forderungen
gestellt. Die Herrschaften müßten nun mal Stellung nehmen
Der vollständige Text
Offene ver.di -Mitgliederversammlungder
Georg-August-Universität Göttingen
Offener Brief an Präsidium, Stiftungsrat und Senat der Georg-August-Universität
Göttingen
Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Mitglieder des Präsidiums,
sehr geehrte Mitglieder des Stiftungsrates,
sehr geehrte Mitglieder des Senats,
seit 2004 existiert für die Beschäftigten
der Universität Göttingen kein einheitlicher Tarifvertrag
mehr: Mit der Kündigung der Zuwendungstarifverträge (Weihnachts-
und Urlaubsgeld) sowie der bisherigen Arbeitszeitregelungen wirkt
der alte Tarifvertrag lediglich für bereits vor 2004 Beschäftigte
nach. Bei Einstellungen, Vertragsverlängerungen und Höhergruppierungen
müssen MitarbeiterInnen verschlechterte Arbeitsbedingungen
hinnehmen, die durch einseitige landespolitische Vorgaben diktiert
werden. Seitdem wurden allein an der Universität weit über
tausend Arbeitsverträge ausgestellt, die nicht mehr einen zwischen
Arbeitgebern und Arbeitnehmern ausgehandelten Tarifvertrag, sondern
ein politisches Diktat zur Grundlage haben. Die hiervon betroffenen
ArbeitnehmerInnen sind sowohl im Einkommen als auch in der Arbeitszeit
massiv benachteiligt. Diese Ungleichbehandlung ist ungerecht, sie
führt zu zunehmender Unzufriedenheit und Spaltung der Beschäftigten.
Mit einem durchsichtigen politischen Manöver macht sich die
Tarifgemeinschaft der Länder nun genau diese Spaltung zunutze,
um ihr Diktat auf alle ArbeitnehmerInnen auszudehnen: Einen für
alle gültigen Tarifvertrag soll es nur zu den verschlechterten
Bedingungen geben – oder gar nicht. Damit nicht genug: Die Hochschulrektorenkonferenz
fordert bereits eine Wochenarbeitszeit von bis zu 48 Stunden. Ver.di
hat dieser Strategie der diktierten Lohnabsenkung die Forderung
entgegengestellt, auf Länderebene den TVöD einzuführen,
um so wieder das Ergebnis eines Aushandlungsprozesses zur Grundlage
der Tarifpolitik zu machen. Durch die hartnäckige Weigerung
der TdL unter Führung des niedersächsischen Finanzministers
Möllring, über die Übertragung des TVöD zu verhandeln,
sind die Auseinandersetzungen bis zum Streik eskaliert. Mit diesem
Offenen Brief fordern wir Sie auf, sich für unsere Interessen
im gegenwärtigen Tarifkonflikt einzusetzen. Dies ist nicht
nur ein Gebot Ihrer Fürsorgepflicht als Arbeitgeber, sondern
entspricht auch dem Selbstverständnis der Georgia Augusta als
einer der Gesellschaft verpflichteten Universität:
• Eine Politik, die auf undemokratische Diktate von oben statt auf
Interessenausgleich durch gleichberechtigte Verhandlungen setzt,
widerspricht den humanistischen Gesellschafts- und Bildungsidealen
der Georgia Augusta und untergräbt die Motivation ihrer MitarbeiterInnen.
• Eine Politik, die auf die Spaltung der Beschäftigten zielt,
gefährdet deren Identifikation mit der Georgia Augusta und
widerspricht so diametral den Zielen der Göttinger Alumni -
Arbeit.
• Eine Politik, die bewusst einen tariflosen Zustand und dauerhaften
sozialen Unfrieden in Kauf nimmt, widerspricht dem Ziel der Georgia
Augusta, sich mit allen ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen
ihren Zukunftsaufgaben (Stichwort "wissenschaftliche Exzellenz")
zu widmen.
• Eine Politik, die auf Arbeitszeitverlängerungen, weiteren
Stellenabbau und einen Einstellungsstopp auf Raten setzt, gefährdet
die Qualität von Forschung und Lehre sowie der nichtwissenschaftlichen
Dienstleistungen an der Georgia Augusta.
Die gegenwärtige Politik der TdL
setzt auf ein Kosten- und Tarifdiktat, das den inneren Zusammenhalt
der Georgia Augusta als Gesamtheit Ihrer WissenschaftlerInnen, MitarbeiterInnen
und Studierenden gefährdet. Wir fordern Sie daher auf: Wenden
Sie sich an die niedersächsische Landesregierung, wenden Sie
sich an den niedersächsischen Finanzminister und erklären
Sie ihm, dass nur ein schnelles Einlenken Schaden von der Universität
abwenden kann. Herr von Figura, setzen Sie sich bitte dafür
ein, dass die Hochschulrektorenkonferenz zur Besinnung kommt. Zur
Orientierungshilfe empfehlen wir schon jetzt einen Blick in das
entstehende "Leitbild der Georgia Augusta". Wir freuen uns darauf,
eine Stellungnahme von Ihrer Seite veröffentlichen zu können.
Heike
Funk Manfred Zumpe Elke Zufall-Roth
/ im Namen der offenen ver.di - Mitgliederversammlung am 05.04.2006
Kopie zur Kenntnisnahme: Dekane, Ministerium
für Wissenschaft und Kultur, Presse, Asta
|
zum
Anfang
Klinikum
11.4.06
Am 11.12.06
haben die Beschäftigten aus dem Klinikum, der Universität, der Fachhochschule
und den Straßenmeistereien den Streik in den Landesdienststellen fortgesetzt.
In einer Demo wurde vom Klinikum zum Uni-Nordbereich gezogen. Die Demonstranten
trafen sich gegen 9.30 Uhr vor dem Westeingang des Göttinger Klinikums
und starteten gegen 10.00 Uhr mit dem Demozug. Von dort ging es über die
Robert-Koch-Straße zur B 27, An der Lutter zur Hannoverschen Straße. Von
der Hannoverschen Straße in die Hennebergstraße, zur Straße Im Hassel
und von dort zum Nordbereich der Uni, wo es gegen 11.30 Uhr ein Osterimbiss
in der Nordmensa gab. Vor der Nordmensa wurden nach dem "Streikimbiss"
499 Luftballons gestartet, versehen mit der Aufforderung der Streikenden
an Ministerpräsident Wulff und Verhandlungsführer Möllring endlich die
starre Haltung im Tarifkonflikt der Länder aufzugeben und zu abschlussorientierten
Verhandlungen zusammen zu kommen.
Tätlicher Angriff auf einen Streikenden Zu einem handgreiflichen
Zwischenfall kam es auf der heutigen Streikdemonstration der Vereinten
Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) vor dem Osteingang des Göttinger
Klinikums. Ein Patient des Klinikums schlug einem ver.di-Streikposten
ohne jegliche Vorwarnung mit der Faust direkt ins Gesicht. Der ver.di-Kollege
begab sich aufgrund einer blutenden Platzwunde im Gesicht in die Notfallaufnahme
des Klinikums und ließ sich dort behandeln. Gegen den Schläger wurde Anzeige
erstattet.
Streiks gehen
am Mittwoch den 12.4. und auch nach Ostern weiter Zum Streik aufgerufen
sind Arbeiter und Angestellte von Autobahn- und Straßenmeistereien, verschiedener
Landesämter in Niedersachsen und Bremen sowie Kolleginnen und Kollegen
an Hochschulen
und Unikliniken. Nach Ostern wird der Streik sogar wieder ausgeweitet.
Donnerstag
den 23.3. 06: Demonstration
Bilder von der
Demo am Donnerstag 23.3.06 (Fotos:
H. Reinert)
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Ellen
Paschke kritisierte Ministerpräsidenten Wulff und Verhandlungsführer
Hartmut Möllring als Blockierer, die bekundet haben, die Gewerkschaften
"in die Knie" zwingen zu wollen. Damit würden sie allein im Bereich
der bestreikten Kliniken einen Schaden von 45 Millionen Euro anrichten:
Sie kritisierte die Unternehmenssteuerreform (2000) wodurch die Unternehmen
60 Milliarden weniger Unternehmenssteuern zahlen mußten und
durch den Wegfall der Vermögenssteuer verzichte der Staat auf weitere
45 Milliarden Euro Steuereinnahmen. |
Dienstag 21.3.
Die Streiks im kommunalen
Bereich sind seit Montag ausgesetzt. Die Beschäftigten in Einrichtungen
des Landes streiken jedoch weiter, um auch die Tarifgemeinschaft der Länder
zu einem Kompromiß zu zwingen. Am Dienstag kamen ca. 900 Teilnehmerinnen
und Teilnehmer zu Kundgebung und Demonstration zusammen. Beschäftigte
der Universität, der Fachhochschule und der Straßenmeistereien. Als Gäste
waren Streikende der Hochschulen aus Hannover und Hildesheim sowie der
MHH und Delegationen aus niedersächsischen Landeskrankenhäusern anwesend.
Ab 10.00 Uhr gab es einen Demonstrationszug vom Bahnhof zum Wilhelmsplatz
. Dort fand gegen 10.30 Uhr eine erste Kundgebung statt. In einem weiteren
Demozug ging es gegen 11.00 Uhr weiter zum Campus der Universität.
(Foto: Horst Reinert) streikende DemoteilnehmerInnen am 21.3.06 an der
Universität.
(Foto: Horst Reinert / Ausschnitt ) 21.3.06 / 900 Portionen Eintopf -
von der Mensa gekocht und von ver.di- Mitgliedern ausgegeben. Den Rest
hat die Göttinger Tafel bekommen.
Dort findet die Hauptkundgebung
um ca. 11.30 Uhr statt, auf der die Landesfachbereichsleiterein Brigitte
Schütt aus Hannover als Hauptrednerin auftritt. Nach dem gemeinsamen Essen
aus der Gulaschkanone auf dem Campus werden die auswärtigen Demonstranten
gegen 13.00 Uhr zu ihren auf dem Schützenplatz stehenden Bussen begleitet.
Mittwoch 15.3.06,
Ziviler Ungehorsam
und legale Regelverletzung (statt Blockade)
500 StreikteilnehmerInnen legten heute Vormittag die Mülldeponie Deiderode
bei Göttingen lahm. Ab 9.00 Uhr ist es heute Morgen zu Behinderungen vor
der Deponie Deiderode gekommen. Eine knappe viertel Stunde später ging
nichts mehr. ca. 200 Personenkraftwagen, mit 500 Streikenden besetzt,
reihten sich in eine kilometerlange Schlange ein, die bis zur Landesstraße
reichte. Verhindert werden sollte, dass die Müllfahrzeuge aus dem Raum
Südniedersachsen die Mülldeponie am heutigen Tag anfahren können. Dieses
Ziel ist erreicht worden. Insgesamt sei lediglich ein halbes Dutzend Fahrzeuge
zur Deponie durchgekommen. Die Streikenden hatten alle etwas Müll in ihren
Fahrzeugen, den sie in der Deponie in die Container warfen, um sich anschließend
am Ende der Schlange wieder einzureihen, um ein weiteres Müllpaket loszuwerden.
Mit dieser Aktion sollte deutlich werden, dass ver.di durchaus in der
Lage ist, mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen Bereiche des Öffentlichen
Dienstes zu beeinträchtigen. Diese Art von Arbeitskampf diene insbesondere
dazu, den Arbeitgebervertretern, die immer wieder behaupten, sie merkten
überhaupt nichts von dem Arbeitskampf zu zeigen, dass die Gewerkschaft
mit dieser Strategie den Öffentlichen Dienst treffen kann, so Richter
weiter. Insgesamt waren in Südniedersachsen heute 750 Beschäftigte im
Streik.
10 Uhr Protestaktion Uniklinik-Pflegepersonals vor dem Alten Rathaus
Beschäftigte des Göttinger Klinikums werden am Mittwoch ab 10:00 Uhr auf
die schlechte Arbeitssituation in der Pflege vor dem Göttinger Alten Rathaus
aufmerksam machen. Durch die knappe personelle Besetzung werden die Grenzen
der Belastbarkeit bei vielen Beschäftigter bereits heute überschritten.
Nach Angaben des ver.di Vertrauensleutesprechers des Göttinger Uni-Klinikums,
Hans-Martin Gurland, könne die gewünschte Pflegequalität deshalb oft nicht
gewährleistet werden. Bei einer Ausweitung der Wochenarbeitszeit stiege
die Belastung der Beschäftigten entsprechend bis zur Unzumutbarkeit. Zu
befürchten ist, das die Qualität in der Pflege überproportional sinken
würde, weil die zusätzlichen Belastungen von den Kolleginnen und Kollegen
nicht kompensiert werden könnten, so Gurland gegenüber der Presse. Die
protestierenden Pflegenden wollen mit ihrer Aktion auch darauf aufmerksam
machen, dass im Klinikum nur deshalb "so wenige" streiken können, weil
ein Großteil des wenigen Personals im Rahmen von Notdienstvereinbarungen
zu Arbeiten herangezogen würde. Die personelle Besetzung im Rahmen von
Notdienstabreiten bei einem Streik entspricht der Besetzung an Wochenfeiertagen.
Freitag,10.03.06,
Tag des Spitzengespräch zwischen der Tarifgemeinschaft der Länder
und dem ver.di Vorsitzenden. In Gö wird dem Chef der Göttinger Stadtwerke
und Verkehrsbetriebe, Reinhard Kraft, in seiner Funktion als Präsidiumsmitglied
des Kommunalen Arbeitgeberverbandes (KAV) eine Resolution der Streikenden
aus Göttingen überreicht.
Arbeitgeber provozieren
Streik aus politischen Gründen
Ein paar Tage keine Müllabfuhr und einen Tag geschlossene Kitas,
das war nur ein kleiner Vorgeschmack dessen was passiert, wenn unbefristet
gestreikt wird. Eltern die nicht wissen wohin mit den Kindern, wenn sie
zur Arbeit müssen, stinkende Müllberge vor den Häusern.
Dann wird Stimmung gemacht gegen die Streikenden, weil es angeblich unverantwortlich
sei, diese Dienstleistungen zu verweigern.
Leider wird in der Öffentlichkeit zu wenig deutlich gemacht, dass
der Kommunale Arbeitgeberverband Niedersachsens den Streit mutwillig vom
Zaun gebrochen hat. Dieser Verband hat ein Tarifvertragsabkommen schon
nach 4 Monaten zum 31.1.06 gekündigt und seine Mitglieder aufgefordert,
die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit auf 40 Stunden zu erhöhen. Das
ist vorrangig eine politische Aktion zwecks Durchsetzung längerer
Arbeitszeiten auf gesellschaftlicher Ebene, ohne konkreten Nutzen für
die Kommunen. Selbst der honorige Hannover-OB Schmalstieg vermutet dahinter
wahltaktische Erwägungen. >
Interview vom 7.2.06
Resolution
der kommunalen Beschäftigten im öffentlichen Dienst in der
Region Süd-Niedersachsen
Sehr geehrter Herr Kraft, als Delegation der streikenden Beschäftigten
des kommunalen öffentlichen Dienstes fordern wir Sie auf, Ihren
Einfluss als Präsidiumsmitglied im KAV Niedersachsen geltend
zu machen und diesen Tarifkonflikt im Sinne der Beschäftigten
zu beenden.
Arbeitszeitverlängerung ist
ein Irrweg, denn sie vernichtet Arbeitsplätze. Durch längere
Arbeitszeiten benötigen die Betriebe unter sonst gleichen Bedingungen
weniger Personal. Die Folge sind Personalüberhänge und Entlassungen.
Die Einstellung neuer Arbeitskräfte wird blockiert, die Zahl
der Beitragszahler in die sozialen Sicherungssysteme sinkt, gleichzeitig
steigen die Ausgaben der Arbeitslosenversicherung.
Der Jugend werden die Perspektiven
geraubt und die Älteren werden durch Lohnklau demotiviert. Die
Einführung der 40-Stunden-Woche bei den niedersächsischen
Kommunen würde zu einem Stellenabbau von rund 5000 Stellen führen.
Wir wehren uns gegen diesen Irrsinn.
Und seien Sie gewiss, dass wir unsere berechtigten Forderungen notfalls
oft, wiederholt, phantasie- und machtvoll erheben werden.
Für die kommunalen Beschäftigten
: Brigitte Stamm, Stadtreinigung Göttingen, Klaus Rath, Stadtentwässerung
Göttingen, Günter Kleinhans, Kreisabfallwirtschaft Northeim,
Reiner Nachtigall, Sparkasse Göttingen |
Foto: Verdi /
Übergabe der Resolution an
den Vertreter der kommunalen Arbeitgeber - Die Gesichter drücken
mehr aus als 10 Seiten Resolution !
Demonstration: 1800 Streikende Mittwoch
den 15.2.06
Verdi spricht
von 1800, die Polizei von 1600 und ein Radiosender von 2000 DemonstrationsteilnehmerInnen
am Mittwoch. .Allein aus Uni-Klinikum und Universität haben sich
800 Streikende beteiligt. Ca. 600 kamen aus den Stadtverwaltungen aus
Göttingen, Northeim, Osterode, Uslar, Einbeck und Adelebsen. Die
restlichen vierhundert setzten sich aus den Beschäftigten der Abfallbetriebe
im Kreis Northeim und der Stadt Göttingen, den Straßen- und
Autobahnmeistereien, der Heinrich-Böll-Schule aus Göttingen
und dem LKH Göttingen zusammen.
Frank Bsirske, Bundes-Vorsitzender von Verdi sprach in der überfüllten
Göttinger Stadthalle vor den Streikenden. Die Halle reichte nicht
aus, etliche blieben im Foyer
Demo Verdi , 15.2.06,
Göttingen Marktplatz
Es werde, so Bsirske
klar und deutlich, keinen Tarifabschluß geben, der eine Arbeitszeitverlängerung
beinhaltet. Bei einer Umsetzung der 40 Stunden im Bereich der Kommunen,
den Landesbehörden, Universitäten und Kliniken würden allein
in Niedersachsen rechnerisch übr 8000 Arbeitsplätze wegfallen.
Andererseits hätte z.B.eine alleinerziehende Mutter z.B., die als
Erzieherin in einer Kindertagesstätte arbeitet und als Teilzeitkraft
1350,-- Euro verdient, einen Verlust von 4% ihres kleinen Gehaltes, der
nicht zu verkraften sei, so Bsirske weiter. "Offenbar können sich
die Politiker die "die 18-Minuten" Diskussion angefangen haben, überhaupt
nicht vorstellen, wie schwierig es für "normale" Bürgerinnen
und Bürger ist, eben mal 60 Euro im Monat weniger zuverdienen, oder
länger arbeiten zu müssen und möglicherweise eine zusätzliche
Betreuung für die Kinder zu organisieren oder zu bezahlen.
Szene in der Stadthalle , Foyer
Mediziner-Professoren haben Angst um ihren
Profit von den Privatstationen
Mit der Schlagzeile "Streik gefährdet Menschenleben" haben
sich einige Medien in den Dienst gut verdienender Mediziner gestellt,
die Angst haben, dass sie ihre Privatstationen während des Streiks
nicht volle Last fahren können. Tatsache ist, dass die Überlastung
des Personals, 60 Stunden durcharbeitende Kliniksärzte, KrankenpflegerInnen,
die eine Überlastungsanzeige nach der andern schreiben, so dass die
Überlastung des Klinikspersonals zum wirklichen Risiko für die
PatientInnen wird.
Verdi nahm zu diesem Punkt Stellung: "Zur
von einigen Medizinern der Hannoverschen Medizinischen Hochschule, die
gestern in der Presse veröffentlichen, der Streik gefährde Menschenleben
reagiert ver.di entrüstet. In der MHH war durch Notdienstvereinbarungen
gesichert, dass von 20 OP-Sälen 9 geöffnet gewesen seinen. Sich
vor die Presse zu stellen und zu behaupten, ein Notfallpatient konnte
wegen des Streiks nicht behandelt werden, und sei dadurch in Lebensgefahr
geraten sei schlicht die Unwahrheit. Da Notdienste genau für solche
Fälle vereinbart werden, ist das Verhalten der Ärzte möglicherweise
als unterlassene Hilfeleistung zu werten" (Verdi Presserklärung
15.2.06)
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