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Filmkritik von einem Leser zugesandt
The Terminal  - Den Schrecken der "Illegalität" hollywoodisiert
Man wünscht Steven Spielberg mal ein paar Monate Leben in Illegalität auf einem Flughafen damit der etwas von der Realität kennenlernt, die er mit dem Film "The Terminal" rosarot schönredet.

The Terminal USA 2004-128 Minuten Regie: Steven Spielberg Kamera: Janusz Kaminski Drehbuch: Andrew Niccol, Sacha Gervasl, Jeff Nathanson SchauspielerInnen: Tom Hanks, Catherine Zeta-Jones, Stanley-Tucci, Chi McBride

Der amerikanische Regisseur Steven Spielberg hat die ungewöhnliche Lebensgeschichte von Sir Alfred Mehrani verfilmt. Diesen Mann gibt es wirklich und er wegen ungültiger Papiere seit 16 Jahren (!) auf dem Flughafen Paris quasi "freilaufend gefangen".
Im Film "The Terminal" landet ein Mann (gespielt von Tom Hanks) ohne gültiger Papier auf dem New-Yorker Flughafen. Der Mann findet aber schnell Freunde, verbringt einen erholsamen , entspannten Alltag und findet sogar fast die Frau seines Lebens. Tom Hanks (Sir Alfred) ist allem Anschein nach fasziniert von der Idee, als Illegalisierter auf einem Transitflughafen zu leben. Ihm schwebt vor, den ganzen Tag Kaffee zu trinken und Zigaretten zu rauchen. Es scheint eine wundervolle Welt zu sein, geradezu eine echte Marktücke für den Tourismus - suggeriert der Film.

Die wahre Geschichte von Sir Alfred Mehran Karimi Nasseri ist eine andere:
Er war als Waise aufgewachsen, seine Mutter war bei der Geburt gestorben, von seinem Vater wußte er nichts. Als er im Alter von 32 Jahren 1977 davon erfuhr, dass einen britischen Offizier als Vater hatte, beschloß Mehran ihn ausfindig zu machen und die britische Staatsbürgerschaft zu erhalten. Er reiste legal mit britischem Visum nach London aber der Vater war inzwischen schon verstorben, damit war der Weg einer formalen Anerkennung seiner Vaterschaft juristisch für immer verschlossen.
Nach einem Jahr lief sein Visum ab, Mehran war ohne Geld, ohne Aufenthaltserlaubnis, ohne Bekannte und ohne Nachweis seiner britischen Abstammung in London. Die Behörden wollten ihn abschieben aber kurz vorher reiste Mehran aus - allerdings nicht in den Iran, sondern nach Westdeutschland. Dort beantragte er politisches Asyl, doch das Asylgesuch wurde abgelehnt. Mehran versuchte es danach in Belgien, dann in Luxemburg und wieder in Belgien. Damals gab es noch kein Schengener Abkommen, das ihm verboten hätte, Asylanträge in mehreren Mitgliedsländern der EU zu stellen.
Schließlich wurde ihm das vorübergehende Aufenthaltsrecht als Flüchtling in Brüssel zuerkannt. Dort konnte Mehran sich einige Jahre lang über Wasser halten. Doch er träumte weiterhin von einem britischen Pass. Deshalb bestieg er am 28. August 1988 ein Flugzeug nach Paris, wo er eine Stunde Aufenthalt vor seinem Weiterflug nach London hatte. Ab da nahm das Verhängnis seinen Lauf. Unserem Protagonisten kam der Pass abhanden. Von den Briten am selben Tag zurück nach Paris-Roissy geschickt, findet sich der Ausweis- und damit offiziell "Identitätslose" im Flughafengefängnis wieder. Drei Monate lang saß er dort ein. Selbst die Wächter finden die Situation absurd und nehmen "Alfred", wie sie ihn taufen, regelmäßig mit nach draußen an die frische Luft, obwohl das verboten ist. Am Ende lassen sie ihn gänzlich unbeaufsichtigt in der internationalen Transitzone. Nach draußen zu gehen, bleibt Mehran/Alfred verboten. Vier Jahre verstreichen, dann erfährt er, dass das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR nunmehr endlich eine Kopie seiner in Belgien ausgehändigten Dokumente als Asylantragsteller angefertigt hat. Jetzt genügt es also - so die frohe Botschaft, die Alfred verkündet wird -, dass er bei den Behörden in Brüssel vorstellig wird, um erneut die Originaldokumente zu erhalten. Gut und schön, aber es bleibt eine kleine Frage offen: Wie kann eine Person ohne gültiges Ausweispapier, die auch nicht formell für staatenlos erklärt worden ist, von Paris nach Brüssel reisen?

Im Film sieht man den karrieregeilen Oberpolizisten des New Yorker Flughafens, Frank Dixon, mit der Frage beschäftigt: "Warum sucht er nicht nach den Lücken im System? Warum nutzt er nicht die Lücken, um rauszukommen? Alle tun das!" Zunächst von dem Standpunkt "Hauptsache, ich werde das Problem los" ausgehend, versucht Dixon, dem vorübergehend staatenlos gewordenen Nagorski (Sir Alfred) zu helfen, will ihn dazu animieren, einfach "Illegaler" in New York City zu werden. In Wirklichkeit würden sich die Verantwortlichen des Migrations- und Überwachungsregimes wohl kaum über ein einzelnes Individuum so sehr den Kopf zerbrechen. Dennoch stimmt es, dass das System eine doppelte Wirkung erzielt und mutmaßlich auch intendiert: Einerseits  Repression, Bestrafung und Abwehr von Flüchtlingen. Andererseits aber produziert und provoziert es die "Illegalisierung" von Asylsuchenden und in deren Folge unter anderem die Hinnahme besonders übler Arbeitsverhältnisse.
Während "Terminal" letztlich ein "happy-End" für seinene Zuschauer/Innen hinterläßt , sitzt Sir Alfred im wahren Leben noch immer auf seiner roten Bank im pariser Flughafen und schaut zu, wie ununterbrochen die Menschen ankommen und abfliegen. Der Platz, auf dem er nun 16 Jahre verbracht hat, ist für den mittlerweile durch Traumatisierung einem Zuhause geworden.

Es mag sein dass nach einiger Zeit, vielleicht auch in Anbetracht des Spielbergs-Films und einer anstehenden Biographieveröffentlichung,   ihm die französischen Behörde einen neuen Pass ausstellen, aber es bleibt das Schicksal von Tausenden Flüchtlingen und Illegalen ohne gültige Paß in europäischen und westlichen Grenzen ohne jegliche Zukunft und Sicherheit. Einschränkung der Reise und Bewegungsfreiheit und Lagerpolitik sowie der Tod von tausenden Flüchtlingen an der Grenzen sind direktes Resultat der Grenzüberwachung der westlichen Migrationsregime. Sir Alfred ist ein Beispiel von Tausenden Fällen..  Solche menschliche Tragödien haben in Hollywood nichts zu suchen.

Grenze auf für alle, Bleiberecht für alle, Gleiche Recht für alle

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11. September 1973 Militärputsch in Chile -
11.9.03 im T-Keller, Gesimar Landstr. 19
Ab 18.30 Uhr Costa Gavras Film "Missing", der die Ermordung zweier US-Bürger während der Putsches und die Mitwirkung des US-Geheimdienstes CIA an diesen Morden sowie am Umsturz zum Thema hat. Zeugen und Aktenfunde haben inzwischen eindrucksvoll den Anspruch des Films bestätigt, auf einer wahren Geschichte zu basieren.
("Viva MIR - Movimento Izqiera Revolutionario")

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Mi, 10.09., 19.30 Uhr: Bilder vom Widerstand: Brasilien

"Grito das aguas - Schrei des Wassers" Brasilien 2003, 26 Minuten, OmU (Paula Maether, El toro por las astas) Bericht vom Weltwasserforum in Sao Paulo. Zu sehen sind weiterhin Bilder von den z.T. militanten Auseinandersetzungen der unterschiedlichen Organisationen, wie z.B. der Fischer, der Indígenas und der BewohnerInnen von gefährlich verschmutzten Zonen gegen die Privatisierung des Wassers in Brasilien.

"Bien o mal" - gut oder schlecht. Über die Repression gegen die Landlosenbewegung MST in Brasilien" Brasilien 2000, 27 Minuten, OmU (Produccion colectiva Sindicato de docentes) Während einer Demonstration von ungefähr 1.000 Landarbeitern aus verschiedenen Regionen Brasiliens in Curitiba wurden hunderte von Demonstranten durch den Polizeieinsatz verletzt. Dabei starb Antonio Tavares. Der Film zeigt die Notwendigkeit einer Agrarreform in Brasilien, die weiterhin durch die Landlosenbewegung MST gefordert wird.
Die Dokumentarfilmerin Paula Maether von der Gruppe "El toro por las astas" ist anwesend und steht für die anschließende Diskussion zur Verfügung. Veranstalter: Institut für angewandte Kulturforschung e.V., attac Regionalgruppe Göttingen, Entwicklungspolitisches Forum
Ort: Foyer Internationaler Begegnung, Burgstr. 51 (1. Stock), Göttingen
Übersetzung: Christoph Sündermann

Filme vom Widerstand: Argentinien
9.9.03 / Foyer Internationaler Begegnung, Burgstr. 51

"Nuestra Lucha - Bericht über die Kämpfe der Arbeiter in den besetzen Fabriken in Argentinien" Argentinien 2003, 45 Minuten, OmU, von grupo de boedo films
Wenn von 300 besetzten Fabriken in Argentinien die Rede ist, dann ist "Besetzt" relativ zu sehen. Besser gesagt handelt es sich um Fabriken, die irgendwie am Laufen gehalten werden und zwar in den verschiedensten Formen der Abmachungen zwischen Arbeitern, Unternehmern und Staat. Allerdings sind interessante Kooperationen zwischen selbstverwalteten Betrieben und Universitäten insbesondere technischen Fakultäten zustande gekommen wie z.B. bei einer Waschmaschinen-Fabrik, die ein neues sparsameres, konkurenzfähiges Produkt entwickelt hat.
Darüberhinaus waren die emotiionalen Botschaften des Films beeindruckend. Reden, die bei Protestversammlungen gehalten wurden zeugten davon, wie sehr die Leute mit dem Rücken zur Wand stehen. Und andererseits dann die Dokumentaraufnahmen vom brutalen Vorgehen der Polizei wie sie mit Gummigeschossen auf die Menschen zielt, teilweise sogar scharf schießt.
Übersetzung: Christoph Sündermann (attac Braunschweig), Veranstalter: Institut für angewandte Kulturforschung e.V., attac Regionalgruppe Göttingen, Entwicklungspolitisches Forum

"Argentinazo" Dokumentation über den argentinischen Volksaufstand im Dezember 2001  von El toro por las astas Argentinien 2001, 35 Minuten, OmU. Die Dokumentarfilmerin Paula Maether (siehe Bild rechts) von der Gruppe "El toro por las astas" war anwesend und stand für die anschließende Diskussion zur Verfügung.
Das Elend der Schuldenzahlungen:
Mehr als 60 % der Bevölkerung (22,3 Millionen Menschen) haben weniger als 2 Dollar täglich, 40% der Gesamtbevölkerung sogar mit weniger als 1 Dollar täglich.
Die Hälfte der Beschäftigten, 8 Millionen Personen verdienen weniger als 400 pesos, d.h. ungefähr 130 Dollar monatlich. Für eine Familie, d.h. ein Ehepaar mit 2 Kindern ergibt das ca 1.10 Dollar täglich pro Person.
Es gibt 1,9 Millionen Arbeitslose welche mit 150 Pesos, d.h. 50 Dollar im Monat eine Familie ernähren müssen. Ca. 7 Millionen Familienmitglieder sind betroffen. Für eine Familie bedeutet das etwa von 40 Cent pro Person und Tag. (Infos zusammengetragen von Christopf Sündermann)
paula.JPG (8115 Byte)
Paula Maether von der Gruppe "El toro por las astas" - September 2003 in Göttingen

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"Holiday Camp" Film gegen Flüchtlingslager in Australien
Montag, 16.9.2002, 20 Uhr DGB-Haus, Obere Masch 10
Die FilmemacherInnen der "drive-by-shooting/ tallstoreez productionz" zeigen ihren Film "Holiday Camp" über das Lager Woomera in der australischen Wüste, in dem 500 Asylsuchende gegen ihre Einsperrung kämpfen. Im Anschluss an den Film wollen sie über die aktuelle Situation in Australien berichten und über Abschiebeknäste und sog. Ausreiselager ("Projekt X") in Deutschland diskutieren.
Der Film: Woomera, ein ehemaliger Militärstützpunkt in direkter Nähe zum Atombombentestgebiet, mitten im australischen Outback, 200 km bis zur nächsten Siedlung, 60 °C im Schatten. Eingesperrt hinter Stacheldraht, warten hier 500 Flüchtlinge teilweise seit Jahren auf ihre Anerkennung als Asylsuchende. In Australien werden Flüchtlinge ohne Papiere sofort auf unbegrenzte Zeit inhaftiert, während über ihren Asylantrag entschieden wird. Ostern 2002 - nach monatelangen Kämpfen, Hungerstreiks und Aufständen gelingt 53 inhaftierten Flüchtlingen der Ausbruch aus dem detention center, nachdem hunderte aufgebrachter AustralierInnen Zäune niedergerissen hatten, um zu den Inhaftierten zu gelangen. Über tausend Menschen hatten sich auf den Weg nach Woomera gemacht, um vor Ort gegen die australische Einwanderungspolitik zu protestieren. Die unglaublichen Bilder des Ausbruchs stehen im Mittelpunkt dieser 45 minütigen Doku, die auf unüblichen Wegen dieses Genres wandelt.
Die FilmemacherInnen: drive-by-shooting/ tallstoreez productionz sind ein australisch / deutsches Filmkollektiv, gegründet im Februar 2002 in Adelaide. Mit diesem Film wollen sie den internationalen Umgang mit Migration und Abschottung thematisieren und der in den westlichen Staaten kontinuierliche wachsenden "border panic" kreativ und unterhaltsam entgegenfilmen. Die filmische Arbeit profitiert von ihren unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und Erfahrungen - dbs besteht aus einer Frau und zwei Männern (tallstoreez@yahoo.de).
Veranstaltet vom Antirassismusplenum Göttingen mit Unterstützung der dgb-jugend

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Acht Frauen
7.8.02 / Wer sie noch nicht gesehen hat , hat tatsächlich was verpasst! Denn die acht Frauen in Francois Ozons Krimikomödie sind ein unschlagbares Ensemble.
Der Inhalt des Films ist schnell skizziert: Im Frankreich der 50er Jahre will man in einer eingeschneiten Villa als Großfamilie ein harmonisches Weihnachtsfest feiern.Als jedoch das Familienoberhaupt (der einzige Mann im Film) mit einem Messer im Rücken gefunden wird, ist die Idylle jäh dahin . Eine der Acht muß es gewesen sein.
Im Stile eines Agatha Christi Krimis beginnt nun ein Szenario, in dem alle Filmdiven die Möglichkeit haben zu zeigen, was in Ihnen steckt. Frauen im mittleren Alter wird freuen, daß die reiferen Frauen dabei auch die reifere Leistung zeigen. Catherine Deneuve als mondäne Luxuslady (ein bißchen als Marilyn Monroe Verschnitt herausgeputzt) gibt mit ihren 60 Jahren im Film eine passable Mitvierzigerin ab, die hinter bürgerlicher Fassade mehr als nur ein einziges Laster versteckt. Isabelle Huppert ist als hysterische, leicht durchgeknallte Jungfer unübertroffen und die Tanz- und Gesangseinlage von Fanny Ardant im roten Kleid hat mehr erotischen Charme als mancher Stripp. Herrlich auch Danielle Darrieux als Omi, die gern zu tief ins Glas schaut, und eh schon eine Leiche im Keller hat.
Einzig die Musicaleinlagen wirken, auch wenn sie als solche zum Teil wirklich gut sind, eher deplaziert und befremdlich. Catherine Deneuve gesteht freimütig in einem Interview:,,Ich kann gar nicht singen." Sie scheint aber die Hoffnung nicht aufzugeben. ,,Ich muß mich weiterentwickeln. Ich werde schließlich alt." Na denn.
Dagegen verzeiht man gern, daß die Personen typisiert und klischeehaft überzeichnet sind, denn der schwarze Humor ist witzig und intelligent und der Spannungsbogen bis zum Schluß erhalten. Das intrigante Achtett hat den Mann mit dem Messer im Rücken in mehr als einer Hinsicht auf dem Gewissen. Die Waffen der Frauen sind halt vielfältig. Wer sie kennenlernen will, sollte diesen phantasievoll übersteigerten Krimispaß nicht verpassen. (Korrespond. / A.W.)

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"Good bye Lenin"
(J.A.S /Juni 03 / Kurzbericht  unseres jüngsten Redaktionsmitgliedes ) Es ist als würde man in eine Welt voller Lügen geführt., inszeniert von Alex, dessen Mutter einen Ohnmachtsanfall erleidet, als er in der ehemaligen DDR für Freiheit demonstriert und die ihn sieht. Dach dem schweren Koma, das die stets politisch engagierte emphatische Frau erlitt, möchte er sie aber nicht schon damit konfrontieren, daß man bereits im Westen lebt bzw. West und Ost vereint sind und erfindet Geschichten über Geschichten. Diese lassen sie glaube, alles wäre beim alten. Sogar die alten DDR-Gurkengläser werden verwendet und es werden nur DDR-Sender gezeigt. Die arme Mutter wird nach allen Regeln der Kunst hinters Licht geführt, um einen Schock zu vermeiden. Eine politische Komödie, die kein Auge trocken läßt.

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The Matrix - Bibelstunde für Cyberpunks
Die Welt nach 2100 liegt in Schutt und Asche. Künstliche Intelligenz (die unexakte und mißverständliche Übersetzung von artificial Intelligence) steuert Maschinen und Welten. Menschliche Körper werden vom Baby an in Nährlösungen gezüchtet, wegen ihrer biologischen Elektrizität, die die Maschinen ihnen wie von einer Batterie abzapfen. Das Gehirn dieser halbtoten Menschen wird an die künstliche Phantasiewelt der Computerprogramme angeschlossen. Sie leben in einer alten Cyberwelt, geschaffen aus Programmen wie ein Computerspiel und es kommt ihnen vor wie die reale Welt. Eine Gruppe von Befreiern reist mit ihrem Raumschiff "Nebukadnezar" durch die reale Welt, loggt sich gelegentlich in den Cyberspace ein, um im Cyberspace gegen die Avatare der KI-Programme zu kämpfen: die Agenten - Cyberfiguren wie Lara Croft, sind nicht als künstliche Menschen erkennbar, denn alles ist künstlich.
Anscheinend ist es vielen nicht aufgefallen: Matrix stellt mehrfach biblische Inhalte in Analogien dar. Ein Filmkritiker meint sogar ".... unübersehbar mit religiöser Symbolik angereichert, welche z.B. in "Matrix" inzwischen zur Genüge nachgewiesen worden ist". Offensichtlich sind die Parallelen zur Bibel, wenn von "dem Erlöser" gesprochen wird, der die Menschheit befreit. Oder besser, der den Verblendeten im wahrsten Sinne des Wortes die Augen öffnet. Dass die letzten wirklichen Menschen außerhalb der Maschinenherrschaft tief in der Erde in einer Stadt namens Zion leben – der heilige Stadt, das ist auch noch ziemlich offensichtlich. Noch wichtiger und beeindruckender ist die Analogie zu den Wundern, die der Erlöser so vollführt: Auch Jesus ging über Wasser – so wie "Neo" der Hauptdarsteller, der Erlöser im Film die simulierten Naturgesetze in der Cyberwelt außerkraft setzt. Auch er kann plötzlich fliegen, kann Kugeln ausweichen, kann so schnell reagieren wie kein pysischer Körper es könnte. Ein Kind verbiegt einen Löffel und erklärt, wie das geht: es sieht eben keinen Löffel, sondern das, was der Löffel wirklich ist.
Und womit erreicht er all dies? Durch  GLAUBEN !  Im Cyberspace befreit man durch Glauben  seinen Geist von den Zwängen der Naturgesetze . In Matrix kann "Glaube" Geschosse aus Pistolen in ihrem Flug verlangsamen und sogar die Zeit anhalten. Wer nicht sieht und doch glaubt..... – Man fragt nicht, man weiß einfach. Morpheus weiß einfach dass Neo der Erlöser ist. Und schließlich: der Erlöser ist sogar gestorben weil er sich für einen anderen Menschen eingesetzt hat, weil er ihn erlösen wollte. Er war klinisch tot – doch die Liebe von Trinity erweckte ihn wieder zum Leben. Wurde nicht Jesus gekreuzigt, hat der Heiland den Tod erlitten für die Menschen und ist danach wieder auferstanden? Hatte uns Jesus etwa damals in einer Cyberworld besucht und konnte nur deshalb über Wasser laufen, weil er mit seinem in die Cyberworld eingeklinkten Gehirn die Gesetze der programmierten Welt außer Kraft setzen konnte? Sein Jünger Petrus wollte das ja nachmachen, bekam aber Zweifel und versank im Wasser – so wie Neo, der beim ersten Sprung über Hochhäuser auf dem Asphalt landete, weil er nicht hemmungslos glaubte. Morpheus hatte ihm noch gesagt: "Befreie deinen Geist!" und "Hör auf zu denken!" Ja, ja, der Film war das Gegenteil von der Botschaft des wissenschaftlichen Rationalismus. Erfolg ist nur noch garantiert, wenn man den eigenen Glauben absolut setzt, die Naturgesetze ignoriert. Wenn dann einer kommt und fragt: "Hast du deinen Gott schon mal gesehen, von dem du redest – da kann man doch nur noch lachen und sagen: geh mal in Matrix !
Morpheus weiß ja auch ohne jede Begründung: es gibt den Erlöser! Und er sucht ihn so wie ihn die heiligen drei Könige gesucht haben. Zufällig ist Morpheus auch noch von dunkler Hautfarbe wie zumindest einer der drei heiligen Könige. Und genauso wie den heiligen drei Königen die Ankunft des Königs der Juden durch Propheten geweissagt wurde, so hatte Morpheus von einem Orakel erfahren, dass der Erlöser kommen wird.
Ach ja und Judas gibt es auch noch – den Jünger, der Jesus verraten hat für ein paar Silberlinge. Er will lieber in der schönen Cyberwelt virtuelle Steaks essen als in der realen Welt irgendeinen ekelhaften Brei. Ein Filmkritiker, stellvertretend für viele andere – hat einen Bezug zum Konstruktivismus hergestellt, der einem die Haare zu Berge stehen läßt. So sagt er:" ja wenn die wirkliche Realität so beschissen ist wie in dem Film gezeigt – und die Cyperwelt der Träume so schön sein kann – ja warum muß man denn da überhaupt aus der Cyberwelt aussteigen?" So kann wohl nur jemand denken, der aus beruflichen Gründen immer in der künstlichen Welt des Kinos sitzt und gleichzeitig ein beschissenes Leben führt.
"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit." Der Film wirft die Aufklärung über den Haufen: denn so will es Matrix verkünden: man befreit sich aus der Unmündigkeit nicht, wie die Aufklärung propagierte durch Rationalität, sondern durch irrationalen, esoterischen religiösen Glauben. Dass diese Botschaft ausgerechnet in der Umgebung der Computer- und Cyberspacebegeisterung gedeiht ist nichts neues. Esoterik und Metaphysik sind unter Computerleuten eh weit verbreitet. Also mit Schwung durch die höchste Form der Rationalität - der Auflösung in Programme - hin zur Irrationalität - zur Beliebigkeit des Glaubens.
Regie: Gebrüder Andy und Larry Wachowski, sie begeisterten die Filmwelt auch schon mit ihrem rabenschwarzen Lesben-Thriller "Bound". "Matrix" ist ihr zweiter Film, für den sie bereits 60 Mio Dollar verpulvern durften. Der Film spielte in den USA bisher 160 Mio Dollar ein. Schauspieler: Hauptdarsteller Neo (Keanu Reeves) bekannt von 1994 in dem Film Speed Morpheus (Lawrence Fishburne), Trinity Carrie-Anne Moss), Cypher (Joe Pantoliano)

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Der Rasenmähermann
Am Anfang stehen Beziehungsprobleme, die der Cyberspace-Forscher mit seiner Lebensgefährtin bekommt, weil er dauernd nur mit seiner Arbeit beschäftigt ist. Selbst seine Entspannung sucht er im Cyberspace und murmelt die Befehle "Fliegen...Schweben....Fallen" bis die Freundin kommt, den Stecker rauszieht und echot "Fliegen, Schweben, Fallen, was denn noch - vielleicht demnächst auch Ficken?" Die Frau, die ein gemeinsames Leben in der Wirklichkeit wünscht, sie will einen Ausflug in die Stadt, schlägt ihm vor: "Warum gibts Du diese Arbeit nicht einfach auf?" Nach einem kurzen Streit folgt die Trennung - danach ist die Frau von Drehbuch und Mann vergessen und der Mann wendet sich der Arbeit zu. Der Cyberspace-Forscher glaubt, daß mit seinem interaktiven Cyberspace, kombiniert mit Medikamenten, neue Gehirnleistungen aktiviert werden können, was auf niedriger Stufe z.B. Intelligenzsteigerung bedeuten kann. Nachdem ein "intelligent gewordener" Schimpanse bei seinem Foschungsprojekt durchgedreht ist und einen Wachmann erschossen hat, will er es nun ohne Rüstungsgelder mit seinen privaten Mitteln weiterversuchen. Einen jungen Mann, den alle für debil halten und der sein Brot mit Rasenmähen verdient - der Rasenmähermann - sucht er als neue Versuchsperson aus und lockt ihn mit Cyberspace-Spielen. Später injieziert er ihm manipulierende Stoffe und setzt Programme mit hirnmanipulierender Wirkung ein. Der Rasenmähermann zieht sich anders an, spricht anders, wird zum Liebhaber einer reichen jungen Frau und allseits zum hellwachen Menschen, der sich nicht länger verarschen läßt. Dann gehts aber weiter und er kann plötzlich Gedanken von andern wahrnehmen, kann Psychokinese betreiben und in die Gedanken anderer eindringen. Die theoretische Brücke: Cyberspace und Neuro-Stimulationen legen verschüttet gegangene Fähigkeiten des Menschen aus mystischen Zeiten wieder frei. Daß eine Rückwirkung auf zerebrale Vorgänge existiert, ist ja einleuchtend, aber daß daraus die Fähigkeit entstehen kann, die erste Realität selbst zum Cyberspace zu machen ist ziemlich absurd. Der Rasenmähermann jedoch kann reale Menschen in cyberspace-Figuren umwandeln und auflösen. Die Körper verwandeln sich in einen Haufen hüpfender Kugeln, der Kugelhaufen fliegt auseinander und der Mensch ist aufgelöst. Schließlich löst er sich selbst auf, sein Geist verläßt den Körper, der erschlafft zurückbleibt und fährt in den Supercomputer, der mit Rüstungsgeldern für diese Forschungen bezahlt wurde. Von diesem Computer aus will er mit seinem Geist in alle Netze der Welt und dann wieder in die unterschiedlichen Rechnerzentren. Der Forscher will das verhindern indem er die Datenleitungen software-mäßig von seinem Heimterminal aus sperrt und danach das ganze Forschungszentrum in die Lust sprengt, aber der Rasenmähermann findet vorher einen Daten-Ausgang. Als Zeichen dafür, daß er es geschafft hat, steuert er die Telefon-Vermittlungscomputer so, daß überall zur gleichen Zeit die Telefonapparate der ganzen Welt klingeln. Die Wahrheit ist folgende: die filmischen Abbildungen realer Menschen sind mit digitaler Bildvrarbeitung genauso manipulierbar wie die comuteranimierten Bilder selbst, sodaß im Film tatsächlich kein Unterschied mehr besteht zwischen Cyberspace- und Filmrealität. Wenn in einem Medium zur Darstellung künstlicher Realitäten, nämlich dem Film, der Unterschied zwischen erster Realität und Cyberspace thematisiert wird, bewegt sich beides im Kontinuum künstlicher Realität, dies wurde nicht reflektiert, sondern als Chance für weitere Effekthaschereien benutzt, dies ist dem Film vorzuwerfen. Allerdings muß man zu Gute halten, daß ähnliche Phantasien, also die Übertragung der Persönlichkeit in den Computer, z.B. auch von Prof. Moravec auf dem Cultec-Kongress in NRW vor ernsthaften WissenschaftlerInnen geäußert wurden.

 

Wim Wenders  "Am Ende der Gewalt"
Der Film lief ende Juli  im Lumière und man durfte gespannt sein, wie Wim Wenders Hollywood verarbeitet hat. Eine der ersten Szenen waren typische Wim Wenders-Bilder plus High-Tech-Stilleben. Ein Swimmingpool, dahinter das Meer und am Swimmingpool ein Mann im Schatten eines Baumes, in einem Hightech-Sitzmoebel. Neuester Laptop, Videoconferencing eingeschaltet, kabellos online, zwei Handies und ...noch ein Haustelefon. Seine Frau ruft ihn aus dem Haus an um ihm zu sagen, dass sie sich nun von ihm trennt: "Jeder will doch ein bisschen geliebt werden, und einen haben, dem es nicht egal ist, wie es ganz tief innen in einem aussieht." Die Frau, ein bekannteres Hollywoodgesicht, paßt irgendwie nicht in diesen Film, mit ihren gekünstelten Bewegungen, entrueckt nach oben gucken und Haar nach hinten - so als haette sie versucht, ein Klischee europaeischer Sentimentalitaet zu spielen.
Tja, und dann die Actionszenen die Wim da reingesetzt hat, die sind ein Vortasten nach, ein Herumprobieren mit dem Hollywood-Stil auf eine Art und Weise, wie man mit dem Zeh die Wassertemperatur im Bad prüft. Inmitten eines grosszuegigen Umgangs mit der Zeit, die das glatte Gegenteil des Hollywood-Filmschnittes darstellt, naemlich schlicht und einfach ruhigere und laengere Einstellungen, das reicht, um garantiert kein Hollywood-Produkt zu werden.
Wim Wenders geht nach Hollywood und dreht einen Film in dem u.a. die Produktion eines Filmes dargestellt wird. Und, welch eine Ironie, es werden Szenen in einer Kulisse gedreht, die dem Bild von Edward Hopper "Street of lost Dreams" nachgebildet ist und dessen Kopie mit den Figuren Marilyn Monroe, Humphrey Bogart, James Dean usw. wohl noch bekannter ist. Karge Bar, rote Barhocker, gelangweiltes Herumhaengen von Personen mit "lost dreams".
Sicher, es werden auch ein paar Leute in dem Film erschossen, das bleibt eingeflochtene Serienkultur, nichts weiter - so als ssagte jemand: ja an dieser Stelle wird dann in einem Hollywoodfilm meistens jemand erschossen.
Der Film-Produzent im Film muss aussteigen aus dem Geschäft, muss flüchten. Ausgerechnet bei ehemaligen Bediensteten wird er aufgenommen als Freund: "Du mußt uns nicht lieben, es reicht, wenn wir Deine Freunde sind." Und dann erkennt er, daß er ein anderes Leben führen will, verschenkt seinen Besitz an seine Frau.
Nun das ist allerding etwas zu einfach und sentimental: allein der Wechsel aus der Welt der Reichen in die Niederungen der Armut bringt nicht das Glueck weil es ein Ausstieg aus Kaelte, Luege und Konkurrenzgewalt bedeutet, das ist Illussion. Aber Träume sind wertvoll, wenn sie etwas Gutes träumen.
Tja und als der Regisseur, der den Film im Film dreht sagt: "Was mach ich eigentlich hier, warum bin ich nicht in Europa geblieben", wer hat dann noch Zweifel, daß Wim Wenders wieder nach Europa zurückkommt?
AM.ENDE.DER.GEW@LT (kein Link, das @ kommt halt nur in der Schreibweise des Filmtitels so vor) 1997, 120 Minuten, Musik: Ry Cooder, Schauspieler u.a.: Bill Pullmann, Andie McDowell, Gabriel Byrne

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film- und diskussion: "das verordnete geschlecht"
mittwoch, den 20.03.2002 ab 20 uhr im kino lumière mit oliver tolmein und elisabeth müller veranstaltet vom autonomen frauenlesben referat
Für Ärzte ist Intersexualität eine Krankheit, die sie behandeln wollen. Die Betroffenen werden durch die Eingriffe aber nicht geheilt, sondern von frühester Kindheit an traumatisiert. Denn Zwitter sind nicht und fühlen sich nicht krank - sie fordern Anerkennung. Eines von 2000 Kindern wird ohne eindeutige Geschlechtsmerkmale geboren. In den westlichen Industriegesellschaften ist die Existenz von Zwittern aber ein Tabu: Dass es nur zwei Geschlechter gibt, Männer und Frauen, ist eine der grundlegenden gesellschaftlichen Normen, die nicht in Frage gestellt wird. Im Gegenteil: Auch heute werden schwerwiegende und irreversible chirurgische Eingriffe an den  Genitalien von Kleinkindern vorgenommen, um sie einem der beiden Geschlechter anzupassen.
In „Das verordnete Geschlecht“ geht es um die Geschichte von Zwittern - aber auch um die weiterreichende gesellschaftliche Bedeutung, die es hat, dass die Gesellschaft nur die Existenz von zwei Geschlechtern anerkennen will. Michel Reiter, der zum Mädchen gemacht wurde, und Elisabeth Müller, die genetisch, aber nicht hormonell, ein Mann ist, erzählen welchen Preis sie dafür zahlen mussten, dass die Vorstellung der Gesellschaft von Normalität  erhalten bleiben. Weil ihre Eltern und die Ärzte nicht offen mit ihnen darüber sprachen, dass sie Zwitter sind, lebten sie jahrelang mit dem traumatisierenden  Gefühl, irgendwas an ihnen sei schrecklich falsch. Wie andere Zwitter musste  Michel Reiter schwere chirurgische Eingriffe erdulden, um dem Geschlecht zu entsprechen, das ihm verordnet worden war.  Heute leben Elisabeth Müller und Michel Reiter offen als Zwitter. Michel Reiter hat ein Gerichtsverfahren angestrengt, um zu erreichen, dass auch amtlich anerkannt wird, dass es nicht nur zwei Geschlechter gibt. Ihm kommt es dabei nicht so sehr auf die Eintragung in seinen Pass ein. Wenn Zwitter als Zwitter anerkannt werden, so hofft er, werden auch die verstümmelnden geschlechtszuweisenden Operationen nicht mehr stattfinden dürfen. Der Film kontrastiert diese beiden Geschichten mit den Erzählungen von Juristen, Eltern und Ärzten, die meinen, dass es für intersexuelle Kinder das beste sei, frühzeitig operiert zu werden, weil sie sonst als Außenseiter aufwachsen würden. „Das verordnete Geschlecht“ ist ein Dokumentarfilm über Geschlechter- und Körperpolitik. Er zeigt wie gewalttätig sich der Zwang normal zu sein und die Logik des „Ist es nicht das Eine, muss es das Andere sein“ auswirken kann. Der Film plädiert dafür, dass in der Gesellschaft nicht Normalität und das Denken in einfachen Alternativen die Leitlinie ist,   sondern Unterschiedlichkeit anerkannt und Gleichbehandlung sichergestellt wird.

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