Zug
der Erinnerung
Kurzbeschreibung
des Projektes Der
"Zug der Erinnerung" - eine historische Dampflok mit fünf Waggons - ist eine rollende
Ausstellung über die Deportation und Ermordung von jüdischen Kindern während des
Nationalsozialismus. Entlang der Deportationsrouten
der früheren Deutschen Reichsbahn steuert der "Zug der Erinnerung"
Orte an, an denen Kinder und Jugendliche lebten, die im nationalsozialistischen
Deutschland verschleppt und ermordet wurden – Kinder jüdischer Eltern, von
Sinti und Roma oder von Nazi-Gegnern. Wie in
fast jeder deutschen Stadt war auch in Göttingen der örtliche Bahnhof
Ausgangspunkt für die Deportationen in die Vernichtungs- und Konzentrationslager
des nationalsozialistischen Deutschland. Am 26. März und 21. Juli 1942 brachte
die Deutsche Reichsbahn von hier aus insgesamt 110 jüdische Menschen aus
Göttingen ins Warschauer Ghetto und ins KZ Theresienstadt. Zuvor hatten die
Jüdinnen und Juden mitten durch die Stadt zum Bahnhof marschieren müssen
– unter den Augen der Bevölkerung. Fast alle von ihnen wurden ermordet. Nur
drei überlebten. Denny Junger, das jüngste Opfer der antisemitischen
Verfolgung, war noch nicht einmal vier Jahre alt. Der
"Zug der Erinnerung" versucht aber nicht nur, den ermordeten Kindern
und Jugendlichen ein Gesicht und einen Namen zu geben, sondern es geht auch um
das reibungslose bürokratische System, das die Deportationen möglich
machte. Es geht um die Verantwortung, die Menschen und Institutionen wie die Reichsbahn
und ihr Folgeunternehmen Deutsche Bahn übernehmen müssen. Es ist wichtig,
an den Orten an die Deportationen zu erinnern, an denen sie stattgefunden haben
– also auch an den Bahnhöfen. Der Zug wird ab November mehrere Monate
lang auf rund 3000 Kilometern quer durch die Bundesrepublik fahren, um dann an
der KZ-Gedenkstätte Auschwitz zu enden. Jugendliche
von heute erinnern an Jugendliche von damals In einem Begleitprojekt
zum "Zug der Erinnerung" in Göttingen haben heutige Jugendliche das Gedenken
und Erinnern an die Deportationen der Jugendlichen von damals gestaltet. 4.11.07
/ Bei der Ausstellung
"Zug der Erinnerung" stehen die Biographien der ermordeten und auch der überlebenden
Kinder im Mittelpunkt. Jugendliche aus der Region sind auf Spurensuche nach örtlichen
Lebenszeugnissen gegangen und stellen ihre Erforschung der lokalen Verfolgungsgeschichte
als Teil der Ausstellung dar.
Veranstaltungsliste
Hier nur zum
Überblick eine Auflistung in Kurzform - Weitere Erläuterungen und
Infos zu den einzelnen Veranstaltungen siehe unter > Erläuterungen November
2007, 18 Uhr Kino Lumière, Geismar Landstraße 19, Göttingen
"Ich habe euch nicht vergessen" – Simon Wiesenthal November
2007, 18 Uhr Freie Altenarbeit, Am Goldgraben 14, Göttingen“Zeit (zu)
reisen – potovanje skozi čas”: Jugendliche im Gespräch über den Nationalsozialismus.
Erzählcafé November
2007, 19 Uhr DGB-Haus, Obere Maschstraße 10, Göttingen Und was geschah
mit den Kindern? – Jüdisches Leben in Göttingen in den 20er, 30er und
40er Jahren des 20. Jahrhunderts Vortrag mit der Historikerin Dr. Cordula
Tollmien (Göttingen) 2007,
19 Uhr Gemeindezentrum St.Michael, Der nationalsozialistische Völkermord
an den Sinti und Roma und der heutige Rassismus in Europa
Montag,
3. und Dienstag, 4. Dezember 2007, 20 Uhr, Sonntag, 9. Dezember 2007, 18 Uhr
Kino Lumière, Der letzte Zug Mittwoch,
5. Dezember 2007, 20 Uhr Universität ,(ZHG), Platz der Göttinger
Sieben 3, Raum 007 Erinnern – Gedenken – Vergessen Samstag,
8. Dezember 2007, 14.30 KZ-Gedenkstätte, Lange Strasse 58, Moringen
Führung zum Jugend-KZ Moringen mit Hans Helms, pädagogischer Mitarbeiter
der KZ-Gedenkstätte Mittwoch,
12. Dezember 2007, 20 Uhr Kino Lumière, Eröffnungsveranstaltung
und Konzert mit Daniel Kempin und Dimitry Reznik (Foto) |  |
12.12.07
Zug
der Erinnerung in Göttingen
Ankunft
Hann Münden Am Mittwoch, 12. Dezember, um 8 Uhr trifft der "Zug der Erinnerung"
- eine historische Dampflok mit fünf Waggons - im Bahnhof Hann. Münden ein und
kann bis 17 Uhr auf Gleis 304 besichtigt werden. Um 17.10 Uhr fährt der Zug weiter
nach Göttingen, Ankunft Göttingen kommt um 18.04 Uhr auf Gleis 4 an und wird mit
einer kurzen Kundgebung am Bahnsteig begrüßt. Es sprechen VertreterInnen der Vereinigung
der Verfolgten des Nazi-Regimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten
(VVN-BdA), der Lagergemeinschaft und Gedenkstätte KZ Moringen sowie der Regionalgruppe
Göttingen des "Zugs der Erinnerung". Es besteht die Möglichkeit zu einer ersten
Besichtigung der Ausstellung. Eröffnungsveranstaltung
um 20 Uhr, Kino Lumière, Geismar Landstraße 19, Das Projekt wird vorgestellt,
SchülerInnen präsentieren ihre Beiträge zur Spurensuche nach deportierten Kindern
und Jugendlichen aus der Region. Konzert: Sänger und Gitarrist Daniel Kempin,
begleitet von Dimitry Reznik, spielt und singt jiddische Lieder von Harald Jüttner
(Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Göttingen, Schülerinnen und Schüler präsentieren
ihre Beiträge zur Spurensuche nach deportierten Kindern und Jugendlichen aus der
Region. Daniel Kempin aus Frankfurt spielt und singt jiddische Lieder. Begleitet
von Dimitry Reznik auf der Geige Eintritt ist frei. 13.
/ 14. / 16.12.07 Öffnungszeiten der Ausstellung im Zug Göttingen: 8
bis 13 Uhr für Schulklassen (Anmeldung erforderlich!) 13 bis 18 Uhr für alle Anmeldung
für Schulklassen bitte per Mail an zug-der-erinnerung-goe@hotmail.de Der Eintritt
ist frei.
Samstag,
15. und Sonntag 16. Dezember 2007, 18 Uhr Montag, 17. Dezember 2007, 20 Uhr
Kino Lumière, Geismar Landstraße 19, Göttingen Nicht
alle waren Mörder Montag,
17. Dezember 2007, 15.30 Uhr Stadtbücherei, Gotmarstraße 8, Göttingen
"Fundevogel oder: Was war, hört nicht einfach auf" Lesung
für Kinder und Erwachsene ab 10 Jahren mit der Schriftstellerin Dr. Cordula
Tollmien (Göttingen) Donnerstag,
20. Dezember 2007, 11 Uhr Stadtbücherei, Gotmarstraße 8, Göttingen
"Auf Wiedersehen im Himmel" – Die Geschichte eines Sinti-Mädchens
Lesung für Jugendliche und Erwachsene mit dem Schriftsteller Michail
Krausnick
Dienstag,
8. Januar 2008, 20 Uhr Kino Lumière, Geismar Landstraße 19, Göttingen
"Gestohlene Jugend. Jugend-KZ’s im Nationalsozialismus". 11.1.08
/ Workshop für Jugendliche
"Gegen jeden Antisemitismus!",
im Begleitprogramm zum "Zug der Erinnerung" in Göttingen, Veranstaltung des "Courage"-Projekts
der DGB-Jugend Göttingen für Jugendliche ab 15 Jahren findet von 10 bis 18
Uhr beim Stadtjugendring (Düstere Straße 20a) statt. Die Teilnahme ist kostenlos.
Veranstaltertext: " Hat Antisemitismus etwas mit jüdischen Menschen zu
tun? Ist Rassismus und Antisemitismus das gleiche? Haben die Nazis im nationalsozialistischen
Deutschland den Antisemitismus erfunden und ist dieses Gedankengut mit dem Sieg
der Alliierten 1945 ausgestorben? Warum wird US-Präsident Bush in Deutschland
gern als Terrorist bezeichnet und weshalb sind Verschwörungstheorien so gefährlich?
Diesen und anderen Fragen soll in dem Workshop nachgegangen werden.Die TeilnehmerInnen
werden nach einem gemeinsamen Frühstück Filme sehen, Verschwörungstheorien "nachspielen"
und entlarven, diskutieren und vieles mehr.Antisemitismus ist eine menschenverachtende
Ideologie, die es zu erkennen, zu kritisieren und gemeinsam zu bekämpfen gilt.
Zug der Erinnerung, Regionalgruppe Göttingen." Samstag,
19. Januar 2008, 10 bis 18 Uhr Stadtjugendring Göttingen, Düstere
Straße 20a, Göttingen Gegen jeden Antisemitismus! Samstag
26., und Sonntag 27. Januar 2008, 18 Uhr Montag, 28. Januar 2008, 20 Uhr
Kino Lumière, Geismar Landstraße 19, Göttingen Drei Tage
im April
Montag,
4. Februar 2008, 20 Uhr Lokhalle Göttingen, Bahnhofsallee 1b "Erniedrigt,
recht- und schutzlos": Zwangsarbeit für die Reichsbahn in Südniedersachsen
Vortrag mit dem Lokalhistoriker und Kulturwissenschaftler Günther Siedbürger
(Göttingen) Montag,
11. Februar 2008, 20 Uhr DGB-Haus, Obere Maschstraße 10, Göttingen
Antisemitismus und Verschwörungstheorie: Die Ermordung jüdischer
Kinder im Kontext nationalsozialistischer Weltanschauung Mittwoch,
20. Februar 2008, 19 Uhr Holbornsches Haus, Rote Straße 34, Göttingen
Der Tod war mein ständiger Begleiter Zeitzeugengespräch mit dem
Sinto und Holocaust-Überlebenden Franz Rosenbach (Nürnberg)
Mittwoch, 5.
März 2008, 20 Uhr Holbornsches Haus, Rote Str. 34, Göttingen
"Wir kämpfen weiter für ein Bleiberecht" – Die Situation
von Roma-Flüchtlingen in Deutschland heute Vortrag und Diskussion mit
VertreterInnen von Roma-Organisationen (angefragt) und Anne Berghof (Göttingen)
Samstag, 8. März
2008, 10 bis 16 Uhr DGB-Haus, Obere Maschstraße 10, Göttingen
"Danach hat man mich ins Waisenhaus gegeben" – Kinder und Jugendliche
berichten über den Holocaust. Workshop für Jugendliche Mittwoch,
26. März 2008, 16 Uhr Bahnhofsvorplatz, Göttingen Im Gedenken
an die Deportierten Kundgebung: Vor 66 Jahren begann die Deportation der Göttinger
Jüdinnen und Juden Sofern
nicht anders angegeben, ist die Teilnahme an den Veranstaltungen frei. Spendenaufruf Allein
die Kosten des Zugaufenthalts betragen täglich 2000 Euro. Stiftungen und
Verbände helfen uns dabei. Um die Restfinanzierung zu ermöglichen, brauchen
wir Ihre Unterstützung und bitten Sie um eine Spende auf das Projektkonto.
Wenn Sie uns eine Email an gwgoe@gwdg.de mit Namen und Adresse schicken, stellen
wir gerne eine Spendenquittung aus.Geschichtswerkstatt
Göttingen e.V. Sparkasse Göttingen BLZ 260 500 01 - Projektkontonummer
106781
UnterstützerInnen
- Bündnis "Gedenken
an die Opfer des Nationalsozialismus - 27. Januar" |
- Jüdische
Gemeinde |
- Jüdische Kultusgemeinde
|
- Jüdisches Lehrhaus |
- Lagergemeinschaft
und KZ-Gedenkstätte Moringen |
- Vereinigung
der Verfolgten des Nazi-Regimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten
(VVN-BdA) |
- B-FANTIFA |
- Geschichtswerkstatt
|
- Geschichtswerkstatt Duderstadt |
- Offene Linke - Alles für Alle
(OLAfA) |
- Basisgruppe Geschichte |
- Freie Altenarbeit Göttingen |
- DGB |
- Gesellschaft
für christlich-jüdische Zusammenarbeit |
- Lumière
Erläuterungen
zu den einzelnen Veranstaltungen Montag,
5. und Dienstag, 6. November 2007, 20 Uhr Mittwoch, 7. November 2007, 22 Uhr
Donnerstag, 8. und Freitag, 9. November 2007, 18 Uhr Kino Lumière,
Geismar Landstraße 19, Göttingen "Ich habe euch nicht vergessen"
– Simon Wiesenthal Ein Film von Richard Trank / Erzählerin: Iris
Berben. USA 2007. Der gelernte Architekt Simon Wiesenthal war durch die Hölle
von zwölf Konzentrationslagern gegangen, ehe ihn amerikanische Truppen aus
dem KZ Mauthausen bei Linz befreiten. Unmittelbar danach begann er seine Suche
nach den Tätern, bei der es ihm nie um Rache, sondern immer um Recht ging.
Auf die Frage eines anderen Holocaust-Überlebenden, warum er später
nicht seinen Beruf wieder ergriffen habe, um es zu Wohlstand zu bringen, antwortete
Wiesenthal, er glaube an die nächste Welt. Dort würden die Millionen
in den Lagern Ermordeten fragen: "Was habt ihr aus eurem Leben gemacht?"
Er werde sagen: "Ich habe euch nie vergessen." Eintrittspreise 5,10
bzw. 4,60 ermäßigt Mittwoch,
14. November 2007, 18 Uhr Freie Altenarbeit, Am Goldgraben 14, Göttingen
“Zeit (zu) reisen – potovanje skozi čas”: Jugendliche im Gespräch über
den Nationalsozialismus Erzählcafé Die KZ-Gedenkstätte
Moringen organisierte im Sommer 2007 ein gemeinsames Reise- und Geschichtsprojekt
von Jugendlichen aus Moringen und Jugendlichen der slowenischen Minderheit in
Kärnten. Seit 1943 wurden in das Jugend-KZ Moringen zahlreiche junge Menschen
aus dem slowenisch-österreichischen Grenzgebiet eingewiesen. Im Erzählcafé
werden uns SchülerInnen der Gesamtschule Moringen über ihren Kontakt
zu den slowenischen Jugendlichen berichten und danach im gemeinsamen Gespräch
mit den BesucherInnen über ihren Umgang mit der NS-Vergangenheit reflektieren. Donnerstag,
22. November 2007, 19 Uhr DGB-Haus, Obere Maschstraße 10, Göttingen
Und was geschah mit den Kindern? – Jüdisches Leben in Göttingen in
den 20er, 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts Vortrag mit der
Historikerin Dr. Cordula Tollmien (Göttingen) Als am 26. März 1942
der erste Transport mit Göttinger Jüdinnen und Juden in die Vernichtungslager
des Ostens fuhr, waren unter den Deportierten auch acht Kinder. Das jüngste
war der am 29. Oktober 1938, wenige Tage vor der Pogromnacht, geborene Denny Junger
– das letzte Kind, das während der NS-Zeit in der Göttinger jüdischen
Gemeinde zur Welt kam. Den Spuren dieser Kinder und ihrer Familien soll in diesem
Vortrag nachgegangen werden. Nicht nur um die Zeit der Verfolgung geht es dabei,
sondern auch um die Jahre davor, in denen jüdisches Leben – wenn auch schon
damals nicht von allen gern gesehen – überall in der Stadt präsent war. Mittwoch,
28. November 2007, 19 Uhr Gemeindezentrum St.Michael, Turmstr. 6, Göttingen
Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma und der heutige
Rassismus in Europa Vortrag und Photodokumentation mit Silvio Peritore
(Heidelberg) Ähnlich wie die Jüdinnen und Juden wurden auch Sinti
und Roma in Nazi-Deutschland zu "Fremdrassigen" erklärt und verfolgt.
Ende 1938 ordnete Reichsführer-SS Heinrich Himmler ihre totale Erfassung
an. Als Folge wurden über 24.000 sogenannter Rassegutachten erstellt, welche
die Voraussetzung für die planmäßige Ermordung einer halben Million
als "rassisch minderwertig" eingestufter Sinti und Roma bildeten. Heute
leben in Europa etwa zehn Millionen Sinti und Roma. Sie sind laut einer Studie
der europäischen Beobachtungsstelle für Rassismus aus dem Jahr 2005
die am stärksten diskriminierte Gruppe in Europa, europaweit stoßen
sie auf Ablehnung oder sogar Hass. Gerade in den Staaten Ost- und Südosteuropas
werden Roma immer wieder Opfer von staatlichen und gesellschaftlichen Diskriminierungen,
von physischer Gewalt und regelrechten Pogromen. Über Vergangenheit und Gegenwart
der Unterdrückung und Verfolgung berichtet Silvio Peritore, Leiter des Bereichs
Dokumentation im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in
Heidelberg. Dezember
2007 Montag,
3. und Dienstag, 4. Dezember 2007, 20 Uhr Sonntag, 9. Dezember 2007, 18 Uhr
Kino Lumière, Geismar Landstraße 19, Göttingen Der letzte
Zug Ein Film von Joseph Vilsmaier und Dana Vávrová – BRD/Tschechien
2006 Kriegsjahr 1943. Die Nazis wollen Berlin endgültig "judenfrei"
machen. Über 70.000 Jüdinnen und Juden wurden schon aus der Hauptstadt
deportiert. Im April rollt von Gleis 17 im Bahnhof Grunewald ein Zug mit 688 Juden
– zusammengepfercht in Viehwaggons – Richtung Auschwitz. Ob Jung oder Alt, Akademiker,
Künstlerin oder Boxer, das spielt hier keine Rolle mehr. Die Reise in den
Tod dauert sechs Tage. Ein Kampf gegen unerträgliche Hitze, Durst und Hunger
beginnt. In ihrer großen Verzweiflung versuchen einige aus der rollenden
Gefängnishölle auszubrechen, darunter auch das Ehepaar Henry und Lea
Neumann und die junge Ruth Zilberman. Doch die Zeit drängt – und Auschwitz
rückt immer näher… Eintrittspreise 5,10 bzw. 4,60 ermäßigt Mittwoch,
5. Dezember 2007, 20 Uhr Universität Göttingen, Zentrales Hörsaalgebäude
(ZHG), Platz der Göttinger Sieben 3, Raum 007 Erinnern – Gedenken
– Vergessen Vortrag und Diskussion mit dem Historiker Hannes Heer (Hamburg)
Spätestens mit der ersten Ausstellung über die Kriegsverbrechen der
deutschen Wehrmacht im Jahre 1995 hat sich der Hamburger Historiker Hannes Heer
einen Namen als kritischer Aufklärer gemacht. In seinem jüngsten Buch
"Hitler war’s. Die Befreiung der Deutschen von ihrer Vergangenheit"
setzte sich Heer mit der immer beliebter werdenden Abwehrstrategie auseinander,
die Verantwortung für die NS-Verbrechen einzig und allein dem "Führer"
in die Schuhe zu schieben. In seinem Vortrag wird er grundsätzliche Überlegungen
dazu anstellen, welche Funktion und Bedeutung das Erinnern, Gedenken und Vergessen
beim Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit heute hat. Samstag,
8. Dezember 2007, 14.30 KZ-Gedenkstätte, Lange Strasse 58, Moringen
Führung zum Jugend-KZ Moringen mit Hans Helms, pädagogischer Mitarbeiter
der KZ-Gedenkstätte Moringen Die Häftlinge des Jugend-KZ
Moringen waren SS-Terror, Hunger und Zwangsarbeit ausgesetzt. Ab 1941 war das
Jugend-KZ Experimentierfeld innerhalb der NS-Rassenpolitik. Unter Leitung von
Dr. Robert Ritter versuchten sogenannte Kriminalbiologen, ihre These, wonach
Kriminalität und "Asozialität" erblich bedingt seien, mit
pseudowissenschaftlichen Untersuchungen an den Häftlingen zu belegen.
Nähere Informationen und Anmeldung: 05554-2520, info@gedenkstaette-moringen.de Mittwoch,
12. Dezember 2007, 20 Uhr Kino Lumière, Geismar Landstraße 19,
Göttingen Zug der Erinnerung Feierliche Eröffnungsveranstaltung
und Konzert mit Daniel Kempin und Dimitry Reznik Am Abend, bevor der Zug
der Erinnerung in Göttingen eintrifft, feiern wir ein Eröffnungsfest:
Das Projekt wird vorgestellt, SchülerInnen präsentieren ihre Beiträge
zur Spurensuche nach deportierten Kindern und Jugendlichen aus der Region. Doch
gefeiert werden soll nicht nur mit Worten, sondern vor allem mit Musik: Der weltweit
renommierte Sänger und Gitarrist Daniel Kempin aus Frankfurt spielt und singt
jiddische Lieder. Begleitet von Dimitry Reznik auf der Geige, beschreibt Kempin
die Besonderheiten des jüdischen Lebens und Alltags. Er erzählt von
der Herausbildung verschiedener innerjüdischer Gruppierungen, vom Holocaust,
von der Flucht und dem Aufbau einer neuen Existenz in den USA und Israel. Der
Eintritt ist frei. Samstag,
15. und Sonntag 16. Dezember 2007, 18 Uhr Montag, 17. Dezember 2007, 20 Uhr
Kino Lumière, Geismar Landstraße 19, Göttingen Nicht
alle waren Mörder Ein Film von Jo Baier – BRD 2006 Im März
1943 gelingt es der Jüdin Anna Degen, mit ihrem 11-jährigen Sohn Michael
in Berlin unterzutauchen und so der Deportation in ein Vernichtungslager zu entgehen.
Zwei Jahre lang verstecken sich die beiden vor den Nationalsozialisten, immer
in Angst vor Verrat und Entdeckung. Hilfe bekommen sie unter anderem von einer
russischen Emigrantin und einem seelisch gebrochenen Angestellten der Reichsbahn...
Bei der Verfilmung des autobiografischen Buches "Nicht alle waren Mörder.
Eine Kindheit in Berlin" von Michael Degen hielt Jo Baier sich eng an die
Vorlage, die sich durch das Fehlen von Larmoyanz und Verbitterung auszeichnet.
"Überleben war alles. Das war der einzige Gedanke, den wir hatten."
(Michael Degen) Eintrittspreise 5,10 bzw. 4,60 ermäßigt Montag,
17. Dezember 2007, 15.30 Uhr Stadtbücherei, Gotmarstraße 8, Göttingen
"Fundevogel oder: Was war, hört nicht einfach auf" Lesung
für Kinder und Erwachsene ab 10 Jahren mit der Schriftstellerin Dr. Cordula
Tollmien (Göttingen) Der Krieg ist vorbei, Dresden liegt in Trümmern.
Da steht eines Tages Elisabeth vor dem Haus der Winters in Dresden. Niemand weiß,
woher sie kommt, und mehr als ihren Namen verrät sie nicht. Die Familie Winter
nimmt sie auf und Großvater wird ihr bester Freund, denn er kann so schön
Geschichten erzählen. Doch was war, hört nicht einfach auf, die furchtbaren
Ereignisse der Nazizeit sind noch überall gegenwärtig. Und wenn man
Elisabeth davon erzählt, scheint sie manchmal mehr zu wissen als alle anderen.  | Donnerstag,
20. Dezember 2007, 11 Uhr Stadtbücherei, Gotmarstraße 8, Göttingen
"Auf Wiedersehen im Himmel" – Die Geschichte eines Sinti-Mädchens
Lesung für Jugendliche und Erwachsene mit dem Schriftsteller Michail
Krausnick Im Nationalsozialismus wurden auf Grundlage der pseudowissenschaftlichen
Rassenideologie 500.000 Sinti und Roma entrechtet, deportiert und ermordet. Bis
heute wird der als "Zigeuner" verfolgten Menschen nur wenig gedacht.
Der Jugendbuchautor |
Michail
Krausnick liest aus seinem Roman "Auf Wiedersehen im Himmel – Die Geschichte
der Angela Reinhardt": Auf Befehl der SS werden 39 Sinti-Kinder aus dem katholischen
Kinderheim in Mulfingen nach Auschwitz verschleppt. Fast alle von ihnen werden
ermordet. Angela Reinhardt aber entgeht der Deportation wegen einer Namensverwechslung
und dem Schutz einer Schwester – und überlebt. Januar
2008 Dienstag,
8. Januar 2008, 20 Uhr Kino Lumière, Geismar Landstraße 19, Göttingen
"Gestohlene Jugend. Jugend-KZ’s im Nationalsozialismus". Ein
Film von Iris Berghöfer und Heiner Thimm. Anschließend besteht
die Gelegenheit zum Gespräch mit der Filmemacherin. Mit viel Ruhe lässt
der Film ehemalige Häftlinge der Jugendkonzentrationslager Moringen und Uckermark
zu Wort kommen. Die heute Achtzigjährigen erzählen wie sie als 15- oder
16-jährige Jugendliche von einem Tag auf den anderen aus dem Kreis ihrer
Familien und FreundInnen heraus verhaftet wurden. Sie berichten von ihrer Ankunft
im Lager, vom Häftlingsalltag, von Zwangsarbeit und Hunger, von Terror und
drakonischen Strafen der SS und von der ganz persönlichen Not jedes Einzelnen
in dieser von Rechtlosigkeit und Willkür geprägten Situation. Das Ende
der Haft kam für die meisten von ihnen erst im Frühjahr 1945. Wenn sie
sich heute erinnern, fällt ihr Blick auf eine gestohlene Jugend. Eintrittspreise
5,10 bzw. 4,60 ermäßigt Samstag,
19. Januar 2008, 10 bis 18 Uhr Stadtjugendring Göttingen, Düstere
Straße 20a, Göttingen Gegen jeden Antisemitismus! Workshop
für Jugendliche ab 15 Jahren mit Courage, DGB-Jugend Göttingen Hat
Antisemitismus etwas mit jüdischen Menschen zu tun? Ist Rassismus und Antisemitismus
das gleiche? Haben die Nazis im nationalsozialistischen Deutschland den Antisemitismus
erfunden und ist dieses Gedankengut mit dem Sieg der Alliierten 1945 ausgestorben?
Warum wird US-Präsident Bush in Deutschland gern als Terrorist bezeichnet
und weshalb sind Verschwörungstheorien so gefährlich? Diesen und anderen
Fragen wollen wir in unserem Wokshop nachgehen. Nach einem gemeinsamen Frühstück
werden wir Filme sehen, Verschwörungstheorien "nachspielen" und
entlarven, diskutieren und vieles mehr. Antisemitismus ist eine menschenverachtende
Ideologie, die es zu erkennen, zu kritisieren und gemeinsam zu bekämpfen
gilt. Die Zahl der TeilnehmerInnen ist auf 18 begrenzt. Anmeldung bitte unter
Telefon (0551) 485844 oder per Mail an zug-der-erinnerung-goe@hotmail.de. Samstag
26., und Sonntag 27. Januar 2008, 18 Uhr Montag, 28. Januar 2008, 20 Uhr
Kino Lumière, Geismar Landstraße 19, Göttingen Drei Tage
im April Buch und Film von Oliver Storz – BRD 1995 Eine schwäbische
Ortschaft kurz vor Ende des Krieges. Im Gasthof werden die unterschiedlichsten
Menschen angeschwemmt: Versprengte Landser, Kriegsverletzte, die Sängerin
eines Truppentheaters... Alles befindet sich in Auflösung. Lebensgier und
Angst vor der Zukunft machen sich breit. Nur Anna, die Tochter des Gastwirts und
BDM-Führerin vertraut noch in den "Führer". Dann kommt nachts ein
Zug an, und mit ihm das Grauen, auf das niemand gefasst war: dichtgedrängt
in Viehwaggons befinden sich Hunderte von Häftlingen, die in ein vor den
Alliierten sicheres Konzentrationslager verlegt werden sollen. Weil die Lokomotive
beschädigt ist, werden drei der Waggons auf dem Bahnhof zurückgelassen.
Nach einer wahren Begebenheit erzählt der Film die Geschichte der DörflerInnen,
wie sie versuchen, mit dieser Herausforderung umzugehen oder ihr zu entgehen...
Eintrittspreise 5,10 bzw. 4,60 ermäßigt Februar
2008 Montag,
4. Februar 2008, 20 Uhr Lokhalle Göttingen, Bahnhofsallee 1b "Erniedrigt,
recht- und schutzlos": Zwangsarbeit für die Reichsbahn in Südniedersachsen
Vortrag mit dem Lokalhistoriker und Kulturwissenschaftler Günther Siedbürger
(Göttingen) Die Deutsche Reichsbahn war neben der Vernichtung der Jüdinnen
und Juden auch am anderen großen Kriegsverbrechen des Nationalsozialismus,
der Zwangsarbeit, beteiligt. Hier wirkte sie nicht nur als modernes Massenverkehrsmittel
an den Deportationen der Verschleppten nach Deutschland mit, sondern beschäftigte
als Großunternehmen auch aktiv Zwangsarbeitende und beutete deren Arbeitskraft
aus. In Südniedersachsen dürften die verschiedenen Eisenbahnbetriebe
dabei sogar an erster Stelle gestanden haben. Wie waren die Lebensbedingungen
der Zwangsarbeitenden? Welche Arbeiten hatten sie für die Bahn zu verrichten,
wie sah die Entlohnung aus, wo befanden sich überhaupt Lager und Arbeitsplätze
von Eisenbahn-Zwangsarbeitern? Gab es Berührungspunkte mit der heimischen
Bevölkerung? Unterschied sich die Situation von Zwangsarbeitenden im Eisenbahnbereich
deutlich von der in anderen Einsatzbereichen oder erlebten sie das durchschnittliche
Los von NS-Zwangsarbeitern?
Montag,
11. Februar 2008, 20 Uhr DGB-Haus, Obere Maschstraße 10, Göttingen
Antisemitismus und Verschwörungstheorie: Die Ermordung jüdischer
Kinder im Kontext nationalsozialistischer Weltanschauung Vortrag und Diskussion
mit dem Politikwissenschaftler Malte Gebert (Göttingen) Unter den mehr
als 280 Jüdinnen und Juden aus Göttingen und Umgebung, die von den Nazis
in die Vernichtungslager deportiert wurden, waren auch mindestens 20 Kinder. Der
Glaube an eine "jüdische Weltverschwörung" war in weiten Teilen
der deutschen Gesellschaft so verbreitet, dass sogar Kinder sowie Kleinkinder
als potentiell gefährlich galten und deshalb ermordet wurden. In diesem Vortrag
soll der Versuch unternommen werden, die Frage nach dem Zusammenhang zwischen
den Deportationen und den verschwörungstheoretischen und antisemitischen
Elementen der nationalsozialistischen Weltanschauung zu beantworten. Mittwoch,
20. Februar 2008, 19 Uhr Holbornsches Haus, Rote Straße 34, Göttingen
Der Tod war mein ständiger Begleiter Zeitzeugengespräch mit dem
Sinto und Holocaust-Überlebenden Franz Rosenbach (Nürnberg)
Franz Rosenbach, geboren 1927, hat die Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau,
Buchenwald, Mittelbau-Dora und den Todesmarsch nach Hamburg-Neuengamme überlebt.
Der Sinto war als 16-Jähriger an seinem Ausbildungsplatz bei der Deutschen
Reichsbahn abgeholt und mit seiner Familie deportiert worden. Die meisten seiner
Angehörigen, darunter auch die Eltern, wurden ermordet. Nach seiner Befreiung
musste Franz Rosenbach jahrelang um die deutsche Staatsbürgerschaft für
sich und seine Familie kämpfen. Heute lebt er in Nürnberg und ist Stellvertretender
Vorsitzender des bayrischen Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma. In dem Zeitzeugengespräch
wird er von seinem Leben und Überleben berichten. März
2008 Mittwoch,
5. März 2008, 20 Uhr Holbornsches Haus, Rote Str. 34, Göttingen
"Wir kämpfen weiter für ein Bleiberecht" – Die Situation
von Roma-Flüchtlingen in Deutschland heute Vortrag und Diskussion mit
VertreterInnen von Roma-Organisationen (angefragt) und Anne Berghof (Göttingen)
Das Grundrecht auf politisches Asyl einzuführen, war eine direkte Folge der
Erfahrungen im Nationalsozialismus. Das Land, aus dem so viele Menschen fliehen
mussten, sollte offen sein für Flüchtlinge. Heute ist die Bundesrepublik
ein Land, das sich gemeinsam mit anderen europäischen Ländern abschottet,
um fast allen Flüchtlingen den Zugang zu verwehren, oder das Sondergesetze
für Menschen einführte, die keinen deutschen Pass haben. In der Bundesrepublik
leben heute schätzungsweise 50.000 Roma-Flüchtlinge – die Mehrheit von
ihnen unter unzumutbaren Bedingungen und von Abschiebung bedroht, da die Bundesrepublik
Deutschland ihre Verfolgung als Roma in den Herkunftsländern nicht anerkennt.
In der Veranstaltung werden VertreterInnen von Roma-Organisationen über ihre
Diskriminierung und über die menschenverachtenden Abschiebungen berichten,
aber auch über den sich immer wieder organisierenden Widerstand. Samstag,
8. März 2008, 10 bis 16 Uhr DGB-Haus, Obere Maschstraße 10, Göttingen
"Danach hat man mich ins Waisenhaus gegeben" – Kinder und Jugendliche
berichten über den Holocaust. Workshop für Jugendliche mit
Michaela Christ (Essen) und Elisabeth Kohlhaas (Leipzig). Fast vier Millionen
Jüdinnen und Juden aus Polen und der Ukraine sind von den Nationalsozialisten
ermordet worden. Doch auch in diesen Ländern haben einige Menschen den Holocaust
überlebt – darunter Kinder und Jugendliche. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs
wurden manche von ihnen interviewt. Im Workshop soll anhand dieser Interviews
erforscht werden, wie es diesen Kindern und Jugendlichen möglich war, den
Nationalsozialisten zu entkommen und wie sie diese Zeit erlebt haben. Elisabeth
Kohlhaas (Universität Leipzig) und Michaela Christ (Center for Interdisciplinary
Memory Research/Kulturwissenschaftliches Institut, Essen) haben an einer Quellenedition
der Interviews, die 2007 erscheinen wird, mitgearbeitet. Die Zahl der TeilnehmerInnen
ist auf 25 begrenzt. Anmeldung bitte unter Telefon (0551) 485844 oder per Mail
an zug-der-erinnerung-goe@hotmail.de. Mittwoch,
26. März 2008, 16 Uhr Bahnhofsvorplatz, Göttingen Im Gedenken
an die Deportierten Kundgebung: Vor 66 Jahren begann die Deportation der Göttinger
Jüdinnen und Juden Anfang 1942 begann in Nazi-Deutschland die systematische
Ermordung der jüdischen Bevölkerung. In Göttingen lebten damals
noch ungefähr hundert Juden und Jüdinnen. Die meisten von ihnen waren
bereits zusammengepfercht worden in den sogenannten Judensammelhäusern. Von
hier wurden am Morgen des 26. März 1942 nahezu alle unter 65-Jährigen
und einige etwas ältere Familienangehörige – bekannt sind 79 Namen –
abgeholt und von der Deutschen Reichsbahn in den Tod transportiert. Unter ihnen
waren elf Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Mit einer Gedenkkundgebung
vor dem Bahnhof erinnern wir an die deportierten Jüdinnen und Juden. Sie
dürfen nicht vergessen werden! Sofern
nicht anders angegeben, ist die Teilnahme an den Veranstaltungen frei.
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