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Problematisches Verhältnis des FSR SoWi zur Meinungsfreiheit

Da der Fachschaftsrat SoWi seit 2014 sich sehr exponiert mit der Diffamierung abweichender Meinungen zum Thema Naher Osten / Palästina / Israel beschäftigt, haben wir die Artikel ab diesem Zeitpunkt auf eine >gesonderte Seite verschoben


Fenster des Fachschaftsrates Sozialwissenschaften im Oeconomicum der Uni

Der FSR SoWi hat mehrfach die Verhinderung von Veranstaltungen befürwortet. Schwerpunkt ist seine Unterstützung für israelische Militär- und Regierungspolitik und die inflationäre Diffamierung jeglicher Kritik als Antisemitismus [womit die Aufmerksamkeit für tatsächliche Strömungen des Antisemitismus möglicherweise geschwächt wird]. Veranstaltungen mit Themen zur Geschichte und sozialen Lage der arabischen Israelis und Palästinenser_innen oder Kritiker_innen israelischer Staatsbürgerschaft wurden zum Ziel von FSR-SoWi-Aufrufen. So geschehen u.a. bei folgenden Veranstaltungen:

2014/15 . März Ein Dokumentarfilm über die Geschichte der verlassenen palästinensischen Dörfer, die in Israel verdrängt und verleugnet wird.

9.6.15 Die Veranstaltung des Göttinger Instituts für Arabistik/ Islamwissenschaft "Jerusalem- Zentrum des Konfliktes oder paradigmatisches Lösungsmodell?" mit Prof. Helga Baumgarten (Birzeit Universität (Ramallah ,Westbank, Palästina) die auf der Webseite der >>Gesellschaft für christich-jüdische Zusammenarbeit beworben wurde wollte der FSR SoWi verhindern.

9.12.14 Die Veranstaltung "Hamas- Mythos und Realität, Geschichte und gesellschaftspolitische Bedeutung der Hamas im Nahen Osten" wurde zu verhindern versucht, ein Sympathisant dieses Vorhabens wurde auch handgreiflich am Infostand der Veranstalter_innen und schlug ihnen die Flyer aus der Hand. In Flugblättern hieß es dass "allein Israel seinen arabischen Staatsbürgern ein Leben in Freiheit und Würde gewährt." [Kommentar: hier zeigt sich, dass diese Unterstützer einer rassistischen Anti-Palästinenserpolitik den Bezug zur Realität verloren haben].

 

Nun wurde der FSR-SoWi selbst in seiner Meinungsäußerung beschränkt

Als den FSR Sowi nun selbst seitens der Universität eine Einschränkung seiner Plakatierung an den Fenstern auferlegt wurde, beschwerte sich der FSR am 9. Juli empört:
"... ist die freie Meinungsäußerung auch in gesellschaftspolitischen Fragen nicht nur unser Recht, sondern sogar unsere Pflicht. Am vergangen Wochenende wurden nun all unsere Plakate und ein (brandsicheres) Transparent von der Fensterfront auf Anweisung der Uni-Verwaltung entfernt. (...) Dies stellt einen offenen Angriff auf die freie Meinungsäußerung der studentischen Selbstverwaltung dar."

Die "Freie Meinungsäußerung" scheint der FSR SoWi aber nur für sich selbst gelten lassen zu wollen. In diese Widersprüchlichkeit hinein erfolgt nun die Einladung zu folgender Veranstaltung

20.7.15 Gespräch über "Grenzen der Toleranz? Diskussionskultur im akademischen (Frei)Raum" 17 - 18.30 Uhr ZHG . Eingeladen hat Prof. Dr. Ruth Florack Vizepräsidentin für Studium und Lehre. Eingeladen sind außer dem AStA und den studentischen Senatoren - die Fachschaften und studentischen Hochschulgruppen. PodiumsteilnehmerInnen AStA-Vorsitzender Pichl, Fritzsche und Kübeck als studentische Senatoren sowie Politikwissenschaftler Prof. Reese-Schäfer und Prof. Salzborn. ( Letztgenannter Prof. Salzborn ist durch Antisemitismusvorwürfe insbesondere gegen die Partei DieLinke in der Frankfurter Rundschau bekannt geworden.)

In der Veranstaltungsankündigung findet auch die verhinderte Veranstaltung der "Jungen Alternative" (JA), der Hochschulgruppe der AfD Erwähnung. Damit wird nämlich grundsätzlich die Frage nach den Grenzen der Meinungsfreiheit in allen Richtungen gestellt. Prof. Reese-Schäfer der sich mit politischer Ethik beschäftigt, hat hier möglicherweise gut reflektierte Hinweise.

In einem anderen Punkt hat der FSR SoWi mit seiner Stellungnahme von 9.7.15 allerdings recht:
"Es ist also offensichtlich der Willkür der Verwaltung geschuldet, wer etwas aufhängen darf und wer nicht. Wiederholt wurde uns mündlich angedroht, man werde uns den Raum entziehen, sollten wir erneut etwas in den Fenstern aufhängen. Dies stellt einen offenen Angriff auf die freie Meinungsäußerung der studentischen Selbstverwaltung dar. Politische Meinungen, die nicht in das unpolitische, durchökonomisierte Selbstbild der Uni bzw. ihrer Leitung und Verwaltung passen, sollen unterbunden, eine kritische Öffentlichkeit so verhindert werden. Diese Praxis zeigt sich auch in einem Plakatierverbot für den Campus und der Tatsache, dass kaum studentische Aushangmöglichkeiten an der Uni existieren. Stattdessen wird die Universität, die auch einmal ein Ort der politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung sein sollte, immer mehr zu einer kommerziellen Werbefläche, wie es sich an Amazon-Plakaten im VG oder Werbeaktionen auf dem Campus beobachten lässt."
Ähnlich stand es bereits in einem >goest-Artikel 2005 (Titel: "Uni Medienkontrolle Flugblätter verteilen und Plakatieren genehmigungs- und entgeltpflichtig")

 

Entwicklung im Bereich der Studierenden der Sozialwissenschaften

7.12.14 / Hatte das Basisdemokratische Bündnis 2005 noch 10 Sitze bei den Stupawahlen errungen, war es 2013 nur noch 1 Sitz. Insbesondere die ehemalige Basisgruppenstruktur im Fachbereich Sozialwissenschaften ist anscheinend in der Auflösung bzw. grundelegenden Veränderung begriffen. Die Homepage >> http://www.bgsowi.de.vu/ der Basisgruppe SoWi weist seit 2012 nix neues mehr auf und ist
identisch mit >> http://www.bb-goettingen.de Basisgruppen
Die Seite >> www.bildungsklau.de Diskussionsplattform / gibts nicht mehr

Früher war der Fachbereich einmal eher links

2005 Kampf um Erhalt der Sozial- und Kulturwissenschaften

Besetzung am SItz des Unipräsidenten
Flugblatt "Für freie und kritsche Bildung"
Anonymes Flugblatt ruft zu Besetzungen auf
Weniger Studierende bedeutet weniger Geld
Rücktritt des Unipräsidenten gefordert
Polizei muß Figura schützen
Naturwissenschaft statt unnützer Humanismus?

Uni-Präsident Kurt von Figura hat 2005 in einsamer Manier die Entscheidung kundgetan, dass er die Fachbereiche Politik, Pädagogik und Sport im Fachbereich Sozialwissenschaften (SoWi) an der Uni Göttingen schließen will. Mit der Abschaffung der Sozialwissenschaften hätte er auch einen der unruhigsten und politisch aktivsten Fachbereiche vom Hals.

Die Studierenden der SoWi-Fakultät waren bei den Streik und Protestaktionen der Vergangenheit eindeutig am zahlreichsten vertreten. Herr von Figura, in den gesellschaftspolitisch unkritischeren Naturwissenschaften beheimatet, könnte mit der Schließung der SoWi-Fakultäten auch die Austrocknung von Protestpotential beabsichtigen
. > Besetzung des Sozio Oeconomicums 2003

Besetzung am Sitz des Unipräsidenten

29.11.05 / Heute morgen haben Studierende Räumlichkeiten im Aula-Gebäude am Wilhelmsplatz besetzt. In Berichten ist einmal von 30 ein andermal von 50 Personen die Rede. Im Gebäude befinden sich auch die Büroräume des Unipräsidenten Figura. Aus den Fenstern hängen Transparente.

Das Aula-Gebäude am Wilhelmsplatz. Im Gebäudeflügel rechts, im ersten Stock befindet sich das Büro des Unipräsidenten

Laut Aussagen der Univerwaltung werden die Protestierenden geduldet, solange es friedlich bleibt. Zunächst war jedenfalls keine Polizei dort. Die BesetzerInnen fordern den Rücktritt des Unipräsidenten und die Rücknahme von dessen Plänen, mehrere Fachbereiche zu schließen, sowie der gegenwärtig verlautbarten allgemeine Kürzungspläne. Der Protest richtet sich auch gegen die Studiengebühren, deren Einführung ebenfalls vom Unipräsidenten Figura mit vorangetrieben wird.

Im Parterre und im ersten Stock lagern die Studierenden.

 

Foto:
im ersten Stock vor den Präsidiumsräumen

Beim Besuch am 29.11. um 15 Uhr bot sich folgendes Bild: Der Flur vor der Tür des Unipräsidenten wird belagert. Die Studierenden haben sich anscheinend auf einen längeren Aufenthalt eingerichtet. Es wird geschrieben, gelesen, Karten gespielt, Transparente gemalt, gegessen. Unipräsident Figura durchquert den Flur zwischen den Leuten hindurch und geht ins Büro, macht die Tür hinter sich zu. Ein Mitarbeiter des Hauses meint mit gedehnter Betonung: hier ist" aaallles ruhig und friedlich". Auf die Nachfrage ob das hieße, dass Herr von Figura noch gaaanz ruhig sei, meinte er dann aber: "ich sag dazu garnichts". Vor dem Gebäude tummeln sich zivil gekleidete Personen, die als Zivilpolizisten hinlänglich bekannt sind, weil sie bei jeder politischen Protestaktion auftauchen.

In anderen Räumen des Aulagebäudes die "Pressegruppe", bei der Vorbereitung einer Presseerklärung, (siehe unten)

Erklärung der oben abgebildeten Pressegruppe von 14 Uhr:

"Seit heute Vormittag um 11 Uhr hält eine stetig wachsende Gruppe, der von den geplanten Kürzungen an der Hochschule Betroffenen, das Unipräsidium besetzt. Der Protest richtet sich gegen jegliche Kürzungen, die Einführung von Studiengebühren und BA/MA-Studiengänge, sowohl in Göttingen als auch in allen anderen Städten. Eine Sprecherin erklärt: "Sämtliche dieser Pläne schränken die Möglichkeiten selbstbestimmter Bildung drastisch ein, mit dem Ziel das Studium immer stärker der wirtschaftlichen Verwertbarkeit anzupassen. Bildung wird damit immer mehr zur Ware, die nur noch einem kleinen Kreis von Priviligierten zur Verfügung steht. Ökonomische Sachzwanglogik und damit einhergehende Sparkonzepte erfahren wir heute nicht nur an den Universitäten, sondern in allen Bereichen der Gesellschaft." Es herrscht eine entspannte Atmosphäre, dazu finden durchgängig Workshops statt, um die weiteren Proteste zu organisieren und sich selbstbestimmt Bildung anzueignen. Die Studierenden richten sich auf einen längeren Aufhenthalt ein und haben bereits Schlafsäcke mitgebracht. Eine Sprecherin dazu: Wir bleiben hier! Unsere Forderungen sind: Keine Studiengebühren! Stop aller Kürzungspläne! Rücktritt des dafür verantwortlichen Unipräsidenten Kurt von Figura! "

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Öffenlichkeitsarbeit / Infostände / Flugblätter

Infostand am Weihnachtsmarkt

 

Infostand der Studierenden der SoWi-Fakultät am Weihnachtsmarkt 24.11.05

Flugblatt "Für freie und kritsche Bildung -
26.11.05 / Gegen die drohende Schließung weiter Teile der Sozialwissenschaften. Der Unipräsident Kurt von Figura hat angekündigt, drei zentrale Fächer an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Uni Göttingen abzuwickeln. Die Politik, die Pädagogik und die Sportwissenschaften sollen nach seinem Wunsch nur noch als Rumpf-Institute an der Uni verbleiben. Schon im Rahmen der letzten Sparrunden in den Jahren 2003 und 2004 wurden wichtige Bereiche der Sozialwissenschaftlichen Fakultät ausgebootet. Was als nächstes kommt, ist unklar. Klar ist allerdings, das dies nicht der letzte Schritt gewesen sein dürfte. Schon häufiger hat der Unipräsident erwähnt, das die vielen kleinen Fächer der Universität einen Luxus darstellten, den man sich nicht mehr lange leisten könne. Damit folgt auch Göttingen dem bundesweiten Trend, Sozial- und Geisteswissenschaften auf ein Minimum zurechtzustutzen. Die Schließung der drei Fachbereiche ist nur der neuste Schritt im Rahmen einer Bildungs- und Hochschulpolitik, die forscherische und studentische Interessen mehr und mehr dem Diktat der Okonomie unterordnet. Dieser Fall zeigt, das letztlich niemand vor der Sparwut sicher ist. Darum wird es Zeit, mit kreativem und solidarischem Protest zu zeigen, das wir nicht länger bereit sind, diese Entwicklungen stillschweigend hinzunehmen! Bildung ist mehr als Verwertung von Humanressourcen. Es geht immer auch um die kritische Auseinandersetzung des Einzelnen mit seiner Umwelt. Bildung in diesem Sinne ist die Voraussetzung einer freien und gleichberechtigten Gesellschaft. Alle müssen daran teilhaben können. Niemand darf die Möglichkeiten haben, anderen vorzuschreiben, wie und was sie zu forschen haben. Es muss einen demokratischen Prozess geben, der die Richtung dieser Entwicklungen in einem offenen Prozess begleitet. Für die Erhaltung von Politik Pädogik und Sportwissenschaften in der jetzigen Form! Für eine freiheitliche Bildungs- und Wissenschaftspolitikl Wider der Ökonomisierung von Biidung!" (Rechtschreibung des ganzen Textes wie im Original)

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Anonymes Flugblatt ruft zu Besetzungen auf
Genauer: ruft zur Gemeinsamkeit von moderaten Protestformen und radikalen Maßnahmen auf.

26.11.05 / Unter der Überschrift "Pluralität & Protestaktivitäten" erinnert ein anonymes Flugblatt an die Verhinderung der Nazidemo am 29.10. und meint, der Erfolg sei ein Ergebnis des Zusammenspiels "von der Bündnisdemo über Sitzblockaden bis hin zu den brennenden Barrikaden." und hier ergäben sich "direkte Parallelen zum Studierendenprotest.". Das symbolische "Zu-Grabe-Tragen" der Bildung als Protestform sei nicht ausreichend. Es wird für eine "direkte Intervention in Verwaltungs- und Arbeitsprozesse" geworben und darunter seien z.B. "Besetzungen von Uni-Präsidien aber auch anderen öffentlichen Gebäuden" und "die damit verbundene Lahmlegung der jeweiligen Infrastruktur" gemeint. Der Text des Flugblattes betont aber immer wieder, dass es gelingen muß, innerhalb der Protestbewegung eine Akzeptanz für radikalere Massnahmen zu schaffen, d.h. auch bei jenen, die moderatere Formen des Protestes befürworten.

(WIr fanden das Flugblatt am 24.11. in der Innenstadt)


Flugblatt
"Weniger Studierende bedeutet weniger Geld in Göttingen"
Ein Flugzettel der protestierenden Studierenden versucht, die Vorgänge an der Uni als schädliche Entwicklung der Stadtökonomie darzustellen. Wir dokumentieren den Text:
"Umsatzeinbrüche - Arbeitsiose - Stadtbild - Kultur -Gastronomie
Was bedeutet die Umstrukturierung der Universität für die Stadt Göttingen?
Umsatzeinbrüche
Geht man davon aus, dass jeder Student und jede Studentin in Göttingen im Monat ca. 300 ~ ausgibt, würden, nach Fortzug der Studierenden, 665.100 E pro Monat weniger umgesetzt. Dies würde 7.981.200 Euro im Jahr ergeben. Besonders hervorzuheben sind hierbei wohl die vielen Buchhandlungen und kleinen Läden in der Innenstadt. Aber auch die Gastronomie und die Kulturellen Angebote Göttingens würden stark belastet werden. Schließlich sind die Göttinger Studenten sowohl zahlende Kunden, als auch Mitarbeiter in den Cafe's, Läden, Kinos und Theatern der Stadt.
Arbeitsmarkt
Der Arbeitsmarkt der Stadt wird stark unter dem Fortzug der Studierenden leiden. Die Universität ist mit 8.280 Mitarbeitern in dem strukturschwachen Südniedersachsen der größte Arbeitgeber der Stadt. Wie bereits angedeutet wird der Arbeitsmarkt Göttingens und der Umgebung durch die Neuausrichtung der Universität schwer belastet, wenn im ersten Zuge ca. 10 Prozent der Studenten aus Göttingen abwandern.
Wohnungsmarkt
Unter der Abwanderung von mindestens 2217 Studenten wird auch der Wohnungsmarkt in Göttingen erheblich leiden. Die bevorstehenden Kürzungen an der Sozialwissenschaftlicher Fakultät Göttingens sind erst der Anfang. Nach weiteren Kürzungen werden bis zu 10.000 Studenten weniger in Göttingen leben!" (Flugblatt ohne Impressum vom 25.11.05)

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Aktionstag und Demo
Der Ruf nach dem Rücktritt des Unipräsidenten wird lauter

22.11.05 / Der Aktionstag richtete sich gegen die geplante Schließung der Pädagogik, Politik- und Sportwissenschaften und gegen die Einführung von Studiengebühren. Vollversammlung am Donnerstag den 17.11. um 13 Uhr im ZHG 011. Im Anschluss an den Aktionstag gibts um 15:00 Uhr eine Demo. Beginn am Campus. Die Kritik spitzt sich immer wieder zu auf die Forderung nach dem Rücktritt des Universitätspräsidenten Kurt von Figura.
Polizeimeldung: "Göttingen (ots) - Göttingen, Stadtgebiet, Wilhelmsplatz Dienstag, 22.11.2005, 15:00 Uhr bis 16:45 Uhr Göttingen (ma) - Rund 1500 bis 2000 Teilnehmer einer Demonstration haben am Dienstagnachmittag friedlich gegen die Schließung von Fachbereichen der Universität Göttingen und die Einführung von Studiengebühren demonstriert. Über die Berliner, Groner und Weender Straße bewegte sich der Demonstrationszug zur Abschlusskundgebung auf den Wilhelmsplatz. In Redebeiträgen wurde unter anderem die Universitätsleitung zum Verzicht der Schließung von Fachbereichen aufgefordert. Versuche einiger Teilnehmer in die Aula einzudringen, konnten von der Polizei durch körperliches Abdrängen verhindert werden. Gegen 16:45 Uhr wurde die Veranstaltung beendet. Während der Demonstration kam es im Stadtgebiet zu Verkehrsbehinderungen."
Erfahrene Beobachter schätzten die Zahl während der Demo bereits auf 2500 TeilnehmerInnen, das Stadtradio sprach von etwa 3000 Personen , wieso die Polizei da auf 1500-2000 kommt lässt nur den Schluss zu, dass es ihnen lieber wäre, wenn der Eindruck entstände es wehren sich garnicht so viele gegen die Verwandlung der Universität in eine stromlinienförmige kapitalexcellente Institution.


Wegweiser im Oeconomicum , Ausschnitte mit den betroffenen Fachbereichen und Professoren

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Polizei muß Figura vor aufgebrachten Studierenden schützen
Vollversammlung mit 800 Leuten und Demo 17.11.05
Am 17.11.05 fand um 13 Uhr im ZHG 008 eine Vollversammlung zur Schließung von Politik, Sport und Pädagogik und zur Einführung von Studiengebühren statt. Auf der VV wurden die Infos zur Schließung bekannt gegeben und die notwendigen Proteste geplant "
"Die VV heute wurde von über 800 Menschen besucht. Im Anschluß daran gab es eine Spontandemo zu Kurt von Figura mit über 300 Leuten.
Polizeibericht: 17.11.05 "Göttingen (ma) - Am Donnerstagnachmittag haben rund 350 Teilnehmer einer Spontanveranstaltung in der Göttinger Innenstadt gegen Studiengebühren und die Schließung von Fachbereichen der Uni Göttingen demonstriert. Gegen 14:20 Uhr zog die Gruppe mit Transparenten über das Weender Tor zum Wilhelmsplatz. Dort versuchten Teilnehmer in das Gebäude des Uni-Präsidenten zu gelangen. Die zwischenzeitlich eingesetzten Polizeibeamten konnten dieses verhindern. Es kam zu leichten Rangeleien und einmal zum Einsatz von Pfefferspray. Der Demonstrationszug ging anschließend über die Jüdenstraße zurück zum Weender Tor und löste sich gegen 15:45 Uhr auf dem Uni-Campus auf."
>> Pfefferspray ist keine Frage von Pfeffer und Salz, sondern wird z.B. in Schweden nicht eingesetzt, weil es Schädigungen der Augenhornhaut hervorrufen kann. Ausserdem sind Personen mit Asthma extrem gefährdet wenn sie Pfefferspray abbekommen. "Die britischen Polizeien erwogen die Einführung von Pfeffergas, bis ein höherer Polizeibeamter sich zur besten Fernseh-Sendezeit life besprühen ließ, um zu beweisen, wie harmlos der Stoff sei. Die laufenden Kameras dokumentierten seine allergischen Reaktionen und die Panik, die ihn befiel. Die Tatsache, dass der Mann mehrere Wochen krankheitshalber dem Dienst fernbleiben musste, mag das Nachdenken über die gesundheitlichen Risiken von Pfefferspray beschleunigt haben." "Für den Einsatz von Pfefferspray bestimmen bspw. die niedersächsischen Dienstvorschriften, dass es wegen des erhöhten Verletzungsrisikos nicht aus unter 1 m Entfernung eingesetzt werden darf, und nur max. drei Sprühstöße in das Gesicht (nicht in die Augen!) abgegeben werden dürfen. Wegen der starken Wirkung sollen die BeamtInnen Erste-Hilfe-Maßnahmen einleiten (Augenspülungen, frische Luft) und auf Handfesselungen auf dem Rücken verzichten." (Quelle)
Stadtradio: In einer Meldung des Stadtradios ist von 500 DemonstrationsteilnehmerInnen die Rede und von 100 Personen, die versucht hätten in das Aula-Gebäude am Wilhelmsplatz einzudringen und laut Aussage der Uni-Pressestelle „massiv auf die Tür eingetreten und -geschlagen haben“ woraufhin die Polizei angefordert worden sei.
Eine härtere Gangart der SoWis hatte sich schon angekündigt in folgender Mitteilung: "Der FSR Sowi stimmt mit Prof. Walter darin überein, dass der jetzt einsetzende Widerstand sowohl individuell ALS auch kollektiv erfolgen muss und dass die einzelnen Widerstandsformen NICHT gegeneinander auszuspielen sind, sondern sich ergänzen können und müssen. VerterterInnnen der Studierenden der Norduni haben heute angekündigt, dass sie sich uns anschließen und mit kämpfen werden." Die Empörung dürfte sich noch gesteigert haben als die Studierenden erfuhren, dass Herr Pätzold von der Wissenschaftskommission Niedersachsens dementiert habe, dass man die Schließung der Politikwissenschaften empfohlen habe und damit den Äusserungen von Figuras widersprach..

(Anmerkung: Es ist viel die Rede von Exzellenzkriterien, man muß sich fragen ob dieser Uni-Präsident den Exzellenzkriterien entspricht, die für einen Unipräsidenten anzulegen sind. Fast scheint es , dass hier ein wildgewordener Naturwissenschaftler mit den üblichen Vorbehalten gegen sozialwissenschaftliche Fächer vorgeht, die er nie verstanden hat weil sie nicht den Gesetzen der Physik oder Biochemie gefolgt sind.)

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Verwertbare Naturwissenschaft statt unnützer Humanismus?


Eingang Socio Oeconomicum

14.11.05 / Erklärung des Fachschaftsrates Sozialwissenschaften (Auszüge):
Die vom Uni-Präsidenten angekündigten Veränderungen an der Sowi-Fakultät, bedeuten ein faktisches Ende für die entsprechenden Fachbereiche. "Die Kürzungen sind im Kontext der Bemühungen zu sehen, die Uni Göttingen zu einer naturwissenschaftlich-medizinischen Eliteuniversität umzustrukturieren. Der Hinweis des Unipräsidenten, man könne sich die Vielzahl an 'Orchideenfächern' nur noch bedingt leisten verweist zusammen mit einem zurückgezogenen Ruf an der Romanistik darauf, das die Kampfansage des Präsidenten nicht nur an die Sowi-Fakultät gerichtet ist: auch die Philosophische Fakultät sowie diverse Bereiche anderer Fakultäten sind mittelfristig bedroht." (...)
"Um kraftvollen Widerstand gegen die Planungen des Präsidiums entfalten zu können, braucht es eine Vielfalt an Aktionsformen. Hier gilt es zu beachten und zu respektieren, dass Jede und Jeder für sich selbst bestimmt, welches Konzept das Richtige ist. Das Schreiben von Briefen an die Verantwortlichen kann diesen einen persönlichen Bezug über das Ausmaß ihrer Entscheidungen verschaffen. Bunt-kreative Aktionen in der Innenstadt können Sympathien innerhalb der Bevölkerung wecken. Aber auch andere Aktionsformen, wie Besetzungen von zentralen Institutionen, können helfen, Druck zu entfalten. Alleine wird keine dieser Aktionsformen in der Lage sein die Pläne zu Fall zu bringen. Einzelne Aktionsformen auszugrenzen kann nicht im Interesse eines breiten und vielfältigen Widertandes sein. Falls es uns gelingt die unterschiedlichen Möglichkeiten gleichberechtigt nebeneinander stehen zu lassen, haben wir eine realistische Chance auf Erfolg! "
".. der Wert der Fächer an der Hochschule soll ebenso wie der Wert der Menschen wieder vermehrt daran gemessen werden, wie stark sie bereit sind, sich Leistungsdruck und Verwertungslogik zu unterwerfen. Sinnvoller Protest kann nur in breiten gesellschaftlichen Bündnissen entstehen. Die Kämpfe um den Erhalt der Sowi-Fakultät sollten daher sowohl die hochschulpolitischen als auch die gesamtgesellschaftlichen Veränderungen mitreflektieren und in ihre Argumentation mit einbeziehen."
In einer Presserklärung von Jürgen Trittin vom 14.11.05 heißt es "Angesichts der Pläne die Politikwissenschaften zu streichen warnt der Göttinger Bundestagsabgeordnete Jürgen Trittin die Uni-Leitung davor am falschen Ende zu sparen: „Naturwissenschaften einseitig zu Fördern und gleichzeitig bei den kritischen Sozial- und Geisteswissenschaften zu kürzen, widerspricht eindeutig dem Bild einer renommierten humanistischen Universität.“

 

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