Protest
gegen Schünemann kann nicht mit einem Freispruch enden Gerichtsverfassungsgesetzt
§ 146: "Die Beamten der Staatsanwaltschaft haben den dienstlichen Anweisungen
ihres Vorgesetzten nachzukommen." (sowas gehört doch abgeschafft!) Freispruch?!
# Ja ging nicht anders - war ja nichts nachzuweisen. # Freispruch - das geht aber
nicht! # Na gut da müssen wir eben noch mal einen Prozess durchziehen, irgend
wie kriegen wir das schon hin. (....) # Wir haben es mit 20 Tagessätzen geschafft!
# Na also geht doch, in Zukunft aber gleich so!! Erneute
Gerichtsverhandlung (...weil Schünemann mit Freispruch unzufrieden?)
Wegen des Protestes gegen eine Schünemann-Veranstaltung fand die Berufungsverhandlung
vor dem Landgericht gegen einen Göttinger Antifaschisten statt. Zwei Videos
zeigten deutlich, dass der Angeklagte freigesprochen werden muß. Die Staatsanwaltschaft
hat danach ihre Meinung plötzlich geändert und ist gegen ihr eigenes
Plädoyer in Berufung gegangen. Die VVN-BdA geht in einer Erklärung davon
aus, dass Schünemann nachgeholfen habe. Nun hat es die Justiz doch noch geschafft,
nach dem Freispruch beim ersten Versuch eine Verurteilung hinzukriegen: 20 Tagessätze. SDAJ
Göttingen: "Heute
am 14.01.2013 kam es, vor dem Göttinger Landgericht, zum Revisionsverfahren gegen
unseren Genossen Tafik L. Wie in erster Instanz wurde ihm Körperverletzung und
Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorgeworfen. Wo im ersten Verfahren, selbst
die Staatsanwaltschaft Freispruch forderte änderte Sie heute ihr Vorgehen und
forderte eine Verurteilung in Höhe von 60 Tagessätzen, wegen Körperverletzung
und Widerstand. Unser Genosse wurde wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte
zu 20 Tagessätzen verurteilt. Auch heute waren waren trotz kaltem Wetter und langwieriger
Prozessführung wieder sehr viele Leute vor und in dem Gerichtssaal und haben gezeigt,
dass dieser Angriff gegen unseren Genossen, aber auch gegen die gesamte Linke
nicht tatenlos hingenommen wird. Der Prozess war in seiner Gesamtheit eine sehr
schöne Lehrstunde für die bei uns herrschende Klassenjustiz. Die Beweislage hat
sich zum ersten Prozess nicht verändert, die beiden zusätzlichen Zeugen, die die
Gegenseite angeführt hat konnten zu den konkreten Tatvorwürfen keine ergiebigen
Aussagen machen. Und auch die Aussagen des Polizisten war sowohl widersprüchlich
als auch unhaltbar in der Hinsicht, dass unser Genosse ihm in die Genitalien getreten
haben soll. Wir sind fest davon Überzeugt, dass es heute nicht um einen regulären
Strafprozess ging, sondern es ein politischer Schauprozess war. Der einzig und
alleine das äußerst Brutale vorgehen der Polizei in der Göttinger Uni legitimieren
sollte. An dieser Stelle wollen Wir uns bei dem breiten Solidaritätsbündnis für
die geleistete Unterstützung bedanken!" Vereinigung
der Verfolgten des Nazi-Regimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten
(VVN-BdA) Kreisvereinigung Göttingen 9.1.13 (Auszüge): (...)
Hintergrund dieses politischen Verfahrens war ein gemeinsamer Auftritt des Göttinger
Polizeipräsidenten Robert Kruse und des niedersächsischen Innenministers Uwe Schünemann
auf einer Wahlkampfveranstaltung des rechten Studentenverbands RCDS an der Universität
Göttingen im Januar 2012. Vorgeworfen wird dem Mitglied der SDAJ (Sozialistische
Deutsche Arbeiterjugend), er habe im Gedränge vor dem Hörsaal, in welchem die
RCDS-Veranstaltung stattfand, einen Polizeibeamten in den Genitalbereich getreten
und Widerstand gegen die Polizei geleistet. Bereits am 20.09.2012 fand eine Gerichtsverhandlung
dazu am Amtsgericht Göttingen statt. In der Verhandlung wurde der „geschädigte“
Polizeibeamte vernommen, der weiterhin angab, einen Tritt in den Genitalbereich
erhalten und dabei einen plötzlichen starken Schmerz empfunden zu haben. Im von
der Staatsanwaltschaft eingebrachten ärztlichen Attest, das der Beamte unmittelbar
nach seinem Einsatz einholte, waren allerdings keinerlei Verletzungen oder Schmerzen
im besagten Genitalbereich vermerkt. Auf diese Unstimmigkeit vom Richter angesprochen,
vermochte der Zeuge keine Aufklärung zu geben. Ebenfalls wurden zwei Videofilme,
einer davon vom Polizeikameramann der eingesetzten Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit,
vor Gericht gesichtet. Beide Filme dokumentierten das konkrete Tatgeschehen aus
unterschiedlichen Perspektiven. Beide Filme zeigten deutlich, dass vom Angeklagten
keinerlei Widerstandshandlungen ausgingen, erst recht kein Angriff auf den Körper
des Beamten. Der vorsitzende Richter Hoefer befand, dass schon allein aus der
Haltung der beiden Personen zueinander rein anatomisch gar keine Möglichkeit bestanden
habe, einen Tritt oder Kniestoß in die Geschlechtsteile des Beamten auszuführen.
Dieser Position schloss sich die Staatsanwaltschaft am 20.09.2012 an und plädierte
auf Freispruch. Der angeklagte Antifaschist wurde vom Amtsgericht vom Vorwurf
freigesprochen. Obgleich die Beweislage im September 2012 eindeutig war und die
Staatsanwaltschaft damals selbst Freispruch gefordert hatte, legte sie Berufung
gegen das Urteil ein. Der Öffentlichkeit ist es wohl kaum vermittelbar, warum
eine Staatsanwaltschaft plötzlich gegen ihr eigenes Plädoyer in Berufung geht.
Es spricht einiges dafür, dass die Staatsanwaltschaft lediglich aufgrund persönlicher
Intervention des niedersächsischen Innenministers Uwe Schünemann, der wohl einen
anderen Urteilsspruch erwünscht hatte, eine Berufungsverhandlung beantragt hat.
„Es ist schon eine anrüchige Praxis in einem bürgerlichen Rechtsstaat, wenn eine
Staatsanwaltschaft nachträglich gegen ihr eigenes Plädoyer vorgeht. (...) Erster
Akt: Freispruch weil Anklage lächerlich war Kriminalisierungsversuch
gegen Anti-Schünemann/Kruse-Demonstrant gescheitert Beweis
vor Gericht: Der Angeklagte wurde von der Polzei geschlagen nicht umgekehrt
goest
21.9.12 // Am 20.9.12 fand im Amtsgericht Göttingen ein Prozeß statt,
der auf einen Vorwurf seitens der Polizei zurückging. Die Polizei war gewalttätig
gegen Demonstranten vorgegangen, die gegen ihren örtlichen Polizeipräsidenten
Kruse und ihren obersten Dienstvorgesetzten, Innenminister Schünemann protestierten.
Anschließend gab ein Polizist an, er sei von einem Demonstranten in den
Genitalbereich getreten worden. Er hatte sich daraufhin für mehrere Tage
krankschreiben lassen. Die zur Beweisführung herangezogenen Videos zeigten
in der Gerichtsverhandlung jedoch etwas anderes, nämlich dass der Student
von einem Polizisten mit der Faust ins Gesicht geschlagen wurde. Auf Antrag von
Staatsanwaltschaft und Verteidigung sprach Richter Höfer den Angeklagten
daher frei. Der
Freispruch wurde von ver.di (der Angeklagte ist aktives ver.di-Mitglied), vom
AStA der Uni, von der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes – Bund der Antifaschisten
und Antifaschistinnen (VVN-BdA), von der "Grünen Jugend" und von der Sozialistischen
Deutschen Arbeiterjugend SDAJ noch am Tag der Urteilsverkündung freudig begrüßt.
Das
Verfahren, so verschiedene Organisationen in ihren Presseerklärungen, habe
den lächerlichen Versuch zunichte gemacht, den brutalen Polizeieinsatz in
der Universität im Nachhinein als gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Kritikwürdig
sei auch, dass das entlastende Einsatzvideo der Polizei seit Monaten bekannt gewesen
sei, die Anklage aber dennoch aufrecht erhalten wurde, "ebenso der Sachverhalt,
dass im medizinischen Attest des ‚geschädigten‘ Beamten keinerlei Verletzungen
im Genitalbereich aufgeführt wurden." Nun
sei es an der Zeit auch alle anderen ähnlich gelagerten Kriminalisierungsversuche
bzw. Verfahren einzustellen. Vielmehr, so die "Grüne Jugend" wäre es
"begrüßenswert, wenn die wahren Täter*innen von der Justiz
verfolgt werden würden. Nämlich die BFE-Polizist*innen, die den Protest
brutal aufgelöst haben." Erfreulich,
dass sich empörte ProzessbeobachterInnen nicht von dem Hochsicherheitsgebaren
der Justiz und der Machtdemonstration der Polizei mit 15 Einsatzwagen vor dem
Gerichtsgebäude abhalten ließen. "Die VVN-BdA Kreisvereinigung Göttingen
fordert ein Ende der Kriminalisierung von antifaschistischen, antirassistischen
und demokratischen Protesten. Gleichzeitig fordert sie den Rücktritt des
Polizeipräsidenten Robert Kruse, der die Göttinger Polizei offenbar
als seine eigene Privatmiliz ansieht,mit der er jegliche Kritik an seiner Person
und seiner Politik verfolgen lässt."
Die
persönlichen Einlassungen des Angeklagten in einer >>Rede
vor dem Gericht machten deutlich, dass er sich aufgrund seiner persönlichen
Geschichte als Betroffener der deutschen Flüchtlingspolitik fühlen muß,
also guten Grund hatte, gegen die Politik eine Innenministers Schünemann
zu protestieren. Er bezeichnete sich selbst als "kommunistischen Demokraten" und
erklärte, dass er imgrunde protestiert habe, um die bürgerliche Demokratie
gegen ihre Feinde von rechts - wie z.B. Schünemann und Kruse zu verteidigen.
Kriminalisierungsversuch
des Protestes gegen Abschiebe-Schünemann 10.9.12
/ Wer sich angesichts der Abschiebepolitik Schünemanns nicht nur zuhause
still und heimlich aufregt, sondern den Protest in die Öffentlichkeit trägt,
bekommt es mit den Untergebenen des Herrn Schünemann, der Polizei zu tun.
Nachdem die Polizei bei dieser Gelegenheit mit Knüppeln zugeschlagen hat
werden dann einzelne Personen aus der Gruppe der geschlagenen DemonstrantInnen
von der Polizei wegen Gewaltanwendung angezeigt. Da infolge solchen Widersinns
nun erneut solch ein Prozess ansteht, ist dies Anlaß, auch den "Fall
Schünemann" erneut ins Bewußtsein der Öffentlichkeit zu rücken.
Es geht um ein erstes Verfahren wegen des Schünemannbesuches in der Uni im Januar
2012. ( Zum Hintergrund siehe >Berichte von damals )
Eine Person wurde wegen "Widerstands und Körperverletzung" angeklagt,
sein Fall wird am 20.09.2012
um 9:15 im Amtsgericht Göttingen (Raum B12) verhandelt.
Die
Rote Hilfe Göttingen und der VVN-BdA Göttingen haben einen Aufruf veröffentlicht
(inzwischen unterstützt von weiteren Gruppen) aus dem wir auszugsweise zitieren:
(....)
Zum Einsatz kam dabei auch die seit Anfang 2012 in Göttingen stationierte Beweissicherungs-
und Festnahmeeinheit (BFE), die mittlerweile für ihr unverhältnismäßiges und brutales
Vorgehen bekannt ist. Wie u.a. in einem Fernsehbeitrag des NDR über den Polizeieinsatz
zu sehen war, stürmte diese geschlossene Polizeieinheit ohne äußeren Anlass in
die vor dem Hörsaal friedlich versammelte Menschenmenge und traktierte die Anwesenden
mit Knüppeln, Faustschlägen und Tritten. Hierbei erlitten mehrere Demonstrierende
Verletzungen. Sämtliche vor dem Hörsaal befindlichen Personen wurden unter polizeilichem
Gewalteinsatz aus dem Uni-Gebäude getrieben. Die losgelassene BFE-Einheit setzte
somit das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit faktisch außer Kraft. Bei der Abfahrt
des Ministers im Dienstfahrzeug kam es auf dem Uni-Campus erneut zu unverhältnismäßigen
Polizeieinsätzen gegen spontane Sitzblockaden. Personen, die sich vor dem Fahrzeugkonvoi
auf die Straße setzten, wurden dabei mit unverhältnismäßiger Polizeigewalt entfernt.
Insgesamt sind mehrere Strafverfahren gegen Demonstrierende eingeleitet worden.
Einige vom Polizeieinsatz Betroffene haben ihrerseits Anzeigen gegen Polizeibeamte
gestellt. Während einer Demonstration am 10. März 2012 in der Göttinger Innenstadt
anlässlich des Internationalen Frauenkampftags wurde ein Göttinger Antifaschist
von der Polizei angehalten, seine Personalien wurden festgestellt und ihm wurde
eröffnet, dass ein Verfahren anlässlich des Schünemannbesuchs vom 10.01.2012 gegen
ihn laufe. Konkret lautet der Vorwurf auf Widerstand gegen die Polizei sowie Körperverletzung
an einem Polizisten. Im Juli 2012 wurde ihm ein Strafbefehl über 50 Tagessätze
á 15 EUR (also insg. 750 EUR) zugestellt, gegen den er Widerspruch eingelegt hat.
Am Donnerstag, den 20.09.2012 um 9:15 Uhr findet nun der Prozess gegen den Antifaschisten
vor dem Amtsgericht Göttingen (Maschmühlenweg 11) im Raum B12 statt.
Die Staatsanwaltschaft will mit diesem Verfahren offensichtlich nicht nur
einen einzelnen Genossen aburteilen, sondern überhaupt den damaligen Protest gegen
den Schünemann-Auftritt nachträglich kriminalisieren und delegitimieren. (...)
spendet für die anstehenden Verfahren auf das zweckgebundene Solidaritätskonto
der Roten Hilfe Göttingen: Konto 13 50 20 Sparkasse Göttingen BLZ 260 500 01 Stichwort:
Antifaschismus. (...) Eigentlich selbstverständlich, aber wir wollen es noch
einmal betonen: Niemand soll sich durch Polizeigewalt und solch politische Anklagekonstrukte
einschüchtern lassen! Es ist auch weiterhin politisch sinnvoll und legitim, sich
gemeinsam gegen Demokratieabbau, gegen eine Politik der Inneren Sicherheit und
gegen die unmenschliche Abschiebungsmaschinerie zu wehren. Proteste gegen Schünemann
und die von ihm vertretene Law-and-Order-Politik sind weiterhin nicht nur angebracht,
sondern notwendig! |
Berichte zu den Protesten gegen Innenminister Schünemann Januar
2012 BürgerInnen
beobachten Polizei und Justiz "Eilmeldung
zu den Protesten heute Abend aus Sicht der BeobachterInnen: Ein Betroffener berichtete
uns von einer rechtswidrigen und brutalen Polizeiaktion nach Veranstaltungsende
im Außenbereich. Wir selbst waren weder Augen- noch Ohrenzeugen, haben aber keinen
Grund, an diesem Bericht zu zweifeln. Der Teilnehmer einer Mini-Sitzblockade (die
Polizeiwagen behinderte) schilderte, er sei ohne jede (zwingend vorgeschriebene)
Vorwarnung oder Ankündigung von Polizisten angegriffen und massiv geschlagen worden.
Juristisch liegt hier Körperverletzung im Amt vor. Zum Vergleich: Ein Beamter
der Göppinger Bereitschaftspolizei wurde wegen eines grundlosen Pfeffersprayangriffs
gegen eine am Boden sitzende Frau im Stuttgarter Schlossgarten zu 6300 € Strafe
verurteilt. Angezeigt wurde jener Polizist von Kollegen". Mehr zum Fall >>"Pfefferspray-Urteil:
Körperverletzung im Amt" und >>Gewalt-gegen-Stuttgart-21-Gegner/ >>
Polizei
riskiert Verletzung von KritikerInnen Schünemanns Uni 10.1.12 >>
NDR-Video
von Polizeiangriff Uni Göttingen 10.1.12 Antifaschistische
Linke International ALI Gut 400 Menschen begleiteten die Veranstaltung
des RCDS im ZHG mit Blockaden und Parodien vor dem Hörsaal. Ebenso gab es Störungen
des Minister-Auftritts im Hörsaal. Bei Einsätzen der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit
BFE im Zentralen Hörsaalgebäude kam es zu tumultartigen Szenen mit zahlreichen
verletzten DemonstrantInnen. Die Antifaschistische Linke International A.L.I.
hatte zuvor zu einem Blockadetraining vor den Veranstaltungsräumen aufgerufen.
(....) "Der Campus glich einer Polizeifestung, teilweise postierten sich Beamte
unmittelbar vor Studentenwohnheimen im Kreuzbergring", schilderte die A.L.I.-Sprecherin
die Situation. Durch den brachialen Einsatz sogenannter Beweissicherungs- und
Festnahmeeinheiten BFE im ZHG kam es zu zahlreichen Verletzten. Die Beamten setzten
beim Sturm auf die blockierten Hörsaal-Eingänge auch Tonfa-Schlagstöcke ein. Mindestens
zwei Menschen wurden auf dem Campus festgenommen. "Wer den Einsatz von BFEs in
der Universität zulässt, plant Verletzte und Festnahmen ein. Für die verletzten
Studierenden muss innerhalb der Universitätsleitung jemand die Verantwortung übernehmen",
so die A.L.I.-Sprecherin. Der Leiter des Gebäudemanagements Rainer Bolli stand
während des zunehmend eskalierenden Polizeieinsatzes untätig daneben und war zu
keinem mäßigendem Eingreifen bereit. (...) Grüne
Hochschulgruppe (...) Durchgesetzt werden konnte die Veranstaltung nur
durch ein Großaufgebot der Polizei auf dem Campus. Die Hundertschaft aus Hannover
führte auch Hunde mit sich und setzte mehrfach Schlagstöcke gegen Studierende
der Universität ein. Bei dem gewaltsamen Vorgehen und den mehrfachen Räumungsversuchen
wurden mehrere Studierende gegen die Betonwände gedrückt und teilweise erheblich
verletzt. „Wir kritisieren die Gewaltbereitschaft, welche die Polizei hier auf
dem Campus an den Tag gelegt hat. Dass friedlich demonstrierende Studierende in
ihrer Universität zusammengeschlagen werden, ist ein nichthaltbarer Zustand“,
so die Sprecherin weiter. „Ich erinnere mich noch daran, dass der Convoy mit Uwe
Schünemann abfuhr, während die Polizei ein Spalier bildete. In dem Moment, als
die Autos abgefahren waren und somit eigentlich alles vorbei war, setzten die
Polizist_innen ihre Helme auf und begannen die Studierenden gewaltsam zurückzudrängen“,
ergänzt ein anderes Mitglied. „Der ganze Campus war in Ausnahmebereitschaft. (...)
Die Grüne Hochschulgruppe fordert auch aufgrund der Erfahrungen des heutigen Tages
das Präsidium der Universität auf, in Zukunft keine Polizeieinsätze mehr auf dem
Campus zuzulassen. „Dass die Universität Schauplatz eines vorgezogenen Landeswahlkampfs
wird, dessentwegen Studierende um ihr Wohl bangen müssen, kann nicht hingenommen
werden!“ GöLinke
Ratsfraktion "(...) Es war beeindruckend wie mehr als 400 junge
Menschen ihren Protest friedlich und kreativ Ausdruck verliehen haben. Erschreckend
war das rabiate und unangemessene Vorgehen der Polizei. Hier sollte offensichtlich
das Demonstrationsrecht gebeugt werden“, so Ratsherr Civar Akad. Mit mehreren
Hundertschaften sei die Veranstaltung für den RCDS durchgesetzt worden, selbst
interessierten Bürgerinnen und Bürgern sei der Zutritt zur Veranstaltung durch
Polizei und CDU Mitgliedern versagt worden. Das werfe nicht nur ein zwiespältiges
Licht auf das Demokratieverständnis der Veranstalter, sondern auch auf die Polizei.
„Ich konnte selbst sehen, dass Polizeikräfte mit Anlauf und in voller Montur
ohne Rücksicht Leute umrannten, wegschubsten, um offensichtlich Eingänge zum Saal
zu besetzen. Die Universitätsleitung und die Universitätsverwaltung müssen sich
fragen lassen, warum sie diese massiven Polizeieinsätze gegen ihre Studierenden
unwidersprochen zugelassen haben. Immerhin war Herr Bolli Augenzeuge! Dieses Vorgehen
wird auch ein parlamentarisches Nachspiel haben“, so der Ratsherr und Landtagsabgeordnete
Patrick Humke. (...)" Juso-Hochschulgruppe
11.1.12 (...) Vor und während der Veranstaltung mit dem niedersächsischen
Innenminister Uwe Schünemann und dem Göttinger Polizeipräsidenten Robert Kruse
war es zu Protesten gegen die rassistische Abschiebepolitik des Landes Niedersachsen
und das aggressive Vorgehen von Polizeikräften bei Demonstrationen linker Gruppen
und Bündnisse gekommen. Mit massivem Einsatz von Schlagstöcken und Fäusten ging
die Polizei dabei gegen eine gewaltfreie Blockade des Veranstaltungsortes vor.
Bei diesem Einsatz wurden auch mehrere Mitglieder der Juso-Hochschulgruppe verletzt,
als diese vermittelnd tätig werden wollten. (...) Die Juso-Hochschulgruppe verurteilt
insbesondere das eskalierende Vorgehen von Polizeieinheiten, die ohne Vorwarnung
in die Menschenmenge stürmten und unkontrolliert auf diese einschlugen. „Die heutige
Aktion hat einmal mehr die derzeitige aggressive Stoßrichtung der niedersächsischen
Polizei bestätigt.“,(...) Daher fordert die Juso-Hochschulgruppe das Präsidium
der Universität Göttingen auf, zu diesen Vorfällen klar Stellung zu beziehen und
das Vorgehen der Polizei zu verurteilen. AStA
11.1.12 (...) „Gerade die Universität sollte ein Ort der freien Meinungsbildung
und kritischen Diskussion sein. Durch den massiven Einsatz der Polizei wurden
jedoch Studierende verletzt, die Bewegungsfreiheit auf dem Campus eingeschränkt
und diese Funktion enorm eingeschränkt“, erklärt Hartmut Hombrecher, Hochschulreferent
des AStA. Bereits im Vorfeld wurde in den Vorlesungsbetrieb der Universität eingegriffen,
um den Ablauf der Veranstaltung sicherzustellen. Am Tag der Veranstaltung mussten
sowohl die StudIT-Beratungsstelle für Studierende als auch das Café Campus außerplanmäßig
früh schließen, um den Polizeieinsatz zu ermöglichen. Zugleich fielen mehrere
Lehrveranstaltungen aus oder mussten verlegt werden. Viele Studierende nutzten
die Gelegenheit, um ihren Protest gegen die Abschiebepolitik der Landesregierung
auszudrücken und die Rolle von Geheimdiensten bei den Enthüllungen rund um die
rechtsterroristische NSU zu kritisieren. Als die Polizei eine friedliche Blockade
durchbrach, kam es schließlich zu Verletzten auf Seiten der Protestierenden. "Wir
haben bereits im Vorfeld das Universitäts-Präsidium gebeten, der Polizei keine
Genehmigung für einen Einsatz auf dem Campus zu erteilen, um solche gewalttätigen
Übergriffe zu verhindern. Wir sind schockiert, dass die Universitätsleitung derartige
Einsätze gegen die eigenen Studierenden offensichtlich billigt. (...) "Weiterhin
kritisieren wir, dass die Polizei bereits im Vorfeld viele Studierende unter Generalverdacht
stellte, indem sie verschiedene Wohnheime im Kreuzbergring umstellte. (...) Eine
Sitzblockade, die um kurz nach zwanzig Uhr den Fahrzeugkonvoi Schünemanns blockierte,
würde ohne dreimalige Aufforderung zum Auflösen und ohne jegliche Vorwarnung mit
massiven Schlägen und Tritten geräumt. Eine Person wurde mehrere Meter über den
Asphalt gezogen, anschließend wurde noch am Boden auf sie eingeschlagen. In der
Folge wurden scheinbar wahllos zwei Personen von der Polizei ergriffen und unter
massiver und unnötiger Gewalt festgenommen. Einer auf dem Boden liegenden, bereits
festgenommenen Person wurde der Kopf auf den Asphalt geschlagen, eine andere erlitt
eine Gehirnerschütterung. Bereits in den Tagen vor der Veranstaltung befand sich
der Campus unter Beobachtung der Polizei. So wurden in der Nacht zum Sonntag Personen,
die auf dem Campus kritische Plakate anbrachten, von Polizeibeamt*innen kontrolliert.
„Es war eine Konsequenz aus Erfahrungen aus dem Nationalsozialismus, dass der
Zugriff der ausführenden Organe der Staatsgewalt auf den Uni-Campus zum Schutz
der Unabhängigkeit der Wissenschaft verpönt war. Dies wurde erst in den letzten
10 Jahren von verschiedenen Universitäts-Präsidenten in Göttingen nach und nach
aufgegeben. Polizeieinsätze auf dem Campus sollten aber stattdessen weiterhin
die absolute Ausnahme sein. Grüne
Jugend 11.1.12 (...)
friedlicher Protest wird mit brachialen Mitteln der Polizei aufgelöst. Mehrere
hundert Studierende blockierten einen der drei Hörsaaleingänge um ihren Protest
gegen die rassistische Politik der Referierenden zum Ausdruck zu bringen. Obwohl
also zwei Eingänge frei zugänglich waren und von der Blockade keine Gefahr ausging,
brach ein Trupp Polizeibeamter gewalttätig unter Einsatz von Schlägen und Schmerz-
und Würgegriffen in die Gruppe der Demonstrierenden. "Die sind da einfach reingestürmt,
ich wurde zu Boden gerissen und die sind über mich rübergetrampelt! Da wurde keine
Rücksicht genommen, sondern eine Massenpanik riskiert!" sagt ein schockiertes
Mitglied der GrünenJugendGöttingen. Dieser Gewaltexzess lässt sich logisch
rational nicht erklären, da die Blockade dem Ablauf der RCDS-Wahlkampfveranstaltung
nicht im Wege stand. (...) Wir fordern Innenminister Schünemann und Polizeipräsident
Kruse zu öffentlichen Entschuldigungen auf! Weiterhin fordern wir das Präsidium
der Universität auf, dass klargestellt wird, dass die Polizei in Bildungseinrichtungen
nichts verloren hat. Ferner muss das Präsidium eine Teilverantwortung für das
Geschehene übernehmen. Fraktion
Die Grünen im Niedersächsischen Landtag 12.1.12 Eklat
bei Schünemann-Veranstaltung an Uni Göttingen war absehbar Zur Untersuchung
der Vorfälle anlässlich einer Göttinger RCDS-Veranstaltung zur
niedersächsischen Sicherheitspolitik mit Innenminister Schünemann hat
die innenpolitische Sprecherin der Landtagsgrünen Meta Janssen-Kucz eine
unverzügliche Unterrichtung des Innenausschusses gefordert. Der Einsatz,
bei dem es Verletzte auf Seiten der Demonstranten und der Polizei gegeben hat,
sei unverhältnismäßig gewesen, sagte die Grünen-Politikerin
heute (Donnerstag) in Hannover. "Wenn, wie in Göttingen offensichtlich geschehen,
die interessierte Öffentlichkeit von einer solchen Veranstaltung an einem
öffentlichen Ort teilweise ausgeschlossen wird, sind Konflikte absehbar".
Janssen-Kucz kritisierte, dass eine zeitnahe Unterrichtung des Ausschusses am
Rande des Plenums mehrheitlich abgelehnt worden ist. "Die Landesregierung und
Innenminister Schünemann selbst sollten ein großes Interesse an der
sofortigen Aufklärung über den Veranstaltungsverlauf und den Polizeieinsatz
haben", sagte die Grünen-Politikerin. Göttinger
Jusos 13.1.12 Die Jusos Göttingen kritisieren den Polizeieinsatz
auf dem Göttinger Uni-Campus im Zuge der Veranstaltung "Wie sicher ist Niedersachsen"
mit dem Göttinger Polizeipräsidenten Kruse und dem niedersächsischen
Innenminister Schünemann auf das schärfste. "Dass knüppelnde Polizei-Einheiten
friedlichen Demonstrierenden ihr Recht auf freie Meinungsäußerung mit
gewaltsamen Mitteln nehmen, zeigt einmal mehr, auf welche Art und Weise Uwe Schünemann
und andere Sicherheit in Niedersachsen herstellen wollen!", (...) Der unverhältnismäßige
Polizeieinsatz stellt für die Göttinger Jungsozialisten zudem einen
fundamentalen Eingriff in das Grundrecht auf freie Meinung und kritische Diskussionen
an einer Universität dar. Aus Sicht der SPD-Jugendorganisation trat die Polizei
als alleiniger Aggressor auf und sorgte somit für eine Eskalation der zuvor
friedlichen Proteste.(...) "Allein die Berichterstattung auf ndr.de beweist, mit
welcher Brutalität die Polizei gegen die Anti-Schünemann-Proteste vorgegangen
ist. Auch die Zahl von Verletzten auf Seiten der Protestierenden spricht für
eine auf Eskalation ausgerichtete Polizeitaktik. Eine Eskalation seitens der Demonstrierenden,
wie es beispielsweise der Göttinger Polizeipräsident Kruse behauptet,
hat es nicht gegeben!" Dennoch werden sich die Göttinger Jungsozialisten
durch die gestrigen Vorkommnisse nicht einschüchtern lassen: "Wir sind nach
wie vor der Meinung, dass es grundlegendes Freiheitsrecht sein muss, gegen eine
menschenunwürdige Abschiebepraxis deutscher Behörden und eine Verharmlosung
rechter Gewalt seitens prominenter Politiker wie Uwe Schünemann demonstrieren
zu können. Schünemanns Law and Order und Kruses Prügeltaktiken
werden wir auch in Zukunft nicht akzeptieren!" Stadt-
und Kreisverband Grüne Göttingen
13.1.12 Polizeieinsatz beim Schünemann-Besuch vollkommen übertrieben Der
Göttinger Stadt- und der Kreisverband von Bündnis 90/ Die Grünen kritisieren den
Einsatz der Polizei am Dienstag (10.1.2012) anlässlich der Podiumsdiskussion mit
Niedersachsen Innenminister Uwe Schünemann scharf. Bei dem Einsatz sind mehrere
Demonstrierende verletzt worden. „Es ist nicht nachvollziehbar, dass die Polizei
mit aller Gewalt Demonstrierende vom Eingang des Hörsaals entfernt, obwohl der
Zugang über andere Eingänge jederzeit möglich war“, kritisiert der Stadtvorstand.
Die Aufnahmen des NDR vom Polizeieinsatz belegen dabei eindeutig, dass die Aggression
nicht von den Demonstrierenden ausgegangen und die Polizei unverhältnismäßig vorgegangen
ist. „Gerade an einer Universität sollte ein solcher Polizeieinsatz nur im äußersten
Notfall stattfinden“, meint Lino Klevesath, Mitglied des Kreisvorstandes. Viele
interessierte BürgerInnen seien durch die Polizei am Zutritt zum Hörsaal gehindert
worden. „Daher erscheint der pauschale Vorwurf an die Demonstrierenden, die Meinungsfreiheit
zu missachten, geradezu als eine Verdrehung der Tatsachen“. Ebenso eine Verdrehung
der Tatsachen ist es, den Göttinger BürgerInnen zu unterstellen, dass ohne starke
Polizeipräsenz keine friedliche Demonstration möglich ist, wie es Polizeipräsident
Kruse tat. „ Eine derartig diffamierende Aussage geht insbesondere auch wegen
des unverhältnismäßigen Polizeieinsatzes an der Realität vorbei. Genauso falsch
ist das von anderer Seite zu vernehmende Lob der ‚beispielhaften Deeskalation‘.“ SPD-Stadtverband
Göttingen 13.1.12
Der SPD-Stadtverband Göttingen kritisiert den Polizeieinsatz in der Uni am vergangenen
Dienstag als unnötig und völlig überzogen. Beim Besuch eines Innenministers, dessen
Politik der harten Hand nicht überall beliebt ist, müsse immer mit Demonstrationen
gerechnet und müssten diese auch ertragen werden. „Mit dieser Veranstaltung wollte
der RCDS bewusst eine Situation herbeiführen, in der es zu Auseinandersetzungen
mit der Polizei kommt. Dass aber nicht durch die Demonstranten, sondern durch
die Polizei und ihr gewaltsames Vorgehen die Eskalation provoziert wurde, scheint
weder in das Weltbild des RCDS noch dem der Polizei zu passen.“, so der Stadtverbandsvorsitzende
Horst Reinert. In den Pressemitteilungen der konservativen Studentenverbände von
CDU und FDP und auch von der Polizei wurde die Situation dargestellt, als sei
Göttingen einmal wieder der Hort gewaltbereiter und krimineller linker Horden,
obwohl Augenzeugenberichte und Videoaufzeichnungen ein anderes Bild ergeben. „Dass
bei dem Polizeieinsatz auch einige Jusos verletzt wurden, unterstreicht die Darstellung
eines unverhältnismäßigen Vorgehens der Beamten.“ Dass es überhaupt zu dieser
Veranstaltung gekommen ist, hält die Göttinger SPD für eine bedauerliche Fehleinschätzung
der Universität, die sich offenbar vom RCDS hat instrumentalisieren lassen. Das
Thema der Veranstaltung habe jedenfalls in keiner Weise etwas mit dem derzeitigen
Wahlkampf für das Studierendenparlament zu tun. Innenminister
Schünemann und Polizeipräsident Kruse in der Uni 2012 Antifagruppen
kritisieren Politik: "auf dem rechten Auge blind" 7.1.12
/ Innenminister Uwe Schünemann und Göttinger Polizeipräsident Robert
Kruse sprechen am Dienstag, den 10.1.12 auf einer
öffentlichen Veranstaltung ab 18 Uhr im ZHG (Hörsaal 009) der Universität
auf Einladung des "Ring Christlich Demokratischer Studenten" RCDS eine Studierendenorganisation
mit politischem Drall nach rechts unter dem Schutzmantel der CDU. Im
Zusammenhang mit dieser Veranstaltung wurde von der "Antifaschistischen Linken
International" (A.L.I) eine Protestveranstaltung um 17.30 Uhr im ZHG Hörsaal
009 angekündigt. Die Gruppe "Redical M" und
die "Grüne Jugend" rufen
ebenfalls dazu auf. Der Grüne Kreisverband hatte kürzlich (>>Presseerklärung
12.10.2011) bereits den Rücktritt von Schünemann, Kruse und Wargel
gefordert.
Innenminister Schünemann zieht
radikale Abschiebungen durch, wurde deshalb vielfach von Menschenrechtsorganisationen,
Stadtrat und Kreistag kritisiert. Der ehemalige Vorsitzende der Menschenrechtsorganisation
GfbV Tilman Zülch schrieb 2009 in einem >>GfbV-Dossier:
"Besessen und unerbittlich von seinem Rassismuswahn getrieben, unternimmt Niedersachsens
Innenminister Uwe Schünemann alles, um die Vertreibungen von deutschsprachig
gewordenen Roma-Familien durchzusetzen, die längst unsere Stadt oder unser
Land als Heimat empfinden. Schünemann knüpft mit dieser Flüchtlings-
und Minderheitenjagd an sehr böse rassistische Traditionen der Nazi-Zeit
an." Schünemann ist darüber hinaus ein Befürworter der Vorratsdatenspeichrung
und einer Ausweitung der Videoüberwachung, forderte den Einsatz der Bundeswehr
auch im Inland, forderte elektronische Fußfesseln für Islamisten usw.
usf. . Sein Gesprächspartner bei der Veranstaltung ist der
Göttinger Polizeipräsident Kruse, der ehemalige Präsident des niedersächsischen
Verfassungsschutzes.  | Robert
Kruse Polizeipräsident PD Göttingen
Ehemalige Tätigkeiten u.a.: Verfassungsschutzvizepräsident, Referatsleiter
„Kriminalitätsbekämpfung“ Innenministerium Abteilungsleiter „Polizeilicher Staatsschutz“
LKA Niedersachsen, Leiter „Mobiles Einsatzkommando“ Bezirksregierung Lüneburg
, 1977-81 Bundeskriminalamt BKA Wiesbaden siehe
auch > Webseite
der Polizei : (Foto:
goest / während einer Pressekonferenz zum Unglück auf dem Schützenplatz
2010) |
Im Zusammenspiel von Innenministerium und Polizeipräsident werden insbesondere
antifaschistische Gruppierungen in Göttingen als extreme Gefahr dargestellt.
Eben jene Gruppierungen haben zum "Blockadetraining" vor dem Veranstaltungshörsaal
aufgerufen. Zum Schutz der Veranstaltung wird es ein großes Aufgebot an
Polizei an der Uni geben. Es dürfte bei der Veranstaltung deshalb kaum zur
Behandlung des Themas "Rechtsradikale Morde und die Rolle von Polizei und Verfassungsschutz"
kommen, das eigentlich an der Tagesordnung wäre. Hierzu
schreibt die Antifaschistische Linke International ALI in einer Pressemitteilung
6.1.12: "Sowohl Innenminister Schünemann wie auch Polizeipräsident
Kruse betonen zum Thema innere Sicherheit immer wieder die "Gefährlichkeit"
von angeblichen "Linksextremisten", während sie in ihrer Bewertung
rechter Gewalt mindestens auf einem Auge blind zu sein scheinen. Regelmäßig
wird im Bericht des Verfassungsschutzes, Kruses ehemaligem Arbeitgeber, Göttingen
als "Zentrum linksextremistischer Gewalt" aufgeführt - eine Behauptung,
die auch Schünemann gerne wörtlich zitiert. Neonazis, die sich bewaffnen,
sind demgegenüber für den Innenminister offensichtlich kein Problem.
Angesichts von massiven Waffenfunden bei Neonazis in Südniedersachsen 2008
ließ er lediglich verlauten, diese hätten eben eine "Affinität
zu Waffen". Auf eine parlamentarische Anfrage antwortete er damals: "Der
Niedersächsischen Landesregierung liegen keine Erkenntnisse vor, dass sich
Rechtsextremisten bewaffnen um geplant politsch motivierte Straftaten zu begehen.
Darüber hinaus sind auch keine Anzeichen für rechtterroristische Aktivitäten
erkennbar." (Drs. 16/1363) Dass die Nazis die Waffen auch einsetzen, sieht
Schünemann nicht. Nicht einmal dann, wenn in seinem Bundesland ein Helfer
der NSU, Holger G., verhaftet wird. 2011 wiederholt er seine Einschätzung
vor diesem Hintergrund fast wörtlich (Drs. 16/4225). Während die Bedrohung
bewaffneter und mordender Neonazis immer wieder heruntergespielt wird, hört
die Repression gegen engagierte AntifaschistInnen nicht auf. Im Zuge der Verhinderung
des größten Aufmarsches von Neonazis in Europa wurden unzählige
Verfahren gegen linke AktivistInnen eingeleitet. Darin zeigt sich die Spitze einer
politischen Kampagne, die sich bewusst und gezielt gegen linke Strukturen richtet." Plakatierung
auf dem Campus von Polizei verfolgt 8.1.12
/ In der Nacht von Samstag, den 7. Januar 2012 auf Sonntag, den 8. Januar 2012
wurden offensichtlich im Zusammenhang mit der bevorstehenden Veranstaltung Plakate
auf dem Unigelände geklebt. Die Polizei versuchte unter "Einsatz von
bis zu 5 Polizeifahrzeugen" (Pressemitteilung der ALI) dies zu verhindern.
"Offenbar betätigt sich die Göttinger Polizei einmal mehr als politische Handlangerin
eines rechten Innenministers und versucht, Kritik an den Machenschaften ihres
Chefs zu unterbinden. (...) Für Jahrzehnte war es ein ungeschriebenes Gesetz,
dass der Campus im Sinne freier Wissenschaft und Lehre tabuisiertes Terrain für
politische Polizeieinsätze war. Erst in den vergangenen Jahren wurde diese Kultur
in Göttingen aufgeweicht. Seither kommt es regelmäßig zu Konflikten mit der Polizei
bei Bildungsstreiks, Demonstrationen oder Veranstaltungen auf dem Uni-Gelände.
Von der Universitäts-Präsidentin erhofft sich die A.L.I.-Sprecherin diesbezüglich
nun eine deutliche Stellungnahme."
GfbV-
Mahnwache gegen Schünemann an der Uni 17 Uhr: Flüchtlingskinder
retten - kein Bleiberecht für Schünemann! Mit
einer Mahnwache auf dem Campus der Georg-August-Universität in Göttingen fordert
die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) den niedersächsischen Innenminister
Uwe Schünemann am Dienstag dazu auf, seine Flüchtlingspolitik radikal zu verändern.
"Wir appellieren an den Minister, der heute an der Uni über "Sicherheitspolitik
in Niedersachsen und Göttingen im Speziellen" einen Vortrag hält, in Deutschland
lebende Flüchtlingskinder zu schützen und sie nicht länger mit Abschiebung in
die Herkunftsländer ihrer Eltern zu bedrohen", (...)
Die nach wie vor unmenschliche Vorgehensweise Schünemanns ist eine Provokation
für Kirchen, Wohlfahrtsverbände, Flüchtlingsorganisationen und viele Einzelnen,
die für Humanität und Menschenrechte stehen." Appell
im Wortlaut "Sehr
geehrter Herr Minister, drei von vier Niedersachsen sind entweder selbst Flüchtlinge,
Vertriebene oder Spätaussiedler oder stammen mit mindestens einem Eltern- oder
Großelternteil von diesen ab. Bis heute leiden die Deutschen aus Schlesien, die
in Hannover jedes Jahr ein bundesweites Treffen organisieren, unter ihrer Vertreibung.
Sie mussten nach dem Zweiten Weltkrieg Furchtbares erleben und erreichten unser
Land verelendet und meist krank. Das haben Sie, Herr Innenminister, und größere
Teile der Christlich- Demokratischen Union (CDU) in unserem Bundesland anscheinend
vergessen. Denn gnadenlos lassen Sie Flüchtlingskinder deportieren, die seit sechs,
acht, 15 oder gar 20 Jahren bei uns leben, in Kriegs-, Genozid- oder Verfolgungsgebiete.
Polizisten reißen sie von der Schulbank weg, nehmen ihnen ihre Klassenkameraden
und setzen sie ins Flugzeug. Meistens gehören diese Flüchtlingskinder und Jugendlichen
Minderheiten an. Es sind Roma aus dem Kosovo, Kurden, Yeziden, christliche Assyrer-
Chaldäer, Armenier, Aleviten oder Mandäer aus dem Nahen Osten, Tschetschenen aus
der Russischen Föderation. Was nützt es, wenn bei uns ständig von den Verbrechen
der Nazis die Rede ist, wenn doch niedersächsische Ausländerämter und Innenbehörden
diese Kinder jagen, für deren Integration Lehrer, Sozialarbeiter, christliche
Gemeinden, Flüchtlingsräte, Menschenrechtler und viele andere Bürger unendlich
viel geleistet haben? Aus dem Land ohne Kinder - Deutschland steht demographisch,
in Bezug auf die Geburtenhäufigkeit, an 27. Stelle in Europa - werden von Woche
zu Woche hier geborene und aufgewachsene junge Menschen vertrieben, die als Deutschsprachige
keine Chance in der Heimat ihrer Eltern haben. Wir schämen uns, dass Ihre Politik
Väter von Müttern, Eltern von Kindern oder sogar Geschwister voneinander trennt
und dass selbst Schwerstkranke, Schwangere, alte und traumatisierte Kriegsopfer
ins Nichts deportiert werden wie viele Roma in den Kosovo. Sie und Ihr Team haben
offensichtlich vergessen, dass Nazis 500.000 Roma ermordeten, wenn Sie dem Land
Niedersachen mit seinen acht Millionen Einwohnern nicht zutrauen, 3500 Kosovo-Roma
eine Heimat geben zu können, und davon nicht ablassen, die Bürger unseres Landes
zu belügen und die unerträgliche Situation für Roma im Kosovo schön zu färben.
Doch damit laden Sie Schuld auf sich, Herr Schünemann, denn auch deutsche Nato-Truppen
haben nach der Befreiung der Albaner im Kosovo im Frühsommer 1999 zugesehen, wie
albanische Nationalisten 70 der 75 Dörfer ihrer Roma-Minderheit verbrannten und
diese Menschen, begleitet von Vergewaltigung, Morden und Misshandlungen, aus dem
Lande jagten. "Im Dritten Reich galten wir Juden als Untermenschen", sagte unser
Schirmherr, der deutsch-jüdische Philosoph Ernst Tugendhat, "für uns ist dieser
Alptraum vorbei, aber die Zigeuner werden noch heute als Untermenschen zwar nicht
offen bezeichnet, aber so empfunden und behandelt." Wir erinnern in diesem Zusammenhang
an einen Appell der kürzlich verstorbenen großen Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley
"Verteidigen wir doch hier und heute die Menschenrechte und deportieren nicht
entwurzelte und hilfesuchende Flüchtlinge erneut ins Ungewisse. Geben wir ihnen
endlich das neue Zuhause und akzeptieren wir sie in unserer Mitte." Wir appellieren
an Sie, sehr geehrter Herr Minister, zerstören Sie mit Ihrer gnadenlosen Flüchtlingspolitik
nicht länger das Leben von langansässigen Flüchtlingsfamilien! Beenden Sie endlich
die Jagd auf Menschen, die meist seit vielen Jahren hier auf ihre Anerkennung
warten! Wer Menschen bei Nacht und Nebel deportieren lässt, selbst das Kirchenasyl
kriminalisiert und Härtefälle nicht verschont, hat in der Regierung eines deutschen
Bundeslandes nichts zu suchen. Wer so handelt, beschädigt die Rechtskultur und
die demokratische Ordnung unseres Landes und verletzt die Menschenwürde. Diese
Politik ist eine Provokation für unsere Kirchen, Wohlfahrtsverbände, Flüchtlingsorganisationen
und die vielen Einzelnen, die für Humanität und Menschenrechte stehen. Mit freundlichen
Grüßen Tilman Zülch Generalsekretär der Gesellschaft für bedrohte Völker " |