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Städtisches Museum Göttingen


Ansicht Eingangsseite, Städtisches Museum

Museum, Ritterplan 7/8 37073 Göttingen Telefon: (0551) 400-2843/-2845 Öffnungszeiten: Di - Fr 10 - 17 Uhr Sa u. So 11-17 Uhr, Erwachsenen 1,50 EUR ( ) Kinder bis 6 Jahre frei

www.museum.goettingen.de

Überblick über die Ausstellungsgebiete

Meldungen aus dem Museum
Reformation in Göttingen "1529 - Aufruhr und Umbruch" 30.3.17

Stadthistorische Objekte im Vorgarten 14.7.16 /
Skulptur des Thomas von Aquin aus dem 15. Jahrhundert 22.6.15 /
Ehemals war das Museum eine Klavierfabrik 21.2.14
Kuratorin im Vorstand der Volkskundlichen Kommission 14.11.13 //
Objektpräsentation I: ausgewählte Fächer
Objektpräsentation II: Archäologische Spielzeugfunde
Ausstellungsobjekte beim Umräumen entdeckt 10.2.12 /
Museumsbetrieb durch Sanierungsarbeiten eingeschränkt Sept 2012 /

"Seite für Seite" Vandenhoeck & Ruprecht: 275 Jahre
Sonderausstellung Hermann Hirsch 23.8. - 15.11.2009
Sonderausstellung „In Frauenhand – Geschichte der Handtasche“
Ausstellung über "Göttinger Sieben" 2008
Kooperation KAZ und Museum 2007

> Stadtarchiv
> Stadtarchäologie (Lünemanngelände)
> Ausstellung Burgen (Plotter)
> Ausstellung Stadtgeschichte und Archäologie

 

Das Gebäude

Text zum Tag des Denkmals 10.9.2017:
Das Museum ist im einzigen erhaltenen Adelssitz der Stadt, dem 1592 erbauten Hardenberger Hof untergebracht. Die meisten Göttinger/innen kennen die Burgstraße und den Ritterplan. Die wenigsten allerdings wissen, dass diese Straßennamen tatsächlich auf eine Burg hinweisen, die es zu Beginn der Entwicklung zur Stadt gab und die dem braunschweig-lüneburgische Herzog gehört. Zu seinem Hoheitsgebiet zählte Göttingen. Aber bereits 1387 zerstörten die Göttinger Bürger die Burg, zu der drei adlige Freihöfe mit ihren Bewohnern gehörten, die ihre Sonderrechte lange gegenüber dem Göttinger Rat wahren konnten. Erst allmählich gelang die Eingliederung in das Göttinger Stadtrecht. Einer dieser adligen Freihöfe war der "Hardenberger Hof", der heute ein Teil des Städtischen Museums ist. : Im Hardenberger Hof stellte von 1832 - 1890 die Pianoforte Fabrik Ritmüller ihre Instrumente her. Nach der Schließung der Fabrik stand der Hardenberger Hof eine Zeit lang leer. Ab 1897 beherbergte der Hardenberger Hof das Städtische Museum Göttingen

Überblick über die Ausstellungsgebiete

Es ist nur wenig in Göttingen bekannt, welch reichhaltiges Angebot an interessanten Exponaten das städtische Museum bietet. Gegliedert ist das Museum auf 3 Stockwerken und 47 Räumen in die Themenbereiche

Stadtgeschichte (16 Räume)
Ur- und Frühgeschichte
Sonderausstellungen
Göttinger Maler des 19 Jhts
Kirchliche Kunst

Geschichte der Universität
Silber, Porzelllan, Fayence
Studioglas-Sammlung Kirchoff
Geschichte u. Kultur der Juden
Kinderspielzeug

Die Präsentation hier in GOEST beschränkt sich auf einen bildlichen Eindruck ohne die dazugehörigen Erläuterungen wie sie im Museum ausführlich dargestellt werden. Es wurden auch nur sehr zufällige Beispiele ausgewählt. Neben vielen anderen Auslassungen hier fehlen auch Fotos vom Bereich Ur- und Frühgeschichte - der mit Funden aus 35000 Jahre vor Chr. aus der Altsteinzeit beginnt.

Eindrucksvoll ist der Ausstellungsbereich, der sich mit der Nazizeit und dem Krieg beschäftigt. Hier wird im Raum 39 z.B. die kaum bekannte Widerstandsgruppe ISK dokumentiert und Bilder zeigen eine Luftaufnahme Göttingens mit den Bombentrichtern.

Inzwischen wurde auch ein Raum als Wohnzimmer der 50er Jahre eingerichtet mit Nierentisch und den passenden Lampen, mit Musiktruhe und Cognac-Flaschenhalter.

Ausgewählte Fotos von Exponaten des Städtischen Museums Göttingen


Faszinierendes Detail: "Trinklöffel" von der Burg Plesse

 


Ein Schwimmkörper, der im Kiessee Bestandteil eines Flosses war - ca. 3 Meter lang

 


Bild links: Historische Modelle aus der Universitäts-Modell-Werkstatt aus Holz, Bild rechts: Modell eines Auges von Georg Christoph Lichtenberg

Die Stadtgeschichte nimmt einen großen Raum in der Ausstellung ein. Von der Zeit als Handelszentrum und Hansestadt im Mittelalter, die Hochphase nach Gründung der Universität im 18. Jahrhundert bis hin zum industriellen Zeitalter werden dargestellt.

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Rüstung und Armbrust aus Göttingen

Schandesel aus Rosdorf - zur Strafe mußte sich jemand umgekehrt draufsetzen und sich am Hinterteil des Holzesels festhalten. Der Sitz besteht aus einigen Rundhölzern, die das Sitzen äußerst unbequem gestaltet haben.

Sieht zwar lustig aus, wird aber den Betroffenen einige Qual bereitet haben.

Zum Thema Strafen ist nahezu ein ganzer Raum gestaltet. Bild links ein ca. 2 Meter langer Fußfessel-Balken mit dem Delinquenten öffentlicher Schande zur Schau gestellt wurden. Bild rechts ein Sitzstein, der dem Bestraften ans Bein angeschlossen wurde.

 


Die ganzheitliche Darstellung einer mittelalterlicher Wohnsituation mit den dazu passenden Fundstücken aus der Region schafft besondere Anschaulichkeit, so wie hier eine Feuerstelle mit Wohnküche, Möbeln und Gefässen.

Wassereimer aus Leder, im gleichen Raum ist eine Wasserleitung aus Holz ausgestellt, wie sie die Feuerwehr benutzte

Der Geschichte Göttingens als Handelszentrum, als Textilhersteller-Stadt sind viele Exponate gewidmet.

Um die Geschichte der Markttätigkeiten zu dokumentieren sind Maßstäbe (die tatsächlich Stäbe waren) Gewichte und Hohlmaße ausgestellt.

"Gesamtkunstwerk" - Darstellung einer historischen Apothekenausstattung
Bürgerliches Wohnzimmer, Ende 18. Jahrhundert

„Die Möbel der Familie Hahn“ (Max Raphael und Gertrud Hahn), gelangten durch die „Arisierung“ ins Museum und wurden am 8.11.14 den Erben rückerstattet. Die Erben haben sich Januar 2015 entschlossen, die Möbel dem Museum als Dauerleihgabe zu überlassen. In einer künftigen Dauerausstellung des Museum könne beispielhaft für die Verfolgung aller Juden in Göttingen anhand dieser Möbel die Geschichte der Familie Hahn, ihrer Vertreibung aus Göttingen und das Wachsen neuer Beziehungen gezeigt werden.

Ausstellungsraum, in dem auf die Geschichte der Geräteindustrie in Göttingen eingegangen wird - was heute measurement-valley genannt wird. Schautafeln erläutern die Entwicklungsgeschichte verschiedener Göttinger Firmen ...
.....und die Darstellung damaliger Produkte
Historisches Spielzeug seit dem 18 Jahrhundert aus Göttingen - füllt mehrere Vitrinen

Beispiele aus der Sammlung mittelalterlicher Skulpturen
Die „Madonna mit dem Kind im Strahlenkranz“, datiert um 1750, ist eines der herausragenden Objekte im Kirchenkunstbestand des Städtischen Museums Göttingen.


 

 


Bild links Glassammlung Kirchhoff (Glaskunst des 20 Jahrhunderts aus Europa, Amerika, Asien, Australien), Bild rechts Sammlung von Stücken aus Gold- und Silberschmieden der Region sowie Fürstenberger Porzellan und Fayencen aus Hann Münden.

Im Hintergrund

Materialien der Werkstatt in der Gerhard Prohl und Arnold Dittmann die Ausstellung mit den notwendigen handwerklichen Arbeiten ehemals unterstützen.

Inzwischen 2018 ist dort ihre Nachfolgerin tätig.

zum Anfang

 


Prof. Dr. Aufgebauer foto:goest 2016

Erklärung des Geschichtsvereins für Göttingen  und Umgebung e.V.

Das Drama um eine nicht stattfindende Sanierung des Museums

Text: Prof. Dr. Peter Aufgebauer 19.11.18

Überschrift und Zwischenüberschriften von goest

Auch ein „Jubiläum“- zur Situation des Städtischen Museums
Genau zehn Jahre ist es her, dass im Museumsareal am Ritterplan massive Schäden zutage traten: Schwamm im Mauerwerk, Fäulnis und Holzwurm im Gebälk – einzelne Teile waren regelrecht einsturzgefährdet. Auf der Grundlage einer Machbarkeitsstudie wurde daraufhin bis 2012 die ehemalige Posthalterei denkmalgerecht saniert – und das per großformatigem Schriftband am Hauptgebäude des Museums, dem Hardenberger Hof, angekündigte „Update für Ihr Museum“ ruht seither.


Museumsgebäude 2010 / / forto: goest

Neuer Standort wurde gesucht und Fördermittel verfielen

Anstatt die notwendige und nach dem Denkmalschutzgesetz auch vorgeschriebene Sanierung voranzubringen, wurde auf Betreiben der Verwaltungsspitze jahrelang ein anderer Standort gesucht (u.a. ehemalige Voigtschule). Wiederholt hat die Stadt Fördermittel des Landes im sechsstelligen Bereich verfallen lassen und die Möglichkeit ausgeschlagen, dass die Sanierung zu zwei Dritteln aus öffentlichen Mitteln gefördert wird.

Finanzielle Aufwendungen für das "Kunstquartier" schränken Handlungsspielraum ein

Nicht zufällig haben die Verwaltungsspitze und die  SPD-Fraktion im Rat sich stattdessen seit 2014 verstärkt mit dem Projekt des „Kunstquartiers“  von  Verleger Gerhard Steidl identifiziert und Zusagen im Hinblick auf die künftigen Betriebskosten gemacht (jährlich 360000 EURO), für die Museum, Stadtarchiv und Galerie im Alten Rathaus zusammen um jährlich 180000 EURO geschröpft werden sollten. Auch wenn dies, nicht zuletzt durch massiven öffentlichen Protest aus der Zivilgesellschaft, abgewendet werden konnte, zeigt sich doch, welchen geringen Stellenwert die Verwaltungsspitze und die Göttinger SPD einer mehr als 125 Jahre alten Kultureinrichtung wie dem Städtischen Museum zuerkennen.

700.000 Euro Sanierungshilfe warten - und warten

Seit einem Jahr stehen mehr als 700.000 Euro aus dem Umweltministerium in Hannover für die weitere Sanierung abrufbereit. Der Göttinger Rat muss nur seinen Beschluss, in der Remise Teile der Kulturverwaltung aus dem Neuen Rathaus unterzubringen, revidieren, weil das Umweltministerium nicht Büros für die Stadtverwaltung fördern kann. Der Göttinger Rat hat die Revision seines Beschlusses im Sommer dieses Jahres mit knappster Mehrheit abgelehnt und lässt wohl lieber auch diese Fördersumme verfallen...

Nun die Überlegung neuer Standort, Neuer Bau

Die neueste Volte aus der Göttinger Kulturpolitik hat jetzt der Fraktionsvorsitzende der SPD, Tom Wedrins, gedreht: plötzlich favorisiert die SPD angeblich einen Museumsneubau an einem ganz anderen Standort – irgendwo im Umfeld der Stadthalle. Damit soll wohl die Diskussion um die bewusst jahrelang verschleppte Sanierung des Areals am Ritterplan vorläufig beendet werden, denn es ist klar, dass ein Museumsneubau in den kommenden drei Jahren bis zur nächsten Kommunalwahl nicht mehr näher thematisiert werden wird. Und was im Falle eines Neubaus mit dem hochkarätigen Denkmalensemble am Ritterplan geschehen soll, das immerhin auch ein halbes Jahrtausend städtischer Baugeschichte repräsentiert, ist völlig offen; klar ist nur, dass es auf jeden Fall saniert werden muss.

Die Bedeutung des Museums

Vor Beginn der Sanierung sind jedes Jahr rund 20000 Besucher ins Museum gekommen, darunter etwa 6500 Kinder. Seit zehn Jahren können inzwischen mehr als 60000 Göttinger Schul- und Kita-Kinder das Museum nicht mehr als Erlebnis- und Bildungsort kennen lernen. Es wächst eine Generation von kleinen Göttingern heran, die „ihr“ Museum nicht kennt. Damit bleibt ihnen auch ein wesentlicher Zugang zur Geschichte ihrer Stadt verschlossen. Für viele Kinder ist der Museumsbesuch mit der Schule oder die Teilnahme an einem Ferienangebot der erste und oft einzige Kontakt mit einem Museum, mit Originalobjekten, mit Ausstellungen. Gerade auch bei der Erfüllung der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe der Integration von Migranten und Flüchtlingen leisten Museen einen entscheidenden Beitrag. Dies wird von ihnen auch zu Recht verstärkt eingefordert – in Göttingen verhindert dies die Kulturpolitik der Ratsmehrheit aus SPD und Grünen.

Der Ratsmehrheit ist es offenbar nicht klar: Zusammen mit dem Stadtarchiv ist das städtische Museum der wichtigste außerschulische Lernort zur Vermittlung einer historisch fundierten politischen Bildung anhand von Originalzeugnissen!

Übrigens: der seit nunmehr zehn Jahren bekannte massive Schädlingsbefall in den seither stillgelegten Gebäudeteilen schreitet munter fort, da ist noch gar nichts passiert …


Begleitprogramms zur Sonderausstellung „Klappe auf“ über die 68er Bewegung in Göttingen

"Berufsverbote nach 1968 - politische Verfolgung in der Bundesrepublik"

5.8.18 Städtisches Museum Ritterplan 7/8: 15 Uhr Vortrag Bernd Lowin

Die erste Antwort von Politik, Rechtsprechung, Polizei und Geheimdiensten auf die Massenproteste der 68er-Bewegung war Repression. Berufsverbote waren ein wesentliches, neuartiges Instrument zur Unterdrückung der Bewegung. Die Konferenz der Ministerpräsidenten der Länder verabschiedete schließlich am 28. Januar 1972 den sogenannten Radikalenerlass. Die Folgen: Etwa 3,5 Millionen Personen wurden politisch überprüft. Mehr als 10.000 Berufsverbotsverfahren wurden eingeleitet, etwa 2.250 Bewerberinnen und Bewerber nicht in den öffentlichen Dienst eingestellt und 256 Beamtinnen und Beamte entlassen. Schließlich werden die Entwicklungen der jüngsten Zeit aufgezeigt: Anfang 2018 hat die "Niedersächsische Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der Schicksale im Zusammenhang mit dem sogenannten Radikalenerlass", gestützt auf eine Arbeitsgruppe (AG), die Dokumentation mit dem Titel "Berufsverbote in Niedersachsen 1972-1990" vorgelegt. Bernd Lowin hat als Betroffener in der oben genannten AG mitgearbeitet. Er unterrichtete Politik und Erdkunde und war bis 2014 15 Jahre didaktischer Leiter an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Göttingen. Der Eintritt beträgt 4 Euro, ermäßigt 2 Euro.

 

Was hat die Polizei aus "1968" gelernt? Ein Vortrag von Udo Behrendes im Städtischen Museum Das Städtische Museum Göttingen lädt zum fünften Vortrag im Rahmen des ein. Udo Behrendes, Leitender Polizeidirektor a. D., wird am Sonntag, 29. Juli, um 15 Uhr im Veranstaltungsraum des Städtischen Museums Göttingen am Ritterplan 7/8 die Entwicklung der politischen Rollenzuschreibung und des Selbstverständnisses der Polizei in Deutschland ab 1968 skizzieren. Mit der Verabschiedung der „Notstandsgesetze“ konnte die Polizei sich sukzessive von einer „Staatspolizei“ zu einer „Bürgerpolizei“ entwickeln. Damit änderte sich auch ihre Perspektive gegenüber gesellschaftlichem Protest. Rund um 1968 war das „Protest Policing“ alles andere als einheitlich. Neben starren, konfrontativ ausgerichteten Einsatzphilosophien entwickelten Polizeireformer flexible und deeskalierende Strategien beim Umgang mit den Demonstrationen der „APO“ und der „Studentenbewegung“. Behrendes wird kursorisch die wesentlichen Ereignisse rund um „1968“ beleuchten und die Relevanz dieser Erfahrungen für die heutige Polizei aufzeigen. Der Eintritt beträgt 4 Euro, ermäßigt 2 Euro.

 

Franciscus Lubecus - Chronist Göttingens
Vortrag von Prof. Dr. Peter Aufgebauer unter dem Titel "Von Jahren zu Jahren ruhmlich und zu wissen" am 19.11.17 im Museum

Lubecus (1533-1595), der Chronist Göttingens, ist Thema eines am Sonntag, 19. November 2017, ab 15.00 Uhr im Tapetensaal des Städtischen Museums Göttingen am Ritterplan. Der Eintrittspreis beträgt fünf Euro. Göttingen, 24. August 1529: Vertreter der alten Kirche und Anhänger Luthers trafen auf der Groner Straße aufeinander und bekämpften sich mit Gesang und Gegengesang. Diese dramatische Szene und wichtige weitere Ereignisse der bewegten Reformationsgeschichte Göttingens präsentiert das Museum in der Ausstellung "1529 - Aufruhr und Umbruch". Überliefert hat diese Informationen der Chronist Franciscus Lubecus. Geboren als Franz Lübeck 1533 in Göttingen, studierte Franciscus Lubecus Theologie in Wittenberg und arbeitete als Lehrer, Kaplan und Pfarrer, unter anderem mehr als zehn Jahre an St. Johannis zu Göttingen. Bei seinem Tod 1595 hinterließ er umfangreiche Manuskripte, darunter die "Göttinger Annalen", die wichtigste Quelle für die Kenntnis der Geschichte Göttingens und Südniedersachsens vom 12. bis an das Ende des 16. Jahrhunderts - also über rund ein halbes Jahrtausend. Lubecus, der den Anspruch verfolgte, das historische Material zur Geschichte Göttingens und seiner weiteren Umgebung möglichst vollständig zusammen zu tragen, war der erste Chronist der Stadt. Sein Werk gilt als Glücksfall für die Geschichtsforschung und als wichtigste Quelle für die Einführung der Reformation in Göttingen im Jahr 1529. Prof Dr. Peter Aufgebauer wird in seinem Vortrag diesen wichtigen Zeugen der Göttinger Geschichte vorstellen. Aufgebauer studierte die Fächer Geschichte, Germanistik, Historische Hilfswissenschaften, Philosophie und Pädagogik an den Universitäten Freiburg/Breisgau und Göttingen. Nach Staatsexamen und Promotion war er zunächst am Lehrstuhl für Niedersächsische Landesgeschichte der Georg-August-Universität tätig, seit 1985 am Institut für Historische Landesforschung, zuletzt als außerplanmäßiger Professor. Im Herbst 2013 trat er in den Ruhestand. Aufgebauers Arbeitsgebiete sind Mittlere und Neuere Geschichte, Orts- und Landesgeschichte, Geschichte der Juden und Wissenschaftsgeschichte. Er ist seit 2013 Vorsitzender des "Geschichtsvereins für Göttingen und Umgebung e.V." und nimmt seit 2006 das Amt des Denkmalbeauftragten der Universität Göttingen wahr.

 

Meldungen aus dem Museum

Sonntag, 13. August 2017
"Barthold Kastrop - Göttinger Bildschnitzer am Vorabend der Reformation"

Vortragsveranstaltung mit Dr. Antje-Fee Köllermann im Städtischen Museum , ab 15.00 Uhr im Tapetensaal des Hauses am Ritterplan . Der Eintritt zur Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung "1529 - Aufruhr und Umbruch" kostet fünf Euro.

Die Einführung der Reformation erschütterte die Lebenswelt der Menschen in ihren Fundamenten. Für manchen, der bisher auskömmlich von seinem Handwerk leben konnte, brach der Markt zusammen. So geschah es auch den Bildhauern und Bildschnitzern, die bisher für ihre Altäre, Heiligenfiguren und Marienbilder in der alten Kirche einen guten Kunden hatten. Zu diesen Bildhauern gehörte auch Barthold Kastrop. Kurz vor Einführung der Reformation setzte in den Göttinger Kirchen und den Sakralbauten des Umlandes noch einmal eine letzte große Ausstattungswelle ein. Große Altäre wurden in Auftrag gegeben, zuvor nicht bekannte Maler und Bildschnitzer ließen sich in Göttingen nieder. Der aus Nörten stammende Barthold Kastrop scheint der erfolgreichste unter ihnen gewesen zu sein. Sein wirtschaftlicher Erfolg war so groß, dass er in einem der prächtigsten Fachwerkhäuser der Stadt, der heutigen Junkernschänke, residierte. Der Vortrag wird die Werke dieses namentlich zwar bekannten, bisher aber wenig erforschten Künstlers vorstellen und Einblicke in die Werkstatt eines spätmittelalterlichen Bildschnitzerateliers liefern. Dr. Köllermann studierte von 1991 bis 1997 Kunstgeschichte mit den Nebenfächern mittelalterliche Geschichte und klassische Archäologie in Frankfurt am Main, Rom und Berlin. Von 2000 bis 2002 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fotothek des Zentralinstituts für Kunstgeschichte, München. Im Jahr 2004 folgte die Promotion zum Dr. phil. an der Freien Universität Berlin. Seit 2014 amtiert sie als Kuratorin für die Alten Meister an der Landesgalerie im Landesmuseum Hannover. Als ausgewiesene Expertin für die Kunst des Spätmittelalters organisierte sie als eine der verantwortlichen Kuratoren im Landesmuseum Hannover 2015/2016 die große Ausstellung "Madonna. Frau - Mutter - Kultfigur", in der das Städtische Museum mit drei herausragenden Objekten vertreten war.

30.3.17
Reformation in Göttingen
Ausstellung "1529 - Aufruhr und Umbruch"

Die Ausstellung wird am Sonntag, 9. April 2017, um 11.30 Uhr Kuratorin Andrea Rechenberg M.A. und Museumsleiter Dr. Ernst Böhme eröffnet und wird bis Ende 2017 zu sehen sein.
Zum Inhalt: Einblicke in die Ereignisse im Göttinger Reformationsjahr 1529. Göttingen im August 1529. Eine tödliche Seuche zieht durch das Land und bedroht das Leben in der Stadt. Mit einer Prozession soll um Schutz und Gottes Hilfe für Stadt und Bürger gebeten werden. Während der Prozession kommt es plötzlich zu einem Tumult: Eine Gruppe um die "Neuen Wollenweber" fängt an, während der Prozession laut ein Kirchenlied Martin Luthers auf Deutsch zu singen. Am 24. August 1529, zwölf Jahre nach der Veröffentlichung der Thesen Martin Luthers, prallen in Göttingen an diesem Tag plötzlich Alte Kirche und Reformation aufeinander. Schon wenige Wochen später hat sich die Reformation ohne gewaltsame Ausschreitungen durchgesetzt.
Begleitprogramm: u.a. Vorträge, Fahrt zu den "Neuen Wollenweber" in der Handweberei Rosenwinkel, ein museumspädagogisches Programm für Kinder und Schulen.

Stadthistorische Objekte im Vorgarten des Städtischen Museums
14.7.16 / Zu sehen ist dort u.a. die Fassade des Siedentopfschen Hauses aus der Roten Straße, die im Jahr 1905 dem Abschluss der Remise vorgeblendet worden ist, eine gotische Fenstereinfassung aus dem Westgiebel des Kelterbornschen Hauses in der Jüdenstraße und ein Gedenkkreuz aus dem Jahr 1260, das am Papenbusch der Dransfelder St. Martin-Kirche stand. Zudem sind zwei kniende Engel, datiert 1858 und 1885, zu sehen sowie ein Grabstein, der vom ehemaligen Marienfriedhof an der Leinebrücke vor dem Groner Tor stammt. Außerdem steht im Vorgarten eine Polyeder-Sonnenuhr, hergestellt zwischen 1800 und 1850, die zu den wenigen in Deutschland erfassten Sonnenuhren dieser Art gehört. Eine Bank mit einem Frosch ist ein Geschenk der Göttinger Partnerstadt Thorn in Polen anlässlich der seit 1978 bestehenden Städtepartnerschaft.

Skulptur des Thomas von Aquin aus dem 15. Jahrhundert
Stadt Gö, 22.6.15 /
Eine bereits 1897 erworbene Skulptur des Thomas von Aquin aus dem 15. Jahrhundert ist nach erfolgreicher Restaurierung mit einer Darstellung ihrer interessanten Geschichte ab 27. Juni 2015 bis Ende Oktober im Tapetensaal des Städtischen Museum Göttingen am Ritterplan zu sehen. Denn wen das Werk zeigt und wann es entstanden ist – das war lange Zeit nicht wirklich bekannt. Im März 1897 kaufte das Städtische Museum Göttingen eine Skulptur, die unter der Nummer 1673 in das Eingangsbuch eingetragen wurde: „ Der heilige Martin, Holzfigur 17.Jahrhundert aus Tiftlingerode bei Duderstadt.“ Es hat sich erst später herausgestellt, dass sowohl die Bezeichnung als auch die Datierung nicht richtig waren. Bereits Ende der 1950er Jahre wurde die Datierung korrigiert. Als Entstehungszeit gilt seitdem das 15. Jahrhundert. Es gab aber schon damals Zweifel an der Bezeichnung „Heiliger Martin“. In den 1980er Jahren erfuhr die Figur, mittlerweile als „Heiliger Mönch“ bezeichnet, erneut Aufmerksamkeit. Sie wurde als Motiv für ein Plakat des Museums ausgesucht. Bei der regelmäßigen Überprüfung der Kirchenkunst des Museums wurde 2013 deutlich, dass die Skulptur dringend restauriert und vor dem weiteren Verfall gerettet werden muss. Besichtigung ab 27. Juni 2015 im Tapetensaal des Museums . Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 10.00 bis 17.00 Uhr, sonnabends und sonntags 11.00 bis 17.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Ehemals war das Museum eine Klavierfabrik
21.2.14 Vor der Nutzung des Hardenberger Hofes als Museumsgebäude befand sich dort die Klavierfabrik Ritmüller. Dr. Willi Gerlach 17.30 Uhr über den Instrumentenbau und das Musikleben im Göttingen des 19. Ergänzt wird sein Vortrag durch das Spiel auf historischen Klarinetten, die aus Gerlachs Privatsammlung stammen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts exportierten die Göttinger Instrumentenbauer wie Paul Crämer und Gottlieb Streitwolf ihre Clavichorde und Holzblasinstrumente nach ganz Europa. Willi Gerlach spricht in seinem Vortrag über das reiche Musikleben im damaligen Göttingen, über Musikerinnen und Musiker, Konzerte und den vielfältigen Einsatz der Instrumente. Den Rahmen dafür bildet der Tapetensaal des Museums am Ritterplan. Zurzeit werden dort auch historische Musikinstrumente aus der Sammlung des Museums präsentiert.
Das Städtische Museum ist von Dienstag bis Freitag von 10.00 - 17.00 Uhr, Freitag bis Sonntag von 11.00 - 17.00 Uhr geöffnet. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.museum.goettingen.de.

Kuratorin des Museums im Vorstand der Volkskundlichen Kommission Niedersachsen
14.11.13 // Andrea Rechenberg, wissenschaftliche Kuratorin am Städtischen Museum Göttingen, ist für vier Jahre zur 3. Vorsitzenden der Volkskundlichen Kommission für Niedersachsen (VKN) gewählt worden. Andrea Rechenberg sieht ihren beruflichen Schwerpunkt sowohl in der Erforschung und Bewahrung des wertvollen musealen Sammlungsbestandes als auch im Bildungs- und Vermittlungsauftrag der Museen. Die VKN setzt sich zum Ziel, die kulturanthropologische Forschung mit der beruflichen Praxis in den Museen des Landes Niedersachsen zu verbinden. Die Kommission wurde 1983 gegründet und gibt wissenschaftliche Publikationen zur kulturwissenschaftlichen- und volkskundlichen Forschung heraus, organisiert Tagungen und ermöglicht den Information
saustausch zwischen den Mitgliedern sowie mit Institutionen in ganz Deutschland.

Objektpräsentation I: "Aufgefächert" - ausgewählte Fächer aus der Sammlung des Städtischen Museums Göttingen;Dienstag bis Freitag von 10.00-17.00 Uhr und Samstag und Sonntag von 11.00-17.00 Uhr ;Eintritt frei Fächer als Ausdruck von Eleganz und Weiblichkeit lassen an Abend- und Tanzgesellschaften vergangener Zeiten denken. Das Städtische Museum Göttingen bewahrt einen Bestand von 32 Fächern aus der Zeit vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Erforscht, gereinigt und restauriert werden nun neunzehn wunderschöne Fächer erstmals präsentiert. Seide, Papier, Elfenbein, Perlmutt, Feder und Holz - vielfältig sind Materialien und Ausführungen der Stücke. Die ausgestellten Objekte illustrieren auch die Entwicklung des Fächers vom kostbaren Luxusgegenstand zum modischen Attribut der bürgerlichen Frauenkleidung.

Objektpräsentation II: "Göttingen spielt - Archäologische Spielzeugfunde aus Göttingens Mittelalter"; Dienstag bis Freitag von 10.00-17.00 Uhr und Samstag und Sonntag von 11.00-17.00 Uhr , Eintritt frei Was unterscheidet den Playmobil-Ritter von der mittelalterlichen "Action-Figur"? Diese und andere Fragen klärt die Objektpräsentation "Göttingen spielt - Archäologische Spielzeugfunde aus Göttingens Mittelalter" im Städtischen Museum. Mittelalterliche Originale zeigen bis Ende August, was Kinderherzen vor 500-1000 Jahren höher schlagen ließ. Frei nach dem Motto "Kultur und Geschichten im Treppenhaus" nutzt das im langfristigen Umbau begriffene und daher räumlich stark eingeschränkte Museum einen Treppenabsatz im Hardenberger Hof für diese kleine Präsentation. Die gezeigten alten Spielzeuge zeichnen sich durch Liebe zum Detail aus: Wie bei heutigen Lego- oder Playmobilfiguren konnte den alten Ritterfigürchen verschiedenes Zubehör angesteckt werden, zum Beispiel Lanzen oder Schwerter. So spielten die Kinder des Mittelalters die Turniere der Ritter nach, wie sie auch in Göttingen abgehalten wurden. Die Präsentation wird durch Leihgaben der Stadtarchäologie Göttingen ermöglicht. Dauerangebot:

Ausstellungsobjekte beim Umräumen entdeckt
10.2.12 / Im Zuge der Sanierungsarbeiten am Gebäude des Städtischen Museums Göttingen am Ritterplan müssen die Museumssammlungen systematisch überprüft und erfasst werden . Dabei kommen zahlreiche, bisher noch nie ausgestellte Objekte ans Licht, die faszinierende neue Einblicke in die Göttinger Stadt- und Kulturgeschichte eröffnen. Unter dem Titel „Depotentdeckungen!“ werden sie ab sofort monatlich auf der Museumswebsite www.museum.goettingen.de vorgestellt und im Museum präsentiert. Der Eintritt ist frei.

Museumsbetrieb durch Sanierungsarbeiten eingeschränkt
aktualisiert Sept 2012 / Im Zuge der laufenden Bau- und Sanierungsarbeiten am Städtischen Museum Göttingen sind Teile der Dauerausstellung - Universitätsgeschichte, jüdischen Geschichte, Spielzeug- und Porzellansammlung – des Hauses am Ritterplan leider nicht zugänglich. Trotz umfangreicher Sanierungsmaßnahmen bleibt aber z.B. die neugestaltete Ausstellung zur Kirchenkunst weiterhin geöffnet. Zu sehen sind Objekte kirchlicher Kunst des Mittelalters und der Neuzeit in einer der bedeutendsten Sammlungen Norddeutschlands. Der Eintritt ist frei!
Auch sämtliche Veranstaltungen im Begleitprogramm der Sonderausstellungen sowie die Kinderaktionen am Sonnabend werden wie geplant durchgeführt. Auch der Tapetensaal und die Alte Posthalterei sind der Öffentlichkeit zugänglich. Zudem präsentiert das Museum die monatlich wechselnde Depotentdeckung (siehe oben Ausstellungobjekte beim Umräumen...)

 

Ausstellung "Seite für Seite" im Städtischen Museum
Vandenhoeck & Ruprecht: 275 Jahre Verlagsgeschichte

Ein Bericht von Ingeborg Lüdtke (Vandenhoeck & Ruprecht)

August 2010 / Unsere Abteilung Personal/Rechte und Lizenzen hat die Vorbereitungen der Ausstellung "Seite für Seite" hautnah miterlebt. Es herrschte ein emsiges Treiben auf der Treppe vor unserem Bürofenster. Dr. Böhme vom Städtischen Museum und seine Mitarbeiter waren ständig im Haus, um Exponate aus dem Archiv oder den Büros oder aus dem Privateigentum der Verleger abzuholen. Auch die Kollegen aus der Theaterstraße und der Robert-Bosch-Breite waren ständig mit vorbereitenden Arbeiten beschäftigt. Wir hatten weniger Arbeit, aber auch wir wurden nicht verschont. »Ich möchte die Bilder zur Restauration abholen. Bis wann sind Sie im Haus?« Oder: »Wir möchten am Donnerstag die Möbel abholen. Bis wann können wir kommen?« So oder ähnlich tönte es aus dem Telefonhörer. Na ja, mit der Abholung der Bilder, das wussten wir ja, aber Möbel? Was für Möbel denn? Keiner konnte sofort Auskunft geben, aber eines war klar, es war ein höchst sensibles Thema. Schließlich hatte man ja vor Jahren eingebrochen und einige Möbelstücke »unrechtmäßigerweise« auf Nimmerwiedersehen entführt. Doch schließlich war dies auch geklärt: nur eine besondere Spedition ihres Vertrauens durfte im Beisein von Frau Rechenberg die Möbel und andere Exponate abholen.
Am Tag der Ausstellungseröffnung waren alle natürlich gespannt, wer und wie viele denn zur Eröffnungsfeier kommen würden. Die Erwartungen wurden übertroffen, der eigentliche Raum für die Eröffnungsfeier war rasch belegt und die Stühle im Vorraum ebenso schnell. Nun kamen noch die vielen kleinen Hocker zum Einsatz. Wer immer noch keinen anderen Platz gefunden hatte, saß auf der Treppe.

Nach den Eröffnungsreden von der Sozialdezernentin Dagmar Schlapeit-Beck, Carola Müller und Dr. Böhme gingen wir an dem kleinen Kuchenbüffet mit den Torten in Buchform vorbei und strömten in die Ausstellungsräume.

Die Besucher hatten schnell erkannt, wer zum Mitarbeiterkreis von V&R gehörte und da wurde man schon mal angesprochen und gefragt, ob die Fotos mit dem Blitzlicht überhaupt etwas geworden seien oder auch, was denn das ominöse Wort »Libertin« bedeute. »Das habe ich mich auch gerade gefragt?« Fragezeichen kräuseln sich über den Köpfen. Hm, hat das etwas mit Liberty zu tun? Selbst die Antwort auf Nachfrage bei der Schreiberin des Textes der Ausstellungstafel lässt noch Fragen offen. Zumindest wird deutlich, dass das Wort Lebemann zu harmlos ist und der Herr, um den es geht, verbrecherisch tätig ist. – Ein Blick in ein Fremdwörterbuch wird später die Erkenntnis bringen, dass ein Libertin ein »ausschweifend lebender Mensch« oder sogar ein »Wüstling« ist. – So langsam wird klar, man befindet sich vor jenem skandalträchtigen Buch, über das der ungenannte Göttinger Gelehrte 1743 schrieb:

»…Den Anfang ihrer association haben sie mit einer neuen Auflage des gottlosesten Buches, das jemals in der Welt gewesen ist, gemacht, und damit den Fluch und den Zorn Gottes auf ihre Hanthirung zu ziehen. (…) Drucker und Verleger hätten damit den Staupbesen oder die Karre verdienet … in was für einen Ruf wird über dergleichen Schriften die Universität kommen? Und wie wird sie die dortige Jugend verderben, wenn sie das neu gedruckte Huren und Sodomiter-Buch in die Hände bekommen wird?«.

Nur gut, dass dies nur ein einmaliger Ausrutscher des Verlages war und dass man sich dann doch lieber wieder der ernsten Wissenschaft widmete und auch an die moralisch einwandfreie Bildung der Kinder denkt. So kann man ganz dicht neben dem Stein des Anstoßes eine »Vorbereitung für die Weltgeschichte für Kinder« aus dem Jahre 1779 finden. Schade, dass man keinen Blick in das Buch werfen kann. War es wirklich kindgerecht aufbereitet?

Neben den vielen alten ehrwürdigen Büchern, die jedes Buchhändlerherz höher schlagen lassen, findet man auch wertvolle Druckbögen, einen Gießrahmen einer Monotype-Setzmaschine, die Gründungsurkunde des Verlages, Anna Vandenhoecks Testament, persönliche Gegenstände und natürlich die bereits erwähnten Möbel aus dem Familienbesitz.

In Zusammenhang gebracht, erscheinen die Gegenstände, an denen man sonst täglich achtlos vorbeihastet, in einem völlig neuen Licht. Die Vergangenheit wird wieder lebendig. Fast ehrfürchtig steht man vor dem frisch gereinigten Bild von Anna Vandenhoeck, das nun sogar wieder den seidigen Glanz des Kleides sehen lässt. Das Bild ist so realistisch, dass man fast meinen könnte, dass Anna Vandenhoeck sich bald aus dem Bilderrahmen befreien und sich selbst unter die vielen Besucher der Ausstellung mischen wird.

( © Text und Bilder : Ingeborg Lüdtke)

 

Sonderausstellung Hermann Hirsch 23.8. - 15.11.2009

Es startete mit folgendem Aufruf: Das Museum sucht Bilder, Grafiken, Postkarten und sonstiges Material, das von Hermann Hirsch stammt oder mit ihm zusammenhängt. Alles was auf diesen zu unrecht vergessenen Maler verweist, ist wichtig. Vielleicht können Sie helfen, die auf den unbekannten Porträts dargestellten Personen zu identifizieren? Möglicherweise besitzen Sie ein Bild mit den dargestellten Signaturen des Malers oder wissen etwas über den Verbleib der folgenden Porträts oder Landschaftsgemälde? Dr. Rainer Driever. Städtisches Museum Göttingen Ritterplan 7/8 r.driever@goettingen.de

Ein jüdischer Maler in Göttingen (1861-1934) Der jüdische Maler und Bildhauer Hermann Hirsch arbeitete in Berlin, im Rheinland, in Italien und Griechenland. Seit 1918 verbrachte er den letzten Teil seines Lebens in Bremke und in Göttingen. Diese Ausstellung des Städtischen Museums Göttingen unternimmt zum ersten Mal in Deutschland eine Würdigung dieses zu Unrecht vergessenen Malers. Sie bietet einen biographischen Gang durch Leben und Werk dieses vielseitigen Künstlers und legt dabei den Schwerpunkt auf seine südniedersächsische Zeit.Aber nicht nur der Künstler Hermann Hirsch steht im Mittelpunkt der Ausstellung, auch seine Existenz als Jude im Deutschland der 20er und frühen 30er Jahre bis zu seinem Tode unter ungeklärten Umständen am 1. März 1934 wird dargestellt. Dokumentiert wird außerdem das Nachleben seines Werkes, das geprägt ist von Verlust, Emigration und "Arisierung". Aufbauend auf die kleine Sammlung des Museums gelang es, eine ganze Reihe von Bildern Hirschs ausfindig zu machen. Die Besitzer, für die diese Bilder oft eine hohe biographische Bedeutung haben, konnten für eine Ausleihe gewonnen werden. So entstand eine Ausstellung, die ein eindrucksvolles Bild entwirft von dem Menschen und Künstler Hermann Hirsch und sich zugleich als Versuch einer Wiedergutmachung versteht für das Unrecht, das ihm und seinem Werk in Deutschland widerfahren ist. Zur Ausstellung erscheint ein bebilderter Begleitband. Ein Werkverzeichnis von Hermann Hirsch wird 2010 vorgelegt werden.


Begleitprogramm/ Rahmenprogramm zur Sonderausstellung Hermann Hirsch

  • Sa. 5.9.2009 Museum für Kinder Auf den Spuren eines Künstlers Kindersamstag
  • So. 6.9.2009 Göttingen vom Ende des Ersten Weltkrieges bis zum Machtantritt der Nationalsozialisten Vortrag
  • So. 6.9.2009 Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung Hermann Hirsch
  • Fr. 11.9.2009 Hermann Hirsch in Bremke Exkursion nach Bremke
  • So. 20.9.2009 Hermann Hirsch Vortrag
  • So. 4.10.2009 Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung Museum für Kinder
  • Sa. 10.10.2009 Kinder, Kinder! Kindersamstag Sonderausstellung Hermann Hirsch
  • So. 11.10.2009 Juden in Göttingen in den Zwanziger und Dreißiger Jahren Vortrag
  • So. 18.10.2009 Führung über den Jüdischen Friedhof und zu Hermann Hirschs Grab
  • So. 25.10.2009 Jüdische Orte in der Stadt Göttingen Führung außerhalb des Museums
  • So. 1.11.2009 Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung Museum für Kinder
  • Sa. 7.11.2009 Studenten, Professoren und ein siebenjähriger Krieg! Kindersamstag
  • So. 8.11.2009 Bremke - eine jüdische Gemeinde in dörflichem Umfeld Vortrag S
  • Fr. 27.11.2009 "Arisierung" und Restitution von Kulturgütern aus jüdischem Besitz Podiumsgespräch Museum für Kinder
  • Sa. 5.12.2009 Der Heilige Nikolaus von Myra Kindersamstag
  • So. 6.12.2009 Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung Museum für Kinder
  • Sa. 12.12.2009 Die Heilige Familie Vorweihnachtszeit im Museum
  • So. 3.1.2010 Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung
  • So. 10.1.2010 Malerei in Deutschland zwischen 1890 und 1914 Vortrag

 

Sonderausstellung Göttinger Stadtgeschichte von 1600 bis 1800 im Spiegel neuer archäologischer Funde 8.2. -3.5.09 im Museum Ritterplan 7-8, Öffnungszeiten Di - Fr 10 -17 Uhr / Sa und So 11 -17 Uhr ...mehr Infos

Kunst aus Göttinger Grundschulen 17.5.09 (Internationaler Museumstag) - 9. Juli
Projekt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnoloigie der Uni. Zur Eröffnung gibt es einen Malwettbewerb rund um Händel und Musik.

 

Sonderausstellung „In Frauenhand – Eine kleine Geschichte der Handtasche“

Zur Sonderausstellung werden zwei Themenführungen für Kinder und Jugendliche angeboten. Die Führungen dauern 60 Minuten. Anmeldungen sind unter der Göttinger Rufnummer 400-2843 sowie per eMail unter museum@goettingen.de möglich. Der Eintritt kostet pro Person zwei Euro. Weitere Informationen finden sich unter www.museum.goettingen.de

1) „Was zwei Hände nicht mehr tragen können“ Führung für Grundschulen und Klassen der Sekundarstufe I
Bei einem Streifzug durchs Städtische Museum erforschen die Kinder die Kulturgeschichte der Tasche und anderer Behälter. Dabei werden die Kinder angeleitet, selbstständig Fragen zu entwickeln und zu beantworten: Hatten die Menschen in der Steinzeit schon Taschen und Behälter und wie kann man das feststellen? Wie sah die Gürteltasche von Ötzi aus und was war darin? Worin hat man im Mittelalter einen Schatz aufbewahrt und was ist eigentlich eine Geldkatze? Wie sahen die Löscheimer der Feuerwehr vor 200 Jahren aus? Wer ging früher mit welchem Gepäck auf Reisen? Seit wann tragen Schulkinder einen Schulranzen auf dem Rücken und Frauen eine Tasche in der Hand?

2) „Perlenbeutel und Plastic Bag- Design zwischen Material, Form und Funktion“ - diese Führung durch die Sonderausstellung „In Frauenhand – Eine kleine Geschichte der Handtasche“ richtet sich an Klassen der Sekundarstufe II sowie der Berufsbildenden Schulen.
Kein Gebrauchsstück ist in so vielen unterschiedlichen Materialien produziert worden wie die Handtasche. Bei diesem Rundgang durch die Sonderausstellung geht es neben der Kulturgeschichte vor allem um das Design der Handtasche im 19. und 20. Jahrhundert. Didaktisch gegliedert nach den verwendeten Materialien zeigt die Führung den Einfluss von Material und Technik auf den Taschenstil und die Bedeutung gesellschaftlicher und ökonomischer Veränderungen für die Handtaschenmode. So wird ein Gang durch die Ausstellung zugleich ein Gang durch die Kultur- und Materialgeschichte - nicht nur der Handtasche.

 

Ausstellung über "Göttinger Sieben" 2008

Am 18. November 1837 protestierten sieben Professoren der Göttinger Universität gegen die Aufhebung des hannoverschen Staatsgrundgesetzes durch König Ernst August. Studenten vervielfältigten handschriftlich die Protestaktion. Vorbei an der Zensur konnte so der Protestbrief durch Abschriften an Zeitungsredaktionen in ganz Deutschland gesendet werden. Die Presse im In- und Ausland berichtete darüber..Der König reagierte hart. Die sieben Professoren - Wilhelm Eduard Albrecht, Friedrich Christoph Dahlmann, Heinrich Georg August Ewald, Jacob und Wilhelm Grimm, Georg Gottfried Gervinus sowie Wilhelm Eduard Weber - wurden mit Berufsverbot belegt. Dahlmann, Gervinus und Jacob Grimm mussten Göttingen und das Königreich verlassen.
Die Ausstellung "Sieben gegen den König. Ernst August und der Skandal von 1837" wird am Dienstag, 16. Oktober 2007, im Historischen Museum Hannover eröffnet und dort bis zum 13. Januar 2008 gezeigt.

Vom 27. Januar bis zum 13. April 2008 ist die Schau mit eigenen Schwerpunkten unter dem Titel "Göttinger Sieben. König Ernst August und der Skandal von 1837" im Städtischen Museum Göttingen zu sehen. Es handelt sich um ein gemeinsames Projekt beider Museen, das von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und der VGH-Stiftung gefördert wird.
Ab dem 16. Oktober liegen in einer Info-Einrichtung im Foyer des Städtischen Museums Göttingen im Ritterplan bereits Artikel aus zeitgenössischen deutschen und europäischen Zeitungen aus. Sie geben einen Eindruck vom großen Interesse am Schicksal der Sieben und der Heftigkeit der Auseinandersetzungen um ihren mutigen Schritt. Zugleich sollen sie auf die künftige Göttinger Ausstellung einstimmen. Ebenfalls ab 16. Oktober stehen auf einer eigenen Website unter www.goettinger-sieben.info Materialien, Dokumente und Informationen rund um die Göttinger Sieben und das gemeinsame Ausstellungsprojekt zur Verfügung.

 

Kooperation KAZ und Museum 2007

15.10.07 / Das Kommunikations- und Aktionszentrum - KAZ - bietet seit vielen Jahren Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche an. Das Städtische Museum baut sein museumspädagogisches Angebot aus, um junge Besucher für das Museums zu interessieren. KAZ und Museum haben für diesen Herbst in enger Kooperation ein gemeinsames Programm erarbeitet. In den Räumlichkeiten des Museums und unter Anleitung von Kursleiter/innen des KAZ können Kindern und Jugendlichen töpfern, basteln und zaubern.

Was braucht ein Steinzeitmensch zum Überleben? Sandra Eckardt Das KAZ-Kindertöpfern wandert ins Städtische Museum Göttingen und baut mit Euch aus Ton Geschirr, Werkzeuge, Tierfiguren ... und was noch Tag und Nacht im Wald gebraucht wird. Die Stücke werden anschließend in der KAZ-Keramikwerkstatt gebrannt, wo sie dann später abgeholt werden können. Für Kinder ab 4 Jahren Samstag, 20. Oktober Dauer: 14.30-16.30 Uhr Kosten: 1,-EUR pro Person

Afrikanische KinderWelten Agbenyega Attiogbe-Redlich Anhand von Geschichten und Liedern über das tägliche Leben afrikanischer Kinder möchte der Künstler und Musiker Agbenyega Attiogbe-Redlich alias ,Pepper' den Kindern aus Göttingen erzählen, was den Kindern in seiner Heimat Ghana Spaß macht und womit sie spielen. Er zeigt, wie mit einfachen Mitteln beispielsweise richtige Musikinstrumente selbst hergestellt werden können, und biegt mit den Kindern zusammen Spielzeuge aus Draht. Natürlich darf dann im Anschluss auf den selbst hergestellten Instrumenten Musik gespielt und getrommelt werden. Die Objekte und Instrumente können von den Kindern mit nach Hause genommen werden. Wir bauen unsere eigenen Trommeln Für Kinder ab 5 Jahren Dienstag, 23. Oktober 2007 Dauer: 14.30 Uhr bis 16.30 Uhr 1,- EUR pro Person

Wir bauen Saiteninstrumente Für Kinder ab 5 Jahren Mittwoch, 24. Oktober 2007 Dauer: 14.30 Uhr bis 16.30 Uhr 1,- EUR pro Person