"Kita-Streik" / Beschäftigte in den Sozial- und Erziehungsdiensten
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"Dafür
haben wir nicht gekämpft" 29.6.15
/ (...) Auch
nach vier Wochen Streik gab es kein nennenswertes Angebot durch den kommunalen
Arbeitgeberverband. Stattdessen wurde sich in eine fragwürdige Schlichtung
geflüchtet, mit einem – für viele – schlechten Ergebnis.
Nach
der enttäuschenden Schlichtung stellt sich jetzt für viele die
Frage: Wie weiter? In der Online-Ausgabe des GBE wird unter der Überschrift "Der selbstbewusste dritte Weg" ein deutlich schärferer Weg beschrieben: "Es gibt einen dritten Weg, der allerdings in den Köpfen der Spitzenfunktionäre kaum vorkommt - und für dessen Eröffnung deshalb hart, auch in den Gewerkschaften gestritten werden muss. Er lautet: Wir nehmen den Schlichtungsvorschlag nicht an, wir pfeifen auf die paar Euros mehr, lassen (selbst-) bewusst die Entgeltordnung offen und setzen uns in den kommenden Monaten zusammen, um in Ruhe auszuwerten, was in dieser Streikbewegung gut gelaufen ist und was nicht. Wir stellen uns neu auf, für den dritten und dann zwingenden Anlauf für eine gesellschaftliche Aufwertung der Sozial- und Erziehungsarbeit. Nun werden viele einwenden, dass ginge doch nicht. Es wird uns erklärt werden: "GEW und Beamtenbund würden annehmen und unsere KollegInnen könnten dann nicht alleine auf mehr Geld verzichten. Oder: Die Arbeitgeber würden die offene Entgeltordnung für Verschlechterungen ausnutzen und überhaupt – es wäre ein Eingeständnis von Schwäche, das ginge gar nicht." Wir halten dagegen: Den lächerlichen Schlichtervorschlag anzunehmen wäre entwürdigend - dafür haben wir nicht gekämpft! Und ja, wir waren noch nicht stark genug zu gewinnen, aber wir müssen auch keine entwürdigende Niederlage akzeptieren, die uns spaltet und auf Jahre schwächt! Wir glauben auch nicht, dass die Arbeitgeber es wagen würden, eine offene Entgeltordnung für Verschlechterungen auszunutzen. Denn wir lassen sie nicht aus eigener Schwäche offen (wie z.B. lange im Tarifvertrag der Länder), sondern aus einer Position der Stärke! Und würden sie es doch wagen Verschlechterungen vorzunehmen, würde solch ein unmoralisches Handeln unsere Organisierung und Entschlossenheit nur noch weiter stärken! Wir können also selbstbewusst sagen: Es hat noch nicht gereicht – lasst uns gemeinsam überlegen, wie wir so stark werden können, dass wir die notwendige Aufwertung beim nächsten Anlauf erzwingen können".
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Nicht
nur Kitas Es streiken eben nicht nur die Beschäftigten in den Kitas, sondern auch eine Vielzahl von Beschäftigten in den Bereichen Allgemeiner Sozialdienst (ASD), Offene Kinder- und Jugendarbeit, Kinder- und Jugendbüros, Frühe Hilfen, Fachdienst Maßnahmeplanung, Sozialpädagogische Familienhilfe, Ambulante Einzelbetreuung, Pflegekinder- und Adoptionsdienst, Sozialpsychiatrischer Dienst, Vormundschaften Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, Fachdienst Aufsuchende Beratung, Kinder-Tagespflege, Jugendhilfeplan Mit ihrer Arbeit übernehmen die Beschäftigten dort verantwortungsvolle Aufgaben. Sie unterstützen Menschen mit Armutsproblemen, arbeiten für die Gewältprävention, greifen ein bei Missbrauch, bei Kindeswohlgefährdungen, bei Vernachlässigung und Verwahrlosung, Kriminalität und Sucht, bei Problemen nach Trennung und Scheidung, psychischen Erkrankungen und Isolation, bei Asylfragen, kulturellen Konflikten und Schulverweigerung.
Diese soziale Arbeit ist verbunden mit hoher Verantwortung für Lebensschicksale, z.B. im Kinderschutz. Es ist harte Arbeit durch Schichtdienst am Wochenende und nachts, durch Arbeiten unter Termindruck in Krisensituationen bei gleichzeitiger Gefährdung durch Bedrohungen und Belastung durch Anfeindungen. Die knappe Personalausstattung, häufige Personalwechsel und befristete Arbeitsverträge mit Hinweis auf Kostendruck erhöhen die Belastungen. (Nach einem Brief der Landkreis-Beschäftigten an den Landrat am 20.5.15) |
Arbeitgeberseite
zieht sich hinter anonymer Großorganisation VKA zurück
Direkter Arbeitgeber
Verantwortliche
für Personal und Verantwortliche für Jugend in der Stadtverwaltung
Während seitens der Arbeitgeberverbände den Frauen vorgeworfen wird, sie würden aber auch immer die schlechtbezahlten Berufe wählen und deshalb würde equal pay scheitern, fordert ver.di eine angemessende Aufwertung der bislang mißachteten Tätigkeiten in Kitas wie insgesamt der "Sorge- und Care-Arbeit" Verdi fordert u.a.: Statusverbessernde Einkommenserhöhungen durch neue Eingruppierungsvorschriften mit der Wirkung einer 10 %igen Erhöhung. Auch dem Trick, trotz gleicher Tätigkeit weniger zu zahlen, weil ein formaler Qualifikationsnachweis fehlt , z.B. beim Einsatz von "Sozialassistentinnen" , die aber Erzieherinnentätigkeit ausführen, soll ein Riegel vorgeschoben werden. Verdi:
"Sozial- und Erziehungsdienst, Aufwertung jetzt- soziale Berufe
verdienen mehr!"
Kommentar
red.goest / 6.4.15 Was
ist mit dem Personalschlüssel?
30.5.15 / Die Stadt teilt mit, dass zwölf der 13 städtischen Einrichtungen in der Woche ab 1. Juni mit einer Notgruppe geöffnet haben werden. Die Kita in Grone streikt konsequent vollständig ohne Notgruppe. Anders als in Hannover konnte in Göttingen keine Vereinbarung zwischen Stadt und Ver.di über die Einrichtung von Notdiensten getroffen werden. Das Argument war, der Organisationsgrad sei nicht so hoch, so dass noch genügend Mitarbeiter_innen für Notdienste gefunden werden könnten.
Über ein Beispiel für Selbstorganistation In München-Sendling wollen Eltern von 70 Kindern eine eigene private Betreuung einrichten, eine Grundschule würde die Räume stellen, für Essen ist gesorgt und die Eltern würden mit der Aufsicht wechseln. aber die Stadtverwaltung ist dagegen (>Quelle)- in München sitzt der Arbeitgebervertreter Dr. Böhle in der Stadtverwaltung , er ist aber als Präsident der VKA für die Verhandlungen im bundesweiten Kita-Streik zuständig. (berichtet die Münchener "tz" am 10.5.15) Notdienst im Landkreis
für Sozialen Dienst und Familienhilfe Unterstützungsaktionen/ -Gruppen
Bündnis für gute Sorgearbeit und Geschlechtergerechtigkeit / "Care Workers Unite" In mehreren Städten haben sich Gruppen gebildet, die jenseits der Klassifizierung nach Tarifvertägen der Gewerkschaft eine Zusammenarbeit bei der Durchsetzung ihrer Interessen anstreben. Am 12.5.15 fand um 19 Uhr ein Offenes Unterstützungstreffen in den Räumen von Arbeit&Leben, Lange-Geismar-Str. 72 statt. Vorher um 17.30 Uhr war zu einer Infoveranstaltung des Soziologischen Forschungsinstituts in den gleichen Räumen eingeladen worden . Das Bündnis setzt sich aus Initiativen zusammen, die aus feministischen und linken Zusammenhängen heraus "jenseits der TarifpartnerInnen" kommen.
Soli-Demonstration am 30.5.15
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Warnstreiks April 2015 Von Warntreik betroffene städtische Kitas Von
den 13 städtischen Kindertagesstätten wurden am Dienstag, 7. April 2015,
zehn komplett bestreikt. Das hat die Stadtverwaltung mitgeteilt. Lediglich
in den drei Kindertagesstätten Elliehausen, Hetjershausen und Pfalz-Grona-Breite
werde ein eingeschränktes Betreuungsangebot vorgehalten werden können.
Dort werden allerdings nur Kinder betreut, für die es in der jeweiligen
Einrichtung einen regulären Betreuungsplatz gibt, heißt es in der Mitteilung.
Alle betroffenen Eltern sind nach Angaben der Stadt rechtzeitig über die
Auswirkungen des Streiks in ihren Einrichtungen informiert worden.
Es werden mehr als 600 Streikende erwartet. Hauptrednerin wird Susanne Kremer stellvertretende ver.di-Landesleitern des Landesbezirkes Niedersachsen-Bremen von ver.di sein. Sie rechnet mit deutlichen Einschränkungen nicht nur bei den städtischen Kitas, sondern auch bei Beratungseinrichtungen und Jugendzentren. Am 9.4.15 wird weiterverhandelt und einer der Verhandlungsparter von der Arbeitgeberseite ist der Peiner Landrat Franz Einhaus als Präsident der Kommunalen Arbeitgebervereinigung Niedersachsen (KAV). Der kann sich bei der Demo in seinem Ort einen Eindruck von der Kampfbereitschaft der Erzieherinnen veschaffen. Nach Warnstreiks ist jetzt ein stärkeres Signal gefordert Am Mittwoch den 18.3.15 hatte in Göttingen bereits ein Kita-Warnstreik stattgefunden. Nicht nur ErzieherInenn, auch andere Beschäftigte aus dem Sozial- und Erziehungsdienst, der Jugendgerichtshilfe, der Jugendhilfe Südniedersachsen sowie des KEI-Kindergarten, Beschäftigte aus den Bereichen Frühkindliche Hilfen, Familienhilfen, Sozialpsychiatrischer Dienst, Kinder- und Jugendbüros und des Gesundheitsamtes hatten sich daran beteiligt. Unterstützt wurden sie im Demozug von Beschäftigten der Caritas, dem Psychagogischen Kinderheim Rittmarshausen und dem Kinderhaus e.V. . Der Warnstreik war ohne angemessene Reaktion der Arbeitgeber geblieben, deshalb wird jetzt ein kräftigeres Signal erforderlich.
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