Haus
der Kulturen mit Kündigung bedroht
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8.10.25
/ Das
>> Haus
der Kulturen (HdK) , Göttingen, Hagenweg 2e, meldete
am 8.10.25, der Vermieter, habe den Mietvertrag fristlos gekündigt
und dazu aufgefordert am 20.10.25 , dem Tag der angedrohten Räumung,
die Schlüssel um 12 Uhr abzugeben. Zusätzlich wurde eine
fristgerechte Kündigung zum 31.12.2025 mitgeteilt.
Das HdK ruft
Unterstützer*innen des HdK dazu auf, sich am Tage der geforderten
Schlüsselübergabe und drohenden Schließung des Hauses,
am 20.10. um 11.30 Uhr zahlreich vor dem HdK zu versammeln.
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Vermieter des Hauses
ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Ellerstraße 56 53119 Bonn
Postanschrift: Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Postfach 1340, 53003
Bonn Kontakt: Telefon: +49 228 / 37787-0 Fax: +49 228/ 37787-200 E-Mail:
info@bundesimmobilien.de. bzw. Der BImA Regionalbereich Nord Tel.: +49
(0)511 6744-0 Möckernstraße 30 30163 Hannover
Die BImA untersteht der Rechtsaufsicht des Finanzministeriums. Bis zu
seiner Entlassung am 7.11.24 war Christian Lindner FDP oberster Dienstherr
der Anstalt. Kurz vor seinem Amtsende wurde zum 1. Oktober 2024 Professor
Dr. Alexander von Erdély neuer Vorstandssprecher der BImA. Er kommt von
CBRE Capital Advisors GmbH, ein für die Anlagevermittlung zugelassenes
Wertpapierinstitut.
Warum will die
BImA das HdK schließen? (Update 14.10.)
2022 hatte der damalige
Vorstandsvorsitzende Christoph Krupp der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
(BImA) auf die Veränderung der Geschäftsstrategie hingewiesen. Man will
nicht mehr an Investoren verkaufen, sondern die eigenen Grundstücke und
Immobilien behalten, sanieren und vermieten.
Nun ist festzustellen, dass sich in der Umgebung des HdK, auf dem Göttinger
Gelände einiges tut. Nicht nur dem HdK, auch anderen Mietern wird gekündigt.
U.a. ist im Dezember 2024 bereits dem Atelierhaus, unweit vom HdK, auf
dem selben Gelände stehend, gekündigt worden. Damals, wie auch
jetzt werden u.a. Brandschutzbestimmungen ins Feld geführt. Das
alle Gebäude und Flächen umfassende riesige Gelände wurde mit
einem neuen Zaun umgeben. Die gesamte Infrastruktur mit Fernwärme, Trinkwasser,
Strom und Entsorgung wird mit Städtebaufördermitteln und 2,5 Mio Euro
von der Stadt dem BImA-Gelände "bis vor die Tür" gelegt.
Bei solchem finanziellen Aufwand wird der Stadt sicherlich bekannt sein,
was die BImA auf dem Gelände plant.
Kommunen und politische Parteien auf Bundesebene forderten von der BImA,
sich verstärkt der Sanierung und dem Bau neuer bezahlbarer Wohnungen zuzuwenden.
Es ist also gut denkbar, dass die BImA auf dem Gelände Sanierungs- und
Bauprojekte für sich selbst, für die Bundesregierung (Kasernen) oder gemeinsam
mit der Stadt Göttingen bzw. der stadteigenen GWG plant und deshalb die
alten Mieter loswerden will.
Am 13.10 hat sich eine große Zahl von Vertreter*innen von Vereinen,
Organisationen und Initiativen im HdK getroffen und ihre Absicht bestärkt,
das Vorgehen der BImA keinesfalls hinzunehmen und sich dagegen zu wehren.
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Gegenwärtig
kann die emsigen Umgestaltung vor und um das Gelände beobachtet
werden.
Das Gelände
wurde eingezäunt, Infrastruktur wird bis vor die Haustür
des Geländes verlegt.
Ob Planungen die Nutzung für Wohnungen, Gewerbe oder Zoll*
und Bundeswehr vorsehen, ist nicht bekannt; der Zoll und die Bundespolizei
benötigen jedenfalls Immobilien für ihre Arbeit und für ihre Bediensteten
und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) bemüht
sich um Mietobjekte für Bundesbedienstete wie Polizei und Zoll.
Der neue Zaun
, vorsorgliche Absicherung einer zukünftigen Großbaustelle?
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Bis zur Zufahrt mit
dem Hinweisschild Haus der Kulturen wird Infrastruktur gelegt: Fernwärme,
Wasser, Gas, Elektro, Abwasser, usw.
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Stellungnahme
Haus der Kulturen 14.10.25
14. Oktober 2025
AN ALLE NUTZER*INNEN UND INTERESSIERTEN DES HAUSES DER KULTUREN (HDK)
Am 30.09.25
wurde der Mietvertrag zwischen der Vermieterin, der Bundesanstalt für
Immobilienaufgaben (BImA), und dem HdK seitens der BImA fristlos gekündigt.
Als Begründung wurde seitens der BImA angegeben, dass das Objekt die Anforderungen
des Brandschutzkonzepts nicht erfüllte. Wir wurden dazu aufgefordert,
das Haus bis zum 20.10.25 zu räumen und die Schlüssel an diesem Tag um
12 Uhr abzugeben. Das HdK ruft dazu auf, all jenen, die auf Entscheidungsprozesse
der BImA Einfluss nehmen könnten, die Bedeutung des Hauses und dessen
Arbeit zu verdeutlichen und am 20.10.25 um 11:30 Uhr zum Termin der geforderten
Schlüsselübergabe zahlreich zu erscheinen. Das Haus der Kulturen Göttingen
widerspricht der fristlosen Kündigung der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
vehement. Die Kündigung ist schwer nachvollziehbar und nicht gerechtfertigt.
Die Zukunfts-Werkstatt e.V., der Trägerverein des Hauses der Kulturen,
hat umgehend nach Bekanntwerden des Brandschutzkonzepts mit der Umsetzung
der erforderlichen Maßnahmen begonnen. Die Zukunfts-Werkstatt e. V. ist
seit fast 30 Jahren eine verlässliche Mieterin der Liegenschaft. Sie hat
bis dato in Rücksprache mit der BImA die vereinbarten Auflagen eingehalten,
regelmäßig investiert und das Gebäude instand gehalten. Jetzt eine sofortige
Räumung innerhalb weniger Tage zu verlangen, ist sachlich nicht begründbar
und steht in keinem Verhältnis zu den bestehenden Gegebenheiten. Das Haus
der Kulturen ist ein interkulturelles Zentrum von herausragender Bedeutung
für Göttingen. Es bietet Sprachkurse, Beratungsangebote und Bildungs-
sowie Kulturveranstaltungen und unterstützt zahlreiche MSOs, wodurch es
die demokratische Teilhabe stärkt. Die Arbeit des Hauses wurde bereits
vor Jahren mit einer Auszeichnung des damaligen Bundespräsidenten Johannes
Rau gewürdigt. Wir fordern die BImA daher auf, die Kündigung zurückzunehmen
und mit der Zukunfts-Werkstatt e. V. in einen konstruktiven Dialog einzutreten,
um gemeinsam eine Lösung für den Fortbestand dieses wichtigen Ortes der
Integration und des gesellschaftlichen Zusammenhalts zu finden.
Solidaritätserklärungen
Offener Brief des
Arbeitskreis Asyl 9.10.25
Wir, der Ak Asyl Göttingen, sprechen uns gegen die fristlose
Kündigung des Haus der Kulturen aus ihren Räumlichkeiten aus und verurteilen
diese scharf! Wir fordern die Stadt Göttingen auf, sich für den Erhalt
des HdK einzusetzen. Uns hat die Nachricht erreicht, dass heute (9. Oktober)
der Bauausschuss der Stadt Göttingen im Ratssaal (im Neuen Rathaus) tagt,
um 16.30 Uhr. Alle Göttinger*innen haben dort die Möglichkeit, kritische
Nachfragen zu stellen und deutlich zu machen, dass das HdK unersetzlich
ist und unbedingt erhalten werden muss! Das Haus der Kulturen existiert
bereits seit 1996 und ist seitdem aus Göttingen nicht mehr wegzudenken.
Das HdK ist eine Selbstorganisation von Migrant*innen und bietet vielfältige
Angebote für Geflüchtete und Migrant*innen an, wie Beratung, Deutschkurse,
berufliche Qualifikation und andere integrative Maßnahmen.. Das Haus ist
mit dieser Vielfalt einzigartig in Göttingen. Darüberhinaus setzt sich
die Zukunfts-Werkstatt als Träger des HdK unermüdlich gegen Rassismus
und für das Grundrecht auf Asyl ein. Die Zukunftswerkstatt hat durch unermüdlichen
Einsatz, das Haus nicht nur einfach ausgebaut, sondern zu einem wichtigen
und lebendigen Ort in Göttingen gemacht, an dem sich alle Menschen und
Gruppen treffen, vernetzen, organisieren aber auch feiern können. Der
AK Asyl arbeitet seit vielen Jahren mit der Zukunftswerkstatt zusammen.
Nicht nur haben wir gemeinsame Veranstaltungen durchgeführt. Auch für
Veranstaltungen und Vernetzungstreffen des AK Asyl stellt das Haus der
Kulturen immer Räumlichkeiten zur Verfügung. Solche Räumlichkeiten gibt
es andernorts in Göttingen einfach nicht. Wir konnten hier schon Vernetzungstreffen
mit der sudanesischen Community abhalten oder mit Roma und Romnija sowie
bundesweite Treffen von we'll come united durchführen. Die Bundesanstalt
für Immobilienaufgaben hat nun das Haus mit fadenscheinigen Begründungen
gekündigt. Schon zum 20. Oktober 2025 soll die Zukunftswerkstatt das Haus
geräumt haben und die Schlüssel abgeben. Angesichts dessen, was die Zukunftswerkstatt
selbst in das Haus investiert hat und der enormen Bedeutung des Hauses
für Göttingen ist das absolut zynisch. Damit wollen wir uns nicht einfach
abfinden. Das Haus der Kulturen muss erhalten bleiben!
Erklärung
Linksjugend 9.10.25
Linksjugend
Göttingen - Dem Haus der Kulturen wurde der Mietvertrag gekündigt. Zum
20.10. sollen die Nutzer:innen ihre Schlüssel abgeben. Zuvor ist das Gleiche
bereits mit dem Atelierhaus geschehen. Vorgeschoben wurden dafür Brandschutzmängel,
die bei einer Begehung zuvor festgestellt worden waren und in der Zwischenzeit
bis zur Kündigung in Rücksprache mit dem Vermieter bereits teilweise behoben
worden sind. Betroffen davon sind mehrere Vereine im Kulturbereich und
der Integrationshilfe. Der Vermieter des Hauses ist das Bundesvermögensamt.
Wir sehen die Kündigung als gefährlichen Einschnitt in das kulturelle
Leben der Stadt und nicht kommerziell genutzte Räume. Gerade in Zeiten
des zunehmenden Authoritarismus ist es wichtig, zivilgesellschaftliche
Initiativen zu unterstützen, da sie Räume bieten, Demokratie zu üben und
eigenständiges Handeln zu erlernen.
Erklärung
Roma-Center 10.10.25
Solidarität mit dem Haus der Kulturen in Göttingen! Das
Roma Center erklärt sich solidarisch mit dem Haus der Kulturen (HdK) und
dessen Trägerverein Zukunftswerkstatt e. V. Wir sprechen uns entschieden
gegen die Kündigung des HdK durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
sowie für den dauerhaften Erhalt des Hauses der Kulturen aus. Das Haus
der Kulturen ist seit 1996 ein zentraler Ort der Selbstorganisation von
Migrant:innen und Geflüchteten in Göttingen. Das Roma Center ist seit
mehr als 20 Jahren mit dem Haus der Kulturen verbunden. Viele Roma, die
vor den Jugoslawienkriegen geflohen und nach dem Krieg 1999 aus dem Kosovo
vertrieben worden sind, wurden in der Göttinger Weststadt untergebracht.
Obwohl diese Menschen vor Krieg, Entrechtung und Vertreibung geflohen
sind, haben sie in Deutschland kein Asyl bekommen und lebten Jahre oder
Jahrzehnte in Duldungen. Viele Roma in Göttingen schlossen sich zusammen
und gründeten 2006 das Roma Center, um für ihre Rechte zu kämpfen. Das
Haus der Kulturen bot ihnen, wie auch vielen anderen Selbstorganisationen
von Migrant:innen und Geflüchteten, den Ort, wo sie sich treffen konnten.
Auch nach Auszug des Roma Centers blieben wir dem Haus der Kulturen verbunden
und haben immer wieder mit ihm zusammengearbeitet. Das HdK steht exemplarisch
für Orte, die politische Partizipation, antirassistische Praxis und Emanzipation
ermöglichen. Hier wurden niedrigschwellige Angebote für Sprach- und Integrationskurse,
Beratung, Vernetzungstreffen und politische Aktionen geschaffen – oft
für Menschen, die sonst keinen Zugang zu solchen Räumen haben. Große Veranstaltungen
wie das Treffen von We’ll Come United 2018 zeigen die bundesweite Bedeutung
des Hauses für migrantische Selbstorganisation. Wir begrüßen, dass die
gestrige Bauausschusssitzung des Göttinger Stadtrats einen politischen
Konsens für den Erhalt des Hauses zeigte. Doch Solidarität darf nicht
nur symbolisch bleiben. Wir fordern konkrete Schritte von Stadt, Land
und Bund, die Kündigung zurückzunehmen und die Zukunft des Haus der Kulturen
langfristig zu sichern. Göttingen, 10. Oktober 2025 Roma Center e.V. Roma
Antidiscrimination Network Am Leinekanal 4
Weltladen
und AK Solidarische Welt e.V. 15.10.25
Mit Bestürzung und Unverständnis haben wir vom Arbeitskreis Solidarische
Welt e.V. die Mitteilung über die Kündigung an das Haus der Kulturen durch
die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) zur Kenntnis genommen.
Die Kündigung an sich ist in den heutigen Zeiten, die eine Einrichtung
wie das Haus der Kulturen zum Schutz von Menschen mit Migrationsgeschichte
vor rechter Hetze und Gewalt zunehmend wichtiger und dringender macht,
nicht nachvollziehbar. Eine so rigorose, plötzliche fristlose Kündigung
scheint durch nichts gerechtfertigt. Wir möchten unsere Solidarität bekunden
und hoffen sehr, dass die humanen, empathischen und aufgeklärten politischen
Kräfte unserer Stadt eine Aufhebung der Kündigung erwirken. Solidarische
Grüße vom Team des Weltladencafés / AK Solidarische Welt e.V.
Die
Linke Kreisverband Göttingen/Osterode 15.10.25
Worum
geht es der BImA eigentlich? Linke kritisiert fristlose Kündigung des
Hauses der Kulturen Göttingen, 15. Oktober 2025 Die Bundesanstalt für
Immobilienaufgaben (BImA) hat dem Haus der Kulturen in Göttingen fristlos
zum 20. Oktober gekündigt. Auch andere Einrichtungen, wie das benachbarte
Atelierhaus, waren zuletzt von Brandschutzmaßnahmen der Bundesanstalt
betroffen. Die Linke kritisiert das Vorgehen scharf. Lisa Zumbrock, Kreissprecherin
der Linken Göttingen/Osterode, ergänzt: „Das Haus der Kulturen macht seit
Jahrzehnten mit Sprachkursen, Beratungsangeboten und Bildungs- und Kulturveranstaltungen
unverzichtbare Arbeit für unsere Stadt, für die sie sogar ausgezeichnet
worden sind. Die Verantwortlichen des HdKs haben bereits Brandschutzaßnahmen
umgesetzt. Deshalb ist es schwer zu glauben, dass es der BImA hier nur
um Brandschutz geht. Wir fragen uns, was mit dem Gelände wirklich geplant
ist und stellen uns mit den Betroffenen zusammen gegen die Räumung.“ Maren
Kaminski, Bundestagsabgeordnete der Linken aus Hannover, erklärt: „Das
Haus der Kulturen ist ein zentraler Ort des Austauschs und der Begegnung
in Göttingen. Hier wird wichtige Arbeit für Migrant:innen, Geflüchtete
und Jugendliche geleistet. Ich habe eine parlamentarische Anfrage an die
Bundesregierung gestellt, um zu erfahren, wie man vor diesem Hintergrund
die Kündigung rechtfertigen will. Es ist nicht akzeptabel, dass eine Bundesbehörde
eine so wichtige Einrichtung vor die Tür setzt, ohne ihnen die Möglichkeit
zu geben, die Auflagen zu erfüllen.“ Die Linke fordert von der BImA einen
Stopp aller Räumungspläne. Öffentliche Gebäude müssen dem Gemeinwohl dienen.
KAZ Kommunikations-
und Aktonszentrum 16.10.25
Das HdK ist in Göttingen mit seinen soziokulturellen Angeboten, der Möglichkeit
Räume für Feiern und Kulturveranstaltungen sowie Bildungsangebote zu nutzen,
unverzichtbar! Mit der Schließung des HdK würde Göttingen einen Ort verlieren,
an dem unzählige Engagierte seit 30 Jahren Demokratiearbeit leisten –
ein soziokulturelles Zentrum in der Göttinger Weststadt, das insbesondere
durch seine Niederschwelligkeit von Zielgruppen genutzt wird, die von
keiner anderen Einrichtung erreicht werden. Das KAZ fordert die kommunale
Politik und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) auf in einen
Dialog zu treten um eine Lösung für den Erhalt des HdK zu finden.
VHS Göttingen Osterode
gGmbH 16.10.25
Die Kündigung des Hauses der Kulturen (HdK) hat bei uns Unverständnis
und Empörung ausgelöst. Bereits der kurzfristige Rauswurf von Künstler*innen
aus dem benachbarten Atelierhaus hat die Kunstszene in Göttingen empfindlich
gestört, gibt es doch ohnehin zu wenig Raum für professionelle und Laien-Kreativität
in der Stadt - was wir gut einschätzen können, da wir selbst auf der Suche
nach Atelierraum für unsere Kunstangebote sind. Auch Lehrkräfte unserer
Einrichtung waren persönlich betroffen und mussten über Nacht neue Lösungen
für ihre künstlerische Arbeit finden. Dass jetzt das HdK in gleicher Weise
vor die Tür gesetzt wird, ist ein Nackenschlag für alle, die sich ehrenamtlich
oder beruflich für Bildungs- und Integrationsarbeit in der Region einsetzen.
Wir arbeiten bei der VHS im Dienst derselben Ziele, könnten aber die Leistungen
des HdK niemals auffangen. Politische Arbeit, künstlerische und sprachliche
Bildung in einer Stadt benötigt Vielfalt der Angebote, Kooperation und
kollegiale Konkurrenz, um wirken zu können. Ein funktionierendes kulturelles
Zentrum aufzubauen, dauert Jahre. Ihm seine Räume zu nehmen, bedeutet
die Arbeit all dieser Jahre zu zerstören. Das ist nicht nur gesellschaftlich
schädlich, sondern auch wirtschaftlich unvernünftig. Wir wünschen den
Kolleg*innen vom HdK viel Erfolg bei der Verteidigung ihres Standortes!
Mit freundlichen Grüßen
Rechtsanwaltskanzlei
für Migrationsrecht 16.10.25
Stellungnahme der Kanzlei für Migrationsrecht Deery & Jördens, est. 1983
Waldmann-Stocker zur Kündigung des Mietverhältnisses mit dem Haus der
Kulturen (Zukunftswerkstatt e.V.)
Als Kanzlei für Migrationsrecht begleiten wir Menschen mit Flucht- und
Migrationsgeschichte in rechtlichen und integrationsbezogenen Fragen.
Aus unserer täglichen Arbeit wissen wir, wie zentral niedrigschwellige,
interkulturelle Begegnungsorte sind. Sie ermöglichen Teilhabe, schaffen
Vertrauen und stärken das gesellschaftliche Miteinander. Das Haus der
Kulturen in Göttingen ist ein solcher Ort – und seit fast drei Jahrzehnten
ein unverzichtbarer Bestandteil der lokalen Integrationslandschaft. Die
fristlose Kündigung des Mietverhältnisses durch die Bundesanstalt für
Immobilienaufgaben (BImA) sowie die kurzfristig angesetzte Räumung des
Hauses bis zum 20.10.2025 nehmen wir mit großer Sorge zur Kenntnis. Das
Haus der Kulturen ist weit mehr als ein Mietobjekt: Es ist ein interkulturelles
Zentrum von herausragender Bedeutung für die Stadtgesellschaft. Es bietet
Bildungs-, Kultur- und Beratungsangebote, unterstützt zahlreiche Migrant*innen-Selbstorganisationen
und fördert aktiv demokratische Teilhabe. Das Haus der Kulturen ist daher
ein etablierter und unverzichtbarer Ort der interkulturellen Arbeit, der
in Göttingen eine zentrale Rolle für den gesellschaftlichen Zusammenhalt
spielt. Wir fordern die BImA daher eindringlich auf, die Kündigung zurückzunehmen
und mit der Zukunftswerkstatt e.V. in einen konstruktiven Dialog einzutreten.
Ziel muss es sein, eine einvernehmliche Lösung zum Erhalt dieses wichtigen
Ortes für Integration und Teilhabe zu finden.
Mit Nachdruck Claire Deery Rechtsanwältin
boat people projekt
17.10.25
Das Team von boat people projekt erklärt sich solidarisch mit dem Haus
der Kulturen (HdK) und seinem Trägerverein Zukunfts-Werkstadt e.V. als
einer einzigartigen Institution der Demokratieförderung in Göttingen und
der Region. In seiner seit 30 Jahren vom Ehrenamt getragenen Struktur
stellt das Haus der Kulturen eine einmalige Stätte der Bürgerbeteiligung
an der demokratischen Ordnung dar. Mit dem Haus der Kulturen verbinden
uns nicht nur die Themen Flucht und Migration als inhaltliche Schwerpunkte
unserer Arbeit, sondern auch das Bestreben nach Vielfalt und Multiperspektivität.
Es ist unser gemeinsames Ziel, allen Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft,
ihrem Aufenthaltsstatus oder ihrer wirtschaftlichen Situation einen Zugang
zur kulturellen und gesellschaftlichen Teilhabe zu ermöglichen. Wir stehen
in einer Kooperationspartnerschaft, die uns erlaubt bei soziokulturellen
Theater-Projekten die Räumlichkeiten im HdK zu nutzen und damit einen
niederschwelligen Zugang zu Zielgruppen zu haben, die wir alleine schwer
erreichen könnten. Mit der Schließung von HdK ginge der Stadt und dem
Landkreis Göttingen nicht nur ein etabliertes soziokulturelles Zentrum
verloren, das ein besonderes Vertrauen bei Menschen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte
genießt, sondern auch ein Veranstaltungsort, das von allen Bürger*innen
der Stadt genutzt wird. Der Verlust dieses Hauses würde den Verlust einer
Kultur- und Begegnungsstätte bedeuten, an dem Demokratie und Vielfalt
gelebt wird. Wir begrüßen die Geschlossenheit der Göttinger Politik, sich
für das Weiterbestehen von HdK einzusetzen und appellieren dringend an
die Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten, eine Lösung für seinen
Erhalt zu finden. Das Team von boat people projekt
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Zu
den Erklärungen der SPD
Bis 15.10. war uns keine offizielle Pressemitteilung und Stellungnahme
der Partei bekannt aber Florian Möller vom Vorstand des SPD-Stadtverbandes
hat auf Instagramm ein kurzes Video veröffentlicht mit dem eingeblendeten
Text. "Für die SPD Göttingen ist klar, wir stehen hinter
dem Haus der Kulturen und setzen uns dafür ein, mit allen Beteiligten
eine konstruktive Lösung zu finden (...) Umso wichtiger ist es jetzt,
eine zukunftsfähige Perspektive zu erarbeiten (...) setzen uns dafür
ein mit allen Beteiligten eine konstruktive Lösung zu finden, um
Räume zur Begegnung zu ermöglichen".
OB Broistedt erklärt
in einer Pressemitteilung am 16.10. "Ich habe die Bundesanstalt daher
dringlichst gebeten, von der ausgesprochenen Kündigung abzusehen und eine
Lösung im Sinne des Vereins zu suchen oder ihm und allen im Haus tätigen
Initiativen alternative Räumlichkeiten zur Verfügung
zu stellen."
Anmerkung:
Hier gilt es auf die Formulierungen zu achten: Statt davon zu sprechen,
dass das Haus der Kulturen ERHALTEN werden soll, wird vom Versuch gesprochen
"Räume zur Begegnung zu ERMÖGLICHEN" - Die gibt es
bereits ! Oder "alternative Räumlichkeiten zur Verfügung
zu stellen" es geht darum, die bestehenden Räume am Standort
zu ERHALTEN! Broistedt und SPD-Stadtvorstand vermeiden es, sich deutlich
für einen Verbleib des HdK am Standort auszusprechen. Es ist für Politiker
einfacher zu sagen "Ich helfe Euch bei der Suche nach anderen Räumen'
als: "Ihr müsst raus aus dem Haus". Also HdK BLEIBT! Statt ausziehen in
irgendwelche anderen Räume die nie und nimmer so viel Platz bieten würden
Als Ziele der Wohnungspolitik in Göttingen schreibt die SPD es sollten
"verstärkt Bebauungsflächen in peripher gelegenen Ortsteilen"
ausgewiesen werden. Es wäre interessant zu erfahren, ob dabei auch
an das Gelände der BImA gedacht ist.Es gibt viele Anzeichen dafür,
dass das gesamte Gelände für neue Gewerbeimmobilien oder Wohnungsbau bereit
gemacht werden soll. Das HdK soll am Standort bleiben und nicht in "alternative
Räumlichkeiten" verschoben werden.
Zu
den Erklärungen der GRÜNEN
Bis heute 15.10.
ist uns keine offizielle Pressemitteilung und Stellungnahme der Partei
bekannt Bei einer Besprechung im HdK mit Vertreter*innen von Organisationen,
Initiativen und anderen Nutzer*innen war Marie Kollenrott (MdL Wahlkreis
Göttingen Stadt) anwesend.
Auf Instagramm
gruenegoe heisst es (ab 11.10) : "Stimme erheben für das Haus
der Kulturen Göttingen! Die fristlose Kündigung durch die Bundesanstalt
für Immobilienaufgaben bedroht die Existenz eines der wichtigsten Orte
kultureller Vielfalt in Göttingen. Ein Ort, an dem Begegnung, Austausch
und Zusammenhalt gelebt und vermittelt werden. Umso bedenklicher ist es,
dass offenbar keine hinreichenden Bemühungen unternommen wurden, um gemeinsam
Lösungen für bestehende Brandschutzauflagen zu finden, sondern stattdessen
eine Kündigung ausgesprochen wurde. Sicherheit ist zweifellos wichtig
– sie muss gewährleistet werden, darf aber kulturelle Infrastruktur nicht
gefährden. Statt einer fristlosen Kündigung braucht es jetzt den klaren
Willen, den Fortbestand des Hauses der Kulturen zu sichern. Statt Türen
zu schließen, braucht es den (politischen) Willen, sie offenzuhalten!
Die Stadt Göttingen braucht kulturelle Vielfalt – sie ist ein wesentlicher
Bestandteil eines offenen, demokratischen Miteinanders und das Herz einer
solidarischen Stadtgesellschaft. Sollte sich
am bisherigen Standort keine tragfähige Lösung für die Brandschutzanforderungen
finden lassen, muss eine alternative Perspektive für das HdK entwickelt
werden. Göttingen kann und darf sich keinen Verlust dieser
Art leisten! Gemeinsam sind wir deswegen von allen Ebenen aus bemüht uns
im Austausch mit allen betroffenen Akteuren mit Nachdruck für eine konstruktive,
tragfähige Lösung einzusetzen! Zeigt Solidarität, teilt den Beitrag und
macht Druck – für das Haus der Kulturen, für Vielfalt, für Göttingen!
Kommt gerne am 20.10.25 um 11:30 Uhr zur Kundgebung am Haus der Kulturen."
Übrigens:
Im 13 köpfigen Verwaltungsrat der BImA sitzt von den Grünen
Omid Nouripour, Vorsitzender der Kommission des Ältestenrates für Bau-
und Raumangelegenheiten, Mitglied des Deutschen Bundestages.
Anmerkung:
Auch hier auffällig die Formulierung "Sollte sich am bisherigen
Standort keine tragfähige Lösung für die Brandschutzanforderungen finden
lassen, muss eine alternative Perspektive für das HdK entwickelt werden."
Unser Verdacht verdichtet sich, dass diese Formulierungen aufgrund bekannter
Planungen für das BImA-Gelände gewählt werden.
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