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Göttinger Drucksache (GöDru)

Goedru - Stadtinfo gegen Krieg und Zensur
2011 Zum Thema Goedru und Internet
2004 Als goest sich einmal Sorgen um die goedru machte
GoeDru Perspektivendiskussion 2000
GöDru-Online-Archiv gescheitert

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c/o Buchladen Rote Straße,
Nikolaistr. 7, 3703 Göttingen

Printmedium "Göttinger Drucksache" wurde eingestellt

22.4.16 / Im Februar 2016 hat die Göttinger Drucksache ihr Erscheinen nach 25 Jahren eingestellt. Allein diese Durchhaltedauer war eine Bestätigung für das Grundkonzept "Wöchentlich, 4 Seiten, wenig Kosten, Spendenbasis" Am Anfang war die GöDru ein Teil der Anti-Kriegs-Proteste. In der weiteren Entwicklung wurde eine Verbreiterung auf lokale Themen als "unpolitisch" abgelehnt. Dies drückte sich exemplarisch an der Geringschätzung eines Konfliktes um die Sperrung des Baggersees aus. Die gewaltsame Enfernung der Dornengewächse stellte das gesellschaftliche Interesse über Eigentumsrechte. Dies als "unpolitisch" zu bezeichnen zeugte von einem sehr eingeschränkten Politikbegriff. Die Beschränkung auf Szenethemen machten die Drucksache über die Jahre immer mehr zu einer Art linkem Vereinsblättchen. Gleichzeitig drängte sich die Internetnutzung immer mehr als Alternative für Informationsbeschaffung und Kommunikation auf. Immer weniger griffen zum Papier-Info. Zum Verhältnis GöDru / Internet hatten wir in goest 2011 einige Überlegungen veröffentlicht, die leider ohne Wirkung auf die GöDru geblieben sind. Die Chance einer Kombination von Print und Internet wurde vertan. Jetzt aber heisst es plötzlich in der letzten Ausgabe der Drucksache orakelnd: "Das Ende der göDru ist der Beginn eines anderen, neuen Mediums für Austausch, Debatte, Streit und Information." Bis jetzt Ende April ist darüber aber nichts weiter bekannt geworden.

 

Goedru Stadtinfo gegen Krieg und Zensur - Geschichte und Entstehung

Die goedru ist ein wöchentliches Stadtinfo, das als Medium gegen Zensur und Krieg 1991 gegründet wurde. Es umfaßt 2 bis 6 Seiten mit Veranstaltungshinweisen und Artikeln, die von LeserInnen/SchreiberInnen an das Blatt geschickt wurden. Im November 2004 erschien die Ausgabe Nr. 500, am 1.3.2008 die Nr. 600

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Ausgabe Nr. 1 Januar 1991
Bild links: Und so sah die allererste Nummer der "göttinger Drucksache gegen Krieg und Zensur" aus, Ausgabe Nr.1 erschienen am 23.1.91

Die Titelgeschichte "DGB.-Haus..." handelt von einer autonomen Frauen/Lesben-Gruppe die im DGB-Haus gegen halbherzige "5-Minutenstreiks" protestiert und den Generalstreik gegen Krieg forderte.

Impressum damals:
c/o ASta der Universität
Rosa-Luxemburg-Haus
Goßlerstr. 16a

Nicht mehr ganz nachvollziehbar, wieso bereits 2 Tage später am 25.1.91 die Nummer 2 der Goedru erschien, wahrscheinlich weil die erste wie man an der Ausgabe erkennen kann im Kopierverfahren hergestellt wurde und nur in geringer Auflage verteilt worden war, während andererseits die Ereignisse um den Irakkrieg damals schnell aufeinander folgten.

goedru2.JPG (34131 Byte)In der Terminspalte damals: "Autobahnblockade mit Fahrrädern" und "Blockade der Zietenkaserne"

Entscheidung gegen ein aufwändiges Magazin - die Lehre aus der "Göttinger Stadtzeitung"
Die erste Nummer der Göttinger Drucksache (GöDru) erschien am 23.1.1991. Vorausgegangen war eine öffentliche Diskussion im AStA-Gebäude um das Konzept eines zukünftigen Mediums. Dabei standen zwei Konzepte gegeneinander: das "Magazin-Konzept" als aufwendiges Zeitschriftenprojekt und das "small is beautiful-Konzept" mit 4 Seiten kostenlos spendenfinanziert und wöchentlich aktuell.
Glücklicherweise setzte sich letzteres Konzept durch, Projekte mit Magazincharakter wie Stadtzeitung und Pampa existieren nicht mehr weil sie zu teuer und zu aufwendig waren. 4 Seiten hingegen kriegt man immer voll und auch finanziert.

Finanzierung: soviel spenden pro Monat, wie 2 Bier kosten
Die Finanzierung der Godru propagierte damals folgende Überlegung: 2 Bier kosten (damals) 5 DM - also spendet 2 Bier pro Monat für die Goedru, damit können 4 Ausgaben finanziert werden.
Und es klappte zusammen mit regelmäßigen "Zeitungsbällen" im Juzi immer wieder neue Ausgaben der Goedru zu finanzieren.

Sind wir nicht alle ein bißchen goedru?
Bewundernswert war, wie es gelang, trotz polizeilicher und juristischer Pressionen im April 1997 weiterhin die Arbeit aufrecht zu erhalten. Der Verein zur Förderung alternativer Medien, der später gegründet worden war und Geld für die Goedru sammelte konnte nicht für den Inhalt verantwortlich gemacht werden und eine Redaktion ließ sich auch nicht ausmachen. Es wurde klar gemacht: Alle sind goedru - die schreiben und lesen. Etwas, was herkömmlichen Medienmachern natürlich nicht in den Kopf will und wofür die Pressegesetze eigentlich auch nichts parat haben, außer Impressums-Bestimmungen. Bei einer Protestkundgebung von goedru-Fans auf dem Marktplatz kam der Satz über Lautsprecher: "Sind wir nicht alle ein bißchen goedru?"

 

Zum Thema Goedru und Internet

10.2.11 / Wenn es um die Zukunft der goedru geht wird inwischen auch über die Alternative Internet diskutiert. Dabei spielten viele Themen eine Rolle, die bereits in der Vorläuferdiskussion zu goest mit der Veranstaltung "Netzpolitik" 1996 geäußert wurden und auch in späteren Texten von goest zu finden sind: Die Fragen von Internet und Überwachung, die Frage des Verhältnisses von direkter persönlicher Kommunikation zu technisch vermittelter Kommunikation usw. Als 2004 die goedru mehrfach über Geldsorgen berichtete, wurde in einem goest-Artikel u.a. Überlegungen bezüglich der Internetnutzung eingebracht.

Aus den goest-Artikeln, die sich mit den Perspektiven der goedru beschäftigten seien einige Hinweise noch einmal hervorgehoben. 2004 wurden "Möglichkeiten des Offenen Auftretens" erörtert, weil damals zu beobachten war, dass die Verteilung der jeweiligen Ausgabe offensichtlich Schwierigkeiten machte und viele goedrus unverteilt an den Abholstellen liegen blieben. Deshalb wurde gefragt, ob dem abgeholfen werden könnte indem die Drucksache zu einem presserechtlich abgesicherten Medium umgewandelt wird. Damit wäre eine offensive öffentliche Verteilung ermöglicht worden.
Die meisten Artikel der goedru könnten durchaus offen publiziert und elektronisch archiviert werden, ohne dass hierfür jemand juristisch belangt werden könnte.
Mehrere Versuche der parallelen Online-Ausgabe scheiterten leider. Gerade für Zeiten der Geldknappheit wäre der Verzicht auf Druckkosten durch Veröffentlichung im Internet eine Lösung. Wenn Schwierigkeiten mit dem Verteilen dazu führen, dass die Ausgaben liegen bleiben, wäre die Verteilung über Internet eine Lösung. Die Redaktionsarbeit die Artikel aus Email-Zulieferungen zusammenfassen könnte wäre auch einfacher als das umständliche Verfahren mit der Anlieferung von Datenträgern ...

ABER ... An anderen Stellen in goest bzw. schon in der Netzpolitik-Diskussion 1996 wurden die Grenzen des offenen Arbeitens benannt, die sich durch Repression und Überwachung ergeben. Dies gilt sowohl für die Papierversion als auch Publikationen in elektronischen Medien. Insbesondere die Diskussionsforen und Kommentarfunktionen offenbaren Diskussionsstrukturen und ermöglichen den bequemen Einblick in Gruppenzusammenhänge, insbesondere wenn Streit zwischen verschiedenen politischen Fraktionen ausgetragen wird. Die Anonymität ist durch IP-Nummern-Speicherung der Provider ausgehebelt. Auf Anforderung hin müssen Provider Identität der User und der Userdaten an Polizei und Geheimdienste herausgeben. Unter diesen Bedingungen schreibt und diskutiert niemand z.B. Blockade-Aktionen bei Demonstrationen oder veröffentlicht entsprechende Aufrufe. Und schließlich wäre die Redaktion über Email-Netzwerke einfach zu überwachen - eine Verschlüsselung der Email-Inhalte wäre nur ein begrenzter Schutz. Dies verhindert nicht die Analyse der Kommunikationsverbindungsdaten.

Zwar könnte man überlegen, wie es technisch zu machen sei, auch im Internet so anonym zu veröffentlichen wie mit einer goedru auf Papier, die Frage ist aber, ob sich der Aufwand lohnt. Wegen dieser Problematik Internet, Überwachung, Aufwand ... sollte aber nicht die Chance vertan werden, das Medium Internet für all jenes zu nutzen, das rechtlich ohne Gefahr oder mit geringem Risiko veröffentlicht werden kann. Zumal die Artikel der goedru ja schon mal als Dateien vorliegen könnte eine Auswahl durchaus einfach an befreundete Internetseiten weitergeleitet werden.
Wenn es keine Repräsentanz der goedru im Netz gibt, wird die Entwicklung sie marginalisieren. Durch eine sekundäre Verbreitung einer großen Zahl von Internetseiten wären sowohl die goedru als auch die einzelnen Internetseiten vor Zensur geschützter.

 

GöDru-Online-Archiv gescheitert

Januar 2005 / In der Goedru Nr. 504 vom 14.1.05 stand auf der Titelseit zu lesen:

"Vor einiger Zeit sprach man sich gegen eine Online-Version der GöDru aus, u.a. mit der Begründung, dass dadurch der Domainanmelder greifbar wäre. Wer trotzdem die Göttinger Drucksache bequem online lesen will, kann ab sofort auf www.goedru.de.tf gehen In dem dort bereitgestellten Archiv sind alle GöDrus ab der 501 abrufbar. Das Archiv wird jeden Samstag aktualisiert."

Von der genannten Webseite können die GöDru-Seiten jeweils Seite für Seite als PDF-Datei heruntergeladen werden. Der Eigner der Webpage schreibt auf der ersten Seite:

"Achtung: Diese Seite ist nicht die Internetpräsenz der Göttinger Drucksache. Diese Seite ist lediglich zur elektronischen Bereitstellung der Göttinger Drucksache gedacht. Des weiteren wird sich an dieser Stelle ausdrücklich von dem Inhalt der Göttinger Drucksache distanziert. Ich habe keinen direkten Einfluss auf den Inhalt der Göttinger Drucksache."

Es ist absolut blauäugig a) zu glauben dass sich trotz des Versteckspiels mit den Domains nicht herausfinden läßt, von wem diese Webseite kommt und b) zu glauben, man könne sich vor den presserechtlichen Folgen schützen, wenn man sich von einem Inhalt distanziert, den man selbst ins Netz stellt.
Am 20.1.05 als bereits die Nr. 504 seit 5 Tagen vorlag waren fehlten leider immer noch die GöDrus Nr. 503 und 504.
Praktikabler, benutzerfreundlicher und beruhigender wäre ja eine HTML-Version mit Inhaltsverzeichnis zum anklicken der Artikel, mit Fotos, rechtlich unangreifbarem korrektem Impressum und Inhalt. Aber man kann ja nicht alles haben ...

Nachtrag: .....und schon wieder am Ende
Am 6.3.05 und danach : Wer die Seite aufruft sieht die Anzeige "Seite nicht auffindbar" dann kommt Werbung und sonst nichts mehr! Das wars wohl leider schon wieder!

 

Als goest sich einmal um die goedru Sorgen  machte ...

2004 /Nach mehreren NutzerInnen-Treffen hat sich die Lage der Göttinger Drucksache erfreulicherweise stabilisiert so dass dieses absolut unabhängige Basismedium weiterhin erhalten bleibt. Dennoch sind die Themen Finanzierung der Druckkosten und Organisation der Verteilung immer wieder ein Problem. Der Wert eines solch unabhängigen Mediums wird wahrscheinlich erst deutlich in einer Situation in der aus staatstragenden Erwägungen heraus die Printmedien, Hörfunk, Fernsehen und Internet eingeschränkt werden. Das hindert uns natürlich nicht, auch einmal etwas kritisches zur Drucksache zu sagen.

2003 GöDru - Geldmangel - Verteilungsmängel
Seit Juli blinken die Warnlampen der göDru-Redaktion in den Artikeln. Das Aus wird für den Zeitraum Mitte Oktober angekündigt. Etwas unverständlich  ist, dass die göDru einerseits am 5.9.03  schreibt, dass sie  nicht wüßten "...wie in Zukunft die doch seit der Sommerpause recht üppigen Infos unter die Leute kommen sollen" und sich andererseits beklagt, dass sie nicht genügend Texte zum Veröffentlichen bekommt.
"Wenn es die Zeitung auch weiterhin geben soll, braucht sie zum Überleben das Engagement der Nutzerlnnen in Form von gesicherterVerteilung, aktiven Menschen, Artikeln über Veranstaltungen, Diskussionen, usw. sowie Geld." (Zit. GöDru)
Die Zeitung (...) wird kaum verteilt und verkommt zum Altpapier. Dazu sind Zeitaufwand und Risiko nun wirklich zu groß. (...) bitte nicht wieder die Frage warum wir nicht im Internet sind!! Wenn es einen Weg gäbe, wären wir es und die akuten Probleme wären trotzdem nicht gelöst" (Zit. GöDru)

Es wird im ersten Zitat oben gesagt, dass auch Geld fehlt. Durch das Internet würden z.B. die Druckkosten wegfallen aber das Internet wird als "keine Lösung" bezeichnet- warum? Weil nicht jede/r einen Internetzugang hat? Es ist auch keine Kontonummer mehr für Spenden angegeben - wie paßt das mit der Bemerkung, dass Geld gebraucht würde zusammen? Wie soll Geld gespendet werden?

Nachtrag 7.10.03 // Nachdem in der GöDru ein Artikel erschien, in dem stand, goest könne so etwas nur behaupten weil wir die göDru wohl nicht kontinuierlich lesen würden, sehen wir uns zu folgendem Nachtrag  genötigt:  In den Ausgaben Nr. 454, 455, 456, 457 und 458 ("558") der Drucksache war weder Spendenaufforderung noch Einzugsermächtigungs - Coupon zu finden - In eben jenen Ausgaben in denen auch die SOS-Rufe für das Überleben der GöDru zu finden waren. Und wir fragen uns deshalb: Lesen die Leute die den Artikel in der GoeDru geschrieben haben eigentlich selbst die GoeDru?

Das Risiko von Überwachung, Polizei und Staatsanwaltschaft
Wenn die göDrus schreiben, dass sich "das Risiko nicht mehr rechtfertige" verweist dies auf ein ernstes Problem. Das Problem der juristischen oder auch polizeilichen Konsequenzen bei den Veröffentlichungen der göDru  wären auch nicht mit der Internet-Version gelöst. Die göDru-Redaktion wie auch der Trägerverein waren in der Vergangenheit mehrfach Ziel polizeilicher, staatsanwaltlicher Angriffe. Der ehemalige Trägerverein steht inzwischen vielleicht deshalb schon garnicht mehr im Impressum. Wer sich offiziell greifbar macht als Verantwortliche/r für die göDru, hätte sicher öfter irgendwelche Anzeigen am Hals. Genau dieses Problem aber hätte man auch, wenn man mit der göDru ins Internet ginge, da im Internet durch die Anmeldung einer Homepage eine verantwortliche Person identifizierbar wird.

Nachtrag 17.10.03 In der GoeDru werden die Hinweise auf polizeiliche/staatsanwaltschaftliche Repression als falsche Information bezeichnet: Wir weisen dennoch auf die Einschüchterungsversuche z.B. im Zusammenhang mit der Polizeiaktion am 11. August 1998 und eine >> Dokumentation hin, aus der auch folgender Auszug stammt: "Im April 1997 drangen zivile Polizisten in die Räume der Bildungseinrichtung "Arbeit und Leben" ein, um dort die "Redaktion" der wöchentlich erscheinenden "göttinger Drucksache" zu suchen. In einem der Räume trafen sie auf acht Personen, die flugs nun zu Redakteuren der "drucksache" ernannt wurden. Gegen die Zeitung wurde ermittelt wegen "Billigung von Straftaten" durch einen Bericht zum Castor-Transport und Verstoß gegen das niedersächsische Pressegesetz. Die Verfahren wurden mangels Beweisen und wegen Verjährung eingestellt."

In dem Moment wo die Linke schwächer und zahlenmäßig kleiner wird, wird  der göDru als Insider-Veröffentlichungs-Organ auch der Schutz durch eine mobilisierbare Basis entzogen, das Risiko steigt. Das Risiko, von repressiven Maßnahmen betroffen zu werden besteht ebenso bei der Verteilung der göDru. Dadurch wird es unmöglich die Verteilung  zB mit einem Stand auf dem Marktplatz oder anderweitig öffentlich zu betreiben, die VerteilerInnen würden ins Visier der Staatsanwaltschaft kommen. Dies kann nicht einfach mit einem Apell zum Engagement der NutzerInnen gelöst werden. Die bisherige Verteilung aber ist anscheinend äußerst ungenügend - viele Exemplare vergangener Ausgaben gammeln vor sich hin.

Szene-Blatt oder über den Tellerrand hinaus?
Die Frage stellt sich, ob zum gegenwärtigen Zeitpunkt wirklich der wesentliche Inhalt der Zeitung verloren ginge, wenn die jeweilige Ausgabe juristisch "wasserdicht" gestaltet würde und somit eine offensive öffentliche Verteilung ermöglicht würde. Diese Frage ist wirklich nicht leicht zu beantworten. Denn wenn man an die Zeiten denkt in denen größere Bewegungen von der Repression betroffen waren (z.B. Anti-AKW, Volkszählungsboykott, wo sogar Info-Telefone einfach gekappt wurden usw) war man froh über das "Stadtinfo gegen Krieg und Zensur". In solchen Fällen wird die freie Meinungsäußerung ruckzuck eingeschränkt und dann ist ein Blatt wie die göDru unverzichtbar.
Andererseits könnte eine Etablierung als öffentliches Blatt gegenwärtig mehr Wirkung entfalten und auch ein Schutz sein, wenn Leute offen die goeDru verteilen könnten, wenn es z.B. ein offizielles göDru-Büro gäbe, wenn die goeDru-MacherInnen öffentlich auftreten könnten.
Damit sind zwei Konzepte aufgezeigt zwischen denen eine Entscheidung erfolgen muß. Wenn das Nachrichtenblatt von den Leuten für die es gemacht wird nicht mehr getragen wird, weil die Kräfte nicht ausreichen, dann bleibt u.E. eigentlich nur die zweite Variante übrig.
Göttingen braucht eigenständige kritische Medien - gegen die Dominanz einer einzigen Tageszeitung. Dazu gehört die Göttinger Drucksache! Das haben viele Jahre ihrer Existenz gezeigt. Das Konzept ist keinesfalls gescheitert - aber die Zeiten haben sich geändert - jetzt ist vorübergehend "Plan B" nötig.

 

Aus: Göttinger Drucksache Sonderausgabe Mai 2000:

Perspektivendiskussion der GöDru

"Auf zum 9. göttinger Zeitungsball - Nach etwas über einem Jahr ist es endlich wie der soweit, nächstes Wochenende findet der nächste ,,göttinger Zeitungsball" statt!
Vor etlichen Wochen, es nahte der Frühling in rosa und hellgrün - ganz modern im Zeichen der Zeit, die Nazis nervten, das offen rassistische Verhalten der Stadt bezüglich der Leute aus Bad Grund machte wütend..., mussten wir uns unbedingt was Gutes gönnen. Und so fingen wir an, den ,,9. göttinger Zeitungsball" zu planen. Damals hatten wir in unserer überschwenglichen Laune noch nicht so ganz realisiert, wie schlecht es in der göttinger Printmedienlandschaft aussah.
Mittlerweile hat uns die Realität allerdings eingeholt: der ,,pampa" geht's schlecht (die Vierteljahreszeitschrift Pampa ist inzwischen seit längerer Zeit eingestellt/ red/goest Sept 03), der ,,göttinger Drucksache" nicht besser, und nur das GT zu lesen, ist doch ein recht einseitiger Zeitvertreib. So soll's nicht sein! Und dass eine ganz Menge Leute auch dieser Meinung sind, hat das erste Treffen der Leserlnneninitiative für die ,,göttinger Drucksache" letzten Dienstag gezeigt (s.u.).
Der kommende Zeitungsball wird mit einer Veranstaltung zum Thema ,,Die HERRschende Meinung ist immer die Meinung der HERRschenden - Öffentlichkeit und Information (von unten) in Göttingen" eingeläutet. Eine Podiumsdiskussion, zu der ,,pampa - politik und kultur in göttingen" als Printmedium, ,,puk - politik und kultur", die Internet-Community, und ,,StadtRadio Göttingen" als Hörfunkmedium eingeladen sind. Themen werden u.a. sein: Verankerung in Göttingen, Publikumsbindung, Demokratisierung der Medien, Mediennutzung, Perspektiven für eine Medienlandschaftjenseits des Göttinger Tageblatts u.v.a. Damit die Veranstaltung nicht zur Spezialistlnnen-Diskussion wird, sind Fragen aus dem Publikum sehr willkommen.
Auf dem ,,Zeitungsball" warten dann übrigens nette kleine Überraschungen auf euch, und auf alle die, die es schaffen, den Weg vor Mitternacht ins JuzI zu finden, eine ,,happy hour"!
Bis zum 13.5. im JuzI! Köpfe heiß reden ab 20.30 Uhr! Beine lahm tanzen ab 22.30 Uhr! Wir freuen uns auf euch!!

 

Berichterstattung in der Goettinger Drucksache über das Leserlnnentreffens am 25.4.2000

"Am 25.4. fand aus aktuellem Anlaß (siehe letzte Göttinger Drucksache) im T-Keller ein GöDru-Leserlnnentreffen statt. Die GöDru hatte in der vorigen Ausgabe deutlich gemacht, dass diverse Gründe ein weiteres Erscheinen in Frage stellten. Hierzu gehörte vor allem die Frage nach Resonanz und Sinn und Zweck der Zeitung, da die LeserInnenreaktionen in letzter Zeit doch deutlich abgenommen hatten, die Zeitung sich z.T. vorwiegend aus Artikeln, die aus anderen Zeitungen übernommen waren, zusammensetzte. Den ,,GöDrus" schien dementsprechend nicht mehr klar wer/welche diese Zeitung noch liest und ob es Sinn macht in der derzeitigen Situation die Zeitung weiterzuführen.
Zum eigentlichen Treffen: Das Treffen war überraschend gut besucht (ca. 45 Leute). Zunächst wurde versucht, unterschiedliche Einschätzungen bezüglich der Gründe für die ,,Sprachlosigkeit" innerhalb der (Göttinger) Linken darzulegen. Hierbei verwiesen viele auf die generelle Schwäche und auch teilweise Diskussionsarmut politischerZusammenhänge, als auch auf deutliche personelle Engpässe in verschiedensten Gruppen und Projekten, deren Auswirkungen natürlich auch eine Zeitung wie die Göttinger Drucksache früher oder später zu spüren bekommen mußte. Letztlich sei die Schwäche einer Zeitung, deren Machart nunmal von linken/links-radikalen Gruppen und Einzelpersonen abhänge, ein Spiegel der Schwäche der Szene. D.h. die nicht geführten Diskussionen in der GöDru seien letztlich spiegelbildlich für die fehlenden Auseinandersetzungen in der Linken. Es wurde relativ schnell deutlich, dass durchaus auch Resignation aufgrund des Wegbrechens vieler Strukturen und vor allem auch des Abwanderus oder ,,Raus-ziehens" einiger Leute ursächlich für die Probleme solcher Projekte wie das der GöDru sind. Weitere Gründe fürdie genannten Probleme wurden in der vielen Linken fehlenden ,,Positionierung gegen etwas" gesehen, da in den letzten Jahren (abgesehen vom Antifabeneich) viele einfache ,,Feindbilder" und nichtbinterfragte ,,Solidarisierungsziele" (nationale Befreiungsbewegungen etc.) weggebrochen seien. Nichtsdestotrotz schafften die Anwesendenjedoch relativ schnell, die resignative Stimmung und relative Perspektivlosigkeit hinter sich zu lassen, nichtzuletzt aufgrund der Tatsache, dass sich alle darüber einig waren, dass ein Wegfallen der GöDru der derzeitigen Szene in Göttingen eherdeutlich schaden, als zu einem Neuanfang oder neuen Ansatz führen würde und die ledigliche Reduzierung der Zeitung auf ein Terminblättchen allen zu wenig war. Viele waren auch der Meinung, dass die Zeitung durchaus noch häufig gelesen werde und ihre ArtikcI' Diskussionsgrundlage für viele Leute seien, auch wenn sich dies aufgrund verschiedenster Umstände nicht in der Zeitung niederschläge.
Im Folgenden begannen Überlegungen, wie die Zeitung unterstützt werden könne, ohne die Vorteile der Zeitung (relativ weite Verbreitung innerhalb Göttingens, Erreichen auch eines großen Teils ,,Nicht-SzeneZugehöriger", hohe Aktualität aufgrund wöchentlichen Erscheinens, einfache Möglichkeit Texte zu verbreiten, deren Inhalt in offiziellen Medien nicht erschienen (Konzept Gegenöffentl ichkeit) etc.) einzuschränken oder zu verlieren.
Als zentralen Punkt sahen alle die nochmalige Verankerung des ,,Prinzips Göttinger Drucksache" bei den LeserInnen, dass ehen alle die ihre Meinung loswerden wollen (klar mit gewissen Einschränkungen) dies tun können und eben nicht ein kleiner elitärer Zirkel vor sich hin textet, sondern die GöDru von allen gemacht wird. Technisch oder perspektivisch bezüglich der Umsetzung hielten die Anwesenden letztlich folgende Punkte fest:
- Die GöDru soll weiter erscheinen und zwar möglichst auch im wöchentlichen Rhythmus.
- Hierzu wird versucht die Zeitung stärker als bisher an Gruppen und Einzelpersonen zu binden, indem diese Zusagen machen bis zu wievielen Schwerpunkten verschiedener Ausgaben sie z.B. in einem Jahr gestalten könnten, ohne dass die Möglichkeit für alle nicht organisierten etc. das Blatt zu nutzen wegfällt (D.h., dass Leute z.B. ankündigen, dass sie im nächsten Vierteljahr 2 größere Artikel zu bestimmten Themen abliefern würden und somit 2 Ausgaben relativ sicher einen Schwerpunkt hätten. D.h. also nicht, dass diese Leute jetzt anfangen müßten die Termine etc. abzutippen oder die Zeitung nur aus diesen Artikeln besteht, sondern es geht eben darum für viele Nummern ein interessantes Grundgerüst zu haben, dessen drumherum jedoch weiter alle gestalten können.
Dies kann auch beinhalten, dass Gruppen verstärkt wieder den eigenen Diskussionsstand zu unterschiedlichsten Themen aufzeigen, oder Ergebnisse (ihrer) Veranstaltungen verbreiten können und somit eine stärkere Transparenz über die die Gruppen und Projekte beschäftigenden Themen entsteht.
Hierzu appellieren wir an alle LeserInnen bis zum Dienstag, 16.5.2000, Vorschläge in den GöDruBriefkasten im Buchladen Rote Straße zu werfen, inwieweit sie sich vorstellen können, den Schwerpunkt einer oder mehrerer Ausgaben zu übernehmen.Wir rufen weiter alle anderen auf, sich zu überlegen inwieweit sie sonst dazu beitragen wollen und können, dass diese Zeitung wieder und weiter erscheint.Daher kommt zum 2. Leserlnnentreffen, bei dem die Ergebnisse der bisherigen Reaktionen zusammengetragen werden sollen und weitere Perspektiven gefunden werden sollen. Dies findet höchstwahrscheinlich statt am Dienstag, dem 6. Juni um 19.30 Uhr im T-Keller."

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Artikelbeispiele 1999 und 2001
Kritik an Aktion KUNST  
>Ehrenbürgerin im SPUDOK gespeichert

Aus: Göttinger Drucksache Nr. 401, 26.6.2001:
Warum unterstützt Kultur die Stadt?

Am vergangenen Wochenende hat die Aktion ,,Kunst unterstützt Stadt", kurz KUNST, 11.000 DM gesammelt. Das ist das Ergebnis ihrer bislang größten Veranstaltung, der Göttinger ,,Kulturmeile" in der Innenstadt. Gleichzeitig hat die Göttinger Aktion den 2. Platz im GRIBS-Wettbewerb der grünen Landtagsfraktion gewonnen. Die Preisverleihung erfolgte am Dienstag - das Preisgeld beträgt 2.000 DM und soll in die Arbeit von KUNST fließen.
Nach verschiedensten Aktionen, Veranstaltungen und Konzerten ist die Initiative momentan in aller Munde und kann zur Halbzeit eine stolze Zwischenbilanz ziehen. Immerhin sind in dem Bündnis so verschiedene Kulturinstitutionen wie u.a. Deutsches und Junges Theater, musa, Göttinger Symphonie-Orchester (GSO), KAZ, Göttinger Literarische Gesellschaft u.v.a. vertreten. Ziel ist es, innerhalb eines Jahres 100.000 DM zu sammeln, die die Stadtverwaltung im Kulturetat gestrichen hat. Ist der Betrag erreicht, soll das Geld anteilig an die von Kürzungen betroffenen Einrichtungen verteilt werden. Die Göttinger Kultur hilft sich selbst. Ein ehrenwertes Vorhaben.

Der Anfang
Als im letzten Jahr die Kürzungsvorschläge des Göttinger Oberbürgermeisters Jürgen Danielowski im Kultursektor bekannt wurden, ging - wenn schon kein Aufschrei - ein Raunen durch die Kulturszene. Ging Jürgen D. doch soweit, die Legitimität von zwei Profi-Sprechbühnen in Frage zu stellen, beim Lumière zu sparen und im Personalbereich des KAZ und der musa zu kürzen. Selbst der Chef des geweihten Feuilletons im GT, Michael Schäfer, sah sich genötigt, das eine oder andere kritische Wort zu den Kürzungen im Bereich der freiwilligen Leistungen der Stadt zu verlieren. Eine Stadt steht Kopf ,,wie kann er bloß?"
In Windeseile wurde das ,,Bündnis gegen Danielowski" ins Leben gerufen, das Unterschriften zur Abwahl desselben sammelte. Und während das Juzi, als ein Dorn im Auge von Jürgen D. von dessen Sparwahn bedroht, im vergangenen Sommer mit anderen Initiativen eine solidarische Kundgebung und Performance am Kornmarkt initiierte, brachten andere schon längst ihre eigenen Schäfchen ins Trockene. Wie z.B. Willi Arnold von der Film- und Kinoinitiative, der in der Ratssitzung im Mai 2000 eine Unterschriftenliste gegen die geplanten Kürzungen im Lumière übergab. Oder beim Kungeln Horst Wattenberg, Geschäftsführer des Jungen Theaters und gleichzeitig als SPD-Ratsmitglied Vorsitzender des städtischen Kulturausschusses. Oder Vertreterinnen verschiedener Kultur-initiativen, die Besucherinnen einer Ratssitzung handgreiflich vom lautstarken Protest gegen die Kürzungspläne abhalten wollten. Die Karten waren klar verteilt: der angehende Schmusekurs der Göttinger ,,Kulturszene" sollte andere vom Sparwahn bedrohte Projekte in ein Solidarbündnis mit der Stadt drängen oder sie bleiben außen vor. So einfach ist die Rechnung, die mit der KUNST-Vereins-Gründung Ende 2000 vorgelegt worden ist. Um so unverständlicher, dass sich der ,,Faschings-Umzug" zur Unterstützung des Juzi im Februar d.J. krampfhaft solidarisch mit Projekten zeigte, denen das Juzi scheißegal ist.

Schon Ende des letzten Jahres zeigte sich auf der Podiumsdiskussion im Jungen Theater der Pferdefuss des KUNST-Projektes. Dort hatte der grüne Ratsherr und KUNST-Mitgründer Nils König seine Idee als Chance präsentiert, die städtischen Kürzungspläne für ein Jahr auf Eis zu legen. Dafür sollten die Kultur-Initiativen durch ehrenamtliche ,Benefiz-Veranstaltungen das defizitäre Loch füllen, so dass ein Jahr Zeit für weitere Überlegungen bliebe, woher das Geld kommen könne. Natürlich waren die anwesenden Kommunal-Politikerlnnen von dieser Idee begeistert: in Zeiten, in denen Ehrenamt und Benefiz verstärkt als Ersatz für die Erfüllung kommunaler Verpflichtungen herangezogen werden, ist ein Konzept wie das von KUNST hoch willkommen. Wie sonst könnte sich das Engagement von Initiativen für ihre Stadt" besser manifestieren als in der - kostenlosen- Werbung für den Standortfaktor Kultur. Denn: was soll man gestressten Managern anbieten, die im Anschluß an einem vollen Tag abends nach Zerstreuung lechzen? Die Aktion KUNST macht's vor: wenn alle ehrenamtlich mit anpacken, kriegen wir das schon hin. Und die Stadt braucht auch nicht mehr zu subventionieren - wir beuten uns schon selber aus. Der Maßstab, den KUNST für von Kürzungen bedrohte Projekte setzt, dient der Verwaltung als Argumentationshilfe, wenn es auch in Zukunft darum geht, den Rotstift anzusetzen. Ihnen hat die kulturelle Mittel- und Oberschicht einen Bärendienst erwiesen).

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