Bologna-Prozeß an der Universität
Protest gegen Bachelorstudienbedingungen 25.11.08
/ Mitteilung der protestierenden Studierenden
23.11.08 / Die Folgen der europäischen Bildungspolitik erreichen Göttingen - die Vereinheitlichung des Studiums zum Zwecke der stromlinienförmigen Ausrichtung auf die wirtschaftlichen Verwertungsinteressen wird nun im praktischen Alltag sichtbar. Die Verschulung durch die europaweit einheitlichen Bachelor-Studiengänge mit Abschluß nach 3 Jahren. Die entsprechenden politischen Verabredungen erfolgten auf einem Gipfel in Bologna - deshalb richtet sich der Protest gegen den "Bolognaprozess".
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Veranstaltung
gegen Bologna 2004 Schon
2004 wurde diese Entwicklung thematisiert: Hartmann
begann mit einem Rekurs auf die Studentenbewegung, die er aus der Sicht von den
USA aus schilderte, wo er damals studierte. Schon damals sei der Weg zur Knowledge
Factory sichtbar gewesen wie dies Motorola und die Walt-Disney anstrebten. Die
Aufspaltung in Bachelor und Master sei inzwischen sozusagen das Vorbild für die
heutige Umstrukturierung der europäischen Universitäten geworden; das bedeute
eine Verschulung an deren Ende die Lernfabrik stünde. Der Bachelor sei eine europaweite
Konstruktion, die nun in den einzelnen europäischen Ländern durchgesetzt werden
solle. Der Bolognaprozess sei der Versuch, Europa bis 2010 zu einem einheitlichen
Raum für die Umgestaltung des universitären Lehrbetriebs zu kommen. Bei der weiteren Darstellung griff Hartmann dann auf die bekannten Muster zurück: Taylorisierung, Fordismus, Modularisierung des wissenschaftlichen Lehrbetriebes. Die stromlinienförmig für Kapitalinteressen erfolgende Umstrukturierung des Lehrbetriebs sei das eigentliche Ziel, die Argumentation mit Sparmaßnahmen sei nur vorgeschoben um genügend Druck für die Umstrukturierung zu erzeugen. Danach bezog Hartmann diese Strategie auf die zunehmend Verbreitung findende Sichtweise von Schumpeters "schöpferischer Zerstörung". Staat und Unternehmer arbeiten im schumpeterschen Sinne Hand in Hand (private-public-partnerships) bei der produktiven Umgestaltung, bei der alte Strukturen zerstört und neue aufgebaut werden, was schließlich als Grundlage für die Erhaltung der wirtschaftlichen Weiterentwicklung angesehen werde. Detlef Hartmann
Hartmann gab mit seinem Vortrag wichtige Anregungen für die Analyse dessen, was an den Hochschulen zur Zeit passiert. Schade, dass es danach nicht gelang, eine Verbindung zu Fragen aktueller strategischer Orientierung in den Streikaktionen zu finden. Lediglich einmal wurde an den Vortragsinhalt angeknüpft mit der Frage, ob er z.B. auch die Philosophie für derart formalisierbar halte, dass sie in dieses geschilderte Konzept passe - was dann aber auch nicht weiter verfolgt wurde. Die übrigen Diskussionsbeiträge mußten sich vom Vortrag abkoppeln bei dem Versuch auf der universitären Alltagsebene anzukommen mit Fragen wie "Warum gibt es keine Motivation bei den Studierenden zur Kritik in den Seminaren an den Lehrinhalten" usw. Der Vortragsstil mit sehr vielen
assoziativen Sprüngen schien nicht besonders daran orientiert zu sein, dass die
ZuhörerInnen eine möglichst klare Darstellung geboten bekamen, sondern man gewann
zeitweise den Eindruck, dass Hartmann fast nur von Stichwort zu Stichwort sprang,
quasi als Anmerkung dafür, was alles nachgelesen werden müßte. Dies ist ja in
der Tat recht umfangreich, aber es nützt irgendwie nichts, wenn DiskutantInnen
nicht daran anschließen können. Auf einen Diskussionsbeitrag mit assoziativen
Kurz-Sprüngen zu Aristoteles, Diogenes und Faucault zu reagieren schien schon
fast eher den Unwillen zu signalisieren, darauf einzugehen. Veröffentlichungen Hartmanns (seit 2002)
Wer sich für diese Schumpetersche
Theorie interessiert findet eine gute Zusammenfassung des ursprünglichen Schumpeters
unter http://www.inwent.org/E+Z/1997-2002/ez7899-7.htm
und wen diese Konzepte von Bertelsmann interessieren findet unter
http://www.materialien.org/ , wo Hartmann in der Redaktion mitarbeitet
Hinweise auf entsprechende Unterlagen, Links etc. |