Samuel-Bogumil-Linde-Literaturpreis
Der 1996 von den beiden Partnerstädten Thorn (Torun) in Polen und Göttingen gemeinsam gestiftete Literaturpreis ist nach dem Sprachforscher Samuel Bogumil Linde (1771 1847) benannt, der das Wörterbuch der polnischen Sprache, das erste historische und vergleichende Wörterbuch überhaupt, begründet hat. >> www.lindepreis.goettingen.de Mit
dem Preis soll "das Wirken polnischer und deutscher Schriftsteller/innen
und Geisteswissenschaftler/innen für Verständigung, Versöhnung und freundschaftliche
Zuwendung zum jeweiligen Nachbarn" gewürdigt werden.
Es werden Autoren ausgezeichnet, deren Wort Ideale und Werte schafft, die Menschen,
Gesellschaften und Nationen zum gemeinsamen Gespräch führen. Der
Preis kann Autoren zuerkannt werden, die auf den Feldern "Lyrik, Prosa,
Drama, Essayistik, Literaturkritik, Publizistik, Übersetzung und Edition"
Hervorragendes geleistet haben. PreisträgerInnen Der Preis, der im jährliche Wechsel in Torun und Göttingen überreicht wird, war früher mit jeweils DM 6.000 und ist jetzt mit jeweils 5000 Euro dotiert (Bis jetzt noch ... denn im Zuge der Sparmaßnahmen wurde 2010 daran gedacht auch hier zu kürzen) Jury
Samuel-Bogumił-Linde-Preis des Jahres 2016 an Kazimierz Brakoniecki und Jan Wagner. Der zum 21. Mal vergebene Samuel - Bogumil - Linde – Literaturpreis geht für das Jahr 2016 an den polnischen Dichter und Literaturkritiker Kazimierz Brakoniecki und an den deutschen Lyriker und Schriftsteller Jan Wagner. Der Preis wird am Sonntag, 19. Juni 2016, 11.00 Uhr im Alten Rathaus der Stadt Göttingen verliehen. Beide Preisträger und eine Delegation aus Torun werden anwesend sein. Kazimierz Brakoniecki, geboren 1952 in Barczewo (Polen), studierte Polonistik und Museologie an der Universität Warschau. Im Jahr 1975 publizierte er seinen ersten Gedichtband „Verwachsungen“. Als Übersetzer französischer Literatur wurde er 1995 Leiter des Polnisch-Französischen Zentrums in Olsztyn. Brakonieckis Werk erinnert an die Lyrik des großen Dichters Walt Whitmann. Das Hervorheben des Lyrischen Ichs zeichnet seine Dichtungen aus, die mit etlichen Ehrungen gewürdigt wurden:Unter anderem mit dem Stanislaw-Pietak-Preis (1991), der Zygmunt-Gloger-Medaille (1998) und dem Preis des polnischen UNESCO-Komitees (2007). Auswahl wichtiger Werke: Verwachsungen (Zrosty), 1979, Identität (Tozsamosc), 1990, Armor. Poèmes de l`Atlantique, 2005, Ermlaendischer Buddha (Warminski Budda), 2007,Pole, Deutsche und der Herr Gott (Polak, Niemiec i Pan Bóg), 2009,Berliner Tagebuch (Dziennik Berlinski), 2011,Terra Nullius, 2014. Jan Wagner, geboren 1971 in Hamburg, studierte in Hamburg, Berlin und Dublin Anglistik. 1995 wurde er Mitherausgeber der internationalen Lyrikschachtel „Die Außenseite des Elements“, eine lose Blattsammlung zeitgenössischer persischer und niederländischer Lyrik. Seit 2001, nach dem Erscheinen seines ersten Gedichtbandes „Probebohrung im Himmel“, ist er freier Schriftsteller, Herausgeber und Übersetzer aus dem Englischen und Amerikanischen. Für seine Arbeiten erhielt Jan Wagner bereits zahlreiche Auszeichnungen und Arbeitsstipendien. 2015 wurde er als erster deutscher Lyriker mit dem Preis der Leipziger Buchmesse geehrt. Auswahl wichtiger Werke: Probebohrung im Himmel, 2001, Achtzehn Pasteten, 2007,Die Sandale des Propheten, 2011, Regentonnenvariationen, 2014,Selbstporträt mit Bienenschwarm, 2016 Seit 1978 besteht die Partnerschaft zwischen den Städten Göttingen und Torun.
Samuel-Bogumił-Linde-Preis des Jahres 2014 an Janusz Rudnicki und Wilhelm Genazino Der Samuel - Bogumil - Linde – Literaturpreis 2014 geht an den polnischen Essayisten und Schriftsteller Janusz Rudnicki und an den deutschen Journalisten und Schriftsteller Wilhelm Genazino. Der Preis wird am Sonntag, 6. Juli 2014, ab 11.00 Uhr im Rahmen einer Feierstunde im Alten Rathaus verliehen und ist mit jeweils 5.000 Euro dotiert. Beide Preisträger und eine Delegation aus Thorn werden anwesend sein. Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister Wolfgang Meyer wird der Thorner Stadtpräsident Michal Zaleski sprechen. Die Übersetzerin Inez Okulska hält die Laudatio auf Janusz Rudnicki, der Literaturkritiker und Schriftsteller Helmut Böttiger die auf Wilhelm Genazino. Für das Musikprogramm der Veranstaltung sorgen Fabian Haller (Posaune) und Leo Frey (Klavier). Janusz Rudnicki, geboren 1956 in Kedzierzyn-Kózle, studierte Germanistik und Polonistik in Hamburg, wo er seit 1983 lebt. Ein Leben zwischen Polen und Deutschland ist auch immer wieder Thema in seinen Texten. Sie sind oftmals provokant, befreit von sozialen wie ästhetischen Konventionen. Er schreibt über die ‚Schützengräben‘ in den Köpfen der Menschen. Seine Sprache ist kraftvoll und konkret, seine Texte sind voll von chaotischem Handeln, blühendem Humor und starker Ironie. 2007 wurde Rudnicki mit seinem Werk Chodzcie, idziemy (Komm, gehen wir) für den NIKE-Preis, die bedeutendste literarische Auszeichnung Polens, und den Europäischen Literaturpreis nominiert. Wilhelm Genazino, geboren 1943 in Mannheim, arbeitet seit 1971 als freier Schriftsteller. Nach seinem Studium der Germanistik, Soziologie und Philosophie war er zunächst als freier Journalist und später als Redakteur für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig, u.a. bei der Satire-Zeitschrift „Pardon“. Seine Romane und Essays zeichnen sich durch eine „Melange von Melancholie und Komik“ aus. Seine Protagonisten sind immer die Stillen einer Gesellschaft, die im Alltag verloren gehen.
Samuel-Bogumił-Linde-Preis des Jahres 2012 an Andrzej Bart und Stephan Wackwitz Der von den beiden Partnerstädten Thorn (Toruń) in Polen und Göttingen gemeinsam gestiftete und zum 17. Mal vergebene Samuel - Bogumił - Linde - Literaturpreis geht für das Jahr 2012 an den polnischen Schriftsteller, Drehbuchautor und Dokumentarfilmer Andrzej Bart und an den deutschen Essayisten und Schriftsteller Stephan Wackwitz.
ANDRZEJ BART, geboren 1951 in Wrocław, ist Filmschaffender und einer der bedeutendsten polnischen Schriftsteller der Gegenwart. Sein Debüt »Rien ne va plus« wurde 1991 mit dem renommierten Kościelski-Preis ausgezeichnet. Mit dem Drehbuch zum Kinoerfolg »Rewers«, einer schwarzen Komödie über die Stalin-Zeit, gelang ihm 2009 ein spektakulärer Durchbruch. Der Film erhielt 2010 den polnischen Filmpreis Orzeł in der Kategorie Bestes Drehbuch und war Polens Beitrag für den Oscar 2009. Sein erster 2011 ins Deutsche übertragener Roman »Die Fliegenfängerfabrik«, eine literarische Auseinandersetzung mit dem Holocaust, wurde von der Kritik begeistert aufgenommen und für den NIKE-Preis, die bedeutendste literarische Auszeichnung Polens, nominiert. Er wird ebenfalls verfilmt. Bart erhielt 2010 den Jahrespreis des Kultur- und Erziehungsministeriums Polens und den Preis des Polnischen Fernsehens TeleSplendor für seine Regie bei »Boulevard Voltaire« Romane STEPHAN
WACKWITZ, geboren 1952 in Stuttgart, studierte Germanistik und Geschichte
in Wichtige
Bücher:
Adam Krzemiski, Warschau, und Karl Schlögel , Berlin erhielten den Literaturpreis 2010. Beide haben sich intensiv mit dem Verhältnis Polen-Deutschland beschäftigt und für die Verständigung zwischen beiden Ländern geworben. Der Preis wurde am Sonntag, dem 12. September 2010 im Alten Rathaus Göttingen verliehen. Die Verleihung fand zeitgleich zu den "Göttinger Polnischen Tagen" statt. OB Wolfgang Meyer vermerkte in seiner Rede deutlich, dass man sich in der Freundschaft zu Polen auch nicht von "Verbandsvertretern" irritieren lasse Die kritische Bemerkung von Meyer wurde mit Applaus bedacht; währenddessen ein anwesender CDU-Repräsentant der Stadt Göttingen allerdings keinen Finger rührte. In einer der weiteren Reden fiel dann noch deutlicher der Hinweis auf Steinbach, die kürzlich mit einer Bemerkung über Polen und den 2. Weltkrieg Empörung ausgelöst hatte.
Einige
Werke von Prof. Schlögel sind: Das Wunder von Nishnij oder die Rückkehr
der Städte, 1991, // Die Mitte liegt ostwärts. Europa im Übergang,
2002, // Petersburg. Das Laboratorium der Moderne 1909 - 1921, 2002, // Im Raume
lesen wir die Zeit. Über Zivilisationsgeschichte und Geopolitik, 2003, //
Marjampole. Europas Wiederkehr aus dem Geist der Städte, 2005,
Die Preisverleihung fand in Anwesenheit des Toruner Stadtpräsidenten Michal Zaleski statt, der den beiden Preisträgern zusätzlich eine Medaille der Stadt Torun verlieh. Zu Gast war u.a. auch Rita Süßmuth.
Prof. Dr. Rudolf von Thadden hielt die Laudatio auf beide Preisträger.
Von Thaddens Rede war von geradezu familärer Freundlichkeit geprägt,
die bis hin zu einer rührenden Bekenntnis freundschaftlicher Verbundenheit
reichte. Gleichwohl gelang es dem Laudator Arbeit, Wirken und Werken Schlögels
und Krzeminskis auf differenzierte, detaillierte und vor allem
pointierte und heitere Weise vorzustellen. Rudolf von Thadden stellte - etwas ungewöhnlich - am Ende seiner Rede auch noch sein eigenes neues Buch vor, das Oktober im >>Wallsteinverlag erscheint: "Trieglaff Eine pommersche Lebenswelt zwischen Kirche und Politik" die wechselvolle Geschichte von Trieglaff in Pommern 1807 1948 . Pommern als ehemalige preussische Provinz und heutiger Teil Polens hat zwar einen inhaltlichen Bezug zur Laudatio fiel aber mit dieser Eigenwerbung etwas aus dem Rahmen der sonst sehr stilvollen Rede. Nicht nur am Rande: Das Geigenhofquartett mit einem Stück von Grazyna Bacewicz Nicht unerwähnt sollte die Beteiligung des Geigenhofquartetts bei der Preisverleihung bleiben. Nach der Preisübergabe trugen sie u.a. das Stück Streichquartett Nr. 4 Andante der polnischen Komponistin >>Grazyna Bacewiczówna vor. Es ging weit darüber hinaus, was man als "Untermalung" bezeichnen könnte, sondern stellte einen musikalischen Beitrag von eigenem faszinierenden Wert dar. Wojtek Bolimowski / gebürtiger Warschauer aus Göttingen (Violine) u.a. zweiter Konzertmeister im Göttinger Symphonie Orchester, Mitbegründer des Rosenquartetts (1985) und des Geigenhofquartetts (2000). Er spielte im Geigenhofquartett zusammen Zsuzsanna Bolimowski (Violine) Oksana Labach (Viola) und Lucille Chaubard (Violoncello). |