goettinger stadtinfo Texte und Bilder
© Impressum 1
Mai 2003
1. Mai 2004
1. Mai 2002 (Proteste gegen
Naziaufmarsch) 1. Mai 2001 (Kein Recht
auf Faulheit) 1. Mai Aufruf der Arbeitslosen
(Seit Jahren aktuell) 10.30
Uhr ab DGB-Haus, 11.00 Uhr Kundgebung Markt Den folgenden Aufruf haben
bisher unterzeichnet: das Göttinger Friedensbüro, das Anti-Kriegs-Bündnis, der
DGB-AntiFa-Arbeitskreis, der Iran-Solidaritäts-Verein, die Gewerkschaftliche Arbeitslosengruppe
(GALG) sowie die iaf-Göttingen (Verein binationale Partnerschaften), weitere folgen
.... Aufruf zur
Demonstration am 1. Mai Gegen
Kriegspolitik und Sozialabbau Weltweit Der
Israeli Uri Avnery, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, für Verständigung
und friedlichen Ausgleich seines Landes mit den PalästinenserInnen zu arbeiten,
veröffentlichte kurz nach dem 11.09.01 einen Aufruf, der mit dem Satz endete:
"Statt der zerstörten Türme von New York müssen die Zwillingstürme von FRIEDEN
und GERECHTIGKEIT gebaut werden." Genau dies ist die gemeinsame Aufgabe aller
fortschrittlich gesinnten Menschen. Und am 1. Mai verdient der Schwerpunkt der
Gerechtigkeit, d.h. auch der sozialen Gerechtigkeit hervorgehoben zu werden. Soziale
Gerechtigkeit wird anhaltend und sicher nicht ohne wirkliche Friedenspolitik zu
erkämpfen sein. Und umgekehrt gilt das gleiche. Darum wenden wir uns heute als
in der Göttinger Antikriegsbewegung Engagierte an alle, die mit den KollegInnen
aus den Gewerkschaften auf die Straße gehen. Denn im Windschatten des Irak-Krieges
und der erfreulich großen Protestbewegung gegen diesen Krieg in unserem Land vollziehen
sich dramatische Entwicklungen, die geeignet sind, die Grundlagen unserer sozialen
Sicherungssysteme zu zerstören, wenn sie ungebremst durchgehen.
Der härteste Sozialabbau seit 1945 Im Bereich Gesundheitspolitik:
Bereits heute gibt es gesundheitliche Ungleichheit, abhängig von materiellen Ressourcen,
Bildungsstandard und sozialem Status. Durch die geplanten Veränderungen wäre der
Einzelne gezwungen, sich für evtl. Krankengeldzahlungen, private Unfälle, Arztbesuche,
Zahnbehandlungen u.a. privat zusätzlich zu versichern. Dies würde zu einer weiteren
Verschärfung der Ungleichheit in Richtung Zweiklassenmedizin führen. Im Bereich
Arbeitslosengeld: Die geplanten Einschränkungen beim Arbeitslosengeld und die
Abschaffung der Arbeitslosenhilfe, treffen die wirtschaftlich Abhängigen in unserem
Land, deren Existenzsorgen und Unsicherheiten unter diesem Druck enorm zunehmen
werden. Im Bereich Kündigungsschutz und Tarifautonomie: Hier sollen bewährte
Konfliktregelungen zu Ungunsten der abhängig Beschäftigen aufgegeben werden. Begründet
werden diese Einschnitte mit dem Argument, wir könnten uns diesen aufwendigen
Sozialstaat nicht mehr leisten. Was steckt da hinter? Zum einen geht
es schlicht um Umverteilung: So zahlten die deutschen Unternehmer im Jahr 2002
28 Mrd. Euro weniger Steuern als im Jahr 2000 - dank der Steuerreform der Schröder-Fischer-Regierung.
Auf diese Weise werden Haushaltsdefizite produziert! Sich den sozialen
Frieden sparen, um sich den Krieg leisten zu können. Bereits auf dem EU-Gipfel
1999 in Helsinki wurde beschlossen, eine europäische Eingreiftruppe aufzurüsten,
die ab Mitte dieses Jahrzehnts 60.000 Soldaten umfassen und 4000 km im Umkreis
von Brüssel einsetzbar sein soll. Jetzt, nach dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg
der USA und Großbritanniens auf den Irak gegen ein diplomatisches "Nein"
Deutschlands und Frankreichs, werden diese Pläne einer europäischen Militarisierung
mit neuen Argumenten untermauert: eine stark gerüstete Europäische Union sei nötig,
um der Hegemonialmacht USA und ihrer Politik der ständigen Intervention Einhalt
zu gebieten als säßen nicht beide Mächte politisch und ökonomisch im gleichen
Boot und verfolgten die gleichen Hegemonialabsichten. Europäische und
deutsche Militär- und Rüstungspolitik Auf nationaler und europäischer Ebene
laufen viele Rüstungsprojekte und militärische Vorhaben, die wirtschaftliche Interessen
international absichern helfen sollen, Ressourcen verschlingen und Geld kosten,
das anderswo eingespart werden muss. Für die zukünftige schnelle Eingreiftruppe
der EU, die sich in ihrer Größe an der US amerikanischen misst, stellt Deutschland
das größte nationale Kontingent und schickt sich an, die Europäische Sicherheits-
und Verteidigungspolitik zu prägen. Bei diesen Planungen hat man Defizite
festgestellt, noch fehlen: Satelliten für die Aufklärung, Marschflugkörper, Präzisionsbomben,
Drohnen zur Gefechtsfeldüberwachung, Flugzeugträgergruppen und zu schwache Rüstungshaushalte.
Deutschland ist z.B. an einem Großauftrag zur Schließung einer vermeintlichen
europäischen Rüstungslücke mit 37 % beteiligt. Es handelt sich um den Bau von
196 Transportflugzeugen "A400M". Diese luftbetankbaren strategischen
Kampfzonentransporter sollen zwischen 2008 und 2016 ausgeliefert werden und stellen
das größte europäische Rüstungsprojekt aller Zeiten dar (Wert ca. 23 Milliarden
Euro). Kosten der Bundeswehr als Armee für den weltweiten Einsatz und kommunale
Schulden Experten haben errechnet, dass die Neuausrichtung der Bundeswehr
als Armee für den ständigen weltweiten Einsatz uns in den nächsten 15 Jahren jährlich
ungefähr 13 Milliarden Euro Kosten wird. Zum Vergleich: Das Defizit
der kommunalen Haushalte, die einen wesentlichen Teil der Sozialausgaben in unserem
Land tragen, beläuft sich im Jahr 2002 auf knapp 9 Milliarden Euro. 2/3 der
Ausgaben, die wir uns für Rüstungsprojekte pro Jahr leisten, könnten sämtliche
kommunalen Schulden tilgen. Die permanente kommunale Armut belastet die Lebensqualität
der BürgerInnen, die Wirtschaft, die Umwelt, wie überhaupt die Zukunftsfähigkeit.
Am Ende wirkt sie demokratieschwächend. Entwicklung braucht Frieden und
soziale Sicherheit Der Irak-Krieg lehrt: wir brauchen keine weiteren kriegerischen
Akteure auf der Weltbühne. Weder Aufrüstung noch militärische oder ökonomische
Konfrontation sind zur Lösung von Ungerechtigkeit und Elend nötig, sondern Kooperation
und Abrüstung: Anstatt eine eigene Armee aufzubauen, wäre es für die EU höchste
Zeit, zumindest mit der Erhöhung der Entwicklungshilfemittel auf die seit 1970
geforderten 0,7 % des Bruttosozialproduktes zum Abbau von Armut und zur nachhaltigen
menschlichen Entwicklung beizutragen. Grundsätzlich geht es allerdings darum,
weiterhin eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung zu erkämpfen. |