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Ehrenbürgerschaften / Ehrenmedallien und EntehrungenEhrenmedaille
für Barbara
Aberkennungen und Diskussion über Ehrenbürgerschaften |
2.5.7.14 / Else Bräutigam (1931-2001) war körperlich stark beeinträchtigt, aber sie war voller Energie, resolut und streitbar. 1962 gründete sie den Verein „Selbsthilfe Körperbehinderter“. Daneben war sie maßgeblich an der Einführung der individuellen Schwerbehindertenbetreuung in Göttingen beteiligt, erfüllte verschiedene Funktionen unter anderem im Vorstand des „Hausnotrufes“ und war Mitbegründerin der Telefonseelsorge.
Ihre Gesamterscheinung und ihre Aktivitäten forderten Respekt ab. Sie nahm kein Blatt vor den Mund. Auch nicht und insbesondere nicht in ihrer Zeit als Ratsmitglied in der AGIL/GAL-Fraktion November 1981 bis Oktober 1983. Die Stadt Göttingen verlieh ihr 1991 die Ehrenbürgerinnenwürde. Im Ratssaal wurde ein Gemälde mit ihrem Portrait in die Reihe der Ehrenbürgerschaften eingefügt. Peinlich wurde es 1999, als herauskam, dass Else Bräutigam in illegalen Verdächtigenlisten der Polizei geführt wurde. (Siehe hierzu den damaligen >>Artikel in der Göttinger Drucksache vom 17.9.99) Der Ortsrat Geismar hatte im Mai 2014 die Umbenennung beschlossen. Die offizielle Umbenennung erfolgt am Freitag, 1. August 2014, mit der Enthüllung des neuen Straßenschildes um 11 Uhr an der auf Höhe der Reinhäuser Landstraße gelegenen Einmündung in die Straße.
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Die Chansonsängerin
Barbara (1930-1997) ist Die Trägerin der Ehrenmedaille der Stadt, die
ihr 1988 verliehen wurde. Sie hatte 1964 in Göttingen im Gebäude
Geismar Landstr. 19 wo damals das Junge Theater untergebracht war (heute
heißt die Kneipe im Keller deswegen immer noch "Theaterkeller"
) ein Lied komponiert, das in Frankreich fast jede/r kennt und das auf
herzergreifende Weise die Trauer über den Krieg und die Hoffnung,
dass so etwas nie wieder kommen möge - besingt.
In einer Rede zitierte der damalige Kanzler Schröder 2003 in Versailles anlässlich der gemeinsamen Sitzung des Deutschen Bundestages und der französischen Nationalversammlung aus dem Lied Barbaras - dies unterstreicht die emotionale Bedeutung, die diesem Lied in der Beziehung zwischen Frankreich und Deutschland zukommt. Barbara, hieß mit bürgerlichem Namen Monique Serf und stammt aus einer jüdischen Familie. Deshalb musste ihre Famile aus dem von Deutschland besetzten Teil Frankreichs fliehen. An der Außenwand des Café Kabale ist eine Gedenktafel angebracht, die an Barbara erinnert. Im Auftrag der Stadt Göttingen legt jedes Jahr das Ehepaar Boutler am 9. Juni in Paris Blumenschmuck auf das Grab Barbaras.
Ehrenmedaille Gerhard Scharner 2017 / Der Rat hatte mit einstimmigem Beschluss am 4. November 2016 Gerhard Scharner , die Ehrenmedaille verliehen. Bei der Verleihung beim Neujahrsempfang 2017 erwähnte Oberbürgermeisters Köhler in der Stadthalle folgende Gründe
Göttinger Ehrenmedaille für Ruth Klüger Die bekannte amerikanische
Schriftstellerin und Germanistin Prof. Dr. Ruth Klüger wurde am 26. Mai
2010, in der Halle des Alten Göttinger Rathauses mit der Ehrenmedaille
der Stadt Göttingen ausgezeichnet. "Klüger hatte als Kind die Konzentrationslager
Auschwitz und Theresienstadt überlebt. 1947 emigrierte Sie in die USA
und studierte dort Germanistik. Seit 1988 ist sie als Gastprofessorin
in Göttingen tätig, wo sie auch zeitweise lebt und wohnt. Für ihre 1992
erschienene Autobiographie "Weiter leben. Eine Jugend", in dem sie ihre
jüdische Kindheit und Jugend in Österreich und Deutschland zur Zeit des
Nationalsozialismus schildert, erhielt sie zahlreiche Preise und Auszeichnungen"
(Stadtarchiv). "Zur Entscheidung des Göttinger Rates, der Schriftstellerin Ruth Klüger die Ehrenmedaille der Stadt Göttingen zu verleihen, hatten alle Ratsfraktionen eine gemeinsame Presseerklärung abgegeben: Die Entscheidung, die im Jahr 1953 gestiftete Ehrenmedaille der Stadt Göttingen an die Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger zu verleihen, wird von allen Fraktionen getragen und ausdrücklich begrüßt. Der Schriftstellerin wird die Medaille aufgrund ihrer Biographie als deutsche Jüdin, ihrer literarischen und wissenschaftlichen Bedeutung und ihrer langjährigen Beziehung zu Göttingen verliehen. Als Überlebende der Konzentrationslager von Auschwitz und Theresienstadt hat Ruth Klüger zur Aufarbeitung und zum Verständnis der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte durch Veröffentlichung ihrer Autobiographie („Weiter leben – eine Jugend“ 1993; „unterwegs verloren“) einen bemerkenswerten persönlichen Beitrag geleistet. Mit dieser Ehrung erinnern wir an das Unrecht, das in Konzentrationslagern verübt wurde und würdigen den Lebensweg Ruth Klügers sowie ihren mutigen und aufrichtigen Blick auf die eigene Geschichte. Wir setzen damit auch ein Zeichen gegen das Vergessen! Ruth Klüger, die heute in Kalifornien lebt, kam 1988 erstmals nach Göttingen und erhielt im Jahr 2003 die Ehrendoktorwürde der philosophischen Fakultät der Göttinger Universität." (Pressemitteilung Stadt Göttingen 14.9.09)
. Ehrenmedaille an Gunter Hampel 2007
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Preisträger/innen des Göttinger Friedenspreises Die "Stiftung Dr. Roland Röhl" ist eine "rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts" mit Sitz in Göttingen. Die Stiftung wurde durch Testament von Dr. Roland Röhl errichtet, der am 24.12.1997 gestorben ist. Die Stiftung ist zum Zwecke der Förderung von Konflikt- und Friedensforschung eingerichtet worde und verleiht jährlich den "Göttinger Friedenspreis", verbunden mit einer Geldprämie aus dem Ertrag des Stiftungsvermögens, an Einzelpersonen oder Personengruppen, "die sich durch grundlegende wissenschaftliche Arbeit oder durch herausragenden praktischen Einsatz um den Frieden besonders verdient gemacht haben." 1999
Prof. Dr. Dieter Senghaas Nicht zuletzt zu erwähnen die Person des Stifters Roland Röhl selbst >Biografie |
Über Professor Konrat F. Ziegler, der in Jerusalem posthum mit dem Ehrentitel "Gerechter unter den Völkern" ausgezeichnet worden ist, hat die Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Dr. Bettina Kratz-Ritter ein Lebensbild erarbeitet, das sie am 5.2.02 auf einer Veranstaltung vorgestellt hat Der Professor für KlassischePhilologie, entschiedener Gegner der Nationalsozialisten, wurde 1933 von diesen entlassen. Das hinderte ihn nicht daran, sich weiterhin um jüdische Kollegen, Freunde, Schüler und deren Familien zu kümmern. 1947 kam er nach Göttingen, wo "der rote Ziegler", ein streitbarer Demokrat, als unbequem galt und um akademische Rehabilitierung zu kämpfen hatte. Auf Antrag der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit wird am 5. März 2002 eine Gedenktafel an seinem Wohnhaus angebracht und vom Universitätspräsidenten enthüllt. Die
Holocaust Gedenkstätte "Yad Vashem" in Jerusalem hat dem Göttinger
Ehrenbürger Prof. Dr. Konrat Ziegler die Auszeichnung "Gerechter unter den
Völkern" zuerkannt. Der 1974 verstorbene Ziegler wird damit posthum für seine
lebensrettende Hilfe ausgezeichnet, die er während der Zeit des Nazi Regimes
verfolgten jüdischen Mitbürgern zukommen ließ. Von 1928 bis zum 1. Mai 1933 war er Rektor der Universität Greifswald. In Göttingen war er Gründungsmitglied der Gesellschaft für christlich jüdische Zusammenarbeit, der er zehn Jahre vorstand. Er galt Zeit seines Lebens als Streiter für Demokratie, Menschenrecht und Menschenwürde. |
Straßen-Umbenennung Rudolf-Stich-Weg in Adam-von-Trott-Weg
Rudolf Stich Ehrung durch Straßennamen und Ehrenbürgerschaft in der Kritik Am 18.07.1955
erhielt Rudolf Stich die Ehrenbürgerwürde der Stadt Göttingen. Im Wikigoettingen (Göttinger Tageblatt) heißt es: "Professor Dr. Rudolf Stich war einer der bedeutendsten Chirurgen Deutschlands. Er wirkte von 1911 bis 1945 als Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik in Göttingen und war seit 1955 Ehrenbürger der Stadt. Er starb im Alter von 85 Jahren am 18. Dezember 1960." Die UnterzeichnerInnen
eines >>offenen
Briefes im April 2013 schrieben, eine Untersuchung habe ergeben "dass
der 1875 geborene Chirurg und Ehrenbürger der Stadt Göttingen “seit 1933 förderndes
Mitglied der SS, seit 1933 Mitglied der SA, seit 1934 Mitglied der NSV [und] seit
1937 Mitglied der NSDAP” war. Er hätte zudem als Leiter der Chirurgischen Klinik
von 1911 bis 1945 die Verantwortung getragen für die Durchführung von Zwangssterilisationen
an Jungen und Männern, die maßgeblich durch die rassenbiologistischen Vorstellungen
der deutschen Faschist*innen motiviert waren. (...) Straßennamen dienen zur Ehrung
bestimmter Persönlichkeiten. Wie können überzeugte Anhänger nationalsozialistischer
Ideologie Empfänger einer solchen Ehrung sein? (...)Wir fordern die Umbenennung
der Straßen nach Opfern des Nationalsozialismus und Widerstandskämpfer*innen gegen
die NS-Diktatur hier in Göttingen. Als neue Namensgeber*innen der betroffenen
Straßen schlagen wir deshalb Elisabeth Vogel, Gustav Kuhn oder Else Heinemann
vor. Alle drei waren wichtiger Bestandteil des Widerstands gegen das faschistische
Deutschland in Göttingen. Sie mussten dementsprechend stark unter den Repressionen
und der Verfolgung durch die Nationalsozialist*innen leiden." Katharina
Trittel, Stine Marg et al. "Weißkittel
und Braunhemd"
Zwei Jahre lang haben sich Katharina Trittel, Dr. Stine Marg und Bonnie Pülm der
Erforschung und Aufarbeitung der Biografie von Rudolf Stich gewidmet. Am 17. September
2014 stellten sie am Göttinger Institut für Demokratieforschung, Weender Landstr.
14, das Buch vor. |
Umbenennung der Heinrich-Sohnrey-Straße in Else-Bräutigam-Straße 2.5.7.14 / Der Ortsrat Geismar hatte im Mai 2014 die Umbenennung beschlossen. Die offizielle Umbenennung erfolgt am Freitag, 1. August 2014, mit der Enthüllung des neuen Straßenschildes um 11 Uhr an der auf Höhe der Reinhäuser Landstraße gelegenen Einmündung in die Straße. Else Bräutigam (1931-2001) wurde 1991 die Ehrenbürgerinnenwürde verliehen. Im Ratssaal wurde ein Gemälde mit ihrem Portrait in die Reihe der Ehrenbürgerschaften eingefügt.
Heinrich-Sohnrey Ehrung in der Kritik Heinrich Sohnrey lebte von 1859 bis 1948, war ein sogenannter "Heimatdichter", dessen Haltung zum Nationalsozialismus heute umstritten ist. In einem im Auftrag der Universität Göttingen erstellten >>Gutachten stellte der Historiker Prof. Dr. Dirk Schumann eine zeitlebens fehlende Bereitschaft Sohnreys zur Distanzierung von der Ideologie der Nationalsozialisten fest. Auch auf Grundlage dieses Gutachtens sowie nach einer erfolgten Anhörung der betroffenen Anlieger beschloss der Ortsrat Geismar im Januar 2014 die Umbenennung der nach ihm benannten Straße. Heinrich-Sohnrey-Straße
(Seitenstraße der Reinhäuser Landstraße) In seinem Bericht "In Sachen Sohnrey" von 2011 zitiert Möbus aus Sohnreys Schriften: "Eine Vermischung deutschen Blutes mit dem Blut einer anderen, einer minderen Rasse, wie man nach allen Erfahrungen sagen muß, [ist] unbedingt vom [sic] Übel. […] Das deutsche Blut muß rein bleiben. Bei aller christlichen Duldsamkeit, die wir nach dem Gebote Gottes zu üben haben, müssen wir eben doch im Hinblick auf die Folgen des Blutmischmasches herb und derb sagen ‚Fort mit Schaden‘ " (Sohnrey, "Das fremde Blut" , 1938) Als Antwort auf den Bericht von Möbus verfasste die >>Heinrich Sohnrey Gesellschaft aus Jühnde eine >>Stellungnahme in der sie Sohnreys Äußerungen zur relativieren suchte: für Sohnrey sei "nicht absehbar gewesen, dass wenige Jahre später menschen planmäßig umgebracht werden würden". (Dabei beziehen sie sich nicht auf die Fassung von 1938 sondern ausweichend auf den Vorläufertext Sohnreys mit dem Titel "Die Geschichte vom schwarzbraunen Mädelein" von 1927) Die
CDU-Fraktion im Ortsrat Geismar stellt zur Ortsratssitzung am 28.11.13 folgenden
Antrag:
Sollen nun ähnliche Überlegungen bezüglich der Bücher Sohnreys in der Stadtbibliothek angestellt werden, die bislang kommentarlos zum Ausleihen bereitliegen?? Dann stellte sich aber bald die Frage ob auch andere Bücher fragwürdigen Inhaltes nur noch mit einem aufklärenden Informationsblatt angeboten werden sollen. Damit würde man sich allerdings der Grenze zur Zensur nähern oder gar überschreiten. Gelegentlich
gibt es den Versuch, die universelle Forderung nach Meinungsfreiheit zu begrenzen.
Die Losung "Faschismus ist keine Meinung sondern ein Verbrechen"
soll legitimieren, dass die Verbreitung faschistischer Ideologie in Wort,
Text und Bild eingeschränkt wird. Ihr soll keine Meinungsfreiheit gewährt
werden. Wie wird bestimmt und WER bestimmt, wo Meinungungsfreiheit aufhören
soll. |