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Bongo

Biographische Daten
Eklat im Atelierhaus


Biographische Daten

Geboren 1968 in Göttingen als Maximilian Schneiderat. Autodidaktischer Anfangsweg, angeregt durch den Kunstleistungskurs am Göttinger Otto-Hahn-Gymnasium. Es folgte ein Studium der Künste, Malerei/Zeichnen am Fachbereich für Kunstgeschichte der Uni Göttingen, Teilnahme an einem Bildhauerei-Seminar bei Joachim Eriksen, Gesangsausbildung im Konservatorium Göttingen. Beruf: Betriebswirt

Neben abstrahierter Figürlichkeit (vor allem bezogen auf die menschliche Physiognomie), beschäftigt sich der Künstler mit Farbexpressionismus in der Ölmalerei sowie Collagen. Einzel-Ausstellungen: Novotel 1999, Musa 2001, Musa 2003 – Tag der offenen Tür , Gruppen-Ausstellung: im Künstlerhaus 1997, Stadthalle 2003

Zudem hat sich Max Bongo mit seiner hervorragenden Jazz- und Bluesstimme als Sänger der Band Hijun einen Namen gemacht. Musikalische Auftritte: Marktplatz, Altstadtfest, "Brückenschlag-Festival" 2004, diverse Privatfeiern. Während er in der Musik nach außen gerichtet, im Team seine Emotionalität mitteilen kann, bedeutet die Malerei für ihn den Rückzug in die Innerlichkeit.

bongo.jpg (23523 Byte)

Zu dem Bild oben, das am 25.06. versteigert wurde: Titel: Einsamkeit 1999 angefangen, 2001 abgeschlossen Öl auf Leinwand 60*80 cm

 

Eklat in Musa und Atelierhaus

"Künstlerische Bewältigung des Nationalsozialismus oder verfassungsfeindliche Symbolik?"

Aushang 1 Presseerklärung des Musa-Teams
Aushang 2 vorsorgliches Hausverbot
Aushang 3 Distanzierung
Verwendung von Hakenkreuz auf Flyer


Am 9.11.03, dem Tag der offenen Tür im Atelierhaus der Musa war bereits hinter der offenen Eingangstür der ganze Konflikt am Aushangsbrett dokumentiert. Da hängen mehrere Schriftstücke, die wir weiter unten teilweise dokumentieren: zwei Distanzierungen - eine vom Musa-Team, eine vom Atelierhaus, die Einberufung einer Vollversammlung des Atelierhauses und die Verkündung eines automatischen Hausverbots mit Androhung polizeilicher Mittel sowie Anzeige. Hinter und vor den Kulissen war Spannung hervorgerufen worden durch die Ausstellungsankündigung von Rainer Schneiderat genannt "Bongo" (weil er seit Schulzeiten Bongo bzw. Congas spielt).
Der Flyer mit dem Schneiderat auf seine Auseinandersetzung aufmerksam machen wollte und  der offensichtlich den Konflikt ausgelöst hatte, war am Tag der offenen Tür bereits aus dem Verkehr gezogen, es blieb also nur die Besichtigung der Ausstellung.
Die Bilder und auch die Stellungnahmen des Herrn Schneiderat zeigen, dass er die Schrecken der Naziherrschaft anprangern und verarbeiten will. Die ausgestellten Bilder können nicht als eine Verherrlichung von Nazisymbolen gedeutet werden, sondern beinhalten das Gegenteil, das Aufzeigen von Greueltaten, die unter diesen Symbolen stattfanden. Insofern dürfte sich die Auseinandersetzung wahrscheinlich auf die problematische Veröffentlichung des Flyers konzentrieren, der bei erster Betrachtung  falsch interpretierbar war, dessen Außenwirkung von Herrn Schneiderat nicht bedacht und dessen Veröffentlichung nicht abgesprochen war.

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Ausgestellte Bilder von Rainer Schneiderat 9.11.03

atelier_bongo1.JPG (18834 Byte) atelier_bongo2.JPG (17232 Byte)
Bildtitel: "Leid unterm Hakenkreuz" Gesamtansicht, Bild rechts Detailausschnitt aus diesem Bild

atelier_bongo5.JPG (19286 Byte)  atelier_bongo3.JPG (9875 Byte) 
Bild links: Rainer Schneiderat vor dem Bild  "Hitler ohne Bart",, das unten größer wiedergegeben ist und von dem das Bild rechts als Detail wiedergegeben ist.

Auszug aus einem Infoblatt Schneiderats, das neben den Bildern auslag:
"..der menschliche Wahnsinn in Omnipotenz mit dem Werkzeug des mächtigen Staates und dem Vorsatz zu dem Grauen des Grauens; zu Anfang der täuschende messianisch-propagierte Erlöserglaube und später die böse grausame Fratze der absoluten Macht, welche dann in die Maske des ewigen großen Menschheitsverbrechers mündet."

atelier_bongo6.JPG (14349 Byte)Ausstellungsraum auf dem Dachboden des Atelierhauses in dem die Bilder Schneiderats am Tag der offenen Tür zu sehen waren.

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atelier_bongo7.JPG (68350 Byte)
Titel: "Hitler ohne Bart"   -Eines der Bilder von Schneiderat, in dem Fotos von Leichen
und Skelettbergen aufs engste verknüpft  mit dem nationalsozialistischen Hakenkreuzsymbol
dargestellt sind.

Aushang 1
Presseerklärung des Musa-Team vor dem Tag der offenen Tür

"Am 09.11.2003 findet im Atelierhaus der musa ein Tag der offenen Tür statt. Einer der dort ausstellenden Künstler, Herr Rainer „Bongo“ Schneiderat (Mieter im Atelierhaus) bewarb seinen Beitrag „Eine künstlerische Abrechnung mit dem Nationalsozialismus“ mit verfassungsfeindlicher Symbolik, die auf den ersten Blick die Vermutung zulässt, dass im Atelierhaus/musa e.V. rechtsradikale Inhalte verbreitet werden. Dem ist nicht so. Wir, das Team des musa e.V., distanzieren uns aufs schärfste von rechtsradikalem Gedankengut bzw. nationalsozialistischer Symbolik, sowie dieser Aktion eines unserer Mieter. Herr Rainer „Bongo“ Schneiderat, der seine Kampagne ohne Wissen der übrigen  Atelierhausmieter, geschweige denn des musa-Teams, inszenierte, ist bereits mit Konsequenzen seitens der musa bedacht worden.
Hiermit entschuldigen wir uns bei allen Menschen, insbesondere bei Opfern nationalsozialistischer Gewalt für diese menschenverachtende Art und Weise der „Werbung“ durch einen unserer Mieter.
Das Team des musa e.V."

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Aushang 2 Hausverbot

Wichtiger Hinweis:
Personen, die Ausdruck des Äußeren, sowie in mündlichen Äußerungen rechtsradikale Gedanken propagieren, erhalten in diesem Hause automatisch Hausverbot. Personen mit rechtsradikalem Hintergrund werden jederzeit des Hauses verwiesen. Im Falle der Widersetzung des Verweises werden polizeiliche Mittel angedroht und zur Anzeige gebracht und verfolgt.
Ateliergemeinschaft MUSA-Atelierhaus

Aushang 3 Distanzierung
"Distanzierung
Wir, im Atelierhaus distanzieren uns von der Ankündigung zur "Großen Naziausstellung", die angeblich zum Tag der offenen Tür, am 9.11.03 im Atelierhaus stattfinden soll.
Wir distanzieren uns aufs schärfste von dem unkritischen, plakativen Gebrauch faschistischer und nationalsozialistischer Symbole, die in diesem Zusammenhang nur mißverstanden werden können. Wir lehnen die Benutzung solcher Symbole auch dann ab, wenn sie als "Werbemittel" oder als Provokation eingesetzt werden sollen. Wir empfinden diese Darstellung, insbesondere zum 65.sten Jahrestag der Reichsprogromnacht, als Schlag ins Gesicht der Überlebenden und Nachfahren der vom Nationalsozialismus vervolgten und ermordeten Menschen.
Die Ausstellungankündigung lässt den Schluß zu, dass diese von der Musa und/oder dem Atelierhaus der musa organisiert und getragen wird.
Dies ist nicht der Fall.
Es handelt sich hier um ein Ausstellungsprojekt von Rainer Schneiderat, der Nutzer eines Ateliers im Atelierhaus der musa ist.Dieses Projekt ist weder mit dem Atelierhaus noch mit der musa zu irgendeinem Zeitpunkt abgesprochen worden. Wir im Atelierhaus haben davon ebenfalls erst kurzfristig durch den "Flyer" erfahren.
Wir gehen davon aus, dass Herr Schneiderat um eine kritische Auseinandersetzung mti dem Thema Nationalsozialismus, deutscher Faschismus bemüht ist.
Da wir weder Form noch Inhalt der Ausstellung kennen, m´üssen wir jegliche Verantwortung dafür ablehnen."

Es folgen Unterschriften von Atelierhaus Mitgliedern

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Verwendung von Hakenkreuz auf Flyern
atelier_bongo_symbole.JPG (13848 Byte)

>..mehr Infos zum Zusammenhang dieses Flyers

Wie problematisch das Verbot von Hakenkreuzen in Abwägungen mit sartirischen, künstlerischen oder wissenschaftlichen Verwendungen des Symbols ist, zeigt sich z.B. auch an dem Ausschnitt eines Flyers "Aktionstage gegen Rechtsextremismus" in dem zu einem Konzert in der Musa eingeladen wird. Dort wird ebenfalls ein Hakenkreuz gezeigt - aber in eindeutig kritischer Absicht.

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Am Rande sei hier noch bemerkt, dass der Grundriss des Neuen Rathauses große Ähnlichkeit mit einem stilisierten Hakenkreuz hat. In diesem Fall dürfte weder eine sartirische noch eine wissenschaftliche oder künstlerische Beschäftigung mit der Hakenkreuzsymbolik eine Rolle gespielt haben sondern im günstigsten Falle könnte man Gedankenlosigkeit vermuten.