Reaktion
auf DGB-Vorsitzenden Tölle Das
Göttinger Tageblatt vom 28.1. zitierte den DGB-Vorsitzenden Tölle u.a.
mit den Worten „bei allem Gutmenschentum, auch mal aussprechen, dass die Neigung,
Flüchtlinge in der Altstadt zu haben, nicht so ausprägt ist“. Insbesondere
diese Bemerkung trug zu großer Empörung bei.
Transparent am DGB-Haus als
Antwort auf Tölle
goest-Seite
zum besetzten >DGB-Haus / OM 10
| Am
Donnerstag den 11.2.16 sah sich der DGB-Vorsitzende Tölle gezwungen
in Göttingen zum "innergewerkschaftlichen Dialog" anzutreten um
die Wogen der Empörung zu glätten - was ihm kaum gelang. Die Gewerkschafter*innen
gaben dem Vorsitzenden mächtig Zunder, zumal er auch nicht bereit war seine
Flausen und Gutmenschen-Begriffe in Frage zu stellen. |
Es gab nicht einen Beitrag,
der auch nur im Ansatz ein gewisses Verständnis für sein Verhalten und seine Äußerungen
zum Ausdruck gebracht hätte. Besonders hart gingen junge Gewerlschaftsmitglieder
und Jugendfunktionäre*innen mit ihm ins Gericht. Bis zuletzt hat er sich gewunden,
seine Äußerungen als unglücklich und missverständlich betzeichnet, sich aber nicht
dazu durchringen können eine öffentliche Entschuldigung oder Distanziertung, eine
richtig stellende Erkläruing oder ähnliches abzugeben. Er betonte immer wieder,
dass er die Eindrücke von der Veranstaltung mit Vertretern der VTG und dem DGB-Bundesvorstand
auswerten wolle. Die VTG werde in den nächsten Tagen ein Konzept vorlegen, wie
sie das Gebäude nutzen wolle. (ist bisher aber nicht passiert) Am Ende der gut
zweistündigen Veranstaltung entschuldigte er sich zumindest bei den Kollegen*innen,
dass sie vor Ort sich in einer unangenehmen Situation befänden.
Einleitung
der goest-Redaktion: DGB Hartmut Tölle
anscheinend verantwortlich für Leerstand 29.1.16
/ 6 Jahre lang hat ihn der Leerstand des ehemaligen Göttinger DGB-Hauses
nicht gestört. Das Haus wurde am 5.11.2015 besetzt und seitdem vor allem
für die Flüchtlingshilfe verwendet. Eigentümer des Hauses ist die
VTG , die Vermögensverwaltungs- und Treuhand-Gesellschaft Des Deutschen Gewerkschaftsbundes
mbH, Berlin. Offensichtlich hält sich >>der
Vorsitzende des DGB-Niedersachsen/Sachsen-Anhalt
Hartmut Tölle irgendwie für die Angelegenheit verantwortlich. Inwieweit
er es auch formalrechtlich gesehen tatsächlich ist, das ist nicht bekannt,
denn die VTG GmbH ist formal eine eigenständig operierende Gesellschaft.
Vermutlich ist sie aber nur eine Art Briefkastenfirma bei der der DGB Durchgriffsrechte
hat. Gut zu wissen wer also verantwortlich scheint. Von gewöhnlich gut unterrichteter
Seite wurde angefügt: "Tölle wurde von der VTG gleich im November
als offizieller "Unterhändler" ernannt, daher rührt zumindest auf der Erscheinungsebene
der Zusammenhang. Diese Personalie ist aber dennoch "spannend", weil in der Tat
die VTG immer als komplett eigenständige Firma dargestellt wird, auf die der DGB
ja leider keinen Einfluss habe" Dieser Herr Tölle wird nun also
vom >>Göttinger
Tageblatt mit ziemlich abschätzigen Bemerkungen zitiert. Wenn das stimmt,
dann hat er auch noch genau das gemacht, was nicht mit dem Begriff "Gutmenschen"
gemacht werden sollte. Er hat freiwillige Flüchtlingshelfer_innen Als "Gutmenschen"
zu diffamieren versucht. Erreicht hat er damit eine Blamage seiner Person und
des DGB. U.a. dagegen
gibt es empörte Stellungnahmen auch aus Reihen der Gewerkschaft. Update:
Mit Aussitzen ist es nicht mehr für Tölle getan 4.2.16 / Seitens
der goest-Redaktion haben wir die Pressestelle des DGB Niedersachsen um eine Bestätigung
der Zitate aus dem GT gebeten und die Veröffentlichung einer Stellungnahme
Tölles angeboten. Hierauf gab es keinerlei Reaktion - was sicher als Eingeständnis
für die Authentizität der Zitate gewertet werden darf. Inzwischen hat
die Zahl der kritischen Stellungnahmen gegen Tölles Äußerung derart
zugenommen, dass Hartmut Tölle auf die Dauer wohl nicht mehr erwarten kann
dies schlichtweg auszusitzen. Nachdem z.B. sogar seitens der IGMetall-Delegiertenversammlung
eine Distanzierung von Tölle gemeldet wurde wird sich Herr Tölle wohl
irgendwann persönlich nach Göttingen bemühen müssen um die
Wogen zu glätten.
Welche
Personen sind für VTG verantwortlich?
Aufgabe der
VTG ist "die treuhänderische Verwaltung von Vermögenswerten für den Deutschen
Gewerkschaftsbund und für die dem Deutschen Gewerkschaftsbund angeschlossenen
Gewerkschaften nach einer vom Bundesvorstand erlassenen Geschäftsanweisung. Aufgabenschwerpunkte
der VTG sind die Errichtung von Gebäuden, deren Instandhaltung und Modernisierung.
Dabei bestimmen die gewerkschaftlichen Aufgaben und Ziele den Rahmen der Tätigkeit.
Ein weiterer Tätigkeitsbereich der VTG ist die Verwaltung der Finanzanlagen."
>>VTG.
Entscheidungen
über das DGB-Haus obliegen der VTG Vermögensverwaltungs und Treuhand
Gesellschaft des Deutschen Gewerkschaftsbundes mhH. Vermutlich
ist der DGB einziger Gesellschafter der GmbH und vermutlich vertreten durch den
Bundesvorsitzenden. Operativ verantwortlich sind die Geschäftsführer.
Vertretungsberechtigte
Geschäftsführer sind Dr. Matthias Müller und Gottfried Feichtinger.
Feichtinger ist tätig bei VTG,
Gewerkschaftshaus Bremen GmbH,, Gesellschaft
für Jugendheime mbH ,Gewerkschaftshaus
Kiel GmbH. Früher
war er tätig für: Vermögensverwaltung
des F.D.G.B. GmbH, GIRO
Gewerkschaftliche Immobiliengesellschaft für Restitutionsobjekte mbH und
DGB-Index Gute Arbeit GmbH
Stellungnahmen
/ Presseerklärungen / Reaktionen auf Zitate des Vorsitzenden des DGB-Bezirks
Niedersachsen / Sachsen-Anhalt, Hartmut Tölle
Wenn
Presseerklärungen Textteile als "gesprochene Zitate" simulieren,
dann entfernen wir dies üblicherweise. Bei der Fülle der Texte ersparen
wir uns dieses Mal ausnahmsweise die Arbeit.
Der
Integrationsrat Göttingen tagt im besetzten Haus OM 10 / 2. Februar 19 Uhr
Anti-Atom-Initiative Göttingen 3.2.16
Partei
DieLinke und Wähler*innengemeinschaft GöLinke 31.1.16 Grüne
Jugend Göttingen" Solidarität mit dem Hausprojekt OM10 - DGB muss verhandeln!
31.1.16 Stellungnahme der Arbeitskreise GerdA und
Courage der DGB-Jugend Göttingen 30.1.16
ver.di-Geschäftsführer distanziert sich von
Äußerungen von DGB-Chef Tölle
31.1.16 Kreisverband
der Piratenpartei Göttingen 30.1.16 Juso-Unterbezirk
und dem Juso-Stadtverband Göttingen 30.1.16 Our
House OM10 - Pressegruppe 29.1.16 Gerd Nier (Mitglied
im Sprecher_innenrat GöLinke/ hier mit persönlichem Kommentar) / 29.1.16
DieGrünen Stadtverband Göttingen / 29.1.16
Wohnrauminitiative Göttingen /29.1.16 Aufruf
U-35 /29.1.16 Sabine
Lösing MdEP / Partei DieLinke 28.1.16 Der
Integrationsrat Göttingen tagt im besetzten Haus OM 10 / 2. Februar 19 Uhr
Seit Anfang November
ist das seit 2009 leerstehende ehemalige DGB-Haus besetzt und wird seitdem als
Wohnraum für Flüchtlinge, Anlaufstelle und Treffpunkt, sowie für verschieden Angebote
(z.B. Sprachkurse) genutzt. Ziel der Besetzung war und ist es unter anderem, auf
bestehende Wohnungsleerstände hinzuweisen, die trotz der eklatanten Wohnungsnot
und Unterbringungssituation von Flüchtlingen in Göttingen besteht. Wir wollen
in unserer Sitzung das Projekt OM 10 kennenlernen und gemeinsam über Ziele und
Perspektiven diskutieren. Neben dem Freundeskreis Thüringen, tummeln sich in Stadt
und Landkreis Göttingen zunehmend rassistische und neonazistische Gruppen, die
von uns beachtet werden sollten, um schnell und aktiv gegen deren Aktivitäten
vorgehen zu können. Das antifaschistische Notruftelefon und das Bündnis gegen
Rechts sind seit langem in diesen Bereich aktiv und werden ihre Arbeit vorstellen.
>Integrationsrat
Anti-Atom-Initiative
Göttingen 3.2.16 (...) Gerne erinnern wir uns
an die Großdemonstration gegen Atomkraft in Göttingen und den gemeinsamen Aktionen
zum 1. Mai in Göttingen. Umso befremdlicher ist für uns das Verhalten des DGB
und seines Vorsitzenden in Niedersachsen, Hartmut Tölle, bezüglich des ehemaligen
DGB-Hauses in Göttingen. Das seit sechs Jahren leer stehende Gebäude wurde von
aktiven Menschen besetzt und in ein Wohnprojekt umgewandelt. Mit großem Engagement
wurden Flüchtlingen unterstützt, es gab Sprachkurse, Notunterkünfte und Verpflegung.
Weiterhin wurde von den Aktivist/innen mehr renoviert, als es der DGB in den sechs
Jahren geschafft hat. Anstatt dankbar für so viel soziales Engagement zu sein
äußert sich Hartmut Tölle auf unerträgliche Weise über die Initiative und versucht
Studierende, Auszubildende und Flüchtlinge gegeneinander auszuspielen. Im Göttinger
Tageblatt wirft er den Besetzer/innen „Flausen im Kopf“ vor und bemüht sogar das
Unwort des Jahres. Flüchtlinge möchte er nur aufnehmen, wenn diese immatrikuliert
sind Weiterhin geht er davon aus, dass Flüchtlinge in der Altstadt nicht erwünscht
sind. Solche Beiträge kennen wir leider von den Pegidas und ihren Nachahmern,
was schlimm genug. Aus dem Mund des DGB-Vorsitzenden ist das unerträglich und
wirft für uns die Frage auf, ob Herr Tölle als Vorsitzender noch tragbar ist.
Unverständlich ist leider auch die Rolle der Stadt Göttingen. Diese sieht erst
keinen Bedarf einer Nutzung des Gebäudes als Flüchtlingsunterkunft und empfiehlt
dann, laut Artikel nach der Besetzung, die Umnutzung für den Wohnungsbau. Wir
fordern eine schnelle und deutliche Entschuldigung seitens des DGB in Niedersachsen
für die vor der Presse gemachten Äußerungen. Weiterhin fordern wir von den Verantwortlichen
von DGB und Stadt Göttingen, auf die Initiative „Our House“ zuzugehen und eine
gemeinsame Lösung im Sinne dieses hervorragenden Projektes zu finden. Wir versichern
der Initiative „Our House- OM10“ unsere volle Unterstützung! Partei
DieLinke und Wähler*innengemeinschaft GöLinke 31.1.16
Partei DieLinke, Kreisverband Göttingen/Osterode , Ortsverband
Göttingen, Kreistagsfraktion und Wähler*innengemeinschaft GöLinke
Die Äußerungen von Hartmut Tölle, Vorsitzender des DGB-Bezirks
Niedersachsen über das alternative Flüchtlingsprojekt OM10 sind geradezu
skandalös: Seit der Besetzung des jahrelang leer stehenden ehemaligen DGB-Gebäudes
in der Oberen Maschstraße in Göttingen haben die Aktivist*innen dort
seit Monaten in bewundernswerter Weise Unterstützungsstrukturen geschaffen,
die gerade dort wichtig sind, wo die öffentlichen Maßnahmen zur Versorgung
und Betreuung durchreisender und hier gestrandeter Menschen nach wie vor versagen.
Wer kümmert sich um diejenigen, die nachts am Bahnhof ankommen, wer hilft
ihnen weiter, wer sorgt für Wärme und Kleidung, vermittelt Informationen?
Die unermüdliche Arbeit der Freiwilligen, die hier selbstverwaltet für
ein wenig mehr Menschlichkeit sorgen und das Notwendige tun, ist nach Ansicht
der Partei DIE LINKE und der Wähler*innengemeinschaft Göttinger Linke
weiter zu fördern und zu unterstützen. Mit der Abwertung dieses
Engagements als "Flausen von Gutmenschen" und mit der Behauptung Tölles,
dass Flüchtlinge in der Altstadt bei Anwohner*innen unerwünscht seien,
bedient der DGB-Bezirksvorsitzende fremdenfeindliche Vorurteile und Stimmungen,
die ansonsten von rechten und rechtsradikalen Parteien geschürt werden und
nicht von den Gewerkschaften, die sich für die Solidarität zwischen
Lohnabhängigen und Geflüchteten einsetzen sollten. Im Gegensatz
zu den Äußerungen von Tölle haben sich neben Gewerkschaften und
Bürger*inneninitiativen auch viele Einzelpersonen von Anfang an für
die Besetzung ausgesprochen; sie begleiten und würdigen die Arbeit des Projekts
weiterhin. Im Schlepptau der nahezu wöchentlich verschärften Angriffe
der schwarzroten Bundesregierung auf das Asylrecht und der Stimmungsmache gegen
Flüchtlinge soll die Umnutzung des besetzten Gebäudes nun ganz schnell
über die Bühne gehen: Der Umnutzungsplan des DGB sieht Sozialwohnungen
für Studierende und Azubis vor, die Stadt habe angeblich kein Interesse an
der Flüchtlingsunterbringung in diesem Gebäude. Dieses Vorgehen, bei
dem die inzwischen gewachsenen Strukturen der Initiative OM10 nach Aussage Tölles
außen vor bleiben sollen, lehnen wir im Interesse der Geflüchteten
und der Aktivist*innen entschieden ab. Flüchtlinge sind überall in der
Stadt willkommen. DIE LINKE und die Wähler*innengemeinschaft Göttinger
Linke stehen nach wie vor hinter der gelebten Bürger*innenbeteiligung des
Projekts OM10 und fordern alle Menschen, inbesondere alle Gewerkschafter*innen,
zum Protest gegen die vom DGB-Bezirksvorsitzenden angekündigte Räumung
des Gebäudes auf.
Grüne
Jugend Göttingen" Solidarität mit dem Hausprojekt OM10 - DGB muss verhandeln!
31.1.16 Die GRÜNE JUGEND Göttingen solidarisiert sich mit den
Besetzer*innen der OM10 und kritisiert die Aussagen des niedersächsischen
DGB-Vorsitzenden Hartmut Tölle im Göttinger Tageblatt scharf. Die GJ
Göttingen fordert die Verantwortlichen des DGB auf, sich mit den Aktivist*innen
des Geflüchtetenhilfe-Projekts "OM10" an den Verhandlungstisch zu begeben,
die Sinnhaftigkeit der derzeitigen Nutzung anzuerkennen und eine einvernehmliche
Lösung im Interesse aller Beteiligten zu finden. Ein Mitglied der GJ dazu:
"Die Aussagen von Hartmut Tölle sind unsachlich und konfliktverschärfend.
Hier werden offensichtlich gezielt sozialer Wohnungsbau und aktive Hilfe für
Geflüchtete gegeneinander ausgespielt. Herr Tölles bedient sich dabei
rechtspopulistischer Phrasen. Das ist nicht hinzunehmen und einer Gewerkschaft
unwürdig. Die OM10 ist von der Göttinger Politik breit anerkannt und
zivilgesellschaftlich stark verankert. Hartmut Tölle wäre gut beraten,
das schnell anzuerkennen, sonst werden ihm vor lauter Kritik die Ohren klingen."
Hintergrund: Seit der Besetzung am 5. November haben Aktivist*innen das Haus
in der Oberen Maschstraße 10 aus eigenen Mitteln renoviert und wohnbar gemacht.
Dort wird am Bahnhof gestrandeten Geflüchteten und Menschen in Wohnungsnot
Unterkunft geboten. Außerdem fungiert die OM10 als Begegnungsstätte
und bietet Sprachkurse sowie Vorträge an. Hartmut Tölle gab am 28. Januar
über die Presse bekannt, das ehemalige DGB-Haus nach sechs Jahren Leerstand
und drei Monaten Besetzung für sozialen Wohnungsbau nutzen zu wollen. Dem
Göttinger Tageblatt gegenüber erklärte er, man müsse "bei
allem Gutmenschentum, auch mal aussprechen, dass die Neigung, Flüchtlinge
in der Altstadt zu haben, nicht so ausgeprägt" sei und dass die Besetzer
"Flausen im Kopf" hätten.
Stellungnahme
der Arbeitskreise GerdA und Courage der DGB-Jugend Göttingen zu
Äußerungen des Bezirksvorsitzenden Hartmut Tölle 30.01.2016
Die ehrenamtlichen Arbeitskreise der DGB-Jugend Göttingen ist schockiert
über die Äußerungen des Vorsitzenden des DGB-Bezirks Niedersachsen,
Hartmut Tölle, gegen Geflüchtete und die Besetzung der OM10 in Göttingen.
Das seit sechs Jahren leerstehende Gebäude in der Oberen-Masch-Straße
wurde Anfang Oktober 2015 von Aktivist_innen besetzt und entwickelte sich innerhalb
kurzer Zeit durch breite Zustimmung der Umgebung und durch enormes Engagement
der Besetzer_innen zu einem Frei- und Wohnraum, in dem Selbstbestimmung für
Geflüchtete ein Stück weit möglich geworden ist, sowie zu einem
politischen Treffpunkt für Menschen, die sich solidarisch für Geflüchtete
einsetzen. Der DGB hingegen, als Besitzer der Immobilie, glänzte vor und
während der Besetzung mit einer starren Doppelmoral. Auf der einen Seite
wird Solidarität mit Geflüchteten praktisch in der gewerkschaftlichen
politischen Bildungsarbeit durchgesetzt und Slogans zur Schaffung von menschenwürdigem
Wohnraum werden postuliert. Dem entgegen stehen die konkreten Verhandlungen um
die OM10 in denen sich offenbart, dass der DGB keinerlei Interesse hat selbst
tätig zu werden und praktische Solidarität gegenüber Geflüchteten
zu zeigen. Ganz im Gegenteil: Hartmut Tölle äußerte sich zu den
Forderungen der Besetzer_innen, das Haus solle Geflüchteten zur Verfügung
gestellt werden, mit rassistischen Ressentiments. Wenn er sagt, man müsse
"bei allem Gutmenschentum, auch mal aussprechen, dass die Neigung, Flüchtlinge
in der Altstadt zu haben, nicht so ausprägt ist.", dann bedient er sich
damit klar der rechtspolitischen Rhetorik von PEGIDA und AfD. Dabei zeigt sich
wieder einmal wie beim Sprechen über Geflüchtete ihre Rechte und Lebensrealitäten
banalisiert und abgewertet, somit delegitimiert werden. Diese Aussagen sind nicht
nur absolut inakzeptabel aufgrund der Position von Hartmut Tölle innerhalb
des DGB, sondern auch außerordentlich beschämend für den DGB insgesamt
und sein gewerkschaftliches, solidarisches Selbstverständnis. Als DGB-Bezirksvorsitzender
hat Hartmut Tölle die Aufgabe, die derzeitige teils ablehnende Haltung gegenüber
Geflüchteten anzuprangern und sich dieser entgegenzustellen, statt sie als
Argument dafür zu verwenden Geflüchtete aus dem Stadtbild fernzuhalten!
Mitbestimmung muss leitendes Prinzip gewerkschaftlicher Tätigkeit bleiben.
Die Arbeit und das Engagement des DGB dürfen sich nicht nur auf betriebliche
Strukturen beschränken, sondern müssen sich klar in aktuell stattfindenden
gesellschaftspolitischen Kontexten verorten. Kernaufgabe gewerkschaftlicher Arbeit
muss es demnach sein, gesellschaftliche und politische Prozesse, die die Lebensbedingungen
von Menschen betreffen, zu ihrem Vorteil und Wohlergehen mitzugestalten. Geflüchtete
sind für die Gewerkschaften ein wichtiger zukünftiger Teil der Arbeitnehmer_innenschaft
und müssen daher in ihren Belangen schon jetzt tatkräftig unterstützt
statt stigmatisiert werden. Auch die Äußerungen Hartmut Tölles
gegenüber den Besetzer_innen und Aktivist_innen der OM10 sind geringschätzig
und destruktiv. Betrachtet man die Untätigkeit des DGB bezüglich des
sechsjährigen Leerstandes des Hauses, ist es jetzt unverschämt von Hartmut
Tölle, gegen die Besetzer_innen zu polemisieren. Sie haben im Gegensatz zu
ihm in tatkräftiger Eigenarbeit sowohl das Haus als auch eine solidarische
Idee konstruktiv gestaltet und nach vorne gebracht. Es ist unangemessen die Aktivist_innen
als "Gutmenschen" mit "Flausen im Kopf" zu verunglimpfen und damit sein eigenes
Versagen zu kaschieren. Wir als DGB-Jugend Göttingen distanzieren uns
klar von Hartmut Tölles nicht haltbarem, unsolidarischem Verhalten. Als Teil
des DGB wollen wir eine kritische Perspektive anstoßen und solch unreflektiertes
Agieren innerhalb gewerkschaftlicher Strukturen nicht tolerieren. Es stellt sich
außerdem die Frage, ob Hartmut Tölles eigene Lösungsvorschläge
Kalkül oder Naivität widerspiegeln, wenn er beispielsweise fordert Studierende
in dem Haus unterzubringen und er dabei ganz "großzügig" anbietet damit
auch immatrikulierten "Flüchtlingen" Zugang zu Wohnraum ermöglichen
zu wollen. Gruppen, die auf dem Wohnungsmarkt sowieso schon benachteiligt sind,
werden so gegeneinander ausgespielt. Eines ist hier ganz offensichtlich geworden:
Hartmut Tölle ist sich der menschenunwürdigen Verhältnisse nicht
bewusst, denen Geflüchtete in einem rassistisch strukturierten Asyldiskurs
real ausgesetzt sind. Wir finden ein solches Verhalten und Nicht-Wissen höchst
unprofessionell. Hartmut Tölle sollte hierfür deutlich abgemahnt werden.
Geflüchtete willkommen heißen! In der OM10 und überall!
ver.di-Geschäftsführer
distanziert sich von Äußerungen von DGB-Chef Tölle
31.1.16
"Nicht in unserem Namen!" - Eine ganze Reihe negativer
Reaktionen habe die Stellungnahme des Nds. DGB-Vorsitzenden Hartmut Tölle
zur Besetzung des Göttinger Gewerkschaftshauses in ver.di-Kreisen hervorgerufen,
informiert der Geschäftsführer des ver.di-Bezirks Süd-Ost-Niedersachsen
Sebastian Wertmüller. Insbesondere eine Passage rufe Empörung hervor:
Wegen "Ärger mit Anliegern" müsse man aber "bei allem
Gutmenschentum, auch mal aussprechen, dass die Neigung, Flüchtlinge in der
Altstadt zu haben, nicht so ausprägt ist". (Zitat GT 28.01.2016)
Von diesem Ton distanziere man sich. ver.di stehe für Inklusion und Integration
und nicht für eine Gedankenwelt, die mit dem Unwort ‚Gutmensch‘ hantiere
und Flüchtlinge in bestimmten Stadteilen nicht sehen wolle. "Wer wo
wohnen soll sollen die Göttinger in Göttingen klären und nicht
der DGB in Niedersachsen. In unserem Namen spricht Hartmut Tölle hier nicht,"
so Wertmüller verärgert. Auch den Versuch, Auszubildende und Studierende
und Flüchtlinge beim Wohnraum gegeneinander auszuspielen, lehne ver.di ab.
Das bestärke nur Vorurteile und helfe den Menschen nicht. Wenig Sympathie
hat Wertmüller für weitere Ausführungen des DGBlers ("Flausen
im Kopf") zur Besetzung des ehemaligen Gewerkschaftshauses. Erst lasse man
das Haus jahrelang leer stehen und beschimpfe dann die Besetzer, die darauf aufmerksam
machen. Wertmüller: "Die Besetzung erfährt viel Sympathie und Unterstützung
in Göttingen – auch aus den Reihen unserer Mitglieder. Solidarität und
Hilfe für Flüchtlinge wird von uns gefördert." Es sei höchste
Zeit, das ehemalige Gewerkschaftshaus einer dauerhaften, sozialen und zu Göttingen
passenden Nutzung zuzuführen. Durch verbale Ausfälle werde das erschwert.
Eine Richtigstellung und eine Entschuldigung für den Sprachgebrauch seien
angebracht. Sebastian Wertmüller
Kreisverband
der Piratenpartei Göttingen 30.1.16 Piraten widersprechen DGB: Göttingens
Bevölkerung ist Flüchtlingen gegenüber aufgeschlossen Der Göttinger
Kreisverband der Piraten widerspricht den Aussagen des niedersächsischen
DGB-Vorsitzenden Hartmut Tölle, der Pressemeldungen zufolge am vergangenen
Donnerstag 28. Januar 2016 behauptet hatte, es müsse ausgesprochen werden,
dass die Neigung der Bevölkerung, Flüchtlinge in der Göttinger
Altstadt zu haben, "nicht so ausgeprägt" sei. Der Kreisverband stellt
sich ausdrücklich hinter eine Stellungnahme der Ratsfraktion, die Tölles
Äußerungen bereits am vergangenen Freitag kritisiert hatte. »Diese
Einschätzung des DGB-Funktionärs aus Hannover diskreditiert die gesamte
Göttinger Bevölkerung und stellt sie unter den Generalverdacht, Flüchtlinge
nicht aufnehmen zu wollen«, so Ratsmitglied Meinhart Ramaswamy, der zudem Tölles
Wortwahl gegenüber den Besetzern ("Flausen im Kopf") kritisierte. »Die
Wortwahl ist politisch unpassend und diskreditierend, denn es gibt große
Zustimmung überall in der Stadt gegenüber den Besetzern. Wie wäre
es, wenn Herr Tölle diese Inititative ernst nähme und mit den Besetzern
sprechen würde? Wir empfehlen dem DGB, sich schnellstens von den Äußerungen
dieses Vorsitzenden zu distanzieren.« Der niedersächsische DGB-Vorsitzende
scheint weder die Göttinger Verhältnisse zu kennen noch sich vorstellen
zu können, dass es in einer Großstadt viel Verständnis für
die Nöte von Flüchtlingen gibt, und wie hoch das vielfältige Engagement
in der Flüchtlingsarbeit in unserer Stadt anerkannt wird. Auch in der
Göttinger Altstadt ist die Bereitschaft groß, Flüchtlingen zu
helfen und sich im Rahmen des freiwilligen sozialen Engagements selbst einzubringen.
»Die Aktivisten des besetzten Hauses in der Oberen Masch-Straße 10
leisten vorbildliche Arbeit, sind aber keinesfalls die Einzigen, die sich für
Flüchtlinge einsetzen«, so Ramaswamy. Das Haus Obere Masch-Straße
10 war am 5. November 2015 besetzt worden, nachdem es 9 Jahre lang leer gestanden
hatte. Seitdem wird dort Flüchtlingen geholfen, die in Göttingen nachts
gestrandet sind. Auch Deutschkurse für Flüchtlinge werden in den Räumlichkeiten
angeboten. Die Arbeit der Flüchtlingshilfe war seitens der Gewerkschaft vor
Ort bislang begrüßt worden. Tölle hatte nun angekündigt,
das Haus renovieren zu wollen, um bezahlbaren Wohnraum für Studierende und
Auszubildende zu schaffen. Auch die Mittel hierfür seien DGB-Angaben zufolge
bereits im Haushalt der Verwaltungsgesellschaft eingestellt.
Juso-Unterbezirk
und dem Juso-Stadtverband Göttingen 30.1.16
Solidarität mit der OM10 – Für selbstverwaltete
Freiräume in Göttingen! Silke Hansmann, Vorsitzende des Juso-Unterbezirks,
dazu: "Die Äußerungen des DGB-Bezirksvorsitzenden Hartmut Tölle
sind ungeheuerlich. Die OM10 ist schon nach kurzer Zeit ein nicht mehr wegzudenkendes
Projekt, in dem sich verschiedenste Akteur*innen in Göttingen engagieren.
Besonders für Refugees wird hier gute und richtige Arbeit ehrenamtlich übernommen.
Dass Refugees in der Altstadt nicht willkommen seien und das "Gutmenschentum"
für Tölle hier eine Ende habe, halten wir für absolut unangebrachte,
verbale Entgleisungen, die gerade in Zeiten von brennenden Flüchtlingsunterkünften
auch interne Konsequenzen beim DGB nach sich ziehen sollten." Annika
Giersiepen, Mitglied im Juso-Stadtverbandsvorstand, ergänzt: "Hier
werden rassistische Ressentiments bedient. Der DGB kommt in Bezug auf die Weiternutzung
des Hauses seit Jahren nicht voran, im aktuellen Konflikt wünschen wir uns
auch mehr Druck seitens der Stadt. Zusätzlich wird versucht Profit aus der
Situation zu schlagen und Studierende, Auszubildende und Geflüchtete, die
gleichermaßen auf Wohnraum angewiesen sind, gegeneinander auszuspielen.
Das werden wir nicht hinnehmen und uns für den Erhalt des Projektes einsetzen!
Wir rufen alle zur Solidarität mit der OM10 auf!" Die Jusos
Göttingen sind die Parteijugendorganisation der SPD. In Göttingen bestehen
wir aus dem Juso-Unterbezirk und dem Juso-Stadtverband und umfassen rund 450 Mitglieder.
Our
House OM10 - Pressegruppe 29.1.16 „Our House“ hält an Konzept für solidarisches
Zusammenleben fest und warnt vor Beförderung rassistischer Ressentiments „Our
House OM10“ reagiert mit Verwunderung und deutlicher Kritik auf die unqualifizierten
Äußerungen des niedersächsischen DGB-Vorsitzenden Hartmut Tölle. Die Initiative,
die das ehemalige DGB-Haus nach jahrelangem Leerstand durch eine Besetzung wieder
nutzbar gemacht hat, hält an ihrem gelebten Konzept für ein solidarisches Zusammenleben
von Geflüchteten und anderen Wohnungssuchenden fest. Zugleich warnen wir den DGB
davor, im Konflikt um die Immobilie auf die Mobilisierung rassistischer Ressentiments
zu setzen. Tölle hatte verkündet, die Zukunft des Gebäudes ohne jegliche Beteiligung
der Initiative zu planen und es in eine Unterkunft für Auszubildende und Studierende
umzubauen. Den Aktivist_innen, die sich seit Monaten in dem Haus engagieren, warf
er vor, sie hätten „Flausen im Kopf“. Die Initiative erklärt dazu: „Es ist schon
erstaunlich mit welcher Arroganz Herr Tölle an die Öffentlichkeit tritt, nachdem
der DGB das Gebäude jahrelang leerstehen ließ. Diese unverantwortliche Situation
ist durch die Besetzung beendet worden und in kürzester Zeit wurde ein Projekt
mit Vorbildcharakter verwirklicht, das breite zivilgesellschaftliche Unterstützung
genießt. Geflüchtete und andere Menschen organisieren hier eigenständig ein solidarisches
Zusammenleben und die Renovierung des Hauses. Auf diesem Weg werden wir in den
kommenden Wochen und Monaten weiter voranschreiten.“ Empört ist die Initiative
über Tölles Äußerung, wegen „Ärger mit Anliegern“ müsse man „bei allem Gutmenschentum,
auch mal aussprechen, dass die Neigung, Flüchtlinge in der Altstadt zu haben,
nicht so ausprägt ist“. Es lässt tief blicken, dass Tölle für die Diffamierung
einer unliebsamen Initiative auf das Unwort des Jahres 2015 zurückgreift. Vor
allem sind seine Äußerungen aber ein schändlicher Versuch, die eigenen Planungen
durchzudrücken, indem man Geflüchtete als Problem kennzeichnet und ihre Isolierung
von der restlichen Bevölkerung als legitim darstellt. Die OM10 stellt sich klar
gegen jeden Versuch, gesellschaftliche Gruppen gegeneinander auszuspielen. Derartige
Statements befördern rassistische Ressentiments und sind ein Schlag ins Gesicht
für die vielen Gewerkschaftsmitglieder, die sich seit Monaten in der Unterstützung
von Geflüchteten engagieren. Verschiedene Gewerkschaftsgliederungen haben sich
in den vergangenen Monaten bereits mit dem Projekt „Our House OM10“ solidarisiert.
Darüber hinaus sind zahlreiche Gewerkschaftsmitglieder direkt in der OM10 aktiv.
Sie kämpfen sie auf diese Weise für gewerkschaftliche Grundwerte, indem sie sich
für ein solidarisches Zusammenleben einsetzen, das Menschen aus verschiedensten
Herkunftsländern mit einschließt. „Our House“ macht darauf aufmerksam, dass sich
die Initiative von Anfang gesprächsbereit gezeigt und den Kontakt zum DBG gesucht
hat. Gerade vor diesem Hintergrund sind die Planungen hinter dem Rücken der Initiative
und die Ignoranz gegenüber den engagierten Göttinger_innen besonders ärgerlich.
Die Äußerungen zeugen von völliger Unkenntnis der Stimmungslage in Göttingen.
Gerade auch angesichts der großen Zustimmung vonseiten der Anwohner_innen werden
wir zuversichtlich den Ausbau des Projekts vorantreiben.
Gerd
Nier (Mitglied im Sprecher_innenrat GöLinke/ hier mit persönlichem
Kommentar) / 29.1.16 Lieber "Flausen" als Borniertheit und Unverfrorenheit
im Kopf Da bleibt mir als fast 40-jährigem Mitglied der Gewerkschaft doch glatt
sie Spucke weg. Aus dem Munde des Vorsitzenden des DGB-Bezirks-Niedersachsen Tölle
den Satz zu hören: " bei allem. Gutmenschentum, (müsse man) auch mal aussprechen,
dass die Neigung Flüchtlinge in der Altstadt zu haben nicht so ausgeprägt sei."
Als "Flausen im Kopf" bezeichnet er das Engagement vieler insbesondere auch junger
Menschen, in einem seit Jahren leerstehenden Gebäude Wohnraum und Versorgung für
geflohene Menschen zur Verfügung zu stellen. "Widerrechtlich besetzt" nennt er
das ehemalige DGB-Gebäude, das man aus meiner Sicht eher widerrechtlich über sechs
Jahre vergammeln ließ und dem Wohnungsmarkt vorenthalten hat. Ich schäme mich
für diese Äußerungen und das Verhalten von Herrn Tölle. Der Begriff "Gutmensch"
wurde vor ein paar Wochen zum Unwort des Jahres gewählt. Ein paar Flüchtlingswohnungen
in der Innenstadt werden als störend bezeichnet, während zur gleichen Zeit Flüchtlingswohnheime
für jeweils hunderte von Menschen in der Weststadt, Grone und wenigen anderen
Stadtteilen in Planung sind. Helfer*innen, die sich ehrenamtlich für geflohene
, entwürdigte, traumatisierte Menschen einsetzen, Flausen im Kopf zu attestieren,
während anderenorts Jagd auf Flüchtlinge gemacht wird und Flüchtlingsheime brennen,
ist für mich erschütternd. Da geht dann fast schon unter, dass Herr Tölle auch
erwähnt, dass die Stadtverwaltung signalisiert haben soll, "sie sähe keinen Bedarf
für eine Flüchtlingsuntrerbringung." Welch verlogene Dinge laufen denn hier. Ich
werde weiter Mitglied meiner Gewerkschaft bleiben, ich werde mich aber nicht davon
abhalten lassen, solch unwürdiges Verhalten von einem Gewerkschaftsfunktionär
öffentlich zu kritisieren.
DieGrünen
Stadtverband Göttingen / 29.1.16 Die Planung des DGB, im zur Zeit
besetzten Gebäude in der Oberen Masch 10 anstelle einer Unterkunft für Flüchtlinge
ein "richtig tolles Haus für Studierende und Auszubildende" schaffen zu wollen,
wird vom Stadtvorstand von Bündnis 90/DIE GRÜNEN scharf kritisiert. Die Erklärung
des Vorsitzenden des DGB-Bezirks Niedersachsen Tölle, "wegen 'Ärger mit Anliegern'
müsse man aber 'bei allem Gutmenschentum, auch mal aussprechen, dass die Neigung,
Flüchtlinge in der Altstadt zu haben, nicht so ausprägt ist'", zeugt davon, wie
schnell vorgeschobene Gründe dafür herhalten, eine ignorante Haltung den AktivistInnen
gegenüber zu rechtfertigen. "Einmal mehr werden hier Gruppen Wohnungssuchender
gegeneinander ausgespielt", bemerkt Yonas Schiferau vom GRÜNEN Stadtvorstand.
Laut Tölle habe die Initiative OM10, die das Haus im November besetzt hat, bei
den Planungen zu einer Umnutzung des ehemaligen DGB-Gebäudes keinerlei Anspruch
auf Miteinbeziehung und äußert sich abschätzig über "Flausen im Kopf" der Menschen,
die in dem seit vielen Jahren leer stehenden Gebäude seit Wochen aktive Flüchtlingshilfe
leisten und grundsätzlich für alle Wohnungssuchende Unterstützung anbieten. Der
DGB plant die Renovierung des Hauses und eine anschließende Nutzung als sozialer
Wohnungsbau für Studierende, Auszubildende – und auch Flüchtlinge, sofern diese
immatrikuliert seien.
Wohnrauminitiative
Göttingen /29.1.16 Betreff: Wohnrauminitiative kritisiert DGB und solidarisiert
sich mit OM10 Sehr geehrte Damen und Herren, über die Zeitung erfuhren die Bewohnerinnen
und Bewohner sowie die Aktivistinnen und Aktivisten der Oberen-Masch-Straße 10
am gestrigen Abend von einer drohenden Räumung durch den DGB-Bezirk Südniedersachsen-Harz.
In dem Artikel kündigte Hartmut Tölle (Vorsitzender des DGB-Bezirks Niedersachsen)
an, man wolle vor Ort selber Wohnraum schaffen, jedoch ohne hierbei die bestehenden
Mitbestimmungsstrukturen einzubinden. Auch sollen die neuen Wohnungen lediglich
für Studierende und Auszubildende eingerichtet werden. Auch wirft er den derzeitigen
Nutzerinnen und Nutzern des Gebäudes vor, "Flausen im Kopf" zu haben. Eine Sprecherin
der Wohnrauminitiative erklärt hierzu: "Hartmut Tölle geht offenbar zum Angriff
über. Nicht nur beleidigt er über die Zeitung die Bewohnerinnen und Bewohner des
Hauses, sondern kündigt zudem eine Räumung des seit einigen Monaten besetzten
Gebäudes an. Durch zahllose Stunden ehrenamtlichen Engagements und einer aus eigenen
Mitteln finanzierte Renovierung des Gebäudes ist dort ein selbstverwalteter Wohnraum
für Geflüchtete und andere wohnungsbedürftige Menschen entstanden. Zuvor hatte
der DGB das Gebäude sechs Jahre lang leer stehen lassen. Die OM10 ermöglicht Geflüchteten
ein menschenwürdiges Wohnen, wie es in Massenunterkünften nicht möglich ist. Zudem
ist sie zu einem Ort der Begegnung geworden, an dem unterschiedlichste Menschen
aufeinandertreffen und sich verständigen. Diese besondere Wohnform mit Pilotcharakter
würde durch die Pläne des DGB zerstört werden. Studierende und Auszubildende gegen
Geflüchtete auszuspielen kann nicht zulässig sein. Wir als Wohnrauminitiative
solidarisieren uns daher mit der OM10 und werden uns mit aller Kraft für einen
Erhalt und gegen eine Räumung einsetzen!" Hartmut Tölle erklärte in dem Zeitungsartikel
außerdem, man müsse "bei allem Gutmenschentum, auch mal aussprechen, dass die
Neigung, Flüchtlinge in der Altstadt zu haben, nicht so ausgeprägt ist". Die Sprecherin
erklärt dazu weiter: "Mit dieser Aussage outet sich Tölle nicht nur als Vertreter
rassistischer Ressentiments, sondern versetzt jeder gewerkschaftlichen Unterstützung
Geflüchteter einen herben Schlag. In einer Zeit, die geprägt ist von rassistischer
Hetze gegen Geflüchtete, befeuert Tölle mit seiner Aussage die Stimmen jener,
die wöchentlich gegen Geflüchtete auf die Straße gehen und ihre rassistischen
Inhalte in die Öffentlichkeit tragen. Solche Aussagen sind absolut unverantwortlich.
Wir appellieren an die Menschen in Göttingen, jetzt Farbe zu bekennen und sich
eindeutig gegen diese rechtspopulistischen Auswüchse zu positionieren. Denn Geflüchtete
sind uns willkommen - ob in der Altstadt oder anderswo. Die Stadt gehört allen!"
Aufruf
verdi U-35 Gruppe / 29.1.16 Für eine Göttinger Lösung! Solidarität
mit der selbstorganisierten Flüchtlingsunterstützung in der Oberen Masch 10! Wir,
die Unterzeichnenden, erklären uns solidarisch mit der ehrenamtlichen Flüchtlingsunterstüt-zung
im besetzen ehemaligen DGB-Haus Obere Masch 10. Nachdem der Niedersächsische DGB-Chef
Hartmut Tölle sich mit abschätzigen Kommentaren gegenüber den UnterstützerInnen
isoliert und disqualifiziert hat, plädieren wir für eine „Göttinger Lösung“. Ziel
muss sein, auch die selbstor-ganisierte Flüchtlingsunterstützung weiter in der
Oberen Masch 10 zu ermöglichen, nachdem der DGB/die VTG das Haus jahrelang aus
spekulativen Gründen hat leer stehen lassen. Der Versuch des DGB-Chefs, Studierende
und Auszubildende gegen Flüchtlinge aus zu spielen, weisen wir auf schärfste zurück.
Wir begrüßen die praktische Verbesserung der Wohn- und Lebenssituation für Geflüchtete
und andere, die unter der prekären Wohnraumpolitik leiden. Wir verurteilen die
Verunglimpfung des ehrenamtlichen Engagements für Flüchtlinge und Hilfsbedürftige
als "Gutmenschentum" von Menschen „mit Flausen im Kopf“. Solch eine Sprache erwarten
wir von Pegida-RassistInnen und anderen Nazis, nicht von KollegInnen. Auch die
Aussage, dass in der Göttinger Altstadt Flüchtlinge nicht willkommen seien, ist
nicht nur falsch sondern auch politisch skandalös: -Falsch aufgrund der völligen
Fehleinschätzung der realen Göttinger Situation, in der sich un-terschiedlichste
RepräsentantInnen der Göttinger Bevölkerung solidarisch mit den Besetze-rInnen
erklären; -Politisch skandalös, aufgrund der fehlenden solidarischen Haltung,
die von einem Gewerk-schaftschef zu erwarten ist: Denn selbst wenn eine rassistische
Ablehnung gegenüber Flücht-lingen und Hilfsbedürftigen existieren sollte, wäre
die notwendige gewerkschaftliche Antwort eine der Solidarität und nicht der Ausgrenzung.
Wir versprechen, an einer solidarischen Göttinger Lösung zu arbeiten!
Sabine
Lösing MdEP / Partei DieLinke 28.1.16 Offener Brief an Sebastian Wertmüller,
ver.di Bezirk Region Süd-Ost-Niedersachsen // Lothar Hanisch, DGB Region Südniedersachsen-Harz
// Hartmut Tölle, DGB Niedersachsen-Bremen-Sachsen-Anhalt Brüssel, Lieber
Lothar, lieber Sebastian, lieber Hartmut, am 10. Januar konnte ich beim Neujahrsempfang
der Initiative OM10 im jahrelang leerstehenden ehemaligen DGB-Haus in Göttingen
einen Einblick in die beeindruckende Arbeit der Initiative bekommen. Wohlwissend,
dass die direkte Zuständigkeit für das Gebäude bei der Immobiliengesellschaft
liegt, möchte ich mich in diesem offenen Brief an Euch wenden, da ich auf eine
sehr lange Zeit der guten Zusammenarbeit mit Euch zurückblicken kann, ganz besonders
in der Arbeit gegen Faschismus und Rassismus. Ich kann mir vorstellen, dass ihr
doch einen gewissen Einfluss auf die zukünftige Verwendung des Hauses habt. Deshalb
übermittle ich Euch die große Bitte, diesen Einfluss zu nutzen, damit es für die
wichtige Arbeit der Initiative in diesem Haus eine Zukunft gibt und realistische
Rahmenbedingungen dafür gefunden werden. Aufgrund meiner langjährigen Tätigkeit
im Sozialdienst der Stadt Göttingen und meiner bis heute bestehenden Kontakte
weiß ich wie groß der Bedarf an Unterstützung für geflüchtete Menschen ist. In
der OM10 wird direkte Hilfe im selbstbestimmten Kontext angeboten und eine Kultur
der Solidarität entwickelt, die in Göttingen einzigartig ist. Diese Kultur kann
besonders auch durch den Standort des Objektes eine Strahlkraft in die Gesellschaft
unserer Stadt entwickeln. Am 10. Januar konnte ich mich davon überzeugen, dass
viele Bürgerinnen und Bürger große Sympathie für die Initiative zeigen und bereit
sind, die Arbeit zu unterstützen. Der Umgang mit dem Zuzug der vielen Menschen
in unsere Stadt ist eine große Chance für die Entwicklung der Gesellschaft, aber
auch eine Herausforderung. Denn leider gibt es auch in Niedersachsen nicht nur
positive Beispiele, sondern auch abscheuliche Angriffe auf geflüchtete Menschen,
und die soziale Lage vieler geflüchteter Menschen ist überaus prekär. Es liegt
in unser aller Hand, wie sich die Zukunft entwickelt. Deshalb bitte ich Euch,
liebe Kollegen und Mitstreiter, zu prüfen ob und wie Ihr dazu beitragen könnt,
dass es für die Initiative OM 10 in Göttingen eine Zukunft geben kann. Mit solidarischem
Gruß aus Brüssel Sabine Lösing (Anmerkung goest: Dieser
Brief wurde offensichtlich abgeschickt bevor Tölle seine unmöglichen Äußerungen
gegenüber dem GT machte.)
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Eingang zum DGB-Haus, Obere
Masch 10 im Jahr 2009 Die
Schriften auf dem Fenster sind keine Kollage sondern das Schaufenster war tatsächlich
so zu sehen. Scheint
zu DGB-VTG und Tölle zu passen. | |