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Geschwindigkeit
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Geschwindigkeit Raum-
und Material-Klangkunst mit bewegten Menschen
Nennen wir es mal "Raummusik" was da stattfand. Die Musik durchquerte den Raum und machte Räumlichkeit hörbar. Kleine Gruppen mit Streich- und/oder Blasinstrumenten standen wechselnd an verschiedenen Standorten, manchmal im Laufschritt zum nächsten Ort unterwegs. Akkordeon, Bassgitarre, Gesang waren verteilt im Raum.
Aber nein es war mehr, es war auch "Material-Musik". Die Musik bzw. die Töne und Geräusch wurden auch mit den materiellen Elementen des Gebäudes erzeugt: Hämmern an den Stahlträgern, Kratzen über den Boden, Schlagen an Stahlplatten und Schienen.
So wurden aus dem Gebäude Geräusche herausgeholt, die seine Geschichte hörbar machten, in der Metallarbeiten die tägleichen Lokhallengeräusche ausmachten. Aber es war auch Musiktheater: auch die Bewegung des Publikums im Raum schien Bestandteil der kompositorischen Planung eines Gesamtkunstwerkes zu sein. Einige Leute stellten anfangs mißmutig fest, dass es keine Bestuhlung gab, lediglich Pappkartons standen zur Verfügung und die reichten nicht für alle. Dann aber stellte sich heraus dass Bestuhlung auch nicht nötig war. EIne feste Bestuhlung wäre sogar hinderlich gewesen. Es gab nicht das gewohnte "Dort die Musik auf der Bühne und davor das Publikum", denn die Musik war überall verteilt und fand ständig woanders statt, verblieb aber dabei in ein und demselben Raum.
Die Menschen konnten umhergehen, Standort und Perspektive wechseln. Die Bewegung der Menschen im Raum folgte den Ortswechseln der Musiker bzw. dem Wechsel wo jeweils die Musik zu spielen schien. So wurde die Bewegung des Publikums ein Teil der Aufführung.
Ein beeindruckendes Erlebnis, das im wahrsten Sinne des Wortes "nach-hallt" und zwar als Hall der Klänge und der Lok-Hallen-Raumerfahrung.
Anekdotischer Nachtrag: Das ganze Konzert fing mit einer ca. 10 minütigen Phase des Schweigens und der Stille an, die leider durch das kleine Mißgeschick eines Reporters (*räusper - sorry nochmal) gestört wurde, als er gegen eine Leinwand geriet hinter der nicht sichtbar ein Fahrrad lehnte, das dadurch zum Umkippen gebracht wurde und auf den Boden krachte. Nennen wir es mal "Einbruch akzidentieller Gegenwartsrealität in den kompositorisch determinierten nicht klingenden Raum" und erklären es zum Bestandteil der Performance - fertig! |
Uraufführung
von Daniel Ott: "beschleunigungen.lokhalle.11/04" Ausführende - Informationen des Veranstalters
Biografien:
Daniel Ott: Christophe Dufaux: Julia
Hansen: Co Streiff: Rajesh Metha: Jan Schlegel: |