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Von wilden Zeugnisfeiern zu geordeter School´s Out Party
"Kampf" um öffentliche Plätze

Zeugnisfeiern der SchülerInnen am Nabel verhindert, verboten, umgebogen, befriedet - Amen!
Befrieden und Vergessen 2003
Absichern, Stabilisieren: Zeugnisfeiern 2002
Umbiegen: Zeugnisfete im Rosengarten 2001
Verbieten und Verhindern: Zeugnisfeiern 1998/99 Polizei besetzt Nabel

Marktplatz
> Wer darf wann und warum auf den Marktplatz? - Konflikt
12.5.04

Zeugnisfeiern 2016
Erinnerung an die Ursprünge
Schon lange heisst es "school´s out party" und ist von der Stadt durchorganisiert. Niemand erinnert sich daran, dass dies die kanalisierte Form der ehemal wilden und wüsten Feiern am Nabel ist. 1998 war der Nabel gegen die Jugendlichen/Schüler*innen von der Polizei besetzt und 1999 schließlich offiziell verboten worden. 22.6.16 fand wieder mal die "Schools-out-Party" der Stadtverwaltung und der Jugendzentren in freier Trägerschaft 15.00 und 22.00 Uhr auf der Wiese beim Jugendhaus Gartetalbahnhof statt . Dabei wird die historisch entwickelte Fremdbestimmung über die Jahre hinweg in eine scheinbar selbst gewollte Eigenverwaltung umgewandelt.

Danach nun lautet der Bericht der Stadt so ähnlich wie ein Bericht über eine Senior*innen-Kaffeefahrt::
Die School´s out Party am Mittwoch, 22. Juni 2016 auf der Mit-Mach-Wiese wurde von den Besucherinnen und Besuchern gut angenommen. Bei sehr sommerlichen Temperaturen nutzten 250-300 Kinder und Jugendliche die Angebote, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhäuser aus der Stadt Göttingen sowie der Jugendzentren in freier Trägerschaft zwischen 15.00 und 22.00 Uhr präsentierten. Neben Bungeerun, Airtramp, Bullriding und Wasserrutsche gab es etliche Spiele und Angebote, bei denen es auch kleine Preise zu gewinnen gab. Die Music-Acts und DJ´s, die die Party über den Tag begleiteten, wurden hauptsächlich von Jugendlichen der beteiligten Jugendhäusern gestellt.

 

Zeugnisfeiern 2004: Musiktreff Rosengarten statt Zoff am Nabel
7.7.04, 10.00 Uhr Die Zeugnisfete mit der Band "Superstarfuckers"

Wie in jedem Jahr veranstalten der Fachdienst Kultur der Stadt Göttingen und die musa die Zeugnisfete im Rosengarten/Göttingen; Beginn ist 10.00 Uhr.
Lars Oppermann, ehemaliger Gitarrist von Eat No Fish, hatte Ende 2001 folgenden "back to the roots"-Gedanken: nur noch 100% live spielen. Frühjahr 2002 Start mit Mark "Ratte" Reinert (Pinkostar) am Bass und Toby Fuhrmann (Ex-Boomer), seit Frühjahr 2004 als neuestes Mitglied bei den Fuckers dabei: Pinkostar-Sänger Daniel Schulz. 1. Mai 2003 in ihrer Heimatstadt Hannover zwei "Umsonst und Draußen"- Open Air Gigs vor vierstelligen Besucherzahlen. Juni 2003 Rock am Härtsfeldsee in der Nähe von Ulm erstmals ein Festival fernab von zu Haus. Der Höhepunkt der Saison war im August der Auftritt als Headliner (!) auf der Zeltbühne beim Taubertal-Festival in Bayern.

Zeugnisfeiern 2003: Befrieden und Vergessen
(Mittwoch 9.7.03) Was früher wilde Abfeierei war findet jetzt in Zusammenarbeit mit den städtischen Fachbereichen Schule und Jugend, dem Stadteltern- und dem Stadtschülerrat, der Musa e. V., dem Göttinger Rockbüro, der Polizeiinspektion Göttingen und dem StadtRadio Göttingen veranstaltet der Fachdienst Kultur der Stadt Göttingen" im Rosengarten statt.

zeugnisse03_3.jpg (35444 Byte)Blick auf das Gelände am Kriegsdenkmal mit Kreuz.

Nur hier dürfen sie noch feiern.
An einer Naturstein- Wand im Rosengarten stand groß gesprüht: "Zeugnisse und autoritäre Schule abfackeln"

zeugnisse03_4.JPG (23329 Byte)Zwar befriedet, aber sicherheitshalber nicht ohne Bewachung und Beobachtung - die Leute könnten ja auf einmal wieder von ihrem Ghetto in die Stadt ziehen.

Der Duft der Joints der unten teilweise wehte, schien nicht bis in ihre von Rosendüften betörten Nasen zu dringen.

Absichern, Stabilisieren: Zeugnisfeiern 2002
Am   Mittwoch  den 19.6.02 fanden die traditionellen Zeugnisfeiern im Rosengarten statt. Während dort viele Jugendliche mit ihren FreundInnen und MitschülerInnen das Ende des Schuljahres feierten, sorgte die Göttinger Polizei für einiges Aufsehen in der Innenstadt. So hatte die Polizei offenbar mehrere Züge der Braunschweiger Bereitschaftspolizei in der Innenstadt stationiert, um Ansammlungen von Jugendlichen zu unterbinden. Am Wilhelmsplatz standen über Stunden mehrere Mannschaftswagen, um dort offenbar Jugendliche am Betreten des Platzes zu hindern. Am Göttinger Nabel waren zeitweilig Polizeibeamte präsent, um an diesem – bei Jugendlichen beliebten - Treffpunkt junge Menschen zu kontrollieren.
Jugendliche haben – wie alle übrigen BürgerInnen auch – ein Recht auf Bewegungsfreiheit und haben natürlich das Recht sich in der Stadt mit FreundInnen zu treffen. Es kann nicht angehen, daß Jugendliche durch Polizei am Betreten öffentlicher Plätze gehindert werden. Zumal die Stadt Göttingen gemeinsam mit der Göttinger Polizei vor einigen Jahren die Zeugnisfeiern im Rosengarten eingerichtet hatte, um die feiernden Jugendlichen aus dem Einkaufsbereich der Innenstadt zu halten. Im Rosengarten wurde daraufhin ein Kulturangebot für die Zeugnisfeiern in Kooperation zwischen Stadt, Schülervertretung, Elternvertretung und Polizei aufgestellt, das von den SchülerInnen auch angenommen und mitgestaltet wird.
Steht die Polizei nun nicht mehr hinter dem gemeinsamen Konzept der Feiern im Rosengarten? Oder sollen nach Meinung von Polizeichef Niehörster feiernde Jugendliche grundsätzlich wie Kriminelle behandelt werden? Soll das der Einstieg in einen neuen Lebensabschnitt für Jugendliche sein, die gerade ihren Schulabschluß gemacht haben: Schikanen durch die Polizei und Generalverdacht??? Kein Wunder, daß die Polizei bei einem solchen Verhalten im Ansehen der Jugendlichen keinen hohen Stellenwert genießt.
(Bericht der PDS)

Umbiegen: Zeugnisfete im Rosengarten 2001
Mit Unterstützung des Stadtelternrates, des Stadtschülerrates, des Rockbüros, des musa e. V. und des Stadtradios veranstaltet die Stadt Göttingen zum Abschluss des Schuljahres am Mittwoch, 27. Juni 2001, erneut eine Zeugnisfete im Rosengarten. Ab 10.00 Uhr sollen die Göttinger Schülerinnen und Schüler dort den Start in die Sommerferien feiern können.
Das Musikprogramm der Fete bestreiten die Hip Hop Bands "True Headz" und "Spezial Guest’s". "Die 1. Damenmannschaft der BG 74 Göttingen demonstriert ihr Basketball – Können."
"Die Zeugnisfete im Rosengarten soll wie in den Vorjahren ein attraktives Angebot darstellen, das andere, aus der Vergangenheit bekannte "Feierlichkeiten" in der Innenstadt am Tag der Zeugnisausgabe vermeiden hilft. In diesem Sinne haben sich Oberbürgermeister Jürgen Danielowski und Polizeidirektor Friedrich Niehörster mit einem gemeinsamen Brief an die Eltern der Göttinger Schülerinnen und Schüler gewandt."

Verbieten: 1999 Schulfeier am Nabel verboten
Verhindern: Zeugnisfeiern 1998 Polizeit besetzt Nabel

(juli 98) Zu Beginn der Sommerferien, nach Erhalt der Zeugnisse war es üblich, dass sich Schülerinnen und Schüler in der Weender Strasse am "Nabel",  (Ecke Prinzenstr. - Theaterstr.) treffen und die Last der Schulzeit symbolisch mit einer Feier von sich streifen.

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Da dies laut zuging und Flaschen zerdeppert wurden, ersannen Stadt und Ordnungsbehörden Strategien, die die ueberbordende Emotionalität wieder in geordnete Bahnen lenken sollten: Am Mittwoch den 22. Juli 98 wurde die Zeugnisfeier nun von Polizei verhindert.
Vertreter der Stadtverwaltung Goettingen (Schierwater) und der Polizeiinspektion Goettingen (Milde) schrieben einen offenen Brief an die Eltern, der ueber die Schulen verteilt wurde. Darin hieß es u.a.: "...dass die Goettinger Polizei in Zusammenarbeit mit der Stadt und den Goettinger Schulen am 22. Juli dieses Jahres in angemessener Weise eine Zeugnisfete am Nabel verhindern wird, im uebrigen auch in anderen Bereichen der Innenstadt. Dabei wird es zu Kontrollen nach Alkohol kommen. Wer den Weisungen der Polizei nicht folgt, kann unter Umstaenden - kostenpflichtig - durch die Polizei dach Hause gebracht werden. Das kann eine teure Fahrt im Streifenwagen werden."

nabel4.JPG (13298 Byte)Die Polizei "besetzte" den Nabel und hielt sich für denselben der Welt

Die rund 80 Schueler/innen die sich dennoch am Nabel trafen, sahen sich massivem Polizeiaufgebot gegenüber. Die Jugendlichen wurden angehalten, die Ausweise kontrolliert, sie mußten ihre Taschen öffnen und wurden durchsucht. Es wurden auch Coladosen beschlagnahmt, weil "darin ja Alkohol beigemischt worden sein könnte".
Die ganze Verlogenheit dieser Massnahme wird offensichtlich, wenn beim Gaenselieselfest der Werbegemeinschaft Innenstadt und z.B. beim Gänselieselfest dem Kauf-Ankurbelungs-Fest des Einzelhandles am selben Ort munter gesoffen wird. Polizei und Stadtverwaltung wissen das und versuchen sich dabei mit folgender lapidaren Bemerkung aus der Affaire zu ziehen: "Auch wir wissen, dass Erwachsene beim Umgang mit Alkohol im öffentlichen Raum und bei öffentlichen Veranstaltungen nicht immer Vorbilder sind."

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Aufnahmen vom Mittwoch, den 22. Juli, 1998, als Polizeifahrzeuge den Nabel umkreisten und Beamte Jugendliche von diesem Platz verbannten.