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Leineweg / Jahnstraße

Protest gegen die Umwandlung eines Spazierweges in einen asphaltierten Verkehrsweg

Wir dokumentieren die Veröffentlichung (Texte und Fotos) der protestierenden Bürger*innen.

Einige SüdstadtbewohnerInnen  21.6.18
Für den Erhalt asphaltfreier Spazierwege - Schluss mit dem Versiegelungswahn
Für viele SüdstadtbewohnerInnen ist es von unschätzbarem Wert für ihre Lebensqualiät,  dass sie vom Cafe Hemer  bis in die südliche Feldmark auf  naturnahen und ruhigen Wegen spazieren oder radeln können. Das Naherholungsgebiet beginnt damit schon kurz hinter dem Ring. Auch bei JogerInnen ist die Gegend  beliebt, insbesondere wegen der Möglichkeit asphaltfreier und gelenkschonender Wegabschnitte bis weit außerhalb der Wohnbebauung.
Nachdem bereits ein  Teil des Weges entlang der Leine der zerstörerischen und unbedachten Flächenversiegelung zum Opfer gefallen ist, soll nun auch das lauschige Wegstück zwischen  Leinekanal und Kleingärten bzw. Jahnstraße und Freibad vergrößert und geteert werden.
Das Ganze ist Teil eines Modellvorhabens, welches absurderweise aus Mitteln zur Förderung umweltfreundlicher Verkehrskonzepte finanziert und mit stadtplanerischem Wortgeklingel -  Förderung der „Aufenthaltsqualität“ und „Nahmobilität“ - vermarktet wird ;  kein Quadratzentimeterchen  der Südstadt soll dabei unverplant  bleiben. 
Wir -  BewohnerInnen der Südstadt – wollen das verhindern. Wir wenden uns gegen die weitere Flächenversiegelung, diese stellt auch in Göttingen eines der größten Umweltprobleme dar. Dieses Problem wird aber von der Göttinger Verwaltung und Politik überwiegend ignoriert bzw. soll  nun sogar  mit Begriffen wie „klimafreundlicher Verkehr“ und „Nahmobilität“ legitimiert werden.   
Wir wollen weiterhin als FußgängerInnen, RadfahrerInnen und RollifahrerInnen gut miteinander auskommen – das bedeutet Vorsicht und Rücksichtnahme, die ist bislang weitgehend gelungen, weil der Weg zur Langsamkeit zwingt. Eine Wegverbreiterung und Teerung führt jedoch zwangsläufig zu höheren Fahrtgeschwindigkeiten im Rad- (und Mofa?) verkehr, FußgängerInnen haben dann das Nachsehen – mal abgesehen von den Belastungen für  Gelenke durch Teertreten. Die negativen Auswirkungen eines Radschnellweges für SpaziergängerInnen kann man gut an der nun schon geteerten Strecke entlang der Leine zum Wehr beobachten oder auch am eigenen Leib erfahren.
Wer tatsächlich die Nahmobilität mit verschiedenen, gleichberechtigten unmotorisierten Fortbewegungsarten oder gar die „Aufenthaltsqualität“ fördern will , muss entschleunigen statt noch die letzen Winkel der Langsamkeit  zu zerstören.
Wir fordern statt einer Teerauflage  eine Wegdecke, die auch RollifahrerInnen keine Steine in den Weg legt.
Wir fordern weitere Zonen der Entschleunigung und - statt weiterer Flächenversiegelung - eine Umwandlung von Beton- und Teerflächen (Parkplätze) in Grünflächen – nicht nur in der Südstadt.  Dann können auch Bänke tatsächlich zur „Aufenhaltsqualität“ beitragen.

Eine m Namen einiger Anwohner*innen 22.6.18
Der Protest in der Südstadt gegen die geplante Asphaltierung des Wegs zwischen Kleingärten und Leinekanal (Verlängerung der Jahnstraße) wird fortgesetzt.Wir werden den Verantwortlichen in der Verwaltung und in der Politik zeigen, dass sehr viele Menschen den Weg weiterhin möglichst unversiegelt behalten möchten.Die geplante Asphaltierung des nun verbreiterten Weges würde dazu führen, dass die im Rahmen der Bürgerbeteiligung als vordinglich benannten ANliegen nicht mehr sinnvoll umgesetzt werden können. Bänke und Holztreppen für Zugänge zum Wasser sollen die AUfenthaltsqualität verbessern, dafür wird mit der geplanten Umsetzung allerdings kein Platz mehr sein.Morgen, Samstag den 23.6. um 16 Uhr 30 findet eine Begehung und Kundgebung an der Jahnstraße (Höhe Wendehammer) statt.

 

Pressemitteilung des Bündnisses "Weg am Leinekanal" 24.6.18 (Anmerkung das sogn. Bündnis ist bislang nicht als Bündnis verschiedener Gruppierungen erkennbar sondern meint offensichtlich die Gemeinsamkeit von Bewohner*innen)

Der Kampf um den kleinen Spazierweg im Göttinger Süden geht in eine neue Runde.
Im Rahmen ihres "Nahmobilitätskonzeptes" plante die Stadt eigentlich am  vergangenen Donnerstag die Asphaltierung des Wegstücks zwischen Jahnstraße und  Freibad. Der Weg, idyllisch von Weiden und Kleingärten eingegrenzt, verläuft  direkt am Leinekanal. Eine Gruppe von Anwohnern erreichte am Donnerstagmorgen,  dass der bereits auf drei Meter verbreiterte Weg vorläufig nicht geteert wurde.  Der Bauauschuss hat indes angekündigt, die per Ratsbeschluss gefassten Pläne  dennoch umzusetzen und den Weg umgehend zu teeren.
Dem in der Bauauschuss-Sitzung am Donnerstagabend vermittelten Bild, es handele  sich bei den Protesten um eine kleine unkoordinierte Gruppe, wolle man umgehend  entgegentreten, hatten die Anlieger angekündigt. Der Eindruck, dass die Pläne  vielen Menschen im Quartier missfallen, scheint sich zu bestätigen. Tatsächlich  informierten sich bei zwei Begehungen am Samstag und Sonntag insgesamt rund 100  Personen vor Ort über die Pläne der Stadt und den Protest. Bis zum Sonntagabend  hatten sich fast 80 Menschen auf dem eingerichteten Mail-Verteiler  leinekanal@gmx.de registriert.



Die Stadt argumentiert, eine Verbreiterung und Asphaltierung des Weges diene der  Aufenthaltsqualität im Quartier und schaffe zugleich barrierefreie Wege für  Rollator, Rollstuhl und Fahrrad. Die Anwohner und Nutzer des Weges können das  nicht nachvollziehen. "Ich konnte meine Kinder hier ohne Sorge spielen lassen,  der Weg war nicht sonderlich breit und verlangte allen Passanten eine  gegenseitige Rücksichtnahme ab. Ein breiter asphaltierter Weg hingegen verleitet  viele Radfahrer, hier richtig Gas zu geben. Die Gefahren für Fußgänger nehmen so  eher zu", erklärt Wiebke Freymuth.
Weiterhin wird befürchtet, dass der naturnahe Charakter diese Weges durch eine  Verbreiterung und Asphaltierung massiv leiden würde. "Der Stadt geht es um  schnelle Verbindungen für die Radfahrer. Im Rahmen der Bürgerbeteiligung haben  die Anlieger aber vorrangig für Parkbänke und kleine Zugangswege zum Wasser  plädiert, also für eine verbesserte Aufenthaltsqualität. Dieser Weg war bislang  immer ein entschleunigter Spazierweg, asphaltierte Radfahrstrecken von Nord nach  Süd gibt es in der Umgebung mit der Lotzestraße und dem Brauweg ohnehin genug.  Es wäre schade, diese ökologische Insel im Stadtgebiet ohne Not zu zerstören",  so Anwohner Erik Kleinfeldt.



Überhaupt scheinen die Argumente der Stadt bei den Menschen vor Ort kaum zu  verfangen. Es sind auffallend viele Eltern mit Kinderwagen, vereinzelt auch  Rollstuhlfahrer und Senioren mit Rollatoren unter den protestierenden Anwohnern  vor Ort Menschen, von denen der Bauausschuss behauptete, sie würden von den  Maßnahmen profitieren. "Wenn ich heute Richtung Freibad gehe, nehme ich oft den  Brauweg, dort ist ja auch ein asphaltierter Fußweg", sagt ein 89jähriger  Bewohner des Quartiers. Viele Jahrzehnte habe er den naturnahen Charakter des  kleinen Wegs am Leinekanal genossen, und auch heute noch gehe er manchmal diesen  beschwerlicheren Weg. "Hier ist es einfach wunderschön. Wenn die mich gefragt  hätten", kommentiert der Rentner die Pläne der Stadtverwaltung, "hätte ich  gesagt, sowas tut nicht not".