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Sparmaßnahmen und Verschwendung 2001

Kulturpolitik in Göttingen. Auf dem Weg in die Ödnis

Im Kulturbereich werden 100.000 DM gestrichen , dafür wird der Rathskeller mit einem Kostenaufwand von 150.000 DM "neu gestrichen"

Pressemitteilung der Stadt : Ein Volumen von rund DM 400.000,-- erreichen Umbau- und Sanierungsmaßnahmen in der Göttinger Traditionsgaststätte ”Rathskeller”, mit denen am Montag, 19. Februar 2001 begonnen wird. Eine entsprechende Vereinbarung haben der Göttinger Oberbürgermeister Jürgen Danielowski, der Vorstandsvorsitzende der Einbecker Brauhaus AG, Reinhold Sauer, und die Eheleute Ollhoff als Mieter am Mittwoch, 14. Februar 2001, unterzeichnet.
Zur Finanzierung der Investitionskosten steuert die die beliefernde Braurei der Gaststätte, ein Darlehen von DM 250.000 bei. Die Stadt Göttingen, die mit Ollhoff einen langfristigen Mietvertrag abgeschlossen hat gibt dafür DM 150.000,-- aus.

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Wandbild im Rathskeller

Kulturpolitik in Göttingen.                                        
Auf dem Weg in die Ödnis der südniedersächsischen Provinzsteppe  

bakke/ Am 9. Februar d. J. haben CDU und SPD im Rat der Stadt den Haushalt 2001 verabschiedet. Gut neun Monate haben die politisch Verantwortlichen in Göttingen in der Öffentlichkeit den Eindruck erweckt, als seien die im Kulturhaushalt vorgesehen "Sparmaßnahmen" für die Stadt überlebensnotwendig. 100.000 DM sollten vor allem bei der Alternativkultur gekürzt werden. Als der direkt gewählte Oberbürgermeister Danielowski im Mai letzten Jahres diese Pläne öffentlich machte, belief sich das städtische Haushaltsdefizit auf knapp 138 Mio. DM, inzwischen ist es auf fast 175 Mio. DM angewachsen. Da sind 100.000 DM nur peanuts - die allerdings für die betroffenen Initiativen sehr schmerzhaft spürbar sind! Offensichtlich wird angesichts dieser Größenordnung, dass es Danielowski gar nicht um die Sanierung des Haushalts geht! Den alternativen Kulturprojekten soll der Garaus gemacht werden, weil sie nicht in das Weltbild dieses Herren und der Hintermänner in seiner Partei (CDU) passen; und die Sozialdemokraten tun kräftig mit. Nachdem sie im Sommer 1999 mit ihrem Kandidaten Schierwater infolge eitler Arroganz die Wahl an die Wand gefahren hatten, wollten sie aber dennoch nicht von den Fleischtöpfen lassen. Und so kungeln sie seither in trauter Zweisamkeit mit den Christdemokraten im "Bündnis für Göttingen".

Nun also brachte diese unheilvolle Allianz den Kulturhaushalt durch den Stadtrat. Eingespart wurden insgesamt nun "sogar" noch nicht einmal diese vieldiskutierten 100.000 DM, es ist weniger. Wieviel? Das herauszubekommen ist gar nicht so einfach, in der Lokalpresse sucht man die aktuellen Zahlen vergebens und auf den Internetseiten der Stadt ist auch nur "Fehlanzeige" zu vermelden. Der städtische Pressesprecher muß die Zahlen immer erst mühsam suchen ...., einige andere Personen aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen sind im Urlaub....

Hier eine erste Kurzübersicht, die wir in der nächsten Zeit vervollständigen werden:

  • Das Kino Lumière ist dieses Jahr noch einmal davongekommen.
  • Statt der beabsichtigten 37.400 DM ist die musa "nur" mit 27.400 DM betroffen,
  • die restlichen 10.000 DM muß das Junge Theater "beisteuern". Danielowski würde diese Bühne am liebsten sofort stillegen, zwei mit städtischen Geldern geförderte Theater hält er für überflüssig. Er will allein die "traditionellen Göttinger Kultureinrichtungen" unterstützen, "die auch über die Stadt hinaus wirken": Deutsches Theater, Göttinger Symphonieorchester und die Händel-Festspiele.

Auch Uni-Präsident Kern hat jüngst in einem Gespräch mit Danielowski auf die Bedeutung eines kulturell vielfältigen und attraktiven Angebots für den Hochschulstandort Göttingen hingewiesen. Doch wie der Ratsbeschluß dokumentiert, scheint das die Mehrheitsfraktionen von CDU und SPD nicht zu interessieren. Alternative Kultur soll plattgemacht werden. Mit dem Haushalt 2001 ist der Anfang gemacht. Geht das "Bündnis für Göttingen" diesen Weg in trauter Einfalt weiter, dann erreicht die Stadt in absehbarer Zeit die südniedersächsische Provinzsteppe, in der es nichts Unverwechselbares mehr gibt. ein paar Nobel-Discos, Cinemaxxe, ab und zu ein event in der Lokhalle. Nur muß deshalb z. B. niemand nach Göttingen kommen, um zu studieren.