Kinder
+ Stadt Kinder
formulierten Gedanken zu dem, was ihnen in der Stadt nicht gefällt und welche
Wünsche sie haben. Sie wollen, dass man sich anhört was sie wollen. 15.1.07
/ Das KAZ hatte aus eigenen Mitteln eine Schreib-Werkstatt
für Kinder gestartet. Die daraus entstandenen 3 Gruppen à 12 Kinder
waren die Basis für das KAZ-Projekt "Kinder und ihre Stadt" „Politik
kreativ“ . Unter dem Motto "Kinder machen mobil" zeigten Kinder in einem
kleinen Theaterstück was sie in der Stadt stört, was sie gut finden und was sie
sich wünschen. Die Kinder brachten im Lumière auf der Bühne ihre eigenen
Ideen zum Ausdruck. Im
Kontakt mit verschiedenen Schulen: der IGS, der Bonifatious-Schule, dem THG u.a.entwickelte
die Sozialpädagogin Dagmar Riggers das Projekt weiter und mit Hilfe der geschäftsführenden
Mitarbeiterinnen des KAZ Anne Moldenhauer und Susanne Passoke sowie einer Kunst-Lehrerin
der IGS mündete das Projekt schließlich in einer großen Veranstaltung
im Ratssaal der Stadt.
Sozialpädagogin
Dagmar Riggers (linkes Foto) und die geschäftsführenden Mitarbeiterinnen
des KAZ Susanne Passoke , Anne Moldenhauer - Initiatorinnen des Projektes.
Am
12.1.07 kamen ca. 200 Schülerinnen und Schüler in den Ratssaal. Überwiegend
vertreten waren SchülerInnen aus 2Jahrgängen der IGS. Schülerinnen-"Invasion"
im Ratssaal
Seitens
der Verwaltung waren OB Meyer, Sozialdezernentin Schlapeit-Beck, Stadtbaurat Dienberg
und Stadtjugendpfleger Herbert Berg anwesend. Aus dem Rat waren zwei Ratsmitglieder
der Göttinger Linken Helmard Ungerer und Petra Fuge, von den Grünen
Dagmar Sakowsky und von der CDU Wilhelm Gerhardy anwesend. Dann
traten die SchülerInnen ans Mikro und trugen vor, was ihnen in der Stadt
alles nicht gefällt. In
mehreren Beiträgen wurde beklagt, dass die vorhandenen Plätze und Orte
nicht richtig gepflegt würden. Kaputte Basketball-Körbe, kaputte Fussballtore.
Ein Jugendlicher meinte, man solle mal das Jahnstadion freigeben, da hätte
man doch so teuren Rasen eingepflanzt. Im
Juzi wird man nicht akzeptiert Eine ältere Schülerin, leicht
punkig gekleidet ein wenig in der Rolle einer Sprecherin für die anwesenden
SchülerInnen sagte zum Juzi: dort sind die ja besonders radikal links eingestellt
und "dort wird man nicht akzeptiert, wenn man bei der nächsten Demo
nicht die Barrikaden mit anzündet." ( Redaktionelle Anmerkung:
Eine anwesende Lehrerin, die die Veranstaltung mit vorbereitet hatte meinte,
es gingen nur zwei der vielen anwesenden Kinder ab und zu ins Juzi. Das Thema
wurde auch sonst nicht weiter behandelt. Dennoch ist nun zu befürchten, dass
solche Bemerkungen in der politischen Auseinandersetzung gegen das Juzi funktionalisiert
werden.) Jugendzentrum
statt Altersheim im Brauweg Eine Schülerin startete den Generationen-Konflikt
mit einem zentralen Angriff auf Altersheime: "Wir haben doch sowieso schon
so viele Altersheime und die stehen halb leer, jetzt soll im Brauweg sogar noch
eins entstehen, da sollte man stattdessen etwas für Jugendliche einrichten"
Fotos
mit Ausschnitten aus der Klagemauer. Rechts: "Jugendraum statt Altersheim"
und "innenstadtnahe Grünflächen" - Eher eine Forderung für
besseren Deutschunterricht signalisiert das Schild "Meer Sports" womit
nicht maritimer Sport, sondern ein "Mehr" an Sport gemeint war. Immerhin
ein Zeichen für Authentizität der Äusserungen. | |
Kein
Platz für Jugendliche Die Jugendlichen bemängelten ganz generell,
dass es einfach viel zu wenig Plätze gibt, wo sie sich aufhalten können.
Jugend- und Kulturzentren sowie Sportstätten sind bereits von Jugendgruppen
der Verbände und Vereine besetzt. Die Spielplätze sind für kleine
Kinder und nicht für SchülerInnen im alter von 7 bis 13. "Wir brauchen
nicht nur Spielplätze, ab einem gewissen Alter brauchen wir Treffpunte anderer
Art."
Überall
muß man bezahlen wenn man sich dort aufhält Es gibt zu wenig
nicht-kommerzielle Plätze, zu wenig Plätze wo man ohne konsumieren zu
müssen sein kann - die Kids forderten nichtkommerzielle Bereiche in der Innenstadt
wo sie sich aufhalten können. Man müsse irgendwo hingehen können
ohne Geld in die Hand nehmen zu müssen. Wenigstens auch mehr Bänke sollten
aufgestellt werden. Hierauf antwortete OB Meyer das sei halt so ein Problem,
denn man habe da schon Bänke aufgestellt und dann hätten sich dort permanent
Leute aufgehalten, die den ganzen Tag dort sitzen und Alkohol trinken - die hätte
man da halt nicht so gerne gehabt. Wilhelmsplatz
Die existierenden nichtkommerziellen Plätze wie den Wilhelmsplatz sind
unangenehm wegen "Alkohol- und Drogenkonsum". Die Schulhöfe z.B.
sind derart langweilig, trist und asphaltiert, dass man sich da auch nicht gerne
aufhalten möchte. Wenigsten ein paar Bäume könnte man doch auf
die Schulhöfe pflanzen und überhaupt bräuchte Göttingen in
der Innenstadt noch mehr Grünflächen wie im Cheltenhampark meinte ein
Schüler. Hierzu hörte man vom OB in dessen Antwort, dass die Polizei
an einem "eigenen Projekt zum Problem Wilhelmsplatz" arbeitet und da
zukünftig viel stärker präsent sein wird. Klagemauer
der Kinder im Ratssaal
Für
die jeweils geschilderten Probleme stellten die Kinder jeweils einen Karton mit
einem entsprechenden Stichwort in die Mitte des Saales so dass eine kleine Klagemauer
entstand. OB Meyer sagte zu, dass die Mauer bis zur nächsten Ratssitzung
im Februar stehen bleibt, damit alle Ratsmitglieder sich die Klagen mal anschauen
könnten. Garten
im Schiefer Weg 8 Der OB wurde etwas unruhig, als ein Jugendlicher ruhig
vortrug, dass er im Haus Schiefer Weg 8 wohnt und dahinter sei ein großer
Garten. Seine Freunde aus dem Viertel kämen immer dorthin, aber jetzt wolle
da jemand ein Haus drauf bauen und dann wäre der Garten weg. Skaterplatz Ein
Jugendlicher forderte, dass die "störenden Fussgänger" auf
dem Rathausvorplatz durch Absperrungen von den Skaterlinien ferngehalten werden
sollen. Späte kam noch der Vorschlag, dass doch der Parkplatz hinter dem
Carre als Fläche für Jugendliche genutzt werden könne - für
Skater und anderes. Die
Reaktion der Politiker und Verwaltung auf diese Forderungen war etwas unbefriedigend.
Sofort den Äusserungen der Kinder entgegenzuhalten, was die Stadt schon alles
gemacht hat war der gewohnte Reflex der politischen Auseinandersetzung, unfähig
sich auf Jugendliche einzustellen. Der
Vorschlag "nicht nur nur kritisieren, sondern mitarbeiten" war wohl
nicht gut durchdacht, denn das kann ja nicht die Aufgabe der SchülerInnen
sein, nun ständig in den Ausschüssen präsent zu sein und dort ihre
Vorschläge einzubringen. Man schlug vor, dass ein paar der Jugendlichen in
einer AG "Kinder für die Innenstadt" mitarbeiten und dort nochmal
ihre Vorstellungen einbringen.
Kommentar:
Weder die Funktionalisierung noch die eingeübten Muster der politischen Auseinandersetzung
sind im Gespräch mit jungen SchülerInnen nützlich. Ziel sollte
sein, die Kinder zu ermutigen ihre Wünsche ganz angstfrei erst einmal zu
äußern, ihre Träume zu formulieren ohne sofort durch Sachzwänge
eingeengt zu werden. Dann könnten die erwachsenen Macher/innen vielleicht
bei den materiellen Verwirklichungen noch ein Stück der kindlichen Welt mit
berücksichtigen. Wünsche ... von Kindern frei formuliert können
ein Fundus neuer Ideen auch für erwachsene Politiker/innen sein Wünsche
... von Kindern frei formuliert
| Herbert
Berg, der Stadtjugendpfleger - u.a. zuständig für die Jugendzentren
|
zum
Anfang |