Gänselieselfest
1999
Da hatten wir aber
einen bösen Kommentar geschrieben:
Kommentar 1999
Wieso eigentlich
Gänselieselfest, so kurz nach dem Altstadtfest? [Damals gab es das
noch] Auf welche Tradition ist das eigentlich zurückzuführen? Falsch
gestellte Fragen! Der Wunsch der Innenstadtgeschäfte nach mehr Umsatz
ist alleinige Triebfeder des Festes eine Tradition mit Bezug auf das Gänseliesel
gibt es nicht.
"Erlebniseinkauf", "Events" gehören zum Einkauf; nur
wo die Massen hinströmen, da wird Umsatz gemacht. Kleiner Widerspruch:
Einerseits soll es laut und belebt sein damit eingekauft wird, wenn aber
Straßenmusiker in der FußgängerInnenzone spielen, werden sie öfter von
den Geschäftsleuten weggeschickt. [Und das Altstadtfest wurde ganz
abgeschafft inzwischen]
Kaufen, Kaufen,
Kaufen ! - Die Meldungen, Leute seien erst wieder aus den Geschäften gelassen
worden, nachdem alles Geld ausgegeben war, und einige Leute seien zum
Geldausgeben in die Geschäfte hineingeprügelt worden, haben sich NICHT
bestätigt !
Zuweilen kommt es schon mal vor, dass es einigen Leuten tatsächlich
Spaß macht - aber das passiert dann eher nur am Rande. Der Tanz ums "goldene"
Gänseliesel ist fest in der Hand der dumpfen Mittelmäßgkeit des kulturbanausigen
Umsatzinteresses. Ja, die Geschäfte hatten Sonntags geöffnet und alle
sollten "Shopping gehen"......das Plakat war auch schon entsprechend
verdummend..."Spiel, Spaß, Shopping". Das Schrecklichste war
im Zentrum zu spüren: die allgemeine Mittelmäßigkeit mündete hier so um
17 Uhr in der Mittelmäßigkeit der dargebotenen Musik im Besonderen.
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Kritik an den Mini-Gänseliesel-Wahlen
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Es reicht
wohl nicht, dass eine junge Frau in Verbindung mit einer künstlichen
Traditionsbegeisterung für Marketingzwecke funkionalisiert
wird. Nein, es müssen auch noch die Kinder ran und eine Mini-Gänseliesel
wird gewählt.
Dass es dabei nur eine Siegerin einerseits aber viele enttäuschte
traurige und teils weinende Kinder andererseits gab, das scheint
den Organisatoren erst ganz langsam gedämmert zu haben und
dann kam der Spruch "am
liebsten würden wir ja alle 80 Bewerberinnen zum "Mini-Gänseliesel"
wählen, aber leider kann ja nur eine gewinnen."
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Kommentar
Kritik
an der sogenannten "Minigänselieselwahl"
/ von bakke / im Jahr 2000
Glaubt
mensch den Veranstaltern des Göttinger Gänselieselfests 2000, dann hatte
die Bevölkerung der ganzen Stadt wie in den zurückliegenden Jahren auch
heuer der Wahl einer jungen Frau entgegengefiebert, die auf dem Marktplatz,
im Blickkontakt mit ihrem bronzenen Vorbild, dazu auserkoren wurde,
"das südniedersächsische Oberzentrum" (so die offizielle Göttinger
Selbstbezichtigung) während der kommenden zwölf Monate bei zahlreichen
vermeintlich wichtigen Ereignissen in den Bereichen von Tourismus und
Kommerz zu vertreten.
Wir wollen
hier nicht näher darauf eingehen, welche der freiwilligen jungen Frauen
es nun in diesem Jahr getroffen hat. Nur soviel: Es ist halt jeder selbst
überlassen, sich dafür herzugeben. Im Alter von sechzehn aufwärts, wird
frau wissen, worauf sie sich einläßt. Oder etwa nicht?
Ob dies allerdings
auch für die Mädchen zutrifft, die sich im Alter zwischen fünf und elf
Jahren am vergangenen Sonntag zur Wahl des "Mini-Gänseliesels"
stellten, darf nicht nur füglich bezweifelt werden, sondern ist ohne
wenn und aber auszuschließen.
"Was
müssen das für Eltern sein ..." Nein, hier geht es nicht um die,
die ihre Söhne nicht davor bewahren, beim FC Bayern München anzuheuern.
Es geht um die, die ihre Kinder dafür hergeben, dass es dieser Stadt
bzw. den in ihr politische Verantwortung tragenden Personen und den
allzeit und allseits über fehlenden Parkraum klagenden Händlerinnen
und Händlern der Innenstadt möglich ist, auch diese kleinen Mädchen
für ihre kommerziellen Zwecke zu instrumentalisieren. Beim "Gänselieselfest
2000" ging es wie in den Jahren zuvor allein ums Geld. Die Vorsitzende
der Göttinger Werbegemeinschaft, die Unternehmerin Petra Wiese, sprach
denn auch ganz ungeniert vom "Gänselieselfest" als verkaufsoffenem
Sonntag. Blickt mensch in die Extraseiten der hiesigen Monopolpresse,
so finden sich "Gänseliesels Sonderangebote" (der verkehrte
Apostroph findet sich natürlich(?) im Original doch das nur beiläufig)
neben den um extra fürs Fest um 50 % reduzierten Uhren und Schmuckstücken
- und auch der "Immobilientag zum Gänselieselfest" fehlt nicht.
Dafür fehlte
anderes! Der Regen und die Wahl eines kleinen Jungen zum "Mini-Oberbürgermeister".
Oder soll etwa der "große" Danielowski zukünftig bei den sogenannten
wichtigen Ereignissen für die Stadt nicht nur die zum Gänseliesel auserkorene
junge Frau küssen dürfen, sondern auch noch das Mini-Gänseliesel gleich
mit? Das wäre ja ... Das war doch schon mal.... Oder wurde das bloß
deshalb bewußt unterlassen, weil mensch fürchtete, es könnten sich keine
Eltern finden, die bereit wären, ihren Sohn den Danielowski doubeln
zu lassen? Und noch eines fehlte: Niemand hat vor lauter Dollarzeichen
im gierigen Auge daran gedacht, für die vorhersehbaren großen Tränen
der kleinen Verliererinnen Trost zu organisieren. Fehlanzeige!
Oder haben
VeranstalterInnen wirklich geglaubt, die dem frisch gekürten Mini-Gänseliesel
Unterlegenen würden der auf dem gewonnen Kickroller davonrauschenden
Siegerin auch noch zujubeln? Immerhin: die Eltern? Auch keine gute Adresse.
Vermutlich hatten die selber genug mit ihrer eigenen Enttäuschung zu
tun? Doch Mitgefühl ist hier nicht angesagt, die hätten sich einfach
vorher überlegen müssen, für was sie ihre Kinder da hergeben.
Traurige Gesichter im Jahr 2000
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Wir
nehmen an, die Kinder auf den Fotos sind nach 15 Jahren nicht
mehr wiederzuerkennen
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Kindlicher
Gänsekiller
Schon bei den altgriechischen Wahlen
zum Minigänseliesel gab es , wie vielfach archäologisch belegt
werden konnte, wütende Reaktionen der Kinder, die nicht gewählt
wurden. Bild links: die hellenistische Darstellung** eines kindlichen
Angriffes auf eine Gans nachdem dieser Junge garnicht erst bei
der Wahl zugelassen worden war.
Aber nein man hat nicht dazugelernt
- Göttingen macht noch heute Minigänselieselqwahlen.
**natürlich ist alles ganz anders
und die Skulptur gehört zur Gipsabdrucksammlung des archäologischen
Instituts der Göttinger Uni - und das Kind hat die Gans wohl lieb,
aber kann irgendwie nicht richtig mit ihr umgehen
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