Ethnologische Sammlung / Institut für Ethnologie
Die Ethnologische Sammlung ist eine der bedeutendsten Lehr- und Forschungssammlungen im deutschsprachigen Raum. Ihre Anfänge reichen bis in die Zeit der Aufklärung zurück. International herausragende Bestände sind die Cook/Forster- und die „Baron von Asch-Sammlung, deren Objekte im 18. Jahrhundert während der drei Weltumsegelungen des britischen Kapitäns James Cook und im Zuge der russischen Ost-Expansion in Sibirien und Alaska gesammelt wurden. Dazu kommen umfangreiche wertvolle Bestände aus neuerer Zeit, wie Federarbeiten aus Südamerika oder religiös bedeutsame Stücke aus Tibet und Mittelasien. Die Gegenstände der Sammlung sind teilweise Resultat ethnologischer Forschungsreisen, teils stammen sie auch aus dem Kunsthandel, aus kolonialen (!) Zusammenhängen oder aus privaten Schenkungen.
Die Sammlung bleibt 2 Jahre geschlossen Ab 27.5.18 bleibt die Sammlung für voraussichtlich zwei Jahre geschlossen. Zur Wiedereröffnung ist eine Neugestaltung der Dauerausstellung geplant. Das Land Niedersachsen hat umfangreiche Mittel für eine Sanierung des Gebäudes am Theaterplatz 15 bereitgestellt. Aus diesem Grund muss die Sammlung vorübergehend ausgelagert werden.
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Cook/Forster-Sammlung
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Kriegsgott Ku in der Göttinger Sammlung |
Ku's Rückkehr - Der Kriegsgott von Hawaii kehrt nach Göttingen zurück. Wiedereröffnung der Cook/Forster-Sammlung. Impressionen von der Weltreise der Cook/Forster-Sammlung: Honolulu - Canberra - Paris Dieses Exponat, der Kriegsgot Ku ist eine historische Darstellung des höchsten Gottes in der Mythologie der Polynesier. Die Bezeichnung Kukailimoku bedeutet "Inselräuber". Darstellungen des Kriegsgottes Ku wurden bei Kriegen auf eine Stange gesteckt und mit in den Krieg genommen. |
1780-85
berichtete Georg Christoph Lichtenberg öffentlich über Entdeckungsreisen von Reinhold
und Georg Forster in der Südsee. In der Folgezeit gab es wohl eine >Südsee-Mode
oder Südsee-Verrücktheit in Göttingen. (Hinweis bei einer Stadtführung von
Christel Rosky)
Im Jahre 1782 erhielt das Akademische Museum eine auf den
Weltreisen James Cooks entstandene wertvolle Südsee-Sammlung. Seitdem ist Göttingen
eine "Hochburg" der ethnologischen Südseeforschung, besitzt die weltweit
umfangreichste Cook/Forster-Sammlung und weitere seltene Exponate. Das Institut
beherbergt auch den Nachlaß von J.R. Forster, der mit seinem Sohn Georg Forster
auf den Spuren von Cook reiste.
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Blick
in die Ausstellung der Südsee-Sammlung, hier ein Blick auf Exponate aus Polynesien.
Rechts eines von weltweit nur noch 12 mal existierenden Totengewändern. |
"Wir müssen den Geist von James Cook ein für allemal zur Ruhe bringen"
Am Sonntag den 8.2.04 referierte Renate von Gizycki im Institut im Rahmen der Matinee-Vorträge über Schriftsteller Ozeaniens und den Versuch an den Wurzeln ihrer kulturellen Identität anzuknüpfen. Frau von Gizycki hat die Südseeinseln bereist und viele Schriftsteller dort persönlich getroffen. Außerdem hat sie mit eigenen Leihgaben die Tonga-Ausstellung des Institutes unterstützt.
Wer in Polynesien Politik machen will oder öffentlich auftritt, seine ZuhörerInnen aber nicht zum Lachen bringen kann, gilt als lausiger Redner. "Der performative Humor",
so
berichtet Gizycki, ist traditioneller Bestandteil der Politik in der jemand Mißstände
mit Witz und Satire auf den Punkt bringen müsse.
Sie berichtet über Epeli
Hau'ofa, Konai Helu Taman und Albert Wendt - letzterer ein waschechter Samoaner
mit deutschem Namen als Erinnerung an die deutsche Kolonialzeit. Schriftsteller,
die beginnen, die Wahrnehmung ihrer Welt nur mit den Augen des Westens in Frage
zu stellen, die die Namen ihrer Inseln neu überdenken, die den Gott der Christen
als einen sehen, der aus ihnen abhängige Kinder machen will, während der alte
Gott Tangaloa ein Gott war, der MENSCHEN machte. Die Bücher von Margrete
Mead werden von Albert Wendt, vielbeachteter Historiker und Lyriker, kritisiert,
weil sie eine Traumwelt der schönen Südsee malen, verführerische Darstellungen
von "multipler Elternschaft" und der freien Liebe verbreiten und damit
die Träume der westlichen Industriezivilisation vom ozeanischen Paradies bedienen.
Wendt: "Wir waren zu lange passive Objekte der Forschung".
Die
Wahrnehmung, es seien ja nur "ach so kleine Inseln, so unbedeutend und schwach"
wird nicht mehr akzeptiert. Ozeanien ist nicht nach dem Land zu bemessen, sondern
zu dieser Welt gehört der Ozean:
"Durch unseren Körper fließt das Meerwasser, unser Blut ist gemischt mit dem Meer" - "The Ocean in us". "Wir sind der Ozean - wir sind nicht winzig." Ozeanien ist groß
Die
Bewahrung des Ozeans auch gegen Atomwaffenversuch hat deshalb eine besondere Stellung.
Vilsonie Hereniko, ein jüngerer Autor entdeckt plötzlich die überlieferte
Geschichte seiner Kultur. Sein Bezug auf mündliche Überlieferungen machten ihm
Probleme bei der Anerkennung seiner Dissertation. Aber die einheimische Überlieferung,
die eigene Geschichtsschreibung darf nicht mehr ignoriert werden. "Leute,
die außerhalb unserer Kultur stehen streiten sich darüber wie sie unsere Kultur
bewerten sollen, dabei streiten sie sich so laut, dass sie uns nicht mehr hören,
wenn wir etwas dazu sagen". Und die Lyriker wenden sich dagegen, dass "Tennisplätze
auf heiligen Stätten" entstehen.
Dr. Renate von Gizycki aus Kassel (links) und Akad. Oberrat Dr. Gundolf Krüger (ehemaliger Kustos der Sammlung) (rechts) im Gespräch mit Teilnehmerinnen der Veranstaltung | |
Veranstaltungsraum im Ethnologischen Institut, 1. Stock |
Schamanengewand aus
Sibirien / Ausstellungsstück der Ethnologischen Sammlung / Foto goest
/ oben: Während einer Ausstellung in der Paulinerkirche, unten in
der ethnologischen Sammlung Theaterplatz 15
"Regenbogenschlange und Bumerang:
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Mai 2016 / lautet
der Titel des nächsten Kindernachmittags in der Ethnologischen Sammlung am 7.5.16
. Leitung Hannah Feder und Isabel Pagalies. "ethnokids"- Museumspädagogik-Team c/o Institut für Ethnologie der Universität Göttingen - Abteilung: Ethnologische Sammlung - Theaterplatz 15 37073 Göttingen info.ethnokids@gwdg.de |
Ethnologietagung 07. bis 10. Oktober 2001 "Verflechtungen. Ethnologische Perspektiven zu Gesellschaften im Prozess weltweiter Transformation"Ob Völkerkunde oder Ethnologie:
der Untersuchungsgegenstand hat sich im Verlauf der vergangenen
Jahrzehnte durch die rasante Entwicklung Kommunikationsmedien, die Nutzung
von Luftverkehrsmitteln, aber auch durch ökologische sowie Finanzkrisen,
den Zerfall von Nationalstaaten und die transnationale Verschiebung von
Kapital verändert. Kulturen und meine Gruppe bzw. mein
Dorf können von EthnologInnen nicht mehr als geschlossene Einheiten
und jede für sich als vermeintlich überschaubares Ganzes untersucht werden.
Individuen und Gruppen sind nicht nur lokal und regional sondern auch
global eingebunden in zahlreiche und unterschiedliche Arten von Verflechtungen.
Deshalb der Titel "Verflechtungen" Programm
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