Casino Kabale Z.B. Casinoabend 2006 Während in den Kinos der neueste James-Bond-Film bundesweit unter dem Titel Casino-Royale anlief startete in Göttingen das Casino-Kabale. Dort warfen Goldfinger goldfarbene Schokoladentaler auf den Roulettetisch oder setzten ihn auf dem Black Jack und Pockertisch. Auf die Idee, ein sogenanntes Fun-Casino für Fund-Raising einzusetzen sind in der Bundesrepublik bislang nur wenige gekommen. Die Chips in Form von goldfarbenen Schokoladentalern müssen für harte Euros gekauft werden. Als maximaler Gewinn winken "Goldbarren" in Form von in Goldpapier eingepackten Marzipanriegeln. Der Erlös der Nacht ging 2006 an den Arbeitskreis Asyl der sich seit Jahren unermüdlich für Flüchtlinge, AsylbewerberInnen, "Illegale" einsetzt. Am
Samstag den 2.12.06 war es ab 21 Uhr wieder soweit:. In jedem verfügbaren
Raum des Kabale waren Spieltische zu finden, im Foyer des Lumière stand
der Roulettetisch und selbst im ersten Stock war noch ein weiterer Spieltisch
aufgestellt. Dort befand sich auch die Garderobe, die teilweise im Chaos versank
aber durch die heitere, charmante Gelassenheit der netzbestrumpften Gardobieren
vollkommen im Griff behalten wurde. (Vielen Dank dass meine Jacke wiedergefunden
wurde) "Dress to impress" hatte es in der Ankündigung auf fotokopierten Kleinstplakaten geheissen und man mußte sich wundern, welch noble Garderobe doch manche/r Linke/r so im Kleiderschrank sein eigen nennt. Manche kamen perfekt mit Knickkragen und Fliege, kaum wiederzuerkennen; die Gesichter die man wiederzuerkennen glaubte passten plötzlich nicht mehr zum Outfit. Bei den Herrn offensichtlich auch beliebt: Hüte, die Damen schulterfrei , mit Décolleté, in Samt und Seide, Paillettenkleid, stark geschminkt, und gelegentlich mit Zigarettenspitze. Einige kamen natürlich auch in der gewohnten Alltagskluft (so wie wir) In einem Casino finden sich ja vorwiegend Leute, die Geld zum Fenster rauswerfen können - "Geld macht nicht glückliche, es beruhigt nur die Nerven - und man muß es schon besitzen um´s aus dem Fenster raus zu werfen." (Rio Reiser / Geldsong).Während ALG II EmpfängerInnen 345 Euro für einen ganzen Monat haben, lösen sich in Spielcasinos 1000 Euro Einsatz gelegentlich binnen Sekunden in Luft auf. Wuff und weg. Die Welt des Casinos steht für "verruchte Atmosphäre", Halbwelt, gefährliche Nähe zur Kriminalität, Prostitution und Kapitalistenprotzerei sowie Spielsüchtige, die "Haus und Hof verspielen."
Was treibt die linke Szene, sich in diese Hülle zu begeben? Psychologisch erklärbare "Identifikation mit dem Feind"? Spezielle Form der Glamour-Party? Ein paar Wochen zuvor hatte die Band The World Inferno Friendship Society auf der Lumièrebühne gespielt - die Männer der Band waren auch alle mit Schlips auf der Bühne aufgetreten. Sehen die Leute bald alle wieder aus wie zum Anfang der Studentenbewegung? Nein sicher nicht, das Casino-Ereignis ist eh von so vielen Faktoren beeinflußt, dass kein einfacher Satz zu seiner Erklärung ausreicht. Also was soll´s , geben wir uns damit zufrieden, dass durch das Event dem AK Asyl wichtige Gelder zufliessen. Geld für die Flüchtlingsarbeit heiligt den Schokoladentaler. |