Bahnhof
Zur
Eröffnung der Bahnhofspassage im Jahr 2000 zu einer
Zeit als noch in DeMark gerechnet wurde.  Göttinger
Bahnhof Ost / Haupteingang
Mit
Riesenschritten zum "Weltniveau"
(Bericht/Kommentar von Bakke, Fotos
von GOEST ) Am
16. Juni 2000 war es endlich soweit: Göttinger Prominenz und das, was sich dafür
hält, fand sich zum Stelldichein. Nach gut zwölfmonatiger Bauzeit galt es den
Umbau des Göttinger Bahnhofs zu begießen. Die Stadt Göttingen, deren Haushalt
jüngst wegen eines Defizits von 137,7 Mio. DM nicht von der Bezirksregierung in
Braunschweig genehmigt wurde (130 Mio. wären o.k.), woraufhin der neue Göttinger
CDU-Oberbürgermeister einen harten Sparkurs ankündigte, diese Stadt Göttingen
ließ sich den Umbau des Bahnhofstunnels unter den DB-Gleisen 3,8 Mio. DM kosten! Dafür aber, so der OB, sei nun
jedoch der ICE-Haltepunkt in Göttingen auf Dauer gesichert - diesen Zusammenhang
verstehe, wer will!
Werbefoto, | irgendwie ist die Realität
düsterer | Schön
ist er geworden der Tunnel . So hell, so freundlich, so luftig. Neun Geschäfte
finden rechts und links des breiten Ganges Platz, es gibt zu essen, zu rauchen,
zu lesen und man kann auch Getränke kaufen. Man kann, wenn man bereit ist, für
die Dose Bier, die im Supermarkt für -,99 DM bis 1,19 DM zu haben ist, 3 Mark
hinzulegen. Und für das Eis, das sonst 2,50 DM kostet, sind 3,30 DM zu zahlen.
Und wieviel man für einen fürstlichen Sekt bezahlen soll, das verschweigen wir
hier diskret . Man sehe es sich doch bitteschön selber an, flaniere dabei gemächlich
unter den ein- und ausfahrenden Zügen und genieße "den Anschluß Göttingens
an das Weltniveau". Wenn zuerst auch nur bei diesen Preisen, die denen
eines internationalen Flughafens nicht nachstehen oder der wirklich putzigen Freiheitsstatue
aus Plaste vor einem drei Imbißläden. Auch wenn demnächst in einem zweiten
Bauabschnitt die Eingangshalle und vier Gleise umgestaltet werden sollen, dürfte
es mit der Vision des niedersächsischen Wissenschaftsministers Oppermann (das
ist der Sozialdemokrat, der unbedingt Studiengebühren einführen will) noch lange
nichts werden: Modernisiert werden müsse auch noch die Goetheallee, denn nur so
könne die Verbindung von der dort befindlichen (und demnächst umgestalteten) Paulinerkirche
als Ausstellungsort der Göttinger Staats- und Universitätsbibliothek für alte
Bücher und den neuen Technologien auf der Bahnhofswestseite (dem Hinterausgang)
hergestellt werden. Dafür aber bedarf es noch einiger zusätzlicher und nachhaltiger
baulicher Veränderungen, denn: Wer den Bahnhof vom Haupteingang kommend durchschreitet
und am anderen Ende wieder heraustritt, der läuft schnurstracks in das Göttinger
Arbeitsamt.
 Der Ausgang West lässt die Wahl:
zum Zentrum für "Wissenschaft und Technologie" oder zum Arbeitsamt?
Eingeengt in der Passage signalisiert eine Statue aus Plastik Freiheit.
Wenngleich
sich in dessen Räumen auch eine Menge an neuer Technologie befindet - das kann
ja wohl nicht gemeint sein. Vielleicht verlängert man am besten die bisherige
Ladenpassage beim weiteren Ausbau bis in das Otto-Hahn-Zentrum (OHZ), den Ort
der neuen Technologien in Göttingen. Vielleicht aber wartet man auch erst
einmal ab, bis der erste Laden in der Passage wieder leer steht. Den könnte man
nutzen für ein maßstabgetreues Modell der Bahnhofswestseite mit Lokhalle, OHZ,
Cinemaxx, Medien- und Parkhaus und Intercity Hotel um zu zeigen, wie es mal gedacht
war. Wie es dann geworden ist ..., das liegt ohne Frage auch an der wirklich tragischen
Göttinger Provinzrealität. Allein die Universität und einige Nobelpreisträger
reißen es noch lange nicht. Da muß dann schon noch der Bahnhof umgebaut werden
und sein Hinterausgang zum städtebaulichen Filetstück hochgeredet werden. Wenn
dieses dann dilettantisch zugebaut wird und in dem Ort der neuen Technologien
Ausstellungen aufgebaut werden, in denen krampfhaft der Versuch unternommen wird
zu zeigen, was Göttingen in Wissenschaft und Technik zu bieten hat, dann beweist
das einmal mehr den weiten Weg zum "Weltniveau". Redaktioneller
Zusatz: Übrigens sensationell günstig: Pinkeln im Bahnhof (in der Toilette!) kostet
nur 1 DM. (Nachträgliche Meldung eines Lesers am 14.8.00 an
GOEST : P.S. beim Bahnhof wird jetzt gespart,...pinkeln kostet nur noch -,50 DM)
----------------- Brief
einer Leserin zu dieser Seite: wo gehts denn zum bahnhof? ich finde
bahnfahren und ankommen im netten bahnhof gar nicht so schlecht überall renovieren
sie die bahnhöfe in bremen, hannover - überall bahnbaustellen. nach 50 jahren
steht wohl auch bei bahnhöfen mal eine renovierung ins haus - im übrigen finde
ich einen netten bahnhof besser, als noch so ne schnellstrasse/autobahn irgendwohin
in die landschaft zu knallen. die knete wird sowieso ausgegeben - muss ja quasi
weg - da kann sie auch bahnfahren. wirklich wichtig bei bahnhöfen ist: die einlaufenden
züge noch hören zu können - es sollte immer etwas nach kohle riechen (kann man
ja kohleduftbäumchen aufhängen) - riesenuhren - immer ein wenig zugluft und menschen
die den wachturm, angegammelte blumen und würstchen anbieten. bahnhöfe können
recht schön sein. ich hätte lust, mal deutschlands bahnhöfe schön/häßlich
ins bild zu bannen. muss gut ausgeleuchtet werden - großen blitz nicht vergessen.
vielleicht kauf ich mir statt sommerurlaub mal son durchdeutschlandmitderbahnticket
und fahr einfach nur von bahnhof zu bahnhof vielleicht bin ich aber auch nur von
dem "zugvögelfim und inari" beeindruckt. witzig: dieses wochenende war
kursbuch-wettbewerb mit all den bahnfreaks + inari-film und gleichzeitig
metra lay zum
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