Ringelnatz
Ausstellung | |
Ausstellungsplakat mit dem Gemälde "Die letzte Fahrt" - der Doppelmond, ein optisches Phänomen in tropischen Gewässern galt als Omen für einen Schiffsuntergang.
Unten: Entwurf einer
Kasperle-
Ich komme und gehe wieder, Ringelnatz war längere Zeit Matrose u.a. auch bei einem Minensuchtrupp - unten eines der vielen Bilder mit einem Bezug zum Meer und Schifffahrt "Fremde" (1928) (Feuerspeiende Berge), Öl auf Leinwand Archiv Gescher Ringelnatz Berlin
Oben: Zu seinem Kinderverwirrbuch bekam er von der Tochter eines seiner Freunde, einem Nervenarzt, einen Brief, in dem sie ihm detailliert darlegte, welche Fehler er alle in diesem Buch gemacht habe, dass ein Hase keine Eier neben die Pfanne legt usw. |
Eineinhalb
Jahre intensive Vorarbeit waren nötig, um die Sammlung zusammenzustellen,
die nun in der Ausstellung "Ringelnatz! - Ein Dichter malt seine
Welt" der Öffentlichkeit präsentiert wird. Der Germanist Dr. Frank
Möbus und die Kunsthistorikerin Dr. Frederike Schmidt-Möbus haben mit
Engagement und Begeisterung Gemälde und Zeichnungen von Ringelnatz für
diese Ausstellung, vielfach nach aufwendiger Recherche aus privatem Besitz
zusammengeholt. Eine Besitzerin stellte klar, dass das von ihr ausgeliehene
Bild zu ihrem Leben gehöre und sie es daher auch unbedingt wieder in ihrer
Wohnung haben möchte, weil sie "auch damit sterben" möchte. Joachim Ringelnatz, seit 1919 der Künstlername von Georg Bötticher aus Wurzen in Sachsen, geboren 1883 , gestorben 1934 an Tuberkulose. 1909 erster Auftritt im Münchner Lokal Simplicissimus (heute "Alter Simpl"), dort war er "Hausdichter". 1914/18 war er Marinesoldat und Leutnant. 1920 begannen seine dauernden Vortragsreisen. Kuttel Daddeldu (der Matrose, der Held seiner Erzählungen) - Vorträge, aber auch Bücher, Romane "lina roma" = Berliner Roman, Filmschauspieler (Am Rande der Großstadt), ein Drama (Die Reise mit der Flasche), sogar eine Operette (die Dokumente dazu sind verschollen), Tonstudioaufnahmen, Gedichtbände, Malerei ....1930 zog er von München nach Berlin weil in München der zunehmende Einfluß der Nazis unerträglich wurde, 1933 erhielt Ringelnatz Auftrittsverbot von den Nazis. Gedicht von
RINGELNATZ gegen die Nazis Wir sind, sagen die
Lauen, Überraschend tauchen in diesem Umfeld Personen wie z.B. Max Schmeling (bevor er sich zu sehr auf die Nazis einließ) und der Flieger Udet auf mit denen er in Berlin des öfteren in einer Skatrunde spielte, Heinrich George dem er in Versform Vorwürfe wegen seiner Nachgiebigkeit gegenüber den Nazis machte, Asta Nielsen mit der er in tiefer platonischer Liebe verbunden war, Otto Dix, Selma des Coudres, die Bildhauerin Renee Sintenis, die Pianistin Charlotte Uhl und viele andere, im Münchner Lokal "Simpl" feierte er in einer Runde Weihnachten in der auch Erich Mühsam mit fotografiert zu sehen ist. Weitere Notizen zur Ausstellung
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Besonders
makaber ist die Geschichte, die Asta Nielsen von der Weihnachtsfeier nach
Art der Ringelnatzfamilie erzählt: Jedes Jahr zu Weihnachten wurde das sonst
sorgfältig verschlossene Skelett eines Embryos hervorgeholt und "schmückte"
den Gabentisch (würg!). Ringelnatz war religiös aber hatte nichts mit
der Kirche am Hut. Das Ehepaar Ringelnatz war kinderlos.
Ausschnitt aus dem Gemälde "Makabre Szene, Dachgarten der Irrsinnigen"
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