Saufen für den Regenwald
Benzin verbrauchen für die Rente (Ökosteuer)
Rauchen für den Frieden (die Tabaksteuer fürs Militär)
Und jetzt: Saufen für den Regenwald!
Dazu erhielt goest folgende E-Mail (Danke Claudia):
Sicher habt Ihr euch gewundert, dass ich
nichts mehr von mir habe hören lassen. Das hatte einen triftigen Grund:
Ich habe kurzfristig beschlossen, mich aktiv für unsere Umwelt einzusetzen.
Vorgestern morgen habe ich einen Werbespot mit Günter Jauch gesehen dem
zu entnehmen war, dass die Krombacher Brauerei (und
Greenpeace**) und der WWF ein beispielloses Projekt zur Rettung
des Urwaldes ins Leben gerufen haben: Für jeden getrunkenen Kasten Krombacher
Bier werden sie 1m² Urwald retten.
In mir erwachte sofort der bisher tief in meinem Innersten verborgene
Naturfreund und Umweltschützer und so beschloss ich, auch meinen Beitrag
zur Rettung der Urwälder zu leisten.
** Zuschrift der Leserin L.T.: [Hallo
liebe Goest-Redaktion, In Eurem Artikel "Saufen für den Regenwald" handelt
es sich nicht um Greenpeace als Vertragspartner mit Krombacher, sondern
um den WWF! Das ist sehr wichtig, denn Greenpeace leistet wichtige Aufklärungsarbeit
im Umweltschutz und der WWF betreibt Greenwashing im großen Stil (vergl.
auch "Schwarzbuch: WWF"). Ich bitte dies zu ändern, man findet den Artikel
nämlich ganz leicht bei der Recherche zu diesem Krombacherprojekt.]
Während ich so mit der Rettung des einen
oder anderen Meters Regenwald beschäftigt war, kam meine Frau nach Hause.
Bei der anschließend geführten, hitzigen Debatte mit ihr machte ich vermutlich
die gleiche Erfahrung, wie Tausende andere Umweltschützer vor mir auch:
Ich stieß auf völliges Unverständnis. Der Urwald schien ihr völlig egal,
mein Engagement für die Natur und das Leben aller Menschen lehnte sie
völlig ab. Sie wollte nicht verstehen, dass man eine so große Aktion wie
die Rettung der Natur nicht aufschieben kann, ganz gleich, ob es erst
Vormittag ist oder nicht.
Da sie in keinster Weise einsichtig war und man(n) bereit sein muss, für
die Vollbringung solcher Taten Opfer zu bringen, verließ ich das Haus
...
Niedergeschlagen, nein traurig, lief ich zunächst ziellos umher. Angst
beschlich meine Gedanken. Angst um die Wälder. Verzweiflung machte sich
tief in meinem Inneren breit, denn mit jeder verstrichenen Minute hätte
ich wieder einige Quadratzentimeter unwiederbringlicher Natur retten können.
Die Angst schnürte meine Kehle zu, die Verzweiflung ließ meinen Hals austrocknen.
Wie groß war da meine Freude, als ich unerwartet auf eine Versammlung
gleichgesinnter Umweltaktivisten traf! Ich erkannte sie sofort, denn als
Zeichen ihrer Verbundenheit hielten sie alle eine Flasche Krombacher in
der Hand, die sie demonstrativ leerten.
Schnell nahmen sie mich in ihre Mitte auf und so erfuhr ich sehr bald,
dass einige von ihnen sich bereits seit Jahren mit der Rettung ganzer
Kontinente beschäftigen, unbeachtet von der Öffentlichkeit, genau hier,
an diesem Kiosk! Ich bewunderte die Zeichen ihres teilweise jahrelangen
Kampfes:
Die von den Entbehrungen ausgemergelten Körper, die zum Aufforsten nötigen,
prallen Bäuche, den Geruch nach Jahrtausende altem Urwaldboden, die mannigfaltigen
Insekten und ich übersah auch nicht, dass sich einige beim Kampf um die
Natur wohl die Zähne ausgebissen hatten.
Nachdem wir zusammen eine ungefähr tennisplatzgroße Menge natürlichem
Urwaldes gerettet hatten, stellte ich fest, dass der Schutz und die Rettung
der Umwelt ihren Tribut zollten. Durch das lange stehen schmerzten meine
Füße, die Waden krampften, selbst die Zunge war durch die langen Debatten
in ihrer Funktionsweise beeinträchtigt: Ich hatte immer größere Mühen
beim Aussprechen der großen Buchstaben eines Satzes oder Wortes. Aus diesem
Grund beschloss ich die Versammlung zu verlassen und machte mich auf die
Suche nach weiteren Mitstreitern. In einer Gaststätte ganz in der Nähe
wurde ich dann auch sofort wieder fündig: Gut ein halbes Dutzend Umweltler
hatte sich dort eingefunden und arbeitete hier im Verborgenen an der Rettung
der natürlichen Ressourcen. Schnell war ich aufgenommen. Ich war gerührt
als der Wirt meine Hand nahm und mir sagte: "Junge, rette den Urwald,
wir zählen auf Dich", und orderte die 4te Lokalrunde um unsere Aktion
voranzutreiben. Da die anderen Gäste darauf bestanden, neben dem Urwald
auch zusätzlich Gebiete wie die Sahara, die Wüste Gobi und den Rheingau
wieder aufzuforsten und somit auch den Aufbau des heimischen Waldbestandes
zu unterstützen, blieb mit nichts anderes übrig, als zu der Runde noch
Jägermeister zu ordern.
Ganz schwindlig war mir vor Stolz und Glück, als ich viel später die Kneipe
verließ. Plötzlich sah ich die Welt mit anderen Augen! Leicht verschwommen
zwar, aber dafür sah, nein fühlte ich, dass sich unsere gute Mutter Erde
drehte. Nicht gleichmäßig und in eine Richtung, nein, es waren eher ruckartige
Bewegungen in abwechselnde Richtungen. Welcheine Erfahrung! Vor Glück
taumelnd lief ich zu meinem Auto und beschloss, einen Demonstrationszug
durch die Kneipen der Innenstadt durchzuführen, um die vielen, anderen
Menschen auf die Probleme aufmerksam zu machen. So fuhr ich in Richtung
Stadt und war gerade einem Ozonloch ausgewichen als ich am Straßenrand
einen Streifenwagen entdeckte. Auf der Fahrbahn standen mehrere Polizisten
und schauten in meine Richtung. Sie mussten von meinem Vorhaben erfahren
haben, denn sie hielten gezielt mein Fahrzeug an.
Von Vorkontrollen bei Demonstrationen hatte ich ja bereits gehört, war
aber dennoch verwundert, wie schnell sich das rumgesprochen hatte.
Nachdem ich angehalten und aus meinem Wagen gestiegen war, entschloss
ich mich zu einer spontanen Sitzblockade auf der Straße. Wenn ich im nach
hinein darüber nachdenke, war es keine rationell erklärbare Aktion, eher
ein Zwang meines Unterbewusstseins. Ich saß und mein Körper weigerte sich,
wieder aufzustehen. Mir widerfuhr das gleiche Schicksal wie Sitzblockierern
in Brokdorf oder entlang der Castor -Strecke: Ich wurde durch die Polizisten
weggetragen. Auch sie wollten den ernst der Lage nicht verstehen, obwohl
ich sie immer wieder darüber aufklärte. Später, auf dem Revier erschien
dann endlich ein Vernünftiger Mensch. Er hörte sich mein Problem in aller
Ruhe und sichtbar interessiert an und erklärte mir dann, dass er die Anzahl
der von mir geretteten Bäume feststellen wolle. Ich hätte den Schutz der
Umwelt quasi im Blut und er bräuchte aus diesem Grund etwas davon. Ich
war glücklich, diesen verständnisvollen Menschen getroffen zuhaben. Mein
Engagement würde amtlich festgehalten und der Nachwelt erhalten! Dafür
gab ich ihm gerne mein Blut.
Wenig später befand ich mich zu Fuß auf dem Weg nach Hause. Meinen Wagen
hatten die netten Beamten behalten, damit er durch seine Abgase nicht
alle meine Bemühungen wieder zerstört, wie sie mir erklärten. Auch haben
sie mir fest versprochen, nach dem Recyclingverfahren aus meinem Führerschein
ein Flugblatt zur Unterstützung der Rettungsaktion zu machen.
Froh und mit der Gewissheit, etwas großartiges getan zu haben ging ich
dann nach Hause.
In diesem Sinne wünsche ich einen frohen
Tag. Ich geh jetzt nochmal' n bisschen Urwald retten.
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**http://www.greenpeace.de/themen/waelder/erfolg-nach-neun-jahren-protest-gegen-kahlschlag
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