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Todesanzeige für toten Soldaten in Göttingen Der Krieg wird auch in Göttingen unmittelbarer wahrnehmbar. Wir hatten vor kurzem über eine Tagung berichtet, bei der die psychischen Folgen erlebter Grausamkeiten im Krieg behandelt wurden (siehe auch >hier). Nun lesen wir im Göttinger Tageblatt vom Samstag den 17.4.10 die Todesanzeige von Nils Bruns, geboren 1974 und in Afghanistan gestorben am Karfreitag den 2.4.2010. Überschrieben mit "Ein Opfer für das Vaterland! Oh Land du hast unsere Sonne untergehen lassen." und "Niemand und nichts kann uns Nils ersetzen".
Nils Bruns war Hauptfeldwebel und gehörte zum Fallschirmjägerbattallion
in Seedorf/Niederachsen. Er stammte aus der Region und hat bis zur Auflösung
der Panzer-Pionier-Kompanie als Stabunteroffizier seinen Dienst in Holzminden
geleistet . Auf der Homepage
der Pioniere findet sich auch ein Portraitfoto
von Nils Bruns. Online-Kondolenzbuch unerwünscht? In der Bremvörder Zeitung in deren Einzugsbereich sich die Kaserne befindet war angekündigt worden, dass die Kaserne ein Online-Kondolenzbuch einrichten wolle. Das wurde auch kurzzeitig auf http://www.fallschirmjaegerkaserne.de eingerichtet, aber schon am 19.4.10 wurde es wieder entfernt. Nun gibt es dort kein solches Kondolenzbuch mehr. Stattdessen war ein freies Kondolenzbuch unter dem Portal http://www.kondolenzbuch-online.de eingerichtet worden. In diesem Kondolenzbuch waren binnen kürzester Zeit eine sehr große Anzahl von Kondolenz-Einträgen erfolgt. Eine Eintragung aus Hildesheim schilderte z.B. Nils Bruns als "einer der symphatischsten Persönlichkeiten, die ich in meinem bisherigen Leben kennenlernen durfte." und bei einer anderen Eintragung heisst es "Ich durfte mit Nils Bruns 2003/2004 gemeinsam in einer Kompanie im Kosovo-Einsatz meinen Dienst leisten und habe dort ein tollen Menschen kennen gelernt", jemand anders schreibt "Ich habe mit Nils Bruns als Kind in Göttingen zusammen gespielt". Am 18.4.10 war das Kondolenzbuch in dem schätzungsweise bereits 500-1000 Eintragungen eingegangen waren plötzlich geschlossen und auf der Seite war zu lesen:
Anmelder dieses Kondolenzbuches war die Samtgemeinde Selsingen gewesen, die durchaus breit auf ihrer Homepage über die Trauer für die Soldaten berichtet hatte. (Die CDU hat im Rat von Selsingen eine 2/3 Mehrheit) . Mit der Sperrung der Seite mochte sich offensichtlich die Familie von Nils Bruns nicht abfinden. Kurz darauf am 19.4.10 war zu lesen:
Die vielen - auch kriegskritischen Einträge sind damit verschwunden, da sie offensichtlich nicht in das neueingerichtete Kondolenzbuch übertragen werden konnten. ************************ |
G.
Schäfer Rastant
zunehmende Zahl traumatisierter Soldaten 12.3.10
/ Großen
Aufwand muß die Bundeswehr betreiben, allein um den Überblick über
die traumatisierenden Folgen militärischer Einsätze zu behalten. In
den Bundeswehrkrankenhäusern Koblenz, Hamburg, Berlin und Ulm wurden in den
letzten 10 Jahren ca. 1600 Soldaten und Soldatinnen mit postraumatischen Belastungsstörungen
(PTBS) behandelt.. Ein >>Bundeswehrfilm
spricht von jährlich insgesamt 150 PTBS-Erkrankten die eines der Bundeswehrkrankenhäuser
aufsuchen. Im Tagungsreader hingegen heißt es, dass allein im Bundeswehrkrankenhaus
Hamburg 2006/2007 126 PTBS-Patienten behandelt wurden. Allein aus dem Afghanistan-Einsatz
hat laut Verteidigungsministerium eine Steigerung der Zahl traumatisierter Soldaten
von 55 im Jahr 2006 über 130 in 2007 auf 226 im Jahr 2008 stattgefunden. Der Wehrbeauftragte
wiederum schreibt von einer Verdreifachung der Fälle vom Jahr 2006 (83) bis zum
Jahr 2008 auf (245), wobei die große Mehrzahl in Verbindung mit dem ISAF-Einsatz
aufgetreten sei. Und in seinem Bericht
2009 schreibt er von "418 offiziell registrierte Soldatinnen und Soldaten
mit posttraumatischen Belastungsstörungen" binnen nur eines einzigen Jahres.
(nachträglich 17.3.10 eingefügt). Behandlung
in der Psychiatrie des Bundeswehr-Zentralkrankenhauses Bundeswehrkrankenhaus
Berlin erforscht "alternative Heilmethoden" Standardisierte
Verfahren um den Überblick zu behalten Von 3000 Soldaten wurden während der Nachsorgeseminare nach den Einsätzen 650 Freiwillige zu einer ersten Untersuchung befragt. 49.4% gaben belastende Erlebnisse an, die als traumatisch eingestuft werden: Gefechte, Beschuss, Anschläge, Selbstmordattentäter versteckte Sprengfallen, Konfrontation mit Verletzten, Leichen oder Leichenteilen, Gewalt in der Bevölkerung und die Konfrontation mit Armut und Elend. Beim
Screening (nicht zu verwechseln mit Diagnostik!) nach dem Kölner Risiko Index
werden u.a. folgende Punkte abgetestet: Da auch Einflußfaktoren und späterer Verlauf der Traumawirkung in einer Längsstudie untersucht wurden, konnte z.B. festgestellt werden dass "Ein Leben als Alleinstehender oder Geschiedener" ein deutlicher Risikofaktor ist. Das sonstige soziale Umfeld kann für eine Bewältigungsstratgie hilfreich sein. Auch die fehlende Identifikation mit dem Einsatz wurde als relevanter Risikofaktor identifiziert: "Die Frage nach dem Sinn des erlebten Leids oder des Todes von Kameraden im Rahmen eines als nicht sinnvoll erachteten Auslandseinsatzes verstärkt Gefühle von Wut und erlebter Ungerechtigkeit." (Dunker) Materialhinweis:
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