"Computer
können nicht tanzen"
Ein Film der
Göttinger Initiative gegen Verkabelung und Computernetze
Zur Grundidee
VOR dem Film:
Also der Titel ist "Computer können NICHT tanzen". Angesichts der
Fortschritte autonomer KI-gesteuerter humanoider Roboter sind jedoch
durchaus Tanzbewegungen möglich. Da ich dies erwartet hatte, habe
ich ursprünglich den Titel "Computer können nicht ANMUTIG tanzen"
vorgeschlagen, weil "Anmut" eine typisch menschliche Kategorie ist,
die Resultat eines Zusammenspiels von menschlichem Körper, Musik und
geistiger Verarbeitung darstellt. Autonome Erreichung von Anmut durch
Roboter ist nur möglich, so die Überlegung, wenn Humanoide
ein dem Menschen ähnliches Zusammenspiel von körperlich-biologischer
Basis mit dem Nervensytem und der Verarbeitung im Gehirn leisten können
wie Menschen. Sie müssten dabei die "Gefühle"
der körperlichen Selbstwahrnehmung, aufbauend auf dem Zusammenspiel
von Muskelbewegungen und nervlichen Reizen für das Gehirn im
Zusammenspiel mit der Verarbeitung von Musik simulieren können.
Damit wären sie aber tatsächlich auf dem Niveau einer Gleichstellung
mit dem Menschen angekommen: sie wären Menschen, denn die autonom
von innen heraus produzierte "Anmut" ist an den biologischen
Körper als Basis gebunden.
Die Umsetzung
Diese Grundidee, die im Titel zum Ausdruck kommt, wurde nicht umgesetzt.
Stattdessen wurde die Einführung des Bildschirmtext-Systems BTX
(vor der Entstehung des Internet) als Vorläufer einer umfassenden
Computerisierung der Gesellschaft zur Grundlage der Berachtungsweise
gemacht und die möglichen Entwicklungstendenzen im Hinblick auf
die Durchsetzung mit staatlichem Zwang, Arbeitsplatzverluste durch
Rationalisierung, Überwachung, psychische Folgen, usw. filmisch
dargestellt.
Problembehandlung
zu einem Zeitpunkt als es noch kein Internet gab
BTX
war der Versuch den analogen Telefonapparat und das Fernsehgerät
zu koppeln und Daten über die Telefonleitung zu schicken. Dabei
erfolgte die Umwandlung akustischer Signale in digitale Signale durch
ein MoDem (Modulator Demodulator). Da dies vor allem für Homebanking
praktisch gemacht werden sollte war auch klar, dass hier Arbeit aus
den Banken in den Privatbereich der Kund*innen verlagert werden sollte
und ehemals bezahlte Arbeit nun ohne Bezahlung erledigt wird. Dagegen
richtet sich der Aufruf zum Boykott des BZX-Systems, der große
Verbreitung fand, u.a. von der Bundesdelegiertenversammlung der HBV
unterstützt wurde und auch im IG-Metall-Vorstand wahrgenommen
wurde.
23 Tage gedreht,
4 Monate geschnitten 7000 DM Produktionskosten - keinerlei Arbeitsentgelte,
gedreht in Super8 Format, Dauer 65 Minuten, 1985/86 (?)

Aufnahme aus dem Intro des Films
Die gesamte Initiative
und zusätzlich weitere Personen aus dem Freundeskreis haben im
Film mitgespielt.
Die Initiative
gegen Verkabelung und Bildschirmtext ist im Zusammenhang mit dem Volkszählungsboxkott
1983 entstanden und wollte das Augenmerk über die Angst um Volkszählungsdaten
hinaus auf die umfassende Verdatung der Gesellschaft, die Digitalisierung
und Computerisierung richten. Ebenfalls 1983 begann die Post mit der
Einführung des Bildschirmtex-Systems gegen das aus der Initiative
heraus ein Boykottaufruf verfasst wurde, der starke Verbreitung fand.
Im Zusammenhang mit der Initiative sind neben dem BTX-Boykottaufruf
u.a. folgende Broschüren entstanden
- Verkabelung und Bildschirmtext
- Volkszählung 1987
- Computernetze


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