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Protest gegen geplante NPD-Demo 2000

> DGB Aufruf zur Protestveranstaltung       

Kommentar (goest 15/4/00)

Zum dritten Mal scheiterte an diesem Tag der Versuch von NPD und anderen in der "Hochburg des Antifaschismus" Göttingen eine Demonstration durchzuführen. Das Gericht verbot den geplanten Aufmarsch. Gleichzeitig fanden mehrere Protestdemonstrationen und Kundgebungen gegen den Nazi-Aufmarsch statt. Waren es bei der ersten Demonstration noch mehrere Tausend, sind es diesmal zwar immerhin noch ca. 800 Personen gewesen, aber der Rückgang der TeilnehmerInnenzahl sollte zu denken geben. Er entspricht der offensichtlichen Strategie der NPD (die inzwischen zum Sammelbecken im rechtsradikalen Lager geworden ist) durch ständig neue Aufmarsch-Ankündigungen die Mobilisierungskraft der Linken auf die Probe zu stellen. Logistik und Strukturen der Proteste können bei jeder neuen Protestdemo auf Schwachstellen untersucht werden. Inzwischen ist es auch schon zu einer Trennung zwischen DGB und autonomer Antifa gekommen, auch eine Schwächung der Protestbündnisse.  Jedes weitere Protestieren gegen dann doch nicht stattfindende Naziaufmärsche scheint mit jedesmal geringeren TeilnehmerInnenzahlen einherzugehen. Dies sollte Anlass zu einer Änderung der Proteststrategie geben, um die Kräfte nicht zu verschleißen. Vielleicht wäre es eine Alternative, zwar Protestdemos anzukündigen, die Protestdemo aber nur dann tatsächlich durchzuführen, wenn ein Naziaufmarsch nicht vom Gericht verboten wird?

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"Gemeinsam Gegen Naziaufmarsch" Transparente in der Roten Straße, an einem von Studierenden bewohnten Haus

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Abschlußkundgebung am Wilhelmsplatz um ca. 14 Uhr

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Transparent am Wilhelmsplatz: "braunes denken, (..) den nazis nicht die straße schenken, npd / jn und faschistische Kameradschaften bundesweit bekämpfen"

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Demonstration gegen Nazi-Aufmarsch  2000

29. Januar 2000 - Zu diesem Termin hatte   die NPD wieder einmal eine Demonstration in Göttingen organisieren wollen. Die Rechtsextremen mobilisierten dazu bundesweit. Im Vorfeld gab es eine Warnung der Kripo an Antifaschisten wegen der Gefahr von Briefbomben. Am Tag vor der Demonstration wurde von einen anonymen Anrufer angekündigt, es werde auf die Demonstranten geschossen - zur Bekräftigung dieser Drohung wurde eine scharf geladene Pistole deponiert und der Polizie mitgeteilt, wo sie abzuholen sei. Die NPD-Demo wurde verboten und die Demo der Antifa wurde verboten. Erlaubt wurde die Kundgebung eines Bündnisses, in dem autonome Antifa, DGB, Grüne, , Ausländergruppen, SPD AStA usw. zusammen auftraten und der DGB angemeldet hatte. In Sternmärschen an einem total verregneten nasskalten Samstag in der Grippezeit trafen aus unterschiedlichen Richtungen der Stadtteile ca. 1000 Menschen am Marktplatz vor dem Rathaus zusammen. Beim Anmarsch kam es zu Verzögerungen, weil die Polizei unbedingt erkennbare Gescichter zum Filmen und fotografieren sehen wollte was sie stets "Vermummungsverbot" nennt.

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Peter Gingold auf der Tribüne - Foto rechts eine Ausschnittsvergrösserung

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Peter Gingold, Frankfurt/M, Zeitzeuge Widerstandskämpfer gegen die Nazis und Bundessprecher der VVN-BdA

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Friedmann von der CDU und dem Zentralrat der deutschen Juden sprach pikanterweise auf der Kundgebung obwohl die örtliche CDU nicht teilnahm !

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Eine Vertreterin der autonomen Antifa trägt mit einem Schutz vor Film- und Fotoaufnahmen der Polizei ihre Rede vor. Später heißt es sie sei verhaftet worden wegen "Vermummung".

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Überall wie z.B. hier die Jüdenstraße (!) voller Polizeiwagen

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Streife in Dreiergruppen, hier in der Burgstraße

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Der Polizist am rechten Rand hat keinen ! "Maulkorb" - das ist der Kinnschutz des Helms.

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Über der Polizei wehten an diesem Tag rote..........
und über der altehrwürdigen Universitätsapotheke : schwarze Fahnen

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Landtagsabgeordneter der Grünen, Stefan - auf dem Kundgebungsplatz

 

Aus: "EinSatz", Zeitung der "Autonomen Antifa"  Dezember '99 zur NPD-Demo am 29.1.00

"Unmittelbar vor dem Jahrestag der Machtübertragung an Adolf Hitler, dem 30. Januar 33, will es die NPD wieder in Göttingen probieren. Bereits jetzt hat sie für den 29.Januar 2000 einen Aufmarsch ab 11 Uhr am Göttinger Schützenplatz angekündigt. Die Naziparole für (National-)Sozialismus lautet: ,,Nicht Kapitalismus! Nicht Kommunismus! Für deutschen Sozialismus!" ) Nach eigenen Bekunden würde die Anmeldung sattelfest sein. Es ist davon auszugehen, dass sich die NPD dieses Mal nicht wieder auf ihre unerfahrenen Göttinger Mitglieder verlässt, war doch am 5. November ,99 der Widerspruch gegen das Aufmarsch-Verbot vor dem Oberverwaltungsgericht wegen eines Formfehlers gescheitert

Eine große antifaschistische Gegenmobilisierung hat begonnen. In Göttingen selbst wird sich sowohl das linksradikale Vorbereitungsbündnis wieder konstituieren, als auch das bürgerliche an dessen Spitze sich der DGB zunächst wieder gesetzt hat. Im Hintergrund der autonomen An tifa-Mobilisierung werden die schlechten Erfahrungen aus anderen Städten mit dem zweiten Aufmarschversuch der Nazis immer eine Rolle spielen. Ein Effekt wie in Hamburg, dass nach dem Verbot des ersten geplanten Nazi-Aufmarsches zum zweiten, dann erlaubten Versuch kaum noch autonome Antifaschistlnnen kommen, muss vermieden werden. Ein ,,schon wieder" und ,sowieso verboten" ist keine angemessene Reaktion auf die erneute faschistische Mobilisierung nach Göttingen. Es ist am 29. Januar 2000 sehr viel wahrscheinlicher als am 6. November ,99, dass die Faschisten tatsächlich nach Göttingen kommen."