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Bitte beachten: Diese Seite von GOEST behandelt die Geschichte der Firma Adams in Göttingen nur bis zum November im Jahr 2001.

Die Homepage der Firma "Adams Laden und Messebau Leipzig GmbH" ist über
>> http://www.adam-leipzig.de zu erreichen.

Redaktion GOEST / 5.6.06



Firma Adams und das Bangen der MitarbeiterInnen 2000/2001
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Insolvenzerwalter kündigt Adams-Mitarbeitern
Nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens bei der Göttinger Firma "Adams - Impulse für Räume" hat der Insolvenzverwalter, wie es hieß - vorsorglich - allen 123 Mitarbeitern des Unternehmens gekündigt. Zur Begründung hieß es, die Insolvenz habe für das Unternehmen im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit eine schwierige Situation geschaffen, die auch bei den Kunden zu hoher Unsicherheit geführt habe. Nach Angaben des stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden, Karl-Heinz Grube, seien die Kündigungen zum Ende Mai oder Ende Juni zu erwarten. Derzeit gebe es Überlegungen von fünf leitenden Angestellten des Unternehmens, eine eigene Vertriebsfirma zu gründen und 22 weitere Beschäftigte von "Adams" zu übernehmen. Der Betriebsrat wolle jetzt aber gemeinsam mit der IG Metall an einem Interessenausgleich arbeiten. Ziel sei, auch den Produktionsstandort Göttingen zu erhalten und so mehr Arbeitsplätze zu sichern, als bei den Plänen für eine reine Vertriebsfirma vorgesehen sind, so Grube.

Adams: ,,Aus" für 140 Kolleginnen?
Bericht des Göttinger Betriebsexpress (GBE, linke Betriebszeitung) im Dezember 2000 über den Fall ADAMS:
"Scheiß-Weihnachten" - was anderes können die KollegInnen bei Adams Ladenbau nicht gedacht haben, als am Dienstag, den 28.11.(2000), bekannt wurde, was sie schon lange befürchtet hatten. Aber dass sie über das Schicksal ihrer Firma so erfahren würden, das hatten sich die meisten wohl nicht vorgestellt. Am Dienstag morgen stand nämlich ein netter Herr vor der Tür und stellte sich als der ,,Insolvenzverwalter" vor. Auf gut deutsch: Adams Ladenbau ist pleite. Am Montag waren die Geschäftsführer beim Amtsgericht und haben einen Insolvenzantrag gestellt.

Dem Ganzen war ein Treffen der Gesellschafter vorausgegangen, auf dem wohl festgeklopft wurde, dass es mit der Firma in der bisherigen Form nicht weiter geht. Besonders mies ist dabei, dass die Geschäftsführer und die Gesellschafter nicht den Mumm hatten, sich am Montag (27.11.2000) vor die Kolleginnen zu stellen und ihnen das ihrer Ansicht nach Unvermeidliche zu verkünden. So durften sich die Kolleginnen am Dienstag die vollendeten Tatsachen in einer Betriebsversammlung anhören. Ob und wie es mit Adams jetzt weiter geht, ist noch nicht klar. Aufgabe eines lnsolvenzverwalters ist es als erstes, sich einen Überblick über die Schülden und die Vermögenslage zu verschaffen, um dann zu entscheiden, dass ein Insolvenzverfahrep eingeleitet wird. Insofern ist für die 140 Kolleginnen bei Adams noch nicht aller Tage Abend. Wenn der Insolvenzverwalter findet, dass noch genügend ,,Substanz" im Unternehmen ist und dass genügend Kunden da sind, um das Geschäft weiterzuführen, wird er entscheiden, die Firma weiter leben zu lassen. Dann kommt es zu einem Vergleich mit den Lieferanten, die auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten und der Firma das wirtschaftliche Überleben sichern. Das ist für die Lieferanten bei einer im Prinzip gesunden Firma billiger als sofort alles in die Tonne zu kloppen und so auf noch mehr Geld verzichten zu müssen.

Für die KollegInnen beginnt auf jeden Fall eine schwere Zeit. Zum einen ist da die Unsicherheit, ob es für Adams überhaupt weiter geht. Und wenn es weiter geht wird für alle Kolleginnen wieder die Zeit des ,,Sparens", der ,,Straffung", der ,,Verschlankung", der ,,Konzentration auf das Kemgeschäft", kurz: der Entlassungen anbrechen. Die letzte große Entlassungswelle im Herbst 98 ist noch in schlechter Erinnerung.

Die jetzigen Geschäftsführer haben auf jeden Fall nicht unbedingt eine Meisterleistung hingelegt. Nach dem Ausscheiden des Göttinger Groß-Zampanos und Firmengründers Adams haben sie es geschafft, die Firma nach der großen Umstrukturierung innerhalb von zwei Jahren wieder vor die Wand zu fahren. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein geschickter lnsolvenzverwalter für eine Firma mehr erreicht als es die Geschäftsleitung davor getan hat. Da Adams ja ein funktionierender Betrieb mit ausreichend Aufträgen ist, gibt es also durchaus Hoffnung für die Kolleginnen. Wir können nur mit den Kolleginnen hoffen, dass der lnsolvenzverwalter zusammen mit den Gläubigern und den Banken eine vernünftige Lösung verhandelt, die den Erhalt der Arbeitsplätze sichert. Was für die Phywe möglich war, sollte auch für die Kolleginnen von Adams möglich sein.

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Adams-Ex aber Rettung
Aus Göttinger Betriebsexpress Nr. 166, Mittwoch, den 27 Juni 2001
Der GBE berichtete bereits in den letzten beiden Ausgaben über die verzweitelte Situation der Kolleginnen bei der Ladenbaufirma Adams aus Göttingen. Nachdem kurz vor Jahresschluss 2000 das lnsolvenzverfahren eingeleitet worden war, gab es nur noch wenig Hoffnung für die ca. 100 Arbeitsplätze bei Adams. Der Insolvenzverwalter war mit seinen Bemühungen, einen Interessenten für das Pleite-Unternehmen zu finden, gescheitert. Einziger Rettungsanker blieb der Versuch von 5 leitenden Angestellten der Firma, den Laden als reines Vertriebsunternehmen ohne eigene Produktion weiterzuführen. Das hätte allerdings für mehr als 80 KollegInnen das ,Aus' bedeutet. Im Februar sah es dann so aus, als sei das Ende des Produktionsbetriebes Adams beschlossene Sache. Betriebsrat und IG Metall hatten sich zwar um die Gründung einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft bemüht, um das Ende ,abzufedern', zwar hatten sie auch einen Berater hinzugerufen, der den Produktionsbetrieb begutachtete und zum Ergebnis kam, der Betrieb sei zu retten -aber lnsolvenzverwalter Wögener sah keine Chance mehr, den Produktionsbetrieb aufrecht zu erhalten. Daher wollte er allen Kolleginnen kündigen, was allerdings am Widerstand des Betriebsrates scheiterte. Der wollte Zeit gewinnen und widersetzte sich.
Rettung aus Frankreich Zum großen Glück für alle Beteiligten, denn just zu diesem Zeitpunkt trat die französische Firma France Decors auf den Plan, die bereits einige Male mit Adams bei der Abwicklung von größeren Aufträgen zusammengearbeitet hatte. Die französische Finanzgruppe, die hinter dieser Firma steht, hat einen ähnlichen Sanierungsfall wie Adams vor einigen Jahren erfolgreich gelöst. Angesichts der ansonsten ausweglosen Situation wurde man sich schnell handelseinig und ab Anfang April hatte der französische Geschäftsführer Moret das Sagen. Die ehemaligen Geschäftsführer Wuchner und Peter-Michael Adams, der Sohn des Firmengründers Heinz Peter Adams, haben die Firma verlassen. Auch ein Teil der 5 leitenden Angestellten, die mit dem Versuch eine reine Vertriebsfirma zu gründen so viel Unruhe im Betrieb verursacht hatten, sind gegangen. Für die verbliebenen ca. 95 Kolleginnen wird es wohl auch in Zukunft keine paradiesischen Zustände geben, aber die Zusammenarbeit mit der französischen Geschäftsleitung scheint ganz gut zu klappen. Da die französische Firma auch tarifgebunden ist und die 35-Stunden-Woche eingeführt hat, ist es eher unwahrscheinlich, dass sie versuchen wird, in Göttingen eine Sanierung mit Wildwest-Methoden durchzuführen. Erstmal gute Aussichten also für die Kolleginnen, die die jahrelange Zitterpartie bei Adams mitgemacht haben.
Strukturpolitik. muss bei den Interessen der Kolleginnen ansetzen. Vergleicht man die Situation bei Adams mit der bei Donder & Kerl, so kann man nur jedem Betrieb mit Schieflage wünschen, dass Betriebsrat und Gewerkschaft sich ähnlich zäh für die Belange der Beschäftigten einsetzen wie bei Adams. Während die Wirtschaftsredakteurin Hanne Dore Schumacher im Göttinger Tageblatt beklagt, dass bei Donder & Kerl niemand bereit war, an einer Rettung der Firma mitzuarbeiten, ist dies bei Adams offensichtlich besser gelungen. Es war zwar ein Haufen Glück dabei, dass im allerletzten Moment noch ein Investor gefunden wurde. Aber ohne die Zusammenarbeit von Betriebsrat, Gewerkschaft und Insolvenzverwalter wäre trotzdem Schluss gewesen. Vielleicht sollten Kommunal- und Regionalpolitiker einmal darüber nachdenken, dass Wirtschafts- und Strukturpolitik in der Region sich an den Interessen der Beschäftigten orientieren muss, um langfristig ökonomisch stabil sein zu können.

ADAMS erneut insolvent! (Leserzuschrift an Goest)
"Am 09.11.2001 wurde erneut das vorläufige Insolvenzverfahren über die Firma Adams Einrichtungen GmbH beantragt. Grund sind die ausbleibenden, zugesagten Zahlungen des französischen Mutterkonzerns. Der ist offensichtlich angeschlagen und kann seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nur gegenüber dem damaligen Insolvenzverwalter sondern auch gegenüber der gekauften Adams Einrichtungen nicht mehr nachkommen. Insolvenzverwalter ist Herr Knöpfel. Wieder sind die verbleibenden 84 Arbeitsplätze akut gefährdet.    ...Tolle Aussichten für Weihnachten. Gruß."    xxx