Goettinger Stadtinfo Tanzperformances
Tanzperformance
"Zugvögel" 2.7.07 / Das KAZ hat an 10 Abenden im Jahr die Möglichkeit auf der Bühne des Jungen Theaters, das sich im selben Haus, dem Otfried-Müller-Haus in der Hospitalstrasse befindet Veranstaltungen durchzuführen. Am 1.7.07 stand eine Tanzperformance auf dem Programm. Am Eingang des Hauses hatte das Junge Theater an diesem Tag lediglich "Gastspiel" auf den Aushang geschrieben - eine recht frostige Ansage für die Nachbarn im eigenen Haus. Die
Tanzszene für Ausdruckstanz ist in Göttingen sehr überschaubar.
Neben dem herausragenden und international bekannten Tadashi Endo sind es noch
die Kathak-Tänzerinnen und eben das Tanzensemble des KAZ das - so fällt
uns jetzt erst auf - gar keinen eigenen Namen hat. Statt
auf der Podest-Bühne wurde die Möblierung umgedreht und der Boden im
Eingangsbereich zur Bühne gemacht. Das Bühnenbild des Jungen Theaters
(Othello) mit venezianischem Gemäuer passte nicht so ganz zur Perfpormance
und blieb im Dunkel hinter den ZuschauerInnen verborgen. Es gab also kein Vorhang
- aber dafür fand man offensichtlich eine andere Lösung: Ove Volquartz beginnt mit ruhiger, zarter Musik des Alt-Saxophons. Die zusammengerollten Tänzerinnen zucken, verharren wieder, minimale ruckartige Bewegungen. (Dass in dieser Situation noch Leute in den Saal gelassen werden zumal sie fast über die Tanzfläche laufen müssen ist betont zwar eine sympathisch lockere Atmosphäre, ist aber der Konzentration auf das Geschehen abträglich und sollte möglichst vermieden werden . Ebenso unverständlich, dass auch noch jemand meint mit Blitzlicht fotografieren zu müssen - wir selbst hatten sogar den Fotoapparat ganz weggelassen um jede Störung zu vermeiden). Die Küken räkeln sich in den Eiern - so ist die erste Szene unmittelbar zu verstehen, kämpfen sich aus dem Ei und die Szene nach dem Schlüpfen macht schmunzelnd, wenn Caro Frank mit geneigtem Kopf und blinzelnd erstaunt um sich schaut als sei sie tatsächlich gerade aus dem Ei geschlüpft aber dabei lächelnd (Vermutlich war sie in ihrem vorigen Leben ein Vogel - wie kann sie sonst so gucken) Der Einsatz der Gitarre von Josef Hilker ist sehr einfühlsam und improvisationserprobt. Er ist häufig bei den samstäglichen Imrovistations-Musik-Sessions "Shopping-Music" zu erleben, wo er sowohl mit Caro Frank als auch z.B. Gesa Singer seine Musik in musikalisch-poetischen Kooperationen einbringt. Als nächste besonders eindrucksvolle Tanz-Sequenz ist die Performance des Fluges zu nennen: die Arme schwingen wie Flügel, den Oberkörper nach vorne gebeugt und die Veränderung in der Flugformation durch das Zurückfallenlassen bzw. das Zurücktrippeln mit schnellen kleinen Schritten. Man fühlt sich an den Film "Nomaden der Lüfte" von 2001 erinnert. " In der grenzenlosen Weite verweilen, hellwach und klar, die Unendlichkeit des Raumes schauend (Shabkar 1781-1851) Eine tänzerische und musikalische Reise von Europa nach Afrika" hatte es in der Ankündigung geheissen.
Ein Zitat des tibetanischen Wander-Yogis und Schöpfers spiritueller Gesänge ist nicht zufällig und führt auf die asiatischen Einflüsse der Choregrafie unter anderem des Butoh-Tanzes. Mit Butoh ist Caro Frank durch das Göttinger Butoh-Zentrum von Tadashi Endo in Berührung gekommen. So gibt es auch Sequenzen in der Performance die von der Choregrafie her als Butoh markiert waren. Ähnlich wie im Butoh wechseln auch intensive ernsthafte Sequenzen mit grotesken spielerischen Abläufen. Besonders witzig: alle drei stehen eng zusammen verschränken die Arme über dem Kopf und lassen die Finger wie bewegliche Hörner in der Luft krabbeln. Da die Performance mit ruhigen Phasen arbeitete war das Publikum zum Schluß etwas überfordert, schnell das Ende zu erkennen, obwohl eine Verbeugung in Richtung Publikum und die Abdunklung dies signalisierte. Dafür aber war der Beifall dann umso langanhaltender und heftiger. Zugabe kann man ja leider bei Tanzperformances wohl nicht verlangen - aber das Stück wird hoffentlich noch einmal aufgeführt.
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