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Programmtipps für "goest" – Oktober 2007 vom Redaktionsbüro Radio + Fernsehen, Postfach 22 45, 37012 Göttingen, Tel.: 0551-55121, Fax: 0551-44871, E-Mail: rrftv@aol.com, www.rrf-online.de - Redakteurin: Sandra Peters

Mittwoch, 3. Oktober 2007

Nowosibirsk ist nicht mehr
Wiedersehen mit dem Eichsfeld
Film von Fritz Pleitgen

"Nowosibirsk", spöttelte Fritz Pleitgen über die tristen Plattenbauten von Leinefelde. Das war zur DDR-Zeit. Heute gilt Leinefelde als Modell für moderne Stadtentwicklung. Solche Veränderungen spürt der ehemalige DDR-Korrespondent Fritz Pleitgen auf, diesmal auf seiner Filmreise durch das Eichsfeld, die Grenzregion im Dreiländereck Thüringen, Hessen und Niedersachsen. Sein Besuch ist eine Wiederbegegnung.
Vor 25 Jahren bereiste Fritz Pleitgen zusammen mit seinem Kollegen Lutz Lehmann schon einmal das Eichsfeld. Damals wurde der idyllische Landstrich durch den Eisernen Vorhang brutal zerrissen. Die Grenze, schärfstens bewacht, trennte Familien und Freunde, zerschnitt gewachsene Verbindungen, teilte Ortschaften. Auf dieser Filmreise entstand 1982 die Dokumentation "Wo die DDR katholisch ist". Die Quintessenz der damaligen Reportage: die seit jeher frommen Katholiken im Eichsfeld ließen sich nicht vom Glauben abbringen, auch nicht vom SED-Staat. Im Gegenteil: der Druck der Diaspora-Lage ließ die Eichsfelder noch enger zusammenrücken.
In seiner neuen Reise-Reportage begegnet Pleitgen Menschen, die unter der Willkür und dem Druck des SED-Regimes zu leiden hatten. So berichtet Rita Jagemann, wie sie - bei der Staatsaktion "Ungeziefer" - als Kind mit ihrer Familie aus einem grenznahen Dorf vertrieben wurde. Und Joachim Kuckuck, einer der letzten Republikflüchtlinge, erzählt von seiner Jugend als Grenzgänger unter Lebensgefahr.
Für viele Eichsfelder bedeutete die politische Wende keinen harten Bruch. "In der Nazizeit waren wir nicht braun und im Sozialismus nicht rot", beschreibt Schafzüchter Ernst Siebert seine Eichsfelder. "Wir waren immer katholisch." Tatsächlich hat das kirchliche Leben nach wie vor große Bedeutung.
Der Reiz des Films liegt im Vergleich von damals und heute. Fritz Pleitgen zeigt Pilger bei Wallfahrten zu Fuß und hoch zu Ross und die große Leidensprozession in Heiligenstadt. Monsignore Kesting, der alte Kirchenmann, der auch im ersten Film zu Wort kam, zieht ein durchaus gemischtes Fazit: "Wir sind die Grenze los, aber wir sind heute grenzenlos." Der Erfurter Bischof Joachim Wanke mahnt seine Gemeinde, ihren Glauben nicht für Westgeld zu verkaufen.
Die Spurensuche im Eichsfeld beschließt die Reihe der "Heimatfilme" von Fritz Pleitgen. Bisher erschienen Dokumentationen über Rügen, das Erzgebirge, den Thüringer Wald und das Mansfelder Land.
19.15 Uhr, WDR

 


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