Neues
Konzept für JT Sondersitzung am 29.4.04 Kommentar Die
"CDU/FDP-Gruppe" hatte den CDU-Fraktionsvorsitzenden Güntzler (der garnicht
Mitglied im Ausschuss ist und deshalb als Vertreter geschickt wurde) in ihrer
Mitte. Er wollte erklären, warum die CDU/FDP das Konzept Döring (mit Ensemble)
ablehnen und dafür das Konzept "Schilling" befürworten (Schilling bleibt,
Ensemble geht) . Güntzler meinte, mit dem Konzept von Schilling hätte man die
100.000 Euro Zuschuss vom Land wahrscheinlich nicht gebraucht. Auf solche Gedanken
kann man aber nur kommen, wenn man wie Schilling unrealistisch davon ausgeht,
dass z.B. 20.000 Euro Sponsorengelder plus 20.000 Euro von Förderern pro Jahr eingenommen
werden. Realistisch dagegen ist es anzunehmen, dass das JT auch beim Schilling-Konzept
weiterhin Zuschuß vom Land benötigt hätte - vielleicht sogar noch mehr, weil Gastschauspieler
noch mehr Kosten verursacht hätten. Aber wie dem auch sei: der Landeszuschuß
wird eh nicht kommen! Das weiß Güntzler und äußerte das am 22.4.
schon entsprechend mit einem Zwischenruf "daraus wird nichts". Aber
darauf angesprochen, ob er denn die Forderung von Göttingen an die Landesregierung
nach weiterem Zuschuss für das JT unterstützen würde, meinte er, das wäre ausschließlich
die Sache der CDU-Landesregierung. So wie er es eingefädelt hat, kann er später
sagen, er habe ja recht gehabt, als er vorausgesagt habe, das Konzept fürs junge
Theater würde mit dem Döring-Konzept scheitern. Die CDU kann froh sein, dass sich
der Ausschuß nicht für ihr Konzept entschieden hat, dann hätte sie den Offenbarungseid
leisten müssen, hätte zugeben müssen, dass es ohne Landeszuschuß nicht geht - und
evtl. Forderungen an die CDU-Landesregierungen erheben müssen. SPD
sieht, dass sie die CDU nicht in die Enge treiben kann In einer Stellungnahme
der Jusos vom 23.4. hieß es: "Güntzler nutzt als MdL in spe die Hintertür
des vorgeblich untauglichen Rettungskonzeptes, um der CDU-geführten Landesregierung
in puncto Einsparungen zuzuarbeiten. In Wahrheit ging es der CDU anscheinend nicht
um das Wohl der Stadt, sondern darum einen möglichst guten Vorwand für die JT-Schließung
zu finden". Die SPD am 15.4.: "Bürgermeisterin Katharina Lankeit,
die auch kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion (...) Es kämen nun Zweifel
auf, ob die CDU noch fest in der breiten Unterstützerfront für das Theater steht.
Lankeit: "Das wäre für das JT in der jetzigen Situation außerordentlich schädlich
und würde für das Land die Legitimation liefern, auch nach Vorlage eines neuen
Konzeptes keinen Zuschuss zu zahlen." Die SPD wollte die CDU in Zugzwang
zu bringen entweder gegen das JT oder gegen die Landesregierung vozugehen. Diese
hat sich jetzt aus der Schlinge herausgezogen und wird in Zukunft das Scheitern
des JT SPD/Grünen/PDS anlasten. Schon allein deshalb wird die Landesregierung
jeden Zuschuß verweigern! (Zwischenfrage: Ist denn klar wo die Gelder geblieben
sind für die Wattenberg keine Belege vorweisen wollte - das ist doch sowieso eine
Steilvorlage für eine Ablehnung durch die Landesregierung) Wir
haben keine Chance aber wir nutzen sie! Es wird weiterhin parteipolitische
Versuche geben, die Sympathie fürs Junge Theater in WählerInnenstimmen umzumünzen,
passend zum Thema aber wird das eher nur Theaterdonner. Was hier einige, die genau
wissen, dass es keinen Zweck mehr hat anleiern, nämlich Mobilisierung für
einen aussichtslosen Kampf, das nennt man im militärischen Jargon "Verheizen
von Truppen" - hoffentlich führt dies nicht zur Resignation derer, die sich
jetzt gerade so intensiv für den Erhalt des JT engagieren. Rechtsdezernent
Meyer hat im Ausschuß noch einmal plausibel dargelegt, dass es nur den einen vorgeschlagenen
Weg oder die Schließung gab. Deshalb muß man zugestehen, dass einige der Beteiligten
(wie z.B. Meyer) einfach aus persönlicher Solidarität mit dem JT alles versuchen,
doch noch die Zahlungen aus Hannover zu erreichen; nach dem Motto: Wir haben keine
Chance - aber wir nutzen sie.
Thema
Junges Theater Sitzung am 22.4.04 Vorstellung:
Andreas Döring Zur bisherigen
Diskussion um die Insolvenz Fokussierung
- Zusammenfassung "Das Konzept geht nicht auf, wenn das Land
nicht zahlt"; dass das Land nicht zahlt ist aber inzwischen hinreichend seitens
gemacht worden. Die Mobilisierung von Protesten wird vielleicht bei Wahlen der
SPD helfen, wird aber kaum eine Zahlung durch die Landesregierung erzwingen können.
Die SPD will die politische Zuspitzung des Konflikts "Hier SPD/Grüne die
das JT retten wollen" "Dort CDU/FDP, die die Forderung an die Landesregierung
nicht unterstützen". Die CDU versucht den Spagat zwischen angeblich lokaler
Solidarität mit dem Jungen Theater und überregionaler Solidarität mit der Gelderstreichung
durch die Landesregierung, was etwas schwierig wird. Die SPD-Strategie könnte
vermutlich nur dann etwas positives für das JT bewirken, wenn allerschärfste,
allermassivste Proteste und breiteste Mobilisierung stattfänden, die sogar noch
die Studierendenproteste der letzten Zeit überbieten müßten. Eine solche Mobilisierung
ist jedoch leider nicht in Sicht. Was wir erleben werden ist deshalb Parteiendonner
.... und - leider - den Niedergang des JT. Zur
Sache Anfang des Jahres wurde die vorläufige Weiterzahlung vom 16.2.
-30.6.04 durch die Stadt beschlossen, nun geht es a) um eine Weiterzahlung von
650.000 Euro für ein Jahr (1.7.04 - 30.6.05) Zu dem TOP Junges Theater gab es
aufgrund der rasanten Entwicklung keine Beschlußvorlage im Ausschuß. Die Verwaltungsspitze
wird möglichst am 7.5. dem Rat einen Entwurf von Konzept und Vertrag zur Entscheidung
vorlegen. Zur Beratung wird es am Donnerstag 29.4. 19 Uhr eine Sondersitzung des
Kulturausschusses zum JT geben. Bis dahin soll Konzept und Vertragsentwurf in
den Fraktionen zu beraten werden. Insolvenzverwalter
des Jungen Theaters Herr Wegener Ab 1.7.04 muß eine neue Lösung umgesetzt
werden. Neue Leitung, so der Vorschlag der Kommission wird Andreas Döhring übernehmen.
Bei dem Vorgehen habe man sich für die "Übertragene Sanierung" statt
für die "Sanierung über Insolvenz" entschieden, weil letztere zu lange
dauern würde. Die neue Trägerschaft des JT soll durch einen Verein erfolgen, der
bestehend aus GmbH, die vom bisherigen Träger das bewegliche Vermögen in geschätzter
Höhe von 13.000 Euro erwirbt. Das Stammkapital von 25.000 Euro das diese neue
GmbH für eine Eintragung als GmbH aufbringen muß reicht gleichzeitig aus, um dieses
Betriebsvermögen zu erwerben. Sollte die neugegründete GmbH keine 25.000 Euro
aufbringen kann zusätzlich ein Förderverein Gesellschafter werden. Die Gmbh muß
mindestens 12.500 Euro aufbringen, den Rest kann der Förderverein und einige Einzelpersonen
einbringen (nicht zu viele damit die GmbH steuerbar bleibt). Die reduzierte Forderung
dass kurzfristig mit der Hälfte des Kapitals wurde vorgeschlagen, wegen der Möglichkeiten,
weitere Gesellschafter zu suchen falls der Verein das Kapital nicht aufbringen
kann. Zur Kontrolle der Geschäftsführung wird ein Aufsichtsrat installiert,
der sich aus Vertretern der Politik , der Verwaltung, des Landes und des Kreises
zusammensetzt. Das ist gesetzlich nicht zwingend vorgesehen wird aber so gemacht.
Dieses Konzept funktioniert nur, wenn das Land Niedersachsen ab 1.7.04 wieder
Zuschüsse zahlt. Dies wurde als Bedingung von Wegener genannt und von Hilmar Beck
auf gesonderte Nachfrage in der Bürgerfragestunde bestätigt. Genau dies wurde
vom Fraktionsvorsitzenden der CDU-Ratsfraktion, der als Gast teilnahm ausgeschlossen.
Zum 1.7. wird der Entscheid des Landes aber nicht vorliegen. Dennoch meinte Beck,
bis Ende 2004 könne wahrscheinlich schon am JT geplant werden. Wenn es gelingt,
das JT für ein Jahr zu sichern, dann wäre ab März 2005 eine Kontrolle einzubauen
bei der über eine weitere Verlängerung entschieden wird. Hilmar
Conrad (FDP und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses) äußerte
herbe Kritik: Dem JT sollen durch Insolvenzverfahren 170.000 Schulden erlassen
werden, eine GmbH darf dann mit 13.000 Euro den Namen und das bewegliche Kapital
des JT erwerben. Das JT hat das gesamte Gebäude im Besitz und darf mit zwei Gasthäusern
Untermietverträge machen. "Da subventioniert die Stadt die Kneipen, aber
eigentlich sollten die Kneipen das Theater subventionieren.".
 | Hilmar
Conrad, Unternehmensberater, (FDP) stellvertretender Vorsitzender des Aussschusses
äußerte massive Kritik und forderte ebenso massiven Widerspruch heraus |
Die 650.000 Euro könnten vielleicht auch
anderweitig sinnvoll ausgegeben werden meinte Conrad wenn er an die Knappheit
bei KITAs zB denke. Woraufhin Humke laut Zweifel daran äußerte, dass bei freiwerdenden
Mitteln, diese tatsächlich an die Kitas fliessen würden. Die Mehrheit von
SPD und Grünen hat sich für das "Ensemble-Konzept" Döhrings während
die CDU das Konzept von Thorsten Schilling favorisierte. Allerdings fand auch
Conrad im Kulturausschuß das Konzept Döhrings gut, nur das Verfahren sei nicht
in Ordnung gewesen. Darüber gab es dann einiges Geplänkel, Hin und Her im Ausschuß.
 | Bild:
Thorsten Schilling, bis 30.6.04 JT-Leiter bei einer Ansprache an das Publikum
am 21.12.03 im Foyer. Thorsten Schilling fand bei seinen
zwei Ansprachen ans Publikum bewegende Worte: "Ich liebe dieses Theater,
ich liebe dieses Ensemble". Nun hat er resigniert seinen Rücktritt verkündet,
weil sein Konzept "ohne Ensemble" abgelehnt wurde. (Bild: Thorsten Schilling
bei der Podiumsdiskussion am 29.3.04 | Situation
am Theater: statt der 6000 Euro geschätzten Einnahmen aus Kartenverkauf
können 13-15000 festgestellt werden. Reduzierung des Ensembles: (4 SchauspielerInnen
müssen gehen, 3 bleiben. Zynisch klangen die andernorts geäußerten und im Ausschuß
zitierten Bemerkungen, dass es einen großen Markt an SchauspielerInnen gäbe, und
die froh wären, wenn sie auch nur ein kurzes Engagement bekämen.
Im Nachhinein fragt man sich allerdings,
was ist das für ein Begriff von "Ensemble", wenn nur 3 feste Schauspieler
bleiben? - verwirrende widersprüchliche Informationen: insgesamt bleiben angeblich
erst mal 6 Schauspieler, einer geht weg. Döhring 30.4.2004
/ Andreas Döhring der das Rio Reiser-Stück inszenierte ist designierter neuer
Leiter des JT ab 1.7.04, sofern der Rat zustimmt. Döring Jahrgang 1968 , ist Absolvent
der Schauspielakademie Zürich 87-90, Regie an der Elisabethbühne Salzburg, Landesbühne
Hannover, Landesbühne Esslingen, Stadttheater Baden Baden. Döring bezeichnete
sich, plausiblerweise als "Theatermensch". Es wird zwar eine professionelle
Buchhaltung mit monatlicher Liquitditätsplanung, vierteljährliche Zwischenbilanzen,
Kostenrechnung und schnellem Läuten von Alarmglocken geben, aber wenn er die Leitung
übernehmen soll, fragt sich , inwieweit er selbst auch ein kaufmännischer Mensch
ist. Durch den Gebrauch des Begriffes "doppeltes Controlling" fiel auf,
dass Herr Döring betriebswirtschaftliches "Controlling" mit "Kontrolle"
verwechselte und daher das auch doppelt sehen konnte. Es fiel niemandem im Ausschuß
auf, dass er nicht wirklich weiß was Controlling ist. Und niemand im Ausschuß
hat nach der kaufmännischen Qualifikation gefragt. Döring, der bereits vor
einiger Zeit die Fraktionen besucht hat bekam Gelegenheit, sich und sein Konzept
im Ausschuß vorzustellen: Über allem so Döhring könne die Bemerkung stehen:
"Mit wenig Geld gutes Theater machen". In diesem Zusammenhang gelte
für die SchauspielerInnen, dass "kein Dienst nach Vorschrift möglich sein
wird" und ein hohes Engagement gefordert werde. Ein Beispiel dafür, dass solches
Engagement auch bisher schon erbracht wurde sei der Bassist der Rio Reiser Band,
der extra für das Stück Bass spielen gelernt habe. Im technischen Bereich würden
Betriebsvereinbarungen zur Stundenregelung notwendig, denn Belastbarkeit und Bezahlbarkeit
müssten kalkulierbar bleiben. Hier seien aber auch organisatorische Verbesserungen
der Abläufe möglich: z.B. wird immer noch in der Schneiderei auch gewaschen, das
sind Aufgaben, die Stunden kosten, die könnten auch von anderen übernommen werden.
Es gäbe Theater da waschen die Schauspieler selbst. (aha!) Ein weiterer
Punkt ist die Entwickung der Gastronomie und die Nutzung des Hauses als offener
Veranstaltungsort, als Kulturforum. Das Haus sei ein " Spitzenraum, in der
Innenstadt gelegen", deshalb soll er durch Schaffung eines Eventbereiches
auch für andere Veranstaltungen geöffnet werden (Kulturveranstalter). Zum
Theaterbereich: es gelte, junge Autoren zu pflegen, die Inhalte gezielter auf
Göttingen zu beziehen, den Nachwuchs zu fördern. Natürlich könne er keinen fertigen
Spielplan vorlegen, aber 40 Stücke lägen auf dem Schreibtisch. Jedenfalls sollten
keine Stücke gewählt werden, die abstrakt Themen behandeln sondern Stücke, die
Widersprüche behandeln, "die jung sind". zum
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