 | Hito
Steyerl ist eine politische Künstlerin, eine politisch denkende, fühlende,
feministische Künstlerin. Erfreulich, dass es Gelegenheit gab, sie bei einem
Vortrag im Hörsaal des Archäologischen Seminars, Nikolausberger Weg
15 kennenzulernen. Fachgruppe FG / Basisgruppe BG Kunstgeschichte hatten sie am
Mittwoch den 19.7.07eingeladen, zum Thema "Dokumentarisches in der Kunst" zu sprechen.
Foto: Feministische
Künstlerin Dr. Hito Steyerl vor der männlichen Ahnengalerie im Kunsthistorischen
Hörsaal. |
22.6.07
/ Hito Steyerl gehört zu jener Spezies, die sich auf der technischen Entwicklungshöhe
der Gesellschaft künstlerisch reflektierend betätigt. Bei dem Film "Bis
ans Ende der Welt" von Wim Wenders hatte sie (1990/91) die Assistenzaufgaben in
Regie und Produktion. Ihr Vortrag erinnerte ein wenig an diesen Film, der imgrunde
eine Art globalisierter Kriminalroman mit Road- bzw. Fluglinien-Movie darstellt.
In diesem Film lösen sich die Grenzen auf - die AkteurInnen sind wie selbstverständlich
an allen Orten der Welt unterwegs und dennoch miteinander vernetzt.
Und in
ihrem Vortrag nun versuchte Hito die Eigenart "dokumentarischer" Bilder in der
globalisierten Vernetzung zu erklären. Dabei handelt es sich um Veränderungen,
die sich sehr abstrakt und begrenzt in Worte fassen lassen. Es wurden bei dieser
Darstellung quasi die sensiblen Fühler der künstlerischen Wahrnehmung
ausgestreckt um herauszukriegen, was es wohl bedeutet, wenn immer mehr "dokumentarische"
Bilder über den Schirm flimmern, die immer weniger aussagen. Steyerl beschreibt
diese Bilderflut als wabernden Nebel der sich verbreitet, der nichts mehr erklärt
und nur noch Stimmung verbreitet. So wie das "sensationelle Handy-Foto" eines
embedded Journalisten im Irak-Krieg, auf dem nichts zu erkennen war, nur grüne
, braune Punkte. Dieses Foto galt damals als sensationell dokumentarisch und wurde
als sensationell "nahe dran" bewertet. (Zum
Thema Kriegsbilder vergleiche auch den Artikel über
Gehrard Paul im Literarischen Zentrum
 Pixel-Camouflage
- Uniform ist schwerer auf digitalen Bildern auszumachen |  US-
Heimat-Verteidigungs-Warnsystem
|
Es
macht die künstlerische-abstrakte Arbeit aus, wenn Hito dann querverweist
auf die Pixel-Camouflage US-militärischer Uniformen, die das Wahrnehmen von
Soldaten auf digitalien Medien erschwert und wenn sie schließlich die Nachrichtensymbolik
des US-Sicherheitsministeriums hinzuassoziiert, die nur noch mit Farbsymbolik
arbeitet um Stimmung im Lande gleichzuschalten.
 | Hier
die Umsetzung der Überlegungen zur Bedeutung der Kommunikations-vereinfachung
durch Ineins-Setzung von Farbe und Alarmzustand - auf
der Dokumenta 2007 |
Für
solcherlei Ansätze in der Kunst erinnern wir uns an die Definition von Kunst
wie sie für Media-Art in Anspruch genommen wird.
"Die
Funktion der Kunst ist die eines Seismographen für die Beziehungen zwischen
dem Individuum und der Welt, eine intuitive Wiederherstellung der Balance zwischen
den emotionalen, intellektuellen und sozialen Seiten des individuellen menschlichen
Daseins' " (Moholy-Nagy)
 | In
Projekten der Medienkunst werden Anschauungs- und Reflexionsobjekte für die
philosphischen, soziologischen, sozialphilosophischen und psychologischen Fragen
geschaffen, die angesichts umfassender Digitalisierung der Welt, Globalisierung
der Kommunikationsnetze, virtual worlds, cybercommunities, virtual life und kuenstlicher
Intelligenz usw. entstehen. Bei der konzeptionellen, aesthetischen Verarbeitung
des Themas werden erste Versuche zur Schaffung eines humanen Bezuges geleistet.
Anscheinend liegt
die Arbeit von Hito auf dieser Linie - Die Arbeit von Hito - beginnt uns zu interessieren.
Sie ist auf der diesjährigen Dokumenta vertreten. Foto:
Hito Steyerl, am 19.6.07 in Göttingen
|

Zuschauer
- im Videosaal in dem Hito Steyerls Video "Loveley Andrea" gezeigt wurde.
Die Suche in Pornofilmstudios nach einem Bondage-Bild auf der Grundlage einer
Story.