China Arbeitskonflikte
und Massenproteste in China
Arbeitskonflikte
und Massenproteste in China Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 erschüttern Streiks und Proteste China. Eine neue junge Arbeitergeneration kämpft erfolgreich für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Insbesondere die Computer-, Automobil- und Textilindustrie ist betroffen. Im April streikten rund 10.000 Beschäftigte einer Schuhfabrik in Dongguan (Südchina) gegen Kündigungen und Lohnkürzungen.Welche strukturellen Herausforderungen verbergen sich hinter diesen Konflikten? Wie verändert sich die Rolle der bisher von der Kommunistischen Partei kontrollierten Gewerkschaften? Welche Chancen, welche Risiken stecken in der chinesischen Arbeitspolitik? Und nicht zuletzt: Entwickelt sich aus den Arbeitsprotesten eine weitergreifende gesellschaftliche Bewegung, die nicht nur höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen fordert, sondern auch das Recht auf politische Mitbestimmung? Diese und andere Fragen diskutieren Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft in Göttingen. Moderiert wird die Veranstaltung von Prof. Dr. Susanne Weigelin-Schwiedrzik, Vizerektorin der Universität Wien. Eine Einführung in das Thema bieten zwei Impulsvorträge: Zum einen spricht Privatdozent Dr. Boy Lüthje von der Universität Frankfurt über „Produktionsregimes und industrielle Beziehungen in China“, zum anderen referiert Daniel Fuchs von der Universität Wien zu „China als ,Epizentrum weltweiter Arbeiterunruhe‘? Kontinuitäten und Brüche in autonomen Arbeitskämpfen chinesischer WanderarbeiterInnen der 2. Generation“. An der Podiumsdiskussion in englischer Sprache nehmen Gyula Szelle (KWS Saat GmbH) und Wissenschaftler der Universität Göttingen teil: Dr. Nellie Chu, Postdoktorandin des transregionalen Forschungsnetzwerks CETREN, Prof. Dr. Fabian Froese, Department für Betriebswirtschaftslehre, sowie Prof. Dr. Rüdiger Krause vom Institut für Arbeitsrecht. Im Anschluss hat das Publikum die Gelegenheit, aktiv mitzudiskutieren und Fragen an das Podium zu richten. Ziel der Veranstaltung ist es, die Entwicklungen in Ostasien differenziert, jenseits vorgegebener Diskurse, zu betrachten und sie als Teil unserer eigenen Veränderung zu begreifen. Hinweis an die Redaktionen: Journalisten sind herzlich zur Podiumsdiskussion eingeladen.
Ulrich
Delius (Gesellschaft für bedrohte Völker GfbV): 9.3.10 / Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) begrüßt es ausdrücklich, dass die Stadt und der Landkreis Göttingen anlässlich des 51. Jahrestags des Volksaufstands in Tibet am Mittwoch die Tibet-Flagge hissen werden. "Göttingen setzt so ein wichtiges Zeichen und ermutigt die Tibeter in ihrem friedlichen Engagement für Demokratie und Menschenrechte", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Dienstag. Mehr als 1050 Städte in Deutschland nehmen an der bundesweiten Flaggenaktion für Tibet teil. Nach Angaben der GfbV haben Menschenrechtsverletzungen chinesischer Behörden und Sicherheitskräfte in Tibet massiv zugenommen. "Seit Februar 2008 hat sich die Zahl der politischen Gefangenen in Tibet mindestens verachtfacht", berichtete der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. "Zuvor waren 119 Gewissensgefangene namentlich bekannt. 334 Tibeter wurden allein seit den Unruhen im Frühjahr 2008 wegen ihrer Teilnahme an Demonstrationen zu Haftstrafen oder zum Tode verurteilt. Hunderte weitere warten noch auf ihr Gerichtsverfahren." Seit dem 2. März 2010 wurden im Rahmen einer "Schlag hart zu"-Kampagne, mit der die Bevölkerung vor dem Jahrestag eingeschüchtert werden soll, nach offiziellen chinesischen Angaben allein in der Hauptstadt Lhasa mehr als 500 Tibeter festgenommen, mindestens 4.115 Wohnungen durchsucht und 7.340 Personen verhört. Rund 1.430 Polizeibeamte und andere Sicherheitskräfte waren an den Razzien beteiligt, in den Straßen patrouillieren mit Maschinenpistolen Bewaffnete in Kampfuniformen. "Statt auf Dialog mit Tibetern setzt Chinas Regierung auf Einschüchterung und Verfolgung", sagte Delius. "Nun wird auch noch der `Blockwart´ mobilisiert, um die von der Kommunistischen Partei erst in der vergangenen Woche auf dem Volkskongress in Peking gepriesene `Harmonie und Einheit´ mit Waffengewalt durchzusetzen." Denn die chinesischen Behörden haben das "Lhasa Nachbarschaftskomitee" gebildet, dessen Mitglieder seit dem 1. März Sicherheitskräfte bei Patrouillen in der tibetischen Hauptstadt begleiten. "Offensichtlich hat Chinas Führung nichts gelernt aus den schweren Unruhen des Frühjahrs 2008", kritisierte der Menschenrechtler. "Statt nach den Gründen der Unzufriedenheit der Tibeter zu fragen, pocht der von China im Januar 2010 ernannte Gouverneur, der Tibeter Padma Choling, auf die Allmacht der Kommunistischen Partei." Am Rande des Volkskongresses hatte er erklärte, dass nur der Sozialismus und die Kommunistische Partei Tibet retten könne. "Wenn Peking nicht endlich grundsätzlich seine Nationalitätenpolitik hinterfragt, dann werden die Spannungen zwischen Tibetern und eingewanderten Han-Chinesen weiter eskalieren", warnte Delius.
10.3.09 / Zitat aus Presseerklärung: Zum fünfzigsten Jahrestag des tibetischen Volksaufstands veranstaltet die Regionalgruppe Göttingen der Tibet Initiative Deutschland e.V. (TID) am 9. März, dem Vorabend des 50ten Jahrestages des Volksaufstandes eine Mahnwache. Unter dem Motto "China, wach auf! Zeit für eine Lösung" wird die chinesische Regierung aufgefordert, endlich ihre Tibet-Politik zu ändern. ....Die Tibeter haben auch fast sechzig Jahre nach dem Einmarsch chinesischer Truppen keine Mitbestimmung in ihrem eigenen Land. ...Aus Solidarität wird an diesem Tag die tibetische Flagge weiterhin offiziell an zahlreichen Rathäusern gehisst werden. 922 Städte, Gemeinden und Landkreise in ganz Deutschland - 145 mehr als 2007 - hissten am 10. März 2008 auf ihren Rathäusern und Ämtern offiziell die Flagge Tibets. Im Landkreis Göttingen waren 2008 die Stadt Göttingen, der Landkreis Göttingen, die Stadt Duderstadt und die Stadt Hann. Münden bei der Flaggenaktion vertreten. Dieses Jahr kommt die Samtgemeinde Radolfshausen neu dazu!
Rathausgespräch zum Thema "China" 12.4.05 Die Konrad-Adenauer-Stiftung lud am 12.4.05 "ausgewählte Multiplikatoren" ins Foyer des Alten Rathauses zum Thema "China" ein und bat darum, die Veranstaltung nicht vorher anzukündigen. In einer Zeit wo Kanzler Schröder das Waffenembargo gegen China aufheben will und die die CDU diese gemeinsam mit Grünen und US-Regierung kritisiert, ist es schon bemerkenswert, wenn eine CDU-nahe Stiftung zu einem Vortrag einlädt, bei dem die Wirtschaftsinteressen bezüglich China betont und die Menschenrechtsfragen ausgelassen werden, die gerade in der Auseinandersetzung gegen Kanzler Schröder ins Feld geführt werden.
Referent war der ausgewiesene China-Kenner Prof. hc. Dr. Oskar Weggel (Jhg. 1935) , u.a. als Berater der Bundesregierung tätig und langjährig beschäftigt am Institut für Asienkunde in Hamburg mit den Arbeitsschwerpunkten "Vietnam, Laos, Kambodscha - Wirtschaft, Gesellschaft, Politik." die er nach seiner Pensionierung ehrenamtlich weiterführt. Moderator für das "Rathausgespräch" der CDU-nahen Stiftung war OB Danielowski (CDU). "Krieg gegen Taiwan Unsinn" Prof. Oskar Weggel meinte zur Taiwan-Frage, ein Krieg gegen Taiwan sei Unsinn, Taiwan befände sich längst der Abhängigkeit von China, da 60 % aller Investitionen Taiwans nach China gingen und 40 Mrd. (Dollar?) bezogen auf 33000 Projekte in China liefen. Es sei keine Frage "ob" sondern nur "wann" es zu einer Vereinigung von Taiwan mit China komme. Der Zeitpunkt käme dann, wenn die VR China so weit entwickelt wäre wie Taiwan. Japanfeindliche Demonstrationen können umkippen. Zu den aktuellen Protesten in China gegen japanische Einrichtungen meinte Weggel, dass bei ähnlichen Protesten der Vergangenheit das Problem entstanden sei, dass die aufgeheizten Studenten nicht beim Protest gegen Japan stehen blieben, sondern sich irgendwann der Protest auch gegen die Regierunge im eigenen Land richte und das sei eine brandgefährliche Sache. Es sei zu erwarten, dass die von der chin. Regierung geduldeten japanfeindlichen Aktionen irgendwann wieder langsam abgedämpft werden um einer solchen Entwicklung vorzubeugen.
Maoismus Interessant von Weggel zu erfahren, dass der Kampfgefährte Mao Tse-tungs und Mitbegründer der KP Chinas. Min.-Präs. und Außenminister der VR China vor 1921 eine Zeitlang in Göttingen studiert hat. (vgl. Tschou En-Lai - Portrait) - Für alles was mit Mao zu tun hatte, hatte Weggel allerdings nur abfällige Bemerkungen übrig wie "idotische Zeit" oder China und Vietnam hätten "diesen ganzen marxistische Rappel weggeworfen" . Gleichzeitig meinte er, der ganze maoistische Kram sei inzwischen vergessen. Weggels zentrale
These: Konfuzianismus als eigentlicher Schlüssel zum Verständinis
Interessant wenn auch unter ExpertInnen nicht unumstritten sind die Thesen Weggels
in Bezug auf die Bedeutung des Konfuzianismus (vgl. die kritischen
Bemerkungen von Doris Götting). Er leitete aus den konfuzianischen Wurzeln
eine Sozialpsychologie der chinesischen Wirtschaft ab, die viel erfolgreicher
sei als die Gesellschaften, die durch den Buddhismus gebremst würden: Im
Buddhismus würde nur soviel Eigentum angehäuft wie verzehrt werden kann
alles andere würde zum Tempel getragen, im Konfuzianismus sei die Anhäufung
von Gütern durchaus möglich, weil es die Sorge für Kinder und Enkel
beinhalte. Sich versichern zu lassen sei z.B. im Buddhismus Sünde weil es
ein negatives Karma bedeute, in China hingegen mache die Allianz prächtige
Geschäfte. Das Leistungsprinzip sei ein ganz zentrales Moment des Konfuzianismus.
Darüberhinaus sei die Fähigkeit Netzwerke zu bilden, die Mauschelei,
die Basis für den "Golfplatzkapitalismus" - Golfplätze sind
deshalb in China besonders wichtig. Außerdem seien die Chinesen "Spielteufel"
d.h. sie wären extrem risikobereit bei Unternehmungen, genauso wie sie trotz
behördlicher Verbote Glückspiele betrieben. Ein weiteres Element konfuzianischer
Kultur wäre der Imperativ: Lerne, Lerne, Lerne. Übrigens sei es auch
für Chinesen nicht ehrenrührig, etwas nachzuahmen und zu kopieren, im
Gegenteil das verbreitete Muster "Lernen vom Meister" sei geradezu ehrenhaft,
wenn es gelänge. China
wirtschaftlich unaufhaltsam Die rein wirtschaftliche Analyse Weggels prognostizierte
relativ nüchtern den nahezu unaufhaltsamen Aufstieg Chinas zur führenden
Weltwirtschaftsmacht, gemessen am Bruttoinlandsprodukt. Im Jahr 2010 wird China
Frankreich und Großbritannien überholen später an Deutschland
und im Jahr 2020/30 an Japan vorbeiziehen. Dabei sei zu berücksichtigen,
dass nicht nur Billigprodukte in China hergestellt würden, sondern zunehmend
dort auch Forschung betrieben würde. Allerdings würden gerade deutsche
Firmen unter dem "you make it - we fake ist" leiden bei dem sie ihren
technologischen Vorsprung einbüßen, die Japaner hingegen würden
nur 2 Generationen zurückliegende Technologie in China fertigen lassen. Probleme Chinas:
Das Einkommensgefälle, das in Europa zwischen der Hochregion Hamburg und
Portugal vielleicht 7:1 betrüge, würde in China zwischen den Küstenregionen
und dem Binnenland 1:14 betragen also ein sehr ungesundes Gefälle darstellen.
Darin entstünden natürlich erhebliche Spannungen z.B. Unzufriedenheit
der Bauern "es rumort in China". |