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Hochwasser der Leine (Leitseite)

>> Göttinger Leinepegel mit aktuellen Wasserständenl
Hochwasserkatastrophe der Leine beginnt bei Überschreitung von 3,85 Meter Pegelstand.

Hochwasser 29.9.07
Hochwasserjahre der Leine
Pumpwerk für Leinekanal
Gefährdete Straßen
Hochwasserkatastrophe 1909
Ursachen, Maßnahmen
Anfrage im Landtag
Anfrage im Bauausschuß

> Hochwasser in Ellershausen 2008
> Hochwasser Januar 2003
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> Leineaue Lebensraum - das grüne Band
> Hochwasserbilder (Biwos) 2002
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> Flüthewehr die Hochwasserregulierung
> Kiessee

Hochwasser 29.9.07

In der Nacht vom 28. auf 29.9.07 und am ganzen 29.9. produzierte ein kraäftiger dauerregen Hochwasser in ganz Südniedersachsen.

Nun zeigt sich auch, wie falsch der Bau neuer Häuser in der Leineaue war!
Zuschrift einer Leserin 30.9.07 : "heute vormittag war die Feuerwehr auch bei uns im Einsatz (Keller voll gellaufen) Jetzt sind sie im Neubaugebiet auf dem ehemaligen Steritex-Geläne und pumpen dort ab; hat doch was, wir als AnwohnerInnen haben ja damals schon Bedenken geäußert, ob auf dem Gelände eine soclche Bebauung Sinn macht)" (A.M.)

Häuser in der Leineaue?
Allerdings darf man sich fragen, ob vielleicht auch eine Fehleinschätzung dazu geführt hat, dass auf dem ehemaligen Schneeweissgelände Häuser in der Leineaue sehr dicht am Wasser gebaut wurden. Als Schutzmaßnahme hat man dort auf den Keller verzichtet und es gab die Auflage, um das Haus herum eine tiefe Kies/Stein-schicht zu legen, damit das Wasser absickern kann. Auch die Häuser gegenüber der Polizei könnten irgendwann mal nasse Füsse bekommen, wenn sich die Hochwasserschutzplanungen als nicht ganz zeitgemäß erweisen.(Wer die Hochwasserdiskussion und Richtwerte-Fixiertheit noch mal nachlesen möchte sei auf das Protokoll (Link repariert!) pdf über die 55. öffentliche Sitzung des Bau- und Planungsausschusses am Donnerstag, den 8.9.2005 verwiesen)

Die höchste Warnmarke M3 wurde am 29.9.07 deutlich überschritten.
Entsprechend breit war die Leine über die Ufer getreten.

Wasserstand am neuen Pumpwerk , das gerade 2 Tage vorher offiziell eingeweiht wurde.

Hier staut sich das Wasser, das aus der Stadt zusammenläuft und wird ab einem gewissen Stand abgesperrt und in die Leine gepumpt wo der Wasserstand dann höher ist.

 

 

Wie immer wird der Sandweg bei Hochwasser überflutet, aber diesmal war es besonders stark

 

Etliche Keller von Häusern nahe der Leine mußten ausgepumpt werden - hier in der Weststadt

Die Abwasserkanäle waren voll, das Wasser drückt. Aus den Ausflüssen im Keller hinein, wenn kein Rückstossventil vorhanden war.

In mehreren Kellern kam das Wasser durch die Wände.

Die Feuerwehr pumpte aus in die Kanalisation und von daher drückte es wieder in die Keller!
Nur einen Teil pumpte man direkt in die Leine.

Die Grone war ebenfalls stark gestiegen.

Kurz vorher waren die Ufer an dieser Stelle gründlich saniert worden.

Der Angelverein greift zur Selbsthilfe und kurbelt das Stauwehr am Levinpark hoch.

Hier hatte der Stau vor kurzem den naheliegenden Kindergarten unter Wasser gesetzt.

 

Hochwasserstufen der Leine

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Hochwasserkatastrophe der Leine beginnt bei Überschreitung von 3,85 Meter Pegelstand.

M1: Beginn des Hochwassermeldedienstes : 140 cm a.P. / NN + 141,83 m
M2: Gefahr von Ausuferungen : 190 cm a.P. / NN + 142,33 m
M3: Gefahr größerer Überschwemmungen : 250 cm a.P. / NN + 142,93 m

Hochwasser 1981: 384 cm a.P. / NN + 144,27 m
Hochwasser 1961: 311 cm a.P. / NN + 143,54 m
Hochwasser 2002: 255 cm a.P. / NN + 142,98 m

Unwetter am 18./19.1.2007
Am 18.1.07 sind nachmittags bereits 141,53 erreicht und es sind noch starke Regenfälle angekündigt. Durch die Nacht hindurch ist vor allem der Sturm ein Problem aber durch die Regenfälle übersteigt der Pegel die erste Hochwasserwarnmarke von 141,83.

Bei Erreichen der Stufe M1 sieht es dann so aus wie am 19.1.07 um 9 Uhr


Leine bei Erreichen der ersten Hochwasserstufe 141,83 über NN

Schneeschmelze / Hochwasser am 16.2.05
Am 16.2.05 bietet sich aufgrund der Schneeschmelze zusammen mit Niederschlägen folgendes Bild beim Leinewasserstand. Die erste Warnmarke wurde um 21 Uhr bereits überschritten.

Quelle

 

. Schöpfwerk / Pumpstation

24.7.06 /
Bei Hochwasser soll verhindert werden, dass von der Leine aus Hochwasser in den Leinekanal gedrückt wird. Eine Sperre dort, wo Wasser von der Leine in den Leinekanal einfließt, also am Flüthewehr ist natürlich die erste Maßnahme. Wenn aber das Wasser im Hauptstrom der Leine über das Niveau des Wassers im Kanal steigt, dann drückt das Leinewasser dort wo der Leinekanal in die Leine einmündet in umgekehrter Strömungsrichtung hinein.
Damit eine Überschwemmung durch den Kanal im Innenstadtbereich verhindert wird, muß auch eine Absperrung bei der Einmündung des Leinekanals in die Leine am Schützenplatz vorgenommen werden. Wenn die Einmündung in die Leine gesperrt ist kann das Regenwasser aus dem Stadtgebiet aber nicht mehr abfliessen und es kommt ebenfalls zu einem Überstau des Leinekanals. Einerseits muß gegenüber der Leine abgesperrt werden, andererseits aber das Wasser aus dem Kanal herausgeschafft werden.
Die Lösung dafür besteht in einem "Hinüberpumpen" über die Absperrung. Ein solches Pumpwerk trägt aus in Erinnerung an frührere Technik manchmal noch den Namen "Schöpfwerk", weil solche Aufgaben früher durch Schöpfräder bewältigt wurden.

 

An dieser Stelle trifft das Wasser aus dem Leinekanal mit dem angesammelten Regenwasser aus dem Stadtgebiet auf das Pumpwerk. Wenn bei Hochwasser die Leine einen noch höheren Wasserstand hat wird bei gesperrtem Wehr das Wasser aus dem Kanal in die Leine gepumpt.

Foto: Pumpwerk vor seiner Fertigstellung im Juli 2007

Der negative Aspekt für die Weststadt im Bereich Blümchenviertel:
Durch die ganze Aktion wird zwar die Göttinger Innenstadt vor Hochwasser geschützt, für die Strecke hinter dem Schöpf .. bzw- Pumpwerk in der Weststadt hingegen wird dadurch keine Verbesserung, eher eine Verschlechterung herbeigeführt, weil sich hier die Gesamtwassermenge addiert.

Einmündung des Leinekanals in die Leine am Schützenplatz, von der Godehardbrücke aus fotografiert.

Entlang der Leinkanaleinmündung am Schützenplatz mußten eine Reihe Bäume gefällt werden (auf dem Foto nicht zu sehen - da weiter rechts) damit das "Schöpfwek" gebaut werden kann.

 

 

 

Die Leine

Der Name der Leine leitet sich her von laginaha = Seefluß. Bei Hochwasser gleicht das Leinetal in weiten Strecken in der Tat einem großen breiten See.

leine_feb02_3.JPG (22378 Byte)
Leine Januar und Februar 2002 , NN + 142,98 m / Pegelnullpunkt: NN + 140,43 m , also 2,5 Meter über Normal

Hochwasserstände der Leine in Göttingen   

  • 1909, 3/4 Februar Schneeschmelze, Hochwasserkatastrophe
  • 1932, 4. Januar  Schneeschmelze: das Flußbett ist vollständig ausgefüllt, der Jahnplatz ist überschwemmt
  • 1946 starkes Hochwasser im gesamten Verlauf der Leine  (keine speziellen Infos über Göttingen)
  • 1956, 16. Juli   Leine Hochwasser, "das im Landkreise viel Unheil angerichtet und auch in einzelnen Stadtteilen Schäden verursacht hat. Die Sportplätze am Maschpark unter Wasser, der Kiessee ist mit der Leine verbunden."
  • 1981 - z.B. die Keller der Straßen in der Weststadt u.a. Asternweg/Königsallee laufen voll, ein Dammbruch führt zu Hochwasserschäden bei der Firma Feinprüf / heute Mahr
  • 1987, Hochwasser der Leine, aber keine speziellen weiteren Informationen
  • 1995, 22. Januar: "Der Pegel der Leine steigt derart an, daß das Flutwehr geöffnet werden muß, um die südlich der Stadt ablaufenden Wassermassen abfließen lassen zu können."
  • 1998 Oktober / November Hochwasser  an Weser, Aller und Leine, Landkreise Goslar und Northeim sowie die Landeshauptstadt Hannover fordern Sandsäcke an. Seit  1941 war dieses Hochwasser das erste im Monat Oktober.  
  • 2002 26./27. Januar Sandweg am Kiessee überflutet und muß gesperrt werden.
  • 2002 27. Februar  Hochwasser
  • 2005 16.2.05 Schneeschmelze / Hochwasser am
  • 2007 18./19.1. Durch ein Unwetter am sind nachmittags bereits 141,53 und nachts übersteigt der Pegel die erste Hochwasserwarnmarke von 141,83.

zum Anfang

Die Leine hat traditonelle Hochwasserzeiten. Kaum jemand kann sich heute vorstellen, dass in früheren Zeiten das Hochwasser die Gronertorstrasse überschwemmte und dort Boote fuhren. Durch gezielte Vorsorgebaumaßnahmen wurden diese Überschwemmungen im Stadtgebiet bislang verhindert. Grundsätzlich besteht jedoch wegen zunehmender Niederschläge und Klimaveränderung weiterhin ein Risiko.So wird z.B der tiefliegende Sandweg am Kiessee bei Hochwasser immer häufiger als früher überflutet und muß wie z.B. am 26./27. Januar 2002 gesperrt werden.

Gefährdungsabschätzung für Göttingen 
Nun denkt man, ja da wurden ja Deiche gebaut und Überflutungsgebiete geschaffen. Das stimmt nur teilweise. Ein Hochwasserschutzgutachten für Göttingen hatte festgestellt, daß Göttingen nicht ausreichend gegen die Hochwassergefahr gesichert ist. Insbesondere in Höhe "Schiefer Weg" könnte im Falle eines starken Hochwassers die Flut über die Lotzestr. in die Innenstadt laufen. Die Firma Mahr dort wäre wahrscheinlich unmittelbar gefährdet.
Die alten gesetzlich festgelegten Hochwassergebiete müßten auf den neuesten Stand gebracht werden, damit man die Menschen in den gefährdeten Gebieten informieren kann. Auch in Göttingen ist eine Zunahme der Hochwasserstände zu befürchten, auch wenn jemand in der Landkreisverwaltung Göttingen als "niederschlags-geringes Gebiet" bezeichnet.  Wer über den Lauf der Jahre die Überschwemmungen am Sandweg beobachtet hat, so ein Fachmann aus einer anderen Behörde, der konnte feststellen, daß die Zahl der Überschwemmungen mit den Jahren zunimmt.  
Es kann hilfreich sein, die alten Karten anzuschauen in denen die Hochwasserlinien eingezeichnet sind. Da gibt es zunächst die gesetzliche festgelegte Hochwasserlinie und dann gibt es aber auch eine Abgrenzung die zeigt, welche Bereiche darüberhinaus hochwassergefährdet sind. Die gesetzliche Hochwasserlinie ist keinesfalls ausreichend, wenn man davon ausgeht, daß die Hochwasserstände zukünftig höher sein werden. Eine erste Recherche von goest hat ergeben, daß für folgende Straßen und Einrichtungen eine Hochwassergefährdung vorliegen könnte und sich eine genauere Prüfung lohnt.
Da das Informationsmaterial streckenweise keine genaue Abgrenzung der Gebiete erlaubte, muß eine Aktualisierung und Überarbeitung der Hochwasserkarten sowie deren Veröffentlich erbeten werden. Die Liste ist weder vollständig noch 100% richtig, sie dient einer ersten Orientierung für die Weiterarbeit und als Ausgangspunkt für weitere Recherchen. Auf jeden Fall würden wir von der Redaktion in diesen Bereichen genau nachfragen wollen, welche Gefahr besteht.

 

Gefährdete Bereiche
Abendgymasium
Am Gartetalbahnhof
An der Thomaskirche
Bahnhof
BBS II
Brauweg (Firma Mahr)
Carl Zeiss Str.
Deutsche Gesellschaft Luft und Raumfahrt
Eisenbahnstr
Gartenstr.
Geisstr.
Godehardstr.,
Goetheallee
Hagenweg Musa / Musikerkeller - Elektronik
Hildebrandstr (Firmen)
Im Leinetal
Imenweg
Jahnstadion
Jahnstr.
Kläranlage
Kleingärten Leineberg
Kleingärten Sichelschmiede
Kogelhof KGS/Schule
Königsallee (Firmen)
Leinestr. .
Lokahlle, Hotel, NDR, Medien-Haus
Lotzestr
Marienstr.
Maschmühlenmweg
Groner Tor (Stadtradio!)
Obere Masch
Otto-Hahn Gymnasium
Pfalz-Grona-Breite
Rosdorfer Kreisel
Rosenwinkel, Nelken-, Astern, (Blümchenviertel)
Sandweg
Schiefer Weg
Schützenanger
Schützenhaus
Schützenplatz
Schwimmbad Eiswiese
Tierheim (Hagenweg)
Untere Masch
VHS-Gebäude
Wiesenstraße

Im folgenden ein Bericht aus dem hervorgeht, wohin sich die Leine ihren Weg sucht in Göttingen (trotz Deichbau) weiß man, daß sich die Flüsse bei Flut die alten Wege bahnen.  

zum Anfang

Das Hochwasser im Februar 1909    

Am 3. Februar 1909:  Starker anhaltender Schneefall. Auf dem Hainberge liegt eine 30 cm starke Schneedecke bei -5 Grad. Der Boden war gefroren. Plötzlich eingetretenes Tauwetter am 3. Februar  mit +5° C führt Hochwasser herbei. Die Leine tritt in der Nacht vom 3./4. Februar aus ihren Ufern. Mit großer Schnelligkeit steigt das Wasser. Gegen Mittag dringt das Wasser in die Straßen der Weststadt, so daß ein Straßenverkehr unmöglich wird. Im Rosdorferwege, Schieferwege, Leinestraße usw. können die Einwohner nur auf Kähnen das Haus verlassen. Besonders bedrohlich gestaltet sich die Lage der Bewohner der Stichnothschen Waschanstalt und der Maschmühle. Erstere werden durch das mutvolle Vorgehen des Bürgervorstehers, Tischlermeister Lambach, der nebst einigen anderen mutvollen Bürgern bis zum Stichnothschen Hause auf einem primitiven Kahn vordringt, gerettet. >> Hochwasser 1909 in der Groner Str  (Bild)

In Göttingen war die kleine Leine über Nacht zu einem reißenden Strom geworden und hatte das ganze Tal unter Wasser gesetzt. Immer höher und höher stieg die Flut, mit ungestümer Gewalt brach sie in die Stadt hinein und eroberte eine Straße nach der anderen. Der Bahnhof und das Postgebäude waren vom Fußgängerverkehr völlig abgeschnitten. Bald drang das Wasser in das Bahnhofsgebäude ein und überschwemmte den zu den Bahnsteigen führenden Tunnel, . Bis an den Bauch im Wasser stapfend konnten die Pferde nur mit großer Anstrengung vorwärts gelangen.

leine_bahnhof.JPG (26898 Byte)
Überschwemmung am Bahnhof 1909

Die Bürgerstraße, die Wiesenstraße, die Angerstraße, Geiststraße, Neustadt, Alleestraße, Untere und Obere Masch standen meterhoch unter Wasser. Die freiwillige Feuerwehr wurde alarmiert, da einige Häuser einzustürzen drohten. Rasch waren die Mannschaften zur Stelle und rückten in einzelnen Zügen nach der Groner Chaussee (heute: Groner Landstr.), dem Rosdorfer Weg und der Wiesenstraße zur Hilfeleistung aus. In der letzteren war eines der auf der rechten Seite befindlichen Häuser von den andrängenden Wassermassen unterspült, so daß die Räumung des Hauses geboten erschien. Bis unter die Arme im Wasser watend, drangen die Feuerwehrleute ins Haus, trugen Frauen und Kinder auf den Schultern zu den in der Mitte der Straße haltenden Rollwagen, mit denen die Gefährdeten in Sicherheit gebracht wurden. In großer Gefahr befanden sich die Bewohner der Maschmühle, die durch Notflaggen und Notschüsse dringend Hilfe verlangten. Sie mußten über 24 Stunden in dieser gefährlichen Lage ausharren, denn erst nach vielstündiger, angestrengter Arbeit gelang es, ihnen Hilfe und Rettung zu bringen.
Ein auf den Militär-Schießständen unweit der Maschwiesen stationiertes Kommando, bestehend aus einem Gefreiten, 3 Mann, wird von Leutnant Scheidemann und Vizefeldwebel Göbel mittels eines Nachens unter Lebensgefahr gerettet. Sie hatten sich vor den Fluten teils auf das Dach des Wachthäuschens, teils auf die Pappelbäume flüchteten. Nach stundenlangem Ausharren, während welchem sie mehrfach Notschüsse abgaben, gelang es einem Leutnant und mehreren Infanteristen,  die Bedrängten in Sicherheit zu bringen. Pioniere aus Münden ruderten in die am höchsten überschwemmte Leinestraße, dort ununterbrochen Lebensmittel austeilend und Leute aus den Häusern schaffend. Hunderte von Militär-Mannschaften wurde in den verschiedensten Straßen mit dem Auspumpen der Keller beschäftigt. Andere halfen beim Ausräumen der vielen unbewohnbar gewordenen Häuser
In den gärtnerischen Anlagen am Groner-Tor und Allee-Tor (heute Einmündung Goetheallee) wurde das Erdreich zum Teil einhalb Meter tief weggeschwemmt. Drei Tage hielt das Hochwasser an. Dann verlief es sich. Aber lange Zeit dauerte es, ehe die  letzten Spuren des Hochwassers beseitigt waren. Jetzt erinnern nur noch die überall angebrachten Hochwassermarken an die bösen Tage im Anfang Februar des Jahres 1909. Wer aber die Tage miterlebt hat, dem werden sie nie aus dem Gedächtnis entschwinden.
(Stark gekürzt und verändert, basierend auf Texten ua. von Reinhold Werther)

 

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Ursachen und Konsequenzen       

Ursachen abgesehen von den Niederschlägen:

  • Flußbegradigungen,
  • Flächenversiegelungen,
  • geänderte landwirtschaftliche Nutzungen,
  • Kiesabbau
  • Bebauung in den Überschwemmungsgebieten,

Verschlimmerung des Hochwassers durch folgende Faktoren:

  • Viele Landwirte haben Flächen in den Überschwemmungsgebieten nicht geräumt. Z.b. Heuballen und deren Abtreiben haben zu Stauungen geführt.
  • Nicht geräumte Campingplätze führen zu herumschwimmenden Gegenständen und Stau.
  • Die abgeernteten Flächen waren ungeschützt der Erosion ausgesetzt und haben eine große Abtragsrate an Oberboden hinnehmen müssen. 
  • Boote und Schiff müssen rechtzeitig weggebracht werden, sonst versperren sie dem Wasser den Weg: Folge noch mehr Stau.
  • Regelbare Wehren müssen bei steigendem Hochwasser frühzeitig ihre Wehrfelder öffnen.
  • Deichverteidigung und Kontrolle der bestehenden Deiche ist, Aufstellung von Deichverteidigungskonzepten.

Vorsorgender Hochwasserschutz

In den Berichten über die Flutkatastrophe an der Elbe wurde klar: dort wo die Flüsse einmal waren, können sie auch wieder hinkommen. Sedimentuntersuchungen, so Wissenschaftler im Nachhinein hätten zeigen können, wo das Elbwasser wieder hinkommt, wenn Hochwasser ist.

  • Freihaltung der Überschwemmungsgebiete
  • Updaten der gesetzlichen Überschwemmungsgebiete, 
  • Rückgewinnung von Retentionsräumen, 
  • Berücksichtigung bei der Bauleitplanung, 
  • Vorsorgende Information der Bevölkerung über überschwemmungsgefährdete Bereiche, 
  • Aufstellung von Gefahrenabwehrplänen für den Hochwasser- und Deichverteidigungsfall, 
  • Die Auen pflegen
  • Schaffung von Rückhalteräumen
  • Verstärkung der vorhandenen Hochwasserdeiche
  • Verbesserung des EDV-Vorhersage- und Meldesystems   . 

Landtagsanfrage zum Hochwasserschutz in Göttingen

Kleine schriftliche Anfrage Abg. Stefan Wenzel (Grüne) Hannover, den 03.09.02 Betr: Hochwasserschutz am Oberlauf der Leine.
1. Auf welche Hochwasserereignisse mit welchen Abflussmengen ist der Hochwasserschutz im Bereich der Stadt Göttingen ausgelegt?
2. Sieht die Landesregierung die Notwendigkeit die Bemessungswerte für das so genannte hundertjährige Hochwasser aufgrund der aktuellen Hochwasserereignisse zu korrigieren? ...
5. In welchen Bereichen der Leine in den Landkreisen Northeim und Göttingen sind zusätzliche Hochwasserschutzmaßnahmen erforderlich?
6. Welche Maßnahmen sind erforderlich?
7. Wie hoch sind die voraussichtlichen Kosten für diese Maßnahmen?
8. Welche wasserwirtschaftlichen Auswirkungen hätte der Bau einer Süd-Ost-Umgehung auf den Hochwasserschutz?
9. Welche Flächen im Überschwemmungsgebiet der Leine werden aufgrund der neuesten Planung in Anspruch genommen? (Räumliche Lage und Größe)
10. In welchen Bereichen wird die Strasse dabei in Dammlage (incl. Damm der Eisenbahnbrücke) geführt?
11. Welche wasserbaulichen Maßnahmen plant das Land Thüringen aktuell im Oberlauf der Leine?
12. Welche Auswirkungen haben die geplanten Maßnahmen auf Fliessgeschwindigkeit, Retentionsräume und potentielle Überschwemmungsflächen im Oberlauf der Leine?
13. In welcher Form und wann wurde die untere, obere und oberste Wasserbehörde in Niedersachsen an den o.g. Verfahren beteiligt?
14. Müssen die Bemessungsquerschnitte für die im Zuge des Baus der A 38 geplanten Brücken von Leine und Schleyerbach neu berechnet werden?
15. Wenn nein, warum nicht?
16. Für welche Hochwasserereignisse sind die o.g. Brücken ausgelegt?
17. Für welche maximalen Abflussmengen im Hochwasserfall sind die genannten Brücken in der aktuellen Planung ausgelegt?
18. Wie beurteilt die Landesregierung die Forderungen des Landkreises Göttingen im Erörterungstermin A 38 Bauabschnitt 2 zur Hochwasservorsorge, die schon vor den aktuellen Hochwasserereignissen vorgebracht wurden?

 

Hochwasser im Rat

(12.9.02) Auf eine Anfrage der Grünen im Bauausschuss am 22.8.02 antwortete die Verwaltung ua.: "Sollte sich im Einzugsgebiet der Leine eine Abflusswelle ergeben, die einem 200- bis 500-jährigen Ereignis zugeordnet werden kann, so ist der Hochwasserschutz für das Stadtgebiet nicht mehr gewährleistet". Nicht nur die an die Flussufer angrenzende Stadtbereiche, sondern zusätzlich "die Bereiche der Lotzestraße/Stegemühlenweg, große Teile der historischen Altstadt sowie die Flächen zwischen Königsallee und Maschmühlenweg" wären in einem solchen Fall überflutet.
Die Grünen fordern mit einem Antrag, daß der Kanalisierung der Leine und ihrer Zuflüsse sowie der Versiegelung von Flächen für Bau- und Verkehrsprojekte im Leinetal endlich Einhalt geboten werden müsse:

"Die Verwaltung wird beauftragt, unverzüglich
* beim Land sowie den zuständigen Behörden der Länder Niedersachsen und Thüringen vorstellig zu werden, mit dem Ziel, den Hochwasserschutz für Göttingen für zukünftige Bedrohungssituationen sicherzustellen und die alten Maßnahmenplanungen zu überdenken und naturnahe Maßnahmen zu forcieren (insbesondere die Renaturierung der Leineauen).
* beim Landkreis vorstellig zu werden, um Maßnahmen für eine naturnahe Verbesserung des Hochwasserschutzes an der Leine sowie ihrer Zuläufe ober- und unterhalb von Göttingen in Angriff zu nehmen sowie Hochwasser verschärfende Planungen (Versiegelung durch Bebauung und Verkehrsprojekte, Verrohrung und Kanalisierung) zu unterbinden.

In der Vergangenheit sind sinnvolle Ansätze zur Renaturierung der Leineaue (so z.B. im Grünkonzept 1987) sind nicht oder nur sehr unzureichend umgesetzt worden. Selbst das (nicht naturnah konzipierte und insoweit zu überarbeitende) Projekt "Rückhaltebecken Reinshof" wurde vom Land zwar für notwendig erachtet, man scheute sich aber aus finanziellen Gründen es umzusetzen. Gleichzeitig wird sich die Hochwassergefahr für Göttingen dadurch noch verschärfen, dass derzeit mehrere (geplante) Straßenbauprojekte (neue B 80 bei Arenshausen/Kirchgandern, A 38, Süd-Ost-Umgehung Rosdorf, Südumgehung Göttingen) in Überschwemmungsgebieten der Leine oberhalb von Göttingen geplant sind. Diese Planungen müssen auf Grund von den künftig in zunehmendem Maße zu erwartenden Sommerhochwassern erneut überprüft und gegebenenfalls geändert bzw. verworfen werden anstatt sie jetzt leichtfertig zu realisieren. Dazu soll sich die Verwaltung mit den zuständigen Behörden des Landkreises sowie der Länder Niedersachsen und Thüringen in Verbindung setzen bzw. ihre eigenen Planungen überprüfen.

Rosdorf: Straßen im Hochwassergebiet

15.03.2004 (PM Gruene) Mit Unverständnis reagierte der Bundesumweltminister Jürgen Trittin auf die Entscheidung des Ortsrats Geismar für den Bau einer Südostumfahrung Rosdorf zu stimmen: "Ich kann nur an die Gemeinde Rosdorf appellieren die Bedeutung des Hochwasserschutzes nicht auf die leichte Schulter zu nehmen." Indem die Gemeinde an den Plänen einer Südostumgehung festhielte, die mitten durch das Überschwemmungsgebiet der Leine führen solle, werde deutlich, dass man in Rosdorf die Augen vor den Gefahren eines Hochwassers verschließe. "Angesichts der Flutkatastrophen der vergangenen Jahre und den daraus entstandenen Schäden, kann man es nur als grob fahrlässig bezeichnen, jetzt noch Straßen durch Überschwemmungsgebiete bauen zu wollen" erklärt Trittin. "Es ist höchste Zeit, dass Rosdorf seine Pläne überdenkt und an die Erkenntnisse der vergangenen Jahre anpasst, anstatt starrköpfig an alten Konzepten festzuhalten."

Hochwasserschutz und Landwirtschaft

4.2.04 (PM Gruene) Trittin. "Wir alle wissen, dass das nächste Hochwasser kommen wird. Flüsse nehmen sich den Raum, den sie brauchen." Die Konsequenz aus dieser Einsicht sei es, in Überschwemmungsgebieten der Grünlandnutzung Vorrang zu geben. Durch Ackerbau bis an die Uferkante wird die Erosion und somit der Landverlust verstärkt. Einem sich anbahnenden Landverlust durch die nichtsachgemäße Entsorgung von Bauschutt vorbeugen zu wollen, ist nicht nur wenig fachmännisch und von kurzer Wirkung sondern schlicht illegal.