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Steven Black

Ausstellung des Kunstvereins im Künstlerhaus, Gotmarstraße 1 ., 13.1. - 24.2.08, Öffnungszeiten , Di.-Fr., 14-18 Uhr, Sa-So,11-17 Uhr, Eintrittspreise: 1, 50 € / -,80 € Öffentliche Führungen: kostenlose Sonntagsführung durch die Ausstellung am 20./27. Januar und am 3./10./17. Februar um 15 Uhr . Der Künstler zeigt in dieser ersten institutionellen Einzelausstellung neben Arbeiten, die in den letzten fünf Jahren entstanden sind, auch neue Werke.

Zur Ausstellung von Steven Black

Steven Black Geboren 1973 in Melbourne, Australien, studierte ab 1999 in Leipzig, war dort 2003 - 2005 Meisterschüler bei Prof. Arno Rink

Arno Rink meinte in einem Interview einmal : Den jungen Leuten "sage ich, seid mutig, aber ich selbst bin genauso feige, wenn ich vor einer leeren Leinwand stehe und wenn ich mich entscheiden muß, ob ich das Bild nicht mal ganz schwarz male."

Steven Black malt neben scheinbar Gegenständlichem - für das die sogenannte "Leipziger Schule" und insbesondere auch die Schüler von Arno Rink bekannt sind auch abstrakte Bilder wie z.B. ein rein schwarzes Bild mit teilweise reliefartiger Oberfläche.

Viele Bilder haben allerdings einen weißen Hintergrund - insofern ist dieses Foto von ihm links - wie eines seiner Modelle auf einem Stuhl sitzend - vor einem fast verblassenden Hintergrund recht repräsentativ für ihn und seine Arbeit.

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Falk Haberkorn, Studienkollege von Steven Black beim Vortrag während der Vernissage. Er hatte Modell gesessen für die Bilder, die hinter ihm zu sehen sind.

In seinem Einleitungsvortrag ging er komplizierten philosophischen Fragen nach.

Kunstverein Göttingen - "Nachtcafé" - ohne Kaffee , mit Wein und mit Steven Black

11.2.08 / Gut besucht war das "Nachtcafé" im Künstlerhaus, das zum Gespräch mit Steven Black eingeladen hatte. Wenn man den Einleitungsvortrag bei der Ausstellungseröffnung gehört hatte, erahnte man, dass hinter der Malerei von Steven Black komplexe philosophische Auseinandersetzungen steckten. Steven Black selbst war weit entfernt davon, ähnliches wie in diesem Vortrag auszubreiten. Auf Fragen wie "Warum haben Sie das Bild an dieser Stelle abgebrochen" kamen schmunzelnd Antworten die so ungefähr lauteten wie "ich hatte keinen Bock mehr" - oder habe ich mich da verhört. Jede auf Hintergründiges gerichtete Frage verlief zunächst im Sande simpler Erklärungen.

Steven Black beim Nachtcafé des Kunstvereins mit Moderatorin Anja Marrak

Die Bilder sollen nichts aussagen, so Black - sie seien keine Abbilder, auch wenn man die Menschen auf den Portraits wiedererkennt, sagt Black. Es sind nur Bilder von zufällig im Raum anwesenden, austauschbaren Menschen gewesen. Einige der Modelle waren wegen solcher Aussagen beleidigt und er konnte nicht mehr mit ihnen weiterarbeiten.

Quälende Suche nach einem Sinn, den es nicht gibt

Wie er damit umginge, wenn seine Bilder verkauft werden und dann weg sind. Das wäre ihm eigentlich egal sagt er. Einmal habe er ein Bild vermißt. Er hatte geplant es zu verschenken, aber dann sei es irgendwie abhanden gekommen, vielleicht auch gestohlen worden - wahrscheinlich wegen des tollen Rahmens meinte er. So schlimm sei das aber auch wieder nicht - wenn er etwas nachschauen wolle habe er von allen Bilder selbst angefertigte fotografische Repros. In welcher Umgebung er sie gerne sehen würde, war die nächste Frage. Darauf antwortet er, er fände es schön, wenn ein Teppich davor wäre und Grünpflanzen daneben, das woller er auch demnächst der Galeristin vorschlagen. Das hätte er bei den Bildern eines anderen Malers gesehen, das fände er schön. So in der Art plätscherte es dahin. Ganz unprätentiös bei der Sache war er, wenn es um Materialfragen ging: Warum die Farben nicht glänzten, wollte eine Teilnehmerin des Abends wissen. Das läge an dem speziellen Terpentin, am venezianischen Öl. Und die besondere Leinwand auf der er malt habe er jetzt bei einem Anbieter in Bonn gefunden.
Dann immer wieder Versuche das Werk philosophisch anzubohren. So wurde der Abend streckenweise eine quälende Suche nach einem Sinn, den es angeblich sowieso nicht gab.

Plötzlich öffnet sich die Weite des philosophischen Hintergrundes

Überraschend machte er dann darauf aufmerksam, dass ihm die abstrakten Bilder sehr wichtig seien obwohl fast alle BetrachterInnen sich nur für die gegenständlichen Bilder interessierten. Auch die Galerie habe Probleme mit den abstrakten Bilder, da sich hierfür keine KäuferInnen fänden, deswegen würden sie auch kaum gezeigt, aber sie seien für ihn genauso wichtig.


Abstraktes Bild von Steven Black

Wieso, das wurde klar, als er erläuterte, dass in den vordergründig gegenständlichen Bildern seine spezielle Art abstrakt zu malen quasi versteckt sei. Zum einen ergibt sich diese Sicht, wenn man ganz nahe an die Bilder herangeht, dann löst sich das Gegenständliche in Struktur, in die "Molekularstruktur" des Bildes auf. Gesichter z.B. werden immer weniger gegenständliche Malerei je näher man herangeht - in einigen Fällen werden sie zu Fratzen, zu gegenstandslosen Reliefs dick aufgetragener Farbe. Da gibt es wieder den Zipfel eines Erklärungspfades mit dem sich der Künstler wie auch die Fragenden schwer taten ihn zu finden und ihm zu folgen. Aber erst einmal gefunden schritt Black in hoher Geschwindigkeit auf diesem Pfad entlang und plötzlich sprudelten die Bezüge hervor, die er zuvor hinter einer Alles-Egal-Haltung verweigert hatte . Plötzlich gab es die Bezüge zu Paul Cézannes Mosaiken und die Erkenntnis, dass er eigentlich nicht weiter gekommen sei als die Impressionisten. Cézanne sei schon darüber hinausgegangen.
Und
es gäbe keine Abbilder, alles sei für sich neu. Auch eine Fotografie schaffe etwas neues, von etwas, was es vorher nicht gab. "Es gibt keine Kopie" meinte er und wollte diesen Satz als Axiom für das Gespräch festgehalten wissen. "Es muß einen Aufbau geben. Sie verstehen, keine Illusionen." Diesen Satz von Max Beckmann über die Malerei stellt Steven Black seinem Katalog als Leitsatz auf die erste Seite.

Und er male nicht wirklich gegenständlich, die Gegenstände seien eher Zufälle im Kontinuum, Verdichtungen von Farbe. Menschen nehme er als Modelle, weil sie bei einer intensiven Betrachtung eher anfingen zu "flimmern". Er sei bemüht, Klischees der Formen zu vermeiden. Und die Frage, ob er also gleichzeitig gegenständlich UND abstrakt malen möchte bejahte er.

Worte und Satzfetzen:

Das Modell ist zufällig,

Abstraktion, Abbildungsstruktur, Farbstruktur,

Es gibt kein Motiv, keine Aussage,

Bilder haben anorganischer Vitalität

Golem

Das Flimmern von Bildern entsteht am ehesten wenn man Personen abbildet,

Anti-Anti-Abbildung, "Bilder sind Lebewesen"

"Es gibt kein Anfang und kein Ende, es gibt immer nur ein Mittendrin".

Dieser Blick in einen der Ausstellungsräume ähnelt einem Bild von Black, Bilder an der Wand und offene Tür ...

(günter schäfer, Redaktion goest)