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- Redakteurin: Sandra Peters |
Mittwoch,
3. Oktober 2007 Nowosibirsk
ist nicht mehr Wiedersehen mit dem Eichsfeld Film von Fritz Pleitgen "Nowosibirsk",
spöttelte Fritz Pleitgen über die tristen Plattenbauten von Leinefelde.
Das war zur DDR-Zeit. Heute gilt Leinefelde als Modell für moderne Stadtentwicklung.
Solche Veränderungen spürt der ehemalige DDR-Korrespondent Fritz Pleitgen
auf, diesmal auf seiner Filmreise durch das Eichsfeld, die Grenzregion im Dreiländereck
Thüringen, Hessen und Niedersachsen. Sein Besuch ist eine Wiederbegegnung.
Vor 25 Jahren bereiste Fritz Pleitgen zusammen mit seinem Kollegen Lutz Lehmann
schon einmal das Eichsfeld. Damals wurde der idyllische Landstrich durch den Eisernen
Vorhang brutal zerrissen. Die Grenze, schärfstens bewacht, trennte Familien
und Freunde, zerschnitt gewachsene Verbindungen, teilte Ortschaften. Auf dieser
Filmreise entstand 1982 die Dokumentation "Wo die DDR katholisch ist". Die
Quintessenz der damaligen Reportage: die seit jeher frommen Katholiken im Eichsfeld
ließen sich nicht vom Glauben abbringen, auch nicht vom SED-Staat. Im Gegenteil:
der Druck der Diaspora-Lage ließ die Eichsfelder noch enger zusammenrücken.
In seiner neuen Reise-Reportage begegnet Pleitgen Menschen, die unter der Willkür
und dem Druck des SED-Regimes zu leiden hatten. So berichtet Rita Jagemann, wie
sie - bei der Staatsaktion "Ungeziefer" - als Kind mit ihrer Familie aus
einem grenznahen Dorf vertrieben wurde. Und Joachim Kuckuck, einer der letzten
Republikflüchtlinge, erzählt von seiner Jugend als Grenzgänger
unter Lebensgefahr. Für viele Eichsfelder bedeutete die politische Wende
keinen harten Bruch. "In der Nazizeit waren wir nicht braun und im Sozialismus
nicht rot", beschreibt Schafzüchter Ernst Siebert seine Eichsfelder. "Wir
waren immer katholisch." Tatsächlich hat das kirchliche Leben nach wie vor
große Bedeutung. Der Reiz des Films liegt im Vergleich von damals und
heute. Fritz Pleitgen zeigt Pilger bei Wallfahrten zu Fuß und hoch zu Ross
und die große Leidensprozession in Heiligenstadt. Monsignore Kesting, der
alte Kirchenmann, der auch im ersten Film zu Wort kam, zieht ein durchaus gemischtes
Fazit: "Wir sind die Grenze los, aber wir sind heute grenzenlos." Der Erfurter
Bischof Joachim Wanke mahnt seine Gemeinde, ihren Glauben nicht für Westgeld
zu verkaufen. Die Spurensuche im Eichsfeld beschließt die Reihe der
"Heimatfilme" von Fritz Pleitgen. Bisher erschienen Dokumentationen über
Rügen, das Erzgebirge, den Thüringer Wald und das Mansfelder Land.
19.15 Uhr, WDR
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