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Medias e.V.

Einige Infos über Medias
Veranstaltung "Zuwanderungsgesetz"
Kosovoveranstaltung

Interkulturelle Weihnacht 2005
Zweite Heimat Deutschland - gemeinsame Sprache Deutsch

update : Der Verein hat die zunächst erfolgversprechende Arbeit ca. 2007 eingestellt.

Infos über Medias

Ziel der Vereinsarbeit waren: Stereotypen zurecht rücken

In der Migrationsarbeit bzw. interkulturellen Arbeit bleiben viele Aspekte und Praxisbeispiele auf deutscher sozialarbeiterischer Ebene stecken. Die Partizipation von Migrant/innen ist oftmals nur auf der Ebene der Sprachvermittlung erwünscht, gleichberechtigt sind sie selten, eigene Meinungen sind nicht gefragt.
Partizipieren dürfen Migrant/innen auch an der viel beschworenen kulturellen Vielfalt aber bitte bunt, lecker und exotisch und an den Kriminalstatistiken. In den vielen deutschen Medien finden sich lediglich die Stereotypen von Migrant/innen als Objekte von Wohltätigkeits- und Hilfsorganisationen, als kriminelle Ganoven (Ganovinnen sind eher selten) oder als singende und tanzende Dönerbuden-Betreiber/innen. Selber zu Wort kommen sie nur selten, öffentliche Diskussionen werden von prominenten Vertreterinnen und Vertretern bestritten, Querdenker/innen findet man kaum. Medias e.V. möchte mit seiner interkulturellen Arbeit Migrant/innen in die Lage versetzen, sich als denkende und handelnde Personen authentisch zu Wort zu melden, ihre Meinungen und Befindlichkeiten einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen, die Berichterstattung über Migrant/innen und ihre Herkunftsländer selber in die Hand zu nehmen und öffentliche Stereotypen ein wenig gerade zu rücken.

Der Verein wurde am 13.08.2004 mit 9 Personen aus Nordkurdistan/Türkei, Rumänien, Ungarn, Afghanistan, der Slowakischen Republik, dem Iran, der Tschechischen Republik und Deutschland gegründet haben. Seit dem 07.09.2004 ist Medias e.V. unter der Registernummer VR 2792 des Amtsgerichtes Göttingen eingetragen und von dem Finanzamt Göttingen vorläufig als gemeinnützig anerkannt. Medias hat sich zum Ziel gesetzt, die Medienbeteiligung und Medienpräsenz der MigrantInnen in Göttingen zu entwickeln und zu stärken. Dazu gehört u.a. auch das Projekt einer "MigrantInnen-Zeitung" für Göttingen.
"Ziel des Vereins ist die Förderung der Partizipation medial benachteiligter Personen und Personengruppen an der modernen Mediengesellschaft. Der Verein fördert auch den Bestand und Ausbau partizipatorischer Medien in Göttingen. Die demokratischen Potenziale der neuen und alten Medien sollen für die Interessen medial benachteiligter Personen und Personengruppen genutzt werden. Sowohl Medienzugang als auch Mediennutzung und Befähigung zur Artikulation für benachteiligte Gruppen wie Migrant/innen, Behinderte usw. wird gefördert. (...)
Als ersten Schritt zur Realisierung der oben genannten Ziele wird Medias e.V. ein regionales interkulturelles Magazin von und für Migrant/innen und Einheimische aufbauen. Für die Mitarbeit an dem Magazin sollen medial benachteiligte Personen gezielt geschult werden."

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Veranstaltung Interkulturelle Weihnacht 2005

Der interkulturelle Medienverein Medias e.V. lud ein am 16.12.2005, 18-22 Uhr in den Saal der St.-Michaelis-Gemeinde Göttingen Kurze Strasse 13 und zwar zum "Geburtstagsfest", dem Erscheinen der ersten Nummer von MEDIAS. Gezeigt wurde während der Feier zwei Filme: 1) Karfunkel: Heimliche Weihnacht, BRD 1993, 31 Min.: Nalan, ein türkisches Mädchen, möchte wie die anderen Kinder in ihrer Umgebung Weihnachten feiern. Bei ihren Eltern löst sie mit ihrem Wunsch Entsetzen aus: ihre Religion ist der Islam, Weihnachten ist ein christliches Fest. Aber Nalans Eltern finden eine Lösung, obwohl da noch der stenggläubige Onkel Ishan mit seiner Familie ist. Eine heitere, aber ernst zu nehmende Geschichte um Muslime, Christen und das Weihnachtsfest. 2) Film: Fröhliche Weihnacht, Rachid, Belgien/Frankreich 2000, 15 Min., Regie: Sam Garbarski: Die beiden in Belgien lebenden muslimischen Jungen Rachid und Ibrahim sind fasziniert vom Weihnachtsfest. Alle Straßen sind festlich beleuchtet, die Schaufenster sind voller Geschenke und dann taucht auch noch ein Weihnachtsmann auf. Die beiden Jungen beschließen, ihr eigenes kleines Weihnachtsfest zu feiern. Was soll schon dabei sein - Christen essen ja auch Couscous. Sie organisieren einen Weihnachtsbaum, beschenken sich wechselseitig und gehen am Heiligen Abend in eine christliche Kirche, wo sie sich wie in einer Moschee am Eingang die Schuhe ausziehen.. Der Film bietet sich an zum Einstieg in interkulturelle Trainings. "Fröhliche Weihnachten, Rachid" vermittelt nicht die Unüberbrückbarkeit der Grenzen zwischen moslemischem und christlichem Glauben. Er zeigt auf einfache und humorvolle Weise, welche Wünsche und Vorstellungen beim Aufeinandertreffen verschiedener Kulturhintergründe entstehen können.

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Veranstaltung Zuwanderungsgesetz /
14.4.05

18 Uhr Gemeindesaal St. Michaelis, Kurze Str. 13, Veranstalter: Medias e.V.

Fragen· Lässt sich Integration erzwingen - und was ist Integration überhaupt? · Birgt das neue Gesetz nicht doch auch Chancen für das gemeinsame Leben der verschiedenen Kulturen in diesem Land? · Reicht die Reduzierung des Integrationsbegriffs auf Sprachkurse und Grundwissen in Staatsbürger/innen-Kunde? · Ja, und was ist mit den so genannten Bestandsausländern (noch so ein Unwort?), haben sie jetzt weniger Chancen, als die neu Zugewanderten? · Gesteuerte Zuwanderung zur Arbeitsaufnahme: Betrifft dieser Punkt nur hoch qualifizierte Fachleute? Und was passiert mit den bislang geduldeten Menschen, die jetzt auf einmal ihre Arbeitserlaubnis und ihr Auskommen verlieren und unter die Räder des Asylbewerberleistungsgesetzes kommen?

PodiumsteilnehmerInnen Teilnehmer/innen · Gabriele Erpenbeck, Ausländerbeauftragte Land Niedersachsen · Kai Weber, Geschäftsführer Niedersächsischer Flüchtlingsrat · Rechtsanwalt Dietrich Wollschläger, Braunschweig · Manfred Fraatz, Vertreter der Ausländerbehörde Landkreis Göttingen, angefragt · Tassiv Shimeles, Najiha Abid, interkultureller Verein Internationale Gärten e.V. Göttingen · Maurice Mahrow, Uta Gerweck, Migrationszentrum Göttingen · Vertreter/in Arbeitsgemeinschaft Migrant/innen und Flüchtlinge in Niedersachsen (AMFN), angefragt · Vertreter/in Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, angefragt

Kulturprogramm Ein internationales Buffet sowie ein interkulturelles Begleitprogramm mit dem Kinderorchester der Hölty-Schule Göttingen, Enver Murati mit Live-Musik aus dem Kosovo sowie Maria Klotchkova mit Gedichten und Klavierspiel werden den spannenden kontroversen Abend abrunden. Texte zum Thema auf der homepage: http://www.medias-international.de.

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Veranstaltung Länderabend Kosovo / 18.2.2005

18.00 Seminarraum, Rote Str. 19, Medias e.V., BW ver.di
Wie sieht es eigentlich aus im Kosovo, dem ärmsten Gebiet Europas? Wie ist das Land, wer sind die Menschen, die dort leben? Und wovon überhaupt? Offiziell sind 57% der Bevölkerung arbeitslos, faktisch 80%, Durchschnittseinkommen 200 Euro, Lebenshaltungskosten auf bundesrepublikanischem Niveau. Rund 70% des Einkommens kosovarischer Familien speisen sich aus internationalen Spenden oder finanziellen Zuwendungen von Familienmitgliedern aus westlichen Staaten. Der politische Status ungeklärt, das Parlament ohne Kompetenzen, die Strukturen der Sicherheit, des Bildungswesens, der Gesundheitsvorsorge und der sozialen Wohlfahrt unzureichend – und doch wird weiter abgeschoben und rückgeführt.
Neben einer Ausstellung der Gesellschaft für bedrohte Völker zur Lage im Kosovo sowie kosovarischen Börek-Variationen zum Selbstkostenpreis gibt es folgendes Programm:

Einführung in Geschichte, Land und Leute
Enver Murati, Büküriye Bylykbashi: Musik und Gesang
Dokumentarfilm: „Problemfall Kosovo“, BRD April 2004, Regie: Udo Dreutler
GfbV Bericht über aktuelle Lage
Rechtsanwalt: Situation der Kosovo-Flüchtlinge

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Zweite Heimat Deutschland - gemeinsame Sprache Deutsch 21.1.05,

17 Uhr Saal der St.-Michaelis-Gemeinde
Dr. Pavel Gan, Lektor für Ukrainisch und Russisch an der Georgia-Augusta-Universität Göttingen begann den unterhaltsamen Streifzug durch die Genres mit einer kishonesken Erzählung über kurdische Gebrauchtwagenhändler, Autodiebe in Tschechien und die unterschiedliche Infrastruktur von deutschen und tschechischen Polizeistationen. Der jüngste multikulturelle Nachwuchs präsentierte sich musikalisch - klassisch - europäisch: Antonia Alexiev, 9 Jahre, geboren in Deutschland, Mutter Slowakin, Vater Bulgare, spielte Flöte und Klavier, Marie-Berfin Simon, 8 Jahre, geboren in Deutschland, Mutter Ungarin, Vater Kurde, spielte vier fröhliche Klavierstückchen.
Die 14 Jährige Maria Klotchkowa aus St. Petersburg brillierte mit dem Nocturno von Chopin und selbst verfassten Gedichten - in der Zweitsprache Deutsch. Büküriye Bylykbashi - gefeierte albanische Sängerin aus dem Kosovo - verkörperte eine feurige Mischung aus islamischer Tradition und südslawischer Moderne und begeisterte das Publikum mit ausdrucksstarken Volksliedern aus ihrer alten Heimat.
Yassaman Mohazebb, promovierte Biochemikerin, erste Heimat Iran, gab freundlich, ruhig und ein wenig traurig Antwort auf die häufige gestellte Frage "Woher kommst Du?": "Ich bin die Migrantin, geboren aus der Gruft der vertanen Revolution, ich verlor mein Zuhaus. Meine Seele ist von Trauer erfüllt, ich bin einsam und verwaist. Meine Tränen sind versiegt, meine Augen warten und dürsten nach meinem Zuhaus, Ahnst du jetzt woher ich bin? Dann frage mich nicht mehr länger aus."
In ihrem Gedicht "Unwahrscheinlich" erzählt sie von einem schwarzen Straßenkehrer, den sie in Hamburg getroffen hat, der immer lächelte und immer freundlich blieb. Mit einem letzten irritierenden Satz ließ sie das Publikum zurück: "Hast Du je einen hageren hungrigen weißen Mann gesehen, der im Land der gut versorgten Schwarzen die Straße kehrte, dabei lächelte und freundlich blieb?"
Die lebhafte Opernsängerin Aida Klotchkowa aus St. Petersburg nahm das nachdenkliche Publikum sanft an die Hand und führte sie mit humorvollen Auszügen aus Operetten von Léhár und Kálmán zurück in eine gelöste Heiterkeit.
Chilenische Lieder voller Kampfgeist und Trauer über Folter und Unterdrückung, vorgetragen von dem chilenischen Künstler Mauricio Soto, bildeten den Abschluss des musikalisch-literarischen Teiles des Empfangs. In der Pause sorgten die kulinarischen Kostproben aus Aserbaidschan, Russland und Kurdistan für einen regen Austausch von Rezepten. Das Publikum hatte jetzt auch die Möglichkeit, die Bilderausstellung der Prager Künstlerin Irena Foad genauer zu betrachten, die im Saal der St.-Michaelis-Gemeinde aushing. Bei der anschließenden amerikanischen Versteigerung entbrannte ein fröhlicher Wettstreit um orientalische Tanzschuhe Größe 37, ungarische Gulaschkessel, böhmisches Glas, Göttingenfilme und Plüschtiere und dasBild "Sonnenuntergang" von Irena Foad.

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