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Händelfestspiele 2004 - Oper "Rinaldo"

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Georg Friedrich Händel: "Rinaldo" - szenische Aufführung in italienischer Sprache (von 1711)  in der Inszenierung von Igor Folwill mit internationaler Starbesetzung unter der Leitung von Nicholas McGegan.

Mitwirkende/Besetzung: Rinaldo: Diana Moore, Sopran, Armida: Dominique Labelle, Sopran , Almirena: Cyndia Sieden, Sopran, Goffredo: Cécile van de Sant, Mezzosopran, Eustazio: Christophe Dumaux, Alt, Argante: Andrew Foster-Williams, Bass, Nicholas McGegan, Leitung

Bei den Händelfestspielen ergibt sich die in Göttingen seltene Gelegenheit, MusikerInnen und SängerInnen zu erleben, die weltweit an der Spitze ihrer Kunst stehen. Dadurch können selbst Opernmuffel plötzlich zu überzeugten Fans von Händelopern werden und sogar gegenüber den allzuleicht ins lächerliche Klischee zu ziehenden Trällern ein tieferes Verständnis entwickeln.
Allein schon die Generalprobe von Rinaldo, die ja nicht mit voller Kraft gesungen wird, sondern etliche Stellen werden von den SängerInnen nur "markiert", hatte eine Intensität, die tagelang emotional "nachhallte".

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Bilder © goest / Diana Moore als Rinaldo

Besonders beeindruckte die Engländerin Diana Moore (Sopran, Mezzosopran, Mezzo-Alt, Alt ?) die in der Times bereits wegen einer "genuinen Altstimme" hochgelobt wurde und darauf aufmerksam gemacht wurde, dass man sich diese Sängerin wohl merken müsse. Sie sang  mit einer solchen Leichtigkeit so wunderschön, dass einem der Atem stockte. Und das nicht nur im Stehen, sondern auch im Sitzen und sogar in einer Szene gefesselt am Boden liegend.

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Liebespaar Rinaldo und Almira
Cyndia Sieden (USA) weltweit als Mozart-Interpretin z.B. Königin der Nacht bekannt, tritt an der Wiener Oper, der Bayerischen Staatsoper, der Pariser Opéra de la Bastille, in Brüssel und in der English National Opera auf. 2002 begeisterte sie bei den Händelfestspielen in Göttingen als Morgana in Alcina.
Bild links: Diana Moore als Rinaldo und rechts: Cyndia Sieden als Almirena.
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Ungewöhnliche Waffe in der
Barockzeit: Rinaldo mit MP

Bilder © goest
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Goffredo (sitzend) verspricht Rinaldo seine Tochter Almirena
Die thematische Handlung der Oper war etwas abtörnend, es ging schließlich um die Kreuzritter, die die Moslems abschlachteten. Almirena singt: "Geh, kämpfe mutig auf dem Schlachtfeld, bis Jerusalem jenes unwürdige Joch abschüttelt, denn oft bringt die Fackel der Liebe die kriegerische Glut in der Brust zum Erkalten." Diana Moore in der Rolle des Soldaten-Helden Rinaldo, der die Stadt Jerusalem erobern soll erscheint bei dieser Inszentierung einmal sogar mit Maschinenpistole in der Hand auf der Bühne. Im Falle des Sieges wird Rinaldo Almirena, die Tochter von Goffredo zur Frau versprochen.
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Cécile van de Sant
Bild © goest
Bild links: Cécile van de Sant (Mezzosopran) - als Goffredo, verharrend, während das Publikum begeistert applaudiert.   international renommierte Sängerin mit Ausbildung in Amsterdam und New York, Debut an der bayrischen Staatsoper, Auszeichnungen in Wien und Toulouse, gegenwärtig in Malmö Schweden - bereits 1999 und 2000 bei den Händelfestspielen in Göttingen dabei.

Der Kriegsherr von Jerusalem (Argante) möchte mithilfe der Zauberin Armida den gegnerischen Kriegshelden Rinaldo neutralisieren. Die Zauberin Armida entführt Rinaldos Geliebte Almirena. In der Gefangengenschaft wird Almirena vom feindlichen Kriegsherr Argante begehrt und umworben. Argante bekommt von Almirena (Bild unten rechts) natürlich eine Abfuhr.

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Bild oben: Dominique Labelle (Sopran) als Zauberin Armida und Andrew Foster-Williams (Bass) als Argante. Bild rechts: Argante wirbt um Amirena Cyndia Sieden (Sopran) 
Bilder © goest
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Rinaldo lässt sich nun von einem "christlichen Magier" (Bild unten links) beraten wie er seine Geliebte retten könne. Die Zauberin und ihre Gehilfinnen (Sirenen) versuchen Rinaldo mit Tricks und Verwandlungen davon abzuhalten (Bild unten rechts) und schließlich nimmt die Zauberin Rinaldo gefangen.

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der weiße Magier hilft Rinaldo weiter
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Die Sirenen versuchen Rinaldo abzulenken          Bilder © goest
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Goffredo gibt - wie versprochen - Rinaldo die Hand seiner Tochter Almira
Die Freunde Rinaldos besiegen schließlich die Burg der Zauberin, befreien Rinaldo, der daraufhin das Heer gegen die Moslems in Jerusalem führt und siegt. Natürlich heiratet er dann Almirena. Die besiegte Zauberin der Moslems Armida singt: "Ich nehme Euren Glauben an" na prima!

Igor Folwill (Prof. in Köln) inszenierte bereits die Opern Rodelinda (2000) und Partenope (2001) bei den Festspielen in Göttingen und nun Rinaldo. Jedesmal inszenierte er im Gespann mit dem Bühnenbildner Manfred Kaderk. Irgendwie versuchten die beiden anscheinend einen Bezug zu den Kriegen der jüngeren Geschichte herzustellen. Plötzlich sieht man B 52 Bomber und Panzer in großer Videoprojektion auf der Bühne. Blöderweise war einmal dazu gleichzeitig eine heroische Musik zu hören und die Handlung war gerade darauf angelegt, dass die ZuschauerInnen sich mit dem Helden Rinaldo identifizieren. Also da wurde es einem etwas merkwürdig in der Magengrube. Wollen wir hoffen, Folwill und Kaderk haben es eigentlich kritisch gemeint, mit wertfreier Dramaturgie können sie sich jedenfalls nicht rausreden.

rinaldo_buehnenbild.JPG (9696 Byte)Das Bühnenbild von Kaderk - hier im 3. Akt eine 3 Meter große Kugel auf die Bilder und Filme projieziert werden.

 

Bild © goest

Die Handlung besteht aber Gott sei dank weitgehend aus dem bei Händel üblichen Verwirrspielchen mit Liebe, Zauberei, Täuschung, Gut-Böse-Spiel usw. so dass man dann, wenn man die übersetzten Texte nicht immer auf der Leuchtschrift-Tafel mitliest, die Musik ungehemmt genießen kann. Z.B. "Cobattate qual forti, e a monti estinti, vadan color sossopra ..." hört sich für nicht-italienisch-Verstehende besser an als "Bekämpft jene und zuhauf getötet sollen sie stürzen".

Genug der Worte, eine Oper muß man einfach hören .... es war ...fantastisch!

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Bild © goest
Besonders begeistert wurde Dominique Labelle vom Publikum mit Applaus bedacht. Sie war noch in Erinnerung in der   Titelrolle von Händels Rodelinda (2000) und in der Welterstaufführung von Händels "Gloria" (2001) in Göttingen.

Und wenn die Körpersprache in den Gruppenauftritten nicht täuschte, war sie das Zentrum des Ensembles

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