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des Goettinger Stadtinfo- GOEST Dorothea
Schlözer
(Text
von einer ehemaligen Seite der Geschichtswerkstatt in goest:) Beide Säuglinge waren Mädchen. Uns ist nichts darüber bekannt, ob die Gelehrten an ihnen auch beweisen wollten, dass Frauen wissenschaftlich denken können. Die Wahl dieser Erstgeborenen zeigt aber zumindest, dass das Geschlecht für die Väter kein Hinderungsgrund war. Basedows Tochter Emilie war, genauso wie Dorothea Schlözer, eine äußerst erfolgreiche Schülerin.Dorothea Schlözer bekam beste Privatlehrer, und ein strenger Lehrplan machte es möglich, dass sie bereits mit vier Jahren lesen konnte. Ihr ehrgeiziger Vater schrieb akribisch jeden kleinsten Entwicklungsschritt auf. Neben den traditionell wissenschaftlichen Fächern wie Mathematik, Geschichte etc. lernte die Schülerin neun Sprachen: Französisch, Englisch, Holländisch, Schwedisch, Italienisch, Latein, Spanisch, Hebräisch und Griechisch. Zudem mußte sie die als typisch weiblich geltenden Bereiche wie Zeichnen, Klavier spielen, Gesang, Nähen, Stricken und Kochen lernen. Damals bestand die Angst, dass Frauen die zu gebildet seien, "unweiblich" würden. Eine Grundüberzeugung Schlözers war, dass nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch gelernt werden sollte. So studierte Dorothea Schlözer Bergwerkskunde, indem sie neben der Theorie auch Bergwerke im Harz besichtigte. Eine halbjährige Bildungsreise 1781/82 mit ihrem Vater nach Italien sollte ihr u.a. die römische Kunst näherbringen. Diese Reise erregte im übrigen in den bürgerlichen Kreisen Göttingens großes Aufsehen. Allein die Erziehung wurde argwöhnisch beobachtet, aber die weite, für die Zeit gefährliche Reise sorgte für weiteren Gesprächsstoff. Zum
50jährigen Bestehen der Universität 1787 wurde Dorothea Schlözer
die Doktorinprüfung abgenommen. Die Urkunde nahm ihr Vater für sie entgegen,
da sie als Frau der feierlichen Ernennung nicht beiwohnen durfte. Die Feier, die
in der ehemaligen Universitätsbibliothek in der Prinzenstraße stattfand,
verfolgte sie durch die zerbrochene Scheibe eines Fensters.Eine wissenschaftliche
Karriere war weder beabsichtigt noch möglich. Dorothea Schlözer sah
ihre Zukunft der Zeit gemäß in der Position einer verheirateten Frau.
Ihr Jugendtraum war, einen Kaufmann zu heiraten, dem sie die Korrespondenz führen
wollte. So sah ihr Kompromiß aus, als Frau nicht zu stark aus der Rolle
zu fallen und trotzdem einen Teil ihres Wisssens nutzen zu können. Ihr Vater
hatte gehofft, ihr mit dieser Erziehung eine sogenannte gute Partie zu ermöglichen.
Das gelang, denn 1792 heiratete sie den reichen und angesehenen Kaufmann und Bürgermeister
Matthäus Rhodde aus Lübeck. Seine Korrespondenz aber führte sie
nicht. Stattdessen erzog sie seine drei Kinder aus erster Ehe und bekam noch drei
weitere dazu. 1809 starb Dorothea
Schlözers Vater. Interessanterweise schenkte Dorothea Schlözer ihrem
Neffen am darauffolgenden Weihnachtsfest das "Basedowsche Elementarwerk" - sie,
die von ihrem Vater seit ihrem fünften Lebensjahr als "Antibasedow" bezeichnet
wurde und eine Erziehung genossen hatte, die das Elementarwerk widerlegen sollte.In
dieser Zeit starben auch zwei ihrer Kinder und Charles de Villers. Mit dem dritten
kranken Kind trat sie eine Erholungsreise in den Süden an. Das Kind genas,
Dorothea Schlözer starb auf der Heimreise 1825 in Avignon an einer Lungenentzündung.
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