Informationsdienst Computer&Medien

Archiv   Nr.4 / 1992

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Red.-Hey! *
Red.-RHEIN-MAIN-GEBIET *
INTERFACE II - COMPUTERGESTÜTZTE VISIONEN *
TAGE DES UNABHÄNGIGEN FILMS *
MUSEUM FÜR HOLOGRAFIE *
CeBit '93: DIE SEELE KRITISCHER BESUCHERiNNEN ENTLASTEN *
DEUTSCHE JUGENDPRESSE IM PR-GESCHÄFT *
STELLUNGNAHME EINES DJP-VERTRETERS *
NEUER SIEMENS-CHEF *
INTERNATIONALER RUNDBRIEF DER NICHTKOMMERZIELLEN RADIOS *
"DER SCHWARZE KANAL" *
COMLINK-MAILBOXEN JAHRESTREFFEN *
DATEX-J - GEFAHR FÜR DIE ALTERNATIVEN MAILBOXEN *
MAILBOX FÜR BETRIEBS- UND PERSONALRÄTiNNEN *
COMPUTER STEUERN AIRBUS ABSTÜRZE *
MOBILFUNK-TÜRME NUR VORLÄUFIG GENEHMIGT *
TELEFON: ANRUFER-ERKENNUNGS-SYSTEM *
EUROPA: DATENVERBUND GEGEN ASYLBERWERBERiNNEN *
MILITÄRISCHE EXPERTENSYSTEME *
EXPERTENSYSTEM FÜR "SICHERHEITSKRÄFTE" *
THEMA CYBERSPACE IM FILM: DER RASENMÄHERMANN *
ÜBERREGIONALE LINKE HOCHSCHULZEITUNG "FAUST" *
"JUNGE FREIHEIT" ZEITUNGSPROJEKT DER "NEUEN RECHTEN" *
Kuriositäten *

 

Red.-Hey!

Liebe Leute, die bisher eingegangenen Spendengelder reichen bereits schon (Optimist) bzw. erst (Pessimist) für 2 1/2 Ausgaben, also bis Mitte 1993. Etliche Leute haben 50, 100 und einige sogar 200 DM gespendet, das spornt an! Einige Leute, die den Infodienst seit 2 Jahren beziehen und nix rüberwachsen lassen obwohl sie Knete haben oder sich nicht irgendwie bemerkbar machen, fliegen demnächst aus dem Verteiler - dann reicht das Geld auch eher für insgesamt 4 Ausgaben. Soweit so Hab und Gut!

 

Red.-RADIO

Zwei Artikel - nämlich jeweils einer zum Radiotreffen in Mexiko und einer zum Querfunk-Treffen in Freiburg - sind bis Redaktionsschluß nicht pünktlich eingetroffen, schade! Es war vorgesehen, daß darin Nachträge zu den vielen bereits erschienen Artikeln evtl. verfaßt werden sollten.

 

Red.-RHEIN-MAIN-GEBIET

Wer wohnt im Rhein-Main-Gebiet und hat Interesse an einem Treffen zum lockeren Austausch über Themen des Infodienstes? Es soll kein zusätzlicher Arbeitstermin werden, sondern wie geschrieben ein Austausch z.B. über das, was die Leute so an Themen beizutragen haben - na ja vielleicht kann aus dem einen oder anderen Thema auch mal ein Artikel werden.

Mit einer Adreßdatei wäre es ja einfach, alle Leute rauszusuchen, die in der Gegend wohnen, aber mit dem Infodienstverteiler auf Papier eben nicht. Deshalb meldet Euch mit einem Postkärtchen bei "Infodienst COMPUTER & MEDIEN, Ostlandweg 33, 34 Göttingen" bis

Ende Januar (1993), dann gibt's eine Zeit und einen Ort und Getränke.

 

Veranstaltungen

 

INTERFACE II - COMPUTERGESTÜTZTE VISIONEN

Vom 1. bis 3.Februar findet unter dem Titel "Weltbilder Bildwelten" in Hamburg ein internationales Symposion zum Thema "Computergestützte Visionen in Kunst und Wissenschaft" statt. Es wird veranstaltet vom "Labor Kunst&Wissenschaft" an der Universität Lüneburg in Zusammenarbeit mit der kulturbehörde Hamburg und der Gesellschaft für Informatik.

Interface I hatte Ende 1990 "elektronische Medien und künstlerische Kreativität" zum generellen Thema. Interface II wir speziell die bildkonzeptartigen Denk- und Darstellungsformen ins Auge fassen. Kunst und Wissenschaft hatten in der Neuzeit stark voneinander abweichende AUffassungen von Bildern entwickelt, die kaum noch vergleichbar, geschweige denn vereinbar schienen. Unter dem EIndruck der neuartigen Möglichkeiten des computergestützten Umgangs mit Bildern, ist eine Annäherung und Durchdringung im Gange. Um diese Veränderungen kreisen die Gedanken derjenigen, die Interface II gestalten. Ziel der Veranstaltung ist nicht nur bunte Sinnenfreude, sondern kritische Reflexion der vorgestellten Werkstattberichte, Vorträge und Vorführungen.

Kontakt: Projektbüro Interface II, Uni Lüneburg, Stresemannstr. 6, 2120 Lüneburg, Tel.:0413/714-449, Fax: 04131/714-443

 

TAGE DES UNABHÄNGIGEN FILMS

Die nunmehr achte Veranstaltung unter dem Titel "Tage des unabhängigen Films" findet vom 15-17.Januar 1993 in Osnabrück statt. Im Rahmen einer kelinen Werkschau stellen die Münchner Filmemacher Claus Strigel und Bertram Verhaag ihren neuen FIlm "Fatamorgana" vor. Sie sind bereits Autoren der FIlme: "Spaltprozesse", "Restrisiko" und "Das achte Gebot" das den "Ökomedia-Preis 1991" für die beste journalistische Leistung erhalten hatte. Nachdem im vergangenen Jahr die Medienwerkstatt Freiburg zugegen waren, sind auch diesmla wieder Vertreter des jüngeren Dokumentar- und Spielfilms zu Gast.

Neben historischen Dokumentarfilmen bilden Filme aus und über die sogenannte "3. Welt" (u.a. Ta Dona - Es brennt!" aus Mali) einen weiteren Schwerpunkt.

Kontakt: Tage des unabhängigen Films c/o Film & Medienbüro Niedersachsen, Postfach 1861, 45 Osnabrück, Tel:0541/21658, Fax: 0541/28327

 

 

Institutionen, Organisationen, Personen

 

MUSEUM FÜR HOLOGRAFIE

(c&m) Der genaue Name lautet "Museum für Holographie und neue visuelle Medien". Es wurde 1979 gegründet und wird seit dieser Zeit als private Einrichtung geführt. Das Museum verfügt über eine große Holographie-Sammlung und umfaßt auch andere Formen wie Licht-, Computer und Videokunst. Im Prospekt heißt es, das Museum wolle "einen Ausblick in die Zukunft geben und zeigen, wie Technik und Kreativität harmonisch verbunden werden können." Also ein vom Ansatz her eher unkritisch affirmatives Unternehmen. Aber wer sich mit dem genannten Bereich beschäftigt, kann die Sammlung sowie die ständig wechselnden Ausstellunge von ca. 80 Hologrammen, die aktuellen Holographietechniken sowie Arbeiten der spezialisierten Labors sehen. Es werden Führungen durchs Museum gemacht, es können Ausstellungen gemietet und Hologramme gekauft werden. Allerdings werden schon allein für die Verschickung von (Bestell-)Unterlagen Gebühren plus Versandkosten in Rechnung gestellt.

Kontakt: Museum für Holographie, Pletschmühlenweg 7, W-5024 Pulheim 1 (Von Köln Hauptbahnhof mit Nahverkehrszug Richtung Grevenbroich/Mönchengladbach bis Bahnhof Puhlheim), Öffnungszeiten Freitag 14-20 Uhr, Sa,So,Feiertag 11-18 Uhr. Eintritt 8 DM, SchülerInnen/StudentInnen: 5 DM Tel.:02238/51053

 

CeBit '93: DIE SEELE KRITISCHER BESUCHERiNNEN ENTLASTEN

Auf der Hannoveraner CeBIT-Messe am 24.-31.3.93 führt die Public-Relations (PR)-Agentur Evers im Auftrag der Deutschen Messe-AG/Hannover eine Sonderveranstaltung unter dem Titel "Chancen 2000-Technologie verbindet" durch. In der dafür zur Verfügung gestellten Halle 28 wird an acht Messetagen versucht, der CeBIT einen menschlichen, sozialen Touch zu geben; im Konzept-Papier der Agentur heißt das: "Auflockerung in einem rein technischen Ambiente". "Die Verbindung von Mensch und Technik als Quelle der Freude am Leben und Lernen ist der tiefere Aspekt der Sonderveranstaltung", um die Glaubwürdigkeit zu erhöhen, soll für ein Behindertenheim gespendet werden.

In der Halle 28 werden social-touch-Ausstellungen zu den Themenbereichen Europa, Senioren, Umwelt, Gesundheit, Sprachen, Berufsbilder, Transport und Medien zu sehen sein - u.a. wird auch die Bielefelder BIONIC-Mailbox einen Stand dort haben. Zu den Ausstellungs-Themen finden Podiumsdiskussionen mit "mulitmedialem Opening, Multivisionsschau, Videopräsentationen und Chancen 2000 Quiz" statt. Weiterhin verspricht die PR-Agentur: "Hohen Aufmerksamkeitswert durch Verteilung der Quizkarten im gesamten Messegelände mit Lageplan Halle 28", "mitreißende Moderation - begeisterte Teilnehmer - lawinenartiger Schneeballeffekt", "Dynamische Gestaltung mit hohem Erlebnischarakter in Form einer Game-show". Soweit zum Konzept der PR-Agentur.

Und was soll das alles? Die Ausstellergemeinschaft, vertreten durch die Messe AG und den Ausschuß für Öffentlichkeitsarbeit will den Eindruck erwecken, als mache man sich ernsthaft Gedanken über die sozialen Folgen der IuK-Technik in der Gesellschaft, das entlastet die Seele kritischer MessebesucherInnen. Es handelt sich um ein Feigenblatt und eine social-game-show, die mit modernen Beeinflussungstechniken die Stimmung der MessebesucherInnen in die gewünschte Richtung lenken will - es ist eben nur PR.

 

DEUTSCHE JUGENDPRESSE IM PR-GESCHÄFT

(c&m) Die Deutsche Jugendpresse ist der Zusammenschluß von über 3.500 jugendeigenen Medien, also Redaktionen von SchülerInnenzeitungen, Jugendzeitungen, SchülerInnenradios und Jugend-Video-Magazinen. Die DJP und ihre Landesarbeitsgemeinschaften bieten Service-Leistungen für ihre Mitglieder und organisieren Aktionen und Fortbildungsveranstaltungen. Die DJP ist die Interessensvertretung jugendeigener Medien und setzt sich insbesondere dafür ein, daß die Pressefreiheit auch für Jugendliche gilt. Soweit so gut und unterstützenswürdig.

Im November allerdings hat sich die DJP für einen PR-Feldzug des großen Medienkapitals einspannen lassen. US-Filmproduzent Georg Lucas (Krieg der Sterne, Das Imperium schlägt zurück, Indiana Jones) will eine mehr als 30 teilige Serie ("Die Abenteuer des jungen Indiana Jones") im deutschen Fernsehen unterbringen. In den USA hat die TV-Serie angeblich "bis zu 30 Millionen Zuschauer" (Hamburger Abendblatt 11.7.92). Die zuständige Werbeagentur (Christian Seidel Communications) behauptet, es hätte bislang keinen derart großen Werbefeldzug für eine TV-Serie gegeben. SAT1 hat die Senderechte für die Serie mit zig Millionen eingekauft und hat Ende November mit der Sendung begonnen. SAT1 will noch einen möglichst großen Wirbel um das Projekt machen, mit Jugend-Fanclubs, Inidana-Jones Hüten und T-Shirts. Mit von der Partie ist auch der Großmogul des deutschen Filmverleihs, Leo Kirch.

Und nun läßt sich die DJP doch ausgerechnet für dieses geldstinkende Großunternehmen einspannen. Sie verschickte massenweise ein dickes PR-Paket (u.a. an den Infodienst); und lädt die DIP-Mitglieder zusammen mit SAT1 zur "1. Gesamtdeutschen Schüler-Pressekonferenz am 14.November 1992 um 14.00 Uhr im Hyatt Regency-Hotel in Köln zum Start des bisher größten Fernsehprojektes der Welt, vom Kultregisseur George Lucas...." ein. Das von der DJP verschickte PR-Paket enthält u.a. die Aufforderung, den Beginn der Kitsch- und Klischee-Serie mit einem bundesweiten Schüler-Wettbwerb in den Schulen zu begleiten und Unterrichtseinheiten zu Inidana-Jones zu gestalten. Weiterhin heißt es da: "Bitte machen Sie in ihrer Schule auf den Wettbewerb aufmerksam, indem Sie das beigefügte Plakat aushängen." Das Plakat wurde von der DJP auch gleich mitverschickt.

Es geht bergab mit dem kritischen Journalismus, wenn das schon bei der Jugendpresse läuft!

Kontakt: Informationen über Aktionen, Fortbildungsveranstaltungen, Publikationsangebot (bislang auch noch über andere Themen als die TV-Serie von SAT1) bei Deutsche Jugendpresse, (bisher: Postfach 140163, Wolfstraße 10, 5300 Bonn 14), neu: Perlebergerstr. 31 in 1000 Berlin 21, 030/3962108

 

STELLUNGNAHME EINES DJP-VERTRETERS

Der Artikel "Deutsche Jugendpresse im PR-Gschäft" wurde der DJP in Bonn mit Bitte um Stellungnahme zugeschickt. Daraufhin schickte uns Martin Finkenberger vom DJP folgende Zeilen:

(djp)"Zu der geplanten Anpinkelei in der nächsten Ausgabe eures Infodienstes möchten wir kurz Stellung nehmen".

1. Die DJP hat sich nicht von SAT 1 "einspannen" lassen. Die Filmvorführung in Köln ist eine DJP-Kooperation mit der VGS-Verlagsgesellschaft. Die Serie hat auch nicht "Zigmillionen" gekostet, sondern ca. 24 Millionen, wie einschlägigen Publikationen zu entnehmen ist. Außerdem werden nicht 30, sondern nur 16 Sendungen ausgestrahlt.

2. Wir erleben immer wieder, daß junge nichtkommerzielle Medienmacher von Veranstaltungen ausgeschlossen werden. Die VGS hat sich entschlossen, für Schülerzeitungsredakteure eine Veranstaltung anzubieten und dafür alle anfallenden Kosten zu tragen. Was ist daran verwerflich?

3. Die Filmvorführung ermöglicht uns gleichzeitig die Durchführung der Jugend-Medien-Tage 1992. Dort bestimmen wir Themen und Inhalte. Un dort geben wir 200 SchülerzeitungsmacherInnen die Möglichkeit des Erfahrungsaustausches. Mit einer großzügigen Spende zu Finanzierung durch euren Infodienst hätten wir natürlich auf die Zusammenarbeit mit der VGS verzichten können.

4. Was Solidarität unter politisch ähnlich Denkenden ist, haben wir nicht erst bei der Vorbereitung der Jugendmedientage erfahren können. Die DJP ist stets dann genehm, wenn sie sich vereinnahmen läßt. Wenn wir einen eigenen Weg verfolgen, wird die Zusammenarbeit mit uns verweigert. In den letzten zwei Jahren hat sich gezeigt, daß dies trotzdem der bessere Weg für die DJP ist, eine sinnvolle Arbeit für nichtkommerzielle Medienlandschaft zu leisten.

5. Daß ihr aus all dem schließt, es gehe mit dem kritischen Journalismus bergab, liegt möglicherweise auch daran, daß ihr die DJP-Publikationen nicht lest oder gar nicht zur Kenntnis nehmt: Wir haben im letzten Jahr zwei neue Jugendpressematerialien (Themen: KDV, Rechtsextremismus) herausgegeben, veröffentlichen mindestens viermal im Jahr den "bundesnachrichtendienst" (bnd), veranstalten Seminare zu allen möglichen Themen usw.. Hättet ihr den "bnd" aufmerksam gelesen, wäre euch übrigens auch bekannt, daß wir neuerdings in der Perlebergerstr. 31 in 1000 Berlin 21 (Tel.: 030/3962108) zu erreichen sind.(*)

6. Die aufrechten Mitarbeiter eures Infodienstes fahren sicher nie mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus Mercedes-Benz-Produktion und schauen auch nicht Fernsehen, weil irgendwelche Großkonzerne unter ausbeuterischen Bedingungen die Geräte in der 3. Welt produzieren. Was Gesinnungsethiker in den letzten 20 Jahren bewegt, gar verändert haben, wißt ihr sicher auch besser als wir.

Mit kollegialen Grüßen Martin Finkenberger

*) Lieber Martin Finkenberger, Ihr müßtet Eure Briefbögen ändern, auf Deinem Brief war als Absender die alte Adresse "DJP, Wolfstr. 10, Bonn angegeben" - nix für ungut!

 

NEUER SIEMENS-CHEF

Heinrich von Pierer hat Kaske als obersten Siemens-Chef abgelöst und steuert damit 400.000 Beschäftigte und 80 Milliarden Umsatz an der Spitze mit. Der ehemalige Sportreporter und spätere Jurist und Volkswirt stammt aus Erlangen, wo er auch die CSU im Stadtrat vertreten hat. 1976 hatte er gar für die CSU als Bundestagsabgeordneter kandidiert. Der Vater war Berufsoffizier und als Oberstleutnant in Stalingrad, der Großvater war Generalmajor bei der königlich und kaiserlichen Armee. Über Die KWU-Erlangen machte er 1988 seinen Aufstieg in den Vorstand des AKW-Herstellers, wo er 1989 Vorstandsvorsitzender wurde. Sein Management im Iran-Geschäft hat dann offensichtlich den Ausschlag dafür gegeben, daß man ihm den neuen Posten zutraute. Während der letzten Zeit war er schon an der Siemens-Spitze mit aktiv, der Verbund mit Toshiba und IBM trägt bereits seine Handschrift.

Radios

 

INTERNATIONALER RUNDBRIEF DER NICHTKOMMERZIELLEN RADIOS

Die Nummer 1 des "IKX" (Interkonexiones)-Rundbriefes ist im November 1992 herausgekommen. Der Rundbrief besteht aus 10 Seiten DIN A4, die lose ineinandergelegt sind und von einer Arbeitsgruppe bei Radio Dreyeckland herausgegeben werden. Ziel ist vor allem auch die internationale Vernetzung nichtkommerzieller Radios. Dazu ist der Rundbrief nur eines von mehreren technischen Kommunikationshilfsmitteln. Radio Dreyeckland hängt auch über ComLink am internationalen Mailbox-Netz APC. Auf dem internationalen Radiotreffen in Mexiko neulich erfuhren die Mitarbeiter von Radio Dreyeckland aber Kritik an Interkonexiones; dort wurde Interkonnexiones als ein "eurozentristisches" Projekt bezeichnet. Dazu heißt es in der Interkonnexiones: "Auch wir empfinden es als Widerspruch, erst ab der dritten Projektphase mit Radios aus dem Trikont in direkten Kontakt zu treten. Andererseits können wir nicht von Null aus eine Kooperation mit sämtlichen nichtkommerziellen Radios weltweit aufbauen." Im Frühjahr 1993 soll eine Tagung von IKX stattfinden auf der die Weiterarbeit zur Diskussion gestellt wird. "Außerdem möchten wir euch auffordern, den IKX-Brief als euer Kommunikationsmedium zu nutzen. lArtikel zum Themenbereich internationale berichterstattung oder über eure Radios sind willkommen. Vor allem aber schickt uns Sendebeiträge, die ihr anderen Radiostationen zum Austausch anbieten wollt. Für deren Vorstellung im IKX-Brief brauchen wir folgende schriftliche ANgaben: Titel der Sendung, ProduzentIn, Dauer, Inhaltsangabe, Darstellungsformen (Interview, Bericht, Reportage, Feature etc.)"

Kontakt: IKX-Interkonnesiones, c/o Radio Dreyeckland, Adlerstr. 12, D-78 Freiburg

 

"DER SCHWARZE KANAL"

(telegraph) In der Ostberliner Zeitschrift "telegraph" Nr. 1/2 vom 30.1.92 war ein Interview mit dem Mitglied eines ehemaligen DDR-Piratensenders Reinhardt Schult) abgedruckt. Der "Schwarze Kanal" hatte am 31.10.86 um 22 Uhr auf 99,2 MHz zum erstenmal gesendet. Die Sendung wurde konspirativ im Osten vorbereitet und dann über eine technische Anlage in Westberlin (angeblich im Wedding) gesendet. RS schildert, wie die Flugblätter mit der Ankündigung der ersten Sendung gemacht wurden: "Ja wir haben die Flugblätter, auf denen die Frequenz und die Zeit stand, mit einem Stempelkasten gemacht, den es damals im DDR-Spielwarenhandel gab." Die Flugblätter wurden auf Kneipentoiletten und in Telefonzellen ausgelegt und in Briefkästen gesteckt. Die taz und der SFB berichteten zwei Tage vor Sendung darüber, daß ein unabhängiger Sender in der DDR sein werde. Am Tag der Sendung suchten zig Peilwagen in Ostberlin und in Westberlin nach dem Sender, ohne Erfolg. Danach hingen den Mitgliedern der Radiogruppe umfangreiche Stasi-Observationskommandos rund um die Uhr "an den Hacken". Nachdem etliche Leute sich nicht mehr unbeobachtet bewegen konnten, aber dennoch eine neue Sendung zustande kam, ging die DDR-Stasi dazu über, mit einem Störsender den Empfang des Schwarzen Kanals zu verhindern, RS: "Es war dann eigentlich ziemlich klar, daß man nicht gegen diese starken Störsender ankommt, daß sie es schaffen, ausßerhalb eines Umkreises von einem Kilometer um den Sender alles wegzustören.(...) Deshalb ist dann auch der Sender von unserer Seite beendet worden." Danach überlegte man, evtl. direkt aus dem Ostteil zu senden, aber 1987 kam das Angebot von Radio 100, Sendungen auszustrahlen, die im Ostteil produziert worden sind. Das passierte dann auch mit der Sendung "Glasnost", woraufhin der Stasi auch auf dieser Frequenz Störversuche unternahm. Allerdings führte das zu massiven Protesten von Seiten der West-Regierung und der Post(West). Inzwischen ist Radio 100 von einem Dudelfunksender abgelöst worden und DT 64 wird langsam stranguliert. Deshalb stellen die Gesprächspartner im Interview fest, daß heute wieder unabhängige Sender wichtig wären.

Material: Die vier Sendungen des Ostberliner Piratensenders "Der Schwarze Kanal" von 1986 sind auf zwei Kassetten für 25 DM erhältlich.

Kontakt: Redaktion "telegraph", Schliemannstr. 22, O-1058 Berlin

 

Mailboxen

 

COMLINK-MAILBOXEN JAHRESTREFFEN

(c&m/comlink) Mitte Oktober trafen sich in Nürnberg die MailboxerInnen von ComLink (CL). Anwesend waren rund 70 Systembetreiber, Mitglieder und Interessenten aus dem gesamten Bundesgebiet, Italien, den Niederlanden und England. Es gab Referate zu Geschichte und Organisation des /CL-Netzes, Trends und Perspektiven, sowie Arbeitsgruppen zu Mailboxfinanzierung, /CL-Koordination, /APC, Ziele und Finanzierung, Gateways und Netze.

Für den Trägerverein des CL-Netzes (Kommunikation und Neue Medien e.V., München) wurden auf der gleichzeitig stattfindenden Mitgliederversammlung in den Vorstand gewählt: Gabriele Hooffacker, München, Jörg Krinke, Nürnberg (/CL-Koordinator - J.KRINKE@LINK-NJD), Peter Lokk, München/Nürnberg (Kasse und Geschäftsführung), Schriftführer: Claus Herwig, München, Systembetreuer und presserechtlich Verantwortlicher: "padeluun" BIONIC/Bielefeld.

Die Diskussion um die Anbindung von ComLink an das internationale APC-Netz hatte in der letzten Zeit zu vielen Streits geführt, weil mit der APC-Anbindung Kosten anfallen, bei denen zunächst niemand wußte, wer das zahlen soll. Konsequenz daraus war der Versuch, verbindlichere, "ordentlicheere" Strukturen ins Mailboxnetz einzuführen. Gegen den Weg in die Professionalisierung protestierten etliche, die glaubten, daß damit der alternative Charakter des Netzes verloren gehen könnte.

Was diesen Streit angeht, so haben sich nun jene durchgesetzt, die eine Professionalisierung im Zusammenhang mit der APC-Anbindung anstreben. U.a. wurde der Beschluß gefaßt: "Die Mitgliederversammlung hält APC für ein förderungswürdiges Angebot. Ein sinnvoller Ausbau des APC-Bezugs ist zu fördern". Konkret heißt das, daß die CL-Systeme zukünftig verstärkt in das internationale Netz APC integriert werden. Wenn alles klappt können dann z.B. Informationen zum Ortstarif abgerufen werden, die vor aus ganz Europa und den USA aber auch allen anderen Teilen der Welt über das internationale Netz ins Comlink übertragen werden können und umgekehrt werden die "Bretter" des Comlink international im APC angeboten. (Es wird in APC ein APC-Sysop-internes Brett (STAFF) eingerichtet, in dem sich die APC-Systeme der anderen Länder Brettlisten des CL ansehen und ggf. bestellen können). Z.B. besteht in England an den ANTIFA-Brettern aus Deutschland z.Zt. ein grosses Interesse.

Für die APC-Anbindung wurde von Udo Schacht-Wiegand ein Betrag von 5000 DM monatlich kalkuliert. Diese Summe teilt sich auf in 1000 DM für Telefon-Übertragungskosten, 800 DM Bürokosten, 450 DM APC-Beitrag und 1750 DM für Udo Schacht-Wiegand, der sich anbot, als (Teilzeit-) Angestellter des Comlink die APC-Anbindung zu betreuen. Entschieden wird dies bis Ende 1992/Anfang 1993.

Um dieses Geld aufzubringen, so wurde diskutiert, sollen die CL-Boxen zwischen 10 und 100 DM pro Box, pro Monat aufbringen.

Für die schrittweise Intensivierung der APC-Einbindung wurde auf der Herbsttagung des ComLink eine Arbeitsgruppe gebildet, der u.a. Udo Schacht Wiegand (Hannover) und paddeluun (Bielefeld) sowie Viv Kendon von GreenNet (London) angehören.

Quelle: ComLink-Brett /CL/USERFORUM/VORSCHLÄGE, 12.10.92

 

DATEX-J - GEFAHR FÜR DIE ALTERNATIVEN MAILBOXEN

(c&m) Über der Entwicklung der alternativen Mailbox-Netze schwebt ein Damokles-Schwert: die Telekom plant die Einführung des Datex-J-Netzes. Dieses Netz erlaubt billige Datenfernübertragung und es erlaubt wie bei BTX den Aufbau von sogenannten "Mehrwertdiensten". Wenn nun ein kapitalkräftiger Mailboxbetreiber in dieses Netz einsteigt, könnte er zu einem gefährlichen Konkurrenten für die billigen, alternativen Mailboxen werden. Wenn ein solcher kommerzieller Mailboxbetreiber z.B. die Mailbox-Software kostenlos verbreitet und Dumpingpreise für die Datenübertragung während der Einstiegsphase anbietet, könnte er die Computer-Freak-Kunden der bisherigen Mailboxen abziehen und damit die Mailboxen von Comlink und Z-Netz kaputtmachen.

Die Frage ist, was wird dann mit den innerhalb von Comlink aufgebauten Strukturen passieren? Gehen die irgenwann ins Datex-J über, werden verkauft? Wenn ja, dann hätten die alternativen Mailboxen lediglich die Funktion gehabt, den Markt über die "Alternativschiene" zu öffnen und für den Einstieg der großen kommerziellen Projekte vorzubereiten.

Die (Zerberus/ComLink/...) Mailboxen haben sich aber inzwischen zu einem Bestandteil der alternativen Medienszene entwickelt und deshalb sollte auf alle Fälle verhindert werden, daß diese alternativen Mailbox-Markt-Potentiale irgendwann in die Hände kommerzieller Betreiber gelangen, die dann die politische Zensur im Netz einführen. Deshalb sollten alle Bestrebungen der MailboxerInnen unterstützt werden, das Netz für politische Verwendungen auszubauen, mit politischen Inhalten zu füllen und demokratische Entscheidungs- wie auch Besitzstrukturen einzuführen und zu erhalten.

 

MAILBOX FÜR BETRIEBS- UND PERSONALRÄTiNNEN

(c&m/ci) Die Zeitschrift "Computer - Information für Betriebs- und Personalräte", die vom Bundverlag (DGB) herausgegeben wird, bietet seit Oktober 1992 Kurzfassungen der wichtigsten Artikel, monatlich aktualisierte Gesamtregister und manchmal auch Volltext, z.B. Betriebs- und Dienstvereinbarungen, an. Wenn auch die pauschale Übernahme von solchen Betriebs- oder Dienstvereinbarungen verhindert werden sollte, ist es doch eine Hilfe für BRs/PRs, wenn sie auf diesem Weg eine erste Information und Hilfestellung erhalten. Allerdings ist die Mailbox nur über einen zentralen Rechner zu erreichen, den man über Tel. Nr. 05723/81130 anwählen kann. Sinnvoll wäre es allemal, zwecks Verbilligung die Texte im ComLink anzubieten. Außerdem wäre es wünschenswert, wenn die verschiedenen Beratungsstellen gemeinsam mit anderen gewerkschaftlich/betrieblich Engagierten das Thema Betrieb, Arbeit, Gewerkschaft als gemeinsames Thema z.B. in ComLink anbieten würden. Im FIDO-Netz ist kürzlich ein Brett unter dem Titel "Gewerkschaft.Ger" eingerichtet worden.

Quelle: CI Nr. 11/92, S.2

Kontakt: CI-Redaktionsbüro, Wolfgang Fricke, Feldstr. 16, 2351 Kleinkummerfeld, Tel.: 04393/2826,

Computer/Gefährdungspotentiale

 

COMPUTER STEUERN AIRBUS ABSTÜRZE

(c&m) Als erstes stürzte einer der 35 Mio. Dollar teuren Airbus-320-Flugzeuge in Bangalore/Indien ab, ohne daß die Unfallursache geklärt wurde. Die Hersteller versuchten, die Dritte-Welt-Piloten als Piloten "dritter Klasse" abzustempeln. Im Juni 1988 stürzte dann ein nagelneuer Airbus A-320 über dem Wald von Habsheim/Elsaß ab. Der Schriftsteller und Journalist Jürgen Roth hatte später untersucht und aufgezeigt, wie die Aufklärung der Unfallursache systematisch verhindert wurde: ZDF-Sendung "Der Absturz, 26.6.90, 19.25 Uhr. In dieser Sendung hatte der Untersuchungsrichter Sengelin das Verschwinden des Flugschreibers und die Pressionen gegen seine Person öffentlich kritisiert und zum Ausdruck gebracht, daß er der festen Überzeugung ist, die Untersuchung der Unfallursache sei manipuliert worden. Die Airbus-Industrie hat ein offensichtliches Interesse daran zu verhindern, daß dem Flugzeugtyp technische Mängel nachgewiesen werden. Dagegen haben die Pilotengewerkschaft, die unabhängige Pilotenvereinigung "cockpit" und die Unfallpiloten auf technische Fehler des Airbus hingewiesen: von plötzlichem Leistungsabfall bei den Turbinen und Problemen mit dem Höhenmesser war die Rede.

Als nächstes brachte der Absturz des Airbus 320 am 20.1.92 vor Straßburg 87 Menschen den Tod und nährte wiederum Zweifel an der technischen Unfehlbarkeit des hochcomputerisierten Flugzeuges, die inzwischen auch schon wieder aus dem "öffentlichen Bewußsein" verdrängt wurden. Theoretisch, so heißt es, könne ein Airbus computer-, funk- und radargesteuert ohne einen Piloten im Cockpit starten, fliegen und landen - sogar bei Nebel. Es wird auch propagiert, daß der Airbus "von einem Schimpansen geflogen werden könne". Auch der bayrische Wirtschaftsminister demonstrierte nach dem Absturz PR-wirksam in einem Airbus-Flugsimulator während der Reise-Messe eine perfekte (simulierte) Landung.

Das Training der Airbus-Piloten auf dem Flugsimulator scheinen eine Vernachlässigung der harten Wirklichkeit im späteren Realflug zu fördern. Die Realität des Fliegens erscheint im Cockpit des Airbus 320 als Simulation. Die gesamte Wahrnehmungsleistung der Piloten muß sich gegenüber den früheren Cockpits verändern. Während bei herkömmlichen Maschinen die Schubstärke an der Stellung der Gashebel erkennbar war, fehlt diese Orientierung beim Airbus, da der "Atari-Flieger" mit einem "joy-stick" geflogen wird. Wenn der Computer automatisch die Schubkraft verändert, bleiben die Gashebel unverändert stehen. Oft treten auch Zweifel auf, ob die Angaben auf den Bildschirmen stimmen, die harte Realität hinter den flüchtigen elektronischen Zeichen wird (oft zu recht) angezweifelt. Die Wahrheit wird oft erst erkannt, wenn die harte Wirklichkeit die Wand der elektronischen Schein- und Schatten-Realität mit Tod und Verletzungen durchbricht.

Beim Airbus-Absturz handelte es sich vermutlich um Navigationsfehler des Distance Measuring Systems DMS - wie in zwei Fällen beim Landeanflug auf Mülheim und Straßburg bereits vor dem Airbus-Absturz im Januar festgestellt wurde (lt. Fluglotsengewerkschaft in Frankreich). Das Meßsystem, das den Abstand zum Boden anzeigt, kann keine rechtzeitige Warnungen geben, wenn plötzlich steil aufsteigende Hindernisse wie z.B. Berge auftauchen. Da die Sicht durch Nebel stark behindert war, konnte auch keine Sichtkontrolle helfen. Der Airbus prallte auf einen Berg vor Straßburg.

Teilweise werden die Entscheidungen des Airbus-Computers über jene des Piloten gestellt. Wenn z.B. das Hochreißen eines Airbus notwendig wird, weil die Kollision mit einem anderen Flugzeug droht, dann prüft der Computer diesen Steuerungsbefehl auf Plausibilität und lehnt ihn ab, weil er nicht plausibel ist (durch Überlastung der Konstruktion würde dabei die Lebensdauer des Flugzeuges herabgesetzt). Da Computer nicht für alle auftretenden Störfälle programmierbar sind, bleibt die Steuerungsfähigkeit durch den Menschen ist ein wichtiger Sicherheitsfaktor, der nicht noch weiter ausgeschaltet werden darf. Dennoch wird u.a. dafür plädiert, die Computer auch für die Steuerung in außergewöhnlichen Situationen zu programmieren und den "Störfaktor Mensch" ganz auszuschalten.

Die Technisierung wird stets mit dem berühmten "Restrisiko" behaftet bleiben; plötzlich fällt irgendwo der Strom aus oder eine Kuh steht auf der Landebahn (das kommt tatsächlich vor!).

 

MOBILFUNK-TÜRME NUR VORLÄUFIG GENEHMIGT

Die niedersächsischen Bauaufsichtsbehörden dürfen Sendetürme der neuen Mobilfunknetze D1 und D2 künftig nur noch unter Vorbehalt eines Widerrufs genehmigen. Das soll sicherstellen, daß die Sendeanlagen nachträglich mit Auflagen belegt oder ihr Betrieb ganz untersagt werden kann, wenn neuere Erkenntnisse auf noch nicht bekannte Gefahren hinweisen sollten. (Quelle: Reuter, abgedruckt z.B. in der Süddeutschen Zeitung vom 2.11.92)

 

Medien

Datenschutz, Überwachung, Kontrolle

 

TELEFON: ANRUFER-ERKENNUNGS-SYSTEM

(gjs) Bei ISDN-Anschlüssen kann man sich auf einem kleinen Display die Telefon-Nummer desjenigen anzeigen lassen, der gerade anruft, und zwar schon bevor man den Hörer abgehoben hat. Das erscheint manchen auf den ersten Blick als harmlose Sache, ist es aber nicht!

Rufnummernanzeigen sind personenbezogene Daten

Die Anzeige der Nummer liefert Informationen über den Aufenthaltsort der Anrufenden. Wer ein cd-rom-Telefonbuch benutzt kann per Eingabe der Nummer den dazugehörigen Namen mit der Adresse heruasfinden. Der Ort ist bei Angabe der Vorwahl auch allein mit dem Vorwahlverzeichnis herauszufinden. Falls man nicht abheben will, kann man später die angezeigte Nummer anwählen und dadurch herausfinden, wer angerufen hat.

In ISDN-Nebenstellenanlagen ist es noch einfacher, da bekannt ist, in welchem Büro, an welchem Arbeitsplatz der entsprechende Apparat steht. Die Zuordnung einer Rufnummer zu einer konkreten Person, nachzusehen im Telefonverzeichnis, macht die Rufnummer zur Identifikationsnummer. Der Anruf von einem anderen Apparat als dem eigenen, kann zur Frage führen "Was macht dieser Mensch eigentlich in dem Büro von dem aus er angerufen hat?"

Angenommen der Anschluß-Inhaber sitzt gerade nicht an seinem Arbeitsplatz wegen Krankheit, Urlaub, Mittagspause oder Dienstgang: wenn sich während dieser Zeit jemand an diesem Platz oder in der Nähe aufhält, kann dieser jemand bei einem Anruf die Telefonnummer dessen sehen, der gerade anruft. Falls dies ein externer, evtl. privater Anruf ist, weiß der Anrufer oder die Anruferin nicht einmal, daß jemand Drittes diese Information erhalten hat. Unter Umständen kann sich so ein Dritter durch Notieren und späteres Anrufen dieser Nummer darüber informieren, wer angerufen hat.

Automatische Ausleseverfahren

"Aha, der Chef ruft an - da heb ich gar nicht ab!" Sorum ginge es ja, aber es wird eher andersrum laufen: "Ach da rufen wieder die Leute aus dem Büro mit der kaputten Klimaanlage an - ich bin nicht da Fräulein Müller". Krimineller wirds, wenn eingehende Kundenanrufe mithilfe eines PCs bereits über das Identifikationsmerkmal "Telefon-Nummer" bewertet werden. Also wenn jemand aus einem verrufenen Stadtteil anruft und eine Wohnung haben will, hebt nie jemand den Hörer ab. Da wird die Rufnummernanzeige zum Instrument der sozialen Selektion im Alltagsgeschäft. Bei Behörden kriegt man dann vielleicht auch keine Verbindung mehr, wenn man gerade ein Beschwerdeverfahren laufen hat. Der Witz dabei ist, daß man nicht einmal genau weiß warum nicht abgehoben wird, es sei denn man würde darüber informiert, daß die Rufnummer angezeigt wird.

Wahlfreiheit bei der Rufnummernanzeige

Deshalb sollte verhindert werden, daß ohne Wissen und gegen den Willen des Anrufenden dessen Telefonnummer angezeigt wird. Lösung: Es ist technisch möglich, daß der Anrufende per Knopfdruck eine Anzeige seiner Rufnummer auf dem Display des Angerufenen verhindert. Die Post läßt jedoch nur die Wahl zwischen "Permanente Rufnummernanzeige" oder "Gar keine Rufnummernanzeige" (Telekommunikationsordnung TKO, § 109 Abs. 2). "Immerhin hat sich die Post inzwischen offenbar bequemt, den Knopf, mit dem die Nummer des Anrufers beim Angerufenen unterdrückt wird, zu versprechen: Das Ausland hat ihn auch." (1) In Frankreich ist die Wahlfreiheit bei der Rufnummernanzeige vorgesehen, "in den USA, z.B. in Kalifornien, gesetzlich vorgeschrieben und im Euro-ISDN-Standard ab 1992 auch technisch vorgesehen." und selbst die Industrie hat die Übernahme einer einheitliche europäische Lösung durch die Bundesrepublik befürwortet (2).

Auch bei der Einführung von ISDN-Nebenstellanlagen sollte deshalb gefordert werden, daß die Endgeräte mit einem Knopf zum Ausschalten der Rufnummernanzeige ausgestattet sind. Der Angerufene kann dann immer noch vom Anrufer verlangen, daß er sich nach der Nennung seines Namens am Telefon durch Knopfdruck und Rufnummernanzeige zusätzlich identifiziert. (hand-shake-Verfahren).

Rufnummernanzeige und Identifikationssysteme

Bei Einführung von Identitätskarten kann statt der Rufnummer auch der Name des Anrufenden angezeigt werden. D.h. die Teilnehmer stecken ihre Magnet- oder Chipkarte in den Leseschlitz eines Fernsprechers oder eines anderen Netzgerätes (Fax, BTX, PC) und in jedem Fall wird dem Angerufenen mitgeteilt, wer ihn anruft (bzw. wer Datenübertragung vornehmen will), egal, von welchem Apparat aus dies passiert. Evtl. kann in speziellen Fällen auch noch der Zugang zum Netz von der Eingabe einer Geheimnummer abhängig gemacht werden.(3)

Solche Entwicklungen werden u.a. damit begründet, daß ein flexibler Einsatz an verschiedenen Arbeitsplätzen stattfinden kann ohne die personenbezogenen Zugriffsberechtigungen verändern zu müssen, denn denn die Zugriffsberechtigungen sind dann nicht an den jeweiligen Netz-Abschluß (Telefonsteckdose, Fax, etc.) sondern an die Person gebunden. D.h. aber auch, daß genau festgelegt werden kann, was der jeweilige Besitzer einer Ident-Karte alles im Netz machen darf und was er nicht machen darf und zwar egal von welchem Anschluß innerhalb des Netzes aus. Das wäre quasi ein Zugangskontrollsystem im Telefonnetz

Anmerkungen: 1) Hanno Kühnert, Kein Knopf fürs Bürgerrecht, in: DIE ZEIT, 2.11.90, 2) Institut für Informations- und Kommunikationsökologie IKÖ, in einem Rundschreiben mit "Hintergrundsmaterial", S.5, ohne Jahresangabe, 3) Zu Sicherheitsfragen vgl. in diesem Zusammenhang Pordesch, Mißbrauch von ISDN-Anlagen erkennen, in: (Zeitschrift) DuD 11/90, S. 559

Vergl. auch Hammer, Pordesch, Roßnagel, Rechtmäßige Gestaltung von ISDN-Nebenstellenanlagen, Tagungsband der GI-Jahrestagung 1989, sie verweisen auf das sogenannte "Tonbandurteil",

 

EUROPA: DATENVERBUND GEGEN ASYLBERWERBERiNNEN

Unter dem Begriff "Schengen" wird der Vertrag zwischen mehreren europäischen Staaten bezüglich einer Harmonisierung von Asylrecht, Datenschutz, polizeilicher Zusammenarbeit und allgemeiner Innenpolitik verstanden. "Schengen" steht für restriktive Asyl-Politik, die Schaffung europäischer Polizeistrukturen und entsprechender Datensammlungen bzw. Informationssysteme

Schengen gegen Flüchtlinge

1985 wurde im luxemburgischen Moselstädtchen Schengen von den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Frankreich und BRD ein Regierungsabkommen unterzeichnet, das die Urform des Schengener Vertrages darstellt. Im Juni 1990 wurde dieser Vertrag endgültig von den Regierungen unterzeichnet, wobei die nationalen Parlamente in keiner Weise am Vertragsentwurf beteiligt wurden. Mit dem Hinweis auf "grenzüberschreitende Kriminalität" z.B. im Drogenhandel werden Maßnahmen gefordert, die den Wegfall der Personenkontrolle an europäischen Binnengrenzen kompensieren sollen. Diese Forderung ist insofern irreführend, als die Festnahmen im grenzüberschreitenden Drogenhandel außerordentlich gering sind. Trotzdem versucht man damit die Vorbereitungen für eine europäische Polizei zu rechtfertigten, die ohne demokratische Kontrolle, jenseits von Parlamenten und öffentlicher Diskussion stattfinden.

Informationssystem gegen AsylbewerberInnen

Eines der wesentlichen Regelungsbereiche, auf die es das Schengener Abkommen abgesehen hat, ist die Behandlung von Flüchtlingen aus sogenannten "Drittländern", womit übrigens die neue Menschenkategrorie "Drittausländer" geschaffen wird. Während durch den europäischen Binnenmarkt am 1.1.1993 die völlige Freizügigkeit für Angehörige der EG-Staaten bezüglich des Aufenthalts- und Niederlassungsrechtes hergestellt werden soll, werden die Hürden für "Drittausländer" höher gezogen. In Zukuft wird es das sogenannte one-chance-only-Prinzip geben, d.h., wer einmal abgelehnt ist, braucht es gar nicht erst in eiem anderen Land zu probieren, da die Ablehnung einer Asylbewerbung in Spanien auch Gültigkeit in Frankreich und der Bundesrepublik zum Beispiel hat. Dänmmark zum Beispiel hat eine entsprechende Flüchtlingskonvention der EG, die jenes Prinzip ebenfalls enthält, offensichtlich aus humanen Gründen nicht unterschrieben. Mit der Ausweitung des Schengen-Vertragsgebietes wird eine Einwanderung bzw. die Beantragung von Asyl in den europäischen Staaten beträchtlich erschwert. Zunächst einmal wird die Zahl der visumpflichtigen Länder auf über 90 erhöht (in der EG sind es gegenwärtig ca. 59 visumpflichtige Länder). Dann erfolgt eine erhebliche Verschärfung dadurch, daß die Flüchtlinge vor einem Betreten des Territoriums eines Schengen-Staates ein Visum benötigen, dieses Visum aber erst beantragen können, wenn sie die Grenze des Schengen-Vertragsgebietes erreicht haben. So sind die BRD-Grenzbehörden zwar per Grundgesetz zur Aufnahme von politisch Verfolgten verpflichtet, aber es wird alles getan, um die Leute vom Erreichen der Grenze abzuhalten. So ist im Schengen-Vertrag eine Bestimmung enthalten, nach der Transportunternehmen (Flugzeug, Bahn, Schiffe, Busse etc.) verboten ist, Personen ohne Visum bis zu den Schengen-Grenzen zu befördern. Damit wird die Visumkontrolle über die Privatunternehmen der Transportbranche ins Ausland vorverlagert. Nur noch Leute, die über erhebliche finanzielle Mittel für die Zahlung entsprechender Schmiergelder verfügen, kann es dann noch gelingen, Transportmöglichkeiten aufzutun, die ihm das Erreichen der Grenzen ermöglichen, denn bei Verbotsübertretungen drohen den Transportunternehmen empfindliche Sanktionen.

Um diese ganzen Maßnahmen in der Praxis auch durchsetzen zu können, ist ein vertragsweites Informationssystem, das die Daten über EinwanderInnen und AsylbewerberInnen zentral speichert und zum Abruf an sämtlichen dezentralen europäischen Stellen bereithält. So kann ein heute abgelehnter Asylbewerber am nächsten Tag schon nicht mehr einen Asylantrag in einem anderen Vertragsland stellen - ein Blick in den Computer und die Drittausländerdatei genügen, um festzustellen, ob bereits in einem anderen EG-(Schengenvertrags-)Land der Asylantrag abgelehnt wurde.

Kontakte: Deutsche Vereinigung für Datenschutz (DVD), Zeitschrift CILIP, Mitglieder der Fachgruppe Datenschutz im IKÖ, Mitglieder der Fachgruppe Europa im FIFF (Dagmar Boedicker, München)

Ausländische Gruppe: Stichting Waakzaamheid Personsregistratie (SWP)

Cyberspace, KI, Expertensysteme

 

MILITÄRISCHE EXPERTENSYSTEME

Es gibt deutliche Hinweise darauf, daß es sich bei Expertensystemen (Abkürzung: XPS) um eine Technik handelt, deren Entwicklung von vorneherein auf zwei Anwendungsfelder hin konzipiert ist: nämlich den militärischen wie den zivilen Bereich. Solche "dual-use"-Strategien dienen der Finanzierbarkeit, da die Herstellerfirmen einen Teil der Entwicklungskosten durch die zivile Vermarktung wieder herein bekommen. Die gleichzeitige Entwicklung von Expertensystem-Anwendungen für die Wirtschaft erleichtert darüberhinaus die Legitimation von Forschungsförderung militärischer high-tech-Entwicklungen gegenüber einer kritischen Öffentlichkeit.

Im militärischen Bereich sind die Expertensysteme fester Bestandteil des C3 I-Konzeptes, dreimal C: Command, Communication, Controll und einmal I: Intelligence, womit Computernetze und intelligente Programme gemeint sind.

Im folgenden einige Beispiele der militärischen Anwendung von Expertensystemen

AALPS der US-Armee: Logistikfragen bei der Optimierung der Ladung von Geräten und Lasten in Flugzeugen

AIRPLAN: Planung von Start- und Landevorgängen auf Flugzeugträgern (Firma CMU)

KNOBS/SNZKA: Durchführung von taktischen Lufgefechten zur Bekämpfung feindlicher Flugobjekte (1400 Frames/ Mitre Corp. Bedford)

STAMMER: Identifizierung unbekannter Objekte (Kriegsschiffe), (Naval Ocean Center, San Diego/ca. 170 Regeln)

SU/X: Identifizierung und Verfolgung beweglicher Objekte durch Auswertung von Sonogrammen

Militärische Tools = Werkzeuge/Teile von Expertensystemen:

BLOBS: Luftverteidigung

ROSS: Simulation von Luftgefechten

 

EXPERTENSYSTEM FÜR "SICHERHEITSKRÄFTE"

(gjs) Bei den olympischen Winterspielen in Albertville wurde für die Bewältigung der Sicherheitslogistik ein Expertensystem eingesetzt, das eigens für diesen Anlaß entwickelt worden ist, aber natürlich auch auf verwandte Sicherheitsprobleme angewandt werden kann. Das gesamte olympische Gelände, das heißt, die Landschaftsstruktur von insgesamt 1800 Quadratkilometern Fläche wurde in einem Rechnersystem, das aus 7 UNIX-Rechnern bestand abgebildet. Das ausfallgeschützte Rechnersystem arbeitet mit 3 Telekommunikationsnetzen, wovon eines von der französischen Armee zur Verfügung gestellt wurde. Dieses XPS mit dem Namen "RAMSES" speicherte in der "Wissensbasis" sämtliche sicherheitslogistische Daten, wie die Infrastruktur im Bereich Rettungswesen und Krankenversorgung. Ebenso enthielt dei Wissensbasis auch Angaben über verfügbare Fachleute zu allen denkbaren sicherheitsrelevanten Problemen. Im Falle einer Bombenexplosion auf einem Bahnhof wäre damit sofort die Lösung vieler polizeilichen und rettungstechnischen Logistikprobleme unterstützt worden.

 

THEMA CYBERSPACE IM FILM: DER RASENMÄHERMANN

Zuerst dreht ein Affe bei einem Cyberspace-Versuch durch und erschießt einen Wachmann. Der dafür verantwortliche Forscher bekommt Probleme mit seinen Arbeitgebern, dann folgen Probleme mit seiner Freundin. Der Cyberspace-Forscher beschäftigt sich dennoch weiterhin - auch zuhause - nur mit seiner Arbeit, selbst seine Entspannung sucht er im Cyberspace. Angeschlossen an Apparaten murmelt er die Befehle "Fliegen...Schweben....Fallen" bis die Freundin kommt, den Stecker rauszieht und echot "Fliegen, Schweben, Fallen, was denn noch - vielleicht demnächst auch Ficken?"

Die Frau, die ein gemeinsames Leben in der Wirklichkeit wünscht, will einen Ausflug in die Stadt machen. Nach einem kurzen Streit folgt die Trennung - Das Drehbuch sah keine weitere Erwähnung der Frau vor, Bahn frei für das Cyberspace-Thema.

Der Cyberspace-Forscher glaubt, daß mit seinem interaktiven Cyberspace, kombiniert mit Medikamenten, neue Gehirnleistungen aktiviert werden können, was auf niedriger Stufe z.B. Intelligenzsteigerung bedeuten könne. Nachdem der "intelligent gewordener" Schimpanse durchgedreht war und die Fördergelder des Verteidigungsministeriums gestrichen wurden, will er es nun ohne Rüstungsgelder mit seinen privaten Mitteln weiterversuchen. Einen jungen Mann, den alle für debil halten und der sein Brot mit Rasenmähen verdient - eben der Rasenmähermann - sucht er als neue Versuchsperson aus und lockt ihn zum Cyberspace-Spielen in sein Haus. Später injiziert er ihm Neuro-Pharmaka und setzt Programme mit neurologisch stimulierender Wirkung ein. Der Rasenmähermann verwandelt sich in den folgenden Wochen schrittweise: er zieht sich anders an, spricht anders und wird zum Liebhaber einer reichen jungen Frau. Dann gehts aber weiter und er kann plötzlich Gedanken von andern wahrnehmen, kann Psychokinese und Telepathie betreiben.

Im Film wird das folgendermaßen erklärt: Cyberspace und Neuro-Stimulationen legen verschüttet gegangene Fähigkeiten des Menschen aus mystischen Zeiten wieder frei, die geistige Welt hat die Macht alles aufzulösen, wir dringen über die high-tech-Welt in ein zukünftiges Schamanentum ein. Daß eine Rückwirkung auf zerebrale Vorgänge existiert, ist ja einleuchtend, aber daß daraus die Fähigkeit entstehen kann, die erste Realität selbst zum Cyberspace zu machen ist ziemlich absurd. Der Rasenmähermann jedoch kann reale Menschen in cyberspace-Figuren umwandeln und auflösen. Die Körper verwandelt er dann in einen Haufen hüpfender Kugeln, der Kugelhaufen fliegt auseinander und der Mensch ist aufgelöst.

Schließlich löst der Rasenmähermann sich selbst auf, sein Geist verläßt über die Cyberspace-Gerätschaften den Körper, der erschlafft zurückbleibt und schlüpft in den Supercomputer (Phantasien bzgl. einer Übertragung der Persönlichkeit in den Computer, wurden übrigens auch von Prof. Moravec auf dem Cultec-Kongress in NRW vor ernsthaften WissenschaftlerInnen geäußert und gaben Anlaß für einen chicen Presserummel). Von diesem Computer aus will er mit seinem Geist in alle Netze der Welt und dann wieder in die unterschiedlichen Rechnerzentren eindringen. Der Forscher will das verhindern indem er die Datenleitungen software-mäßig von seinem Heimterminal aus sperrt und danach das ganze Forschungszentrum in die Luft sprengt, aber der Rasenmähermann findet dennoch einen Daten-Ausgang. Als Zeichen dafür, daß er es geschafft hat, steuert er die Telefon-Vermittlungscomputer so, daß überall zur gleichen Zeit die Telefonapparate der ganzen Welt klingeln.

Die theoretischen Fehlinterpretationen des Films haben folgende Ursache: die filmischen Abbildungen realer Menschen sind mit digitaler Bildverarbeitung genauso manipulierbar wie die computeranimierten Bilder selbst, sodaß im Film tatsächlich kein Unterschied mehr besteht zwischen Cyberspace- und Filmrealität. Wenn in einem Medium zur Darstellung künstlicher Realitäten, nämlich dem Film, der Unterschied zwischen erster Realität und Cyberspace thematisiert wird, bewegt sich beides im Kontinuum künstlicher Realität, dies wurde nicht reflektiert, sondern als Chance für Effekthaschereien benutzt, dies ist dem Film vorzuwerfen. (

 

Printmedien

 

ÜBERREGIONALE LINKE HOCHSCHULZEITUNG "FAUST"

Die Berliner Zeitung "FAUST" "ist ein Projekt von StudentInnen, die sich im Wintersemester 88/89 während der Proteste zusammengeschlossen haben." "Ziel ist es, einen bundeseiten Diskussionszusammenhang zwischen Studierenden, aber nicht nur Studierenden herszustellen." (cit. FAUST)

Die Ausgaben 1/92 (Februar) und 2/92 (Juni) berichten u.a. über die halbherzige Rehabilitierung des Bloch-Schülers Jürgen Teller durch die Leitung der Uni Leipzig anläßlich dessen Antrittsvorlesung, über "Studieren mit Kind", "Was war der SDS", Bernd Rabehl - eine deutsche Karriere, vom Apo-Aktivisten zum Apo-Logeten der enuen Weltordnung", StudentInnen in Asien", "Lumumba-Universität in Moskau", Jugoslawien", "Südafrika". Die Redaktion übernimmt Artikel von lokalen Universitätszeitungen, z.B. von "Unaufgefordert - Studentenzeitung der Berliner Humboldt-Uni" einen Artikel über Stasibewältigung, vom "unabhängigen Studentenblatt in Dresden - ad rem" ein Artikel über Personalentscheidungen, von der Würzburger Studi-Zeitung "waz" einen Bericht über die Beleidungsklage gegen deren Redaktion. Ansonsten finden sich noch Meldungen aus Mannheim, Freiburg und Hamburg. Herausgeber ist der Gretchenverlag gbr in Berlin, dezentrale Redaktionen gibt es inzwischen in Hannover Düsseldorf, Freiburg und Augsburg.

Kontakt: FAUST, Marchstr. 6, 1 Berlin 10, 030/461 4330, das Jahresabo umfaßt 5Ausgaben und kostet 5 DM.

 

"JUNGE FREIHEIT" ZEITUNGSPROJEKT DER "NEUEN RECHTEN"

Während in den offiziellen Eröffnungsreden der Frankfurter Buchmesse mehr oder weniger deutlich gegen Rechtsradikalismus und Fremdenhaß Stellung genommen wurde, fanden sich unter den AusstellerInnen einige Blüten genau jener Szene. Aufgefallen ist die Zeitung "Junge Freiheit", eine Monatszeitung mit Postfach in Freiburg. Bei dieser Zeitung zieht sich das "Völkische", der "Sozialdarwinismus", das Hierarchie-, Elite-, Auslese- und Kampfdenken durch alle Artikel. Allerdings oft nur beim zweiten Hinsehen erkennbar. Sozusagen faschistisches Eltitedenken und Fremdenhaß für den modernen Menschen.

Da werden keine Themen ausgelassen, § 218, Gentechnik,... und es bestehen keine Berührungsängste. Vielmehr zitieren sie Sozialdemokraten um die Akzeptanz des von ihnen vertretenen "Volksqualitäts-Denkens" deutlich zu machen. Zwischendrin werden auch noch aristokratische Elemente eingestreut, manchmal absurd, manchmal dumm aber überwiegend raffiniert bis intelligent. Insgesamt ist das Ding aufgemacht, als wolle es sich in der Gestaltung an der taz orientieren.

Wer glaubt, Nazis allein durch eine Charakterisierung als unmoderne Ewig-Gestrige markieren zu können, kann an diesem Beispiel erkennen, daß dies leicht fehlschlagen kann. Vielmehr wird mit einer modernen PR-Strategie gearbeitet; es werden inhaltliche Anzeigen in der FAZ in Richtung Konservatismus geschaltet, und in der Strategiediskussion wird u.a. Bezug genommen auf Gramsci und dessen Begriff der "kulturellen Hegemonie". Sozusagen "die Nazi-Zeitung für den modernen Menschen mit Sinn für den Zeitgeist"?

 

Kuriositäten

CNN IM SUPERMARKT

(-kri) Eine zusätzliche Nervenbelastung für KassiererInnen in Supermärkten hat sich der US-Defizitkanal CNN ausgedacht: In Atlanta (USA) bietet der Nachrichtensender ein spezielles Programm für KundInnen, die an der Kasse Schlange stehen müssen (lt. Zeitschrift "infosat"). Ob eine Dauerpenetration des im Akkord schuftenden Kassenpersonals unter das Verbot subliminaler (die Schwelle bewußter Wahrnehmung unterschreitender) Werbung in der Fernsehrichtlinie der EG fallen würde, sollte es hier auch versucht werden, konnte bislang nicht ermittelt werden.

 

SATELLITEN-EHE

Geheimdienstler, Waffenfabrikant, Ginseng-Produzent, Kommunistenjäger und Sektenführer Moon hat eine neue Methode für Massenhochzeiten entdeckt: er hat lt. verschiedener Berichte vor etlichen Wochen ca. 10.000 Paaren per Satellit seinen Sekten-Segen (der Kommunismus ist der Teufel, die Sektenmitglieder müssen unter Einsatz ihres Lebens gegen den Teufel kämpfen) zur Trauung gegeben.

 

MILITARY-PR

Die Bundeswehr hat 450.000 DM für Werbespots in RTL-Plus und Pro7 ausgegeben, um für die jährlich 20.000 Zeitsoldatenstellen zu werben. In einem Interview dazu sagte einer der Verantwortlichen, daß bei der Herstellung der Werbespots der Gedanke mitgespielt habe, die Leute sollten bei dem Begriff "Tornado" eher an die aufregenden, militärästhetischen Szenen im Film "Top Gun" denken und nicht mehr an "Tieflug"

 

 

COMPUTER KÖNNEN NICHT TANZEN

Am Rande einer Veranstaltung über Expertensysteme führte ich ein Pausengepräch mit einem bekannten Buchautor, das - wie die Eröffnungsbemerkung zeigt - zunächst nicht ganz ernst gemeint war. Dann entwickelte sich jedoch ein kurzer Dialog, von dem ich kurz darauf ein Gedächtnisprotokoll angefertigt habe. Pausengespräch und Gedächtnisprotokoll erlauben es nicht, den Namen des Herrn Professor zu nennen, nennen wir ihn einfach Prof. (Es ist kein Witz, das Gespräch hat wirklich so stattgefunden)

C&M: Aber Herr Prof., kein Roboter kann seinen großen Fußzeh so toll bewegen wie ich meinen! Computer können z.B. auch nicht anmutig tanzen!

Prof: Geben Sie mir eine Milliarde Mark, definieren Sie mir genau, was Sie anmutig finden und ich werde Ihnen eine Disko liefern in der sich alle Roboter so bewegen, wie Sie es als anmutig empfinden.

C&M: Aber das tolle ist doch, daß jede/r auf die gleiche Musik ganz unterschiedlich tanzt.

Prof: Ja, ja, das geht aber auch, die Situation ist völlig nachbildbar.

C&M: Ja nachbildbar, da ahmen Sie doch nur nach, aber was heute schön ist, kann morgen out sein und die gleichen Menschen tanzen immer noch toll, während Ihre Roboter vielleicht auf hip-hop, rap, oder techno ausgelegt sind, was dann völlig out ist - dann wäre die Milliarde in den Sand gesetzt. Wenn man diese Kunstwesen z.B. aus der Disko rausnähme oder die Musik wechselte, dann gibt es Brüche und es wird klar, was das für armselige Blechkisten sind.

Prof: Alles eine Frage der Programmierung!

C&M: Aber die unterschiedlichen Tanzweisen ergeben sich doch aufgrund einer Körper-Geist-Einheit, die biologische Sensorik, die Wahrnehmungsstrukutrierung aufgrund psychischer Faktoren, aufgrund unterschiedlicher Sozialisation etc. das alles ergibt doch erst die Identität eines Menschen, die als steuerende Instanz des Menschen seine Bewegung zur Musik beeinflußt. Wenn diese Faktoren komplett nachgebildet würden, dann wäre das ja gar kein Roboter sondern ein wirklicher Mensch, also ein Roboter kann nur wie ein Mensch sein, wenn er ein Mensch ist. Er hätte Gefühle, Bauch und Hirn.

Prof: Na ja den vollständigen Androiden wirds wohl nicht geben, das glauben selbst die härtesten KI-Fanatiker nicht.

C&M: Aber Moravec betrachtet doch die KI/Roboter als unsere Nachfolger wie unsere leiblichen Kinder, da steckt doch so ein Quatsch dahinter.

Prof: Ach wissen Sie, die wollen doch alle nur Fördermittel für ihre Projekte haben und da tut so ein bißchen Rummel schon ganz gut, diese Sprüche sind doch Marketing, die Öffentlichkeitswirkung dient wirklich nur der Projektmittelbeschaffung

C&M: Hat der Moravec eigentlich selbst richtige Kinder und ab und zu etwas mit denen zu tun?

Prof: Hat er, hat er, da ist er ganz bestimmt anderes, zuhause verhalten sich diese Leute ja ganz anders als sie wissenschaftlich reden.