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aut - "Aktionsfront Unersättlicher Tagediebinnen"

Die Gruppe "Soziales Zentrum" hat sich nach der inhaltlichen Umorientierung ihrer Arbeit und der Auflösung des Büros mit einer Veranstaltung zum Thema "Zeit" zurückgemeldet. Nebenbei war zu erfahren, dass die Gruppe sich für einen neuen Namen entschieden hat "Aktionsfront Unersättlicher Tagediebinnen" (aut)

Seit 2.2.09 Webseite http://www.aut-goe.de/ mit den Sparten: Göttingen, Sozialpolitik, Widerstand, Antirepressiva, Internationales, Diskussion, Klatsch & Tratsch, Archiv

 

Ausstellung "Majority-Report" Februar-März 2008
Beitrag zu den Anti-Repressionstagen

Im Theaterkeller ist eine Themenwand zu den Antirepressionstagen 22.02. bis 09.03.08 gestaltet worden. Diese "Ausstellung" ist schwer zugänglich, da die Texttafeln und auch die Schrift darauf viel zu klein sind. Wenn Tische und Stühle vor der Wand besetzt sind kommt man nur schwer heran um die Sachen zu lesen. Um als Ausstellung wirken zu können, müsste die Präsentation schon etwas nutzerInnen-freundlicher gestaltet sein.
Die inhaltlichen Aussagen auf die die Ausstellung zielt kommen in einem Begleittext zum Ausdruck, der auch in der Göttinger Drucksache Nr. 599 abgedruckt war. Da heisst es z.B. zur Zielrichtung neuer Sicherheitskonzepte sehr kompliziert ausgedrückt: "dass deren Kontrolle, in einem selbstgeleiteten Prozess der Selbstinwertsetzung, die Individuen selbst zum Regulator ihrer systemkonformen Inklusion machen soll." Wegen solcher Sätze haben wir versucht den gesamten Text in den zentralen Aussagen verständlich zusammenzufassen.

  • Die übliche Beschäftigung mit dem Thema Repression betrachtet nur das Gegenüber von Polizei, Justiz und politischer Unterdrückung. Repression findet inzwischen aber in allen Bereichen der Gesellschaft statt.
  • Die Totale Überwachung soll soviel Daten wie möglich auf Vorrat speichern, denn wenn etwas gesucht wird, können alle Daten durchforstet werden. Man weiß ja nicht vorher was später mal alles passieren kann.
  • Sicherheit wird von denen definiert, die ihre Interessen schützen wollen - Was bedrohlich ist, was bedroht wird und was schützenswert ist und wann genug geschützt ist - das ist folglich Definitionssache und hängt ab davon in wessen Interesse definiert wird.
  • Alles läuft über Wert und Geld. Wer sich diesem System verweigert wird ausgeschlossen. In den Städten bedeutet das Verarmung in den Entwicklungsländern kann es den Tod bedeuten. Ziel aller Repression ist es sicherzustellen, dass die Menschen sich in dieses System integrieren.
  • Sicherheitsvorsorge unter dem Schlagwort "Prävention" geht so weit, dass sie versucht, alles mögliche derart zu steuern, dass jede Gefährung der "Sicherheit" bereits im Keim erstickt wird.
  • Nicht allein wer die sogenannte "Sicherheit" verletzt sondern alles was eventuell zu einem Risiko werden könnte wird kontrolliert, beobachtet und eingegrenzt.
  • "Es wird angenommen, dass es sein könnte, dass ein Verhalten, eine Verhaltenskonstellation, eine soziale Situation etc. in einer zu erwartenden, aber nicht genau zu terminierenden und zu fassenden Zukunft als ein Ereignis eintreten könnte, das für die gesellschaftlichen Machtverhältnisse negativ sein könnte. Es müssen daher schon heute für diesen Fall Maßnahmen ergriffen werden, die alle möglichen Gefahren für die gesellschaftliche Stabilität minimieren. (...) Risikodiskurse tendieren daher unweigerlich dahin, dass sie das gesamte soziale und individuelle Leben unter Kontrolle stellen, weil irgendwo und irgendwann schließlich immer etwas passieren kann."

 

Veranstaltung: Dienstag, 25. September 2007
Zeitstörungen - Multimediale

ZeitStörungen. Zeit der Unterwerfung, Zeit der Revolte -
Eine multimediale Reise durch die Zeit mit den ZeitverschwenderInnen.

Die multimediale Präsentation bestand aus einer Collage von Filmausschnitten, Fotos, Bildern, Grafiken, Musik kombiniert mit kommentierenden Texten, die abwechselnden von Mitgliedern der Gruppe aut verlesen wurden.


lesende "Tagediebinnen" bei der Veranstaltung

im T-Keller am 25.9.07

Die Präsentation war technisch wie inhaltlich von beeindruckender Qualität. Der historische Abriss der Entwicklung von "Zeit" , "Zeitmessungen" und Herrschaft über die Zeit war sehr detailliert und stringent. Selbst Besonderheiten wie die Feueruhr wurden bildlich und textlich erläutert (Metallstückchen sind mit Schnüren in gleichmäßigen Abständen an einem Holzstab aufgehängt, wenn der Holzstab langsam abbrennt brennen die Schnüre durch und die Metallstückchen fallen auf ein darunter liegendes Gong-Blech, so dass ein akustisches Signal über die vergehende Zeit entsteht).

Manchmal wurde es dann doch etwas zu kompliziert ... aber augenzwinkernd präsentiert .. so wie die Einheiten der Casium-Atomuhr die mit einer Veranschaulichung von Mäusen eine besonders große Zahl verdeutlichen sollte.

In der Abbildung links die Komplexität der pysikalischen Meßgrößen* die allerdings nicht genau erläutert wurden.

* (physikalisch ... und nicht wie im Ankündigungstext - der physiologischen)

Die überwältigenden Schwierigkeiten des Themas, die in dessen Komplexität und Vielschichtigkeit liegen wurden beim Übergang des historischen Abrisses in die Moderne sichtbar. Hier wurden dann nur noch Sequenzen und Einzelbereiche des Problems vereinzelt angesprochen ohne dass die klare Linie deutlich blieb. In der Konzeption war diese Linie: "Zeitstrukturierung als Herrschaft darstellen".

Während der erste Abschnitt über frühhistorische Entwicklung der Zeit zu detailliert war, war der Abschnitt über die Moderne nicht ausführlich genug, obwohl viele Einzelbereiche angesprochen wurden: Flexibilisierung, Internalisierung und Ausweitung der Zeitherrschaft ins Private, Übertragung vorgegebener Formen der Zeitökonomie auf KonsumentInnen bis hin zur Übernahme von Arbeit (elektronische Selbstbedienung) oder Crowd Sourcing zum unbezahlten Anzapfen der Kreativität von Kunden.

Die Modewelle "Entdeckung der Langsamkeit" wurde leider lediglich als eine Kommerzialisierungsgeschichte im Wellness-Sektor dargestellt. Man hätte sich hier gewünscht, die Ansatzpunkte für eine "Zerstörung der Zeit" kennenzulernen. Stattdessen gab es einen großen Sprung und als Lösung wurde "Sabotage" als die Lösung präsentiert , als Widerstandsform die das Getriebe der Zeitmaschine stoppt. Dabei darf man natürlich nachfragen, wie SaboteurInnen sich z.B. zeitlich koordinieren, denn als Ressümee blieb der Eindruck hängen, dass die "Zeitmessung an sich" schlecht sei, was auch schon durch die Terminierung der Veranstaltung auf 20 Uhr und die zeitlich durchgeplante Präsentation widerlegt wurde. Der Unterschied zwischen fremdbestimmter und selbstbestimmter zeitlicher Koordinierung hätte eine deutlichere Erwähnung verdient gehabt. Man denke nur an die Abwaschpläne in WGs ! Und die Entdeckung der Langsamkeit angereichert mit einer Analyse klassenspezifischer Privilegien zum Genuss ebensolcher Langsamkeit würden nicht unbedingt einer Kommerzialisierung sondern vielleicht auch dem Ziel einer kreativen Aneignung von Zeit dienen.

Unterhaltsam war die Präsentation allemal - wenn z.B. die Aufwach-Szene aus dem Film "Und ewig grußt das Murmeltier" ca. 10 mal wiederholt wird und schließlich in der Zerstörung des Weckers endet. In diesem Film wacht der jemand jeden morgen auf und stellt fest, dass es der selbe Tag ist und sich alles wiederholt, egal was er anstellt, bis er alles auswendig kennt - dies hätte auch einen guten Anknüpfungspunkt gegeben der aber ausgelassen wurde, denn die Zeit in diesem Film läuft erst weiter, als der Held der Geschichte aufhört zu lügen, anfängt zu lieben und authentisch zu sein statt Spielchen zu spielen. Gut hineingepasst hätte übrigens eine Filmszene von Jan Luc Godard in der jemand mit der Pistole am Kopf vor dem Spiegel steht, aber bevor er abdrückt es sich anders überlegt und dann den Wecker erschiesst.

Im Ankündigungstext hieß es : "Immer ausgefeilter werden die Methoden der Zeitökonomie, und mit ihnen verschwindet die Lebenszeit als ein genussvoller Akt. (...) Nicht ein mehr an Planung der Zeit, sondern die Zerstörung der Zeit ist die Perspektive einer befreiten Gesellschaft." "Lebenszeit als genussvoller Akt - davon hätte man gerne auch noch mehr erfahren" aber die Präsentation war über weite Strecken auch schon ein Genuß und keinesfalls vertane Zeit .

Am Anfang gab es auch noch einen "Werbeblock" in dem in den Kampf gegen das Repressionsmonster die Aufforderung zum Kauf von T-Shirts eingebaut war - selbstverständlich zum guten Zweck im Buchladen Rote Straße - so wie die ganze Veranstaltung ja im Rahmen der Geburtstagsreihe für den Buchladen stattfand

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Veranstaltungsreihe im Buchladen und Theaterkeller November 2006 - Januar 2007
Autonome ArbeiterInnenkämpfe

"...... Jenseits der klassischen Institutionen – Gewerkschaften und Parteien – bildeten und bilden sich in diesen Kämpfen autonome Strukturen und Organisierungen heraus. Viele dieser Kämpfe scheiterten oder wurden zerschlagen. Und doch entstehen immer wieder Kämpfe in denen sich autonome Strukturen entwickeln, die sich nicht institutionell kontrollieren lassen.
In der Veranstaltungsreihe wollen wir uns mit den autonomen Ansätzen von Klassenpolitik und revolutionärer Politik in Europa von 1945 bis heute auseinandersetzen und die Frage diskutieren, wie wir uns, mit dem Wissen und der Erfahrung der vergangenen Kämpfe, in die neuen und kommenden Kämpfe einbringen können. Die Spannbreite reicht dabei von den ersten autonomen Ansätzen revolutionärer Politik in Europa, der Gruppe "Socialisme ou Barbarie" in Frankreich, über die Autonomia und den Operaismus in Italien, über migrantische Selbstorganisation und migrantische Kämpfe, bis hin zu aktuellen Kämpfen wie dem Streik bei Gate Gourmet in Düsseldorf."

Mittwoch, 8. November 2006:
Migration und Klassenkämpfe im Veneto
Veranstaltung mit Devi Sacchetto
20 Uhr, Buchladen Rote Straße, Nikolaikirchhof 7.
Von der Bauernarbeiterin zur metropolitanen ArbeiterIn zur migrantischen Arbeit. Über internationale Klassenzusammensetzung und Selbstorganisation von MigrantInnen im Veneto und weltweit.
Veranstaltung mit Devi Sacchetto. Devi Sacchetto ist aktiv im Tavolo migrante und war Mitherausgeber der Zeitschrift atreragioni. Er forscht, in Zusammenarbeit mit der Uni Genua insbesondere zum Verhältnis von Auslagerung und Migration.

Donnerstag, 16. November 2006:
Diese Veranstaltung findet nicht wie auf dem Flyer angekündigt am 14. November sondern am Donnerstag, den 16. November statt
Ultimi Fuochi – Die letzten Feuer
Film zur Autonomia in Porto Marghera, Venetien, 20 Uhr, Theaterkeller.
Militante der Gruppe Potere Operaio (Arbeitermacht) aus Porto Marghera (Chemieindustriekomplex bei Venedig) erzählen von den Kämpfen in den 60er und 70er Jahren. Sie berichten von der Situation in der Fabrik, von den Fabrikkämpfen und den Kämpfen im sozialen Terrain. Sie reflektieren aber auch kritisch die Niederlagen und Fehler der Autonomia und des Operaismus und insbesondere von Potere Operaio.

Mittwoch, 6. Dezember 2006:
Arbeitserfahrung und revolutionäre Politik – Das Projekt der Gruppe Socialisme ou Barbarie
Veranstaltung mit Andrea Gabler, 20 Uhr, Buchladen Rote Straße, Nikolaikirchhof 7.
Die französischen Gruppe "Socialisme ou Barbarie" (Sozialismus oder Barbarei) waren die ersten, die einen nichtstalinistischen revolutionären Theorie- und Praxisansatz nach 1945 entwickelten. Mit dem Konzept der "temoignages" – Erfahrungsberichten aus dem Arbeitsalltag – entwickelten sie einen Ansatz, der ausgehend von den Erfahrungen der ArbeiterInnen im unmittelbaren Produktionsprozess das Problem der Veränderung der Gesellschaft thematisierte.
Veranstaltung mit Andrea Gabler. Andrea Gabler befasst sich seit Jahren mit der Gruppe "Socialisme ou Barbarie".

Donnerstag, 14. Dezember 2006:
Der Streik bei Gate Gourmet
Veranstaltung mit Christian Frings, Theaterkeller.
Im April 2006, nach 6 Monaten, ist der Streik bei Gate Gourmet am Düsseldorfer Flughafen beendet worden. Über den Kampfverlauf und die Selbstorganisation, über die UnterstützerInnen, aber auch über die Widerstände gegen den Streik, über das, was blieb und über das, was wir daraus lernen können, berichtet Christian Frings, der selbst in der UnterstützerInnengruppe aktiv war und ist.

Vorverlegt auf Dienstag den 23. Januar 2007
Mittwoch, 24. Januar 2007:
ArbeiterInnenkampf und soziales Terrain – Das Beispiel Porto Marghera / Veneto
Veranstaltung mit der Wildcat, 20 Uhr, Buchladen Rote Straße, Nikolaikirchhof 7.
Ausgehend vom Ausbruch der ArbeiterInnenwut im ‚Heißen Herbst’ 1969 soll die Frage "Was ist ArbeiterInnenkampf?" und die Ausbreitung der Kämpfe auf das soziale Terrain, aber auch das Scheitern der Kämpfe vor der repressiven Zerschlagung durch den italienischen Staat thematisiert werden. Viele der Fragen, an denen die Bewegung in Porto Marghera am Ende stand, beschäftigen uns heute noch (z.B. politischer Lohn/Lohn für Hausarbeit/Existenzgeld). In der Veranstaltung wollen wir über die Aktualität der Fragestellung und unsere heutigen Antwortversuche mit MitarbeiterInnen des Redaktionskollektivs der Gruppe Wildcat diskutieren.

 


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